Rotfuchs und Graumähne

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Quetzalcoatl

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(Ich hoffe das ich diese Geschichte in das richtige Forum poste, da es sich um eine Fabel, nicht um ein Märchen handelt.
Es ist meine erste Geschichte, die ich veröffentliche und freue mich schon sehr darauf, was ihr von ihr haltet. Sie ist meiner Oma gewidmet, welche mir als ich noch klein war oft Geschichten vom Fuchs und vom Wolf erzählt hatte. Leider habe ich keinerlei feste Erinnerungen mehr, worum es eigentlich ging, da sie aber vor zehn Jahren gestorben ist, wollte ich im Gedenken an sie, nun ihr eine schreiben)





Rotfuchs und Graumähne


Es war Herbst im Wald und die Blätter der bäume wurden schwer.
Sie verfärbten ihr Kleid in den Farben Gelb, Rot und Braun, wenn sie es müde waren, in Ihren Ästen hängen zu bleiben. Sonnenstrahlen ließen gleißendes Licht auf den mit Geäst und Laub verzierten Erdboden fallen. Am Himmel riefen die Wildgänse ihren Brüdern und Schwestern zu, ihnen gen Süden zu folgen und die Eichhörnchen begangen damit durch die Wimpel der Bäume zu kraxeln, zu hüpfen und zu jauchzen, denn es war an der Zeit, einen Vorrat mit Nüssen zu sammeln. Ein jedes Tier war damit beschäftigt, sich auf den kommenden Winter vorzubereiten. Die Bären fingen Fische und fraßen sich am Honig der Bienen satt und Fett. Ihre schweren Leiber rüttelten an Bäumen, um reife Früchte von den Bäumen zu schütteln. Und auch die Ameisen verstauten die letzten Eier in ihren Palasten aus Zweigen. Alles was da kräuchte und fläuchte bereitete sich auf den langen Winterschlaf vor, der da kommen werde.

Am Rande des Waldes war ein großes, tiefes Loch ausgehoben.
Es war der Fuchsbau. Es war kein gewöhnlicher Fuchsbau, denn sein Eingang war wesentlich größer als der anderer Füchse. Zudem hatte er einen ganz eigenen Geruch. Denn nicht nur der alte Rotfuchs lebte hier, sondern auch sein Freund Graumähne der Wolf.
Rotfuchs feierte sein viertes Lebensjahr. Sein Körper war müde und schwach geworden, doch in seinem Kopf wimmelte es immer noch voller Ideen, wie er den Menschen ein Schnippchen schlagen könnte. Sein Fell ist zwar stumpf geworden und hatte schon vor einem halben Jahr seinen Glanz verloren, auch seine Augen waren schon milchig trüb, und dennoch, an seiner Schnauze konnte man ein schelmiges Grinsen vernehmen. Zu seiner Seite lag Graumähne, auch er war alt geworden.
Er wusste es nicht mehr genau, aber er vermutete, dass er nun an die 12 Zyklen lebte. So machner Zahn ist ihn abgebrochen, was es ihm erschwerte seine Beute zu jagen und zu verspeisen.
Doch sein Freund Rotfuchs half ihn immer gerne, die zähen stücke Fleisch der Kanninchen und des Rotwilds zu zerkleinern, so das er sie nur noch runterschlingen musste. Natürlich machte der Fuchs immer wieder mal einen Witz über ihn: Oh du armer alter Wolf sagte er dann, Komm und lass dir
von deiner Mutter deine Happen kleinmachen!
Der Wolf grinste dann böse zurück und entgegnete ihn: 12 Jahre habe ich nun auf den Buckel.
Ich habe große Jagten vollbracht und mein Rudel ernährt. Ein kleiner Rotfuchs mit 4 kurzen Jahren, bekannt als berüchtigter Hühnerdieb, hat mir da gerade noch gefehlt!

Den beiden ging es gut, denn der Bau war mit allerlei Laub ausgefüllt, welches den Boden weich und warm hielt. Ihre Leiber waren eng aneinander gelegt, damit keine Wärme entweichen konnte.
Denn auch wenn der Wolf aus der Tundra kam und nach außen so tat als hätte er keines, so war sein Herz doch gut und er machte sich Sorgen um seinen Freund, da dies sein letzter Zyklus werden könne.
Der Wolf war für sein Alter immer noch stark und so manches mal war seine Kraft von großen Nutzen, zum Beispiel, wenn sie den Menschen ein Huhn klauten.
Er war es dann, der die schweren Gitter aufriss, wärend der Fuchs, geschwind und geschickt, in den Stall jagte und die Beute an sich nahm. Darin war er so gut, das sie nur selten bei frischer Tat ertappt wurden und ohne einen Mucks
zurück in den Wald verschwanden. Der Wolf war stark und der Fuchs war schlau. Und so brauchten sie einander wie Luft zum Atmen.

An diesem Morgengrauen erwachte der Fuchs als erstes. Und so wie er es jeden Tag tat, trat er erst einmal aus und makierte an seinen Baum, der dort schon stand solange der Fuchs denken konnte. Erleichtert kam er zurück. Das Revier war immer noch das ihre, der Bau war intakt und der Wolf schlief.
Ungeduldig stupste er den Wolf mit der Schnauze an, um ihn aus dem Schlaf zu wecken. Lass einen alten Wolf noch ein Weilchen ruhen. Grunzte der Wolf Schlaftrunken.
Ich würde ja, Graumähne, König der Tundra. Aber der Herbst ist da und es gibt viel zu tun! Der Bau muss Winterfest gemacht werden. Zwar ist er groß geworden, so das wir beide Platz finden. Doch wir brauchen mehr Gebüsch um seine Eingänge dicht zu machen. Und einen Vorrat haben wir auch noch nicht. Ich weiß, mein altes Silberfell, du musst keinen Winterschlaf halten, aber wenn ich nächstes Jahr für dich die Hühner fangen soll, so muss ich ihn halten. sagte der Fuchs zum Wolf.
Kann ich nicht einfach im Winter für dich auf die Jagd gehen? Gähnte der Wolf. Stand dann aber dennoch auf und streckte sich. Sein Fell wies schon einige Löcher auf, aber das Winterkleid würde dick genug sein um nicht zu erfrieren. Ausserdem hatten sie ja noch den Fuchsbau zum Schutz gegen die klirrende Kälte.
Aber du hast ja wie immer Recht, Gab Graumähne zu Es ist hart im Winter Beute zu finden. Es wäre besser wenn wir uns schon einmal Fett fressen.
Der Fuchs schaute ihn mit einem Funkeln an und sagte dann:
Aber wo denkst du hin? Wäre ich der Fuchs, wenn ich nicht eine gute Idee hätte, wie wir ganz ohne Jagd auskommen?
Der Wolf machte große Augen. Was hat sich mein alter Geselle den nun schon wieder ausgedacht? fragte er sich und war überrascht durch die Tatsache, das der Fuchs ihn immer wieder zuvor kam.
Du hast doch schon oft gesehen wo die Menschen ihre Hühner halten? Leckere Hühner, so fett und saftig! Und wir haben den Bau...
Sprach der Fuchs mit Geheimnisvoller Stimme und leckte sich nachdenklich die Pfote. Doch der Wolf verstand nicht was der Fuchs dachte und fragte: Fuchs! Spann mich nicht auf die Folter! Ich bin ein Wolf und es grenzt für mich schon an ein Wunder, im Bau des Fuchses zu nächtigen! Was weiss ich denn, wie die Menschenkinder ihre Hühner züchten? Du hast mir zwar erzählt wie es in ihrem Bau aussehen mag, aber so sage mir doch was du schon wieder ausheckst?
Der Fuchs schaute den Wolf an, kratzte sich mit dem Hinterbein einen Floh aus dem Fell und flüsterte verschwörerisch: Wir machen unseren eigenen Hühnerbau! Ich war oft in ihren Gefilden, da weiss ich, was ein Huhn braucht. Sie fressen Körner, ähnlich denen der, die die Mäuse speisen. Und wir werden zum Menschenbau gehen und ein paar Hühner fangen. Aber wir werden sie nicht erdrosseln, wie wir es sonst zu tun pflegen. Denn sonst würde ihr Fleisch schnell Faul werden. Wir lassen sie über den Winter eingesperrt in unseren eigenen Bau. Und wenn ich erwache, verspeisen wir ein frisches Huhn! Wäre das nicht ein großartiges Festmahl? Und das mitten im Winter?
Der Wolf verstand nun den Plan des Fuchses und bei diesem Gedanken lief ihn das Wasser im Munde zusammen, so dass er sich die Lechzen leckte. Aber auch der Fuchs hatte Hunger bekommen und so grinsten sie sich einen Augenblick an und frohlockten bei dem Gedanken an einen einfachen Winter.
Da machten sie sich auf und verließen den Bau. Der Fuchs ging vorran, wie er es immer Tat und schnuperte in der Luft. Es war ein guter Tag, das Wetter war mild und der Fuchs dankte der Mutter des Waldes, für dieses Geschenk. Der Wolf trottete dem Fuchs hinterher und gemeinsam machten sie sich daran den Eingang des Fuchsbaus auszubessern. Sie sammelten laubiges Geäst und stopften es in den Bau. Später gruben sie im Bau einen kleinen Tunnel und schafften eine weitere Kammer die sie den Hühnerbau nannten. Die Arbeit nahm einen ganzen Tag in Anspruch und da sie keine Zeit hatten ein Tier zu erjagen, nährten sie sich an einem Busch mit saftigen Trauben. Sie waren süß, und obwohl es nicht viele waren, reichte es um den Hunger zu stillen.
Am Abend saßen sie gemeinsam vor dem Eingang des Baus und lausten sich. Das Himmelszelt glitzerte nur so vor Sternen und der Mond leuchtete den Waldesrand in silbrigen Schimmer.
Morgen ist Vollmond sagte der Wolf.
Wirst du singen? fragte der Fuchs.
Nein. Denn das Lied des Rudels ist nicht mehr das Meine. Und ich habe es seit nunmehr einen Zyklus nicht mehr gesungen.
Sie schwiegen eine Weile und dann sagte der Fuchs:
Eines Tages wirst du wieder singen können. Vielleicht nicht das Lied deines Rudels, aber dein eigenes.
So verließ er den Wolf bei seinen Gedanken und legte sich schlafen.
Kurz darauf folgte ihn der Wolf und legte sich zu ihm.
Am nächsten morgen erwachten sie gleichzeitig und ihre Mägen knurrten bitter.
Es ist Zeit ein Huhn zu jagen sagte Graumähne zum Fuchs und dieser erwiderte: Du hast recht mein Freund. Auch ich hungere fürchterlich!
So verließen sie den gemeinsamen Bau in der frühen Morgenstund.
Es war noch sehr dunkel, aber die Spatzen stimmten ihre Kehlen und sangen den Morgengruß. Da kamen sie am Zaun der Menschen an. Der Wolf schnupperte an einen Holzpfahl und knurrte zum Rotfuchs: Ich rieche Hunde. Sie waren gestern hier. Wir müssen heute ganz besonders Vorsichtig sein.
Der Fuchs schaute zum Wolf und legte sein linkes Ohr schief an, um mit dem anderen zu horchen. Wie recht du hast. Ich bete zur Mutter des Waldes ,dass sie ohne bestimmten Grund vorbei gekommen sein mögen. Aber wir wollen heute mit besonders leisen Pfoten auftreten.
Da gingen Fuchs und Wolf mit leisen Schritten am Zaun entlang, bis sie an der Stelle waren an der sie eine kleine Grube gegraben hatten, um unter ihn hindurchzukriechen.
Lass mich als erstes nachsehen ob die Luft rein ist! gebot der Fuchs dem Wolf Denn ich bin kleiner und flinker als du. Wenn es sicher ist werde ich kommen und dich holen! Der Wolf war einverstanden und setzte sich an den Zaun, um Wache zu halten, während Rotfuchs sich daran machte leise durch die Lücke unter den Zaun hindurchzukriechen. Graumähne schnupperte nervös in der Luft. Die Spur des Hundes ließ ihn keine Ruhe und auch wenn sie von gestern war, fürchtete er eine Begegnung mit den Menschen. Da erschrak er plötzlich fürchterlich, als er den Fuchs rufen hörte und kletterte schnell durch das Loch um seinen Freund zur Hilfe zu eilen. Auf der anderen Seite war die große Wiese auf der im Sommer die Schafe grasten und dort lag ein paar Fuss weiter, sein Gefährte und wimmerte gar füchterlich. Graumähne rannte zu seinem Freund und sah, wie dieser liegend auf dem Boden, am Bein blutete. An seinem Fuss war eine Glänzende Menschenmaschine. Sie hatte sich fest um das Bein des Freundes gelegt und hinderte ihn von dort wegzukommen. Der Wolf roch das Blut wie es aus der Pfote tropfte und auf das Gras fiel.
Ich bin in eine Bäenfalle getappst! rief der Fuchs angestrengt. Es tut schrecklich weh!
Der Fuchs weinte leise vor Schmerz, doch er versuchte tapfer die schmerzen zu unterdrücken, denn er wollte nicht die Menschen anlocken oder dessen Hunde.
Ich will dir helfen! Flüsterte Graumähne in des Fuchses Ohr. Er schnupperte an der Bärenfalle und biss vorsichtig ins Metall.
Doch egal wo er zubiss, er konnte an ihr keine Schwachstelle finden und in seiner Schnauze machte sich ebenfalls Schmerz breit. Er schaute auf das gezackte Eisen das sich in die Pfote des Fuchses biss. Der Wolf nahm seine eigenen Pfoten und versuchte den eisigen Kiefer der Falle zu öffnen, doch es half nichts. Stattdessen wimmerte der Fuchs, bei jedem Versuch, ihn zu befreien noch mehr. Haltet ein! stöhnte der Fuchs, Die Wunde wird nur noch tiefer!
Verzweiflung machte sich im Wolf breit und er bekam schreckliche Angst um seinen Freund.
Fuchs du musst für mich denken! Du warst es immer der die guten Ideen hatte!
Sag mir mein Freund was ich für dich tun kann um dir zu helfen! Bitte sag mir was ich tun kann, ich will alles versuchen, aber bitte hilf mir, dir zu helfen!
Da wurde der Fuchs sehr still und er dachte nach.
Mein Freund, Graumähne, eines jeden Getiers im Walde kommt einmal die Zeit des letzten Schlafes. Ich kenne diese Bärenfallen gut. Meist ist es mir gelungen ihnen auszuweichen, weiss ich doch welch quälerei sie dem armen Geschöpf beschaffen, welches es wagt in sie hineinzutreten. Doch wisse, dass ich noch von keinem gehört habe, der es geschafft hätte ihrer zu entkommen.
Der Wolf wurde wütend. Er knurrte und verfluchte die Menschen mit ihren schrecklichen Maschinen. Er legte seine Ohren an und fletschte die Zähne. Dies soll nicht dein letzter Winter sein, Fuchs! Du warst immer der schlauere von uns beiden, aber heute werde ich für dich das denken übernehmen.
Da wurde der Wolf noch wütender, als er sah das der Fuchs immer stiller wurde. Doch des Wolfes Rute war angezogen, so das auch der Fuchs wusste, das jene Wut nur gespielt war. Denn sie beide wussten welch Gefahr es bedeutete, wenn man zu mutig war und den Menschen zu nahe kam.
Da sprach der Fuchs zum Wolf: Mein Freund Graumähne, ich möchte das du dich zu mir gesellst und mir die Geschichte deines Winters des letzten Zyklus erzählst.
Der Wolf wollte rebelieren, doch sah er die Traurigkeit in den Augen des Fuchses und er legte sich zu ihm, leckte über dessen Wunde und fing an zu Erzählen.



Der Winter

"Du gehörst nicht zu uns! Hatte der junge Wolf mich angeknurrt.
Du bis alt geworden Sagte die Rudelführerin zu mir und: Du hast die Beute entkommen lassen. Du bist keiner von uns! Wir können einen Schwächling wie dich nicht im Rudel halten! Und sie hatten Recht gehabt. Ich war einst der Alphawolf. König der Tundra, das war mein Titel. Die jungen Wölfe forderten mich oft zum Kampf, um ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Und ich kann von Stolz berichten, dass ein Jeder und eine Jede meines Wurfes würdig war, an der Hetzjagd teilzunehmen. Sie waren wild, doch gehorsam. Sie waren gesund, schnell und zäh. Und meine Kinder hatten alles gelernt was sie zum Überleben brauchten, sollte der Boden eisig vom Schnee bedeckt werden. Und auch wenn sie meinen Stolz brachen, so hatten sie doch Recht, denn ich hatte in einen Anflug von Schwäche den Hirsch, den wir seit zwei Sonnen erbeuten wollten, davon kommen lassen. Ich hatte ihn schon an der Kehle gepackt, doch unterschätzte ich seinen Willen zu leben und so riss er sich aus meinem Griff und rannte davon! Aber da wir ihn schon so lange gejagt hatten, war das Rudel müde geworden und niemand schaffte es ihn wieder einzuholen.
Es war meine Schuld, das sie wegen mir Hunger leiden mussten. Und es war das Gesetz der Horde, das ein Leitwolf das Rudel verlassen muss, wenn er zu schwach wurde.
Geh nun! hatte mich meine Frau angeknurrt Siehst du nicht, welches Leid du über die Deinen bringst? Sie sind erst einen Zyklus alt, willst du das sie wegen dir keinen weiteren Erleben?Oh, es hatte mir mein Wolfsherz gebrochen, das sie mich nicht mehr dulden wollten. Aber hatte ich nicht selbst unseren alten Rudelsführer verjagt? Das war der ewige Lauf der Dinge. Das Alte muss sterben, so dass das Junge leben kann. Und wie schon erwähnt, so machten sie mich doch stolz, das sie die alte Tugenden respektierten und es war nun an mir, das ich mich selbst an diese hielt. Also rannte ich davon. Ich lief einfach los, hatte keine Ahnung wo hin. Drei Tage bin ich immer in die selbe Richtung gelaufen. Warum ich lief und nicht rastete, hast du mich einmal gefragt, alter Freund. Nun um ehrlich zu sein wusste ich es damals selber nicht, aber heute denke ich, dass ich keinen Gedanken an die Zukunft verschwenden wollte. Denn hätte ich es getan, dann wäre ich vielleicht umgekehrt und hätte mein eigenes Rudel dazu gezwungen mich zu töten. Es ist die letzte Pflicht des Königs der Tundra zu gehen. Das letzte mal das er stärke demonstriert. Indem er sich selbst opfert, damit das Rudel weiter bestehen kann. Wäre ich umgekehrt, hätte ich das Antlitz meiner Ahnen besudelt und den meinen Schande bereitet, weil ich damit bewies ein Feigling zu sein.
Ja, das ist die Wahrheit mein Rotfuchs. Ich hatte Angst. Es tut mir Leid, dass ich oft so getan habe als hätten Wölfe keine, aber ich glaube du wusstest es insgeheim sowieso schon immer, den du warst doch der Klügere von uns beiden. Aber ich will dich nicht belügen, zwar mag ich nicht mehr der König der Tundra sein, doch du sollst wissen wer dein Freund ist.
Ein alter Wolf, vielleicht, aber einer der die Wahrheit spricht. Und willst du noch etwas wissen, Fuchs? Als du mich gefunden hast, da lag ich schon im sterben. Ich hatte ein langes Leben, ein vielfaches länger als das deine und dennoch fürchtete ich mich vor meinem letzten Atemzug. Ich war am Ende meiner Kräfte angekommen und der erste Schnee legte sich auf mein Fell. Träume brachen über mich hinein, Träume in denen ich mein Leben sah, wie es war, in dennen ich mich erinnerte wie es ist ein Welpe zu sein. Wie ich an den Zisten meiner Mutter trank, wie ich das erste mal den Bau verließ und das erste mal meine Pfote den kalten Herbstboden betraten. Es war ein schöner Tag gewesen, einer wie der Heutige. Es war ein taufrischer Morgen und meine Augen erblickten die glänzenden Wassertropfen, die in den einzelnen Grasbüschen klebten. Ich dachte damals, dass ich unbesiegbar wäre, denn alles war neu für mich, hatte ich doch den Tag zum ersten mal erschnuppert. Meine Mutter hatte mich gewarnt, ich solle vorsichtig und leise sein, aber ich bellte und sprang in die Welt hinaus, von meiner eigenen Neugier beflügelt und hörte erst wieder auf, als einer der älteren Wölfe mich im Genick packte und zurück zu meinen Geschwistern verbannte. Ich hatte diese alte Erinnerung längst vergessen, weisst du? Aber als die Kälte und der ewige Schlaf sich langsam über mich legten, da war sie auf einmal wieder da. Ich freue mich, dass sie wieder die meine ist und das ich mich immer noch an ihr ergötzen kann, das habe ich dir zu verdanken. Denn da lag ich nun, dem Tode nahe. als ich in meinem Wahn und meiner Angst eine Fährte erschnupperte, die ich so noch nicht gerochen habe. Es war dein Duft. Der dein Revier makierte. Erst dachte ich, ich hätte sie mir eingebildet, aber dann standest du da. Direkt vor meiner Nase. Du hast mich irgendwann einmal dafür ausgelacht und ich konnte mich selbst beglücken wenn ich so zurückschaue, aber du hast zu mir gesagt Wach auf, du altes Fellknäuel! Hier ist mein Revier und ich dulde keine verlausten Wölfe! Die sich faul auf ihrer Haut ausruhen und warten bis die Ameisen und Ratten sich über sie hermachen! Da hast du mir ein Huhn zugeworfen und gesagt ich solle es fressen. Ich hatte noch nie in meinem Leben ein Huhn verspeist. Und ich hatte Federn im Maul, die meinen Rachen kitzelten. Ausgelacht hast du mich, als ich würgen musste und zu schwach war es selbst zu verschlingen. Aber obwohl du über den König der Tundra standest und obwohl du gewusst hast, das er dich, wäre er gesund gewesen, für diese Kränkung töten hätte können, hast du mir das Fleisch klein gerissen und mir die Brocken dargelegt. Oh wie ich dich verflucht habe! Mir die letzte Würde zu nehmen, den ewigen Schlaf zu finden! Doch mein Körper gierte nach dem Bissen, denn im Kampf gegeneinander, ist der Körper immer stäker als der Wille. Und so fraß ich das Huhn. Es dauerte zwei Sonnen und zwei Monde ehe ich wieder zu mir kam und die Kraft fand auf eigenen Pfoten zu stehen. Und was soll ich dir sagen? Heute bin ich dankbar für deine Edelmütigkeit, aber damals war das einzige was ich fühlte große Scham, dass du mich so gesehen und handeln ließest. Du hast mich zu deinem Bau geführt und dort schlief ich zwei weitere Sonnen, um mich von den Strapazen zu erholen. Das war der Anfang unserer Freundschaft. Doch wisse dieses: Zwar mag ich damals Angst um mein Leben gehabt haben, mir Sorgen um Nichtigkeiten, wie mein Ehrgefühl gemacht haben, doch dass, was ich jetzt fühle, lässt mich erzittern!
Denn ich habe bereits ein Rudel verloren und ich bete zu deiner Göttin des Waldes, das mir dieses nicht auch genommen wird. Ich sehe und schmecke dein Blut an meiner Zunge, doch egal wie sehr ich bemühe deine Wunde zu schließen, so hört sie doch nicht auf zu bluten. Oh, mein Rotfuchs, mein geliebter Freund, sage mir was ist dein Begehr? Ich will tun alles um dir dein Leid zu erleichtern. Ist es Rache das dein Herz begehrt? Soll ich den Menschen der dir diese Falle gestellt hat erjagen? Es wäre das mindeste was ich für dich tun kann!"

Nein, bitte nicht! Unterbrach der Fuchs die Geschichte des Wolfes. Erwehre dich gegen diesen Gedanken. Denn dann wärest auch du nur wie die Menschenkinder! Aber da ist etwas, etwas was ich begehre, mein König der Tundra. Gehe hin zur Eule und erbitte sie um das Grüne Blatt. Es soll die schmerzen meiner Pein lindern. Aber beeile dich! Denn wenn ich einen Wunsch habe, so ist es dass du das letzte bist was ich sehen will! Und Graumähne strich mit seiner Pfote über die unverletzte seines Freundes. Dann quetschte er sich unter den Zaun hindruch und rannte in den Wald. Er lief so schnell er konnte und seine Muskeln schmerzten, denn das Alter machte sich wie so oft bemerkbar, doch er schenkte seinen Sehnen keine Gedanken, hatte er doch nur ein Ziel: Die Große Eiche. Das Zuhause der Eule. Kein Tier des Waldes wagte es sich ohne Grund zu ihr zu begeben, denn sie war das weiseste aller Geschöpfe im Wald und die Hüterin der Nacht.
Und wieder lief der Wolf, er lief um nicht denken zu müssen, den sein Herz ward schwer bei dem Gedanken, seinen Freund zu verlieren. Als er bei der alten Eiche angekommen war, schaute er zu ihr herauf. Sie war der größte aller Bäume und das Zentrum des Waldes. Hoch oben, in den sich vom Wind windenden Wipfeln, dort war der Eule ihr Heim. Da bellte er ungeduldig und schrie in der alten Sprache hinauf: Oh Hüterin der Nacht! Weiseste aller Geschöpfe im Wald, ich ersuche deinen Rat! Die Zeit ist knapp geworden und auch, wenn die Sonne bald den höchsten Punkt erreicht, so flehe ich, dass ihr erwacht! Auf einmal wurde es still im Wald. Kein Vogel mehr der da sang, keine Maus die suchte und kein Hase wagte es zu grasen, den ein Wind ging durch die Blätter der Bäume. Ein zartes, wisperndes Windchen, dass allem was da lebte, Stille gebot. Und der Wolf hörte wie die Hüterin der Nacht ihre Stimme erhob: Wolf, der du auf den Namen Graumähne hörst, der du einst den Titel König der Tundra hieltest, der du es wagst meine Ruhe zu stören. Was bedarf meiner Hilfe, ist es doch Tag und ich bin die Hüterin der Nacht?
Da sprach der Wolf: Hüterin! Die Menschen haben den Fuchs gefangen und über seinem Haupt droht der ewige Schlaf! Er sannte mich euch seinen letzten Wunsch zu bitten: Er bittet um das grüne Blatt, auf das sein Leid gelindert wird und er in Ruhe seinen Frieden machen kann!
Noch immer war es Still im Wald. Denn kein Tier wagte es, die heillige Unterredung der Eule zu stören und die Hüterin antwortete: Der Fuchs, sagst du? Nun so will ich seinem Wunsch nachkommen. Denn kein Getier das da in meinem Wald lebt soll in seiner letzten Sonne leiden. So gehe hin und bringe ihn das Grüne Blatt! Aber sei gewarnt! Denn sobald er es fressen wird, wird es nicht mehr lange dauern bis sein Schmerz nach lässt und dann wird er schlafen für immer! Und ich werde veranlassen das ein jeder Frosch, ein jeder Vogel und ein jeder Wind, heute Nacht sein Lied singen wird.
Denn dieser ist der letzte seiner Art. Dieser Fuchs soll nicht vergessen werden! Möge die Göttin des Waldes bei euch sein, so dass ihr ihn auf seiner letzten Reise begleitet!

Da fiel das grüne Blatt aus dem Himmel und landete vor der Pfote des Wolfes. Es war kein normales Blatt, denn es wuchs an keinem Baum und keinen Strauch. Und nur die Hüterin der Nacht wusste, wo her sie es hatte und so manches Tier munkelte, das die Göttin des Waldes selbst es im Namen der Eule überbrachte. Der Wolf nahm es vorsichtig mit seinen Lefzen auf, jedoch bedacht, nicht hineinzubeissen und lief zurück durch den stillen Wald, aus dem kein Gesang mehr zu hören war.
Er grub sich erneut durch den Zaun, in das Reich der Menschen und kam bei seinen Freund an, welcher noch kraftloser aussah.
Ich habe von der Hüterin des Waldes das grüne Blatt gebracht, welches du dir gewünscht hast. Aber sie sagte, du seist der letzte deiner Art, wieso hast du mir dieses Geheimnis vorenthalten? Und der Fuchs antwortete im schwachen Flüsterton: Mein alter Freund. Ich habe kein Geheimnis da raus gemacht, weil es kein Geheimnis war. Die Menschen haben die Füchse getötet. Sie sind einmal im Jahr mit den Hunden auf Fuchsjagd gegangen und haben die Meinen ausgedüngt. Ich blieb als Letzter, da ich der dümmste von ihnen war. Traurig musste ich zur Kenntnis nehmen, dass ich zwar der gerissenste, aber auch der dümmste aller Füchse war. Denn die anderen Füchse rannten voller Angst in den Wald und wurden auf ihrer Flucht von den Menschen geschossen.
Da lachte der Fuchs leise und als der Wolf fragte, warum er
lache, sagte der Fuchs: Du siehst, Graumähne, du bist nicht der einzige der Angst verspürt. Und ja, ich wusste immer das deine Gebären, das stärkste aller Geschöpfe zu sein, eben nur Gebähren waren. Aber hab keine Sorge, denn schon als ich dich im Winter fand, sah ich dein großes Herz. Und einem Freund kann man nicht verheimlichen was man fühlt. Aber manchmal tut ein Freund eben auch so, als hätte er es nicht bemerkt, denn der Freund weiss das alles einen Grund hat, warum sein Freund die Dinge tut, die er tut.
Der Wolf gab ein trauriges Winseln von sich und sein Freund fragte warum er winselte und der Wolf antwortete:
Die Hüterin der Nacht gab mir dieses Blatt um euer Leiden zu lindern, aber was ist mit meinem Leid? Wenn du vor deine Göttin trittst und im ewigen Schlaf bist, dann bleibe ich wach und zurück!
Da dachte der Fuchs kurz nach und sprach:
Du hast mir deine Geschichte erzählt und nun will ich dir meine Erzählen.


Frühling

"Es war im Frühling, einen Zyklus bevor ich dich gefunden habe.
Ich war ein ausgewachsener Fuchs und auch ich hatte eine Frau.
Wir Füchse sind keine Wölfe, deßhalb musst du verstehen das es bei uns anders zugeht, als bei euch. Es ist nicht so hart und umbarmherzig, aber glaube mir Graumähne, nur weil es damals schön war, heißt es nicht das ich es nicht auch schwer gehabt hätte.
Ich war der einzige Überlebende meines Wurfes.
Die, die nicht vom kalten Winter heimgesucht wurden und starben, wurden vom Menschenjäger erlegt.
Meine Mutter hatte es ebenfalls dahingerafft, genauso wie meinen Vater, denn beide waren schon am Zenit ihres Lebens, als sie uns das Leben schenkten. So schafften sie es gerade so, in großer Not uns großzuziehen, ehe sie vom großen Schlaf eingeholt wurden. Doch ich war ein junger Fuchs und machte mir nichts draus, bald schon hatte ich die Schnauzen meiner Ahnen vergessen, denn genau so wie du, als du noch ein Welpe warst, war auch ich vom Leben und der Neugier auf den Wald fasziniert. Sicher, ich war leicht bekümmert, dass sie von mir gegangen waren, aber da mir niemand beigebracht hatte, das ich hätte traurig sein müssen, war ich es auch nicht lange. Zwei Zyklen später traf ich eine Fuchsdame in meinem Alter. Ich warb um sie und hatte das große Glück, dass sie mich als den Ihren duldete. Wir verbrachten einen Winter in unserem gemeinsamen Bau und im Frühling nahmen wir uns vor, uns zu paaren, so wie es Brauch ist. Es war ein schöner Frühling, und es gab viel Nahrung. Mir fiel es nicht schwer Beute zu machen.
So kümmerte sich mein Weib um die Brut und ich war ständig auf der Suche nach Fleisch, um unseren Hunger zu stillen. Und lass dir gesagt sein, wir Füchse mögen vielleicht kleiner sein als ihr Wölfe, aber eine Fuchsdame braucht sehr viel Nahrung wenn sie den Jungen genug Milch gebe will! Es war sehr anstrengend immer etwas zu finden, auch wenn es ein guter Zyklus war. Doch nicht immer fand ich genug, so das ich ihr meinen Teil gab, auf dass sie genug hatte für die Brut.
Ich war damals zwar oft Hungrig, aber auch sehr glücklich, Wolf. Eines Nachts kam ich mit leerer Schnauze nach Hause und mein Weib war enttäuscht das ich nichts mitgebracht hatte.
Ich sah unsere Jungen, sie waren gesund und kräftig für ihr Alter, doch wusste ich auch, dass ich besser etwas finden sollte, wenn das so bleiben sollte. Also sprach ich zu meiner Frau das ich für diese Nacht einen Plan hätte und sie sich nur noch etwas gedulden solle. Du Kennst mich gut Wolf, aber auch ich habe dir ein Geständnis zu machen: Ich war Eitel. Und im Gegensatz zu dir, hatte ich damals noch keine Angst gekannt. Dennoch, in dieser Nacht sollte ich sie kennenlernen. Du sollst wissen, zu dem Zeitpunkt in meinem Leben mich für äusserst schlau und ausgefuchst hielt. Denn ich tat das, was wir auch immer tun, wenn wir hunger leiden. Ich ging zum Bau der Menschen. Aber als ich dort angekommen war und mir ein Huhn reissen wollte, war ich Ungeschickt und die Hühner erwachten und machten einen riesigen Lärm. Der Menschenvater erwachte und hatte seine Donnerbüchse dabei. So lief ich, mit dem Huhn im Maul, schnell weg, zurück zum Bau.
Ich hatte in dieser Nacht schreckliches Pech gehabt, ich war dumm und hielt mich für achso gescheit, ich dachte dass ich großes Glück gehabt hätte, denn meine Frau war glücklich mich mit fetter Beutezu sehen.
Oh, Wolf, was war ich nur für ein Narr! Denn während wir schliefen, kamen des Morgens die Jäger mit ihren Hunden. Sie bellten fürchterlich und meine Frau bekam schreckliche Angst. Im Halbschlaf, erschrocken und mehr müde als wach, rannte sie davon und ich hörte ein gräßliches Donnern. Dann noch eins. Ich gebot meinen Kindern still zu sein und keinen einzigen Ton zu machen. Doch wie du dir sicherlich denken kannst kam meine Frau an diesem Morgen nicht zurück. Ich verfluchte mich für meine Dummheit. Denn es war der Tot den ich über sie brachte, ich war es gewesen, der beim rennen Spuren in den Feldern hinterließ. Ich war es, der vor Angst eine Duftnote hinterlassen hatte, welcher die Hunde folgen konnten- ich war es: eitel und Dumm. Aber die Strafe folgte sofort. Denn nach nur kurzer Zeit konnte ich meinen Jungen nicht mehr einhalt gebieten still zu sein.
Es war schrecklich.
Denn sie waren noch zu jung für feste Nahrung. Und wir waren die letzten Füchse im Wald. Ich hatte keine Wahl. Ich schaffte es ein letztes malsie zur Ruhe zu bewegen und als sie schliefen..."

Der Fuchs sagte nichts mehr, er konnte nicht weiter sprechen. Zwar mögen seine Augen trüb geworden sein, doch funkelten sie nun voller Tränen. Der Wolf wusste nicht was er sagen sollte. Doch er kannte das Dillema. Zwar ist es in seinem Rudel nie passiert, doch er hatte gehört, das es hin und wieder vorkam dass Eltern ihre eigenen Jungen töten mussten. Der Rotfuchs war ein Männchen und konnte keine Milch geben und da die Jungen ein schrecklicher Hungertot überkommen wäre, hatte er keine Wahl gehabt.
Das Problem ist, Graumähne, ich flehe dich an, dir genau anzuhören was ich zu sagen habe! Der böse Zynismus ist, dass ich immer Glücklich war! Nur dadurch konnte ich alles verlieren! Hätte mich vielleicht etwas mehr Hunger oder Schmerz im Leben heimgesucht, so hätte ich vielleicht nicht so arrogant gehandelt und wäre nicht der letzte meiner Art. Aber das ist der ewige Zyklus. Die Göttin gibt und die Göttin nimmt...
Als der Wolf die Worte des Fuchses vernahm, musste er schlucken, denn sie waren traurig und schwer.
Der Fuchs hatte keinen schlimmen Fehler begangen. Das einzige was ihm zum Verhängnis geworden ist, war der Versuch seine Familie zu ernähren. Doch nun gab er sich die Schuld an alledem. Graumähne hatte immer gedacht, dass der Fuchs ein ewiger Possenreisser gewesen war, aber hatte er sich nicht auch nur sehr gut selbst gespielt?
Glaub mir Wolf, ich wollte nicht mehr Leben. Ich war rastlos und schwermütig. Ich war alleine und mein Herz voller Trauer. Ich sollte meine Art vor dem Aussterben bewahren und ich habe versagt. Und das ist auch der Grund, warum ich dich bitte nicht zum Menschen zu werden, begeh nicht meinen Fehler und lass dich von einem falschen Stolz, Rache oder sonst irgend etwas lenken.
Lass dir gesagt sein, das ich nur noch ein Schatten meiner selbst war. Ich wollte nicht mehr leben! Jede Nacht brach ich bei den Menschenkinder laut lärmend ein, in der Hoffnung ich würde das selbe Donnern hören wie meine Frau. Aber sie erwischten mich nicht. Und dann habe ich dich gefunden. Und da wurde mir klar, das es nicht darum geht ein Fuchs zu sein, oder ein Wolf, oder sonst irgendein Getier. Man darf nur nicht zum Menschen werden und so kümmerte ich mich um dich. Es war nicht wichtig das du ein Wolf warst, wichtig war das ich dir helfen wollte. Nicht aus Mitleid und auch garnicht aus Eigenutz um mich von meinem Schmerz abzulenken. Als ich dich da im Schnee liegen sah, da dachte ich an meine Kinder und meine Frau. Und ich habe gesehen was es bedeutet wenn der ewige Schlaf über uns hinein bricht.
Er bedeutet das Ende von allem was wir kennen!
Aber da lagst du nun, dem Tode nahe und ich hatte verstanden!
Der ewige Schlaf mag über uns alle kommen, doch wem ist damit geholfen wenn wir unser Wachsein nur damit beschäftigen an den Schlaf zu denken? Warum hätte ich dich den Schlaf übergeben sollen? Nein! Ich wurde trotzig und schwor mir das ich nie wieder nur an mein schnelles Glück denken wollte. Denn es gibt kein eigenes Glück, alles ist miteinander verwoben und die Göttin des Waldes hatte mir dich geschickt, um das zu verstehen. Ja, ich war der letzte meiner Art. Aber nicht der letzte. Denn da warst du und ich fand endlich wieder einen Sinn.

Der Fuchs machte eine Pause. Das viele Reden hatte ihn noch mehr geschwächt. Als er wieder etwas Kraft zum reden fand sagte er:
Ich will das du weiter lebst. Hab keine Angst vor dem Schlaf. Der Wald ist voller Getier und Wunder. Mein altes Ich wusste das. Ich habe es schon längst vergessen, aber jetzt geht es mir wie dir, als du kurz vorm einschlafen warst. Ich erinnere mich, wie es mal gewesen war. Du sollst leben und ich will das du dir keine Gedanken machst. Denn der Schlaf kommt für jeden mal. Doch die Wachzeit ist nur kurz. Also verschwende sie nicht an die Schlafenden. Denn Sie schlafen nicht für dich, sondern für sich. Also sei Wach für dich. Jeden Tag. Und ich will das du wieder dein Lied singst. Nicht das deines alten Rudels. Sing DEIN Lied. Und wenn du willst kannst du mir gerne eine Strophe schenken.
Bei dem Gedanken lächelte der Fuchs. Ein Lied für ihn. Über einen Fuchs von einem Wolf.
Der Wolf hatte alles verstanden, aber trotzdem war er traurig.
Wenn das dein Wunsch ist sagte er schweren Herzens, dann will ich ich wieder singen.
Heute Nacht ist die Silberkugel wieder voll. Deine Göttin ruft dich zu dir und ich will euch Ehre erweisen.
Aber auch die Wächterin der Nacht hat versprochen, dass alles was da kreucht und fleucht heute singen wird. Und dann singe ich das Lied unseres Rudels.

Da lächelte der Fuchs und gebat den Wolf ihn das grüne Blatt zu geben. Der Wolf gehorchte und der Fuchs kaute und schlang es dann schwach herunter. Der Geschmack war voller Bitterness und machte seine ausgetrocknete Zunge taub.
Am Horizont ging die Sonne unter.
Eine der letzten Bienen flog an ihnen vorbei.
Da erinnerte sich der Wolf und sprach:
Weisst du noch von Meister Petz und dem Honig?
Der Fuchs wurde müde und schloss die Augen,
Graumähne leckte ihn ein letztes mal über die Wunde und erzählte ihm seine letzte Geschichte. Rotfuchs horchte mit aufgeklapten Ohr und sein Atem wurde langsamer, während der Wolf erzählte. Die Erinnerungen wurden in beiden lebendig. Aber umso müder der Fuchs wurdem umso mehr konnte er den Honig des Bären schmecken.




Sommer


"Ach Rotfuchs es war der schönste Sommer den ich je erlebt habe.
Die Spatzen sangen ihre Lieder, der Specht hämmerte sich sein Heim und die Ameisen sammelten ihr Gehölz in langen Straßen für ihren Bau. Es war ein warmer Tag und die Sonne wärmte uns denn Pelz. Fast hatten wir vergessenm dass wir alt waren, sprangen wir doch verrückt über die kleinen Hügel in der Nähe des Bachs. Dort wollten wir unseren Durst stillen, denn unsere Mäuler waren trocken geworden vom vielen Spielen. Als wir dort ankamen, stand dort Meister Petz, der große starke Bär. Er beachtete uns nicht, denn er war damit beschäftigt gewesen Lachse aus dem Flussufer zu fangen.
Ich muss es mir von dir abgeguckt haben, deine Frechheit, denn ich rief zum Bären: He! Meister Petz! Wie schafft es eigentlich so ein dicker Brummbär wie du, etwas so flinkes wie einen Fisch zu fangen?
Der Bär verlor dadurch seine Beute aus den Augen und ein Lachs entglitt seinen Pranken. Siehst du nicht das ich beschäftigt bin? rief er zu uns Und wir Bären sind sehr wohl geschickte Jäger. Ausserdem sind wir die stärksten Tiere des Waldes! Also leg dich ja nicht mit mir an, oder ich zerstrampel dich unter meinen riesigen Pranken!
Aber natürlich hörten wir nicht auf und du hattest auch schon wieder einen Plan ausgeheckt. Achja? Stärkstes Tier des Waldes? Da schuldest du uns erst mal einen Beweis für! Denn wir sehen hier nur einen dicken Bären, der uns wie für seinesgleichen typisch, den selbigen aufbinden will! Der Bär ging natürlich auf deine Provokation ein und rief wütend Ich bin Meister Petz!
Niemand wagt es mich zu beleidigen!

Nichtmal ich bekam mit was du vorhattest, aber ich wusste ja schon, dass du so manchen zum Narren gehalten hattest. Also wenn du die Menschenkinder austricken konntest, dann bestimmt auch einen Bären.
So zeig uns das du geschickt, klug und stark bist, Bär! Siehst du das Bienennest da oben? Wir sind nur ein alter Wolf und ein kleiner Fuchs, aber du, du kannst doch mit Sicherheit das Nest von dort oben herunter werfen? Ich meine kannst du wirklich klettern, mit Bienen kämpfen und uns dann mit dem nest treffen? Wenn du das kannst, dann wollen wir deine große Pracht anerkennen!
Der Bär, der wirklich das stärkste Tier im Wald war, aber dafür nicht das schlauste ging sofort ans Werk. Und wärend wir unten saßen und uns das Lachen zurückhielten, kletterte der Riese den dünnen Baum hinauf. Oh, wie der sich unter seinem Gewicht bog! Oben kam der arme Kerl nur mit Müh und Not an das Nest und die Bienen begangen bereits ihren goldenen Saft zu verteidigen! Sie stachen ihn in die Augen und er brüllte wütend zu den Bienen, sie sollten ihn seine Arbeit machen lassen!
Da riefst du zu ihm: Ich gebe dir einen Tip, Meister Petz! Schüttel doch am Geäst des Baumes, auf dass das Nest einfach herunter falle! Und der Dumme Bär tat auch noch was du ihm geraten hattest. Dabei brach der Stamm in zwei und Bär und Nest fielen zu Boden. Es war zum Glück für den Bären nicht so hoch gewesen als das er sich ernsthaft verletzt hätte, aber es reichte das er benommen zu Boden plumpste und erstmal nicht wusste, was er da getan hatte. Aber da waren wir schon mit dem Honig auf und davon und hörten nur noch wie uns das stärkste Tier des Waldes verfluchte.
Achja, Fuchs, dieser Honig war das süßeste was ich je in meinem Leben kosten durfte!"

Graumähne sah zum Fuchs. Dieser öffnete ein letztes mal die Augen und sagte mit letzer Kraft: Es war auch mein schönster Sommer, sag Meister Petz einen lieben Gruß von mir. Der Wolf konnte noch ein letzten Funken Leben sehen, in den alten, trüben Augen des Fuchses.
Ich will das du weisst das du mein Leben gerettet hast, Fuchs. Und es ist nicht deine Schuld war, was deiner Familie passiert ist.
Denn vielleicht warst du zu glücklich, aber dieses Glück ist nun ein Teil von mir und ich will es niemals missen. Ich könnte nicht mehr ohne dich Leben, aber ich weiss dass nichts falsch daran ist Glücklich zu sein.Und ich werde weiter leben, wie ich es dir versprochen habe. Aber deine alte Glückseeligkeit soll nun zu meinem Leben gehören.
Aus etwas gutem kann nichts schlechtes werden!

Der Fuchs sprach darauf hin seine letzten Worte:

Ich glaube dir. Und ich danke dir das du mein Rudel warst.
Hab keine Angst vor dem Leben. Aber habe auch keine Angst vor dem ewigen schlaf.
Denn ich sehe die Göttin des Waldes und ich werde im langen Traum auf dich warten.
Auf das wir einen weiteren Frühling erleben.
Einen Sommer lang glücklich spielen.
Einen Herbst lang Hühner stehlen.
Und uns gegenseitig im Winter schlafend wärmen.


Da tat er seinen letzten Atemzug und aller Schmerz wich von ihm.
Der Wolf aber wusste nun das der Fuchs bei den seinen war und er rannte los. Er rannte durch den Wald und die Vögel sangen ein letztes Lied für Rotfuchs.
Er rannte über den Bach und das Wasser spritzte kalt unter seinen Pfoten nass.
Er rannte und diesmal rannte er nicht, weil er Angst hätte.
Er rannte, denn er hatte erkannt, dass jeder Zyklus Leben und Schlaf bedeutet. Und im Leben soll man Wach sein, denn der Schlaf kommt gewiss.
Er rannte, denn er liebte das Leben.
Auf einem Hügel angekommen sang er dem Vollmond entgegen.

Das Lied von seinem Rudel.

Vom Wolf und vom Fuchs.
 

Ralph Ronneberger

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Quetzalcoatl, herzlich Willkommen in der Leselupe!

Schön, dass Du den Weg zu uns gefunden hast. Wir sind gespannt auf Deine weiteren Werke und freuen uns auf einen konstruktiven Austausch mit Dir.

Um Dir den Einstieg zu erleichtern, haben wir im 'Forum Lupanum' (unsere Plauderecke) einen Beitrag eingestellt, der sich in besonderem Maße an neue Mitglieder richtet. http://www.leselupe.de/lw/titel-Leitfaden-fuer-neue-Mitglieder-119339.htm

Ganz besonders wollen wir Dir auch die Seite mit den häufig gestellten Fragen ans Herz legen. http://www.leselupe.de/lw/service.php?action=faq


Viele Grüße von Ralph Ronneberger

Redakteur in diesem Forum
 

Quetzalcoatl

Mitglied
Hi Ralph, vielen Dank für die Freischaltung!
Dabei musste ich gerade merken das der Text viele Rechtschreib- und Logikfehler enthält. Füchse machen keinen Winterschlaf,
also danke fürs drüber hinwegsehen!
 

Quetzalcoatl

Mitglied
(Ich hoffe das ich diese Geschichte in das richtige Forum poste, da es sich um eine Fabel, nicht um ein Märchen handelt.
Es ist meine erste Geschichte, die ich veröffentliche und freue mich schon sehr darauf, was ihr von ihr haltet. Sie ist meiner Oma gewidmet, welche mir als ich noch klein war oft Geschichten vom Fuchs und vom Wolf erzählt hatte. Leider habe ich keinerlei feste Erinnerungen mehr, worum es eigentlich ging, da sie aber vor zehn Jahren gestorben ist, wollte ich im Gedenken an sie, nun ihr eine schreiben)





Rotfuchs und Graumähne


Es war Herbst im Wald und die Blätter der Bäume wurden schwer.
Sie verfärbten ihr Kleid in den Farben Gelb, Rot und Braun, wenn sie es müde waren, in Ihren Ästen hängen zu bleiben. Sonnenstrahlen ließen gleißendes Licht auf den mit Geäst und Laub verzierten Erdboden fallen. Am Himmel riefen die Wildgänse ihren Brüdern und Schwestern zu, ihnen gen Süden zu folgen und die Eichhörnchen begangen damit durch die Wimpel der Bäume zu kraxeln, zu hüpfen und zu jauchzen, denn es war an der Zeit, einen Vorrat mit Nüssen zu sammeln. Ein jedes Tier war damit beschäftigt, sich auf den kommenden Winter vorzubereiten. Die Bären fingen Fische und fraßen sich am Honig der Bienen satt und Fett. Ihre schweren Leiber rüttelten an Bäumen, um reife Früchte von den Bäumen zu schütteln. Und auch die Ameisen verstauten die letzten Eier in ihren Palästen aus Zweigen. Alles was da kräuchte und fläuchte bereitete sich auf den langen Winterschlaf vor, der da kommen werde.

Am Rande des Waldes war ein großes, tiefes Loch ausgehoben.
Es war der Fuchsbau. Es war kein gewöhnlicher Fuchsbau, denn sein Eingang war wesentlich größer als der anderer Füchse. Zudem hatte er einen ganz eigenen Geruch. Denn nicht nur der alte Rotfuchs lebte hier, sondern auch sein Freund Graumähne der Wolf.
Rotfuchs feierte sein viertes Lebensjahr. Sein Körper war müde und schwach geworden, doch in seinem Kopf wimmelte es immer noch voller Ideen, wie er den Menschen ein Schnippchen schlagen könnte. Sein Fell ist zwar stumpf geworden und hatte schon vor einem halben Jahr seinen Glanz verloren, auch seine Augen waren schon milchig trüb, und dennoch, an seiner Schnauze konnte man ein schelmiges Grinsen vernehmen. Zu seiner Seite lag Graumähne, auch er war alt geworden.
Er wusste es nicht mehr genau, aber er vermutete, dass er nun an die 12 Zyklen lebte. So machner Zahn ist ihn abgebrochen, was es ihm erschwerte seine Beute zu jagen und zu verspeisen.
Doch sein Freund Rotfuchs half ihn immer gerne, die zähen stücke Fleisch der Kanninchen und des Rotwilds zu zerkleinern, so das er sie nur noch runterschlingen musste. Natürlich machte der Fuchs immer wieder mal einen Witz über ihn: Oh du armer alter Wolf sagte er dann, Komm und lass dir
von deiner Mutter deine Happen kleinmachen!
Der Wolf grinste dann böse zurück und entgegnete ihn: 12 Jahre habe ich nun auf den Buckel.
Ich habe große Jagten vollbracht und mein Rudel ernährt. Ein kleiner Rotfuchs mit 4 kurzen Jahren, bekannt als berüchtigter Hühnerdieb, hat mir da gerade noch gefehlt!

Den beiden ging es gut, denn der Bau war mit allerlei Laub ausgefüllt, welches den Boden weich und warm hielt. Ihre Leiber waren eng aneinander gelegt, damit keine Wärme entweichen konnte.
Denn auch wenn der Wolf aus der Tundra kam und nach außen so tat als hätte er keines, so war sein Herz doch gut und er machte sich Sorgen um seinen Freund, da dies sein letzter Zyklus werden könne.
Der Wolf war für sein Alter immer noch stark und so manches mal war seine Kraft von großen Nutzen, zum Beispiel, wenn sie den Menschen ein Huhn klauten.
Er war es dann, der die schweren Gitter aufriss, wärend der Fuchs, geschwind und geschickt, in den Stall jagte und die Beute an sich nahm. Darin war er so gut, das sie nur selten bei frischer Tat ertappt wurden und ohne einen Mucks
zurück in den Wald verschwanden. Der Wolf war stark und der Fuchs war schlau. Und so brauchten sie einander wie Luft zum Atmen.

An diesem Morgengrauen erwachte der Fuchs als erstes. Und so wie er es jeden Tag tat, trat er erst einmal aus und makierte an seinen Baum, der dort schon stand solange der Fuchs denken konnte. Erleichtert kam er zurück. Das Revier war immer noch das ihre, der Bau war intakt und der Wolf schlief.
Ungeduldig stupste er den Wolf mit der Schnauze an, um ihn aus dem Schlaf zu wecken. Lass einen alten Wolf noch ein Weilchen ruhen. Grunzte der Wolf Schlaftrunken.
Ich würde ja, Graumähne, König der Tundra. Aber der Herbst ist da und es gibt viel zu tun! Der Bau muss Winterfest gemacht werden. Zwar ist er groß geworden, so das wir beide Platz finden. Doch wir brauchen mehr Gebüsch um seine Eingänge dicht zu machen. Und einen Vorrat haben wir auch noch nicht. Ich weiß, mein altes Silberfell, du musst keinen Winterschlaf halten, aber wenn ich nächstes Jahr für dich die Hühner fangen soll, so muss ich ihn halten. sagte der Fuchs zum Wolf.
Kann ich nicht einfach im Winter für dich auf die Jagd gehen? Gähnte der Wolf. Stand dann aber dennoch auf und streckte sich. Sein Fell wies schon einige Löcher auf, aber das Winterkleid würde dick genug sein um nicht zu erfrieren. Ausserdem hatten sie ja noch den Fuchsbau zum Schutz gegen die klirrende Kälte.
Aber du hast ja wie immer Recht, Gab Graumähne zu Es ist hart im Winter Beute zu finden. Es wäre besser wenn wir uns schon einmal Fett fressen.
Der Fuchs schaute ihn mit einem Funkeln an und sagte dann:
Aber wo denkst du hin? Wäre ich der Fuchs, wenn ich nicht eine gute Idee hätte, wie wir ganz ohne Jagd auskommen?
Der Wolf machte große Augen. Was hat sich mein alter Geselle den nun schon wieder ausgedacht? fragte er sich und war überrascht durch die Tatsache, das der Fuchs ihn immer wieder zuvor kam.
Du hast doch schon oft gesehen wo die Menschen ihre Hühner halten? Leckere Hühner, so fett und saftig! Und wir haben den Bau...
Sprach der Fuchs mit Geheimnisvoller Stimme und leckte sich nachdenklich die Pfote. Doch der Wolf verstand nicht was der Fuchs dachte und fragte: Fuchs! Spann mich nicht auf die Folter! Ich bin ein Wolf und es grenzt für mich schon an ein Wunder, im Bau des Fuchses zu nächtigen! Was weiss ich denn, wie die Menschenkinder ihre Hühner züchten? Du hast mir zwar erzählt wie es in ihrem Bau aussehen mag, aber so sage mir doch was du schon wieder ausheckst?
Der Fuchs schaute den Wolf an, kratzte sich mit dem Hinterbein einen Floh aus dem Fell und flüsterte verschwörerisch: Wir machen unseren eigenen Hühnerbau! Ich war oft in ihren Gefilden, da weiss ich, was ein Huhn braucht. Sie fressen Körner, ähnlich denen der, die die Mäuse speisen. Und wir werden zum Menschenbau gehen und ein paar Hühner fangen. Aber wir werden sie nicht erdrosseln, wie wir es sonst zu tun pflegen. Denn sonst würde ihr Fleisch schnell Faul werden. Wir lassen sie über den Winter eingesperrt in unseren eigenen Bau. Und wenn ich erwache, verspeisen wir ein frisches Huhn! Wäre das nicht ein großartiges Festmahl? Und das mitten im Winter?
Der Wolf verstand nun den Plan des Fuchses und bei diesem Gedanken lief ihn das Wasser im Munde zusammen, so dass er sich die Lechzen leckte. Aber auch der Fuchs hatte Hunger bekommen und so grinsten sie sich einen Augenblick an und frohlockten bei dem Gedanken an einen einfachen Winter.
Da machten sie sich auf und verließen den Bau. Der Fuchs ging vorran, wie er es immer Tat und schnuperte in der Luft. Es war ein guter Tag, das Wetter war mild und der Fuchs dankte der Mutter des Waldes, für dieses Geschenk. Der Wolf trottete dem Fuchs hinterher und gemeinsam machten sie sich daran den Eingang des Fuchsbaus auszubessern. Sie sammelten laubiges Geäst und stopften es in den Bau. Später gruben sie im Bau einen kleinen Tunnel und schafften eine weitere Kammer die sie den Hühnerbau nannten. Die Arbeit nahm einen ganzen Tag in Anspruch und da sie keine Zeit hatten ein Tier zu erjagen, nährten sie sich an einem Busch mit saftigen Trauben. Sie waren süß, und obwohl es nicht viele waren, reichte es um den Hunger zu stillen.
Am Abend saßen sie gemeinsam vor dem Eingang des Baus und lausten sich. Das Himmelszelt glitzerte nur so vor Sternen und der Mond leuchtete den Waldesrand in silbrigen Schimmer.
Morgen ist Vollmond sagte der Wolf.
Wirst du singen? fragte der Fuchs.
Nein. Denn das Lied des Rudels ist nicht mehr das Meine. Und ich habe es seit nunmehr einen Zyklus nicht mehr gesungen.
Sie schwiegen eine Weile und dann sagte der Fuchs:
Eines Tages wirst du wieder singen können. Vielleicht nicht das Lied deines Rudels, aber dein eigenes.
So verließ er den Wolf bei seinen Gedanken und legte sich schlafen.
Kurz darauf folgte ihn der Wolf und legte sich zu ihm.
Am nächsten morgen erwachten sie gleichzeitig und ihre Mägen knurrten bitter.
Es ist Zeit ein Huhn zu jagen sagte Graumähne zum Fuchs und dieser erwiderte: Du hast recht mein Freund. Auch ich hungere fürchterlich!
So verließen sie den gemeinsamen Bau in der frühen Morgenstund.
Es war noch sehr dunkel, aber die Spatzen stimmten ihre Kehlen und sangen den Morgengruß. Da kamen sie am Zaun der Menschen an. Der Wolf schnupperte an einen Holzpfahl und knurrte zum Rotfuchs: Ich rieche Hunde. Sie waren gestern hier. Wir müssen heute ganz besonders Vorsichtig sein.
Der Fuchs schaute zum Wolf und legte sein linkes Ohr schief an, um mit dem anderen zu horchen. Wie recht du hast. Ich bete zur Mutter des Waldes ,dass sie ohne bestimmten Grund vorbei gekommen sein mögen. Aber wir wollen heute mit besonders leisen Pfoten auftreten.
Da gingen Fuchs und Wolf mit leisen Schritten am Zaun entlang, bis sie an der Stelle waren an der sie eine kleine Grube gegraben hatten, um unter ihn hindurchzukriechen.
Lass mich als erstes nachsehen ob die Luft rein ist! gebot der Fuchs dem Wolf Denn ich bin kleiner und flinker als du. Wenn es sicher ist werde ich kommen und dich holen! Der Wolf war einverstanden und setzte sich an den Zaun, um Wache zu halten, während Rotfuchs sich daran machte leise durch die Lücke unter den Zaun hindurchzukriechen. Graumähne schnupperte nervös in der Luft. Die Spur des Hundes ließ ihn keine Ruhe und auch wenn sie von gestern war, fürchtete er eine Begegnung mit den Menschen. Da erschrak er plötzlich fürchterlich, als er den Fuchs rufen hörte und kletterte schnell durch das Loch um seinen Freund zur Hilfe zu eilen. Auf der anderen Seite war die große Wiese auf der im Sommer die Schafe grasten und dort lag ein paar Fuss weiter, sein Gefährte und wimmerte gar füchterlich. Graumähne rannte zu seinem Freund und sah, wie dieser liegend auf dem Boden, am Bein blutete. An seinem Fuss war eine Glänzende Menschenmaschine. Sie hatte sich fest um das Bein des Freundes gelegt und hinderte ihn von dort wegzukommen. Der Wolf roch das Blut wie es aus der Pfote tropfte und auf das Gras fiel.
Ich bin in eine Bäenfalle getappst! rief der Fuchs angestrengt. Es tut schrecklich weh!
Der Fuchs weinte leise vor Schmerz, doch er versuchte tapfer die schmerzen zu unterdrücken, denn er wollte nicht die Menschen anlocken oder dessen Hunde.
Ich will dir helfen! Flüsterte Graumähne in des Fuchses Ohr. Er schnupperte an der Bärenfalle und biss vorsichtig ins Metall.
Doch egal wo er zubiss, er konnte an ihr keine Schwachstelle finden und in seiner Schnauze machte sich ebenfalls Schmerz breit. Er schaute auf das gezackte Eisen das sich in die Pfote des Fuchses biss. Der Wolf nahm seine eigenen Pfoten und versuchte den eisigen Kiefer der Falle zu öffnen, doch es half nichts. Stattdessen wimmerte der Fuchs, bei jedem Versuch, ihn zu befreien noch mehr. Haltet ein! stöhnte der Fuchs, Die Wunde wird nur noch tiefer!
Verzweiflung machte sich im Wolf breit und er bekam schreckliche Angst um seinen Freund.
Fuchs du musst für mich denken! Du warst es immer der die guten Ideen hatte!
Sag mir mein Freund was ich für dich tun kann um dir zu helfen! Bitte sag mir was ich tun kann, ich will alles versuchen, aber bitte hilf mir, dir zu helfen!
Da wurde der Fuchs sehr still und er dachte nach.
Mein Freund, Graumähne, eines jeden Getiers im Walde kommt einmal die Zeit des letzten Schlafes. Ich kenne diese Bärenfallen gut. Meist ist es mir gelungen ihnen auszuweichen, weiss ich doch welch quälerei sie dem armen Geschöpf beschaffen, welches es wagt in sie hineinzutreten. Doch wisse, dass ich noch von keinem gehört habe, der es geschafft hätte ihrer zu entkommen.
Der Wolf wurde wütend. Er knurrte und verfluchte die Menschen mit ihren schrecklichen Maschinen. Er legte seine Ohren an und fletschte die Zähne. Dies soll nicht dein letzter Winter sein, Fuchs! Du warst immer der schlauere von uns beiden, aber heute werde ich für dich das denken übernehmen.
Da wurde der Wolf noch wütender, als er sah das der Fuchs immer stiller wurde. Doch des Wolfes Rute war angezogen, so das auch der Fuchs wusste, das jene Wut nur gespielt war. Denn sie beide wussten welch Gefahr es bedeutete, wenn man zu mutig war und den Menschen zu nahe kam.
Da sprach der Fuchs zum Wolf: Mein Freund Graumähne, ich möchte das du dich zu mir gesellst und mir die Geschichte deines Winters des letzten Zyklus erzählst.
Der Wolf wollte rebelieren, doch sah er die Traurigkeit in den Augen des Fuchses und er legte sich zu ihm, leckte über dessen Wunde und fing an zu Erzählen.



Der Winter

"Du gehörst nicht zu uns! Hatte der junge Wolf mich angeknurrt.
Du bis alt geworden Sagte die Rudelführerin zu mir und: Du hast die Beute entkommen lassen. Du bist keiner von uns! Wir können einen Schwächling wie dich nicht im Rudel halten! Und sie hatten Recht gehabt. Ich war einst der Alphawolf. König der Tundra, das war mein Titel. Die jungen Wölfe forderten mich oft zum Kampf, um ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Und ich kann von Stolz berichten, dass ein Jeder und eine Jede meines Wurfes würdig war, an der Hetzjagd teilzunehmen. Sie waren wild, doch gehorsam. Sie waren gesund, schnell und zäh. Und meine Kinder hatten alles gelernt was sie zum Überleben brauchten, sollte der Boden eisig vom Schnee bedeckt werden. Und auch wenn sie meinen Stolz brachen, so hatten sie doch Recht, denn ich hatte in einen Anflug von Schwäche den Hirsch, den wir seit zwei Sonnen erbeuten wollten, davon kommen lassen. Ich hatte ihn schon an der Kehle gepackt, doch unterschätzte ich seinen Willen zu leben und so riss er sich aus meinem Griff und rannte davon! Aber da wir ihn schon so lange gejagt hatten, war das Rudel müde geworden und niemand schaffte es ihn wieder einzuholen.
Es war meine Schuld, das sie wegen mir Hunger leiden mussten. Und es war das Gesetz der Horde, das ein Leitwolf das Rudel verlassen muss, wenn er zu schwach wurde.
Geh nun! hatte mich meine Frau angeknurrt Siehst du nicht, welches Leid du über die Deinen bringst? Sie sind erst einen Zyklus alt, willst du das sie wegen dir keinen weiteren Erleben?Oh, es hatte mir mein Wolfsherz gebrochen, das sie mich nicht mehr dulden wollten. Aber hatte ich nicht selbst unseren alten Rudelsführer verjagt? Das war der ewige Lauf der Dinge. Das Alte muss sterben, so dass das Junge leben kann. Und wie schon erwähnt, so machten sie mich doch stolz, das sie die alte Tugenden respektierten und es war nun an mir, das ich mich selbst an diese hielt. Also rannte ich davon. Ich lief einfach los, hatte keine Ahnung wo hin. Drei Tage bin ich immer in die selbe Richtung gelaufen. Warum ich lief und nicht rastete, hast du mich einmal gefragt, alter Freund. Nun um ehrlich zu sein wusste ich es damals selber nicht, aber heute denke ich, dass ich keinen Gedanken an die Zukunft verschwenden wollte. Denn hätte ich es getan, dann wäre ich vielleicht umgekehrt und hätte mein eigenes Rudel dazu gezwungen mich zu töten. Es ist die letzte Pflicht des Königs der Tundra zu gehen. Das letzte mal das er stärke demonstriert. Indem er sich selbst opfert, damit das Rudel weiter bestehen kann. Wäre ich umgekehrt, hätte ich das Antlitz meiner Ahnen besudelt und den meinen Schande bereitet, weil ich damit bewies ein Feigling zu sein.
Ja, das ist die Wahrheit mein Rotfuchs. Ich hatte Angst. Es tut mir Leid, dass ich oft so getan habe als hätten Wölfe keine, aber ich glaube du wusstest es insgeheim sowieso schon immer, den du warst doch der Klügere von uns beiden. Aber ich will dich nicht belügen, zwar mag ich nicht mehr der König der Tundra sein, doch du sollst wissen wer dein Freund ist.
Ein alter Wolf, vielleicht, aber einer der die Wahrheit spricht. Und willst du noch etwas wissen, Fuchs? Als du mich gefunden hast, da lag ich schon im sterben. Ich hatte ein langes Leben, ein vielfaches länger als das deine und dennoch fürchtete ich mich vor meinem letzten Atemzug. Ich war am Ende meiner Kräfte angekommen und der erste Schnee legte sich auf mein Fell. Träume brachen über mich hinein, Träume in denen ich mein Leben sah, wie es war, in dennen ich mich erinnerte wie es ist ein Welpe zu sein. Wie ich an den Zisten meiner Mutter trank, wie ich das erste mal den Bau verließ und das erste mal meine Pfote den kalten Herbstboden betraten. Es war ein schöner Tag gewesen, einer wie der Heutige. Es war ein taufrischer Morgen und meine Augen erblickten die glänzenden Wassertropfen, die in den einzelnen Grasbüschen klebten. Ich dachte damals, dass ich unbesiegbar wäre, denn alles war neu für mich, hatte ich doch den Tag zum ersten mal erschnuppert. Meine Mutter hatte mich gewarnt, ich solle vorsichtig und leise sein, aber ich bellte und sprang in die Welt hinaus, von meiner eigenen Neugier beflügelt und hörte erst wieder auf, als einer der älteren Wölfe mich im Genick packte und zurück zu meinen Geschwistern verbannte. Ich hatte diese alte Erinnerung längst vergessen, weisst du? Aber als die Kälte und der ewige Schlaf sich langsam über mich legten, da war sie auf einmal wieder da. Ich freue mich, dass sie wieder die meine ist und das ich mich immer noch an ihr ergötzen kann, das habe ich dir zu verdanken. Denn da lag ich nun, dem Tode nahe. als ich in meinem Wahn und meiner Angst eine Fährte erschnupperte, die ich so noch nicht gerochen habe. Es war dein Duft. Der dein Revier makierte. Erst dachte ich, ich hätte sie mir eingebildet, aber dann standest du da. Direkt vor meiner Nase. Du hast mich irgendwann einmal dafür ausgelacht und ich konnte mich selbst beglücken wenn ich so zurückschaue, aber du hast zu mir gesagt Wach auf, du altes Fellknäuel! Hier ist mein Revier und ich dulde keine verlausten Wölfe! Die sich faul auf ihrer Haut ausruhen und warten bis die Ameisen und Ratten sich über sie hermachen! Da hast du mir ein Huhn zugeworfen und gesagt ich solle es fressen. Ich hatte noch nie in meinem Leben ein Huhn verspeist. Und ich hatte Federn im Maul, die meinen Rachen kitzelten. Ausgelacht hast du mich, als ich würgen musste und zu schwach war es selbst zu verschlingen. Aber obwohl du über den König der Tundra standest und obwohl du gewusst hast, das er dich, wäre er gesund gewesen, für diese Kränkung töten hätte können, hast du mir das Fleisch klein gerissen und mir die Brocken dargelegt. Oh wie ich dich verflucht habe! Mir die letzte Würde zu nehmen, den ewigen Schlaf zu finden! Doch mein Körper gierte nach dem Bissen, denn im Kampf gegeneinander, ist der Körper immer stäker als der Wille. Und so fraß ich das Huhn. Es dauerte zwei Sonnen und zwei Monde ehe ich wieder zu mir kam und die Kraft fand auf eigenen Pfoten zu stehen. Und was soll ich dir sagen? Heute bin ich dankbar für deine Edelmütigkeit, aber damals war das einzige was ich fühlte große Scham, dass du mich so gesehen und handeln ließest. Du hast mich zu deinem Bau geführt und dort schlief ich zwei weitere Sonnen, um mich von den Strapazen zu erholen. Das war der Anfang unserer Freundschaft. Doch wisse dieses: Zwar mag ich damals Angst um mein Leben gehabt haben, mir Sorgen um Nichtigkeiten, wie mein Ehrgefühl gemacht haben, doch dass, was ich jetzt fühle, lässt mich erzittern!
Denn ich habe bereits ein Rudel verloren und ich bete zu deiner Göttin des Waldes, das mir dieses nicht auch genommen wird. Ich sehe und schmecke dein Blut an meiner Zunge, doch egal wie sehr ich bemühe deine Wunde zu schließen, so hört sie doch nicht auf zu bluten. Oh, mein Rotfuchs, mein geliebter Freund, sage mir was ist dein Begehr? Ich will tun alles um dir dein Leid zu erleichtern. Ist es Rache das dein Herz begehrt? Soll ich den Menschen der dir diese Falle gestellt hat erjagen? Es wäre das mindeste was ich für dich tun kann!"

Nein, bitte nicht! Unterbrach der Fuchs die Geschichte des Wolfes. Erwehre dich gegen diesen Gedanken. Denn dann wärest auch du nur wie die Menschenkinder! Aber da ist etwas, etwas was ich begehre, mein König der Tundra. Gehe hin zur Eule und erbitte sie um das Grüne Blatt. Es soll die schmerzen meiner Pein lindern. Aber beeile dich! Denn wenn ich einen Wunsch habe, so ist es dass du das letzte bist was ich sehen will! Und Graumähne strich mit seiner Pfote über die unverletzte seines Freundes. Dann quetschte er sich unter den Zaun hindruch und rannte in den Wald. Er lief so schnell er konnte und seine Muskeln schmerzten, denn das Alter machte sich wie so oft bemerkbar, doch er schenkte seinen Sehnen keine Gedanken, hatte er doch nur ein Ziel: Die Große Eiche. Das Zuhause der Eule. Kein Tier des Waldes wagte es sich ohne Grund zu ihr zu begeben, denn sie war das weiseste aller Geschöpfe im Wald und die Hüterin der Nacht.
Und wieder lief der Wolf, er lief um nicht denken zu müssen, den sein Herz ward schwer bei dem Gedanken, seinen Freund zu verlieren. Als er bei der alten Eiche angekommen war, schaute er zu ihr herauf. Sie war der größte aller Bäume und das Zentrum des Waldes. Hoch oben, in den sich vom Wind windenden Wipfeln, dort war der Eule ihr Heim. Da bellte er ungeduldig und schrie in der alten Sprache hinauf: Oh Hüterin der Nacht! Weiseste aller Geschöpfe im Wald, ich ersuche deinen Rat! Die Zeit ist knapp geworden und auch, wenn die Sonne bald den höchsten Punkt erreicht, so flehe ich, dass ihr erwacht! Auf einmal wurde es still im Wald. Kein Vogel mehr der da sang, keine Maus die suchte und kein Hase wagte es zu grasen, den ein Wind ging durch die Blätter der Bäume. Ein zartes, wisperndes Windchen, dass allem was da lebte, Stille gebot. Und der Wolf hörte wie die Hüterin der Nacht ihre Stimme erhob: Wolf, der du auf den Namen Graumähne hörst, der du einst den Titel König der Tundra hieltest, der du es wagst meine Ruhe zu stören. Was bedarf meiner Hilfe, ist es doch Tag und ich bin die Hüterin der Nacht?
Da sprach der Wolf: Hüterin! Die Menschen haben den Fuchs gefangen und über seinem Haupt droht der ewige Schlaf! Er sannte mich euch seinen letzten Wunsch zu bitten: Er bittet um das grüne Blatt, auf das sein Leid gelindert wird und er in Ruhe seinen Frieden machen kann!
Noch immer war es Still im Wald. Denn kein Tier wagte es, die heillige Unterredung der Eule zu stören und die Hüterin antwortete: Der Fuchs, sagst du? Nun so will ich seinem Wunsch nachkommen. Denn kein Getier das da in meinem Wald lebt soll in seiner letzten Sonne leiden. So gehe hin und bringe ihn das Grüne Blatt! Aber sei gewarnt! Denn sobald er es fressen wird, wird es nicht mehr lange dauern bis sein Schmerz nach lässt und dann wird er schlafen für immer! Und ich werde veranlassen das ein jeder Frosch, ein jeder Vogel und ein jeder Wind, heute Nacht sein Lied singen wird.
Denn dieser ist der letzte seiner Art. Dieser Fuchs soll nicht vergessen werden! Möge die Göttin des Waldes bei euch sein, so dass ihr ihn auf seiner letzten Reise begleitet!

Da fiel das grüne Blatt aus dem Himmel und landete vor der Pfote des Wolfes. Es war kein normales Blatt, denn es wuchs an keinem Baum und keinen Strauch. Und nur die Hüterin der Nacht wusste, wo her sie es hatte und so manches Tier munkelte, das die Göttin des Waldes selbst es im Namen der Eule überbrachte. Der Wolf nahm es vorsichtig mit seinen Lefzen auf, jedoch bedacht, nicht hineinzubeissen und lief zurück durch den stillen Wald, aus dem kein Gesang mehr zu hören war.
Er grub sich erneut durch den Zaun, in das Reich der Menschen und kam bei seinen Freund an, welcher noch kraftloser aussah.
Ich habe von der Hüterin des Waldes das grüne Blatt gebracht, welches du dir gewünscht hast. Aber sie sagte, du seist der letzte deiner Art, wieso hast du mir dieses Geheimnis vorenthalten? Und der Fuchs antwortete im schwachen Flüsterton: Mein alter Freund. Ich habe kein Geheimnis da raus gemacht, weil es kein Geheimnis war. Die Menschen haben die Füchse getötet. Sie sind einmal im Jahr mit den Hunden auf Fuchsjagd gegangen und haben die Meinen ausgedüngt. Ich blieb als Letzter, da ich der dümmste von ihnen war. Traurig musste ich zur Kenntnis nehmen, dass ich zwar der gerissenste, aber auch der dümmste aller Füchse war. Denn die anderen Füchse rannten voller Angst in den Wald und wurden auf ihrer Flucht von den Menschen geschossen.
Da lachte der Fuchs leise und als der Wolf fragte, warum er
lache, sagte der Fuchs: Du siehst, Graumähne, du bist nicht der einzige der Angst verspürt. Und ja, ich wusste immer das deine Gebären, das stärkste aller Geschöpfe zu sein, eben nur Gebähren waren. Aber hab keine Sorge, denn schon als ich dich im Winter fand, sah ich dein großes Herz. Und einem Freund kann man nicht verheimlichen was man fühlt. Aber manchmal tut ein Freund eben auch so, als hätte er es nicht bemerkt, denn der Freund weiss das alles einen Grund hat, warum sein Freund die Dinge tut, die er tut.
Der Wolf gab ein trauriges Winseln von sich und sein Freund fragte warum er winselte und der Wolf antwortete:
Die Hüterin der Nacht gab mir dieses Blatt um euer Leiden zu lindern, aber was ist mit meinem Leid? Wenn du vor deine Göttin trittst und im ewigen Schlaf bist, dann bleibe ich wach und zurück!
Da dachte der Fuchs kurz nach und sprach:
Du hast mir deine Geschichte erzählt und nun will ich dir meine Erzählen.


Frühling

"Es war im Frühling, einen Zyklus bevor ich dich gefunden habe.
Ich war ein ausgewachsener Fuchs und auch ich hatte eine Frau.
Wir Füchse sind keine Wölfe, deßhalb musst du verstehen das es bei uns anders zugeht, als bei euch. Es ist nicht so hart und umbarmherzig, aber glaube mir Graumähne, nur weil es damals schön war, heißt es nicht das ich es nicht auch schwer gehabt hätte.
Ich war der einzige Überlebende meines Wurfes.
Die, die nicht vom kalten Winter heimgesucht wurden und starben, wurden vom Menschenjäger erlegt.
Meine Mutter hatte es ebenfalls dahingerafft, genauso wie meinen Vater, denn beide waren schon am Zenit ihres Lebens, als sie uns das Leben schenkten. So schafften sie es gerade so, in großer Not uns großzuziehen, ehe sie vom großen Schlaf eingeholt wurden. Doch ich war ein junger Fuchs und machte mir nichts draus, bald schon hatte ich die Schnauzen meiner Ahnen vergessen, denn genau so wie du, als du noch ein Welpe warst, war auch ich vom Leben und der Neugier auf den Wald fasziniert. Sicher, ich war leicht bekümmert, dass sie von mir gegangen waren, aber da mir niemand beigebracht hatte, das ich hätte traurig sein müssen, war ich es auch nicht lange. Zwei Zyklen später traf ich eine Fuchsdame in meinem Alter. Ich warb um sie und hatte das große Glück, dass sie mich als den Ihren duldete. Wir verbrachten einen Winter in unserem gemeinsamen Bau und im Frühling nahmen wir uns vor, uns zu paaren, so wie es Brauch ist. Es war ein schöner Frühling, und es gab viel Nahrung. Mir fiel es nicht schwer Beute zu machen.
So kümmerte sich mein Weib um die Brut und ich war ständig auf der Suche nach Fleisch, um unseren Hunger zu stillen. Und lass dir gesagt sein, wir Füchse mögen vielleicht kleiner sein als ihr Wölfe, aber eine Fuchsdame braucht sehr viel Nahrung wenn sie den Jungen genug Milch gebe will! Es war sehr anstrengend immer etwas zu finden, auch wenn es ein guter Zyklus war. Doch nicht immer fand ich genug, so das ich ihr meinen Teil gab, auf dass sie genug hatte für die Brut.
Ich war damals zwar oft Hungrig, aber auch sehr glücklich, Wolf. Eines Nachts kam ich mit leerer Schnauze nach Hause und mein Weib war enttäuscht das ich nichts mitgebracht hatte.
Ich sah unsere Jungen, sie waren gesund und kräftig für ihr Alter, doch wusste ich auch, dass ich besser etwas finden sollte, wenn das so bleiben sollte. Also sprach ich zu meiner Frau das ich für diese Nacht einen Plan hätte und sie sich nur noch etwas gedulden solle. Du Kennst mich gut Wolf, aber auch ich habe dir ein Geständnis zu machen: Ich war Eitel. Und im Gegensatz zu dir, hatte ich damals noch keine Angst gekannt. Dennoch, in dieser Nacht sollte ich sie kennenlernen. Du sollst wissen, zu dem Zeitpunkt in meinem Leben mich für äusserst schlau und ausgefuchst hielt. Denn ich tat das, was wir auch immer tun, wenn wir hunger leiden. Ich ging zum Bau der Menschen. Aber als ich dort angekommen war und mir ein Huhn reissen wollte, war ich Ungeschickt und die Hühner erwachten und machten einen riesigen Lärm. Der Menschenvater erwachte und hatte seine Donnerbüchse dabei. So lief ich, mit dem Huhn im Maul, schnell weg, zurück zum Bau.
Ich hatte in dieser Nacht schreckliches Pech gehabt, ich war dumm und hielt mich für achso gescheit, ich dachte dass ich großes Glück gehabt hätte, denn meine Frau war glücklich mich mit fetter Beutezu sehen.
Oh, Wolf, was war ich nur für ein Narr! Denn während wir schliefen, kamen des Morgens die Jäger mit ihren Hunden. Sie bellten fürchterlich und meine Frau bekam schreckliche Angst. Im Halbschlaf, erschrocken und mehr müde als wach, rannte sie davon und ich hörte ein gräßliches Donnern. Dann noch eins. Ich gebot meinen Kindern still zu sein und keinen einzigen Ton zu machen. Doch wie du dir sicherlich denken kannst kam meine Frau an diesem Morgen nicht zurück. Ich verfluchte mich für meine Dummheit. Denn es war der Tot den ich über sie brachte, ich war es gewesen, der beim rennen Spuren in den Feldern hinterließ. Ich war es, der vor Angst eine Duftnote hinterlassen hatte, welcher die Hunde folgen konnten- ich war es: eitel und Dumm. Aber die Strafe folgte sofort. Denn nach nur kurzer Zeit konnte ich meinen Jungen nicht mehr einhalt gebieten still zu sein.
Es war schrecklich.
Denn sie waren noch zu jung für feste Nahrung. Und wir waren die letzten Füchse im Wald. Ich hatte keine Wahl. Ich schaffte es ein letztes malsie zur Ruhe zu bewegen und als sie schliefen..."

Der Fuchs sagte nichts mehr, er konnte nicht weiter sprechen. Zwar mögen seine Augen trüb geworden sein, doch funkelten sie nun voller Tränen. Der Wolf wusste nicht was er sagen sollte. Doch er kannte das Dillema. Zwar ist es in seinem Rudel nie passiert, doch er hatte gehört, das es hin und wieder vorkam dass Eltern ihre eigenen Jungen töten mussten. Der Rotfuchs war ein Männchen und konnte keine Milch geben und da die Jungen ein schrecklicher Hungertot überkommen wäre, hatte er keine Wahl gehabt.
Das Problem ist, Graumähne, ich flehe dich an, dir genau anzuhören was ich zu sagen habe! Der böse Zynismus ist, dass ich immer Glücklich war! Nur dadurch konnte ich alles verlieren! Hätte mich vielleicht etwas mehr Hunger oder Schmerz im Leben heimgesucht, so hätte ich vielleicht nicht so arrogant gehandelt und wäre nicht der letzte meiner Art. Aber das ist der ewige Zyklus. Die Göttin gibt und die Göttin nimmt...
Als der Wolf die Worte des Fuchses vernahm, musste er schlucken, denn sie waren traurig und schwer.
Der Fuchs hatte keinen schlimmen Fehler begangen. Das einzige was ihm zum Verhängnis geworden ist, war der Versuch seine Familie zu ernähren. Doch nun gab er sich die Schuld an alledem. Graumähne hatte immer gedacht, dass der Fuchs ein ewiger Possenreisser gewesen war, aber hatte er sich nicht auch nur sehr gut selbst gespielt?
Glaub mir Wolf, ich wollte nicht mehr Leben. Ich war rastlos und schwermütig. Ich war alleine und mein Herz voller Trauer. Ich sollte meine Art vor dem Aussterben bewahren und ich habe versagt. Und das ist auch der Grund, warum ich dich bitte nicht zum Menschen zu werden, begeh nicht meinen Fehler und lass dich von einem falschen Stolz, Rache oder sonst irgend etwas lenken.
Lass dir gesagt sein, das ich nur noch ein Schatten meiner selbst war. Ich wollte nicht mehr leben! Jede Nacht brach ich bei den Menschenkinder laut lärmend ein, in der Hoffnung ich würde das selbe Donnern hören wie meine Frau. Aber sie erwischten mich nicht. Und dann habe ich dich gefunden. Und da wurde mir klar, das es nicht darum geht ein Fuchs zu sein, oder ein Wolf, oder sonst irgendein Getier. Man darf nur nicht zum Menschen werden und so kümmerte ich mich um dich. Es war nicht wichtig das du ein Wolf warst, wichtig war das ich dir helfen wollte. Nicht aus Mitleid und auch garnicht aus Eigenutz um mich von meinem Schmerz abzulenken. Als ich dich da im Schnee liegen sah, da dachte ich an meine Kinder und meine Frau. Und ich habe gesehen was es bedeutet wenn der ewige Schlaf über uns hinein bricht.
Er bedeutet das Ende von allem was wir kennen!
Aber da lagst du nun, dem Tode nahe und ich hatte verstanden!
Der ewige Schlaf mag über uns alle kommen, doch wem ist damit geholfen wenn wir unser Wachsein nur damit beschäftigen an den Schlaf zu denken? Warum hätte ich dich den Schlaf übergeben sollen? Nein! Ich wurde trotzig und schwor mir das ich nie wieder nur an mein schnelles Glück denken wollte. Denn es gibt kein eigenes Glück, alles ist miteinander verwoben und die Göttin des Waldes hatte mir dich geschickt, um das zu verstehen. Ja, ich war der letzte meiner Art. Aber nicht der letzte. Denn da warst du und ich fand endlich wieder einen Sinn.

Der Fuchs machte eine Pause. Das viele Reden hatte ihn noch mehr geschwächt. Als er wieder etwas Kraft zum reden fand sagte er:
Ich will das du weiter lebst. Hab keine Angst vor dem Schlaf. Der Wald ist voller Getier und Wunder. Mein altes Ich wusste das. Ich habe es schon längst vergessen, aber jetzt geht es mir wie dir, als du kurz vorm einschlafen warst. Ich erinnere mich, wie es mal gewesen war. Du sollst leben und ich will das du dir keine Gedanken machst. Denn der Schlaf kommt für jeden mal. Doch die Wachzeit ist nur kurz. Also verschwende sie nicht an die Schlafenden. Denn Sie schlafen nicht für dich, sondern für sich. Also sei Wach für dich. Jeden Tag. Und ich will das du wieder dein Lied singst. Nicht das deines alten Rudels. Sing DEIN Lied. Und wenn du willst kannst du mir gerne eine Strophe schenken.
Bei dem Gedanken lächelte der Fuchs. Ein Lied für ihn. Über einen Fuchs von einem Wolf.
Der Wolf hatte alles verstanden, aber trotzdem war er traurig.
Wenn das dein Wunsch ist sagte er schweren Herzens, dann will ich ich wieder singen.
Heute Nacht ist die Silberkugel wieder voll. Deine Göttin ruft dich zu dir und ich will euch Ehre erweisen.
Aber auch die Wächterin der Nacht hat versprochen, dass alles was da kreucht und fleucht heute singen wird. Und dann singe ich das Lied unseres Rudels.

Da lächelte der Fuchs und gebat den Wolf ihn das grüne Blatt zu geben. Der Wolf gehorchte und der Fuchs kaute und schlang es dann schwach herunter. Der Geschmack war voller Bitterness und machte seine ausgetrocknete Zunge taub.
Am Horizont ging die Sonne unter.
Eine der letzten Bienen flog an ihnen vorbei.
Da erinnerte sich der Wolf und sprach:
Weisst du noch von Meister Petz und dem Honig?
Der Fuchs wurde müde und schloss die Augen,
Graumähne leckte ihn ein letztes mal über die Wunde und erzählte ihm seine letzte Geschichte. Rotfuchs horchte mit aufgeklapten Ohr und sein Atem wurde langsamer, während der Wolf erzählte. Die Erinnerungen wurden in beiden lebendig. Aber umso müder der Fuchs wurdem umso mehr konnte er den Honig des Bären schmecken.




Sommer


"Ach Rotfuchs es war der schönste Sommer den ich je erlebt habe.
Die Spatzen sangen ihre Lieder, der Specht hämmerte sich sein Heim und die Ameisen sammelten ihr Gehölz in langen Straßen für ihren Bau. Es war ein warmer Tag und die Sonne wärmte uns denn Pelz. Fast hatten wir vergessenm dass wir alt waren, sprangen wir doch verrückt über die kleinen Hügel in der Nähe des Bachs. Dort wollten wir unseren Durst stillen, denn unsere Mäuler waren trocken geworden vom vielen Spielen. Als wir dort ankamen, stand dort Meister Petz, der große starke Bär. Er beachtete uns nicht, denn er war damit beschäftigt gewesen Lachse aus dem Flussufer zu fangen.
Ich muss es mir von dir abgeguckt haben, deine Frechheit, denn ich rief zum Bären: He! Meister Petz! Wie schafft es eigentlich so ein dicker Brummbär wie du, etwas so flinkes wie einen Fisch zu fangen?
Der Bär verlor dadurch seine Beute aus den Augen und ein Lachs entglitt seinen Pranken. Siehst du nicht das ich beschäftigt bin? rief er zu uns Und wir Bären sind sehr wohl geschickte Jäger. Ausserdem sind wir die stärksten Tiere des Waldes! Also leg dich ja nicht mit mir an, oder ich zerstrampel dich unter meinen riesigen Pranken!
Aber natürlich hörten wir nicht auf und du hattest auch schon wieder einen Plan ausgeheckt. Achja? Stärkstes Tier des Waldes? Da schuldest du uns erst mal einen Beweis für! Denn wir sehen hier nur einen dicken Bären, der uns wie für seinesgleichen typisch, den selbigen aufbinden will! Der Bär ging natürlich auf deine Provokation ein und rief wütend Ich bin Meister Petz!
Niemand wagt es mich zu beleidigen!

Nichtmal ich bekam mit was du vorhattest, aber ich wusste ja schon, dass du so manchen zum Narren gehalten hattest. Also wenn du die Menschenkinder austricken konntest, dann bestimmt auch einen Bären.
So zeig uns das du geschickt, klug und stark bist, Bär! Siehst du das Bienennest da oben? Wir sind nur ein alter Wolf und ein kleiner Fuchs, aber du, du kannst doch mit Sicherheit das Nest von dort oben herunter werfen? Ich meine kannst du wirklich klettern, mit Bienen kämpfen und uns dann mit dem nest treffen? Wenn du das kannst, dann wollen wir deine große Pracht anerkennen!
Der Bär, der wirklich das stärkste Tier im Wald war, aber dafür nicht das schlauste ging sofort ans Werk. Und wärend wir unten saßen und uns das Lachen zurückhielten, kletterte der Riese den dünnen Baum hinauf. Oh, wie der sich unter seinem Gewicht bog! Oben kam der arme Kerl nur mit Müh und Not an das Nest und die Bienen begangen bereits ihren goldenen Saft zu verteidigen! Sie stachen ihn in die Augen und er brüllte wütend zu den Bienen, sie sollten ihn seine Arbeit machen lassen!
Da riefst du zu ihm: Ich gebe dir einen Tip, Meister Petz! Schüttel doch am Geäst des Baumes, auf dass das Nest einfach herunter falle! Und der Dumme Bär tat auch noch was du ihm geraten hattest. Dabei brach der Stamm in zwei und Bär und Nest fielen zu Boden. Es war zum Glück für den Bären nicht so hoch gewesen als das er sich ernsthaft verletzt hätte, aber es reichte das er benommen zu Boden plumpste und erstmal nicht wusste, was er da getan hatte. Aber da waren wir schon mit dem Honig auf und davon und hörten nur noch wie uns das stärkste Tier des Waldes verfluchte.
Achja, Fuchs, dieser Honig war das süßeste was ich je in meinem Leben kosten durfte!"

Graumähne sah zum Fuchs. Dieser öffnete ein letztes mal die Augen und sagte mit letzer Kraft: Es war auch mein schönster Sommer, sag Meister Petz einen lieben Gruß von mir. Der Wolf konnte noch ein letzten Funken Leben sehen, in den alten, trüben Augen des Fuchses.
Ich will das du weisst das du mein Leben gerettet hast, Fuchs. Und es ist nicht deine Schuld war, was deiner Familie passiert ist.
Denn vielleicht warst du zu glücklich, aber dieses Glück ist nun ein Teil von mir und ich will es niemals missen. Ich könnte nicht mehr ohne dich Leben, aber ich weiss dass nichts falsch daran ist Glücklich zu sein.Und ich werde weiter leben, wie ich es dir versprochen habe. Aber deine alte Glückseeligkeit soll nun zu meinem Leben gehören.
Aus etwas gutem kann nichts schlechtes werden!

Der Fuchs sprach darauf hin seine letzten Worte:

Ich glaube dir. Und ich danke dir das du mein Rudel warst.
Hab keine Angst vor dem Leben. Aber habe auch keine Angst vor dem ewigen schlaf.
Denn ich sehe die Göttin des Waldes und ich werde im langen Traum auf dich warten.
Auf das wir einen weiteren Frühling erleben.
Einen Sommer lang glücklich spielen.
Einen Herbst lang Hühner stehlen.
Und uns gegenseitig im Winter schlafend wärmen.


Da tat er seinen letzten Atemzug und aller Schmerz wich von ihm.
Der Wolf aber wusste nun das der Fuchs bei den seinen war und er rannte los. Er rannte durch den Wald und die Vögel sangen ein letztes Lied für Rotfuchs.
Er rannte über den Bach und das Wasser spritzte kalt unter seinen Pfoten nass.
Er rannte und diesmal rannte er nicht, weil er Angst hätte.
Er rannte, denn er hatte erkannt, dass jeder Zyklus Leben und Schlaf bedeutet. Und im Leben soll man Wach sein, denn der Schlaf kommt gewiss.
Er rannte, denn er liebte das Leben.
Auf einem Hügel angekommen sang er dem Vollmond entgegen.

Das Lied von seinem Rudel.

Vom Wolf und vom Fuchs.
 

Zeder

Administrator
Teammitglied
Hi Ralph, vielen Dank für die Freischaltung!
Dabei musste ich gerade merken das der Text viele Rechtschreib- und Logikfehler enthält. Füchse machen keinen Winterschlaf,
also danke fürs drüber hinwegsehen!
__________________
Hallo Quetzalcoatl,

wirst du die Fehler, die du erkannt hast ausmerzen?
Oder anders gesagt: Warum hast du den Text so eingestellt?

Fragende Grüße von Zeder
 

Quetzalcoatl

Mitglied
Als ich den Text reingestellt hatte, dachte ich er wäre ganz gut. Das war mitten in der Nacht. Ich war so glücklich das er endlich fertig war und war dann ganz genervt von der Formatierung in HTML das ich nicht gemerkt habe das mein OpenOffice die Rechtsschreibprüfung irgendwie nicht mehr mitmacht, vermutlich weil ich da so ein Addon geladen habe.
Auf jeden Fall werde ich den Text verbessern. Wäre sonst ja auch schade drum, ich finde ihn echt gut.
 

Quetzalcoatl

Mitglied
Rotfuchs und Graumähne


Es war Herbst im Wald und die Blätter der Bäume wurden schwer.
Sie verfärbten ihr Kleid in den Farben Gelb, Rot und Braun, wenn sie es müde waren, in Ihren Ästen hängen zu bleiben. Sonnenstrahlen ließen gleißendes Licht auf den mit Geäst und Laub verzierten Erdboden fallen. Am Himmel riefen die Wildgänse ihren Brüdern und Schwestern zu, ihnen gen Süden zu folgen und die Eichhörnchen begangen damit durch die Wimpel der Bäume zu kraxeln, zu hüpfen und zu jauchzen, denn es war an der Zeit, einen Vorrat mit Nüssen zu sammeln. Ein jedes Tier war damit beschäftigt, sich auf den kommenden Winter vorzubereiten. Die Bären fingen Fische und fraßen sich am Honig der Bienen satt und Fett. Ihre schweren Leiber rüttelten an Bäumen, um reife Früchte von den Bäumen zu schütteln. Und auch die Ameisen verstauten die letzten Eier in ihren Palästen aus Zweigen. Alles was da kräuchte und fleuchte bereitete sich auf den langen Winterschlaf vor, der da kommen werde.

Am Rande des Waldes war ein großes, tiefes Loch ausgehoben.
Es war der Fuchsbau. Es war kein gewöhnlicher Fuchsbau, denn sein Eingang war wesentlich größer als der anderer Füchse. Zudem hatte er einen ganz eigenen Geruch. Denn nicht nur der alte Rotfuchs lebte hier, sondern auch sein Freund Graumähne der Wolf.
Rotfuchs feierte sein viertes Lebensjahr. Sein Körper war müde und schwach geworden, doch in seinem Kopf wimmelte es immer noch voller Ideen, wie er den Menschen ein Schnippchen schlagen könnte. Sein Fell ist zwar stumpf geworden und hatte schon vor einem halben Jahr seinen Glanz verloren, auch seine Augen waren schon milchig trüb, und dennoch, an seiner Schnauze konnte man ein schelmisches Grinsen vernehmen. Zu seiner Seite lag Graumähne, auch er war alt geworden.
Er wusste es nicht mehr genau, aber er vermutete, dass er nun an die 12 Zyklen lebte. So mancher Zahn ist ihn abgebrochen, was es ihm erschwerte seine Beute zu jagen und zu verspeisen.
Doch sein Freund Rotfuchs half ihn immer gerne, die zähen Stücke Fleisch der Kaninchen und des Rotwilds zu zerkleinern, so das er sie nur noch runter schlingen musste. Natürlich machte der Fuchs immer wieder mal einen Witz über ihn: Oh du armer alter Wolf sagte er dann, Komm und lass dir
von deiner Mutter deine Happen kleinmachen!
Der Wolf grinste dann böse zurück und entgegnete ihn: 12 Jahre habe ich nun auf den Buckel.
Ich habe große Jagten vollbracht und mein Rudel ernährt. Ein kleiner Rotfuchs mit 4 kurzen Jahren, bekannt als berüchtigter Hühnerdieb, hat mir da gerade noch gefehlt!

Den beiden ging es gut, denn der Bau war mit allerlei Laub ausgefüllt, welches den Boden weich und warm hielt. Ihre Leiber waren eng aneinander gelegt, damit keine Wärme entweichen konnte.
Denn auch wenn der Wolf aus der Tundra kam und nach außen so tat als hätte er keines, so war sein Herz doch gut und er machte sich Sorgen um seinen Freund, da dies sein letzter Zyklus werden könne.
Der Wolf war für sein Alter immer noch stark und so manches mal war seine Kraft von großen Nutzen, zum Beispiel, wenn sie den Menschen ein Huhn klauten.
Er war es dann, der die schweren Gitter aufriss, während der Fuchs, geschwind und geschickt, in den Stall jagte und die Beute an sich nahm. Darin war er so gut, das sie nur selten bei frischer Tat ertappt wurden und ohne einen Murks
zurück in den Wald verschwanden. Der Wolf war stark und der Fuchs war schlau. Und so brauchten sie einander wie Luft zum Atmen.

An diesem Morgengrauen erwachte der Fuchs als erstes. Und so wie er es jeden Tag tat, trat er erst einmal aus und makierte an seinen Baum, der dort schon stand solange der Fuchs denken konnte. Erleichtert kam er zurück. Das Revier war immer noch das ihre, der Bau war intakt und der Wolf schlief.
Ungeduldig stupste er den Wolf mit der Schnauze an, um ihn aus dem Schlaf zu wecken. Lass einen alten Wolf noch ein Weilchen ruhen. Grunzte der Wolf Schlaftrunken.
Ich würde ja, Graumähne, König der Tundra. Aber der Herbst ist da und es gibt viel zu tun! Der Bau muss Winterfest gemacht werden. Zwar ist er groß geworden, so das wir beide Platz finden. Doch wir brauchen mehr Gebüsch um seine Eingänge dicht zu machen. Und einen Vorrat haben wir auch noch nicht. sagte der Fuchs zum Wolf.
Kann ich nicht einfach im Winter für dich auf die Jagd gehen? Gähnte der Wolf. Stand dann aber dennoch auf und streckte sich. Sein Fell wies schon einige Löcher auf, aber das Winterkleid würde dick genug sein um nicht zu erfrieren. Außerdem hatten sie ja noch den Fuchsbau zum Schutz gegen die klirrende Kälte.
Aber du hast ja wie immer Recht, Gab Graumähne zu Es ist hart im Winter Beute zu finden. Es wäre besser wenn wir uns schon einmal Fett fressen.
Der Fuchs schaute ihn mit einem Funkeln an und sagte dann:
Aber wo denkst du hin? Wäre ich der Fuchs, wenn ich nicht eine gute Idee hätte, wie wir ganz ohne Jagd auskommen?
Der Wolf machte große Augen. Was hat sich mein alter Geselle den nun schon wieder ausgedacht? fragte er sich und war überrascht durch die Tatsache, das der Fuchs ihn immer wieder zuvor kam.
Du hast doch schon oft gesehen wo die Menschen ihre Hühner halten? Leckere Hühner, so fett und saftig! Und wir haben den Bau...
Sprach der Fuchs mit Geheimnisvoller Stimme und leckte sich nachdenklich die Pfote. Doch der Wolf verstand nicht was der Fuchs dachte und fragte: Fuchs! Spann mich nicht auf die Folter! Ich bin ein Wolf und es grenzt für mich schon an ein Wunder, im Bau des Fuchses zu nächtigen! Was weiß ich denn, wie die Menschenkinder ihre Hühner züchten? Du hast mir zwar erzählt wie es in ihrem Bau aussehen mag, aber so sage mir doch was du schon wieder ausheckst?
Der Fuchs schaute den Wolf an, kratzte sich mit dem Hinterbein einen Floh aus dem Fell und flüsterte verschwörerisch: Wir machen unseren eigenen Hühnerbau! Ich war oft in ihren Gefilden, da weiß ich, was ein Huhn braucht. Sie fressen Körner, ähnlich denen der, die die Mäuse speisen. Und wir werden zum Menschenbau gehen und ein paar Hühner fangen. Aber wir werden sie nicht erdrosseln, wie wir es sonst zu tun pflegen. Denn sonst würde ihr Fleisch schnell Faul werden. Wir lassen sie über den Winter eingesperrt in unseren eigenen Bau. Und wenn ich erwache, verspeisen wir ein frisches Huhn! Wäre das nicht ein großartiges Festmahl? Und das mitten im Winter?
Der Wolf verstand nun den Plan des Fuchses und bei diesem Gedanken lief ihn das Wasser im Munde zusammen, so dass er sich die Lechzen leckte. Aber auch der Fuchs hatte Hunger bekommen und so grinsten sie sich einen Augenblick an und frohlockten bei dem Gedanken an einen einfachen Winter.
Da machten sie sich auf und verließen den Bau. Der Fuchs ging voran, wie er es immer Tat und schnupperte in der Luft. Es war ein guter Tag, das Wetter war mild und der Fuchs dankte der Mutter des Waldes, für dieses Geschenk. Der Wolf trottete dem Fuchs hinterher und gemeinsam machten sie sich daran den Eingang des Fuchsbaus auszubessern. Sie sammelten blättriges Geäst und stopften es in den Bau. Später gruben sie im einen kleinen Tunnel und schafften eine weitere Kammer die sie den Hühnerbau nannten. Die Arbeit nahm einen ganzen Tag in Anspruch und da sie keine Zeit hatten ein Tier zu erjagen, nährten sie sich an einem Busch mit saftigen Trauben. Sie waren süß, und obwohl es nicht viele waren, reichte es um den Hunger zu stillen.
Am Abend saßen sie gemeinsam vor dem Eingang des Baus und lausten sich. Das Himmelszelt glitzerte nur so vor Sternen und der Mond leuchtete den Waldessrand in silbrigen Schimmer.
Morgen ist Vollmond sagte der Wolf.
Wirst du singen? fragte der Fuchs.
Nein. Denn das Lied des Rudels ist nicht mehr das Meine. Und ich habe es seit nunmehr einen Zyklus nicht mehr gesungen.
Sie schwiegen eine Weile und dann sagte der Fuchs:
Eines Tages wirst du wieder singen können. Vielleicht nicht das Lied deines Rudels, aber dein eigenes.
So verließ er den Wolf bei seinen Gedanken und legte sich schlafen.
Kurz darauf folgte ihn der Wolf und legte sich zu ihm.
Am nächsten morgen erwachten sie gleichzeitig und ihre Mägen knurrten bitter.
Es ist Zeit ein Huhn zu jagen sagte Graumähne zum Fuchs und dieser erwiderte: Du hast recht mein Freund. Auch ich hungere fürchterlich!
So verließen sie den gemeinsamen Bau in der frühen Morgenstunt.
Es war noch sehr dunkel, aber die Spatzen stimmten ihre Kehlen und sangen den Morgengruß. Da kamen sie am Zaun der Menschen an. Der Wolf schnupperte an einen Holzpfahl und knurrte zum Rotfuchs: Ich rieche Hunde. Sie waren gestern hier. Wir müssen heute ganz besonders Vorsichtig sein.
Der Fuchs schaute zum Wolf und legte sein linkes Ohr schief an, um mit dem anderen zu horchen. Wie recht du hast. Ich bete zur Mutter des Waldes ,dass sie ohne bestimmten Grund vorbei gekommen sein mögen. Aber wir wollen heute mit besonders leisen Pfoten auftreten.
Da gingen Fuchs und Wolf mit leisen Schritten am Zaun entlang, bis sie an der Stelle waren an der sie eine kleine Grube gegraben hatten, um unter ihn hindurchzukriechen.
Lass mich als erstes nachsehen ob die Luft rein ist! gebot der Fuchs dem Wolf Denn ich bin kleiner und flinker als du. Wenn es sicher ist werde ich kommen und dich holen! Der Wolf war einverstanden und setzte sich an den Zaun, um Wache zu halten, während Rotfuchs sich daran machte leise durch die Lücke unter den Zaun hindurchzukriechen. Graumähne schnupperte nervös in der Luft. Die Spur des Hundes ließ ihn keine Ruhe und auch wenn sie von gestern war, fürchtete er eine Begegnung mit den Menschen. Da erschrak er plötzlich fürchterlich, als er den Fuchs rufen hörte und kletterte schnell durch das Loch um seinen Freund zur Hilfe zu eilen. Auf der anderen Seite war die große Wiese auf der im Sommer die Schafe grasten und dort lag ein paar Fuß weiter, sein Gefährte und wimmerte gar fürchterlich. Graumähne rannte zu seinem Freund und sah, wie dieser liegend auf dem Boden, am Bein blutete. An seinem Fuß war eine Glänzende Menschenmaschine. Sie hatte sich fest um das Bein des Freundes gelegt und hinderte ihn von dort wegzukommen. Der Wolf roch das Blut wie es aus der Pfote tropfte und auf das Gras fiel.
Ich bin in eine Bärenfalle getapst! rief der Fuchs angestrengt unter Schmerzen. Es tut schrecklich weh!
Der Fuchs weinte leise vor Schmerz, doch er versuchte tapfer die schmerzen zu unterdrücken, denn er wollte nicht die Menschen anlocken oder dessen Hunde.
Ich will dir helfen! Flüsterte Graumähne in des Fuchses Ohr. Er schnupperte an der Bärenfalle und biss vorsichtig ins Metall.
Doch egal wo er zubiss, er konnte an ihr keine Schwachstelle finden und in seiner Schnauze machte sich ebenfalls Schmerz breit. Er schaute auf das gezackte Eisen das sich in die Pfote des Fuchses biss. Der Wolf nahm seine eigenen Pfoten und versuchte den eisigen Kiefer der Falle zu öffnen, doch es half nichts. Stattdessen wimmerte der Fuchs, bei jedem Versuch, ihn zu befreien noch mehr. Haltet ein! stöhnte der Fuchs, Die Wunde wird nur noch tiefer!
Verzweiflung machte sich im Wolf breit und er bekam schreckliche Angst um seinen Freund.
Fuchs du musst für mich denken! Du warst es immer der die guten Ideen hatte!
Sag mir mein Freund was ich für dich tun kann um dir zu helfen! Bitte sag mir was ich tun kann, ich will alles versuchen, aber bitte hilf mir, dir zu helfen!
Da wurde der Fuchs sehr still und er dachte nach.
Mein Freund, Graumähne, eines jeden Getiers im Walde kommt einmal die Zeit des letzten Schlafes. Ich kenne diese Bärenfallen gut. Meist ist es mir gelungen ihnen auszuweichen, weiss ich doch welch Quälerei sie dem armen Geschöpf beschaffen, welches es wagt in sie hineinzutreten. Doch wisse, dass ich noch von keinem gehört habe, der es geschafft hätte ihrer zu entkommen.
Der Wolf wurde wütend. Er knurrte und verfluchte die Menschen mit ihren schrecklichen Maschinen. Er legte seine Ohren an und fletschte die Zähne. Dies soll nicht dein letzter Winter sein, Fuchs! Du warst immer der schlauere von uns beiden, aber heute werde ich für dich das denken übernehmen.
Da wurde der Wolf noch wütender, als er sah das der Fuchs immer stiller wurde. Doch des Wolfes Rute war angezogen, so das auch der Fuchs wusste, das jene Wut nur gespielt war. Denn sie beide wussten welch Gefahr es bedeutete, wenn man zu mutig war und den Menschen zu nahe kam.
Da sprach der Fuchs zum Wolf: Mein Freund Graumähne, ich möchte das du dich zu mir gesellst und mir die Geschichte deines Winters des letzten Zyklus erzählst.
Der Wolf wollte rebellieren, doch sah er die Traurigkeit in den Augen des Fuchses und er legte sich zu ihm, leckte über dessen Wunde und fing an zu Erzählen.



Der Winter

"Du gehörst nicht zu uns! Hatte der junge Wolf mich an geknurrt.
Du bis alt geworden Sagte die Ruderführerin zu mir und: Du hast die Beute entkommen lassen. Du bist keiner von uns! Wir können einen Schwächling wie dich nicht im Rudel halten! Und sie hatten Recht gehabt. Ich war einst der Alphawolf. König der Tundra, das war mein Titel. Die jungen Wölfe forderten mich oft zum Kampf, um ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Und ich kann von Stolz berichten, dass ein Jeder und eine Jede meines Wurfes würdig war, an der Hetzjagd teilzunehmen. Sie waren wild, doch gehorsam. Sie waren gesund, schnell und zäh. Und meine Kinder hatten alles gelernt was sie zum Überleben brauchten, sollte der Boden eisig vom Schnee bedeckt werden. Und auch wenn sie meinen Stolz brachen, so hatten sie doch Recht, denn ich hatte in einen Anflug von Schwäche den Hirsch, den wir seit zwei Sonnen erbeuten wollten, davon kommen lassen. Ich hatte ihn schon an der Kehle gepackt, doch unterschätzte ich seinen Willen zu leben und so riss er sich aus meinem Griff und rannte davon! Aber da wir ihn schon so lange gejagt hatten, war das Rudel müde geworden und niemand schaffte es ihn wieder einzuholen.
Es war meine Schuld, das sie wegen mir Hunger leiden mussten. Und es war das Gesetz der Horde, das ein Leitwolf das Rudel verlassen muss, wenn er zu schwach wurde.
Geh nun! hatte mich meine Frau an geknurrt Siehst du nicht, welches Leid du über die Deinen bringst? Sie sind erst einen Zyklus alt, willst du das sie wegen dir keinen weiteren Erleben?Oh, es hatte mir mein Wolfsherz gebrochen, das sie mich nicht mehr dulden wollten. Aber hatte ich nicht selbst unseren alten Rädelsführer verjagt? Das war der ewige Lauf der Dinge. Das Alte muss sterben, so dass das Junge leben kann. Und wie schon erwähnt, so machten sie mich doch stolz, das sie die alte Tugenden respektierten und es war nun an mir, das ich mich selbst an diese hielt. Also rannte ich davon. Ich lief einfach los, hatte keine Ahnung wo hin. Drei Tage bin ich immer in die selbe Richtung gelaufen. Warum ich lief und nicht rastete, hast du mich einmal gefragt, alter Freund. Nun um ehrlich zu sein wusste ich es damals selber nicht, aber heute denke ich, dass ich keinen Gedanken an die Zukunft verschwenden wollte. Denn hätte ich es getan, dann wäre ich vielleicht umgekehrt und hätte mein eigenes Rudel dazu gezwungen mich zu töten. Es ist die letzte Pflicht des Königs der Tundra zu gehen. Das letzte mal das er stärke demonstriert. Indem er sich selbst opfert, damit das Rudel weiter bestehen kann. Wäre ich umgekehrt, hätte ich das Antlitz meiner Ahnen besudelt und den meinen Schande bereitet, weil ich damit bewies ein Feigling zu sein.
Ja, das ist die Wahrheit mein Rotfuchs. Ich hatte Angst. Es tut mir Leid, dass ich oft so getan habe als hätten Wölfe keine, aber ich glaube du wusstest es insgeheim sowieso schon immer, den du warst doch der Klügere von uns beiden. Aber ich will dich nicht belügen, zwar mag ich nicht mehr der König der Tundra sein, doch du sollst wissen wer dein Freund ist.
Ein alter Wolf, vielleicht, aber einer der die Wahrheit spricht. Und willst du noch etwas wissen, Fuchs? Als du mich gefunden hast, da lag ich schon im sterben. Ich hatte ein langes Leben, ein vielfaches länger als das deine und dennoch fürchtete ich mich vor meinem letzten Atemzug. Ich war am Ende meiner Kräfte angekommen und der erste Schnee legte sich auf mein Fell. Träume brachen über mich hinein, Träume in denen ich mein Leben sah, wie es war, in denen ich mich erinnerte wie es ist ein Welpe zu sein. Wie ich an den Zitzen meiner Mutter trank, wie ich das erste mal den Bau verließ und das erste mal meine Pfote den kalten Herbstboden betraten. Es war ein schöner Tag gewesen, einer wie der Heutige. Es war ein taufrischer Morgen und meine Augen erblickten die glänzenden Wassertropfen, die in den einzelnen Grasbüschen klebten. Ich dachte damals, dass ich unbesiegbar wäre, denn alles war neu für mich, hatte ich doch den Tag zum ersten mal erschnuppert. Meine Mutter hatte mich gewarnt, ich solle vorsichtig und leise sein, aber ich bellte und sprang in die Welt hinaus, von meiner eigenen Neugier beflügelt und hörte erst wieder auf, als einer der älteren Wölfe mich im Genick packte und zurück zu meinen Geschwistern verbannte. Ich hatte diese alte Erinnerung längst vergessen, weißt du? Aber als die Kälte und der ewige Schlaf sich langsam über mich legten, da war sie auf einmal wieder da. Ich freue mich, dass sie wieder die meine ist und das ich mich immer noch an ihr ergötzen kann, das habe ich dir zu verdanken. Denn da lag ich nun, dem Tode nahe. als ich in meinem Wahn und meiner Angst eine Fährte erschnupperte, die ich so noch nicht gerochen habe. Es war dein Duft. Der dein Revier makierte. Erst dachte ich, ich hätte sie mir eingebildet, aber dann standest du da. Direkt vor meiner Nase. Du hast mich irgendwann einmal dafür ausgelacht und ich konnte mich selbst beglücken wenn ich so zurückschaue, aber du hast zu mir gesagt Wach auf, du altes Fellknäuel! Hier ist mein Revier und ich dulde keine verlausten Wölfe! Die sich faul auf ihrer Haut ausruhen und warten bis die Ameisen und Ratten sich über sie hermachen! Da hast du mir ein Huhn zugeworfen und gesagt ich solle es fressen. Ich hatte noch nie in meinem Leben ein Huhn verspeist. Und ich hatte Federn im Maul, die meinen Rachen kitzelten. Ausgelacht hast du mich, als ich würgen musste und zu schwach war es selbst zu verschlingen. Aber obwohl du über den König der Tundra standest und obwohl du gewusst hast, das er dich, wäre er gesund gewesen, für diese Kränkung töten hätte können, hast du mir das Fleisch klein gerissen und mir die Brocken dargelegt. Oh wie ich dich verflucht habe! Mir die letzte Würde zu nehmen, den ewigen Schlaf zu finden! Doch mein Körper gierte nach dem Bissen, denn im Kampf gegeneinander, ist der Körper immer stäker als der Wille. Und so fraß ich das Huhn. Es dauerte zwei Sonnen und zwei Monde ehe ich wieder zu mir kam und die Kraft fand auf eigenen Pfoten zu stehen. Und was soll ich dir sagen? Heute bin ich dankbar für deine Edelmüdigkeit, aber damals war das einzige was ich fühlte große Scham, dass du mich so gesehen und handeln ließest. Du hast mich zu deinem Bau geführt und dort schlief ich zwei weitere Sonnen, um mich von den Strapazen zu erholen. Das war der Anfang unserer Freundschaft. Doch wisse dieses: Zwar mag ich damals Angst um mein Leben gehabt haben, mir Sorgen um Nichtigkeiten, wie mein Ehrgefühl gemacht haben, doch dass, was ich jetzt fühle, lässt mich erzittern!
Denn ich habe bereits ein Rudel verloren und ich bete zu deiner Göttin des Waldes, das mir dieses nicht auch genommen wird. Ich sehe und schmecke dein Blut an meiner Zunge, doch egal wie sehr ich bemühe deine Wunde zu schließen, so hört sie doch nicht auf zu bluten. Oh, mein Rotfuchs, mein geliebter Freund, sage mir was ist dein Begehr? Ich will tun alles um dir dein Leid zu erleichtern. Ist es Rache das dein Herz begehrt? Soll ich den Menschen der dir diese Falle gestellt hat erjagen? Es wäre das mindeste was ich für dich tun kann!"

Nein, bitte nicht! Unterbrach der Fuchs die Geschichte des Wolfes. Erwehre dich gegen diesen Gedanken. Denn dann wärst auch du nur wie die Menschenkinder! Aber da ist etwas, etwas was ich begehre, mein König der Tundra. Gehe hin zur Eule und erbitte sie um das Grüne Blatt. Es soll die schmerzen meiner Pein lindern. Aber beeile dich! Denn wenn ich einen Wunsch habe, so ist es dass du das letzte bist was ich sehen will! Und Graumähne strich mit seiner Pfote über die unverletzte seines Freundes. Dann quetschte er sich unter den Zaun hindurch und rannte in den Wald. Er lief so schnell er konnte und seine Muskeln schmerzten, denn das Alter machte sich wie so oft bemerkbar, doch er schenkte seinen Sehnen keine Gedanken, hatte er doch nur ein Ziel: Die Große Eiche. Das Zuhause der Eule. Kein Tier des Waldes wagte es sich ohne Grund zu ihr zu begeben, denn sie war das weiseste aller Geschöpfe im Wald und die Hüterin der Nacht.
Und wieder lief der Wolf, er lief um nicht denken zu müssen, den sein Herz ward schwer bei dem Gedanken, seinen Freund zu verlieren. Als er bei der alten Eiche angekommen war, schaute er zu ihr herauf. Sie war der größte aller Bäume und das Zentrum des Waldes. Hoch oben, in den sich vom Wind windenden Wipfeln, dort war der Eule ihr Heim. Da bellte er ungeduldig und schrie in der alten Sprache hinauf: Oh Hüterin der Nacht! Weiseste aller Geschöpfe im Wald, ich ersuche deinen Rat! Die Zeit ist knapp geworden und auch, wenn die Sonne bald den höchsten Punkt erreicht, so flehe ich, dass ihr erwacht! Auf einmal wurde es still im Wald. Kein Vogel mehr der da sang, keine Maus die suchte und kein Hase wagte es zu grasen, den ein Wind ging durch die Blätter der Bäume. Ein zartes, wisperndes Windchen, dass allem was da lebte, Stille gebot. Und der Wolf hörte wie die Hüterin der Nacht ihre Stimme erhob: Wolf, der du auf den Namen Graumähne hörst, der du einst den Titel König der Tundra hieltest, der du es wagst meine Ruhe zu stören. Was bedarf meiner Hilfe, ist es doch Tag und ich bin die Hüterin der Nacht?
Da sprach der Wolf: Hüterin! Die Menschen haben den Fuchs gefangen und über seinem Haupt droht der ewige Schlaf! Er sannte mich euch seinen letzten Wunsch zu bitten: Er bittet um das grüne Blatt, auf das sein Leid gelindert wird und er in Ruhe seinen Frieden machen kann!
Noch immer war es Still im Wald. Denn kein Tier wagte es, die heilige Unterredung der Eule zu stören und die Hüterin antwortete: Der Fuchs, sagst du? Nun so will ich seinem Wunsch nachkommen. Denn kein Getier das da in meinem Wald lebt soll in seiner letzten Sonne leiden. So gehe hin und bringe ihn das Grüne Blatt! Aber sei gewarnt! Denn sobald er es fressen wird, wird es nicht mehr lange dauern bis sein Schmerz nach lässt und dann wird er schlafen für immer! Und ich werde veranlassen das ein jeder Frosch, ein jeder Vogel und ein jeder Wind, heute Nacht sein Lied singen wird.
Denn dieser ist der letzte seiner Art. Dieser Fuchs soll nicht vergessen werden! Möge die Göttin des Waldes bei euch sein, so dass ihr ihn auf seiner letzten Reise begleitet!

Da fiel das grüne Blatt aus dem Himmel und landete vor der Pfote des Wolfes. Es war kein normales Blatt, denn es wuchs an keinem Baum und keinen Strauch. Und nur die Hüterin der Nacht wusste, wo her sie es hatte und so manches Tier munkelte, das die Göttin des Waldes selbst es im Namen der Eule überbrachte. Der Wolf nahm es vorsichtig mit seinen Lefzen auf, jedoch bedacht, nicht hinein zubeißen und lief zurück durch den stillen Wald, aus dem kein Gesang mehr zu hören war.
Er grub sich erneut durch den Zaun, in das Reich der Menschen und kam bei seinen Freund an, welcher noch kraftloser aussah.
Ich habe von der Hüterin des Waldes das grüne Blatt gebracht, welches du dir gewünscht hast. Aber sie sagte, du seist der letzte deiner Art, wieso hast du mir dieses Geheimnis vorenthalten? Und der Fuchs antwortete im schwachen Flüsterton: Mein alter Freund. Ich habe kein Geheimnis da raus gemacht, weil es kein Geheimnis war. Die Menschen haben die Füchse getötet. Sie sind einmal im Jahr mit den Hunden auf Fuchsjagd gegangen und haben die Meinen aufgedüngt. Ich blieb als Letzter, da ich der dümmste von ihnen war. Traurig musste ich zur Kenntnis nehmen, dass ich zwar der gerissenste, aber auch der dümmste aller Füchse war. Denn die anderen Füchse rannten voller Angst in den Wald und wurden auf ihrer Flucht von den Menschen geschossen.
Da lachte der Fuchs leise und als der Wolf fragte, warum er
lache, sagte der Fuchs: Du siehst, Graumähne, du bist nicht der einzige der Angst verspürt. Und ja, ich wusste immer das deine Gebären, das stärkste aller Geschöpfe zu sein, eben nur Gebären waren. Aber hab keine Sorge, denn schon als ich dich im Winter fand, sah ich dein großes Herz. Und einem Freund kann man nicht verheimlichen was man fühlt. Aber manchmal tut ein Freund eben auch so, als hätte er es nicht bemerkt, denn der Freund weiß das alles einen Grund hat, warum sein Freund die Dinge tut, die er tut.
Der Wolf gab ein trauriges Winseln von sich und sein Freund fragte warum er winselte und der Wolf antwortete:
Die Hüterin der Nacht gab mir dieses Blatt um euer Leiden zu lindern, aber was ist mit meinem Leid? Wenn du vor deine Göttin trittst und im ewigen Schlaf bist, dann bleibe ich wach und zurück!
Da dachte der Fuchs kurz nach und sprach:
Du hast mir deine Geschichte erzählt und nun will ich dir meine Erzählen.


Frühling

"Es war im Frühling, einen Zyklus bevor ich dich gefunden habe.
Ich war ein ausgewachsener Fuchs und auch ich hatte eine Frau.
Wir Füchse sind keine Wölfe, deshalb musst du verstehen das es bei uns anders zugeht, als bei euch. Es ist nicht so hart und unbarmherzig, aber glaube mir Graumähne, nur weil es damals schön war, heißt es nicht das ich es nicht auch schwer gehabt hätte.
Ich war der einzige Überlebende meines Wurfes.
Die, die nicht vom kalten Winter heimgesucht wurden und starben, wurden vom Menschenjäger erlegt.
Meine Mutter hatte es ebenfalls dahingerafft, genauso wie meinen Vater, denn beide waren schon am Zenit ihres Lebens, als sie uns das Leben schenkten. So schafften sie es gerade so, in großer Not uns großzuziehen, ehe sie vom großen Schlaf eingeholt wurden. Doch ich war ein junger Fuchs und machte mir nichts draus, bald schon hatte ich die Schnauzen meiner Ahnen vergessen, denn genau so wie du, als du noch ein Welpe warst, war auch ich vom Leben und der Neugier auf den Wald fasziniert. Sicher, ich war leicht bekümmert, dass sie von mir gegangen waren, aber da mir niemand beigebracht hatte, das ich hätte traurig sein müssen, war ich es auch nicht lange. Zwei Zyklen später traf ich eine Fuchsdame in meinem Alter. Ich warb um sie und hatte das große Glück, dass sie mich als den Ihren duldete. Wir verbrachten einen Winter in unserem gemeinsamen Bau und im Frühling nahmen wir uns vor, uns zu paaren, so wie es Brauch ist. Es war ein schöner Frühling, und es gab viel Nahrung. Mir fiel es nicht schwer Beute zu machen.
So kümmerte sich mein Weib um die Brut und ich war ständig auf der Suche nach Fleisch, um unseren Hunger zu stillen. Und lass dir gesagt sein, wir Füchse mögen vielleicht kleiner sein als ihr Wölfe, aber eine Fuchsdame braucht sehr viel Nahrung wenn sie den Jungen genug Milch gebe will! Es war sehr anstrengend immer etwas zu finden, auch wenn es ein guter Zyklus war. Doch nicht immer fand ich genug, so das ich ihr meinen Teil gab, auf dass sie genug hatte für die Brut.
Ich war damals zwar oft Hungrig, aber auch sehr glücklich, Wolf. Eines Nachts kam ich mit leerer Schnauze nach Hause und mein Weib war enttäuscht das ich nichts mitgebracht hatte.
Ich sah unsere Jungen, sie waren gesund und kräftig für ihr Alter, doch wusste ich auch, dass ich besser etwas finden sollte, wenn das so bleiben sollte. Also sprach ich zu meiner Frau das ich für diese Nacht einen Plan hätte und sie sich nur noch etwas gedulden solle. Du Kennst mich gut Wolf, aber auch ich habe dir ein Geständnis zu machen: Ich war Eitel. Und im Gegensatz zu dir, hatte ich damals noch keine Angst gekannt. Dennoch, in dieser Nacht sollte ich sie kennenlernen. Du sollst wissen, zu dem Zeitpunkt in meinem Leben mich für äußerst schlau und ausgefuchst hielt. Denn ich tat das, was wir auch immer tun, wenn wir Hunger leiden. Ich ging zum Bau der Menschen. Aber als ich dort angekommen war und mir ein Huhn reißen wollte, war ich Ungeschickt und die Hühner erwachten und machten einen riesigen Lärm. Der Menschenvater erwachte und hatte seine Donnerbüchse dabei. So lief ich, mit dem Huhn im Maul, schnell weg, zurück zum Bau.
Ich hatte in dieser Nacht schreckliches Pech gehabt, ich war dumm und hielt mich für ach so gescheit, ich dachte dass ich großes Glück gehabt hätte, denn meine Frau war glücklich mich mit fetter Beute zu sehen.
Oh, Wolf, was war ich nur für ein Narr! Denn während wir schliefen, kamen des Morgens die Jäger mit ihren Hunden. Sie bellten fürchterlich und meine Frau bekam schreckliche Angst. Im Halbschlaf, erschrocken und mehr müde als wach, rannte sie davon und ich hörte ein grässliches Donnern. Dann noch eins. Ich gebot meinen Kindern still zu sein und keinen einzigen Ton zu machen. Doch wie du dir sicherlich denken kannst kam meine Frau an diesem Morgen nicht zurück. Ich verfluchte mich für meine Dummheit. Denn es war der Tot den ich über sie brachte, ich war es gewesen, der beim rennen Spuren in den Feldern hinterließ. Ich war es, der vor Angst eine Duftnote hinterlassen hatte, welcher die Hunde folgen konnten ich war es: eitel und Dumm. Aber die Strafe folgte sofort. Denn nach nur kurzer Zeit konnte ich meinen Jungen nicht mehr Einhalt gebieten still zu sein.
Es war schrecklich.
Denn sie waren noch zu jung für feste Nahrung. Und wir waren die letzten Füchse im Wald. Ich hatte keine Wahl. Ich schaffte es ein letztes mal sie zur Ruhe zu bewegen und als sie schliefen..."

Der Fuchs sagte nichts mehr, er konnte nicht weiter sprechen. Zwar mögen seine Augen trüb geworden sein, doch funkelten sie nun voller Tränen. Der Wolf wusste nicht was er sagen sollte. Doch er kannte das Dilemma. Zwar ist es in seinem Rudel nie passiert, doch er hatte gehört, das es hin und wieder vorkam dass Eltern ihre eigenen Jungen töten mussten. Der Rotfuchs war ein Männchen und konnte keine Milch geben und da die Jungen ein schrecklicher Hunger tot überkommen wäre, hatte er keine Wahl gehabt.
Das Problem ist, Graumähne, ich flehe dich an, dir genau anzuhören was ich zu sagen habe! Der böse Zynismus ist, dass ich immer Glücklich war! Nur dadurch konnte ich alles verlieren! Hätte mich vielleicht etwas mehr Hunger oder Schmerz im Leben heimgesucht, so hätte ich vielleicht nicht so arrogant gehandelt und wäre nicht der letzte meiner Art. Aber das ist der ewige Zyklus. Die Göttin gibt und die Göttin nimmt...
Als der Wolf die Worte des Fuchses vernahm, musste er schlucken, denn sie waren traurig und schwer.
Der Fuchs hatte keinen schlimmen Fehler begangen. Das einzige was ihm zum Verhängnis geworden ist, war der Versuch seine Familie zu ernähren. Doch nun gab er sich die Schuld an alledem. Graumähne hatte immer gedacht, dass der Fuchs ein ewiger Possenreißer gewesen war, aber hatte er sich nicht auch nur sehr gut selbst gespielt?
Glaub mir Wolf, ich wollte nicht mehr Leben. Ich war rastlos und schwermütig. Ich war alleine und mein Herz voller Trauer. Ich sollte meine Art vor dem Aussterben bewahren und ich habe versagt. Und das ist auch der Grund, warum ich dich bitte nicht zum Menschen zu werden, begehe nicht meinen Fehler und lass dich von einem falschen Stolz, Rache oder sonst irgend etwas lenken.
Lass dir gesagt sein, das ich nur noch ein Schatten meiner selbst war. Ich wollte nicht mehr leben! Jede Nacht brach ich bei den Menschenkinder laut lärmend ein, in der Hoffnung ich würde das selbe Donnern hören wie meine Frau. Aber sie erwischten mich nicht. Und dann habe ich dich gefunden. Und da wurde mir klar, das es nicht darum geht ein Fuchs zu sein, oder ein Wolf, oder sonst irgendein Getier. Man darf nur nicht zum Menschen werden und so kümmerte ich mich um dich. Es war nicht wichtig das du ein Wolf warst, wichtig war das ich dir helfen wollte. Nicht aus Mitleid und auch gar nicht aus Eigennutz um mich von meinem Schmerz abzulenken. Als ich dich da im Schnee liegen sah, da dachte ich an meine Kinder und meine Frau. Und ich habe gesehen was es bedeutet wenn der ewige Schlaf über uns hinein bricht.
Er bedeutet das Ende von allem was wir kennen!
Aber da lagst du nun, dem Tode nahe und ich hatte verstanden!
Der ewige Schlaf mag über uns alle kommen, doch wem ist damit geholfen wenn wir unser Wachsein nur damit beschäftigen an den Schlaf zu denken? Warum hätte ich dich den Schlaf übergeben sollen? Nein! Ich wurde trotzig und schwor mir das ich nie wieder nur an mein schnelles Glück denken wollte. Denn es gibt kein eigenes Glück, alles ist miteinander verwoben und die Göttin des Waldes hatte mir dich geschickt, um das zu verstehen. Ja, ich war der letzte meiner Art. Aber nicht der letzte. Denn da warst du und ich fand endlich wieder einen Sinn.

Der Fuchs machte eine Pause. Das viele Reden hatte ihn noch mehr geschwächt. Als er wieder etwas Kraft zum reden fand sagte er:
Ich will das du weiter lebst. Hab keine Angst vor dem Schlaf. Der Wald ist voller Getier und Wunder. Mein altes Ich wusste das. Ich habe es schon längst vergessen, aber jetzt geht es mir wie dir, als du kurz vorm einschlafen warst. Ich erinnere mich, wie es mal gewesen war. Du sollst leben und ich will das du dir keine Gedanken machst. Denn der Schlaf kommt für jeden mal. Doch die Wachzeit ist nur kurz. Also verschwende sie nicht an die Schlafenden. Denn Sie schlafen nicht für dich, sondern für sich. Also sei Wach für dich. Jeden Tag. Und ich will das du wieder dein Lied singst. Nicht das deines alten Rudels. Sing DEIN Lied. Und wenn du willst kannst du mir gerne eine Strophe schenken.
Bei dem Gedanken lächelte der Fuchs. Ein Lied für ihn. Über einen Fuchs von einem Wolf.
Der Wolf hatte alles verstanden, aber trotzdem war er traurig.
Wenn das dein Wunsch ist sagte er schweren Herzens, dann will ich ich wieder singen.
Heute Nacht ist die Silberkugel wieder voll. Deine Göttin ruft dich zu dir und ich will euch Ehre erweisen.
Aber auch die Wächterin der Nacht hat versprochen, dass alles was da kreucht und fleucht heute singen wird. Und dann singe ich das Lied unseres Rudels.

Da lächelte der Fuchs und gebar den Wolf ihn das grüne Blatt zu geben. Der Wolf gehorchte und der Fuchs kaute und schlang es dann schwach herunter. Der Geschmack war voller Bitternis und machte seine ausgetrocknete Zunge taub.
Am Horizont ging die Sonne unter.
Eine der letzten Bienen flog an ihnen vorbei.
Da erinnerte sich der Wolf und sprach:
Weißt du noch von Meister Petz und dem Honig?
Der Fuchs wurde müde und schloss die Augen,
Graumähne leckte ihn ein letztes mal über die Wunde und erzählte ihm seine letzte Geschichte. Rotfuchs horchte mit aufgeklappten Ohr und sein Atem wurde langsamer, während der Wolf erzählte. Die Erinnerungen wurden in beiden lebendig. Aber umso müder der Fuchs wurden umso mehr konnte er den Honig des Bären schmecken.




Sommer


"Ach Rotfuchs es war der schönste Sommer den ich je erlebt habe.
Die Spatzen sangen ihre Lieder, der Specht hämmerte sich sein Heim und die Ameisen sammelten ihr Gehölz in langen Straßen für ihren Bau. Es war ein warmer Tag und die Sonne wärmte uns denn Pelz. Fast hatten wir vergessen dass wir alt waren, sprangen wir doch verrückt über die kleinen Hügel in der Nähe des Bachs. Dort wollten wir unseren Durst stillen, denn unsere Mäuler waren trocken geworden vom vielen Spielen. Als wir dort ankamen, stand dort Meister Petz, der große starke Bär. Er beachtete uns nicht, denn er war damit beschäftigt gewesen Lachse aus dem Flussufer zu fangen.
Ich muss es mir von dir abgeguckt haben, deine Frechheit, denn ich rief zum Bären: He! Meister Petz! Wie schafft es eigentlich so ein dicker Brummbär wie du, etwas so flinkes wie einen Fisch zu fangen?
Der Bär verlor dadurch seine Beute aus den Augen und ein Lachs entglitt seinen Pranken. Siehst du nicht das ich beschäftigt bin? rief er zu uns Und wir Bären sind sehr wohl geschickte Jäger. Außerdem sind wir die stärksten Tiere des Waldes! Also leg dich ja nicht mit mir an, oder ich zertrampel dich unter meinen riesigen Pranken!
Aber natürlich hörten wir nicht auf und du hattest auch schon wieder einen Plan ausgeheckt. Ach ja? Stärkstes Tier des Waldes? Da schuldest du uns erst mal einen Beweis für! Denn wir sehen hier nur einen dicken Bären, der uns wie für seinesgleichen typisch, den selbigen aufbinden will! Der Bär ging natürlich auf deine Provokation ein und rief wütend Ich bin Meister Petz!
Niemand wagt es mich zu beleidigen!

Nichtmal ich bekam mit was du vorhattest, aber ich wusste ja schon, dass du so manchen zum Narren gehalten hattest. Also wenn du die Menschenkinder austicken konntest, dann bestimmt auch einen Bären.
So zeig uns das du geschickt, klug und stark bist, Bär! Siehst du das Bienennest da oben? Wir sind nur ein alter Wolf und ein kleiner Fuchs, aber du, du kannst doch mit Sicherheit das Nest von dort oben herunter werfen? Ich meine kannst du wirklich klettern, mit Bienen kämpfen und uns dann mit dem Nest treffen? Wenn du das kannst, dann wollen wir deine große Pracht anerkennen!
Der Bär, der wirklich das stärkste Tier im Wald war, aber dafür nicht das schlauste ging sofort ans Werk. Und während wir unten saßen und uns das Lachen zurückhielten, kletterte der Riese den dünnen Baum hinauf. Oh, wie der sich unter seinem Gewicht bog! Oben kam der arme Kerl nur mit Müh und Not an das Nest und die Bienen begangen bereits ihren goldenen Saft zu verteidigen! Sie stachen ihn in die Augen und er brüllte wütend zu den Bienen, sie sollten ihn seine Arbeit machen lassen!
Da riefst du zu ihm: Ich gebe dir einen Tipp, Meister Petz! Schüttle doch am Geäst des Baumes, auf dass das Nest einfach herunter falle! Und der Dumme Bär tat auch noch was du ihm geraten hattest. Dabei brach der Stamm in zwei und Bär und Nest fielen zu Boden. Es war zum Glück für den Bären nicht so hoch gewesen als das er sich ernsthaft verletzt hätte, aber es reichte das er benommen zu Boden plumpste und erst mal nicht wusste, was er da getan hatte. Aber da waren wir schon mit dem Honig auf und davon und hörten nur noch wie uns das stärkste Tier des Waldes verfluchte.
Ach ja, Fuchs, dieser Honig war das süßeste was ich je in meinem Leben kosten durfte!"

Graumähne sah zum Fuchs. Dieser öffnete ein letztes mal die Augen und sagte mit letzter Kraft: Es war auch mein schönster Sommer, sag Meister Petz einen lieben Gruß von mir. Der Wolf konnte noch ein letzten Funken Leben sehen, in den alten, trüben Augen des Fuchses.
Ich will das du weißt das du mein Leben gerettet hast, Fuchs. Und es ist nicht deine Schuld war, was deiner Familie passiert ist.
Denn vielleicht warst du zu glücklich, aber dieses Glück ist nun ein Teil von mir und ich will es niemals missen. Ich könnte nicht mehr ohne dich Leben, aber ich weiß dass nichts falsch daran ist Glücklich zu sein.Und ich werde weiter leben, wie ich es dir versprochen habe. Aber deine alte Glückseligkeit soll nun zu meinem Leben gehören.
Aus etwas gutem kann nichts schlechtes werden!

Der Fuchs sprach darauf hin seine letzten Worte:

Ich glaube dir. Und ich danke dir das du mein Rudel warst.
Hab keine Angst vor dem Leben. Aber habe auch keine Angst vor dem ewigen Schlaf.
Denn ich sehe die Göttin des Waldes und ich werde im langen Traum auf dich warten.
Auf das wir einen weiteren Frühling erleben.
Einen Sommer lang glücklich spielen.
Einen Herbst lang Hühner stehlen.
Und uns gegenseitig im Winter schlafend wärmen.


Da tat er seinen letzten Atemzug und aller Schmerz wich von ihm.
Der Wolf aber wusste nun das der Fuchs bei den seinen war und er rannte los. Er rannte durch den Wald und die Vögel sangen ein letztes Lied für Rotfuchs.
Er rannte über den Bach und das Wasser spritzte kalt unter seinen Pfoten nass.
Er rannte und diesmal rannte er nicht, weil er Angst hätte.
Er rannte, denn er hatte erkannt, dass jeder Zyklus Leben und Schlaf bedeutet. Und im Leben soll man Wach sein, denn der Schlaf kommt gewiss.
Er rannte, denn er liebte das Leben.
Auf einem Hügel angekommen sang er dem Vollmond entgegen.


Das Lied von seinem Rudel.


Vom Wolf und vom Fuchs.
 

Quetzalcoatl

Mitglied
Soooo, jetzt sollte alles stimmen! [blue]:D[/blue]


Danke an die nette Person die mir einen (!) Punkt anonym gegeben hat, dass ist äusserst Konstruktiv!
 



 
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