Hallo Val,
inhaltlich ist dein Gedicht für mich ein Renner,
was aber auch darin liegen mag, dass ich mich anderwärts zur Zeit mit der Entstehung des Monotheismus beschäftige und einer noch wichtigeren Umwälzung: der Entwicklung eines Gottes, von dem man sich kein Bildnis machen sollte und durfte.
Im zweiten Punkt läge eine brauchbare Idee für die Weiterführung deiner Verse, denen es zudem (noch) an Fleisch mangelt.
Denk an den Ursprung der jüdisch-christlichen Mythen, den (oft grausamen) Wüstengott, den, der zunächst das Menschenopfer forderte und sich erst später mit "Geringerem" zufrieden gab.
Als spontane Idee, die es noch etwas zu verfleischlichen gilt:
am anfang
das ewige wort -
greift es oder nicht
singst du schon das lied
das nur im kontrapunkt klingt
sich bloß im fühlen hört?
siehst du den Gott der dich stets liebt
untrennbar –
sich selber zeugt im glauben?
erzähl mir nix!
Ich habe versucht, mehr Ordnung in den Gedankenstrang zu bringen, der ja vollkommen richtig ist, aber in der von dir vorgestellten Weise einige Leser vermutlich nicht erreichen wird. Das unpersönliche "man" solltest du mit einer direkten Ansprache vertauschen.
Und wie gesagt: Ich würde die Sache mit dem "Bildnis" ausbauen, eine Forderung, die weit über die der ägyptischen Ursprungsreligion hinausging und bis heute nicht erfüllt werden konnte.
Selbst die Wissenschaft benötigt Bilder ...
Gern gelesen (besonders den pointierten Schlussvers)
orlando