Hey Hera!
Ich mag die Schilderung der Baumszenerie! Die "Moral von der Geschicht" finde ich persönlich jedoch nicht so gelungen.
Ich lese es zumindest so, dass Du mit dem Aspekt der krummbuckligen Schönheit, die der Baum uns lehrt, den Sprung von der Objektästhetik in den Bereich des Sozialen unternimmst. Sprich: Du willst (so vermute ich) mit dem Sinnbild vom krummen aber dennoch (oder gerade deshalb) schönen Baum, keine Theorie der Gartengestaltung bilden, sondern eine Parabel wider Jugendwahn, menschliche Überoptimierung und Diskriminierung optisch benachteiligter Mitmenschen schildern.
irgendwie ist aber ein (schöner!) knorzeliger, alter Baum der Sphäre des menschlichen Mit- oder Gegeneinanders doch recht stark entrückt, wie ich finde. Als "Lehrmeister" in Sachen Mitmenschlichkeit scheint mir ein Baum daher nur bedingt tauglich zu sein. Das sieht man meines Erachtens daran, dass vermutlich die wenigsten Menschen beim Anblick eines uralten Baumes mit all seinen Wind-Wetter-Zeit-bedingten Irregularitäten nach einem gärtnerischen Faconschnitt schreien oder gleich eine Neuanpflanzung fordern würden, sondern durchaus in oberflächlicher Ergriffenheit dastehn, um dann ein paar nichtssagende Selfies mit coolem Baum im Hintergrund anzufertigen. Einige dieser Mitmenschen würden vermutlich Deinem Gedicht sogar heftig nickend zustimmen, um gleich an der nächsten Ecke die Nase über einen "ungepflegten" Obdachlosen zu rümpfen. Solche unreflektierten Hohlköpfe wären nun im übertragenen Sinne durchaus als (innerlich) "ungerade" gewachsen anzusehen - sind sie dennoch "schön"? Vermutlich ja. Vermutlich sollte ich die "Hohlköpfe" zurücknehmen. Mea culpa.
Aber der Baumvergleich überzeugt mich dennoch nicht so richtig....
LG!
S.