Religion (gelöscht)

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Walther

Mitglied
moin val,

mit s1 habe ich ein problem. hier funktioniert die satzverkürzung vor dem gedankenstrich m.e. nicht ganz. ob du nochmal rangehst?

lg w.
 
D

Die Dohle

Gast
Hallo ValSidal,
schlaues lied, gefällt mir gut.

hallo Walther, die s1, wo siehst du da eine schwierigkeit? wenn man liest

###

sagt man das wort, das nur bedeutend beginnt (... und dann nachlässt)

###

das macht doch sinn m.e. das "beginnt bedeutend" wehrt sich ein wenig auf der zunge, ich denk, das gehört so, bisschen sperriges unterholz damit die grauen hinter den augen in gang kommen, mit gefällt das.
...mal so gedacht.

lg
die dohle
 

Val Sidal

Mitglied
@Walther, @Die Dohle

danke für die kommentare.
meine grauen hinter den augen wollen -- können aber (noch) nicht so recht.

intern wird folgende variante diskutiert:

sagt man das wort
das nur deutet
wahrhaftig –
sich weiß
im denken?
 

Walther

Mitglied
hi val,

das problem ist, daß die form inhalt und sprachmelodie quert. während das in s2 und s3 funktioniert, klappt das nicht in s1. die oben stehende variante ist zwar besser, aber immer noch nicht überzeugend.

lg w.
 

Val Sidal

Mitglied
hi Walther,

so sehe ich das auch.

mein problem ist: wir singen hier über religion -- "am anfang war das wort" ... usw., sagen das unbefleckte wort, mit unschuldigen lippen, ein beginn von be/deuten ... um was zu bedeuten ...

s1/t1 darf vor der rekursion nicht abgeschlossen sein ...

das wort beginnt bedeutend, nimmt ab, wie Dohle es spürt, nimmt zu, weiß, wenn aufgehoben im denken ... ein neuer beginn.

die intentionsbilanz der variante: etwas gewinn, etwas verlust ...
der spielraum so klein ...
 

Val Sidal

Mitglied
rogathe,

klingt besser, finde ich -- aber die assoziationsfläche ist enger als bei ".../deut/...".

ich danke dir -- und denke darüber nach ...
 

Ralf Langer

Mitglied
Hallo val, meine empfehlung erst einmal weg vom „man“
die identifikation fällt mir schwer, besser gelingt überhaupt nicht
ich versuche es mal mit „du“


sagst du das wort
das nur beginnt
bedeutsam –
weiß (sich begreift)
im denken?

singst du das lied
das nur (er)klingt
im kontrapunkt –
sich hört
im fühlen?

siehst du den gott
der nur mich liebt
untrennbar –
sich zeigt (sich erzeugt)
im glauben?

erzähl mir nix! (nichts)


alle wort in klammern erzeugen mmn. einen besseren klang und geben dem gedicht einen besseren halt.

Wenn du beim lapidaren „nix“ bleiben möchtest, wäre auch o.k. ich würde „nichts“schreiben.

die idee eines „metagedichtes“ das in jeder einzelnen strophe reflexiv gestaltet ist und dadurch „aufbricht“
finde ich spannend,

ralf
 

Val Sidal

Mitglied
Ralf,

danke für den sehr gehaltvollen Beitrag.
Das Einfache zuerst: "nix" muss bleiben - wg. sprachlich/stilistischem Kontrast und der dadurch gegebenen Doppellastigkeit.

Die eingeklammerten Vorschläge finde ich gut und muss noch abwägen -- bis auf "(er)klingt". Dein Vorschlag verschiebt den Fokus auf das "externe" Lied -- den Schall, wenn man so will. Meine Fassung umfasst auch den "internen" Teil: z.B. "klingt gut in meinen Ohren ..." -- was gewollt ist.

Das "du" statt "man" klingt anders/besser, direkter, aggressiver. Im Grunde gefällt es mir. Aber es partikularisiert auch. Zwar ist das "du" irgendein Repräsentant der Allgemeinheit und damit nicht wirklich einschränkend. Aber dieses Normative "man weiß, was Recht ist und was nicht!" oder "Man weiß, wo man hingehört!" usw. ginge mit dem "du" verloren. Ich bin noch unschlüssig.
Wie denkst Du darüber?
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo val,

beide varianten haben ihre daseinsberechtigung.
es ist eher eine frage der inneren einstellung des autoren.

irgendwer hat irgendwann einmal gesagt:

der wissenschaftler kennt "die" Menschen, der künstler "den" Menschen.

dem schliesse ich mich an:
bedeutet der dichter "du" sagst wahlweise "ich", gefährlich ist das "wir".
der wissenschaftler "man" sagt

ob`s hilft bei dir? ich weiß es nicht.

lg
ralf
 

Val Sidal

Mitglied
Ralf,

die vorgeschlagenen Klammerausdrücke verändern den Rhythmus, sie bringen etwas Leichtes, Tänzerisches in den Fluss, was dem schweren, (an)klagenden Tenor, entgegenläuft.

Deine Bemerkungen veranlassen mich, über folgende Variante nachzudenken:

[ 4]sagt man noch das wort
[ 4]das nur beginnt
[ 4]bedeutsam –
[ 4]sich greift
[ 4]im denken?
[ 4]
[ 4]singt man schon das lied
[ 4]das nur klingt im
[ 4]kontrapunkt –
[ 4]sich hört
[ 4]im fühlen?
[ 4]
[ 4]sieht man bald den gott
[ 4]der nur mich liebt
[ 4]untrennbar –
[ 4]sich zeugt
[ 4]im glauben?
[ 4]
[ 4]erzählt mir nix!
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo val,

mein problem ist, das ich diesen text anders schriebe.
ich mag diesen zerbrochenen rhythmus nicht. natürlich ist mir klar, das es ein ausdruck bzw stilmittel ist. hm...

nichtdestotrotz liest sich mmn. die neue version rhythmischer.

für mich ein schwieriger fall

ralf
 

Val Sidal

Mitglied
hi Ralf,

habe von deinen Vorschlägen übernommen, was ich konnte. Ich finde jedenfalls, dass der Text dadurch gewonnen hat.

Vielen Dank für Deine Hinweise und Hilfe!
 
O

orlando

Gast
Hallo Val,
inhaltlich ist dein Gedicht für mich ein Renner,
was aber auch darin liegen mag, dass ich mich anderwärts zur Zeit mit der Entstehung des Monotheismus beschäftige und einer noch wichtigeren Umwälzung: der Entwicklung eines Gottes, von dem man sich kein Bildnis machen sollte und durfte.
Im zweiten Punkt läge eine brauchbare Idee für die Weiterführung deiner Verse, denen es zudem (noch) an Fleisch mangelt.
Denk an den Ursprung der jüdisch-christlichen Mythen, den (oft grausamen) Wüstengott, den, der zunächst das Menschenopfer forderte und sich erst später mit "Geringerem" zufrieden gab.
Als spontane Idee, die es noch etwas zu verfleischlichen gilt:

am anfang
das ewige wort -

greift es oder nicht

singst du schon das lied
das nur im kontrapunkt klingt

sich bloß im fühlen hört?

siehst du den Gott der dich stets liebt
untrennbar –
sich selber zeugt im glauben?

erzähl mir nix!
Ich habe versucht, mehr Ordnung in den Gedankenstrang zu bringen, der ja vollkommen richtig ist, aber in der von dir vorgestellten Weise einige Leser vermutlich nicht erreichen wird. Das unpersönliche "man" solltest du mit einer direkten Ansprache vertauschen.
Und wie gesagt: Ich würde die Sache mit dem "Bildnis" ausbauen, eine Forderung, die weit über die der ägyptischen Ursprungsreligion hinausging und bis heute nicht erfüllt werden konnte.
Selbst die Wissenschaft benötigt Bilder ... ;)
Gern gelesen (besonders den pointierten Schlussvers)
orlando
 
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