Passagier

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ENachtigall

Mitglied
Gefühlt ja, Manfred.
Ich liebe diesen Song ebenfalls seit Iggy Pops "Lust For Life", finde aber die Version von den Jolly Boys klasse; sie strahlen einfach eine andere Art von Lebensfreude aus. Sie sind mir diesbezüglich Vorbild. Es heißt in dem Song auch: I´m a passenger, I stay under glass ...
Dieses Unter Glas sein ist es, worin ich mich wiederfinde; ein wenig isoliert, aber doch mittendrin, staunend.
Es ist im Text unter dem Video davon die Rede wie Albert Minott das erste Mal in seinem Leben 72jährig den Atlantik überquert und Europa erlebt ...Diese kindliche Entdeckerfreude, das Überwältigt sein von Eindrücken, das ist es vielleicht, was uns nur gegeben ist, wenn wir eine Zeit lang zurückgezogen waren.
ich kenne das Passagiergefühl zudem aus beiden Perspektiven, weil ich selbst zehn Jahre lang Menschen, befördert habe; weiß, was es bedeutet, Anvertraute zu haben, aber auch, wie schwierig sie manchmal zurecht sind.
Es ist ein großes Thema.

Lieben Gruß,

Elke
 
F

Fettauge

Gast
Liebe ENachtigall,

ein Gedicht über das Meer, das schon so viele Lyriker in seinen Bann gezogen hat. Du verwendest Metaphern, das ist ein Pluspunkt. Was mir nicht so recht gefällt, ist, dass dem Gedicht im Grunde jede Aussage fehlt, außer einer gewissen Gefühligkeit, denn da ist nach meinem Eindruck kein echtes Fühlen. Mir ist das zuwenig. Das mag sehr subjektiv sein, ich denke aber, ich muss auch subjektiv sein, denn ich bin es, die das Gedicht liest, kein anderer. Eine gewisse Gewolltheit der Metaphern lässt das Gedicht konstruiert erscheinen, da fließt nichts natürlich aus Kopf und Herz. Vielleicht gibt es Leute, die sich dafür begeistern können, ich habe es lieber natürlicher, aus dem Erlebnis heraus, gerade bei Naturgedichten. Ich hoffe, du akzeptierst meinen Standpunkt und hältst meinen Kommentar nicht für einen persönlichen Angriff.

Lieben Gruß
Fettauge
 

ENachtigall

Mitglied
Hallo liebes Fettauge,

ich bin für Deinen Kommentar, den ich als konstruktiv empfinde, sehr dankbar.
Sind es doch die kontroversen Stellungnahmen, die ein kritisches Nachdenken über einen Text herausfordern.
Ja, Deine Meinung und Auffassung ist eine Spiegelung dessen, was der Text ohne erklärendes Beiwerk transportiert. Sie ist gewollt und akzeptiert. Persönlich angegriffen fühle ich mich dadurch nicht.

Auch wenn es sich der maritimen Bilder bedient, ist es kein Naturgedicht.

Das Gedicht setzt sich auseinander mit Verletzlichkeit; wie sie hineinwirkt in soziale Nester (Schiff der Freunde/friendship), wie sie sich der Sinne bedient, sie nach Innen stülpt, bemüht, die emotionale Firewall dicht zu halten.
So ist der Ruf "Wasser zu fangen" gefährlich; eine Verführung zu noch mehr niederschlagender Isolation (Entgeisterung, statt Begeisterung), der sich das "Glashautherz" widersetzt - und so in Kauf nimmt, durch den Kraftakt neue Brüche (Sprung im Glas) davonzutragen.
Die Aussage ist banal aber hoffnungsvoll. Die Reise geht weiter, ob einbeinig, ob mit einem Sprung in der Schüssel. Neuland erkunden. In Begeisterung bleiben.

Du hast Recht. Das Gebilde ist "konstruiert" und nicht aus einer natürlich erlebten spontanen Beobachtung heraus entstanden.

Ich denke, Lyrik lässt auch verdichtete Reflektion zu, die dem Leser entsprechend ein verzerrtes Bild des Themas zumutet, das eher mitfühlend erlebt als entschlüsselt werden kann - aber nicht muss.

Liebe Grüße,

Elke

P.S. Metaphern sind verpackte Geschenke zur Feier der Sprache. Dass ich hier ausnahmsweise meine selbst auspacke, verzeiht mir bitte - dieses eine Mal.

Danke
 



 
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