S-Lyrik

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sufnus

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Hey!
Deine Anfeuerung, lieber @Franke , frohgemutet (danke dafür!) aufnehmend gehts weiter! :)
Zu Deinem ersten Ad-hoc, @seefeldmaren : Ich deute "schie" mal als Variante von "schön" (oder etwa schön-schief?) .... und wie-dem-auch-seiigerweise erfreue ich mich daran! Merci!
Und sodann: Große Freude, liebe @fee_reloaded , dass Du den Schmal(z)grat als einigermaßen absturzfrei gemeistert erlebt hast! Wie schon bei meiner Antwort an ubertas angedeutet, ist das Stück mit ziemlich viel grauhirnrindiger Begrübelung assembliert worden. U.a. beim Füchschen und beim Rilke wurde aber Herzblut eindosiert (wobei wie bereits betont bei RMR ein bisschen Method Acting mit im Spiel war).
Und Deine abwägende Anmerkung, liebe @Mimi , deute ich als vorsichtiges Kompliment (oder ist es vorsichtige Kritik?) (vielleicht ja beides ein bisschen :) ). Fragmentierung, die in ihrer Nichtganzzusammenfindung dennoch zu einem (gemeinsamen) Ausdruck findet, der aber nicht ganz greifbar ist, das wäre so in etwa ein Leseeindruck, mit dem ich durchaus happy wäre. :) Vieles, was etwas verrätselt wirkt, wie das Nesselblatt oder die gute Aglaia am Hang, lässt sich durchaus sehr einfach erklären, aber der Versuch, hierdurch eine Sinneintreibung zu erzwingen, würde dem Text alles (potentiell) Lyrische austreiben. Beim Nesselblatt also bitte nicht schrecklich-profan an die Geschmacksvorlieben von den Kleinenfuchsraupen denken, sondern an schmerzliche Kindererfahrungen beim Spiel in der Natur oder an - Fehletymologie ahoi! - an ein Nessusgewand oder - zurück zur Nessel - an die Jungfrau Maleen.

.... und nochmal eine kleine Werbepause, dann gehts weiter... :)

LG!
S.
 

sufnus

Mitglied
Hey, Ihr Lieben!

Jetzt komm ich endlich mal wieder zum Hierschreiben. :)
Also, wo war ich stehen geblieben?
Hier, jetzt: Zu Deiner dioschönen Deutung, lieber @Dionysos von Enno :)
Der Fuchs als etwas mystisches und listiges Nacht- und Übergangstier, das gefällt mir natürlich sehr gut. Man könnte hier auch an die japanschen Kitsune-Mythen denken. Und natürlich ist die Fuchs-"Strophe" auch wirklich in einem kindlichen Ton gehalten.
Dein Angang, lieber Dio, in den anschließenden Passagen eine Art Gegenbewegung zu sehen und Dein Bild des zerknüllten Liebesbriefs finde ich ganz wunderbar. Ich würde es nicht nur auf diese Lesart einengen, aber sie ist definitiv sehr stimmig. :)

Und ich denke, Deine systematische Analyse, liebe @seefeldmaren , ergänzt Dios Blickrichtung sehr schön! Man kann, wenn man die einzelnen Teile des Textes als Strophen liest, die eine (mehr oder weniger) lineare Entwicklung beschreiben, tatsächlich eine Progression in die Depression herauslesen. Das hast Du m. E. sehr nachvollziehbar herausgearbeitet. Eine etwas andere (zusätzliche) Lesart ergäbe sich m. E., wenn die Teile etwas unverbundener betrachtet würden. Vielleicht eher wie mehrere Musikstücke, die bei einem Konzerttermin nacheinander zur Aufführung kommen. Es mag dann zwar durchaus Korrespondenzen zwischen den einzelnen Teilen geben, aber es muss sich keine zusammenhängende "Erzählung" daraus ableiten lassen.
Und in jedem Fall gilt, dass Autor und lyr. Ich auf verschiedenen Veranstaltungen zugange sind. Falls also wirklich Sorgen um das lyr. Ich angebracht sein sollten, so dürfen die den Autor guten Gewissens außen vor lassen. :)

Damit nun noch zu Deinen Anmerkungen lieber @mondnein :
Du hast ja einmal auf die Apokoinu-artige Stelle Bezug genommen, bei der selbiger (der Bezug) tatsächlich im Unklaren verbleibt. Und ich würde sogar sagen, dass hier eine Tripeldeutigkeit vorliegt. Das heißt ich würde für die Textstelle drei Lesevarianten vorschlagen:

Ab hier fehlt der Gesang der Grazien. (Es) steht im Hesiod: Der Sommer ist bekanntlich stumm.
oder
Ab hier fehlt der Gesang der Grazien. Der Gesang der Grazien steht im Hesiod. Der Sommer ist bekanntlich stumm. (das wäre die eigentliche Apokoinu-Konstruktion)
oder - mit einer kleinen Umstellung zwecks Verdeutlichung:
Im Hesiod steht: Ab hier fehlt der Gesang der Grazien. Der Sommer ist bekanntlich stumm.

Es ist also letztlich reichlich unklar, was nun genau das Gedicht im Hesiod steht.
Und wenn man dann zum äußersten schreitet und in dessen "Theogonie" sowie in seinen "Werken und Tagen" nachliest, bleibt man immer noch im Zustande der Verwirrung zurück.
Zwar stimmt schon, dass in der Theogonie von den Chariten im Allgemeinen und von Aglaia im Besonderen die Rede ist (die uns meisten Heutigen geläufigere lateinische Bezeichnung für das griechische Chariten lautet: Grazien), aber ein Gesang der Chariten (oder meinethalben Grazien) oder das Fehlen ebenjenes Gesanges findet nicht wirklich erwähnung. Und in "Werke und Tage" gibt es einige Gedanken zur Saisonalität und daher auch zum Sommer, aber von einen "stummen Sommer" ist gerade nicht wirklich die Rede (außer man wollte eine Passage etwas gewaltsam umdeuten, in welcher der Sommer als gute Zeit für Schiffreisen aufgerufen wird, weil in jener Zeit die Meeresverhältnisse einigermaßen entspannt seien).

Man könnte hier wirklich den Verdacht äußern, das lyrische Ich habe seinen Hesiod etwas flüchtig gelesen. ;)
Und schließlich findet sich die schöne Grazie, Aglaia, auch noch in prekärer Hangneigung. Bedenklich. Oder sollte eine Zustand, in dem man etwas "schief ins Leben gestellt" ist, gerade ein guter Ausgangspunkt für die Entfaltung von Graziosität sein? Immerhin ist üblicherweise von den "Mühen der Ebene" die Rede und nicht von denen des Hangs (Besitzer von hanglagigen Rasenflächen werden hier Einspruch erheben).

Nun ja.... ich denke, damit bin ich mit dem Versuch der Selbstinterpretation (immer eine heikle Sache) ziemlich am Ende. :)

Ich danke Euch!!! :)

LG!

S.
 



 
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