Liebe Heidrun,
wie es manchmal so kommt, an den Schlemihl dachte ich nicht, als ich heute um Mitternacht diesen Text geschrieben habe, dabei wäre es naheliegend gewesen.
Die Parallelen zu meinem Text sind ja auch gegeben. Da ist jemand mit Pfiffigkeit unterwegs und sucht, an sich zu reißen, was er nur bekommen kann.
Für das Lyri ist es aber eine Sache von großer Bedeutung, wenn es seinen Schatten und damit seine Identität verlöre,nämlich ein Mensch in einem physischen Körper zu sein.
Es könnte sein Leben nicht mehr selbst gestalten, sondern wäre auf ein Mitleben angewiesen.Es hätte selbst nur so viel an Leben, wie es imstande ist, mit anderen mit zu fühlen, mit zu denken.
Auch seine Fähigkeit, andere zu beschenken mit seinem inneren Licht, ginge ihm verloren, weil es ja immer nur besorgt sein muss, wie es ohne diese physische Komponente, die allen Menschen doch ganz selbstverständlich zu eigen ist, bestehen kann. Und wenn ein Mensch keine Zufriedenheit besitzt, dann strahlt er auch nichts aus. Er kann andere nicht beschenken und kann ihnen auch keine Wegweisungen mehr geben, weil er nur noch um sein eigenes unlösbares Problem kreist.
Zusammengefasst habe ich dann diese verzweifelte Situation mit dem Satz: [blue]ich bin in mich verschlossen.[/blue] womit ich meine, dass das Lyri, dadurch, dass es nichts mehr nach außen strahlen und geben kann, in sich selbst eingesperrt ist. Darum denke ich, dass da tatsächlich "mich" stehen sollte.
Zusammenfassend könnte man über ein solches Schicksal noch sagen, dass man es von zwei Seiten betrachten kann, wie Du das in Deinem Kommentar ja auch schon andeutest. Einerseits wird hier ein Leid durchlitten, aber andererseits kann bei gutem Willen auch ein Lernprozess in Gang kommen, so dass das Lyri durch Mitfühlen und Mitdenken mit den anderen Menschen Verständnis und Erkenntnisse über seine Mitmenschen gewinnt und von daher die Möglichkeit hat, beispielsweise Güte und Großmut zu entwickeln.
Hach, ich freue mich, dass Du einen Zugang zu diesen Zeilen gefunden hast und dass Du mich an den Schlemihl erinnert hast, der schon 50 Jahre hinter mir liegt.
Liebe Grüße
Vera-Lena