Schattenreich (Sonett)

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HerbertH

Mitglied
Lieber Andreas, die reine Vierhebigkeit gefällt mir nicht so gut, weil sie etwas Hektisches hat. Wenn Du unbedingt etwas ändern? willst, dann das 2. schon in ein "gleich" und das 3. in ein "sehr" oder ein "ganz".

Ist aber nur meone Meinung.Vielleicht solltest Du vor Änderungen noch weitere Kommentare abwarten ;)

Herzliche Grüße

Herbert
 

anbas

Mitglied
Hallo Hermann, hallo Herbert,

je länger ich drüber nachdenke, um so mehr komme ich auch zu dem Ergebnis, dass die 5 hebige Variante mehr wirkt. Daher habe ich mich noch mal dran gemacht, in der ursprünglichen Fassung ein paar Änderungen vorzunehmen - auch, hinsichtlich der von Ciconia zu Recht bemängelten Wortwiederholungen. Jetzt könnte vielleicht noch ein oder zwei "dir" ersetzt werden, aber da habe ich noch keine zufriedenstellende Lösung gefunden (evtl. muss ich damit dann auch leben ;)). Außerdem habe ich versucht, im 2 Vers die Betonungen etwas besser zu setzen. Im Moment sieht das Ergebnis so aus:

Schattenreich

Die Welt der Schatten reicht dir ihre Hand.
Sie hat sich dir schon oft empfohlen
und ruft dich wieder unverhohlen
zu sich in dieses unbekannte Land.

Für dich ist es jedoch noch nicht so weit,
bereits ins Schattenreich zu gehen.
Du konntest zwar die Türme sehen
und weißt nun, du hast nur noch wenig Zeit.

Dir ist bewusst, da hilft kein Widerstreben;
das Ende deines Weges ist gegeben,
und dieses anzunehmen fällt nicht leicht.

In dir kann jetzt noch die Bereitschaft reifen;
am Ende wirst du doch die Hand ergreifen,
die dir die Welt der Schatten wieder reicht.
Was denkt Ihr?

Liebe Grüße

Andreas
 

anbas

Mitglied
Hi Anonymus,

auch, wenn mich die 4 nicht glücklich macht, danke ich fürs Lesen und Werten.

Liebe Grüße

Andreas
 

hermannknehr

Mitglied
Hallo anbas,
Du gibst Dir wirklich Mühe. Das ist auch kein Wunder bei den zahlreichen Zuschriften. Aber wie war das nochmal mit den vielen Köchen und dem Brei? Es wird oft nicht besser und man kann es nicht allen recht machen. So würde ich z.B.. Zeile 5 in der ursprünglichen Form belassen. Die "falsche Betonung" der Worte "für dich" gibt der Zeile einen Pfiff, es macht sie lyrischer, unterscheidet sie deutlich von der reinen prosaischen Aussage. Aber das ist meine Meinung. Schreibe es so, wie Du es für richtig findest. Es ist Dein Gedicht.
Viele Grüße
Hermann
 

anbas

Mitglied
Schattenreich


Die Schattenwelt reicht wieder ihre Hand.
Sie hat sich dir schon oft empfohlen
und ruft dich so ganz unverhohlen
zu sich in dieses unbekannte Land.

Für dich ist aber jetzt noch nicht die Zeit,
ins Schattenreich hinein zu gehen.
Du konntest zwar die Türme sehen
und ahnst, der Weg dorthin ist nicht mehr weit.

Dir ist bewusst, es hilft kein Widerstreben;
das Ende deines Weges ist gegeben,
und dieses anzunehmen fällt nicht leicht.

In dir kann jetzt noch die Bereitschaft reifen;
am Ende wirst du doch die Hand ergreifen,
die dir die Welt der Schatten wieder reicht.
 

anbas

Mitglied
Hallo Ihr Lieben,

ich war für einige Zeit abgetaucht (und weiß auch noch nicht, ob ich schon so weit bin, komplett wieder aufzutauchen ;)). Jetzt möchte ich erst mal auf die noch offenen Kommentare eingehen und mich um meine "Textbaustellen" kümmern.

Habt nochmals vielen Dank für Eure Rückmeldungen!

Ja, Hermann, zu viele Köche verderben den Brei. Und die Gefahr, es allen Recht machen zu wollen, ist groß. Hier haben mich die "vielen Köche" aber vor allem dazu angeregt, den Text noch einmal kritisch zu betrachten und diesen dann entsprechend zu überarbeiten. Wenigstens das habe ich während meiner Auszeit hinbekommen ;). Das Ergebnis habe ich jetzt eingestellt. Derzeit bin ich damit recht zufrieden.

Liebe Grüße

Andreas
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Lieber anbas,
ganz nett, es ist mir aber zu konventionell und - es hat keinen Biß, keine "Aussage", die nicht etwas wiederholt, was schon in einer vierstelligen Zahl von Sonetten ausgesagt worden ist. Konventioneller Inhalt in konventioneller Form, die Metaphorik ("Schatten") ist auch nicht so kühn, und zur Vorbereitung auf den Tod, auf das Sterben, auf die Verschmelzung mit dem All-Ein-Seienden (Hochzeit? Abendmahl?), bietet es keinen Wegweiser, keinen Reiseführer, keine Speisekarte.

grusz, hansz
 

James Blond

Mitglied
Lieber anbas,

in seiner konventionellen Form, seinem konventionellen Inhalt, seiner konventionellen Bissfreiheit und seiner konventionellen Aussage unterscheidet sich dieses Sonett wohltuend konventionell von manchen unkonventionell erscheinenden Versuchen, deren Konventionalität vor allem darin zu liegen scheint, unkonventionell sein zu wollen. ;)

Selbst wenn es - was ich bezweifle - eine vierstellige Zahl Sonette ähnlichen Inhalts geben sollte, hindert dies nicht daran, sich an der selbstgesuchten und -auferlegten Bescheidenheit zu delektieren. In einer Zeit, in der sich alles mehr, größer, bombastischer, innovativer, futuristischer und avantgardistischer gebärdet, fallen die stilleren, zurückhaltenden Dinge um so angenehmer auf, sofern man sich einen Blick dafür bewahrt hat.

Es sind dies die großen Dinge, die letzten Fragen, die nach einer schlichten Sprache verlangen, die jenseits aller Metaphernblähungen mit einfachen Worten und Sätzen besser umfasst werden können, als mit aufwendigem Sprachgestelze. Dies ist dir meiner Meinung nach hervorragend gelungen. Dem Text enströmt eine weiche, sanfte, milde Melancholie - eine abgeklärte Ergebenheit, die mich fast schon ein wenig beunruhigt, wenn ich um den Autor fürchten müsste.

Und mir gefällt, dass du an dieser Arbeit weiter gefeilt hast, bis alles am rechten Platz zu sitzen scheint, anstatt ständig andere Versuche ins Netz zu kippen. Die Reime, absolut normal und geläufig, wirken natürlich und nie gesucht.

Damit mein Lob nun nicht überhand nimmt: Ein wichtiger Punkt bleibt unerledigt: Es besteht immer noch ein Überangebot an Personalpronomen der 2. Person, teilweise auch der 3. Person. Dabei könnte das Sonett inhaltlich vollständig darauf verzichten, denn sie sind nicht nur überflüssig, sie verwässern auch die Wirkung der übrigen Worte. Schließlich richtet sich das Sonett an keine bestimmte Person, sondern beschreibt etwas Allgemeingültiges, das LD ist hierfür nur der Platzhalter. Allerdings würde ich deshalb nicht auf die 5-Heber verzichten, bilden sie doch die Finger der Schattenhand, die sich dem LD entgegenstreckt und sorgen für die erforderliche Gedankenschwere.

:)
Grüße
JB
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Ich hatte schon ganz vergessen, daß hier Krieg herrscht.

Die Spießer haben hier in den "Festen Formen" wieder die Oberhand. Originalität wird verflucht, Konventionalismen werden gefeiert.
Den Unreimern geht das am Arsch vorbei. Die Kluft zwischen den Gedichten, die dort reichlich kommentiert werden, und dem, was hier und im "Gereimten" erscheint, ist ungeheuer weit und tief.

Wehe dem, der diese Kluft zu überbrücken sucht, indem er ein modernes Gedicht in alten Formen und Reimen schreibt, denn dann lesen ihn die Modernen nicht, und die Spießer hassen ihn und behaupten, seine Nichtkonventionalität sei gekünstelt.

Die Ustarisa komme über Dich, James, Du gottverdammter Spießer!
 

James Blond

Mitglied
Lieber mondnein,

Hmm , die Ustarisa? Was ist denn das nun wieder für eine obskure Schutzheilige? ;)

Du übersiehst bei deinem Kriegsszenario, dass du es warst, der hier ein Gedicht recht lapidar mit der Bemerkung abqualifizierte, es sei zu konventionell gehalten und enthielte nichts Neues - für mich war dies ein willkommener anbas, äh Anlass, mich lobend über die Konventionalität und das Alte auszulassen.

Wer daraus mein Spießertum ableitet, zeigt eigentlich nur auf, welch engem Geistes Kinder hier die Grenzen gesetzt werden. Ich befinde mich jedenfalls nicht im Krieg und kommentiere nur das, wozu ich glaube, etwas Vernünfiges sagen zu können. Es tut mir zwar sehr leid, dass deine Werke überwiegend nicht dazu gehören, aber daraus sollte weder ihnen noch mir ein Nachtteil entstehen. Ich hasse hier auch niemanden.

Weiterhin frohes Schaffen wünscht
JB
:)
 

anbas

Mitglied
Lieber hansz,

habe vielen Dank für Deine Rückmeldung und die Wertung.

Für mich war es bei diesem Sonett wichtig, eher im konventionellen, von mir aus auch schlichtem, Bereich zu bleiben. Selbst "Schattenreich/Reich der Schatten" war mir beim Schreiben schon fast zu viel. Da habe ich mit mir gerungen, das ganze noch schlichter zu halten.
Das Sonett hat, wie einige meiner Texte aus der letzten Zeit, einen sehr realen persönlichen Hintergrund. Das ist dann nicht unbedingt die Zeit, etwas "unkonventionelles mit Biss" zu schreiben - für mich jedenfalls nicht.



Hallo James,

auch, wenn es andere Stimmen gibt - ich lese Deine Textkritiken in der Regel sehr gerne. Sowohl Deine lobenden Anmerkungen als auch Deine Einwände sind gut begründet (ich hoffe, Du erträgst diese Lobhudelei :D).

Was die Vielzahl an Personalpronomen angeht, so will ich es nicht verändern, zumal ich - zumindest beim Schreiben - durchaus an eine reale Person gedacht habe, so dass diese direkte Ansprache im Grunde schon beabsichtigt ist.


Liebe Grüße an Euch beide

Andreas
 



 
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