Scherenschnitt

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rothsten

Mitglied
Ich nehme auf dem Frisörsessel Platz. Sie stellt sich hinter mich, ich scheue ihren Blick im Spiegel. Es ist komisch, wenn man sich tief in die Augen blickt, obwohl man sich eigentlich gar nicht anschaut. Das ist eine ganz eigene Art der Nähe; eine Nähe auf Distanz. Man fühlt die Distanz zwischen den Körpern, dieses Abgewandsein, trotz dass man sich anschaut. Gespiegelte Blicke sind kalt, ich halte sie kaum aus, schon gar nicht ihren.

Sie streicht mir übers Haar und fragt, ob es wie immer gemacht werden soll. Und wie immer antworte ich mich einem kurzen, klaren Ja. Sie fragt, wie immer, ob wir erst die Haare waschen sollen. Sie ist so freundlich, sie gibt mir das Gefühl, dass wir es gemeinsam täten, dass wir einander wüschen. Sie hätte auch sagen können, dass sie mir alleine die Haare waschen wird, aber sie hat eben das Wort „wir“ benutzt. Ich willige ein.

Ich lege meinen Kopf zurück in das große, weiße Waschbecken. Das Wasser läuft und ich höre, wie ihre Finger ab und an den Strahl unterbrechen. Sie prüft die Temperatur. Sie weiß, wie ich es mag, etwas über lauwarm. Dann richtet sie noch das Handtuch, damit mir kein Wasser in den Nacken läuft. Sie streicht meinen Pony zurück und lässt vorsichtig Wasser auf die ersten Strähnen laufen. Sie macht es in Bahnen, eine nach der anderen, und nach jeder Bahn, den der Strahl der Brause gezogen hat, streicht sie zärtlich hinterher. Mir scheint, sie schütze mich. Dann klemmt sie die Brause wieder in die Halterung ein. Ich mag das Geräusch des Shampoo-Spenders, dreimal drückt sie ihn runter. Sie reibt ihre Hände in Seife, ich höre das Glitschen. Ich schließe die Augen und warte auf ihre Berührung. Mit kreisenden Bewegungen massiert sie meinen Kopf. Sie nimmt nur ihre Fingerkuppen. Ich höre den saftigen Schaum, und wie sie meine Haare darin knetet. Dann wäscht sie alles aus. Sie reibt mir die Tropfen aus dem Haar und schlägt das Handtuch zu einem losen Turban. Ich könne nun auf dem Sessel Platz nehmen. Ich bin bereit. Und kann es kaum erwarten.

Sie legt mir den Umhang an, reißt einen Klebestreifen ab und fixiert den Umhang an meinem Hals. Nur mein Kopf ist sichtbar, alles darunter ist verborgen, mein pochendes Herz, mein heißer Schoß, wie ich meine Hände vorsichtig reibe. Nur kurz wage ich einen gespiegelten Blick. Ihre Augen streifen meine, und sie lächelt. Ich schließe die Augen, ab diesem Zeitpunkt lasse ich sie zu. Sie fängt an.

Wieder und wieder geht sie um den Sessel, schneidet hier, prüft dort. Und bei jedem Positionswechsel streift sie meinen Körper. Sie führt die Schere, fängt an den Haaren oben auf dem Haupt an und geht dann immer weiter runter, bis ihre Fingerrücken schließlich die Haut meines Halses berühren. Dann zieht sie die Hand wieder hoch und beginnt von Neuem, wiederholt es. Sie steht ganz nah bei mir. Ich fühle ihre Brüste an meinen Schultern, ich fühle ihre Jeans an meinem Unterarm, den ich auf die Lehne presse, ich fühle ihre Gürtelschnalle, die Naht vor ihrem Schritt, und jeden einzelnen Knopf darunter. Ich ahne, was darunter liegt. Ich lasse die Augen zu. Und nach dem Föhnen vergisst sie nicht, mich sanft mit den feinen Borsten des Pinsels zu reinigen.

„So, fertig“. Ich öffne die Augen. Ich mag es, wie sie die letzte Silbe in die Höhe und Länge zieht, als ob sie einen an die Hand nähme und wieder auf die andere Seite bringen wolle.

Zuhause angekommen öffne ich die Haustür. Es duftet herrlich. Mutter muss gebacken haben. Ich hänge meine Jacke an die Garderobe, ziehe meine Schuhe aus, stelle sie in den Schuhschrank und hänge das Schlüsselbund an den Halter. In der Küche steht ein Kuchen. Ich käme spät, sagt sie, wo ich mich denn rumgetrieben hätte. Ich solle ihr doch Bescheid sagen, wenn ich länger weggehe. Ich wüsste doch, dass sie sich Sorgen macht, wenn ich einfach so das Haus verließe, gerade an meinem Geburtstag. Neben dem Kuchen stehen ein in Luftballonpapier verpacktes Geschenk und eine Karte. Auf der Karte prangt die 40.
 

Ji Rina

Mitglied
Ein Besuch beim Friseur. „Mann“ geniesst jede Bewegung der Friseuse; jeden Blick, jede noch so kleinste Aufmerksamkeit. Diese starke Sehnsucht nach Nähe, fand ich wunderbar beschrieben, denn jeder kennt es: Das streifen der Hände, die Berührungen, die Blicke, das alles wird so hautnah, so gekonnt einfühlsam geschildert!

Das Ende hingegen wirkt auf mich wie ein Kontrast zu diesem schönen dahinplätschernden Text: Der Mann ist vierzig und lebt noch immer bei seiner Mutter. Sie bangt um ihn, wenn er zu spät kommt, backt ihm Kuchen zum Geburtstag; ein in Luftballonpapier eingewickeltes Geschenk liegt auf dem Tisch....Das alles, öffnet mir ein neues Kapitel: Warum? Wie tickt dieser Mann? Warum noch immer bei Mama? Wieso ist er einerseits so einfühlsam, und andereseits ein scheuer Eigenbrötler? Der Mann koennte ja auch 40 sein und einfach nur bei Mama leben. Aber Sätze wie:

"""Ich solle ihr doch Bescheid sagen, wenn ich länger weggehe..."""

verraten einen tieferen Konflikt, der irgendwie nach "weiterem Text" verlangt. Ohne dies zu erwähnen, fände ich den Text „runder“.
(Aber dies ist nur mein ganz persönlicher Lese-Eindruck.)

Nur der Satz:

"""Es ist komisch, wenn man sich tief in die Augen blickt, obwohl man sich eigentlich gar nicht anschaut."""

klang für mich ein wenig seltsam.

Villeicht: Komisch, wenn man sich über einen Spiegel in die Augen blickt?

Ich habs sehr gern gelesen.

Mit Gruss,
Ji
 
G

Gelöschtes Mitglied 17359

Gast
Hallo rothsten!

Für mich offenbart sich in deinem Text das verdrängte sexuelle Verlangen dieses Vierzigjährigen, der in der profanen Handlung des Haarewaschens und -schneidens einen Ersatz sucht für seine nicht gelebte Sexualität.
Sehr einfühlsam geschrieben!

Gruß, Hyazinthe
 

ThomasQu

Mitglied
Hallo rothsten,

Respekt! Pickfein!
Ich kann mir deinen Prot. genau vorstellen:
Junggeselle, schüchtern, bieder …
Die Mutter klammert, der Vater nicht mehr existent …
Den Absprung aus dem Elternhaus nicht geschafft, wohl aus Bequemlichkeit …
Gerade der Schluss mit dem Einblick in seine Lebensverhältnisse macht aus der guten Geschichte eine sehr gute.
Übrigens, mein Friseur verwendet zusätzlich eine Krepppapier-Halskrause, die wird dann um den Kragen des Umhanges geschlagen. Die hast du nicht erwähnt. (-:

Gruß, Thomas
 
S

steky

Gast
Ich lese hier keinen Mann, sondern eine empfindsame Frau, der die Ängste genommen werden. Männer sind nicht so.

Hier geht es um die Empfindsamkeit der Frau.

LG
Steky
 
S

steky

Gast
Damit meine ich, dass Männer oft nicht so unsicher sind, wie es manchmal bei Frauen der Fall ist.

Ich meine es nicht böse. Kein Grund, die Feministenkeule zu schwingen ;)

Gruß
Steky
 

Ji Rina

Mitglied
Die Feministenkeule schwinge ich nur in ganz extremen Faellen. Bin aber garnicht Deiner Meinung. Maenner aussern ihre Unsicherheit nur anders als Frauen. Hinter Eifersucht, Agressivitaet oder Machthunger, steckt oft nichts anderes als Unsicherheit.Und Maenner, die mit 30, 40 noch bei Muttern leben, gibts viele. Hat aber nicht unbedingt was mit Unsicherheit zu tun.
 

ThomasQu

Mitglied
@steky,

kann gut sein, dass du mit deiner Spekulation Recht hast, dafür spricht der “heiße Schoß“ und der “Pony“. Wenn ein männlicher Autor in der Ichform erzählt, setzt man automatisch erst einmal einen männlichen Protagonisten voraus.
Aber, wenn es eine weibliche Hauptperson sein sollte, wäre die Geschichte für mich nicht mehr so stimmig. Eine vierzigjährige Frau wohnt nicht mehr bei der Mutter! Das kann ich mir einfach nicht vorstellen.

Thomas
 
S

steky

Gast
Und ein vierzigjähriger Mann schon? Wo ist der Unterschied?

Ich lese diese erotische Geschichte als Männerphantasie.

Aber vielleicht bin einfach nur ein verkommenes Subjekt?

Der Autor sollte Stellung beziehen.

LG
Steky
 

ThomasQu

Mitglied
@steky,

ich sage jetzt einfach mal, DER Protagonist ist 40, damals, vor vierzig Jahren, war das Rollenverständnis zwischen den Geschlechtern noch konservativer und genau so wurde er erzogen. Die Mutter wäscht, putzt, kocht, usw.
Der Protagonist ist hilflos, wenn er vor einer Waschmaschine steht und die Mutter wollte und will gar nicht, dass er auszieht.
Bei Frauen ist das anders. Die genossen dazumal eine andere Erziehung und sind dadurch viel selbstständiger. Das ist der Unterschied.
Eine Frau wäre normalerweise spätestens mit Mitte Zwanzig ausgezogen.
Das ist jetzt alles sehr verallgemeinert und ich will gar nicht bestreiten, dass sich rothsten eine Frau als Hauptperson vorgestellt haben könnte. Es spricht ja einiges dafür.
Ich sage nur, wenn es ein ER wäre, würde mir der Text noch besser gefallen, dann rundet der letzte Absatz den ganzen Rest der Story ab.

Grüße, Thomas
 
S

steky

Gast
@Thomas

Das kann alles sein, das bestreite ich nicht.

Ich an @rothstens Stelle würde den ganzen Geburtstagskram weglassen und mich auf die gleichgeschlechtliche Erotik konzentrieren. Ich spüre hier eine Art der Erotik, wie sie nur zwischen Frauen möglich ist. Das hat enormes Potenzial!

Jetzt aber genug von mir.

LG
Steky
 

rothsten

Mitglied
So Ihr Lieben,

ich wollte die muntere Plauderei nicht unterbrechen, aber jetzt möchte ich mich doch endlich mal bedanken. Danke!

Ihr habt rege diskutiert und mir zum Teil Perspektiven aufgezeigt, die ich selbst nie gesehen hätte.

Um es kurz zu machen: Der Prot ist ein Er, und Hyazinhtes Zusammenfassung kommt dem am nächsten, was ich transportieren wollte. Mich freut aber, was der Text sonst noch in Euren Köpfen in Gang gesetzt hat. Es geht ums Kopfkino, und das scheint mir nicht völlig misslungen zu sein. Das freut mich.

@steky: Eine homoerotische Szene hatte ich nicht im Sinn, halte es aber für spannend, was Du da projeziert. Erotik ist hier das Kontrastmittel, sie durchleuchtet das Leben eines erwachsenen Mannes, der noch bei Muttern haust. Vielleicht ist es seine einzige erotische Erfahrung, oder vielleicht ist er doch eine sie, eine ewige lesbische Jungfer, vielleicht ist er aber ein Ödipus, vielleicht ...

... schreibe ich eine Fortsetzung. Mal sehen. :D

Schön! So solls sein. Gerne weiterdiskutieren. ;)

Vielen lieben Dank,
rothsten
 

Wipfel

Mitglied
Ja, den Ödipus lese ich deutlich heraus. Möglich, dass dies dein Stück etwas einengt. Das Warum und wohin kommt zu kurz - Kurzprosa eben, ein Aufleuchten eines Stück Alltags, sauber geschrieben - lesenswert.

Vor Zeiten schrieb ich mal eine ähnliche. Allerdings eine Kurzgeschichte. Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel, dass ich sie hier zeitlich so nah zu deiner veröffentliche. Wenn ja, sag Bescheid, dann lösch ich sie wieder, okay?

Grüße von Wipfel
 

rothsten

Mitglied
Och Wipfel, das ist ja süß von Dir, dass Du mich um Erlaubnis fragst. :)

Nicht, dass es das bräuchte, aber ich bin einverstanden.

Und ja, das Thema Ödipus kann man wohl kaum in ein paar Absätzen ausreichend beleuchten. Kurzprosa liegt für mich näher beim Gedicht, denn bei einer Erzählung. Es soll nur mit dem Finger auf die Tür zeigen. Der Leser muss selbst hindurchgehen.

lg
 
S

steky

Gast
Manchmal ist eine Zigarre nur eine Zigarre, @rothsten, das sehe ich ein. Trotzdem: Für einen Ödipus ist mir das ein wenig zu wenig.

Der Mann lässt sich von einer hübschen Frau die Haare waschen und genießt es. Wo ist das Problem? Ginge man nach diesem Kriterium, wären viele Leute ein Ödipus.

Das einzig Abnormale ist das Verhältnis zu seiner Mutter. Dieses Verhältnis aber als Grund dafür zu verwenden, dass der Mann sich gerne von hübschen Friseusen behandeln lässt, finde ich irgendwie "zusammengebastelt".

Aber ich akzeptiere das und werde den Text weiterhin auf meine Art und Weise lesen: Als Metapher für den gleichgeschlechtlichen Sexualakt - oder, noch besser, das Vorspiel - zweier Frauen.

Diese Verzagtheit, das vorsichtige Abtasten, diese wortlose, unmissverständliche Kommunikation, diese Fragilität ...

Wie soll ich es nur beschreiben?

Frauen sind in solchen Dingen halt einfach sinnlicher. Und ein Ödipus würde diese Reize vermutlich nicht so subtil wahrnehmen.

Das brannte mir noch auf der Zunge.

LG
Steky
 

Ji Rina

Mitglied
@Steky

"""Das einzig Abnormale ist das Verhältnis zu seiner Mutter. Dieses Verhältnis aber als Grund dafür zu verwenden, dass der Mann sich gerne von hübschen Friseusen behandeln lässt, finde ich irgendwie "zusammengebastelt"."""

Genau deshalb dachte ich, am Ende fehle Text.

"""Frauen sind in solchen Dingen halt einfach sinnlicher. """

Männer in Friseurläden sind auch nicht ganz ohne...
 

ThomasQu

Mitglied
@rothsten,

OK, es ist ein Mann.
Dann wäre es nicht schlecht, wenn du für den “Pony“ und den “heißen Schoß“ etwas männlichere Attribute einbasteln würdest.
Diese erscheinen mir doch etwas feminin.

Thomas
 
A

aligaga

Gast
Sorry,

aber der olle Ödipus war ein ganz anderes Kaliber als das verklemmte Muttersöhnchen, das uns hier mit seiner feuchten Frisörstuhl-Fantasie ankommt. Statt dem Mädel ein Date anzubieten und es darauf ankommen zu lassen, mit einem blauen Auge heimzukehren, schleicht der Lurch nach dem Fassonschnitt zur vorwurfsvollen Mami, um ihr den Geburztagskuchen aus der Hand zu fressen.

Ein echter Ödipus hätte erst die Frisörin, wie es heute korrekt heißt, dann die Mami und ganz am Ende die Torte verräumt. Das wäre wirklich interessant geworden! Mampf!

So aber erfahren wir nur Dinge, von denen doch alle Pennäler träumen, wenn sie beim Haareschneiden mal an die Richtige kommen. Und, dass es Lurche gibt, hienieden, die auch mit 40 noch im Hotel Mama wohnen. Nix "Ödipus" - das Ende ist ein recht banaler, gähnend langweiliger Sachverhalt. Keine Pointe, sondern eine Schlaftablette.

Amüsiert

aligaga
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo rothsten,

ich gieße mal etwas Wasser in den Wein und markiere die Stellen in blau:




Ich nehme auf dem Frisörsessel Platz. Sie stellt sich hinter mich, ich scheue ihren Blick im Spiegel. Es ist komisch, wenn man sich tief in die Augen blickt, obwohl man sich eigentlich gar nicht anschaut. Das ist eine ganz eigene Art der Nähe; eine Nähe auf Distanz. Man fühlt die Distanz [blue]erneut Distanz klingt nicht so gut [/blue]zwischen den Körpern, dieses Abgewand[blue]t[/blue]sein, trotz [strike]dass [/strike]dem man sich anschaut. Gespiegelte Blicke sind kalt, ich halte sie kaum aus, schon gar nicht ihren. [blue]Besser: Ein gespiegelter Blick ist kalt, ich halte ihn kaum aus, schon gar nicht ihren. [/blue]

Sie streicht mir übers Haar und fragt, ob es wie immer gemacht werden soll. Und wie immer antworte ich mich einem [strike]kurzen[/strike], klaren Ja.[blue] Nur ja ist sowieso kurz, also ist kurz überflüssig.[/blue] Sie fragt, wie immer, ob wir erst die Haare waschen sollen. Sie ist so freundlich, sie gibt mir das Gefühl, dass wir es gemeinsam täten, dass wir einander wüschen. Sie hätte auch sagen können, dass sie mir alleine die Haare waschen wird, aber sie hat eben das Wort „wir“ benutzt. [blue]Wie beim Arzt: Wollen wir uns freimachen? und eher zum Lachen geeignet.[/blue] Ich willige ein.

Ich lege meinen Kopf zurück in das große, weiße Waschbecken. Das Wasser läuft und ich höre, wie ihre Finger ab und an den Strahl unterbrechen. Sie prüft die Temperatur. Sie weiß, wie ich [strike]es[/strike] [blue]sie[/blue] mag, etwas über lauwarm. Dann richtet sie noch das Handtuch, damit mir kein Wasser in den Nacken läuft. Sie streicht meinen Pony zurück und lässt vorsichtig Wasser auf die ersten Strähnen laufen. Sie macht es in Bahnen, eine nach der anderen, und nach jeder Bahn, den der Strahl der Brause gezogen hat, streicht sie zärtlich hinterher. Mir scheint, sie schütze mich.[blue]Schützen finde ich als erotische Phantasie nicht so gut. Vielleicht streichelt? [/blue]Dann klemmt sie die Brause wieder in die Halterung ein. Ich mag das Geräusch des Shampoo-Spenders, dreimal drückt sie ihn runter. Sie reibt ihre Hände in [blue]der [/blue]Seife, ich höre das Glitschen. Ich schließe die Augen und warte auf ihre Berührung. Mit kreisenden Bewegungen massiert sie meinen Kopf. Sie nimmt nur ihre Fingerkuppen. Ich höre den saftigen Schaum, [blue]Schaum kann man nicht hören [/blue]und wie sie meine Haare darin knetet. Dann wäscht sie alles aus. Sie reibt mir die Tropfen aus dem Haar und schlägt das Handtuch zu einem losen Turban. Ich könne nun auf dem Sessel Platz nehmen. Ich bin bereit. Und kann es kaum erwarten.

Sie legt mir den Umhang an, reißt einen Klebestreifen ab [blue]das macht doch heute keiner mehr? [/blue]und fixiert den Umhang an meinem Hals. Nur mein Kopf ist sichtbar, alles darunter ist verborgen, mein pochendes Herz, mein heißer Schoß, wie ich meine Hände vorsichtig reibe. Nur kurz wage ich einen gespiegelten Blick. Ihre Augen streifen meine, und sie lächelt. Ich schließe die Augen, ab diesem Zeitpunkt lasse ich sie zu. Sie fängt an.

Wieder und wieder geht sie um den Sessel, schneidet hier, prüft dort. Und bei jedem Positionswechsel streift sie meinen Körper. Sie führt die Schere, fängt an den Haaren oben auf dem Haupt [blue]Kopf[/blue] an und geht dann immer weiter runter, bis ihre Fingerrücken schließlich die Haut meines Halses berühren. Dann zieht sie die Hand wieder hoch und beginnt von Neuem, [strike]wiederholt es.[/strike] Sie steht ganz nah bei mir. Ich fühle ihre Brüste an meinen Schultern, ich fühle ihre Jeans an meinem Unterarm, den ich auf die Lehne presse, ich fühle ihre Gürtelschnalle, die Naht vor ihrem Schritt, und jeden einzelnen Knopf darunter. [blue]Sie hat keine Hose mit Reißverschluss, sondern mit einer Knopfleiste??[/blue] Ich ahne [blue]nicht weiß?[/blue], was darunter liegt. Ich lasse die Augen zu. Und nach dem Föhnen vergisst sie nicht, mich sanft mit den feinen Borsten des Pinsels zu reinigen.

„So, fertig“. Ich öffne die Augen. Ich mag es, wie sie die letzte Silbe in die Höhe und Länge zieht, als ob sie einen an die Hand nähme und wieder auf die andere Seite bringen wolle.

Zuhause angekommen öffne ich die Haustür. Es duftet herrlich. Mutter muss gebacken haben. Ich hänge meine Jacke an die Garderobe, ziehe meine Schuhe aus, stelle sie in den Schuhschrank und hänge das Schlüsselbund an den Halter. [blue]Das ist zu ausführlich und langweilig. Oder willst Du nur zeigen, welch ordentlicher Sohn er ist? [/blue]In der Küche steht ein Kuchen. Ich käme spät, sagt sie, wo ich mich denn rumgetrieben hätte. Ich solle ihr doch Bescheid sagen, wenn ich länger weggehe. Ich wüsste doch, dass sie sich Sorgen macht, wenn ich einfach so das Haus verließe, gerade an meinem Geburtstag. Neben dem Kuchen stehen ein in Luftballonpapier verpacktes Geschenk und eine Karte. Auf der Karte prangt die 40.



Hm, sie sieht nicht, dass er beim Friseur gewesen ist? Du hast zwar in Ansätzen eine Beschreibung von Norman Bates kleinem Bruder geliefert, aber ich finde sie etwas langweilig. Was passiert, wenn der Umhang abgenommen wird? Alles wieder flach? Stottert er vielleicht noch etwas rum? Ein bisschen aufpeppen und ausmalen könntest Du den Text m.E. noch.


Und klar gibt es Männer, die mit 40 bei Mama wohnen. Dazu gehören immer zwei.


LG DS
 



 
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