Schon der Titel stößt mich zurück. Warum nicht ein Titel, der nicht verurteilt? Nicht, dass ich das Leben einer Prostituierten verteidigen wollte, so schön ist es nicht,
aber ich denke, hier hat der Autor seine schlichte Weltsicht offenbart.
Und wenn man erst die Frage nach dem "Warum?" erhebt, gelangt man in die Abgründe des gesellschaftlichen Systems, die ein Prostituiertenleben überhaupt erst ermöglichen. Davor aber scheut der Autor zurück und lastet allein der jungen Frau die Entscheidung an. Dass sie aus vielen Gründen dazu gezwungen sein könnte, kommt dem Autor nicht in den Kopf. Er handelt das ganze Problem auf der kleinbürgerlich beschränkten moralischen Spur ab (was bereits am Titel deutlich wird), man hat wenig Lust, die Zeilen weiterzulesen. Ich habe es getan und muss leider sagen, dass diese Bearbeitung des Themas keinerlei Ansprüchen an ein Gedicht entspricht, erst recht nicht aus literarischer Sicht.
Deutlich wird die Doppelmoral der heutigen Gesellschaft, aber nicht als Kritik an ihr, sondern Verurteilung des Opfers mit dem erhobenen Zeigefinger.
blackout