Willi Corsten
Mitglied
Poltergeist im Internet
von Willi Corsten
Es war einmal ein unscheinbares Männlein, das sich trefflich mit allerlei Musikinstrumenten auskannte. Es spielte beidhändig Klavier, Radio und Buschtrommel. Da sein alles überragendes Talent damit nicht ausgelastet war, parodierte er - aus Mangel an eigenen Texten - die Werke anderer Autoren. Einmal verirrte sich sogar ein Zuschauer zu der Veranstaltung und spendete höflichen Applaus. Dann schützte der Mann aber eine heftige Migräne vor und verließ fluchtartig den Musentempel, weil er den Künstler nicht länger bei der Arbeit stören wollte.
Eines Tages plagte den begnadeten Künstler dumpfe Langeweile und er beschloss, einen Ausflug ins Literaturforum zu machen. In missionarischem Eifer wollte er den armen Anfängern dort ihre stümperhaften Texte um die Ohren schlagen, damit ihr Kopf frei würde für Werke, die seiner erhabenen Größe angemessen waren. Er suchte einen Text heraus, drehte und wendete ihn, schüttelte sein weises Haupt und dachte bei sich: Hier fehlt noch das Ännchen von Tharau, der Förster vom Silberwald, die Jungfrau von Orleans und der Brunnen vor dem Tore. Da er aber in seiner unschuldigen Einfalt selbst nicht wusste, wie er die Motive in die Handlung einbinden konnte, zerpflückte er kurzerhand den Text. Dann kramte er ein wenig Weltgeschichte heraus, vermischte seine wirren Gedankenspiele mit irgendwo aufgelesenen Phrasen und hämmerte eine hochtrabende Antwort in die Tastatur seines Computers.
Womit er nicht gerechnet hatte war die Reaktion der anderen Autoren. Die dummdreiste Bande wagte es doch tatsächlich, seine intellektuelle Überlegenheit anzuzweifeln und warf ihm, dem begnadeten Geisteswissenschaftler, zudem auch noch rüpelhaftes Benehmen und mangelnde Sachkompetenz vor.
Beleidigt zog der Kritiker den Schwanz ein, kehrte dem schnöden Proletariat den Rücken und ward nie mehr gesehen. Zurück blieb eine ‘trauernde‘ Gemeinde, die sich nun aber endlich wieder ihrem Hobby, dem Schreiben, zuwenden konnte.
von Willi Corsten
Es war einmal ein unscheinbares Männlein, das sich trefflich mit allerlei Musikinstrumenten auskannte. Es spielte beidhändig Klavier, Radio und Buschtrommel. Da sein alles überragendes Talent damit nicht ausgelastet war, parodierte er - aus Mangel an eigenen Texten - die Werke anderer Autoren. Einmal verirrte sich sogar ein Zuschauer zu der Veranstaltung und spendete höflichen Applaus. Dann schützte der Mann aber eine heftige Migräne vor und verließ fluchtartig den Musentempel, weil er den Künstler nicht länger bei der Arbeit stören wollte.
Eines Tages plagte den begnadeten Künstler dumpfe Langeweile und er beschloss, einen Ausflug ins Literaturforum zu machen. In missionarischem Eifer wollte er den armen Anfängern dort ihre stümperhaften Texte um die Ohren schlagen, damit ihr Kopf frei würde für Werke, die seiner erhabenen Größe angemessen waren. Er suchte einen Text heraus, drehte und wendete ihn, schüttelte sein weises Haupt und dachte bei sich: Hier fehlt noch das Ännchen von Tharau, der Förster vom Silberwald, die Jungfrau von Orleans und der Brunnen vor dem Tore. Da er aber in seiner unschuldigen Einfalt selbst nicht wusste, wie er die Motive in die Handlung einbinden konnte, zerpflückte er kurzerhand den Text. Dann kramte er ein wenig Weltgeschichte heraus, vermischte seine wirren Gedankenspiele mit irgendwo aufgelesenen Phrasen und hämmerte eine hochtrabende Antwort in die Tastatur seines Computers.
Womit er nicht gerechnet hatte war die Reaktion der anderen Autoren. Die dummdreiste Bande wagte es doch tatsächlich, seine intellektuelle Überlegenheit anzuzweifeln und warf ihm, dem begnadeten Geisteswissenschaftler, zudem auch noch rüpelhaftes Benehmen und mangelnde Sachkompetenz vor.
Beleidigt zog der Kritiker den Schwanz ein, kehrte dem schnöden Proletariat den Rücken und ward nie mehr gesehen. Zurück blieb eine ‘trauernde‘ Gemeinde, die sich nun aber endlich wieder ihrem Hobby, dem Schreiben, zuwenden konnte.