Das Wachwerden war immer das Schlimmste, sie tauchte mühsam an die Oberfläche ihres Bewusstseins, sehnte sich aber danach, in der Schwärze des Schlafes verharren zu können. Beharrlich tröpfelte es in ihr Hirn und in ihr Herz: Irgendetwas stimmte nicht.
Aber heute Morgen hatte sie nicht vergessen, dass die Kinder einen Schulausflug machen sollten. Sie musste früher aufstehen, alles herrichten und die beiden rechtzeitig wecken. Sie schwang die Beine aus dem Bett, angelte nach den Pantoffeln und richtete sich auf, den kurzzeitigen Schwindel unterdrückend. Hüllte sich im Dunkeln in ihren Bademantel, der griffbereit auf dem Stuhl lag und öffnete und schloss leise die Tür, um ihren Mann nicht zu wecken.
Leise schlich sie an den Kinderzimmern mit den geschlossenen Türen vorbei, die Treppe herunter und betrat die Küche. Der Morgen war noch fahl und sie schauderte in seiner Kühle, als sie die vor der Haustür liegende Zeitung aufhob. Sie überflog die Schlagzeilen und setzte Teewasser auf. Dann ging sie rasch ins Bad, um sich die Zähne zu putzen und das Gesicht zu waschen. Sie cremte es ein und fuhr sich mit der Bürste durch die Haare. Jetzt sah sie schon manierlicher aus. Später, wenn die Kinder weg wären, würde sie sich in Ruhe fertigmachen.
Sie ging in die Küche zurück, holte zwei bunte Becher aus dem Schrank. In jeden gab sie etwas Honig und einen Teebeutel, goss alles mit kochendem Wasser auf und genoss den Duft der Früchte, der sich augenblicklich verbreitete. Sie nahm zwei zu den Bechern passende Teller, den himmelblauen für Charlotte und den roten für Sabine, und schnitt dicke Scheiben Weißbrot ab. Heute sollte es Schokoladenstreusel geben, die mochten die Kinder doch so gern, die holländischen, die schmeckten am besten. Sie streute sie langsam auf die Brote, vergaß sich dabei und schaute verzückt zu, wie die Streusel die gelbe Butter zudeckten. Später würde sie noch den Proviant für den Tag vorbereiten.
Sie stellte die Teller auf den Tisch, dazu die Becher mit dem inzwischen fertigen Tee und warf die Kaffeemaschine an. Dann ging sie zum Fuß der Treppe und rief: „Charlotte, Sabine! Aufstehen! Heute habt ihr euren Ausflug! Kommt runter, das Frühstück ist schon fertig!“ Alles blieb still. Sie nahm sich eine Tasse Kaffee und las die Titelseite der Zeitung. Sie konnte sich nicht konzentrieren. Es war so dunkel hier. Vorsichtig zog sie den Rollladen hoch und sah auf den mit Tau bedeckten Rasen des Vorgartens. Es wurde nun langsam hell draußen.
Sie beschloss, nach den Kindern zu sehen. Sie stieg die Treppe hinauf, mühsam, ihre Beine erschienen ihr tonnenschwer, und öffnete die erste Tür. Das Zimmer ihrer Tochter Charlotte war ordentlich aufgeräumt. Die Nachttischlampe warf einen warmen Schein und ließ alles im Zimmer erkennen. Auf dem Schreibtisch lagen ein Heft und ein Stift, ein paar Bücher auf einem Stapel daneben. Die Schultasche stand halb unter dem Tisch, ebenso wie die Schuhe. Am Kleiderschrank hing ein Sommerkleid auf einem Bügel, es sah aus wie frisch gewaschen. Ein paar Haargummis hatten sich auf der Fensterbank neben den Holzblumen verirrt. Das Bett war gemacht. Die Wäsche mit dem Mond, Charlottes Lieblingsteil, wirkte wie ein fröhlicher Farbtupfer. Die Bücherregale waren voll gestellt, auch mit Nippes, aber alles war sortiert und sauber. "Mein ordentliches Mädchen", dachte sie.
Sie ging zu dem nächsten Zimmer und wusste bereits, was sie erwartete: Eine künstlerische Unordnung, die ihrer Tochter Sabine zu eigen war. Zwar war auch hier das Bett ordentlich mit der gleichen Bettwäsche wie bei ihrer Schwester bezogen, aber Decke und Kissen machten den Eindruck, als sei gerade erst jemand dort herausgekrochen. Der Kleiderschrank stand halb offen. Sie sah hinein geworfene Wäscheteile, Pullis und Hosen und auf dem Schreibtisch herrschte ein wildes Durcheinander von Stiften, Textmarkern, Heften, Büchern und Figuren aus Überraschungseiern. Die Regale waren gefüllt mit Basteleien und Büchern mit Eselsohren und Flecken. "Meine kleine Chaotin", dachte sie zärtlich und löschte die Nachttischlampe, die auch hier gebrannt hatte.
Plötzlich hörte sie hinter sich ein leises Geräusch und zuckte zusammen. Ihr Mann legte ihr behutsam die Hand auf die Schulter. „Was machst du hier? Es ist doch noch fast dunkel!“, fragte er und drehte sie sanft zu sich herum. „Ich musste doch heute früh aufstehen, die Kinder haben einen Ausflug“, antwortete sie leicht unsicher. Hatte sie sich etwa doch im Tag vertan?
Er nahm sie in die Arme und murmelte: „Vera, Vera. Liebe Vera. Die Kinder, sie sind doch....o mein Gott!“, er brach ab und wiegte sie. Vera hörte ihn nicht. Die Kinder würden zu spät kommen. Sie mussten jetzt aufstehen, sonst versäumten sie noch den Bus. Sie löste sich aus seinen Armen und sagte: „Komm, hilf mir, die Kinder zu wecken!“ Er schluckte, wartete ein paar Sekunden und sagte dann mit ruhiger Stimme: „Vera. Hör mir zu. Die Kinder....ach, es hat ja doch alles keine Sinn! Hast Du Deine Tabletten genommen?"
„Ja, ich habe gestern Abend aber nicht alle geschluckt, ich musste doch heute Morgen früh aufstehen, damit die Kinder rechtzeitig zum Ausflug kommen. Sie schwieg erneut und er bemerkte, dass sie durch ihn hindurchsah, seinen Haaransatz fixierend. Gemeinsam blickten sie erneut in die dunklen, leeren Kinderzimmer. „Komm, ich bring dich hinunter. Wir frühstücken und ich rufe deine Schwester an. Sie wird dir Gesellschaft leisten“, sagte ihr Mann leise. Widerstandslos ließ sie sich in die Küche führen. Ohne eine Regung aß sie die Brote mit den Streuseln und trank den kalt gewordenen Tee aus den Kinderbechern. Als sie fertig war, pickte sie mit dem Zeigefinger sorgfältig jeden einzelnen Schokoladenstreusel auf. Sie durfte nicht vergessen, beim nächsten Einkauf neue mitzubringen.
Die Mädchen würden sich freuen.
Aber heute Morgen hatte sie nicht vergessen, dass die Kinder einen Schulausflug machen sollten. Sie musste früher aufstehen, alles herrichten und die beiden rechtzeitig wecken. Sie schwang die Beine aus dem Bett, angelte nach den Pantoffeln und richtete sich auf, den kurzzeitigen Schwindel unterdrückend. Hüllte sich im Dunkeln in ihren Bademantel, der griffbereit auf dem Stuhl lag und öffnete und schloss leise die Tür, um ihren Mann nicht zu wecken.
Leise schlich sie an den Kinderzimmern mit den geschlossenen Türen vorbei, die Treppe herunter und betrat die Küche. Der Morgen war noch fahl und sie schauderte in seiner Kühle, als sie die vor der Haustür liegende Zeitung aufhob. Sie überflog die Schlagzeilen und setzte Teewasser auf. Dann ging sie rasch ins Bad, um sich die Zähne zu putzen und das Gesicht zu waschen. Sie cremte es ein und fuhr sich mit der Bürste durch die Haare. Jetzt sah sie schon manierlicher aus. Später, wenn die Kinder weg wären, würde sie sich in Ruhe fertigmachen.
Sie ging in die Küche zurück, holte zwei bunte Becher aus dem Schrank. In jeden gab sie etwas Honig und einen Teebeutel, goss alles mit kochendem Wasser auf und genoss den Duft der Früchte, der sich augenblicklich verbreitete. Sie nahm zwei zu den Bechern passende Teller, den himmelblauen für Charlotte und den roten für Sabine, und schnitt dicke Scheiben Weißbrot ab. Heute sollte es Schokoladenstreusel geben, die mochten die Kinder doch so gern, die holländischen, die schmeckten am besten. Sie streute sie langsam auf die Brote, vergaß sich dabei und schaute verzückt zu, wie die Streusel die gelbe Butter zudeckten. Später würde sie noch den Proviant für den Tag vorbereiten.
Sie stellte die Teller auf den Tisch, dazu die Becher mit dem inzwischen fertigen Tee und warf die Kaffeemaschine an. Dann ging sie zum Fuß der Treppe und rief: „Charlotte, Sabine! Aufstehen! Heute habt ihr euren Ausflug! Kommt runter, das Frühstück ist schon fertig!“ Alles blieb still. Sie nahm sich eine Tasse Kaffee und las die Titelseite der Zeitung. Sie konnte sich nicht konzentrieren. Es war so dunkel hier. Vorsichtig zog sie den Rollladen hoch und sah auf den mit Tau bedeckten Rasen des Vorgartens. Es wurde nun langsam hell draußen.
Sie beschloss, nach den Kindern zu sehen. Sie stieg die Treppe hinauf, mühsam, ihre Beine erschienen ihr tonnenschwer, und öffnete die erste Tür. Das Zimmer ihrer Tochter Charlotte war ordentlich aufgeräumt. Die Nachttischlampe warf einen warmen Schein und ließ alles im Zimmer erkennen. Auf dem Schreibtisch lagen ein Heft und ein Stift, ein paar Bücher auf einem Stapel daneben. Die Schultasche stand halb unter dem Tisch, ebenso wie die Schuhe. Am Kleiderschrank hing ein Sommerkleid auf einem Bügel, es sah aus wie frisch gewaschen. Ein paar Haargummis hatten sich auf der Fensterbank neben den Holzblumen verirrt. Das Bett war gemacht. Die Wäsche mit dem Mond, Charlottes Lieblingsteil, wirkte wie ein fröhlicher Farbtupfer. Die Bücherregale waren voll gestellt, auch mit Nippes, aber alles war sortiert und sauber. "Mein ordentliches Mädchen", dachte sie.
Sie ging zu dem nächsten Zimmer und wusste bereits, was sie erwartete: Eine künstlerische Unordnung, die ihrer Tochter Sabine zu eigen war. Zwar war auch hier das Bett ordentlich mit der gleichen Bettwäsche wie bei ihrer Schwester bezogen, aber Decke und Kissen machten den Eindruck, als sei gerade erst jemand dort herausgekrochen. Der Kleiderschrank stand halb offen. Sie sah hinein geworfene Wäscheteile, Pullis und Hosen und auf dem Schreibtisch herrschte ein wildes Durcheinander von Stiften, Textmarkern, Heften, Büchern und Figuren aus Überraschungseiern. Die Regale waren gefüllt mit Basteleien und Büchern mit Eselsohren und Flecken. "Meine kleine Chaotin", dachte sie zärtlich und löschte die Nachttischlampe, die auch hier gebrannt hatte.
Plötzlich hörte sie hinter sich ein leises Geräusch und zuckte zusammen. Ihr Mann legte ihr behutsam die Hand auf die Schulter. „Was machst du hier? Es ist doch noch fast dunkel!“, fragte er und drehte sie sanft zu sich herum. „Ich musste doch heute früh aufstehen, die Kinder haben einen Ausflug“, antwortete sie leicht unsicher. Hatte sie sich etwa doch im Tag vertan?
Er nahm sie in die Arme und murmelte: „Vera, Vera. Liebe Vera. Die Kinder, sie sind doch....o mein Gott!“, er brach ab und wiegte sie. Vera hörte ihn nicht. Die Kinder würden zu spät kommen. Sie mussten jetzt aufstehen, sonst versäumten sie noch den Bus. Sie löste sich aus seinen Armen und sagte: „Komm, hilf mir, die Kinder zu wecken!“ Er schluckte, wartete ein paar Sekunden und sagte dann mit ruhiger Stimme: „Vera. Hör mir zu. Die Kinder....ach, es hat ja doch alles keine Sinn! Hast Du Deine Tabletten genommen?"
„Ja, ich habe gestern Abend aber nicht alle geschluckt, ich musste doch heute Morgen früh aufstehen, damit die Kinder rechtzeitig zum Ausflug kommen. Sie schwieg erneut und er bemerkte, dass sie durch ihn hindurchsah, seinen Haaransatz fixierend. Gemeinsam blickten sie erneut in die dunklen, leeren Kinderzimmer. „Komm, ich bring dich hinunter. Wir frühstücken und ich rufe deine Schwester an. Sie wird dir Gesellschaft leisten“, sagte ihr Mann leise. Widerstandslos ließ sie sich in die Küche führen. Ohne eine Regung aß sie die Brote mit den Streuseln und trank den kalt gewordenen Tee aus den Kinderbechern. Als sie fertig war, pickte sie mit dem Zeigefinger sorgfältig jeden einzelnen Schokoladenstreusel auf. Sie durfte nicht vergessen, beim nächsten Einkauf neue mitzubringen.
Die Mädchen würden sich freuen.