Neues von La Panthère
Als ich neulich „neulich“ schrieb, war ich doch nicht ganz aufrichtig, da neulich schon ein wenig zurücklag. Heute aber, am 12. Mai 2006 zahlte ich wieder die € 7 Eintritt in der Ménagerie des Jardins und ging gleich auf die Suche nach unserem Tierchen. Welch eine Überraschung: alle Raubkatzen verschwunden, irgendwo in andere zoologische Gärten zur Aufbewahrung deponiert, und die „Fauverie“ im Umbau. Ein einziges Tier im einzigen bereits fertigen neuen Gehege: panthera pardus japonensis, the North China Leopard, la Panthère de Chine, unser Panther!
Ein prachtvolles Tier, den die zwei gelben Tennisbälle unter dem mehr als meterlangen Schwanz als Männchen erscheinen lassen, und mit dem ich fast eine Stunde verbrachte, unbeweglich und ihn nicht aus den Augen lassend. Er blickte auf mich herab, drehte sich um, verschwand ins Innere des Käfigs, kam wieder heraus, entschied sich die 2-3 Meter vom Hintereingang bis auf meine Augenhöhe herunterzusteigen und vor mir auf und ab zu wandern. Ich war meist allein, nur fallweise kamen ein paar Japanerinnen und machten ihre Photos und erst etwas später erschienen auch einige Mütter mit Kindern, sowie ein paar Pensionisten.
Ich entfernte mich langsam, blieb in etwa 20m Entfernung stehen und drehte mich um: der Panther war bis zur linken Ecke des Käfigs gegangen, saß dort ohne sich zu bewegen und sah zu mir her. Da ich nicht sicher war, richtig gesehen zu haben, ging ich langsam zum Käfig zurück und nahm dort wieder meinen alten Platz ein. Der Panther nahm seinerseits wieder seinen Rundgang auf, jedoch an der unteren Käfigbegrenzung, die, ja, ja , lieber Rilke, die Zeiten ändern sich und auch die Käfige, nunmehr bis zu einer Höhe von etwa 1 1/2 Meter nicht mehr vergittert ist, sondern das Tier nur durch eine Glasscheibe von den Zuschauern trennt. Jedesmal, wenn er bei mir vorbeilief, drehte er kurz den Kopf her and sah mich mit seinen weitoffenen hellen Augen an. Und ich dachte: willst du mir nicht die Zähne zeigen? Es geschah! Ein schönes Fletschen, mir geschenkt, um mich und sich gegen Sandra zu verteidigen! Welch ein Tier!
Ich entfernte mich wieder und wiederholte mich: in der Entfernung stehenbleiben, umwenden, zurücksehen, und da saß er wieder, eine Statue, den Kopf gehoben, den Blick auf mich. Die Mütter, Kinder, Pensionisten und Japaner, die mit Armbewegungen, Rufen und Photoblitzen seine Aufmerksamkeit erregen wollten, schienen vexiert, sie drehten sich zu mir her, man zeigte auf mich, ganz klar, der Blickkontakt zwischen dem Tier und mir begann Aufsehen zu erregen. Ich entfernte mich weiter und drehte mich erst wieder um, als die ersten Büsche mich gegen die Sicht vom Pantherkäfig fast abdeckten, und da sah ich zwischen den Blättern hindurch den Panther noch in die Richtung starren, wo ich eben für ihn verschwunden, sich dann umdrehen und mit zwei, drei schnellen Sprüngen den oberen Käfigbereich erreichen und sich in das Käfiginnere zurückziehen.