Mimi
Mitglied
Sie gingen schweigend auf dem alten Feldweg, der sich wie eine Schlange ins Niemandsland schlängelte.
Es zirpten die Singzikaden ihr immer gleiches Lied.
Die Nacht war schwül und am Himmel stand der Vollmond wie eine übergroße Laterne.
Sadeq wollte ihr so vieles sagen.
Seine Gedanken und Gefühle waren wie flatternde Blätter im Wind.
Aber in diesem Moment konnte er sie nicht einmal anschauen, obwohl er sie wunderschön fand.
Er hatte Mädchen wie sie sonst immer nur im Fernsehen gesehen und das auch nur heimlich, wenn seine Eltern nicht zu Hause waren.
Eigentlich schauten sie in seinem Elternhaus nur heimische Sender, obwohl sein Vater auch Englischlehrer an der Universität von Bagdad war.
Aber sie war schöner als alle Mädchen, die er je gesehen hatte.
Ihr goldenes Haar, das sich im Mondlicht zu Silber verwandelte.
Die Augen, die die Farbe von Smaragd hatten. Ihr Mund, der wie der Kelch einer blühenden Pfingstrose war.
Alles an ihr war schön, selbst wenn sie Arabisch sprach, klang es für ihn wie eine einzigartige Melodie.
Ihr Dialekt, eine Symbiose aus libanesischem und syrischem Singsang, klang in seinen Ohren wie Musik.
Morgen würde sie im Flieger sitzen und zurück nach Spanien fliegen.
Weit weg von ihm und allem was sich diesen Sommer zwischen ihnen entwickelt hatte.
Es machte ihn traurig und wütend zugleich.
Warum blieb sie nicht hier, bei ihm?, dachte Sadeq und blickte zum Mond hinauf. Warum war sie so furchtbar kompliziert?
Er wollte sie ohrfeigen und gleichzeitig küssen, für das, was sie ihm antat.
"Sadeq!" Sie war stehengeblieben und er blieb ebenfalls stehen, starrte immer noch in den Nachthimmel.
Sie stellte sich direkt vor ihn, nahm sein Gesicht in beide Hände und zwang ihn sie anzuschauen.
Er spürte heiße Tränen in seinen Augen aufsteigen und versuchte sie wegzublinzeln.
Sie strich mit ihren Daumen über die Nässe auf seinen Wangen und ihre Haut war trotz der Schwüle kalt.
"Bitte, sei nicht mehr wütend auf mich!"
Sadeq schaute ihr in die Augen und seine Welt begann zu beben. All seine angestauten Gefühle begannen, wie Magma aus einem Vulkan, aus ihm herauszuschießen.
"Ya Samarra, warum reiche ich dir nicht? Siehst du nicht den Schmerz in meinem Angesicht?", rezitierte er mit bebender Stimme in Hocharabisch.
Samarra lächelte ihm zu und ihr Lächeln versetzte ihm schmerzliche Hiebe.
"Ich liebe es, wenn du im Mondschein für mich dichtest", begann sie und wollte ihn küssen.
Aber Sadeq riss sich von ihr los und ergriff ihre Handgelenke in einer schnellen Bewegung.
Sein Griff war fest und ihr Lächeln erlosch augenblicklich.
"Ich will eine Antwort, ya Samarra!", schrie er ihr ins Gesicht und bemerkte wie sie erschrocken vor ihm zusammenzuckte.
"Sadeq, tu das nicht. Nicht heute."
Sie versuchte ihre Hände aus seinem Griff zu befreien, aber er ließ sie nicht los.
"Antworte mir!", schrie er erneut.
Er spürte ihre Angst und trotzdem trat sie näher an ihn heran.
In ihrem Atem roch er den Honigkuchen, den sie beide vor der Moschee gegessen hatten, als der Muezzin zum Abendgebet gerufen hatte.
Ihr Kuss elektrisierte und beruhigte ihn zugleich und er lockerte seinen Griff bis er sie schließlich völlig losließ.
Sie trat wieder einen Schritt zurück und blickte ihm ein letztes Mal in die Augen.
Er sah wie eine einzelne Träne langsam ihre Wange hinunter floss. Wie eine Perle leuchtete sie im Licht des Mondes.
Dann drehte sie sich wortlos um und ihr langes Haar flimmerte für einen Moment wie der Schweif eines Kometen.
Sie ging in schnellen Schritten zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
Sadeq blieb noch lange auf dem Feldweg stehen und schaute ihr nach, auch nachdem er ihre Silhouette im Mondlicht längst nicht mehr erkennen konnte.
Er dachte daran, wie sie in der alten Ruine für ihn getanzt hatte, an ihre schmalen, ihn faszinierenden Hüften, die sie lasziv im Rhythmus seiner Darbuka schwang.
Und daran, wie sie sich wie ein Derwisch im Kreis gedreht hatte, sodass sich ihr Rock bauschte und die weiße Haut ihrer Oberschenkel aufblitzte.
Samarra, dachte Sadeq. Wie die Stadt, die nördlich von Bagdad lag und deren historischer Name "Surra man ra'a" bedeutete, "erfreut, wer sie sah."
Es zirpten die Singzikaden ihr immer gleiches Lied.
Die Nacht war schwül und am Himmel stand der Vollmond wie eine übergroße Laterne.
Sadeq wollte ihr so vieles sagen.
Seine Gedanken und Gefühle waren wie flatternde Blätter im Wind.
Aber in diesem Moment konnte er sie nicht einmal anschauen, obwohl er sie wunderschön fand.
Er hatte Mädchen wie sie sonst immer nur im Fernsehen gesehen und das auch nur heimlich, wenn seine Eltern nicht zu Hause waren.
Eigentlich schauten sie in seinem Elternhaus nur heimische Sender, obwohl sein Vater auch Englischlehrer an der Universität von Bagdad war.
Aber sie war schöner als alle Mädchen, die er je gesehen hatte.
Ihr goldenes Haar, das sich im Mondlicht zu Silber verwandelte.
Die Augen, die die Farbe von Smaragd hatten. Ihr Mund, der wie der Kelch einer blühenden Pfingstrose war.
Alles an ihr war schön, selbst wenn sie Arabisch sprach, klang es für ihn wie eine einzigartige Melodie.
Ihr Dialekt, eine Symbiose aus libanesischem und syrischem Singsang, klang in seinen Ohren wie Musik.
Morgen würde sie im Flieger sitzen und zurück nach Spanien fliegen.
Weit weg von ihm und allem was sich diesen Sommer zwischen ihnen entwickelt hatte.
Es machte ihn traurig und wütend zugleich.
Warum blieb sie nicht hier, bei ihm?, dachte Sadeq und blickte zum Mond hinauf. Warum war sie so furchtbar kompliziert?
Er wollte sie ohrfeigen und gleichzeitig küssen, für das, was sie ihm antat.
"Sadeq!" Sie war stehengeblieben und er blieb ebenfalls stehen, starrte immer noch in den Nachthimmel.
Sie stellte sich direkt vor ihn, nahm sein Gesicht in beide Hände und zwang ihn sie anzuschauen.
Er spürte heiße Tränen in seinen Augen aufsteigen und versuchte sie wegzublinzeln.
Sie strich mit ihren Daumen über die Nässe auf seinen Wangen und ihre Haut war trotz der Schwüle kalt.
"Bitte, sei nicht mehr wütend auf mich!"
Sadeq schaute ihr in die Augen und seine Welt begann zu beben. All seine angestauten Gefühle begannen, wie Magma aus einem Vulkan, aus ihm herauszuschießen.
"Ya Samarra, warum reiche ich dir nicht? Siehst du nicht den Schmerz in meinem Angesicht?", rezitierte er mit bebender Stimme in Hocharabisch.
Samarra lächelte ihm zu und ihr Lächeln versetzte ihm schmerzliche Hiebe.
"Ich liebe es, wenn du im Mondschein für mich dichtest", begann sie und wollte ihn küssen.
Aber Sadeq riss sich von ihr los und ergriff ihre Handgelenke in einer schnellen Bewegung.
Sein Griff war fest und ihr Lächeln erlosch augenblicklich.
"Ich will eine Antwort, ya Samarra!", schrie er ihr ins Gesicht und bemerkte wie sie erschrocken vor ihm zusammenzuckte.
"Sadeq, tu das nicht. Nicht heute."
Sie versuchte ihre Hände aus seinem Griff zu befreien, aber er ließ sie nicht los.
"Antworte mir!", schrie er erneut.
Er spürte ihre Angst und trotzdem trat sie näher an ihn heran.
In ihrem Atem roch er den Honigkuchen, den sie beide vor der Moschee gegessen hatten, als der Muezzin zum Abendgebet gerufen hatte.
Ihr Kuss elektrisierte und beruhigte ihn zugleich und er lockerte seinen Griff bis er sie schließlich völlig losließ.
Sie trat wieder einen Schritt zurück und blickte ihm ein letztes Mal in die Augen.
Er sah wie eine einzelne Träne langsam ihre Wange hinunter floss. Wie eine Perle leuchtete sie im Licht des Mondes.
Dann drehte sie sich wortlos um und ihr langes Haar flimmerte für einen Moment wie der Schweif eines Kometen.
Sie ging in schnellen Schritten zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
Sadeq blieb noch lange auf dem Feldweg stehen und schaute ihr nach, auch nachdem er ihre Silhouette im Mondlicht längst nicht mehr erkennen konnte.
Er dachte daran, wie sie in der alten Ruine für ihn getanzt hatte, an ihre schmalen, ihn faszinierenden Hüften, die sie lasziv im Rhythmus seiner Darbuka schwang.
Und daran, wie sie sich wie ein Derwisch im Kreis gedreht hatte, sodass sich ihr Rock bauschte und die weiße Haut ihrer Oberschenkel aufblitzte.
Samarra, dachte Sadeq. Wie die Stadt, die nördlich von Bagdad lag und deren historischer Name "Surra man ra'a" bedeutete, "erfreut, wer sie sah."
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