Samstagnachmittag (Ab 7+)

4,30 Stern(e) 4 Bewertungen
Mit ihrem neuen Dinosaurierbuch in der Hand, marschiert Mathilde zur Garage. Heute ist Samstag. Und immer Samstags treffen sich ihr Papa und ihr Onkel Tomás dort.

In dem Raum riecht es nach Öl. Es ist sehr warm und laute Musik dröhnt aus den Boxen, ein silbernes Auto funkelt. Ihr Onkel nennt es sein Baby und ständig schraubt er daran herum.
Mathilde stellt sich vor die Beiden und fragt: „Kennt ihr schon den berühmten Langhalsunterwasserdinosaurier?“
Ihr Papa lächelt, aber ihr Onkel streckt seine Faust in die Höhe.„Ja, was? Kein Hallo von meiner Lieblingsneffin?“
Er reicht ihr seine rechte Hand und spricht wie ein Roboter:
„Ha-llo, Ha-Ha-Hallo. Sch-ön dich zu se-hen.“
Mathilde klatscht ab und antwortet: „Also: Erstens heißt das Nichte, zweitens muss ich deine Lieblingsnichte sein. Oder hast du noch eine andere?“
„Ach, Neffin, Nichte oder Nixe. Wen interessiert das? Wichtig ist, dass es dir gut geht.“
„Kennst du ihn den nun? Den Langhalsunterwasserdinosaurier?“
„Lass mich überlegen.“, sagt ihr Onkel, kratzt sich am Kinn, nimmt einen großen Schluck aus seiner Bierflasche und deutet auf das Radio.
„Nein. Kenne ich nicht. Aber kennst du den größten Schlagzeuger der letzten fünfzig Jahre?“
Mathilde schüttelt den Kopf „Das ist wohl auch gar nicht wichtig.“
Sie nimmt die Fernbedienung und drückt auf den roten Kreis. Ihr Papa lacht auf, Tomás verschluckt sich und spuckt das Bier auf den Boden. „Nicht wichtig? Das ist Led Zeppelin. Mit John Bonham am Schlagzeug und Jimmy Page an der Gitarre. Solos wie Stromschläge.“
Mit ernster Miene blickt er ihren Papa an: „Mann, was bringst du denn deiner Tochter bei? Led Zeppelin ... nicht wichtig ... tz.“
Mathildes Hände strubbeln ihrem Onkel durch seine Frisur. „Deine Haaren haben einen Stromschlag bekommen. Mama sagt immer, so kriegst du nie eine Frau.“
Tomás erhebt seine Hand, aber das Mädchen schiebt das Buch unter seine Nase.
„Jetzt zu den wichtigen Themen.“
Sie deutet auf einen blaugrauen Dinosaurier.
„Tada - der Langhalsdinosaurier mit Flossen. Oder auch: Langhalsunterwasserdinosaurier!“
„Gib her.“ Tomás nimmt den dicken Band, schaut einen Moment hinein und reicht es Papa: „Schau dir den an. Was für ein fetter Brummer. Ein Plesiosaurus. Der wirft dir das Boot um.“
Ihr Vater nickt zustimmend. „Der scheint wirklich gefährlich zu sein.“
„Na, habe ich es euch nicht gesagt. Schaut euch nur den Hals an.“
„Hier steht, die hatten 72 Wirbel. Den würde ich gerne fangen.“ Tomás deutet auf sein Auto. „Ob der wohl da rein passt? Oder wie kriegen wir ihn in meinen Teich?“
Mathilde schüttelt den Kopf: „Der ist doch längst ausgestorben.“
Tomás blickt seine Nichte vorwurfsvoll an. „Ausgestorben?“, anschließend schaut er zu seinem Bruder. „Ausgestorben sagt sie.“
Papa schüttelt den Kopf und steht auf. „Warte ab, Mathilde. Ich hole die Ausrüstung.“
„Ausrüstung wofür?“ Ihre Augenbrauen heben sich.
„Das wirst du gleich sehen, mach dich Bereit!"

Zehn Minuten später knien die drei Abenteurer an der Mauer zum Garten des Nachbarn. Früher war es ein Wall, heute steht nur noch ein Drittel davon. Von hier aus hat man den perfekten Platz zum Ausspionieren des anliegenden Grundstückes. Das Buch liegt aufgeklappt auf dem Boden. Papa, den Körper eng an die Mauer gedrückt, späht über die grauen Steine. Dann duckt er sich und legt einen Finger auf den Mund. Er breitet seine Hände aus, und flüstert: „Ein riesiges Ding. Steht direkt am Haus vom alten Thiemann, seine Tür ist offen.“
Mathildes Herz pumpt. „Hat es Hörner?“
„Zwei konnte ich sehen.“
Papa sucht Tomás Augen und deutet in Richtung des Wesens. Er streckt zwei Finger in die Luft, sein Bruder antwortet mit einem Daumen nach oben. Leise erhebt sich Mathildes Onkel. Papa reicht ihm zwei alte Papprollen. Diese führt Tomás vor sein rechtes Auge, dreht sie nach links und macht leise Geräusche. „Klick. Klick. Klack. Klack. Klick.“
Flüsternd beschreibt er das Tier:„Höhe? Fünf Meter. Farbe? Moosgrün. Beine? Vier. Hörner? Zwei. Davor … etwas wie ein Teller. Kleidung? Keine. Aber einen Panzer, Schuppen und kräftige Waden.“
Blitzschnell lässt sich Tomás fallen. „Es dreht gerade den Kopf, das war knapp.“
Mathilde blättert in ihrem Buch, an einer Stelle hält sie inne. Ihre Hand fährt über die Buchstaben, leise flüstert sie vor sich hin.
„Expeditionsleiterin Mathilde, was meinen Sie? Um welches Exemplar handelt es sich? Wir haben nicht viel Zeit, es könnte jeden Moment auf die Mauer zurasen.“
„Ich weiß nicht genau. Geben Sie mir das Fernglas und heb´ mich nach oben.“
„Denk dran, das ist kein Spiel“, warnt sie ihr Onkel.
Tomás reicht Papa einen dicken Stock. „Gib uns Deckung, für alle Fälle. Ziele zwischen die Augen!“

Kurz darauf hebt Tomás seine Nichte an der Hüfte über die Mauer. Mit ihren Händen formt sie einen Schild über den Augen und sagt bestimmt: „Drei Hörner, keine zwei. Eines ist auf der Nase. Das hast du übersehen. Jetzt ist es klar. Ein T-R-I-C-E-R-A-TOPS. Er steht im Gemüsebeet und knabbert Kohlsalat.“
Der Dinosaurier steht direkt auf dem Beet, schwerfällig schnauft er und zermalmt das Gemüse. Genussvoll schmatzt er dabei und schüttelt seine Schuppen.
Mathilde wird hinunter gelassen und zeigt auf ihr Buch. „Hier. Das ist er. Wir müssen ihn fangen, sonst isst er alles auf.“
Die beiden Männer wechseln einen kurzen Blick. Mit ernster Mine fragt ihr Onkel: „Fangen? So ein großes Vieh?“
Papa kramt etwas aus seinem Rucksack.
„Damit wären wir die größten Dinosaurierforscher aller Zeiten. Hier habe ich ein Seil.“
Mathilde nimmt das Seil und gibt es ihrem Onkel. „Papa, lock´ ihn her. Wir verstecken uns und Onkel fängt ihn, wenn er an uns vorbei läuft.“
Tomás kratzt sich an der Stirn. Papa nickt, entfernt sich von der Mauer und betritt die offene Rasenfläche. Gebückt und mit kleinen Schritten nähert er sich dem Ungeheuer. Anschließend fängt er an zu pfeifen und richtet sich auf. Vorsichtig streckt er seine Hand aus und geht behutsam auf den Dickhäuter zu.
„Ganz sachte. Schau her, lieber Triceratops, ich bin's. Dein Nachbar.“
Der Dino dreht sich, hebt den Kopf und knurrt. Seine Vorderpfoten scharren, kurz darauf beginnt er zu laufen, wenig später zu rennen. Die Erde bebt, die Mauer wackelt. Papa flieht, tritt dabei in ein kleines Loch und fällt zu Boden.
Mathilde schaut ihren Onkel an und sieht das Gewehr vor ihnen. „Schießen, schnell.“
„Viel zu gefährlich, sonst treffe ich deinen Papa.“
Dann steht er auf, brüllt und rennt auf den Dinosaurier zu. Der Stock wird zum Schwert. Mathilde folgt ihm mit dem Seil, springt und kreischt: „Hier sind wir! Komm her!“
Das Tier wendet den Kopf und stürmt nun auf sie zu. Die Hörner voraus kommt er Mathilde donnernd entgegen, ehe ihr Onkel ihn rammt – und mit seinen starken Armen in die Lüfte stemmt.
„Ich hab ihn, ich hab ihn. Schnell, das Seil!“

Plötzlich erschallt ein wütendes Gebrüll aus dem Haus von nebenan. Der alte Thiemann glotzt aus dem Fenster und hebt seine Hand: „Lassen Sie meinen Mops in Ruhe. Sind Sie denn verrückt geworden!“
„Er ist einer der gefährlichsten und kräftigsten Lebewesen, da machen wir keine Späße, Herr Thiemann. Das ist alles nur zur Ihrer Sicherheit!“
Mathildes Onkel hebt den Hund über den Kopf und läuft in Richtung des Hauses, um ihn in die geöffnete Tür zu setzen. Er zittert, bebt und kläfft.
Die Augen des alten Mannes funkeln böse, als er seinen Hund streichelt.
„Verschwinden Sie von meinem Grundstück“, zischt er und knallt die Türe zu.

Einige Minuten später sitzen die drei in der Garage und schauen sich das Buch an. Mathilde sitzt auf dem Schoß ihres Papas, als dieser sagt: „Gott sei Dank habt ihr mich gerettet. Das nächste Mal müssen wir vorsichtiger sein. Und den Thiemann müssen wir in Ruhe lassen, nicht, dass er noch einen Herzinfarkt bekommt.“
Tomás lacht und deutet zur Türe: „Keine Dinos mehr, aber schau da, der gefährlichste Drache von allen.“
Mathildes Mama tritt in die Garage und haut ihm mit dem Kochlöffel auf die Schulter: „Keine dummen Sprüche - das Essen ist fertig.“
 

Blumenberg

Mitglied
Hallo Schwarze Sonne,

ich bin kein Experte was Kindergeschichten angeht, aber ich finde dir ist hier eine nette kleine Geschichte gelungen. Die Verwandlung des Dinos in den Mops des Nachbarn ist eine pfiffige Idee, die mir gut gefallen hat.

Beste Grüße

Blumenberg
 
Hallo Blumenberg,

ich bedanke mich für dein Lob und deine Bewertung!

Es freut mich, dass mir die Pointe scheinbar geglückt ist, ohne zu aufgesetzt zu wirken. Das war ich mir gar nicht so sicher.

Beste Grüße,

Sonne
 
G

Gelöschtes Mitglied 16391

Gast
Eine wunderbare Geschichte für Jung und Alt. Witzig, gut geschrieben, kurzweilig und die Phantasie belebend. Man kann sich gut die Illustrationen dazu vorstellen. Sobald meine Tochter alt genug ist, werde ich ihr die Geschichte vorlesen.

Ganz kleiner Hinweis: Mine mit ie. Sonst wäre es eine Bleistift oder Bergmine.

LG,

Cpman
 
Mit ihrem neuen Dinosaurierbuch in der Hand, marschiert Mathilde zur Garage. Heute ist Samstag. Und immer Samstags treffen sich ihr Papa und ihr Onkel Tomás dort.

In dem Raum riecht es nach Öl. Mathilde beginnt zu schwitzen, laute Musik dröhnt aus den Boxen, ein silbernes Auto funkelt in der Mitte. Ihr Onkel nennt es sein Baby und ständig schraubt er daran herum.
Mathilde stellt sich vor die Beiden und fragt: „Kennt ihr schon den berühmten Langhalsunterwasserdinosaurier?“
Ihr Papa lächelt, aber ihr Onkel streckt seine Faust in die Höhe.„Ja, was? Kein Hallo von meiner Lieblingsneffin?“
Er reicht ihr seine rechte Hand und spricht wie ein Roboter:
„Ha-llo, Ha-Ha-Hallo. Sch-ön dich zu se-hen.“
Mathilde klatscht ab und antwortet: „Also: Erstens heißt das Nichte, zweitens muss ich deine Lieblingsnichte sein. Oder hast du noch eine andere?“
„Ach, Neffin, Nichte oder Nixe. Wen interessiert das? Wichtig ist, dass es dir gut geht.“
„Kennst du ihn den nun? Den Langhalsunterwasserdinosaurier?“
„Lass mich überlegen.“, sagt ihr Onkel, kratzt sich am Kinn, nimmt einen großen Schluck aus seiner Bierflasche und deutet auf das Radio.
„Nein. Kenne ich nicht. Aber kennst du den größten Schlagzeuger der letzten fünfzig Jahre?“
Mathilde schüttelt den Kopf „Das ist wohl auch gar nicht wichtig.“
Sie nimmt die Fernbedienung und drückt auf den roten Kreis. Ihr Papa lacht auf, Tomás verschluckt sich und spuckt das Bier auf den Boden. „Nicht wichtig? Das ist Led Zeppelin. Mit John Bonham am Schlagzeug und Jimmy Page an der Gitarre. Solos wie Stromschläge.“
Mit ernster Miene blickt er ihren Papa an: „Mann, was bringst du denn deiner Tochter bei? Led Zeppelin ... nicht wichtig ... tz.“
Mathildes Hände strubbeln ihrem Onkel durch seine Frisur. „Deine Haaren haben einen Stromschlag bekommen. Mama sagt immer, so kriegst du nie eine Frau.“
Tomás erhebt seine Hand, aber das Mädchen schiebt das Buch unter seine Nase.
„Jetzt zu den wichtigen Themen.“
Sie deutet auf einen blaugrauen Dinosaurier.
„Tada - der Langhalsdinosaurier mit Flossen. Oder auch: Langhalsunterwasserdinosaurier!“
„Gib her.“ Tomás nimmt den dicken Band, schaut einen Moment hinein und reicht es Papa: „Schau dir den an. Was für ein fetter Brummer. Ein Plesiosaurus. Der wirft dir das Boot um.“
Ihr Vater nickt zustimmend. „Der scheint wirklich gefährlich zu sein.“
„Na, habe ich es euch nicht gesagt. Schaut euch nur den Hals an.“
„Hier steht, die hatten 72 Wirbel. Den würde ich gerne fangen.“ Tomás deutet auf sein Auto. „Ob der wohl da rein passt? Oder wie kriegen wir ihn in meinen Teich?“
Mathilde schüttelt den Kopf: „Der ist doch längst ausgestorben.“
Tomás blickt seine Nichte vorwurfsvoll an. „Ausgestorben?“, anschließend schaut er zu seinem Bruder. „Ausgestorben sagt sie.“
Papa schüttelt den Kopf und steht auf. „Warte ab, Mathilde. Ich hole die Ausrüstung.“
„Ausrüstung wofür?“ Ihre Augenbrauen heben sich.
„Das wirst du gleich sehen, mach dich Bereit!"

Zehn Minuten später knien die drei Abenteurer an der Mauer zum Garten des Nachbarn. Früher war es ein Wall, heute steht nur noch ein Drittel davon. Von hier aus hat man den perfekten Platz zum Ausspionieren des anliegenden Grundstückes. Das Buch liegt aufgeklappt auf dem Boden. Papa, den Körper eng an die Mauer gedrückt, späht über die grauen Steine. Dann duckt er sich und legt einen Finger auf den Mund. Er breitet seine Hände aus, und flüstert: „Ein riesiges Ding. Steht direkt am Haus vom alten Thiemann, seine Tür ist offen.“
Mathildes Herz pumpt. „Hat es Hörner?“
„Zwei konnte ich sehen.“
Papa sucht Tomás Augen und deutet in Richtung des Wesens. Er streckt zwei Finger in die Luft, sein Bruder antwortet mit einem Daumen nach oben. Leise erhebt sich Mathildes Onkel. Papa reicht ihm zwei alte Papprollen. Diese führt Tomás vor sein rechtes Auge, dreht sie nach links und macht leise Geräusche. „Klick. Klick. Klack. Klack. Klick.“
Flüsternd beschreibt er das Tier:„Höhe? Fünf Meter. Farbe? Moosgrün. Beine? Vier. Hörner? Zwei. Davor … etwas wie ein Teller. Kleidung? Keine. Aber einen Panzer, Schuppen und kräftige Waden.“
Blitzschnell lässt sich Tomás fallen. „Es dreht gerade den Kopf, das war knapp.“
Mathilde blättert in ihrem Buch, an einer Stelle hält sie inne. Ihre Hand fährt über die Buchstaben, leise flüstert sie vor sich hin.
„Expeditionsleiterin Mathilde, was meinen Sie? Um welches Exemplar handelt es sich? Wir haben nicht viel Zeit, es könnte jeden Moment auf die Mauer zurasen.“
„Ich weiß nicht genau. Geben Sie mir das Fernglas und heb´ mich nach oben.“
„Denk dran, das ist kein Spiel“, warnt sie ihr Onkel.
Tomás reicht Papa einen dicken Stock. „Gib uns Deckung, für alle Fälle. Ziele zwischen die Augen!“

Kurz darauf hebt Tomás seine Nichte an der Hüfte über die Mauer. Mit ihren Händen formt sie einen Schild über den Augen und sagt bestimmt: „Drei Hörner, keine zwei. Eines ist auf der Nase. Das hast du übersehen. Jetzt ist es klar. Ein T-R-I-C-E-R-A-TOPS. Er steht im Gemüsebeet und knabbert Kohlsalat.“
Der Dinosaurier steht direkt auf dem Beet, schwerfällig schnauft er und zermalmt das Gemüse. Genussvoll schmatzt er dabei und schüttelt seine Schuppen.
Mathilde wird hinunter gelassen und zeigt auf ihr Buch. „Hier. Das ist er. Wir müssen ihn fangen, sonst isst er alles auf.“
Die beiden Männer wechseln einen kurzen Blick. Mit ernster Mine fragt ihr Onkel: „Fangen? So ein großes Vieh?“
Papa kramt etwas aus seinem Rucksack.
„Damit wären wir die größten Dinosaurierforscher aller Zeiten. Hier habe ich ein Seil.“
Mathilde nimmt das Seil und gibt es ihrem Onkel. „Papa, lock´ ihn her. Wir verstecken uns und Onkel fängt ihn, wenn er an uns vorbei läuft.“
Tomás kratzt sich an der Stirn. Papa nickt, entfernt sich von der Mauer und betritt die offene Rasenfläche. Gebückt und mit kleinen Schritten nähert er sich dem Ungeheuer. Anschließend fängt er an zu pfeifen und richtet sich auf. Vorsichtig streckt er seine Hand aus und geht behutsam auf den Dickhäuter zu.
„Ganz sachte. Schau her, lieber Triceratops, ich bin's. Dein Nachbar.“
Der Dino dreht sich, hebt den Kopf und knurrt. Seine Vorderpfoten scharren, kurz darauf beginnt er zu laufen, wenig später zu rennen. Die Erde bebt, die Mauer wackelt. Papa flieht, tritt dabei in ein kleines Loch und fällt zu Boden.
Mathilde schaut ihren Onkel an und sieht das Gewehr vor ihnen. „Schießen, schnell.“
„Viel zu gefährlich, sonst treffe ich deinen Papa.“
Dann steht er auf, brüllt und rennt auf den Dinosaurier zu. Der Stock wird zum Schwert. Mathilde folgt ihm mit dem Seil, springt und kreischt: „Hier sind wir! Komm her!“
Das Tier wendet den Kopf und stürmt nun auf sie zu. Die Hörner voraus kommt er Mathilde donnernd entgegen, ehe ihr Onkel ihn rammt – und mit seinen starken Armen in die Lüfte stemmt.
„Ich hab ihn, ich hab ihn. Schnell, das Seil!“

Plötzlich erschallt ein wütendes Gebrüll aus dem Haus von nebenan. Der alte Thiemann glotzt aus dem Fenster und hebt seine Hand: „Lassen Sie meinen Mops in Ruhe. Sind Sie denn verrückt geworden!“
„Er ist einer der gefährlichsten und kräftigsten Lebewesen, da machen wir keine Späße, Herr Thiemann. Das ist alles nur zur Ihrer Sicherheit!“
Mathildes Onkel hebt den Hund über den Kopf und läuft in Richtung des Hauses, um ihn in die geöffnete Tür zu setzen. Er zittert, bebt und kläfft.
Die Augen des alten Mannes funkeln böse, als er seinen Hund streichelt.
„Verschwinden Sie von meinem Grundstück“, zischt er und knallt die Türe zu.

Einige Minuten später sitzen die drei in der Garage und schauen sich das Buch an. Mathilde sitzt auf dem Schoß ihres Papas, als dieser sagt: „Gott sei Dank habt ihr mich gerettet. Das nächste Mal müssen wir vorsichtiger sein. Und den Thiemann müssen wir in Ruhe lassen, nicht, dass er noch einen Herzinfarkt bekommt.“
Tomás lacht und deutet zur Türe: „Keine Dinos mehr, aber schau da, der gefährlichste Drache von allen.“
Mathildes Mama tritt in die Garage und haut ihm mit dem Kochlöffel auf die Schulter: „Keine dummen Sprüche - das Essen ist fertig.“
 
Mit ihrem neuen Dinosaurierbuch in der Hand, marschiert Mathilde zur Garage. Heute ist Samstag. Und immer Samstags treffen sich ihr Papa und ihr Onkel Tomás dort.

In dem Raum riecht es nach Öl. Mathilde beginnt zu schwitzen, laute Musik dröhnt aus den Boxen, ein silbernes Auto funkelt in der Mitte. Ihr Onkel nennt es sein Baby und ständig schraubt er daran herum.
Mathilde stellt sich vor die Beiden und fragt: „Kennt ihr schon den berühmten Langhalsunterwasserdinosaurier?“
Ihr Papa lächelt, aber ihr Onkel streckt seine Faust in die Höhe.„Ja, was? Kein Hallo von meiner Lieblingsneffin?“
Er reicht ihr seine rechte Hand und spricht wie ein Roboter:
„Ha-llo, Ha-Ha-Hallo. Sch-ön dich zu se-hen.“
Mathilde klatscht ab und antwortet: „Also: Erstens heißt das Nichte, zweitens muss ich deine Lieblingsnichte sein. Oder hast du noch eine andere?“
„Ach, Neffin, Nichte oder Nixe. Wen interessiert das? Wichtig ist, dass es dir gut geht.“
„Kennst du ihn den nun? Den Langhalsunterwasserdinosaurier?“
„Lass mich überlegen.“, sagt ihr Onkel, kratzt sich am Kinn, nimmt einen großen Schluck aus seiner Bierflasche und deutet auf das Radio.
„Nein. Kenne ich nicht. Aber kennst du den größten Schlagzeuger der letzten fünfzig Jahre?“
Mathilde schüttelt den Kopf „Das ist wohl auch gar nicht wichtig.“
Sie nimmt die Fernbedienung und drückt auf den roten Kreis. Ihr Papa lacht auf, Tomás verschluckt sich und spuckt das Bier auf den Boden. „Nicht wichtig? Das ist Led Zeppelin. Mit John Bonham am Schlagzeug und Jimmy Page an der Gitarre. Solos wie Stromschläge.“
Mit ernster Miene blickt er ihren Papa an: „Mann, was bringst du denn deiner Tochter bei? Led Zeppelin ... nicht wichtig ... tz.“
Mathildes Hände strubbeln ihrem Onkel durch seine Frisur. „Deine Haaren haben einen Stromschlag bekommen. Mama sagt immer, so kriegst du nie eine Frau.“
Tomás erhebt seine Hand, aber das Mädchen schiebt das Buch unter seine Nase.
„Jetzt zu den wichtigen Themen.“
Sie deutet auf einen blaugrauen Dinosaurier.
„Tada - der Langhalsdinosaurier mit Flossen. Oder auch: Langhalsunterwasserdinosaurier!“
„Gib her.“ Tomás nimmt den dicken Band, schaut einen Moment hinein und reicht es Papa: „Schau dir den an. Was für ein fetter Brummer. Ein Plesiosaurus. Der wirft dir das Boot um.“
Ihr Vater nickt zustimmend. „Der scheint wirklich gefährlich zu sein.“
„Na, habe ich es euch nicht gesagt. Schaut euch nur den Hals an.“
„Hier steht, die hatten 72 Wirbel. Den würde ich gerne fangen.“ Tomás deutet auf sein Auto. „Ob der wohl da rein passt? Oder wie kriegen wir ihn in meinen Teich?“
Mathilde schüttelt den Kopf: „Der ist doch längst ausgestorben.“
Tomás blickt seine Nichte vorwurfsvoll an. „Ausgestorben?“, anschließend schaut er zu seinem Bruder. „Ausgestorben sagt sie.“
Papa schüttelt den Kopf und steht auf. „Warte ab, Mathilde. Ich hole die Ausrüstung.“
„Ausrüstung wofür?“ Ihre Augenbrauen heben sich.
„Das wirst du gleich sehen, mach dich Bereit!"

Zehn Minuten später knien die drei Abenteurer an der Mauer zum Garten des Nachbarn. Früher war es ein Wall, heute steht nur noch ein Drittel davon. Von hier aus hat man den perfekten Platz zum Ausspionieren des anliegenden Grundstückes. Das Buch liegt aufgeklappt auf dem Boden. Papa, den Körper eng an die Mauer gedrückt, späht über die grauen Steine. Dann duckt er sich und legt einen Finger auf den Mund. Er breitet seine Hände aus, und flüstert: „Ein riesiges Ding. Steht direkt am Haus vom alten Thiemann, seine Tür ist offen.“
Mathildes Herz pumpt. „Hat es Hörner?“
„Zwei konnte ich sehen.“
Papa sucht Tomás Augen und deutet in Richtung des Wesens. Er streckt zwei Finger in die Luft, sein Bruder antwortet mit einem Daumen nach oben. Leise erhebt sich Mathildes Onkel. Papa reicht ihm zwei alte Papprollen. Diese führt Tomás vor sein rechtes Auge, dreht sie nach links und macht leise Geräusche. „Klick. Klick. Klack. Klack. Klick.“
Flüsternd beschreibt er das Tier:„Höhe? Fünf Meter. Farbe? Moosgrün. Beine? Vier. Hörner? Zwei. Davor … etwas wie ein Teller. Kleidung? Keine. Aber einen Panzer, Schuppen und kräftige Waden.“
Blitzschnell lässt sich Tomás fallen. „Es dreht gerade den Kopf, das war knapp.“
Mathilde blättert in ihrem Buch, an einer Stelle hält sie inne. Ihre Hand fährt über die Buchstaben, leise flüstert sie vor sich hin.
„Expeditionsleiterin Mathilde, was meinen Sie? Um welches Exemplar handelt es sich? Wir haben nicht viel Zeit, es könnte jeden Moment auf die Mauer zurasen.“
„Ich weiß nicht genau. Geben Sie mir das Fernglas und heb´ mich nach oben.“
„Denk dran, das ist kein Spiel“, warnt sie ihr Onkel.
Tomás reicht Papa einen dicken Stock. „Gib uns Deckung, für alle Fälle. Ziele zwischen die Augen!“

Kurz darauf hebt Tomás seine Nichte an der Hüfte über die Mauer. Mit ihren Händen formt sie einen Schild über den Augen und sagt bestimmt: „Drei Hörner, keine zwei. Eines ist auf der Nase. Das hast du übersehen. Jetzt ist es klar. Ein T-R-I-C-E-R-A-TOPS. Er steht im Gemüsebeet und knabbert Kohlsalat.“
Der Dinosaurier steht direkt auf dem Beet, schwerfällig schnauft er und zermalmt das Gemüse. Genussvoll schmatzt er dabei und schüttelt seine Schuppen.
Mathilde wird hinunter gelassen und zeigt auf ihr Buch. „Hier. Das ist er. Wir müssen ihn fangen, sonst isst er alles auf.“
Die beiden Männer wechseln einen kurzen Blick. Mit ernster Miene fragt ihr Onkel: „Fangen? So ein großes Vieh?“
Papa kramt etwas aus seinem Rucksack.
„Damit wären wir die größten Dinosaurierforscher aller Zeiten. Hier habe ich ein Seil.“
Mathilde nimmt das Seil und gibt es ihrem Onkel. „Papa, lock´ ihn her. Wir verstecken uns und Onkel fängt ihn, wenn er an uns vorbei läuft.“
Tomás kratzt sich an der Stirn. Papa nickt, entfernt sich von der Mauer und betritt die offene Rasenfläche. Gebückt und mit kleinen Schritten nähert er sich dem Ungeheuer. Anschließend fängt er an zu pfeifen und richtet sich auf. Vorsichtig streckt er seine Hand aus und geht behutsam auf den Dickhäuter zu.
„Ganz sachte. Schau her, lieber Triceratops, ich bin's. Dein Nachbar.“
Der Dino dreht sich, hebt den Kopf und knurrt. Seine Vorderpfoten scharren, kurz darauf beginnt er zu laufen, wenig später zu rennen. Die Erde bebt, die Mauer wackelt. Papa flieht, tritt dabei in ein kleines Loch und fällt zu Boden.
Mathilde schaut ihren Onkel an und sieht das Gewehr vor ihnen. „Schießen, schnell.“
„Viel zu gefährlich, sonst treffe ich deinen Papa.“
Dann steht er auf, brüllt und rennt auf den Dinosaurier zu. Der Stock wird zum Schwert. Mathilde folgt ihm mit dem Seil, springt und kreischt: „Hier sind wir! Komm her!“
Das Tier wendet den Kopf und stürmt nun auf sie zu. Die Hörner voraus kommt er Mathilde donnernd entgegen, ehe ihr Onkel ihn rammt – und mit seinen starken Armen in die Lüfte stemmt.
„Ich hab ihn, ich hab ihn. Schnell, das Seil!“

Plötzlich erschallt ein wütendes Gebrüll aus dem Haus von nebenan. Der alte Thiemann glotzt aus dem Fenster und hebt seine Hand: „Lassen Sie meinen Mops in Ruhe. Sind Sie denn verrückt geworden!“
„Er ist einer der gefährlichsten und kräftigsten Lebewesen, da machen wir keine Späße, Herr Thiemann. Das ist alles nur zur Ihrer Sicherheit!“
Mathildes Onkel hebt den Hund über den Kopf und läuft in Richtung des Hauses, um ihn in die geöffnete Tür zu setzen. Er zittert, bebt und kläfft.
Die Augen des alten Mannes funkeln böse, als er seinen Hund streichelt.
„Verschwinden Sie von meinem Grundstück“, zischt er und knallt die Türe zu.

Einige Minuten später sitzen die drei in der Garage und schauen sich das Buch an. Mathilde sitzt auf dem Schoß ihres Papas, als dieser sagt: „Gott sei Dank habt ihr mich gerettet. Das nächste Mal müssen wir vorsichtiger sein. Und den Thiemann müssen wir in Ruhe lassen, nicht, dass er noch einen Herzinfarkt bekommt.“
Tomás lacht und deutet zur Türe: „Keine Dinos mehr, aber schau da, der gefährlichste Drache von allen.“
Mathildes Mama tritt in die Garage und haut ihm mit dem Kochlöffel auf die Schulter: „Keine dummen Sprüche - das Essen ist fertig.“
 
Mit ihrem neuen Dinosaurierbuch marschiert Mathilde zur Garage. Heute ist Samstag. Und immer Samstags treffen sich ihr Papa und ihr Onkel Tomás dort.

In dem Raum riecht es nach Öl. Mathilde beginnt zu schwitzen, laute Musik dröhnt aus den Boxen, ein silbernes Auto funkelt in der Mitte. Ihr Onkel nennt es sein Baby und ständig schraubt er daran herum.
Mathilde stellt sich vor die Beiden und fragt: „Kennt ihr schon den berühmten Langhalsunterwasserdinosaurier?“
Ihr Papa lächelt, aber ihr Onkel streckt seine Faust in die Höhe.„Ja, was? Kein Hallo von meiner Lieblingsneffin?“
Er reicht ihr seine rechte Hand und spricht wie ein Roboter:
„Ha-llo, Ha-Ha-Hallo. Sch-ön dich zu se-hen.“
Mathilde klatscht ab und antwortet: „Also: Erstens heißt das Nichte, zweitens muss ich deine Lieblingsnichte sein. Oder hast du noch eine andere?“
„Ach, Neffin, Nichte oder Nixe. Wen interessiert das? Wichtig ist, dass es dir gut geht.“
„Kennst du ihn den nun? Den Langhalsunterwasserdinosaurier?“
„Lass mich überlegen.“, sagt ihr Onkel, kratzt sich am Kinn, nimmt einen großen Schluck aus seiner Bierflasche und deutet auf das Radio.
„Nein. Kenne ich nicht. Aber kennst du den größten Schlagzeuger der letzten fünfzig Jahre?“
Mathilde schüttelt den Kopf „Das ist wohl auch gar nicht wichtig.“
Sie nimmt die Fernbedienung und drückt auf den roten Kreis. Ihr Papa lacht auf, Tomás verschluckt sich und spuckt das Bier auf den Boden. „Nicht wichtig? Das ist Led Zeppelin. Mit John Bonham am Schlagzeug und Jimmy Page an der Gitarre. Solos wie Stromschläge.“
Mit ernster Miene blickt er ihren Papa an: „Mann, was bringst du denn deiner Tochter bei? Led Zeppelin ... nicht wichtig ... tz.“
Mathildes Hände strubbeln ihrem Onkel durch seine Frisur. „Deine Haaren haben einen Stromschlag bekommen. Mama sagt immer, so kriegst du nie eine Frau.“
Tomás erhebt seine Hand, aber das Mädchen schiebt das Buch unter seine Nase.
„Jetzt zu den wichtigen Themen.“
Sie deutet auf einen blaugrauen Dinosaurier.
„Tada - der Langhalsdinosaurier mit Flossen. Oder auch: Langhalsunterwasserdinosaurier!“
„Gib her.“ Tomás nimmt den dicken Band, schaut einen Moment hinein und reicht es Papa: „Schau dir den an. Was für ein fetter Brummer. Ein Plesiosaurus. Der wirft dir das Boot um.“
Ihr Vater nickt zustimmend. „Der scheint wirklich gefährlich zu sein.“
„Na, habe ich es euch nicht gesagt. Schaut euch nur den Hals an.“
„Hier steht, die hatten 72 Wirbel. Den würde ich gerne fangen.“ Tomás deutet auf sein Auto. „Ob der wohl da rein passt? Oder wie kriegen wir ihn in meinen Teich?“
Mathilde schüttelt den Kopf: „Der ist doch längst ausgestorben.“
Tomás blickt seine Nichte vorwurfsvoll an. „Ausgestorben?“, anschließend schaut er zu seinem Bruder. „Ausgestorben sagt sie.“
Papa schüttelt den Kopf und steht auf. „Warte ab, Mathilde. Ich hole die Ausrüstung.“
„Ausrüstung wofür?“ Ihre Augenbrauen heben sich.
„Das wirst du gleich sehen, mach dich Bereit!"

Zehn Minuten später knien die drei Abenteurer an der Mauer zum Garten des Nachbarn. Früher war es ein Wall, heute steht nur noch ein Drittel davon. Von hier aus hat man den perfekten Platz zum Ausspionieren des anliegenden Grundstückes. Das Buch liegt aufgeklappt auf dem Boden. Papa, den Körper eng an die Mauer gedrückt, späht über die grauen Steine. Dann duckt er sich und legt einen Finger auf den Mund. Er breitet seine Hände aus, und flüstert: „Ein riesiges Ding. Steht direkt am Haus vom alten Thiemann, seine Tür ist offen.“
Mathildes Herz pumpt. „Hat es Hörner?“
„Zwei konnte ich sehen.“
Papa sucht Tomás Augen und deutet in Richtung des Wesens. Er streckt zwei Finger in die Luft, sein Bruder antwortet mit einem Daumen nach oben. Leise erhebt sich Mathildes Onkel. Papa reicht ihm zwei alte Papprollen. Diese führt Tomás vor sein rechtes Auge, dreht sie nach links und macht leise Geräusche. „Klick. Klick. Klack. Klack. Klick.“
Flüsternd beschreibt er das Tier:„Höhe? Fünf Meter. Farbe? Moosgrün. Beine? Vier. Hörner? Zwei. Davor … etwas wie ein Teller. Kleidung? Keine. Aber einen Panzer, Schuppen und kräftige Waden.“
Blitzschnell lässt sich Tomás fallen. „Es dreht gerade den Kopf, das war knapp.“
Mathilde blättert in ihrem Buch, an einer Stelle hält sie inne. Ihre Hand fährt über die Buchstaben, leise flüstert sie vor sich hin.
„Expeditionsleiterin Mathilde, was meinen Sie? Um welches Exemplar handelt es sich? Wir haben nicht viel Zeit, es könnte jeden Moment auf die Mauer zurasen.“
„Ich weiß nicht genau. Geben Sie mir das Fernglas und heb´ mich nach oben.“
„Denk dran, das ist kein Spiel“, warnt sie ihr Onkel.
Tomás reicht Papa einen dicken Stock. „Gib uns Deckung, für alle Fälle. Ziele zwischen die Augen!“

Kurz darauf hebt Tomás seine Nichte an der Hüfte über die Mauer. Mit ihren Händen formt sie einen Schild über den Augen und sagt bestimmt: „Drei Hörner, keine zwei. Eines ist auf der Nase. Das hast du übersehen. Jetzt ist es klar. Ein T-R-I-C-E-R-A-TOPS. Er steht im Gemüsebeet und knabbert Kohlsalat.“
Der Dinosaurier steht direkt auf dem Beet, schwerfällig schnauft er und zermalmt das Gemüse. Genussvoll schmatzt er dabei und schüttelt seine Schuppen.
Mathilde wird hinunter gelassen und zeigt auf ihr Buch. „Hier. Das ist er. Wir müssen ihn fangen, sonst isst er alles auf.“
Die beiden Männer wechseln einen kurzen Blick. Mit ernster Miene fragt ihr Onkel: „Fangen? So ein großes Vieh?“
Papa kramt etwas aus seinem Rucksack.
„Damit wären wir die größten Dinosaurierforscher aller Zeiten. Hier habe ich ein Seil.“
Mathilde nimmt das Seil und gibt es ihrem Onkel. „Papa, lock´ ihn her. Wir verstecken uns und Onkel fängt ihn, wenn er an uns vorbei läuft.“
Tomás kratzt sich an der Stirn. Papa nickt, entfernt sich von der Mauer und betritt die offene Rasenfläche. Gebückt und mit kleinen Schritten nähert er sich dem Ungeheuer. Anschließend fängt er an zu pfeifen und richtet sich auf. Vorsichtig streckt er seine Hand aus und geht behutsam auf den Dickhäuter zu.
„Ganz sachte. Schau her, lieber Triceratops, ich bin's. Dein Nachbar.“
Der Dino dreht sich, hebt den Kopf und knurrt. Seine Vorderpfoten scharren, kurz darauf beginnt er zu laufen, wenig später zu rennen. Die Erde bebt, die Mauer wackelt. Papa flieht, tritt dabei in ein kleines Loch und fällt zu Boden.
Mathilde schaut ihren Onkel an und sieht das Gewehr vor ihnen. „Schießen, schnell.“
„Viel zu gefährlich, sonst treffe ich deinen Papa.“
Dann steht er auf, brüllt und rennt auf den Dinosaurier zu. Der Stock wird zum Schwert. Mathilde folgt ihm mit dem Seil, springt und kreischt: „Hier sind wir! Komm her!“
Das Tier wendet den Kopf und stürmt nun auf sie zu. Die Hörner voraus kommt er Mathilde donnernd entgegen, ehe ihr Onkel ihn rammt – und mit seinen starken Armen in die Lüfte stemmt.
„Ich hab ihn, ich hab ihn. Schnell, das Seil!“

Plötzlich erschallt ein wütendes Gebrüll aus dem Haus von nebenan. Der alte Thiemann glotzt aus dem Fenster und hebt seine Hand: „Lassen Sie meinen Mops in Ruhe. Sind Sie denn verrückt geworden!“
„Er ist einer der gefährlichsten und kräftigsten Lebewesen, da machen wir keine Späße, Herr Thiemann. Das ist alles nur zur Ihrer Sicherheit!“
Mathildes Onkel hebt den Hund über den Kopf und läuft in Richtung des Hauses, um ihn in die geöffnete Tür zu setzen. Er zittert, bebt und kläfft.
Die Augen des alten Mannes funkeln böse, als er seinen Hund streichelt.
„Verschwinden Sie von meinem Grundstück“, zischt er und knallt die Türe zu.

Einige Minuten später sitzen die drei in der Garage und schauen sich das Buch an. Mathilde sitzt auf dem Schoß ihres Papas, als dieser sagt: „Gott sei Dank habt ihr mich gerettet. Das nächste Mal müssen wir vorsichtiger sein. Und den Thiemann müssen wir in Ruhe lassen, nicht, dass er noch einen Herzinfarkt bekommt.“
Tomás lacht und deutet zur Türe: „Keine Dinos mehr, aber schau da, der gefährlichste Drache von allen.“
Mathildes Mama tritt in die Garage und haut ihm mit dem Kochlöffel auf die Schulter: „Keine dummen Sprüche - das Essen ist fertig.“
 
Hallo CP Man,

danke für dein Lob, das freut mich riiesig!

Melde dich doch, wenn du die Geschichte deiner Tochter vorgelesen hast, und berichte wie es euch ergangen ist. Das fände ich super.

Danke auch für die Korrektur.

Beste Grüße,

Sonne
 
A

aligaga

Gast
Das ist wirklich mal eine sehr hübsche Kindergeschichte - nicht das übliche Moralinsäurebad, sondern etwas, das vor Fantasie sprüht und Vergnügen bereitet.

Ein paar Kleinigkeiten sollten ausgeputzt werden, dann läse sich's einfacher. @Ali spielt mal ein bisschen [blue]Lektor[/blue]:
Mit ihrem neuen Dinosaurierbuch [blue]in den kleinen Händen[/blue] marschiert Mathilde zur Garage. Heute ist Samstag. Und immer Samstags treffen sich [blue](ihr)[/blue] Papa und ihr Onkel Tomás dort.

In dem Raum riecht es nach Öl. Mathilde beginnt zu schwitzen, laute Musik dröhnt aus den Boxen, ein silbernes Auto funkelt in der Mitte. Ihr Onkel nennt es sein [blue]"[/blue]Baby[blue]"[/blue]; [blue](und)[/blue] ständig schraubt er daran herum.

Mathilde stellt sich vor die [blue]b[/blue]eiden und fragt: „Kennt ihr schon den berühmten Langhalsunterwasserdinosaurier?“

Ihr Papa lächelt, aber [blue]der[/blue] Onkel streckt seine Faust in die Höhe[blue]:[/blue] „Ja, was? Kein Hallo von meiner Lieblingsneffin?“ Er reicht ihr seine [blue]Rechte[/blue] und spricht wie ein Roboter: „Ha-llo, Ha-Ha-Hallo. Sch-[blue]h[/blue]ön dich zu se-hen.“

Mathilde klatscht [blue]die Hand [/blue]ab [blue](und antwortet)[/blue]: „Also: Erstens heißt das Nichte, zweitens muss ich deine Lieblingsnichte sein. Oder hast du [blue](noch)[/blue] eine andere?“

„Ach, Neffin, Nichte oder Nixe. Wen interessiert das? Wichtig ist, dass es dir gut geht.“

„Kennst du ihn den nun? Den Langhalsunterwasserdinosaurier?“

„Lass mich überlegen.“ [blue](sagt) I[/blue]hr Onkel[blue](,)[/blue] kratzt sich am Kinn [blue]und[/blue] nimmt einen großen Schluck aus seiner Bierflasche. „Nein[blue], diesen Saurier[/blue] kenne ich nicht." [blue]Er deutet auf das Radio: "[/blue]Aber kennst du den größten Schlagzeuger der letzten fünfzig Jahre?“

Mathilde schüttelt den Kopf „Das ist wohl auch gar nicht wichtig.“ [blue]Kindgerechter wäre: "Ist nicht so wichtig!"[/blue] Sie nimmt die Fernbedienung und drückt auf den roten Kreis.

Ihr Papa lacht [blue]in die plötzliche Stille hinein[/blue], Tomás verschluckt sich und spuckt das Bier auf den Boden. „Nicht wichtig? Das [blue]sind "[/blue]Led Zeppelin. Mit John Bonham am Schlagzeug und Jimmy Page an der Gitarre. Solos wie Stromschläge.“ Mit ernster Miene blickt [blue]Tomás[/blue] ihren Papa an: „Mann, was bringst du deiner Tochter [blue]denn[/blue] bei? Led Zeppelin [blue](...) [/blue]nicht wichtig[blue]? T[/blue]z[blue]![/blue]“

Mathildes Hände strubbeln ihrem Onkel durch [blue]die[/blue] Frisur. „Deine Haare[blue](n)[/blue] haben einen Stromschlag bekommen. Mama sagt immer, so kriegst du nie eine Frau.“

Tomás [blue](er)[/blue]hebt seine Hand, aber das Mädchen schiebt [blue]ihm[/blue] das Buch [blue]vor die[/blue] Nase. „Jetzt zu den wichtigen [blue]Dingen![/blue]“ Sie deutet auf ein[blue](en)[/blue] blaugraue[blue]s[/blue] [blue]Monster[/blue]. „Tada[blue]a[/blue] - der Langhalsdinosaurier mit Flossen. Oder auch: Langhalsunterwasserdinosaurier!“

„Gib her.“ Tomás nimmt den dicken Band, [blue]blättert hin und her [/blue]und reicht [blue]ihn[/blue] Papa: „[blue]Wow![/blue] Was für ein fetter Brummer[blue]![/blue] Ein Plesiosaurus[blue]![/blue] Der wirft dir das Boot um[blue]![/blue]“

Ihr Vater nickt [blue](zustimmend)[/blue]. „Der scheint wirklich gefährlich zu sein.“

„Na, habe ich es euch nicht gesagt[blue]?[/blue] Schaut [blue](euch)[/blue] nur [blue]seinen[/blue] Hals an“[blue], sagt Mathide[/blue].

„Hier steht, die hatten 72 Wirbel. [blue]So einen [/blue]würde ich gerne fangen.“ Tomás deutet auf sein Auto. „Ob der wohl da [blue]noch [/blue]rein passt? Oder wie kriegen wir ihn [blue]sonst [/blue]in meinen Teich?“

Mathilde schüttelt den Kopf: „Der [blue]Saurier[/blue] ist doch längst ausgestorben.“

„Ausgestorben?“ Tomás blickt [blue]erst[/blue] seine Nichte [blue]und dann den Bruder enttäuscht [/blue]an. „Ausgestorben[blue],[/blue] sagt sie.“

Papa schüttelt den Kopf und steht auf. „Wart[blue]'s[/blue] ab, Mathilde[blue]![/blue] Ich hole die Ausrüstung[blue]![/blue]“

„Ausrüstung wofür?“ [blue]Mathildes[/blue] Augenbrauen heben sich.

„Das wirst du gleich sehen[blue]. Halt [/blue]dich [blue]b[/blue]ereit!"
und so weiter. Den Rest kannst du bestimmt selber.

Heiter

aligaga
 
Mit ihrem neuen Dinosaurierbuch in den Händen marschiert Mathilde zur Garage. Heute ist Samstag. Und immer Samstags treffen sich Papa und ihr Onkel Tomás dort.

In dem Raum riecht es nach Öl. Mathilde beginnt zu schwitzen, laute Musik dröhnt aus den Boxen, ein silbernes Auto funkelt in der Mitte. Ihr Onkel nennt es sein „Baby“; ständig schraubt er daran herum.
Mathilde stellt sich vor die beiden und fragt: „Kennt ihr schon den berühmten Langhalsunterwasserdinosaurier?“
Papa lächelt, aber der Onkel streckt seine Faust in die Höhe.„Ja, was? Kein Hallo von meiner Lieblingsneffin?“
Er reicht ihr seine Rechte und spricht wie ein Roboter:
„Ha-llo, Ha-Ha-Hallo. Sch-hön dich zu se-hen.“
Mathilde klatscht die Hand ab: „Also: Erstens heißt das Nichte, zweitens muss ich deine Lieblingsnichte sein. Oder hast du eine andere?“
„Ach, Neffin, Nichte oder Nixe. Wen interessiert das? Wichtig ist, dass es dir gut geht.“

„Kennst du ihn den nun? Den Langhals-unterwasser-dinosaurier?“
„Lass mich überlegen.“ Ihr Onkel kratzt sich am Kinn und nimmt einen großen Schluck aus seiner Bierflasche. „Nein. Kenne ich nicht.“ Er deutet auf das Radio: „Aber kennst du den größten Schlagzeuger der letzten fünfzig Jahre?“
Mathilde schüttelt den Kopf „Finde ich auch nicht so wichtig!“
Sie nimmt die Fernbedienung und drückt auf den roten Kreis.
Ihr Papa lacht in die plötzliche Stille hinein, Tomás verschluckt sich und spuckt das Bier auf den Boden. „Nicht wichtig? Das sind Led Zeppelin! Mit John Bonham am Schlagzeug und Jimmy Page an der Gitarre. Solos wie Stromschläge.“
Mit ernster Miene blickt Tomás ihren Papa an: „Mann, was bringst du deiner Tochter denn bei? Led Zeppelin nicht wichtig? Tz!“

Mathildes Hände strubbeln ihrem Onkel durch die Frisur. „Deine Haare haben einen Stromschlag bekommen. Mama sagt immer, so kriegst du nie eine Frau.“
Tomás hebt seine Hand, aber das Mädchen schiebt ihm das Buch vor die Nase.
„Jetzt zu den wichtigen Sachen.“
Sie deutet auf ein blaugraues Monster.
„Tadaa - der Langhalsdinosaurier mit Flossen. Oder auch: Langhals-unterwasser-dinosaurier!“
„Gib her.“ Tomás nimmt den dicken Band, blättert hin und her und reicht ihn Papa: „Wow! Was ein fetter Brummer! Ein Plesiosaurus! Der wirft dir das Boot um!“
Ihr Vater nickt. „Der scheint wirklich gefährlich zu sein.“
„Na, habe ich es euch nicht gesagt. Schaut nur seinen Hals an.“
„Hier steht, die hatten 72 Wirbel. So einen würde ich gerne fangen.“ Tomás deutet auf sein Auto. „Ob der wohl da noch rein passt? Oder wie kriegen wir ihn sonst in meinen Teich?“
Mathilde schüttelt den Kopf: „Der Saurier ist doch längst ausgestorben.

„Ausgestorben?“ Tomás blickt erst seine Nichte und dann seinen Bruder enttäuscht an.„Ausgestorben, sagt sie.“
Papa schüttelt den Kopf und steht auf. „Wart's ab, Mathilde! Ich hole die Ausrüstung!“
„Ausrüstung wofür?“ Mathildes Augenbrauen heben sich.
„Das wirst du gleich sehen Halt dich bereit!"

Zehn Minuten später knien die drei Abenteurer an der Mauer zum Garten des Nachbarn. Früher war es ein Wall, heute steht nur noch ein kleiner Teil davon. Es ist der perfekte Platz um das Haus vom alten Thiemann auszuspionieren.

Mathildes Buch liegt aufgeklappt auf dem Boden.
Ihr Papa, den Körper eng an die Mauer gedrückt, späht über die grauen Steine. Ruckartig duckt er sich und legt einen Finger auf den Mund. Er breitet seine Hände aus, flüstert: „Ein riesiges Monster. Direkt vor dem Haus des alten Thiemann. Die Tür steht offen.“
Mathildes Herz pumpt. „Hat es auch Hörner?“
„Ja, ich konnte zwei sehen.“
Papa blickt zu Tomás und streckt zwei Finger in die Luft. Dieser antwortet mit einem Daumen nach oben und erhebt sich behutsam. Dann bekommt er von seinem Bruder zwei Papprollen gereicht. Tomás hält diese vor sein rechtes Auge, dreht sie nach links und macht leise Geräusche. „Klick. Klick. Klack. Klack. Klick.“
Flüsternd beschreibt er das Tier:„Höhe? Fünf Meter. Farbe? Moosgrün. Beine? Vier. Hörner? Zwei. Davor … etwas wie ein Teller. Kleidung? Keine. Aber einen Panzer, Schuppen und kräftige Waden.“
Blitzschnell lässt sich Tomás fallen. „Puh - das war knapp! Fast hätte er mich gesehen!“
Mathilde blättert wild in ihrem Buch, bis sie an einer Stelle stehen bleibt. Ihre Hand fährt über die Buchstaben, leise flüstert sie vor sich hin.
„Expeditionsleiterin Mathilde, was meinen Sie? Um welches Exemplar handelt es sich? Wir haben nicht viel Zeit, es könnte jeden Moment auf die Mauer zurasen. Wir müssen schnell handeln!.“
„Ich weiß es nicht genau. Gib' mir das Fernglas und heb' mich hoch!“
Ihr Onkel tippt mit dem Zeigefinger gegen die Stirn: „Denk dran, das ist kein Spiel“
Dann reicht er Papa einen dicken Stock. „Du bist unsere Deckung. Falls es nicht anders geht, schieß dem Ungeheuer zwischen die Augen!“

Kurz darauf hebt Tomás seine Nichte an der Hüfte über die Mauer. Mit den Händen formt Mathilde einen Schild über den Augen und sagt: „Drei Hörner, keine zwei. Eines ist auf der Nase. Jetzt ist es klar. Das ist ein T-R-I-C-E-R-A-TOPS. Er klaut den Kohlsalat!“
Der Dinosaurier steht im Gemüsebeet. Schwerfällig schnauft er, seine Zähne zermalmen genussvoll das Gemüse. Schmatzend schüttelt er seine Schuppen.
Mathilde wird hinunter gelassen und zeigt auf ihr Buch. „Hier. Das ist er. Wir müssen ihn fangen, sonst isst er alles auf.“

Die beiden Männer wechseln einen kurzen Blick.
Mit ernster Miene fragt ihr Onkel: „Fangen? So ein großes Vieh? Das ist keine gute Idee.“
Papa kramt etwas aus seinem Rucksack.
„Nein, keine gute Idee, das stimmt. Aber wenn es klappt? Dann wären wir die größten Dinosaurierjäger aller Zeiten. Hier habe ich ein Seil.“
Mathilde nimmt es und gibt es ihrem Onkel.
„Papa, du lockst ihn hier her. Wir verstecken uns. Wenn der Dino an der Mauer vorbeirennt, dann fängst du ihn Tomás.“
Ihr Onkel kratzt sich an der Stirn. Papa nickt, entfernt sich von der Mauer und betritt die offene Rasenfläche.
Gebückt und mit kleinen Schritten nähert er sich dem Ungeheuer. Richtet sich auf, streckt seine Hand aus und beginnt zu sprechen: „Ganz sachte. Schau her, lieber Triceratops, ich bin's. Dein Nachbar.“
Der Dino dreht sich, hebt den Kopf und knurrt. Seine Vorderpfoten scharren kurz, bevor er zu rennen beginnt. Die Erde bebt, die Mauer wackelt. Papa flieht, tritt dabei in ein kleines Loch und fällt zu Boden.
Mathilde schaut ihren Onkel an und sieht das Gewehr vor ihnen. „Schießen! Schnell!“
„Das ist viel zu gefährlich. Ich will nicht deinen Papa treffen!“
Dann steht Tomás auf, brüllt wie ein Indianer und rennt auf den Dinosaurier zu. Der Stock wird zum Schwert. Mathilde folgt ihm mit dem Seil, springt und kreischt: „Hier sind wir! Komm her!“
Das Tier wendet den Kopf und stürmt nun auf sie zu. Die Hörner voraus kommt er Mathilde donnernd entgegen, ehe ihr Onkel ihn rammt – und mit seinen starken Armen in die Lüfte stemmt.
„Ich hab ihn, ich hab ihn. Schnell, das Seil!“

Plötzlich erschallt wütendes Gebrüll. Der alte Thiemann glotzt aus dem Fenster über dem Gemüsebeet und fuchtelt mit der Hand. „Lassen Sie meinen Mops in Ruhe. Sind Sie denn verrückt geworden!“
„Es ist eines der gefährlichsten Lebewesen! Da machen wir keine Späße, Herr Thiemann. Das ist nur zur Ihrer Sicherheit!“
Mathildes Onkel hebt den Hund über den Kopf und läuft in Richtung des Hauses, dort setzt er ihn in die geöffnete Tür. Der Mops zittert und kläfft.
Die Augen des alten Mannes funkeln böse, als er seinen Dinosaurier in die Hände schließt.
„Verschwinden Sie von meinem Grundstück“, zischt er und knallt die Türe zu.

Einige Minuten später sitzen die drei Abenteurer in der Garage und schauen sich Mathildes Buch an. Sie sitzt auf dem Schoß ihres Papas, welcher ihr durch das Haar streichelt.
„Gott sei Dank habt ihr mich gerettet. Das nächste Mal müssen wir vorsichtiger sein. Und den Thiemann müssen wir wohl in Ruhe lassen. Nicht, dass er noch einen Herzinfarkt erleidet.“
Ihr Onkel lacht und deutet zur Türe: „Erstmal keine Dinos mehr. Aber schau da, der gefährlichste Drache kommt geflogen!“
Mathildes Mama tritt in die Garage und haut Tomás mit dem Kochlöffel auf die Schulter: „Keine dummen Sprüche - das Essen ist fertig.“
 
Mit ihrem neuen Dinosaurierbuch in den Händen marschiert Mathilde zur Garage. Heute ist Samstag. Und immer Samstags treffen sich Papa und ihr Onkel Tomás dort.

In dem Raum riecht es nach Öl. Mathilde beginnt zu schwitzen, laute Musik dröhnt aus den Boxen, ein silbernes Auto funkelt in der Mitte. Ihr Onkel nennt es sein „Baby“; ständig schraubt er daran herum.
Mathilde stellt sich vor die beiden und fragt: „Kennt ihr schon den berühmten Langhalsunterwasserdinosaurier?“
Papa lächelt, aber der Onkel streckt seine Faust in die Höhe.„Ja, was? Kein Hallo von meiner Lieblingsneffin?“
Er reicht ihr seine Rechte und spricht wie ein Roboter:
„Ha-llo, Ha-Ha-Hallo. Sch-hön dich zu se-hen.“
Mathilde klatscht die Hand ab: „Also: Erstens heißt das Nichte, zweitens muss ich deine Lieblingsnichte sein. Oder hast du eine andere?“
„Ach, Neffin, Nichte oder Nixe. Wen interessiert das? Wichtig ist, dass es dir gut geht.“

„Kennst du ihn den nun? Den Langhals-unterwasser-dinosaurier?“
„Lass mich überlegen.“ Ihr Onkel kratzt sich am Kinn und nimmt einen großen Schluck aus seiner Bierflasche. „Nein. Kenne ich nicht.“ Er deutet auf das Radio: „Aber kennst du den größten Schlagzeuger der letzten fünfzig Jahre?“
Mathilde schüttelt den Kopf „Finde ich auch nicht so wichtig!“ Sie nimmt die Fernbedienung und drückt auf den roten Kreis. Ihr Papa lacht in die plötzliche Stille hinein, Tomás verschluckt sich und spuckt das Bier auf den Boden. „Nicht wichtig? Das sind Led Zeppelin! Mit John Bonham am Schlagzeug und Jimmy Page an der Gitarre. Solos wie Stromschläge.“ Mit ernster Miene blickt Tomás ihren Papa an: „Mann, was bringst du deiner Tochter denn bei? Led Zeppelin nicht wichtig? Tz!“

Mathildes Hände strubbeln ihrem Onkel durch die Frisur. „Deine Haare haben einen Stromschlag bekommen. Mama sagt immer, so kriegst du nie eine Frau.“
Tomás hebt seine Hand, aber das Mädchen schiebt ihm das Buch vor die Nase.„Jetzt zu den wichtigen Sachen.“
Sie deutet auf ein blaugraues Monster.
„Tadaa - der Langhalsdinosaurier mit Flossen. Oder auch: Langhals-unterwasser-dinosaurier!“
„Gib her.“ Tomás nimmt den dicken Band, blättert hin und her und reicht ihn Papa: „Wow! Was ein fetter Brummer! Ein Plesiosaurus! Der wirft dir das Boot um!“
Ihr Vater nickt. „Der scheint wirklich gefährlich zu sein.“
„Na, habe ich es euch nicht gesagt. Schaut nur seinen Hals an.“
„Hier steht, die hatten 72 Wirbel. So einen würde ich gerne fangen.“ Tomás deutet auf sein Auto. „Ob der wohl da noch rein passt? Oder wie kriegen wir ihn sonst in meinen Teich?“
Mathilde schüttelt den Kopf: „Der Saurier ist doch längst ausgestorben.

„Ausgestorben?“ Tomás blickt erst seine Nichte und dann seinen Bruder enttäuscht an.„Ausgestorben, sagt sie.“
Papa schüttelt den Kopf und steht auf. „Wart's ab, Mathilde! Ich hole die Ausrüstung!“
„Ausrüstung wofür?“ Mathildes Augenbrauen heben sich.
„Das wirst du gleich sehen Halt dich bereit!"

Zehn Minuten später knien die drei Abenteurer an der Mauer zum Garten des Nachbarn. Früher war es ein Wall, heute steht nur noch ein kleiner Teil davon. Es ist der perfekte Platz um das Haus vom alten Thiemann auszuspionieren.

Mathildes Buch liegt aufgeklappt auf dem Boden.
Ihr Papa, den Körper eng an die Mauer gedrückt, späht über die grauen Steine. Ruckartig duckt er sich und legt einen Finger auf den Mund. Er breitet seine Hände aus, flüstert: „Ein riesiges Monster. Direkt vor dem Haus des alten Thiemann. Die Tür steht offen.“
Mathildes Herz pumpt. „Hat es auch Hörner?“
„Ja, ich konnte zwei sehen.“
Papa blickt zu Tomás und streckt zwei Finger in die Luft. Dieser antwortet mit einem Daumen nach oben und erhebt sich behutsam. Dann bekommt er von seinem Bruder zwei Papprollen gereicht. Tomás hält diese vor sein rechtes Auge, dreht sie nach links und macht leise Geräusche. „Klick. Klick. Klack. Klack. Klick.“ Flüsternd beschreibt er das Tier:„Höhe? Fünf Meter. Farbe? Moosgrün. Beine? Vier. Hörner? Zwei. Davor … etwas wie ein Teller. Kleidung? Keine. Aber einen Panzer, Schuppen und kräftige Waden.“
Blitzschnell lässt sich Tomás fallen. „Puh - das war knapp! Fast hätte er mich gesehen!“
Mathilde blättert wild in ihrem Buch, bis sie an einer Stelle stehen bleibt. Ihre Hand fährt über die Buchstaben, leise flüstert sie vor sich hin.
„Expeditionsleiterin Mathilde, was meinen Sie? Um welches Exemplar handelt es sich? Wir haben nicht viel Zeit, es könnte jeden Moment auf die Mauer zurasen. Wir müssen schnell handeln!.“
„Ich weiß es nicht genau. Gib' mir das Fernglas und heb' mich hoch!“
Ihr Onkel tippt mit dem Zeigefinger gegen die Stirn: „Denk dran, das ist kein Spiel“
Dann reicht er Papa einen dicken Stock. „Du bist unsere Deckung. Falls es nicht anders geht, schieß dem Ungeheuer zwischen die Augen!“

Kurz darauf hebt Tomás seine Nichte an der Hüfte über die Mauer. Mit den Händen formt Mathilde einen Schild über den Augen und sagt: „Drei Hörner, keine zwei. Eines ist auf der Nase. Jetzt ist es klar. Das ist ein T-R-I-C-E-R-A-TOPS. Er klaut den Kohlsalat!“
Der Dinosaurier steht im Gemüsebeet. Schwerfällig schnauft er, seine Zähne zermalmen genussvoll das Gemüse. Schmatzend schüttelt er seine Schuppen.
Mathilde wird hinunter gelassen und zeigt auf ihr Buch. „Hier. Das ist er. Wir müssen ihn fangen, sonst isst er alles auf.“

Die beiden Männer wechseln einen kurzen Blick.
Mit ernster Miene fragt ihr Onkel: „Fangen? So ein großes Vieh? Das ist keine gute Idee.“
Papa kramt etwas aus seinem Rucksack.
„Nein, keine gute Idee, das stimmt. Aber wenn es klappt? Dann wären wir die größten Dinosaurierjäger aller Zeiten. Hier habe ich ein Seil.“
Mathilde nimmt es und gibt es ihrem Onkel.
„Papa, du lockst ihn hier her. Wir verstecken uns. Wenn der Dino an der Mauer vorbeirennt, dann fängst du ihn Tomás.“
Ihr Onkel kratzt sich an der Stirn. Papa nickt, entfernt sich von der Mauer und betritt die offene Rasenfläche.
Gebückt und mit kleinen Schritten nähert er sich dem Ungeheuer. Richtet sich auf, streckt seine Hand aus und beginnt zu sprechen: „Ganz sachte. Schau her, lieber Triceratops, ich bin's. Dein Nachbar.“
Der Dino dreht sich, hebt den Kopf und knurrt. Seine Vorderpfoten scharren kurz, bevor er zu rennen beginnt. Die Erde bebt, die Mauer wackelt. Papa flieht, tritt dabei in ein kleines Loch und fällt zu Boden.
Mathilde schaut ihren Onkel an und sieht das Gewehr vor ihnen. „Schießen! Schnell!“
„Das ist viel zu gefährlich. Ich will nicht deinen Papa treffen!“
Dann steht Tomás auf, brüllt wie ein Indianer und rennt auf den Dinosaurier zu. Der Stock wird zum Schwert. Mathilde folgt ihm mit dem Seil, springt und kreischt: „Hier sind wir! Komm her!“
Das Tier wendet den Kopf und stürmt nun auf sie zu. Die Hörner voraus kommt er Mathilde donnernd entgegen, ehe ihr Onkel ihn rammt – und mit seinen starken Armen in die Lüfte stemmt.
„Ich hab ihn, ich hab ihn. Schnell, das Seil!“

Plötzlich erschallt wütendes Gebrüll. Der alte Thiemann glotzt aus dem Fenster über dem Gemüsebeet und fuchtelt mit der Hand. „Lassen Sie meinen Mops in Ruhe. Sind Sie denn verrückt geworden!“
„Es ist eines der gefährlichsten Lebewesen! Da machen wir keine Späße, Herr Thiemann. Das ist nur zur Ihrer Sicherheit!“
Mathildes Onkel hebt den Hund über den Kopf und läuft in Richtung des Hauses, dort setzt er ihn in die geöffnete Tür. Der Mops zittert und kläfft.
Die Augen des alten Mannes funkeln böse, als er seinen Dinosaurier in die Hände schließt.
„Verschwinden Sie von meinem Grundstück“, zischt er und knallt die Türe zu.

Einige Minuten später sitzen die drei Abenteurer in der Garage und schauen sich Mathildes Buch an. Sie sitzt auf dem Schoß ihres Papas, welcher ihr durch das Haar streichelt. „Gott sei Dank habt ihr mich gerettet. Das nächste Mal müssen wir vorsichtiger sein. Und den Thiemann müssen wir wohl in Ruhe lassen. Nicht, dass er noch einen Herzinfarkt erleidet.“ Ihr Onkel lacht und deutet zur Türe: „Erstmal keine Dinos mehr. Aber schau da, der gefährlichste Drache kommt geflogen!“ Mathildes Mama tritt in die Garage und haut Tomás mit dem Kochlöffel auf die Schulter: „Keine dummen Sprüche - das Essen ist fertig.“
 
Hallo Ali,

das freut mich aber, von dir zu lesen. Und dann auch noch so konstruktiv, gabs zum Frühstück etwa Anatolische Forelle?

Nein im Ernst: Danke für deine lobende Worte und noch viel mehr für dein Lektorat. Ich habe deine Vorschläge überprüft - für gut befunden - und in den Text eingearbeitet. Weiter habe ich den restlichen Text korrigiert und auch schon ein paar Dinge geändert.
Deine Änderungsvorschläge haben mich zudem so motiviert, dass ich am langen Wochenende nochmals richtig am Text feilen werde. Da ist der Kopf dann auch wieder frisch. Ich wollte deine Mühen nicht im Luftleerenraum stehen lassen.

Zum Thema Moralinsäure: Eigentlich hat keine gute (oder richtige) Kindergeschichte sowas verdient. Schließlich sind es alles Geschichten für Kinder - und die mögen es genauso wenig moralisiert zu werden wie unsereins. Die Moralabschnitte sind eher für die Eltern ... aber sowas findet sich in der veröffentlichten Kinderliteratur zum Glück selten. Zumindest in derjenigen Kinderliteratur, welche in pädagogischen Kreisen verwendet wird.

Vielen Dank für deine Mühen und Gedanken.

Beste Grüße,

sonne
 
A

aligaga

Gast
Offenbar liest du keine der Kindergeschichten, die hier immer wieder veröffentlicht werden. Da ist in aller Regel soviel Moralinsäure drin, dass @ali Bläschenausschlag bekommt. Ganz zu Beginn hat er sich mal darüber aufgeregt, inzwischen aber längst aufgegeben.

Heiter

aligaga
 

Annette Paul

Mitglied
Hallo Sonne,
eine schöne und witzige Geschichte. Wer wünscht sich nicht solch einen Vater und Onkel? Aber (Moralfinger erheben!) mich stört das Bier. Ist zwar realistisch, aber ein schlechtes Vorbild. Cola wäre sicher besser.
Viele Grüße
Annette
 
A

aligaga

Gast
Aber (Moralfinger erheben!) mich stört das Bier. Ist zwar realistisch, aber ein schlechtes Vorbild. Cola wäre sicher besser.
Siehst du, @schwarzesonne - davon redet @ali.

Die KindergeschichtendichterInnen, die hier unterwegs sind, halten Männer, die nicht nur Bier trinken und Oldtimer zusammenschrauben, sondern bei kleinen Mädchen vor allem deshalb punkten können, weil sie keine scheinheiligen Grünteeschlürfer, sondern Kerls sind, die sich Zeit nehmen und bei denen man Halt findet, suspekt.

Bei diesen Damen frisst das Krokodil im Kasperletheater Zuckerwatte, der Roiber hilft der Omi über die Straße und der Kasperl hat keine Pritsche, mit der er gegen das Böse kämpft, sondern ist Mitglied bei Greenpeace und trägt Kröten über die Straße. Er trinkt abends kein Bier, sondern gurgelt mit Kamillentee. Cola verabscheut er - das Getränk ist mindestens so giftig wie Bier und überdies politisch inzwischen völlig unkorrekt ...

Gott bewahre unsere Kinder vor diesen furzlangweiligen Welten und deren bräsigen Au-Torinnen!

Ächtsend

aligaga
 
Hi Annette,

danke für deinen Kommentar und das damit verbundene Lob. Danke auch Ali für deinen Einwand. Ich kann euch beide verstehen. Es gibt tatsächlich viele Frauen, insbesondere Mütter, welche so denken, wie es Ali beschrieben hat. Da stimmmt etwas mit der deutschen Gesellschaft nicht. Auch biertrinkende, an Autos schraubende, sich auf der Wiese prügelnde Männer können gut mit Kindern. Und Kinder können gut mit ihnen.

Da wir hier aber über Literatur für Kinder sprechen, kann ich den Einwand von Annette nachvollziehen und finde ihn sogar Plausibel. Einem Kind ist es wurscht, ob der Onkel Bier, Cola oder Grüntee trinkt. Da kommt es auf ganz andere Werte an. Und deshalb muss es nicht explizit erwähnt werden. Deshalb ist vermutlich auch Lucky Luke irgendwann zum Nichtraucher geworden.

Die Bierflasche ist wohl für Erwachsene (insbesondere um jene Art von Müttern zu provozieren) in der Geschichte, nicht für Kinder. Deshalb kann sie tatsächlich gestrichen werden. Ich werde aber nochmals darüber nachdenken.

Beste Grüße,

sonne
 
Mit ihrem neuen Dinosaurierbuch in den Händen marschiert Mathilde zur Garage. Heute ist Samstag. Und immer Samstags treffen sich Papa und ihr Onkel Tomás dort.

In dem Raum riecht es nach Öl. Mathilde beginnt zu schwitzen, laute Musik dröhnt aus den Boxen, ein silbernes Auto funkelt in der Mitte. Ihr Onkel nennt es sein „Baby“; ständig schraubt er daran herum.
Mathilde stellt sich vor die beiden und fragt: „Kennt ihr schon den berühmten Langhalsunterwasserdinosaurier?“
Papa lächelt, aber der Onkel streckt seine Faust in die Höhe.„Ja, was? Kein Hallo von meiner Lieblingsneffin?“
Er reicht ihr seine Rechte und spricht wie ein Roboter:
„Ha-llo, Ha-Ha-Hallo. Sch-hön dich zu se-hen.“
Mathilde klatscht die Hand ab: „Also: Erstens heißt das Nichte, zweitens muss ich deine Lieblingsnichte sein. Oder hast du eine andere?“
„Ach, Neffin, Nichte oder Nixe. Wen interessiert das? Wichtig ist, dass es dir gut geht.“

„Kennst du ihn den nun? Den Langhals-unterwasser-dinosaurier?“
„Lass mich überlegen.“ Ihr Onkel kratzt sich am Kinn und nimmt einen großen Schluck aus seiner Bierflasche. „Nein. Kenne ich nicht.“ Er deutet auf das Radio: „Aber kennst du den größten Schlagzeuger der letzten fünfzig Jahre?“
Mathilde schüttelt den Kopf „Finde ich auch nicht so wichtig!“ Sie nimmt die Fernbedienung und drückt auf den roten Kreis. Ihr Papa lacht in die plötzliche Stille hinein, Tomás verschluckt sich und spuckt das Bier auf den Boden. „Nicht wichtig? Das sind Led Zeppelin! Mit John Bonham am Schlagzeug und Jimmy Page an der Gitarre. Solos wie Stromschläge.“ Mit ernster Miene blickt Tomás ihren Papa an: „Mann, was bringst du deiner Tochter denn bei? Led Zeppelin nicht wichtig? Tz!“

Mathildes Hände strubbeln ihrem Onkel durch die Frisur. „Deine Haare haben einen Stromschlag bekommen. Mama sagt immer, so kriegst du nie eine Frau.“
Tomás hebt seine Hand, aber das Mädchen schiebt ihm das Buch vor die Nase.„Jetzt zu den wichtigen Sachen.“
Sie deutet auf ein blaugraues Monster.
„Tadaa - der Langhalsdinosaurier mit Flossen. Oder auch: Langhals-unterwasser-dinosaurier!“
„Gib her.“ Tomás nimmt den dicken Band, blättert hin und her und reicht ihn Papa: „Wow! Was ein fetter Brummer! Ein Plesiosaurus! Der wirft dir das Boot um!“
Ihr Vater nickt. „Der scheint wirklich gefährlich zu sein.“
„Na, habe ich es euch nicht gesagt. Schaut nur seinen Hals an.“
„Hier steht, die hatten 72 Wirbel. So einen würde ich gerne fangen.“ Tomás deutet auf sein Auto. „Ob der wohl da noch rein passt? Oder wie kriegen wir ihn sonst in meinen Teich?“
Mathilde schüttelt den Kopf: „Der Saurier ist doch längst ausgestorben.

„Ausgestorben?“ Tomás blickt erst seine Nichte und dann seinen Bruder enttäuscht an.„Ausgestorben, sagt sie.“
Papa schüttelt den Kopf und steht auf. „Wart's ab, Mathilde! Ich hole die Ausrüstung!“
„Ausrüstung wofür?“ Mathildes Augenbrauen heben sich.
„Das wirst du gleich sehen Halt dich bereit!"

Zehn Minuten später knien die drei Abenteurer an der Mauer zum Garten des Nachbarn. Früher war es ein Wall, heute steht nur noch ein kleiner Teil davon. Es ist der perfekte Platz um das Haus vom alten Thiemann auszuspionieren.

Mathildes Buch liegt aufgeklappt auf dem Boden.
Ihr Papa, den Körper eng an die Mauer gedrückt, späht über die grauen Steine. Ruckartig duckt er sich und legt einen Finger auf den Mund. Er breitet seine Hände aus, flüstert: „Ein riesiges Monster. Direkt vor dem Haus des alten Thiemann. Die Tür steht offen.“
Mathildes Herz pumpt. „Hat es auch Hörner?“
„Ja, ich konnte zwei sehen.“
Papa blickt zu Tomás und streckt zwei Finger in die Luft. Dieser antwortet mit einem Daumen nach oben und erhebt sich behutsam. Dann bekommt er von seinem Bruder zwei Papprollen gereicht. Tomás hält diese vor sein rechtes Auge, dreht sie nach links und macht leise Geräusche. „Klick. Klick. Klack. Klack. Klick.“ Flüsternd beschreibt er das Tier:„Höhe? Fünf Meter. Farbe? Moosgrün. Beine? Vier. Hörner? Zwei. Davor … etwas wie ein Teller. Kleidung? Keine. Aber einen Panzer, Schuppen und kräftige Waden.“
Blitzschnell lässt sich Tomás fallen. „Puh - das war knapp! Fast hätte er mich gesehen!“
Mathilde blättert wild in ihrem Buch, bis sie an einer Stelle stehen bleibt. Ihre Hand fährt über die Buchstaben, leise flüstert sie vor sich hin.
„Expeditionsleiterin Mathilde, was meinen Sie? Um welches Exemplar handelt es sich? Wir haben nicht viel Zeit, es könnte jeden Moment auf die Mauer zurasen. Wir müssen schnell handeln!.“
„Ich weiß es nicht genau. Gib' mir das Fernglas und heb' mich hoch!“
Ihr Onkel tippt mit dem Zeigefinger gegen die Stirn: „Denk dran, das ist kein Spiel“
Dann reicht er Papa einen dicken Stock. „Du bist unsere Deckung. Falls es nicht anders geht, schieß dem Ungeheuer zwischen die Augen!“

Kurz darauf hebt Tomás seine Nichte an der Hüfte über die Mauer. Mit den Händen formt Mathilde einen Schild über den Augen und sagt: „Drei Hörner, keine zwei. Eines ist auf der Nase. Jetzt ist es klar. Das ist ein T-R-I-C-E-R-A-TOPS. Er klaut den Kohlsalat!“
Der Dinosaurier steht im Gemüsebeet. Schwerfällig schnauft er, seine Zähne zermalmen genussvoll das Gemüse. Schmatzend schüttelt er seine Schuppen.
Mathilde wird hinunter gelassen und zeigt auf ihr Buch. „Hier. Das ist er. Wir müssen ihn fangen, sonst isst er alles auf.“

Die beiden Männer wechseln einen kurzen Blick.
Mit ernster Miene fragt ihr Onkel: „Fangen? So ein großes Vieh? Das ist keine gute Idee.“
Papa kramt etwas aus seinem Rucksack.
„Nein, keine gute Idee, das stimmt. Aber wenn es klappt? Dann wären wir die größten Dinosaurierjäger aller Zeiten. Hier habe ich ein Seil.“
Mathilde nimmt es und gibt es ihrem Onkel.
„Papa, du lockst ihn hier her. Wir verstecken uns. Wenn der Dino an der Mauer vorbeirennt, dann fängst du ihn Tomás.“
Ihr Onkel kratzt sich an der Stirn. Papa nickt, entfernt sich von der Mauer und betritt die offene Rasenfläche.
Gebückt und mit kleinen Schritten nähert er sich dem Ungeheuer. Richtet sich auf, streckt seine Hand aus und beginnt zu sprechen: „Ganz sachte. Schau her, lieber Triceratops, ich bin's. Dein Nachbar.“
Der Dino dreht sich, hebt den Kopf und knurrt. Seine Vorderpfoten scharren kurz, bevor er zu rennen beginnt. Die Erde bebt, die Mauer wackelt. Papa flieht, tritt dabei in ein kleines Loch und fällt zu Boden.
Mathilde schaut ihren Onkel an und sieht das Gewehr vor ihnen. „Schießen! Schnell!“
„Das ist viel zu gefährlich. Ich will nicht deinen Papa treffen!“
Dann steht Tomás auf, brüllt wie ein Indianer und rennt auf den Dinosaurier zu. Der Stock wird zum Schwert. Mathilde folgt ihm mit dem Seil, springt und kreischt: „Hier sind wir! Komm her!“
Das Tier wendet den Kopf und stürmt nun auf sie zu. Die Hörner voraus kommt er Mathilde donnernd entgegen, ehe ihr Onkel ihn rammt – und mit seinen starken Armen in die Lüfte stemmt.
„Ich hab ihn, ich hab ihn. Schnell, das Seil!“

Plötzlich erschallt wütendes Gebrüll. Der alte Thiemann glotzt aus dem Fenster über dem Gemüsebeet und fuchtelt mit der Hand. „Lassen Sie meinen Mops in Ruhe. Sind Sie denn verrückt geworden!“
„Es ist eines der gefährlichsten Lebewesen! Da machen wir keine Späße, Herr Thiemann. Das ist nur zur Ihrer Sicherheit!“
Mathildes Onkel hebt den Hund über den Kopf und läuft in Richtung des Hauses, dort setzt er ihn in die geöffnete Tür. Der Mops zittert und kläfft.
Die Augen des alten Mannes funkeln böse, als er seinen Dinosaurier in die Hände schließt.
„Verschwinden Sie von meinem Grundstück“, zischt er und knallt die Türe zu.

Einige Minuten später sitzen die drei Abenteurer in der Garage und schauen sich Mathildes Buch an. Sie sitzt auf dem Schoß ihres Papas, welcher ihr durch das Haar streichelt. „Gott sei Dank habt ihr mich gerettet. Das nächste Mal müssen wir vorsichtiger sein. Und den Thiemann müssen wir wohl in Ruhe lassen. Nicht, dass er noch einen Herzinfarkt erleidet.“ Ihr Onkel lacht und deutet zur Türe: „Erstmal keine Dinos mehr. Aber schau da, der gefährlichste Drache kommt geflogen!“ Mathildes Mama tritt in die Garage und haut Tomás mit dem Kochlöffel auf die Schulter: „Keine dummen Sprüche - das Essen ist fertig.“
 
Mit ihrem neuen Dinosaurierbuch in den Händen marschiert Mathilde zur Garage. Heute ist Samstag. Und immer Samstags treffen sich Papa und ihr Onkel Tomás dort.

In dem Raum riecht es nach Öl. Mathilde beginnt zu schwitzen, laute Musik dröhnt aus den Boxen, ein silbernes Auto funkelt in der Mitte. Ihr Onkel nennt es sein „Baby“; ständig schraubt er daran herum.
Mathilde stellt sich vor die beiden und fragt: „Kennt ihr schon den berühmten Langhalsunterwasserdinosaurier?“
Papa lächelt, aber der Onkel streckt seine Faust in die Höhe.„Ja, was? Kein Hallo von meiner Lieblingsneffin?“
Er reicht ihr seine Rechte und spricht wie ein Roboter:
„Ha-llo, Ha-Ha-Hallo. Sch-hön dich zu se-hen.“
Mathilde klatscht die Hand ab: „Also: Erstens heißt das Nichte, zweitens muss ich deine Lieblingsnichte sein. Oder hast du eine andere?“
„Ach, Neffin, Nichte oder Nixe. Wen interessiert das? Wichtig ist, dass es dir gut geht.“

„Kennst du ihn den nun? Den Langhals-unterwasser-dinosaurier?“
„Lass mich überlegen.“ Ihr Onkel kratzt sich am Kinn und nimmt einen großen Schluck aus seiner Bierflasche. „Nein. Kenne ich nicht.“ Er deutet auf das Radio: „Aber kennst du den größten Schlagzeuger der letzten fünfzig Jahre?“
Mathilde schüttelt den Kopf „Finde ich auch nicht so wichtig!“ Sie nimmt die Fernbedienung und drückt auf den roten Kreis. Ihr Papa lacht in die plötzliche Stille hinein, Tomás verschluckt sich und spuckt das Bier auf den Boden. „Nicht wichtig? Das sind Led Zeppelin! Mit John Bonham am Schlagzeug und Jimmy Page an der Gitarre. Solos wie Stromschläge.“ Mit ernster Miene blickt Tomás ihren Papa an: „Mann, was bringst du deiner Tochter denn bei? Led Zeppelin nicht wichtig? Tz!“

Mathildes Hände strubbeln ihrem Onkel durch die Frisur. „Deine Haare haben einen Stromschlag bekommen. Mama sagt immer, so kriegst du nie eine Frau.“
Tomás hebt seine Hand, aber das Mädchen schiebt ihm das Buch vor die Nase.„Jetzt zu den wichtigen Sachen.“
Sie deutet auf ein blaugraues Monster.
„Tadaa - der Langhalsdinosaurier mit Flossen. Oder auch: Langhals-unterwasser-dinosaurier!“
„Gib her.“ Tomás nimmt den dicken Band, blättert hin und her und reicht ihn Papa: „Wow! Was ein fetter Brummer! Ein Plesiosaurus! Der wirft dir das Boot um!“
Ihr Vater nickt. „Der scheint wirklich gefährlich zu sein.“
„Na, habe ich es euch nicht gesagt. Schaut nur seinen Hals an.“
„Hier steht, die hatten 72 Wirbel. So einen würde ich gerne fangen.“ Tomás deutet auf sein Auto. „Ob der wohl da noch rein passt? Oder wie kriegen wir ihn sonst in meinen Teich?“
Mathilde schüttelt den Kopf: „Der Saurier ist doch längst ausgestorben.

„Ausgestorben?“ Tomás blickt erst seine Nichte und dann seinen Bruder enttäuscht an.„Ausgestorben, sagt sie.“
Papa schüttelt den Kopf und steht auf. „Wart's ab, Mathilde! Ich hole die Ausrüstung!“
„Ausrüstung wofür?“ Mathildes Augenbrauen heben sich.
„Das wirst du gleich sehen Halt dich bereit!"

Zehn Minuten später knien die drei Abenteurer an der Mauer zum Garten des Nachbarn. Früher war es ein Wall, heute steht nur noch ein kleiner Teil davon. Es ist der perfekte Platz um das Haus vom alten Thiemann auszuspionieren.

Mathildes Buch liegt aufgeklappt auf dem Boden.
Ihr Papa, den Körper eng an die Mauer gedrückt, späht über die grauen Steine. Ruckartig duckt er sich und legt einen Finger auf den Mund. Er breitet seine Hände aus, flüstert: „Ein riesiges Monster. Direkt vor dem Haus des alten Thiemann. Die Tür steht offen.“
Mathildes Herz pumpt. „Hat es auch Hörner?“
„Ja, ich konnte zwei sehen.“
Papa blickt zu Tomás und streckt zwei Finger in die Luft. Dieser antwortet mit einem Daumen nach oben und erhebt sich behutsam. Dann bekommt er von seinem Bruder zwei Papprollen gereicht. Tomás hält diese vor sein rechtes Auge, dreht sie nach links und macht leise Geräusche. „Klick. Klick. Klack. Klack. Klick.“ Flüsternd beschreibt er das Tier:„Höhe? Fünf Meter. Farbe? Moosgrün. Beine? Vier. Hörner? Zwei. Davor … etwas wie ein Teller. Kleidung? Keine. Aber einen Panzer, Schuppen und kräftige Waden.“
Blitzschnell lässt sich Tomás fallen. „Puh - das war knapp! Fast hätte er mich gesehen!“
Mathilde blättert wild in ihrem Buch, bis sie an einer Stelle stehen bleibt. Ihre Hand fährt über die Buchstaben, leise flüstert sie vor sich hin.
„Expeditionsleiterin Mathilde, was meinen Sie? Um welches Exemplar handelt es sich? Wir haben nicht viel Zeit, es könnte jeden Moment auf die Mauer zurasen. Wir müssen schnell handeln!.“
„Ich weiß es nicht genau. Gib' mir das Fernglas und heb' mich hoch!“
Ihr Onkel tippt mit dem Zeigefinger gegen die Stirn: „Denk dran, das ist kein Spiel“
Dann reicht er Papa einen dicken Stock. „Du bist unsere Deckung. Falls es nicht anders geht, schieß dem Ungeheuer zwischen die Augen!“

Kurz darauf hebt Tomás seine Nichte an der Hüfte über die Mauer. Mit den Händen formt Mathilde einen Schild über den Augen und sagt: „Drei Hörner, keine zwei. Eines ist auf der Nase. Jetzt ist es klar. Das ist ein T-R-I-C-E-R-A-TOPS. Er klaut den Kohlsalat!“
Der Dinosaurier steht im Gemüsebeet. Schwerfällig schnauft er, seine Zähne zermalmen genussvoll das Gemüse. Schmatzend schüttelt er seine Schuppen.
Mathilde wird hinunter gelassen und zeigt auf ihr Buch. „Hier. Das ist er. Wir müssen ihn fangen, sonst isst er alles auf.“

Die beiden Männer wechseln einen kurzen Blick.
Mit ernster Miene fragt ihr Onkel: „Fangen? So ein großes Vieh? Das ist keine gute Idee.“
Papa kramt etwas aus seinem Rucksack.
„Nein, keine gute Idee, das stimmt. Aber wenn es klappt? Dann wären wir die größten Dinosaurierjäger aller Zeiten. Hier habe ich ein Seil.“
Mathilde nimmt es und gibt es ihrem Onkel.
„Papa, du lockst ihn hier her. Wir verstecken uns. Wenn der Dino an der Mauer vorbeirennt, dann fängst du ihn Tomás.“
Ihr Onkel kratzt sich an der Stirn. Papa nickt, entfernt sich von der Mauer und betritt die offene Rasenfläche.
Gebückt und mit kleinen Schritten nähert er sich dem Ungeheuer. Richtet sich auf, streckt seine Hand aus und beginnt zu sprechen: „Ganz sachte. Schau her, lieber Triceratops, ich bin's. Dein Nachbar.“
Der Dino dreht sich, hebt den Kopf und knurrt. Seine Vorderpfoten scharren kurz, bevor er zu rennen beginnt. Die Erde bebt, die Mauer wackelt. Papa flieht, tritt dabei in ein kleines Loch und fällt zu Boden.
Mathilde schaut ihren Onkel an und sieht das Gewehr vor ihnen. „Schießen! Schnell!“
„Das ist viel zu gefährlich. Ich will nicht deinen Papa treffen!“
Dann steht Tomás auf, brüllt wie ein Indianer und rennt auf den Dinosaurier zu. Der Stock wird zum Schwert. Mathilde folgt ihm mit dem Seil, springt und kreischt: „Hier sind wir! Komm her!“
Das Tier wendet den Kopf und stürmt nun auf sie zu. Die Hörner voraus kommt er Mathilde donnernd entgegen, ehe ihr Onkel ihn rammt – und mit seinen starken Armen in die Lüfte stemmt.
„Ich hab ihn, ich hab ihn. Schnell, das Seil!“

Plötzlich erschallt wütendes Gebrüll. Der alte Thiemann glotzt aus dem Fenster über dem Gemüsebeet und fuchtelt mit der Hand. „Lassen Sie meinen Mops in Ruhe. Sind Sie denn verrückt geworden!“
„Es ist eines der gefährlichsten Lebewesen! Da machen wir keine Späße, Herr Thiemann. Das ist nur zur Ihrer Sicherheit!“
Mathildes Onkel hebt den Hund über den Kopf und läuft in Richtung des Hauses, dort setzt er ihn in die geöffnete Tür. Der Mops zittert und kläfft.
Die Augen des alten Mannes funkeln böse, als er seinen Dinosaurier in die Hände schließt.
„Verschwinden Sie von meinem Grundstück“, zischt er und knallt die Türe zu.

Einige Minuten später sitzen die drei Abenteurer in der Garage und schauen sich Mathildes Buch an. Sie sitzt auf dem Schoß ihres Papas, welcher ihr durch das Haar streichelt. „Gott sei Dank habt ihr mich gerettet. Das nächste Mal müssen wir vorsichtiger sein. Und den Thiemann müssen wir wohl in Ruhe lassen. Nicht, dass er noch einen Herzinfarkt erleidet.“ Ihr Onkel lacht und deutet zur Türe: „Erstmal keine Dinos mehr. Aber schau da, der gefährlichste Drache kommt geflogen!“ Mathildes Mama tritt in die Garage und haut Tomás mit dem Kochlöffel auf die Schulter: „Keine dummen Sprüche - das Essen ist fertig.“
 



 
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