Hallo Spirulina,
ich finde dein Gedicht grundsätzlich schon schön, aber bei genauerem Hinsehen weist es einige Schwächen auf. Diese sind weniger im handwerklichen Bereich zu finden, sondern betreffen die Logik deiner Wortwahl.
Zunächst die ersten beiden Verse:
Meine Liebe ist ein kleines Bild,
für das es keinen Rahmen gibt,
Hier benutzt du ein
rahmenloses Bild als Metapher für die
Liebe. Ich kann diesen Zeilen emotional durchaus etwas abgewinnen, aber es erscheint mir gleichzeitig nicht ganz stimmig zu sein. Eine Metapher muss ja immer auch in einem logischen Bezug zum Objekt stehen, welches sie umschreibt. Diesen sehe ich bei der
Liebe und dem
kleinen Bild aber nicht wirklich. Aber gut, ich versuche, mich trotzdem darauf einzulassen und gehe weiter im Text.
Der beschreibt in Zeile 3 das Aussehen des Bildes, in Vers 4 dann, so würde ich es interpretieren, den Herstellungsprozess. Aber ist es logisch, dass ein
Bild gesiebt wird? Okay, bei der Papierherstellung wird ein Sieb benötigt, aber hier geht es ja nicht um das Papier, sondern um das, was letztlich darauf zu sehen ist. Unabhängig davon ist es für mich auch nicht wirklich erklärbar, wie etwas durch ein
Herz gesiebt werden kann. Das Wort
gesiebt wirkt deshalb für mich mehr dem Reim geschuldet, als dass es inhaltlich Sinn ergeben würde.
Vergisst man diese Inkonsistenz, wirken dagegen die beiden ersten Verse der zweiten Strophe gelungen. Sie haben etwas Rührendes. Der dritte Vers wiederum ist etwas komisch, denn das LI verschenkt ja eigentlich die Liebe, aber der Beschenkte muss diese nun tragen - dies wirkt so, als wäre es eine Last, wenn auch nur eine
leichte. Aber vielleicht wolltest du diese Ebene auch in das Gedicht einweben.
Das Gedicht schließt letztlich mit dem Reim auf
Gewicht, nämlich
bricht. Doch wie schon das Wort
gesiebt wirkt dieses wieder dem Reim geschuldet, denn ein
rahmenloses Bild kann nicht brechen, außer, es wäre auf einem sehr harten Untergrund wie z.B. Holz gemalt wurden. Logischer wäre es, wenn es nicht so leicht
reißen würde.
Fazit: Meiner Meinung nach hat dein Gedicht grundlegend eine freundliche und lesenswerte Aussage, aber es ist bei der Nutzung der Metaphern und in der Wortwahl so inkonsistent, dass seine Aussage in den Hintergrund rückt. In meinen Augen funktioniert dein Gedicht deshalb leider nicht so richtig und bedarf einer Überarbeitung.
Liebe Grüße
Frodomir