poesie weißes album blatt

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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
poesie weißes album blatt


was lennon da macht mit gerückten akkorden verrückt ist das
in worte schieben würd ichs wenn der das nicht selber schon tät
mit sexy sadie lip pen tipp ex tasen stift
und singt dann ein märchen bevor er die welt in träume zerlegt

siest alt genug es besser zu wissen: hat sie gewußt
rewluschen mambo nein singt groß die melodie
motoren auf und quer durch steigend weiß verquirl
te hokusai wogen so stürzen high low ween down apps

wo jeder verliert seinen sinn wie jene verliebt ihren geh
punkt heißt: du darfst sie niemals küssen wenn sie sagt
ja? nein – so kühl wie die tagesschau sprecherin freundlich fremd
ihr mund hat nichts zu tun mit dem was sie sagt nur text
 
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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Auf dem namenlosen Doppelalbum, das als "das weiße" bekannt ist, weil es eine weiße Papphülle hatte, in die nur als Relief ein kleines Namensschildchen "the beatles" eingeprägt war, und ich glaube auch die Zahl des Drucks (als fake, das war ja keine Graphik mit begrenzter Auflage), aber alles in weiß, titellos, textlos, und alles andere als anonym, -

also auf der vierten, der D-Seite der beiden Platten singt Lennon ein märchenhaftes Kinderlied. "The duke was in the garden having problems with the local bird and bee."

Dem folgt mein Lieblingslied aller Lieder, die betörendste Musik dieses kleinen Universums, verschlossen im Jetzt, es heißt Revolution Nummer Neun.
 

revilo

Mitglied
was lennon da macht mit gerückten akkorden verrückt ist das
in worte schieben würd ichs wenn der das nicht selber schon tät
mit sexy sadie lip pen tipp ex tasen stift
und singt dann ein märchen bevor er die welt in träume zerlegt

siest alt genug es besser zu wissen: hat sie gewußt
rewluschen mambo nein singt groß die melodie
motoren auf und quer durch steigend weiß verquirl
te hokusai wogen so stürzen high low ween down apps

wo jeder verliert seinen sinn wie jene verliebt ihren geh
punkt heißt: du darfst sie niemals küssen wenn sie sagt
ja? nein – so kühl wie die tagesschau sprecherin freundlich fremd
ihr mund hat nichts zu tun mit dem was sie sagt nur text


Dass ist eigentlich ein famoses Gedicht...wenn man es denn nur verstünde......du bist ohne jeden Zweifel ein außergewöhnlicher Dichter.....aber du sitzt in einem Elfenbeinturm........und das schmälert das Verständnis....... ich meine das keinesfalls böse oder abwertend........LG revilo
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Verstehen und verstehen, revilo,

davon gibts mehrere. Das mag bei mathematischen Beweisen anders sein (allerdings zeigen die Symmetrien in der Gruppentheorie Polyvalenzen an), aber in den Künsten, besonders seit dem 20. Jahrhundert, eröffnen sich andere Verstehensdimensionen als nur die der Erzählungs-Logik. Wobei es auch die Frage ist, ob die Logik einer Erzählung die wirkliche Eigenstruktur der Ereignisse, Zustände und Wechselwirkungen zeigt oder sich auf eine ganz bestimmte Handlungsfolge beschränkt, an wenigen Personen, meist nur einer, entlanggeführt.

Also in der Dichtung kann es so sein: daß die einzelnen Wörter, ja Silben isoliert nebeneinander stehen und eigene Welten in ihren Tropfen spiegeln. Das Gedicht selbst ist oft so eine Glaskugel zur Spiegelung und zugleich Einkapselung des Ganzen, also ein Tropfen. Dann oft die einzelnen Verse, so besonders bei Trakl, auch bei Benn. Die französischen Dichter machten es ihnen vor. Unvermittelte Bilder und Bedeutungen der einzelnen Worte, Motive und Sinngruppen, ihr unlogisches Nebeneinander ermöglicht neue Verbindungen: "Surrealismus" in der Dichtung kann so charakterisiert werden.

Hier stehen auch die Verse etwas gesondert voneinander; das hat damit zu tun, daß verschiedene Zitatstellen collagiert sind. Die zweite Strophe beginnt z.B. mit einer Wortfürwort-Übersetzung des Refrains von "Cry Baby Cry" - "she's old enough to know better" - , die im Deutschen in die Schieflage kommt. Im Englischen schon ist der Vers paradox, gegen jede Logik gebürstet - als ob die Stropheninhalte irgendwas Falsches, eine blöde Phantasie oder so, darstellten. Diese Paradoxie ist den Nonsens-Versen mancher Kinderlieder verwandt, vielleicht sogar aus einem Kinderlied zitiert.

Es geht (vor allem am Ende) um das Auseinandertreten von authentischem Autor und zitierendem Sprecher. Die völlige Abtraktheit eines verlesenen Textes. Cool Jazz. Konkrete Poesie. Musique concrête.

grusz, hansz
 

Monochrom

Mitglied
Krass.

Das ist etwas, was sich durchaus als gute Lyrik bezeichnen lässt.

Habe es mehrmals gelesen, nachdem ich einfach mal bei Deinen Texten reinschauen wollte, da Du bei mir so schräge Kommentare hinterlassen hast.

Was finde ich? Einen handwerklich guten Text, der es schafft, eine ganze Szenerie, einen zeitlichen Ablauf in drei Strophen perfekt einzufangen.

Sprache als auch Klang werden durch eine zeitgemäße Wortfindung komplettiert.

Fast als spüre der Leser die Akkorde in der Klangfolge und den etwas "geslangten" Worten.

Grüße,
Monochrom
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Herzlichen Dank, Monochrom!

Ich sähe gerne mehr Kommentare von den Dichtern, die selbst nicht (so viel) reimen (wie ich). Denn den üblichen Reimern sind "modernere" Verse (wenn man die hundertfünfzigjahrealten frech geteilten Moden so nennen darf) allzu fremd, und zwei zensorische Anonymi hauen mir ihre "Zensuren" unter die Texte, wenns zu sehr in Richtung gerappter Geschmacklosigkeiten geht, oder wenns surrealistisch wird.

Ich freue mich immer auch über revilo-Kommentare, aber der schreibt nie was zu den Versen, die in Sonette, Rubaiyat-Reime oder Ghaselen gefaßt sind, und auch nichts zu gereimten Versen, selbst wenn die den Zorn der Blümchendichter erregen. Ich möchte aber von Lesern gelesen werden, die selbst was wagen. Und von jedem, der ein Gefühl für Schwung, flow, Leichtigkeit, Frechheit, esprit hat.

Hoffentlich schreibe ich nicht immer das Gleiche, das wäre blöd. Dann müßte ich langsam aufhören. Aber noch habe ich eine diebisch-listige Lust am Versesingen. Und ich hoffe, die lieben und die kritischen Leser auch.

grusz, hansz
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
nun ja, die Neun stammt von einem Anonymus.

Vielleicht muß ich ein Vor-Urteil zurücknehmen.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
aber du sitzt in einem Elfenbeinturm

in die kunst gehört die wirklichkeit hinein
in die wirklichkeit als kunst gehört die wirk
liche welt hinein in die wirkliche kunst von welt
die sich baut und schnitzt aus elfen bein den turm

die den strumpf abstreift von dem elfen bein bei nacht
einen trinken geht bei der elfen beinacht schlaf
aber wer besteigt den turm und hält die wacht
will der schaun das netz vom baum woll spinnen schaf?

das ist wirklichkeit wenn motoren ihr vibrier
warum rammen brumm die schrammen die dem auf die haut
jenem yedi jäger die schrieb ihm die peitsche der braut
ins gefieder das lied der lieder wers liest der schaut
 

revilo

Mitglied
Grüß Dich......ich mag die beatles....vor ein paar Jahren sah ich die wohl beste beatles revival Band live.....das war wie ein Schock für mich......bei let it be tanzte ich meinen ersten Klammerblues......ich versuche mich wirklich, in Deine Gedankenwelt einzufinden...aber du machst es so verdammt schwer.....LG revilo
 
G

Gelöschtes Mitglied 18005

Gast
sry ich les bloß das gedicht, kein bock auf kommentare, schreibe auch nur aus genuss und nicht aus hobby und spaß, spaß, spaß muss sein ...

so hat mir also dein werk sehr gefallen, warum, das sage ich nicht.

du darfst es aber erraten.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Ah, ich sehe: Ich hatte es ("all along divoire la tour") schon mal als Antwort auf revilos "Elfenbeinturm"-Vorwurf als Kommentar eingerückt.
Nun kommts leicht überarbeitet wieder, siehe unten (oder oben, im Gereimten) -
 



 
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