sankt hippie trifft so kraten

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mondnein

Mitglied
sankt hippie trifft so kraten


ich bin für ihn das mädchen das er lehrt
wie ich zu lehren lernen kann von ihm
dem arche typisch weisen alten zwerg
dem urgesang komposten komponiert

wer kann mich lernen lehrn zu fülln das loch
von vacuum umpackt mit plaggen esch?
ich lehre den ich habe ja studiert
worin der nur nen künstler mimt – ich weisz

wo der nur schwarzt ich weisz ihn überweisz
geblendet weisz er nur dass er nichts weisz
und nicht zu wissen glaubt was er nicht weisz
doch glaubt er dass er mich sankt hippie lehrt

wie han shan szi nurn glattes blatt papier
mit blödem grinsen füllt – nichts schreibt er auf
ich muss die ganze arbeit t un er hört
mir zu bis mir ergeben er gehört



Han Shan mit dem leeren Papierbogen:
 
Zuletzt bearbeitet:

sufnus

Mitglied
Hey Hansz!
Interessante Parallelen zeichnest Du da nach zwischen dem alten griechischen Philosophen und seinem Kollegen am anderen Ende der eurasischen Festlandmasse. Wobei mir ein Hanshan nur als Pseudonym eines Lyrikers irgendwann zwischen 7. und 9. Jh. bekannt ist, der in den 50er, 60er Jahren des letzten Jahrhunderts ein gewaltiges Revival bei den Beatpoeten gefeiert hat und dessen Gedichte in deutscher "Übersetzung" (das ist bei klassischer chinesischer Lyrik ja fast ein Ding der Unmöglichkeit) ich überaus schätze - ich würde in nach Li Bo, Du Fu und Wang Wei auf meiner aktuellen Favoritenliste platzieren (interessant, dass diese damit aus den weiter über 2000 Jahren "klassischer" chinesischer Lyrik ein relativ enges Zeitfenster repräsentieren). Wie dem auch sei: Ist dieser Zen-Meister der "gleiche" Han Shan oder ist das jemand anderes?
Und gut, dass Du hier Xanthippe mal zu Wort kommen lässt. Die hatte es sicher nicht leicht mit ihrem verrückten Alten. :)
LG!
S.
 

mondnein

Mitglied
Ja, lieber sufnus!

Zu Xanthippe:
Von der weinerlichen Küchen- und Herd-Mutter hat sich schon längst das Bild zu einer Frau gewandelt, die im Unterschied zu dem philosophischen Gatten im Leben ihren Mann steht. Ich setz noch auf einen Schelmen anderthalbe, indem ich sie zu seiner Sekräterin mache, seiner Schreiberin (das ist in der Realität eigentlich Platon gewesen), ohne die wir nichts von dem bloß mündlich lehrenden Understateman hätten. Sein Blatt wäre oder ist oder blieb schon immer leer, wie das des lachenden Han Shan.

Man muß wohl zwischen dem Autor des Hanshanshi (Werktitel der Gedichte Han-shans, ich verforme es gerne leicht mit Verdopplung meines Vornamens und Anfangskürzel meines Nachnamens zu "Han Shan Szi") und dem Zenmeister Han-shan unterscheiden: Letzterer wird gerne von Zen-Künstlern mit seinem Kollegen Shih-tê dargestellt: zwei Narren, die ihre Späße in den Klöstern getrieben haben, meistens Han-shan mit einem leeren Papierbogen und Shih-tê mit einem Federwisch, die Spinnweben der zuvielen Gedanken wegzuwischen. Japanisch sind sie beliebt als "Kanzan und Jittoku".
Han Shan mit dem leeren Papierbogen: Zen-Kunst
Diese Sankt Hippie (im neugriechischen Itazismus wird das End-ê altgriechischer Frauennamen zu i aufgehellt) schreibt gewissermaßen den leeren Bogen des Zenmeisters voll - sei es mit Besserwisserei, sei es mit Philosophie - und Shih-tê hat dann viel Arbeit mit dem Löschen der Dateien.

grusz, hansz

P.S.:
Die von Dir "bemerkte" Glanzzeit der chinesischen Kultur ist die Tang-Epoche.
 
Zuletzt bearbeitet:

sufnus

Mitglied
Ich mache es nun wie der Zenmönch Han Shan: meine Blätter bleiben von nun an weiß.

Tschüß dann.
So.. hier lässt sich die in JBs Thread angerisseneDiskussion topic-näher fortführen. :)
Grundsätzlich kann ich zwar einordnen, warum manche Deiner Aussagen im Allgemeinen oder Dein Hinweis auf künftig ggf. sistierende Beitragsaktivität für manchen Leser so provokativ wirken, dass gehässige Repliken die Folge sind... Du wirst achselzuckend drüberstehen und das ist letztlich gar nicht mein Punkt.
Mein Punkt hier ist, dass ich eigentlich, ganz unabhängig vom Zwischenmenschelnden, die Erwartung an ein qualitätsorientierte Lyrikforum hätte, dass sich irgendetwas auf der Zuspruchseite tut, wenn jemand mit einer der profiliertesten Originalstimmen mit Feedbackmangel-geschuldeten Rückzugsabsichten trägt. Ich verstehe das dabei so, dass es Dir tatsächlich nicht um Lob geht, sondern um interessierte Rückfragen, sachliches Infragestellen von formalen oder inhaltlichen Aspekten, konstruktive Anregungen oder zugewandte Assoziationen.
Tatsächlich ist das hier generell Mangelwahre und die meisten Kommentare ("grandios, liebe(r) XY" oder "was soll das?!" oder "das gehört aber nicht in die Kategorie x") bleiben doch sehr an der Oberfläche und, was schwerer wiegt, sind häufig vor allem von persönlicher (soweit es das in der Onlinewelt gibt) Sympathie oder Antipathie getragen.
Ich bin da ehrlich gesagt auch eher frustriert und vielleicht ist es auch einfach so, dass ich da Erwartungshaltungen habe, die hier nicht konsensfähig sind. Dann liegt der Fehler natürlich bei mir und nicht bei der Lupe.
LG!
S.
 
G

Gelöschtes Mitglied 16600

Gast
Hallo Sufnus,
deine Bemühung um qualifiziertes Kommentieren kann ich nur unterstreichen, und natürlich bist du konsensfähig.
Ich verstehe das dabei so, dass es Dir (mondnein) tatsächlich nicht um Lob geht, sondern um interessierte Rückfragen, sachliches Infragestellen von formalen oder inhaltlichen Aspekten, konstruktive Anregungen oder zugewandte Assoziationen.
Gleichwohl, wie soll sich etwas ändern, oder kann das erwartet werden, wenn "einer der profiliertesten Originalstimmen", wie du so schön schreibst, nicht in der Lage ist, sich polemischer Kommentare wie z.B. irgend so ein Jägermeisterlied zu "Luder am Waldrand" zu enthalten?
Oder wenn sogar Foren-Redakteure differenzierte Textarbeit kommentarlos ignorieren. Beispiel: "Leben ist nur ein Versprechen"?

Gruß Hans
 
G

Gelöschtes Mitglied 24962

Gast
Ich bin da ehrlich gesagt auch eher frustriert und vielleicht ist es auch einfach so, dass ich da Erwartungshaltungen habe, die hier nicht konsensfähig sind.
Aber nicht die Koffer packen und das Forum verlassen! Ich gebe mir bei dir schon gut Mühe, nicht 0815 zu kommentieren und ich sage es dir ganz ohne Umschweife: Es würde mir wirklich zusetzen, würdest du verschwinden. Was daran liegt, dass du nach einer Kritik, das Warum näher bringst, und selbst das Dümmste nicht für dumm erklärst.

Was Kritiken betrifft, halte ich es wie Rilke. Eigentlich sollte man Gedichte nicht kritisieren. Eher vergleichen und hervorheben. Eindrücke hingegen und das Gefühl zu haben, dass jemand zumindest das Ufer sieht ist Gold.
Das machen ja ganz viele überhaupt nicht. Ich denke oft, dass das Konzept der Kritik (hier darf jeder gern mal Googeln) völlig missverstanden wird. Das ist wie… wenn du dir ein Ei brätst und Deine Frau dann sagt: „das Eigelb ist mir zu gelb-orange und zu schwach gebraten.“, Du aber aufs Ei glotzt und es nur gelb und gebraten ist. Die Frage danach, wo das Orange denn sei, bleibt ignoriert. Das macht mich als Autor natürlich sofort kritikunfähig und beleidigt meine Intelligenz. (Du ja nicht, damit meine ich den Grundtenor in allen Foren)
 

mondnein

Mitglied
Lieber Sufnus, lieber Chandrian, lieber Tula, lieber Patrick, liebe Monika, lieber Walther, liebe ..., lieber ..., lieber James Blond, liebe Leser, liebe Kommentatoren, liebe Kritiker, liebe Lupianer usw.,

liebe allesamt überhaupt,

es geht mir nach dem Einpflanzen eines Herzschrittmachers wieder ganz gut.

Ich schreibe nur noch wenig, es liegen ja zweitausend Gedichte auf Halde, ich könnte die Leselupe noch drei Jahre lang fleißig bedienen, aber die besten von diesen zweitausend sind schon längst eingebracht worden, vor allem in der ersten der beiden Phasen, wo ich nur noch als anonyme Nummer ("gelöschtes Mitglied 15780") erscheine, weil ich vor anderthalb Jahren nach etwa 1000 Gedichtbeiträgen (nach meinem Rauswurf aus der Moderatorenrunde) ausgestiegen und dann (mit gleichem "Mondnein"-Pseudonym) wieder eingestiegen bin.

Das hat vor allem (und als einziger) James Blond angemerkt: meine Gedichte würden immer schlechter werden. Nun ja, er wollte damit bemängeln, daß ich immer kühner, moderner, zum Teil avangardistisch geworden bin. Das kann man in meinem "aleph null lailah wa lailah" gut sehen, wo die ersten 25 Gedichte damals die letzten (also kühnsten usw.) waren, und das Hundertliederbuch mit den alten Gedichten des "Siebensterns" zur Hundert aufgefüttert worden ist, die gewiß näher an James Blonds Lyrik-Verständnis gelegen haben.

Aber es ist schon auffällig, wie besonders die Sonette, Ghaselen und Terzinen der letzten Monate unkommentiert und gering besternt geblieben sind.

Dazu spielt es noch eine Rolle, daß bei Wettbewerben und auch sonst bei den Verlagen gewünscht wird, daß die jeweils eingebrachten Gedichte "unveröffentlicht" sein sollen. Ich habe also meine besten Sachen in der Leselupe verbrannt, und die Sprachspiele der letzten Jahre finden nur wenige Leser in der Smartphone-posting-exundhopp-Generation. Vor allem ist verwunderlich, daß keiner meine "12 Körbe" besucht und von den wenigen, die es vielleicht tun, kein einziger das gratis-Geschenk-Angebot der 11 Hundertliederbücher wahrnimmt.


Die wenigen, die noch immer gerne meine Gedichte lesen, haben diese selbstgedruckten und selbstgebundenen Heftche schon, und sie lesen offensichtlich gerne darin. Da geht nichts verloren, und ich bin auch sehr dankbar dafür.

So, morgen gehe ich als alter Weihnachtsflüchtling mit meiner von der Café-Arbeit müden Gattin auf Reisen,

und Euch allen, auch denen, die oben zu nennen ich vergessen habe, ich wünsche ich frohe Weihnachten und einen guten Rutsch,

Euer Hansz
 

sufnus

Mitglied
Hey Hans & Ev & Hansz!

Danke für diesen Diskurs - ich will mich nun nicht zu weit von Hansz' Gedicht wegbewegen (und auch nicht zu weit von der Lupe weg - allenfalls eine schöpferische Pausentastenbetätigung steht für mich im Raum - um selbigen für lyrische Offlineprojekte zu erweitern ;) - aber das ist eine andere Geschichte... :) ). Auf alle Fälle weiß ich Deine zugewndten und tiefenbohrenden Kommentare wirklich sehr zu schätzen, lieber EV! :)

Jedenfalls (zurück zum Thema) geht es ja bei Sokrates letztlich um einen Typen, der sich, wenn wir ganz ehrlich sind, seinen Mitbürgern gegenüber als unglaublich nerviger Besserwisser betätigt und alles hinterfragt hat, was als common ground der attischen Leitkultur gelten durfte, was ihn trotz offenbar ausgesuchter Freundlichkeit im Umgang ungefähr so angenehm machte wie ein dickes wütendes Stechinsekt.
Worum es Sokrates bei seiner gedanklichen Hebammenkunst der Infragestellungen ja wohl vor allem ging, das war: Eine Diskussion (etwas vornehmer ausgedrückt: einen Diskurs) anzustacheln (sic). Aber ist es sinnvoll, den Diskursvortänzer zu geben, wenn die Mitmenschen grad ganz andere Sorgen hat?

Und ist es in der Kunst sinnvoll, dem Publikum Neumodisches zuzumuten, wo sich der gemeine Endverbraucher doch eher an Wieder-Aufgüssen der altbewährten Werke erfreut (die zu Entstehungszeiten womöglich als gewagt empfunden wurden)?

Du hast an anderer Stelle Ronya Othmann erwähnt, lieber EV, was mich sehr gefreut hat... nun.. ich denke, wenn sie als Rony93 oder so Werke von sich hier auf der Lupe einstellte, wäre die Reaktion (fairerweise: von ein paar wenigen User*innen abgesehen) bestenfalls non-existent. Ich habe lange geglaubt, die zeitgenössische Lyrik habe vor allem deshalb wenig Publikum, weil sie den potentiellen Leser*innen nicht ausreichend erklärt bzw. nahe gebracht werde... mittlerweile bin ich da etwas weniger überzeugt... so oder so hast Du aber natürlich mit dem Hinweis recht, lieber manehans, dass zur Diskussion (mindestens) zwei gehören, die sich auf respektvoller Augenhöhe begegnen.

Letztlich überfällt mich aber doch eine gewisse resignative Stimmung, was die Chancen auf eine Breitendiskussion angeht, also die Frage der Offenheit der Mehrheit der Mitmenschen (oder Mit-Foren-User*innen).

Wobei immerhin... heutzutags werden hierzulande Kulturschaffende abseits des Mainstreams zumindest nicht mehr regelhaft per Schierlingschorle aus dem Weg befördert... ;)

LG!
S.
 
es geht mir nach dem Einpflanzen eines Herzschrittmachers wieder ganz gut.
Hallo mondnein,

das freut mich.

Aber es ist schon auffällig, wie besonders die Sonette, Ghaselen und Terzinen der letzten Monate unkommentiert und gering besternt geblieben sind.
Also ich besterne im Allgemeinen wenig Sonette und Ghaselen, weil ich nicht viel Ahnung davon habe. Außerdem schrieb ich schon mal, dass ich die meisten deiner Gedichte nicht verstehe. Das liegt zwar an mir, aber es macht doch nicht viel Sinn, etwas zu kommentieren, von dem man keine Ahnung hat. Heißt aber doch nicht, dass man die Gedichte nicht lesen würde.

Ich finde es schade, dass du gehst.

Wünsche dir auch frohe Weihnachten und einen guten Rutsch.
Und ich wünsche dir eine angenehme Reise mit der Gattin.

LG SilberneDelfine
 

mondnein

Mitglied
Lieber Sufnus, lieber Chandrian, lieber Tula, lieber Patrick, liebe Monika, lieber Walther, liebe ..., lieber ..., lieber James Blond, liebe Leser, liebe Kommentatoren, liebe Kritiker, liebe Lupianer usw.,

liebe allesamt überhaupt,
ich habe doch glatt Bernd nicht angesprochen und in der "Liebe ..."-Liste meiner Unterstützer übergangen, was unverzeihlich ist: er hätte als erster und nimmerletzter genannt werden müssen!
Entschuldigung, mein Lieber, Du warst der Wichtigste und Hilfreichste von allen, absolut!,

grusz, hansz
 



 
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