Schmorbraten

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george

Mitglied
Schmorbraten

Der Frühling naht und die Hormone,
die steigen, weil seit Jahren ohne
Ehefrau ich leben muss,
die alte machte viel Verdruss.
Der Drang zum Weibe steigt seit Wochen,
vielleicht, so hoff' ich, kann das Kochen
die Blonde vom Büro erweichen,
mit Essen lässt sich viel erreichen.

Sie ist zwar schlank, doch isst sie gerne,
so komm ich näher aus der Ferne,
und säuselnd frag’ ich, was sie dächt’?
„Schmorbraten“, sagt sie, „wär’ nicht schlecht!“
Zum ersten Male also Braten!
Das Kochbuch hat mir angeraten,
ich bräuchte Fleisch, dann Sahne, Butter.
Das kann ich, glaub’ ich, ohne Mutter.

Das Fleisch gekauft im Supermarkt,
da ist der Opel leicht geparkt.
Zehn Kilo, denk’ ich, müssten reichen,
genug, um Erna zu erweichen,
Tomaten, Mehl und Sellerie,
’ne Pizza noch, man weiß ja nie.
Noch Rotwein brauch’ ich für die Sauce,
das krieg ich hin, was soll die Chose!

Die Männer-Vorfahr’n jagten Bären
und mussten sich der Mammuts wehren,
der Supermarkt ist mein Revier,
dort jag’ ich heute das Getier.
Was soll’s, wenn das die Frauen wollen,
dann mach’ ich’s halt, was soll das Schmollen.
Danach, da winkt ’ne tolle Nacht,
dann hat’s das Kochen ja gebracht!

Zum Glück besitz’ ich ja Gerät,
und wenn man dieses Fleisch anbrät,
da dacht’ ich, hilft der Wasserstoff
vom Schweißgerät. Na gut, ’s gab Zoff,
der Nachbar wollte sich erregen
zum Lärm der Hilti und der Sägen.
Selbst dreißig Stunden in der Pfanne
war’s Fleisch noch hart, dann kam die Panne.

Ich weiß, ich hätt’ das hingekriegt,
fast hätte ich das Fleisch besiegt.
Gerade als der Braten glühte,
stand Erna da, und sie erblühte
rot auf als ich mit Saucen-Schaum
vom Feuerlöscher mit viel Raum
nicht nur die Pfanne überfüllte,
nein, auch noch Erna weiß verhüllte.

Ich folgte nur dem, was ich las!
Und nach zwei Flaschen Wein im Glas,
da löscht’ ich so den Braten ab
- was des Hormonstaus Ende gab.
Die Erna ging dann doch recht schnelle.
Vorher da rief sie „Fahr zur Hölle!“,
grad’ so wie wenn ich Teufel wär’,
nicht mal mein Säuseln gab was her.

Da saß ich nun mit meiner Kunst,
doch sprach ich zu mir mit Inbrunst:
„Im Grunde macht’ ich alles richtig,
und gutes Werkzeug ist auch wichtig.“
Das Walken in Betonmaschinen,
das Fräsen gegen die Trichinen,
die Löcher, so kam’s mir zu Ohren,
für’n Speck, die kann Metabo bohren!

Die Technik, die war ganz o.k.!
Der Einkauf war’s, wie eh und je!
Am Wein lag’s nicht! Konnt’ ich es wissen?
Der Metzger hat mich nur beschissen!
Die Pizza kauend sag’ ich mir,
„Ich weiß, es war das falsche Tier!“
Es wird mir klar, ich war ein Tor,
das Fleisch war von ’nem alten Schmor.


8.2.2004
 

Herr Müller

Mitglied
Da wird ja der Hund in der Pfanne verrückt

"Jemanden schmoren lassen", da bringst Du uns aber diesen Satz herrlich nahe lieber george. Du scheinst momentan in Hochform zu sein, so wie Du uns bekochst in letzter Zeit ;)

Herr Müller weichgekloppt

Das kann ich, [red]denk’ ich,[/red] ohne Mutter.

Das Fleisch gekauft im Supermarkt,
da ist der Opel leicht geparkt.
Zehn Kilo, [red]denk’ ich,[/red] müssten reichen,
[blue]einmal reicht denk´ ich [/blue]

[blue]wie wär´s denn mit folgender PoEnte[/blue]
Es wird mir klar, ich war ein Tor,
sie mag kein Fleisch vom alten Schmor.
 

Schakim

Mitglied
Ach, georgy-boy! Das ist ein Braten!
Der ist Dir wirklich gut geraten!
Das liest sich durch schnell bis zum Ende
und füllt ja ganze Ofenwände -
Ich meine diese Büchermeilen,
die gerne überm Ofen weilen ...
Die Kunst mit den Rezeptgallerien,
die oft vor Kochbanausen fliehen ...

Denn nimmt man so ein Buch zur Hand,
klatscht bald ein Löffel an die Wand:
Die Zwiebeln sind nicht abgelöscht,
die Pilze noch nicht rausgefischt ...
Kartoffeln sind nicht abgeschält,
weil das die Finger zu sehr quält ...
Der Braten ist nicht speckgespickt,
weil man die Sache nicht durchblickt!

Ach, georgy-boy! Du bist ein Wunder!
Ich fühl' mich platt als kleine Flunder!
Bist Du im Kochen nicht geschickt,
so ist Dir doch Dein Vers geglückt!
Denn stell' Dir vor, Du schriebst nicht hier,
es fehlte uns das Wundertier,
das mit viel Freude und viel Lust
ein Zwinkern schickt in Alltagsfrust!



LG
Schakim
 

george

Mitglied
Hallo snow,
danke für den Beifall. Du hast ihn überall in meiner Umgebung in Weiß hinterlassen. Dass mein Text eine solche Wirkung, die ich besender un schippender Weise beseitigen muss, hat, dachte ich nicht.

Gruß Jürgen
 

george

Mitglied
Lieber Herr Müller,

der Schmor ist eine Hunderasse? Dann bin ich ja froh, dass das Experiment schief ging. Normalerweise esse ich alles, sofern es sich im Mund nicht mehr bewegt, aber fünf Kilo Hund (die Portion war ja für zwei Personen gedacht) krieg' ich nicht rein.

Danke für den Hinweis aufs Denken. Hat es eine tiefe Symbolik, wenn man das Denken durch Hoffen und Glauben ersetzen muss?

Ob es Hochform ist, weiß ich nicht. Ich brauchte etwas Abwechslung vom Schreiben eines immer länger werdenden Artikels in anderer Sache.

Deinen letzten Korrekturvorschlag, dass "sie kein Fleisch vom alten Schmor mag" kann ich nicht übernehmen. Der Sinn wäre anders. Die Idee ist gut, aber mein Protagonist hat ja den alten Schmor nicht absichtlich eingekauft, sondern vermutet, dass der Metzger ihn beschissen hätte. Auch das ist allerdings eher eine Vermutung des hormongesteurten Kochanfängers, weil der Schmor selbst nach dreißig Stunden Braten nicht weich wurde. Es könnte ja auch sein, dass der Schmor erst durch das Braten so "alt" wurde.

Herzliche Grüße
Jürgen
 

george

Mitglied
Liebe lady-kim,

du siehst mich erröten ob deines Kompliments. Danke für deine Verse, wenn schon nicht auf meine Kochkünste, dann auf meinen Text.

Kartoffeln muss man schälen? Geht doch gar nicht, da ist doch gar kein Griff dran so wie bei Bananen? Glaub' ich nicht, das mit dem Kartoffel-Schälen. Ein anständiger Ingenieur, der hätte doch sonst das Zeug richtig konstruiert!

Den Hinweis mit dem Verheizen der Kochbücher nehme ich auf. Ja, da stehen manchmal wirklich komische Sachen drin wie zum Beispiel: "Mit dem Schneebesen rühren." Ich hab's versucht, es funktioniert nich! Da ich irgendwann mal eine 18 monatige militärische Zwangsausbildung hatte, habe ich den Schneebesen wie ein Gewehr gehalten und mich nach dem Befehl "Rührt Euch" auch gerührt. Trotz richtiger Fußstellung ist bei meinem Rührei nix passiert. Welchen Sinn macht das? Warum schreiben solche Leute solche Bücher? Woher soll ein um das Wohlbefinden seiner Hausgemeinschaft bedachter, verantwortungvoller Mann wissen, dass mit "Ablöschen" nicht das Benutzen des Feuerlöschers aus dem Treppenhaus gemeint ist. Wo bleibt da bitte die Logik?

Das zur Kunst des Kochens verwendete Vokabular scheint mehrdeutig zu sein. Wie soll damit ein Mann zurecht kommen? Schon die Mengenangaben sind schlecht: Was ist z.B. eine "Messerspitze Salz"? Ich habe kein Messer aus Salz, schon gar keines, dem immer die Spitze nachwächst. Ich habe auch keine "Esslöffel aus Zucker", sondern nur Würfelzucker. Der ist abzählbar endlich in der Menge und wahrscheinlich viel billiger. Ich habe auch noch nie einen Laden entdeckt, in dem ich diese Löffel kaufen könnte. Und "Prisen" kenne ich nur vom Schnupftabak! "Eine Prise Salz". Das ist doch eine Sauerei! Zuerst in die Nase und dann ....

Fragen über Fragen. Aber ich gebe nicht auf. Noch nicht mal mit dem Versuch, ein Ei durch Kochen weichzukriegen. Bin beim letzten Mal wieder nach einer Stunde gescheitert. Wahrscheinlich war das Ei zu groß. Wo kriegt man aber diese Mikroeier, die angeblich schon nach 4 Minuten weich sein sollen? Davon brauche ich ja fünfzig Stück, wenn ich satt werden will! Wie findet ein Hühnerhalter seine Mikro-Hühner eigentlich? Die müssen ja winzig sein!

Ich danke dir für deinen mitfühlenden Text. Man merkt doch gleich, dass du einem Mann mit einer einfachen Denke auf die Sprünge helfen kannst. So etwas nennt man soziales Gewissen.

Ganz gerührt.
Jürgen
 

Herr Müller

Mitglied
Rühren

Mit dem Schneebesen rühren." Ich hab's versucht, es funktioniert nich!
Lieber george, nur so viel, da habt Ihr es ja im Deutschland der Alten noch gut gehabt, bei uns stand auf den Tütensuppen: "Unter häufigem Umrühren zum Kochen bringen" Was haben wir gerührt und geschwitzt. Später habe ich sie dann mit der Herdplatte warm gemacht.

Herr Müller ist ganz gerührt von Deinen Kommentaren und Schakim ist ein guter Küchenberater :)
 

george

Mitglied
"Im Deutschland der Alten", Herr Müller, ich verstehe nicht so recht, vermute aber, dass in einem Teil die Jungen, Dynamischen ohne Benutzung von Strom oder Feuer die Suppe heiß machten, im andern es dagegen nur Alte gab, die das nicht mehr schafften? Da bin ich aber froh, dass ich jetzt hin und wieder jemandem zum Rühren hab und Strom sparen kann. Vorerst üb' ich mal. Aber das geht ganz schön auf die noch spärlich vorhandene Muskulatur. Hilft aber beim Abnehmen!
Jürgen
 

Herr Müller

Mitglied
Alt rühren, Alt werden

Vorsicht Satire

Lieber george, Du kannst Dir ja vorstellen, dass man durch Rühren bis zum Kochen nicht alt wird. Warum ward Ihr das Deutschland der Alten? Nun, es war meistens meine alte Großmutter, die uns ein Päckchen mit lebensspendenden Mitteln wie Schokolade geschickt hat, im Fernsehen sah man immer einen Altbundeskanzler z.B., Ihr hattet viele alte Native, die gegen die Kernergie sich hinsetzten, Ihr habt im Sport gegen unsere Männer-Frauen alt ausgesehen. Jahrelang habt Ihr die Alten geschickt verborgen, sie zum Beispiel nach Spanien oder in die Toskana versteckt. Ihr hattet einfach mehr Alte! Dann kamen wir noch, mit unseren Altlasten und den wenigen Alten die zu Last fallen.
Lass Dich Umarmen, endlich die Mauer des Schweigens und Alterns brechen. Gemeinsam sind wir jung. Jetzt bin ich zu Tränen gerührt

Herr Müller Tränensack
 

blaustrumpf

Mitglied
Hallo, george

Mit diesem Gedicht hast du dir nun endgültig ein Abendessen im Hiltl verdient. Lass es mich wissen, wenn und wann du nach Zürich kommst. Und lass mich nicht so lange schmoren, ja?

Schöne Grüße von blaustrumpf
 

george

Mitglied
Lieber Herr Müller,

ich habe es hingegen anders herum erfahren. War es nicht so, dass Ihr uns immer die Alten geschickt habt. Waren da die Pillen ausgegangen? Nun, wie es auch gewesen sein mag. Jetzt gehören wir langsam zu den Alten. Tragen's wir mit Fassung. Größe E 127. Ich muss mal 'ne Pille nehmen ... Was da alles drin ist in dem Zeuch ...

Das Sa-Tier kannte ich noch nicht. Vielleicht koche ich das beim nächsten Mal. Aber ich wechsle den Metzger, damit ich nicht wieder so ein zähes Ding kriege. Auf jeden Fall besorge ich mir schon mal einen großen Topf. Und du musst rühren!

Jürgen
 

george

Mitglied
Liebe Frau blaustrumpf,

welche Vorstellung, eine Einladung zum Abendessen von dir! Ich soll dich nicht so lange schmoren lassen? Nein, wie könnte ich. Du, so jung und zart, so lange in diesem Topf? Aber ich muss zugeben, dass ich schon Hemmungen habe, Menschen anzuknabbern.

Im Hilti soll das stattfinden, das Essen? Ja das sind ja Zustände bei Euch!

Jürgen
 

Vera-Lena

Mitglied
gedeckelt

Ach george, lass einfach das Schmoren,
vertraue eher auf die Ohren
der Damen, denn ein süßes Flüstern
von heißen Worten macht sie lüstern.
Selbst wenn gelernt Du hast das Braten,
würd' ich Dir zu was Andrem raten,
und lass den Metzger, Metzger sein,
es färbte ab auf ihn das Schwein.

Ja,lieber george, nach dem kurzen Anbraten ein Schuss Wasser und ein Deckel auf die Pfanne hätten es schon getan. Aber nun muss der Fleischer herhalten, der wahrscheinlich zur Anknüpfung der zarten Bande das allerzarteste Rindfleisch ausgewählt hatte.

Jedenfalls möchte ich den Geräuschen in Deiner Küche nicht ausgesetzt gewesen sein. Die finde ich noch am eindrucksvollsten in Deinem Text. Im übrigen ist er dermaßen übertrieben hilflos,Dein Superkoch, dass noch nicht einmal Schadenfreude aufkommen will.

Ansonsten weiter guten Appetit so wie ich ihn auf Deine weiteren Werke habe.

Liebe Grüße Vera-Lena
 

george

Mitglied
Liebe Vera-Lena,

herzlichen Dank für deine Reime. Aber wieso hilflos? Es war ein richtiger Mann am Werk, der unter Aufbietung all seiner Maschinen und Kenntnisse eine Frau anlocken wollte, so wie das sonst Männer nur durch muskulöses Imponiergehabe tun. Aber man sieht mal wieder: Die Frauen wollen nicht die empfindsamen Männer, diejenigen, die ihnen jeden Wunsch von den Augen ablesen, sondern die Machos. Ja, so isses.

Da hat der arme Fast-Koch seine Gesundheit, ja sein Haus aufs Spiel gesetzt - um mal gar nicht von der Überschwemmung zu reden, welche die Feuerwehr verursacht hat - und dann geht Erna einfach mit einem anderen, weder mit Hirn noch Einfühlvermögen versehenen Muskelberg ohne Kreativität zum nächsten Griechen. Das ist eine gewaltige Sauerei. Kein Wunder, dass immer mehr Männer schwul werden. Jawoll!

Jürgen
 

george

Mitglied
Sehr geehrte Frau blaustrumpf,

angesichts der schlechten, oben beschriebenen Erfahrungen mit hungrigen Frauen frage ich mich natürlich, ob bei Ihrem so offensiv zur Schau gestellten Hunger nicht der Schreiber dieser Zeilen als Nahrungs(ergänzungs)mittel dienen soll. Nachdem weder das Hilton, noch das Hilti, sondern das Hiltl (vermute irgendeinen obskuren Züricher darkroom) angesprochen ist, macht sich doch Zurückhaltung breit.

Jürgen
 

Vera-Lena

Mitglied
warum denn gleich schwul?

Ach george, lass die Erna sausen,
behaglich bei dem Griechen schmausen,
such Dir ne Frau, die Dein Gerät
bewundert, pflegt und Dich verstäht.

Hochachtungsvoll Ihr Institut zur Behebung sexueller Probleme.
Rechnung folgt innerhalb von 14 Tagen. Bei Erfolglosigkeit Kostenrückerstattung.

Sachbearbeiterin Vera-Lena
 

george

Mitglied
Eine Frau suchen "die mein Gerät" pflegt und verstäht?
Höchst bedenklich und nicht jugendfrei, was Sie hier formulieren, werteste Sexualberaterin Vera-Lena.
Ich hoffe, dass ich Mengenrabatt bei Ihnen bekommen kann, was die Versuche betrifft, meine ich!
 

B.Wahr

Mitglied
gg=geschmorter george??

Liebär Schorsch,

oft im Läben frau verübelt
wenn der Schmor zu oft gedübelt...

Dein Gedicht ist fast zum Fressen! :D

Liebgruß an die freuwillige Freierwehr
B.Wahr

(ziemlich gelös(ch)t)
 



 
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