Hallo Patrick
Ohne Zweifel sprachlich schön und originell. Doch gehe ich ins Detail, habe ich in der Deutung mehr Probleme als bei Celan und Kling
Vor allem der Sprünge wegen, hauptsächlich in S1:
- sind es die Tage, die tänzeln (wo sie doch verstreichen)?
- oder ist es ein Widerspruch zwischen tänzeln ('du') und dann wieder gebettet sein (im Nacken der Sehnsucht, wobei ich diese Metapher wunderbar finde)?
Die Verbindung zu S2 ist mir auch nicht 100% klar. Vertraut wäre im Kontext die Sehnsucht selbst, die ja auch ihre eigene Sprache spricht (in der Brust, den Gedanken usw.).
Dann wäre S3 nicht wirklich notwendig, der direkte Übergang zu S4 sogar schöner:die stumme Sprache / Mund der Sehnsucht wird zur Narbe - oder vielleicht gerade nicht (eine Wunde also), denn Narbe beinhaltet Heilung (eine Narbe reisst wieder auf; doch wenn sie sich nicht schliesst, ist es keine Narbe), wobei es doch sicher ums Gegenteil geht: den Schmerz der Sehnsucht zu akzeptieren und gewissermaßen zu atmen, genießen ...
Ich hoffe, ich werde auch von dir nicht missverstanden. Deutungsschwere Gedichte haben ihren besonderen Reiz, gerade für die Analyse und Diskussion zwischen Autor und Leser, dabei öffnen sich stets verschiedene Perspektiven, manchmal auch mit inhaltlichen Widersprüchen.
In diesem konstruktiven Sinne,
LG
Tula