Ohne Titel

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Trist

Mitglied
Der Mond, er blickt hinab, durch ausgedorrte Kiefern,
ganz leis - fast klagend - singt ein Bächlein durch den Wald.
Die Stille, sie kann stumm Gedankenbilder liefern;
wir zwei im selben Boot, kein Sturm, kein Hinterhalt.

Allein mit dir, stets auf der siebten Woge,
dein Herz ganz nah an meinem - Schlag im selben Takt.
Die Zeit mit dir, sie war wie eine Droge,
als sie dann nicht mehr da war, fühlte ich mich nackt.

Denn irgendwann kam eine seichte Stelle,
wir zwei warfen den Anker, ich trug dich an Land.
Verschlungen von der ersten großen Welle
verloren wir uns zwischen all den Menschen dort am Strand.

Wenn ich um uns zu halten mit dem Leben zahlen müsste,
ertrüge ich auch diesen letzten Gnadenstoß.
Mit jeden Tag, an dem dich herzenstief ein andrer küsste,
bricht eh für mich auf Erden schon die Hölle los.

Die Stille, sie kann stumm Gedankenbilder liefern,
ganz leis, fast klagend singt ein Bächlein durch den Wald.
Der Mond, er blickt hinab, durch ausgedorrte Kiefern,
wir zwei im Boot - am Strand verloren wir den Halt ...


Überarbeitung


Strand des Lebens

Der Mond, er blickt hinab, durch ausgedorrte Kiefern,
ganz leis - fast klagend - singt ein Bächlein durch den Wald.
Die Stille, sie kann stumm Gedankenbilder liefern;
wir zwei im selben Boot, kein Sturm, kein Hinterhalt.

Allein mit dir, stets auf der siebten Woge,
dein Herz ganz nah an meinem - Schlag im selben Takt.
Die Zeit mit dir, sie war wie eine Droge,
denn als der Rausch vorbei war, fühlte ich mich nackt.

Wir wollten einmal raus, kurz raus, aus der vertrauten Zelle,
den Anker fest im Boden, unter den Füßen Sand.
Verschlungen von der ersten großen Welle,
verloren wir uns zwischen all den Menschen dort am Strand.

Die Stille, sie kann stumm Gedankenbilder liefern,
ganz leis - fast klagend - singt ein Bächlein durch den Wald.
Der Mond, er blickt hinab, durch ausgedorrte Kiefern,
ich sitz allein auf festem Grund, und suche dennoch Halt ...
 
Zuletzt bearbeitet:

Tula

Mitglied
Hallo Trist
S1 und S2 gefallen mir und eigentlich bräuchte das Gedicht dann eine dritte, die ebenfalls über ein Stimmungsbild die Sache abschließt. Die letzte Strophe erfüllt das auch mehr oder weniger.

Das Problem sehe ich hier, dass du mit (vor allem) S3 und (auch) S4 sehr erzählerisch wirst. Es soll metapherisch sein, aber gerade in S3 gleitest du damit in den Kitsch ab. Der Gnadenstoß in S4 wirkt in dieser Hinsicht "fulminant".

Ich würde S3 und S4 ganz rauswerfen und S3 vielleicht nochmal durchgehen. V4 in S2 beinhaltet bereits einen Verlust, der keiner weiteren Beschreibung bedarf. S3 könnte sich somit voll und ganz auf diese Wende zum Alleinsein hin beziehen bzw. auf die Bewältigung oder eben Trostlosigkeit dieser Situation. Dabei reichte vielleicht der allerletzte Vers, als Inspiration:

Ich sitz allein auf festem Grund, und suche dennoch Halt.

LG
Tula
 

Trist

Mitglied
Hallo Tula,

Toller, hilfreicher Kommentar - danke!
Ich werde es so machen, S3 und S4 werfe ich raus und auf deinem Fundament baue ich einen Abschluss.
Schaffe ich heute aber nicht mehr.

Wünsch dir eine gute Nacht.
Trist
 

Aufschreiber

Mitglied
Hallo Trist,

davon abgesehen, dass ich Tula beipflichte - und Du das ja offenbar auch so annimmst, mag ich Deinen Text sehr.
Ich bin gespannt, wie er wächst, wenn Du noch einmal drüber arbeitest.

Beste Grüße,
Steffen
 

Arianne

Mitglied
Guten Tag, Trist!
Der Text war mir, das Umfeld betrachtend, schon ein 'gut' wert. Auch solche Gedichte, wo der Grund des Bächleins durchschimmert, darf es gelegentlich geben.
Mir gefällt das 'bricht eh für mich' nicht ganz, Vielleicht fände sich eine andere Wortwahl, ev. durch Umstellung.

Gruß
Arianne
 

Trist

Mitglied
Hallo Steffen,

ja, der Text braucht noch etwas Schliff, Tula hat es ohne große Zeremonie schlicht und sehr überzeugend dargestellt.
Es freut mich, dass dir die Verse gefallen, ich werde ganz sicher da noch einmal rangehen.
Hab vielen Dank und einen schönen Abend

Hallo Arianne,

schön, dass du herein geschaut hast.
Ja, das "eh" ist unbeholfen in die Zeile gehopst.
Wird aber mit der ganzen Strophe verschwinden.
Ich danke dir - in Kürze werde ich es überarbeiten.

Liebe Grüße allen
Trist
 

Trist

Mitglied
Strand des Lebens

Der Mond, er blickt hinab, durch ausgedorrte Kiefern,
ganz leis - fast klagend - singt ein Bächlein durch den Wald.
Die Stille, sie kann stumm Gedankenbilder liefern;
wir zwei im selben Boot, kein Sturm, kein Hinterhalt.

Allein mit dir, stets auf der siebten Woge,
dein Herz ganz nah an meinem - Schlag im selben Takt.
Die Zeit mit dir, sie war wie eine Droge,
denn als der Rausch vorbei war, fühlte ich mich nackt.

Wir wollten einmal raus - kurz raus - aus der vertrauten Zelle;
den Anker fest im Boden, trug ich dich an Land.
Verschlungen von der ersten, unbekannten Welle,
verloren wir uns zwischen all den Menschen dort am Strand.

Die Stille, sie kann stumm Gedankenbilder liefern,
ganz leis - fast klagend - singt ein Bächlein durch den Wald.
Der Mond, er blickt hinab, durch ausgedorrte Kiefern,
ich treibe ab, verliere Grund - und suche dennoch Halt ...
 

wüstenrose

Mitglied
Hallo Trist,
ich weiß, du magst diese gewisse Weitläufigkeit der Zeilen und da will ich dir auch gar nicht dreinreden.
Gleichwohl habe ich mir erlaubt, mir sozusagen für eigene Zwecke (Zweck: dem Sound nachlauschen) eine Strophe herauszugreifen, leicht abzuändern und zu archivieren.
Danke für den schönen Sound!

Allein mit dir auf einer hohen Woge,
dein Herz ganz nah an meinem, gleicher Takt.
Die Zeit mit dir, sie war wie eine Droge,
und als der Rausch vorbei war, war ich nackt.
 

Trist

Mitglied
Hallo wüstenrose,

ich habe zu danken - für dein Lesen und für deinen Kommentar!

Hallo Tula,

ich konnte mich leider nicht von dem Strand trennen, nach einiger Überlegung habe ich ihn sogar zum Titel gewählt.
Der Strand soll eigentlich nur für eine andere Umgebung stehen.
So wie sich das Leben eben ändern kann, wenn man sich in ein anderes Umfeld begibt, und andere,
vielleicht interessantere Menschen kennenlernt.
Kaum hinaus aus dem "Boot", aus der vertrauten Enge einer Zweisamkeit - schon kommt die "Welle" welche Menschen auseinanderreißt,
wenn andere Menschen plötzlich einen höheren Stellenwert erzielen,
und einer von beiden plötzlich einen völlig anderen Lebensweg einschlägt.
Danke nochmals für deinen Anstoß zur Überarbeitung, ich hoffe ich habe die Verse etwas verbessert.

Liebe Grüße in den Sonntag
wünscht euch
Trist
 



 
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