Sachsenhausen

3,30 Stern(e) 3 Bewertungen

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Danke anbas,
das war auch die beklemmendste Situation, an die ich mich in meinem Leben erinnern kann.
Irgendwann ist man da nur noch am heulen.

Liebe Grüße
Manfred
 

James Blond

Mitglied
Beklemmend

Beklemmend, weil verklemmter Mist!

Für mich ist das reiner KZ-Kitsch!

Wer als später Besucher und nicht als Lagerinsasse dort gewesen ist, der kann darüber auch keine ehrliche Lyrik erstellen. Der hört auch keine Toten schreien. Der kann das tatsächliche Leid gar nicht ermessen. So aber wird's zur Gruseltour.

Das könnte man schreiben - oder den besser den Mund halten.

Grüße
JB
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo James,

selbstverständlich kann ich das tatsächliche Leid nicht ermessen. Aber ich kann mich darauf einlassen und dann kann ich auch ein ehrliches Gedicht schreiben. Es als Kitsch zu bezeichnen, ist nicht nur eine Beleidigung des Autors, sondern eine Verhöhnung der Opfer. Selbst wenn das Gedicht nicht gelingt, ist es unsere Pflicht das Gedenken zu bewahren und versuchen das Grauen zu beschreiben.
Wenn ich hier versuche meine Gefühle in Worte zu fassen, ist das allemal besser als ein Schüttelreim über niedliche Tierchen.

Liebe Grüße
Manfred
 

James Blond

Mitglied
Lieber Manfred,

nicht mein Kommentar, sondern Dein Text ist eine Verhöhnung der Opfer.

Die sprachliche Ästhetisierung eines Verbrechens als Kitsch zu bezeichnen, wäre schlimmstenfalls eine Verhöhnung des Autors. Dazu stehe ich.

Ich halte diesen Text für keine angemessene Form des Gedenkens an KZ-Opfer. Ob er zu Schüttelreimen die bessere Alternative darstellt, will ich besser nicht erörtern.

Grüße
JB
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo James,

dies hier ist nicht der Platz, um über das angemessene Gedenken an die KZ-Opfer zu diskutieren.
Wenn du der Meinung bist, dass mein Gedicht dies nicht tut, kann ich gut damit umgehen.
Ich selbst weiß, dass dies anders ist und auch andere Leser sind anscheinend dieser Meinung.

Liebe Grüße
Manfred
 

James Blond

Mitglied
Lieber Manfred,

ich denke schon, dass hier der geignete Ort ist, sich über deinen Text und die damit verbundene Frage eines wahrhaftigen und angemessenen Umgangs im Gedenken der KZ-Opfer zu unterhalten.

Auch wenn ich gut damit leben kann, dass hier andere Teilnehmer zu einer anderen Beurteilung kommen, so möchte ich mein Urteil dennoch nicht verhehlen, sondern im Gegenteil noch etwas eingehender begründen.

Du wählst als Titel den Namen "Sachsenhausen", nichts weiter, und implizierst so auf dem "Lagerweg" eine Gegenwart des Konzentrationslagers, das bereits zu DDR-Zeiten als Kaserne missbraucht, später größtenteils abgerissen und zu einer Gedenkstätte mit Mahnmal und Museum umgebaut wurde. Wer heute "Sachsenhausen" besucht, besucht demnach eine Erinnerungsstätte. Den Versuch der Aktualisierung des Geschehens ...


drinnen
die Schreie der Toten
... aus den letzten noch erhaltenen 'kläglichen' Resten empfinde ich als reine Sensationshascherei. Sich die Schreie der "Toten" zu imaginieren, nicht etwa der Getöteten, Ermordeten, Gefolterten, bringt zugleich eine veredelnde Ästhetik ins Spiel, die sich im schönen Widerspruch des Außens und Innens gefällt, anstatt sich des völligen Scheiterns einer Erinnerung zu stellen.

"Nicht Sachsenhausen" - der Text hätte sich vielleicht einer Wahrheit nähern können, hier bleibts nur der übliche Betroffenheitskisch, der uns überall dort entgegentropft, wo Schülerwandertage auf Gedenkrituale treffen.


Grüße
JB
 

revilo

Mitglied
Die These man dürfe nur als direkt Betroffener über die Nazi Greultaten schreiben, halte ich für falsch....ebenso ist die Unterstellung der Opferverhöhnung mehr als unangebracht....

aber darum geht es hier nicht...Franke hat sich auf ein schwieriges Terrain gewagt und ein lesenswertes Gedicht bar jeglichen Kitsches geschrieben......ich persönlich traute mir so etwas nicht zu...

halt........ ich habe eher ungewollt beim Betrachten eines Fotos meiner Eltern aus dem Jahr 1956 ein Gedicht über die Nachkriegszeit und ein Kriegserlebnis meines Vaters geschrieben....soll das etwa auch verboten sein......????

Lg revilo
 

James Blond

Mitglied
5 kurze Antworten

Die These man dürfe nur als direkt Betroffener über die Nazi Greultaten schreiben, halte ich für falsch..
Das habe ich auch nicht behauptet.
Franke hat sich auf ein schwieriges Terrain gewagt
Zustimmung.
... und ein lesenswertes Gedicht bar jeglichen Kitsches geschrieben....
Widerspruch.
...ich persönlich traute mir so etwas nicht zu..
Zustimmung.
...soll das etwa auch verboten sein......????
Unterstellung, Polemik: Von Verboten war nicht die Rede.

Grüße
JB
 

revilo

Mitglied
[red]Wer als später Besucher und nicht als Lagerinsasse dort gewesen ist, der kann darüber auch keine ehrliche Lyrik erstellen. [/red]Der hört auch keine Toten schreien. Der kann das tatsächliche Leid gar nicht ermessen. So aber wird's zur Gruseltour.

Das könnte man schreiben - oder den besser den Mund halten.

Grüße
JBGrüß Dich...keine Polemik, sondern dein Statement....

Lg revilo
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich habe lange überlegt, ob ich dieses Gedicht hier einstellen soll. Wenn man nämlich das hier übliche Schema von Friede, Freude und Eierkuchen verletzt, bricht hier immer gleich die Panik aus.

Ich habe in dem Gedicht versucht meine Gefühle in Sachsenhausen zu beschreiben. Es war wie der Einstieg in eine furchtbare Parallelwelt, deshalb das drinnen und draußen.

Wenn mir jetzt Verlogenheit und Kitsch unterstellt wird, bin ich an der Diskussion nun nicht mehr beteiligt.

James, wenn du so ein Experte in würdigem Gedenken bist, fordere ich dich auf ein Gedicht zu schreiben, das den Opfern gerecht wird.

Liebe Grüße
Manfred
 

James Blond

Mitglied
quote:

Wer als später Besucher und nicht als Lagerinsasse dort gewesen ist, der kann darüber auch keine ehrliche Lyrik erstellen. Der hört auch keine Toten schreien. Der kann das tatsächliche Leid gar nicht ermessen. So aber wird's zur Gruseltour.

Das könnte man schreiben - oder den besser den Mund halten.

Grüße
JB

quote:


Grüß Dich...keine Polemik, sondern dein Statement....
Hmm,

eigentlich möchte ich hier nicht über "Statements" diskutieren, die vom Redakteur aufgrund mangelnder Netiquette ausgeblendet wurden und jetzt im Zusammehang nicht mehr ersichtlich sind.

Entweder man lässt sie für alle Leser vollständig einsehbar, oder man beschränkt sich in der Stellungnahme auf die Äußerungen, die noch für alle einsehbar sind. Dort habe ich meine Kritik auch etwas eingehender ausgeführt. Und die stand auch revilo bereits vor Abfassung seiner Antwort zur Verfügung.

Grüße
JB
 

James Blond

Mitglied
Lieber Manfred,

ich verstehe gut, wenn du dich für deinen Text zu rechtfertigen versuchst und dass du ihn in bester Absicht geschrieben hast. Wenn du allerdings schreibst, ...
Ich habe in dem Gedicht versucht meine Gefühle in Sachsenhausen zu beschreiben. Es war wie der Einstieg in eine furchtbare Parallelwelt, deshalb das drinnen und draußen.
... dann geht das an meinem Vorwurf vorbei, dass du deinen Besuch eines Mahnmals nicht deutlich genug herausgestellt hast, sondern mit einer vorgeschobenen Authentizität kokettierst, wenn
du "auf dem Lagerweg" "drinnen die Schreie der Toten" wahrnimmst.

Es tut mir leid, aber für mich bleibt das unehrlicher Kitsch. Du hast ein sehr schweres Thema gewählt und dich damit übernommen. Allerdings denke ich nicht, dass ich als dein Kritiker es nun besser machen müsste. Ich werde die Finger von dergleichen lassen, dies scheint mir die bessere Alternative.

Grüße
JB
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Lieber James,

dachte ich mir es doch.
Wenn du tatsächlich der Meinung bist, dass ich auf dem Lagerweg drinnen die Schreie der Toten wahrgenommen habe, dann hast du erstens mein Gedicht nicht richtig gelesen und zweitens überhaupt nicht verstanden.

Dem anonymen Werter vielen Dank für die 2. Ich gelobe Besserung und werde in Zukunft niemanden mehr aus der Lethargie reißen.

Liebe Grüße
Manfred
 

revilo

Mitglied
Hallo James......du hast mich schon richtig verstanden...deine erste Krtik war vollkommen unreflektiert; die zweite war nachvollziehbar......aber deine Aussage habe ich so gedeutet..

ich mag genau so wenig wie Du Betroffenheitslyrik...aber das hier ist keine...und der Autor hat so etwas nicht nötig....

LG revilo
 

Monochrom

Mitglied
Hi,

ich hätte dem "Sommer" noch ein Adjektiv verpasst, damit ggf. falsche Interpretationen nicht möglich sind.

Ich muss JB hier insofern beipflichten, dass der Text dieses Thema nicht rund genug einfängt.

Überlege mal, wenn sie drinnen schreien und draußen lediglich der "Sommer" ist, dann könnte das auch komplett falsch interpretiert werden.

An anderer Stelle finde ich es wichtig und gut, dass sich die Nachfahren ihre eigenen Gedanken machen.

Bis denn, trotzdem gerne gelesen,
Monochrom
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo monochrom!

Du hast den Kern des Gedichtes eigentlich genau erfasst.

Ich beobachte Menschen sehr genau und dies auch, als ich in der Gedenkstätte Sachsenhausen war.
Im Besucherzentrum ist es noch sehr laut und hektisch. Dann tritt man auf die Lagerstraße und plötzlich werden die Gespräche immer weniger. Das beschränkt sich dann das eine oder andere Mal auf die Bemerkung, dass es noch ziemlich weit bis zum Eingang ist (Der will nicht enden).
In der Gedenkstätte herrscht eine gespenstische Stille und wenn man sich darauf einlässt und nur noch einen Funken Empathie in sich trägt, dann kann man die Schreie der Toten hören. Für mich war das kaum zu ertragen.
Wenn man dann nach dem Rückweg wieder durch das Besucherzentrum die Gedenkstätte verlässt, sind bei vielen Menschen die Gespräche und das lachen wieder da. Man hat seine Schuldigkeit getan und kehrt wieder in die "Normalität" zurück (Draußen ist Sommer). Das war für mich fast genauso schlimm wie die Gedenkstätte.

Nicht mehr und nicht weniger soll mein Gedicht aussagen.

Ich danke dir für deine Anmerkungen und dass du nicht auch der Meinung bist, dass ich gefälligst meine Klappe zu halten habe, weil ich nicht selbst Insasse im KZ war. Bei dieser Anmerkung fehlen mir immer noch die Worte.

Es ist vollkommen zweitrangig, ob dies jemand für Kitsch hält oder nicht. Es ist unsere verdammte Pflicht hier nicht den Mund zu halten.

Nochmal danke und liebe Grüße
Manfred
 



 
Oben Unten