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S

suzah

Gast
und es waren nicht nur die wespen, die aus dem mauerspalt herausflogen, denn tiefer unten verließ eine ganze mäusefamilie fluchtartig den mauerspalt. "iih, mäuse!" schrie esther entsetzt, zog die beine hoch und stemmte sie gegen die eine seite des mauerspalts, während sie sich mit den händen und dem rücken an der gegenüberliegenden seite abstützte. miriam lachte schrill als die mauer sich bewegte und der spalt sich weiter verbreiterte: "jetzt haben wir richtig platz zum feiern!" und angelte nach einer neuen flasche. "hilfe, ich rutsche", rief ihr esther zu, "halt mich mal." aber bevor miriam noch zugreifen konnte, plumpste sie auf den boden, denn der spalt wurde immer breiter. "wer ist hier betrunken, du oder ich?" lallte miriam auf schwankenden beinen, "ich komm zu dir." noch ehe sie sich bücken konnte, rutschte der boden unter ihren füßen weg, esther schwamm auf dem rücken liegend wie auf einer gewaltigen woge nach unten, nur dass diese woge aus steinen und trümmern bestand. miriam wurde mitgezogen und ritt mit der flasche in der hand auf einem balken abwärts. so landeten beide am fuße des hügels mit dreck und staub überzogen direkt vor henry, der fassungslos zusah, wie diese lawine aus steinen und sand sein auto verschüttete. der musiker hatte sich in großen sprüngen retten können und stand traumverloren im gras und pustete den staub von seiner querflöte.

@suzah
 
H

Heidrun D.

Gast
Suzah, ich bin begeistert!

Ganz toll, wie du alle bisherigen Teile integriert hast und dennoch dem Verlauf einen ganz eigenen Aspekt gegeben hast.

Für mich ein echtes 10er Highlight.

Warum hast du das nicht unter "konstruktive ..." gepostet?

Heidrun
 
S

suzah

Gast
hallo liebe heidrun,

danke für dein lob!
hatte gestern erst zeit, dazu etwas zu schreiben. ich finde solche fortsetzungsgeschichten ganz witzig, ich hatte schon einmal vor jahren so etwas gemacht.

"Warum hast du das nicht unter "konstruktive ..." gepostet?"
ich verstehe nicht, was du damit meinst??

liebe grüße suzah
 
H

Heidrun D.

Gast
Na ja, du hast halt falsch geklickt, weil der Text nun leider nur verdeckt erscheint, nämlich bei "spontanen Leseeindrücken ..."

Liebe Grüße
Heidrun
 
S

suzah

Gast
nochmals gepostet, weil heidrun mir erklärte, dass ich sichtbar unter "konstruktive..." posten muss, (danke heidrun, habe ich jetzt kapiert.)

"und es waren nicht nur die wespen, die aus dem mauerspalt herausflogen, denn tiefer unten verließ eine ganze mäusefamilie fluchtartig den mauerspalt. "iih, mäuse!" schrie esther entsetzt, zog die beine hoch und stemmte sie gegen die eine seite des mauerspalts, während sie sich mit den händen und dem rücken an der gegenüberliegenden seite abstützte. miriam lachte schrill als die mauer sich bewegte und der spalt sich weiter verbreiterte: "jetzt haben wir richtig platz zum feiern!" und angelte nach einer neuen flasche. "hilfe, ich rutsche", rief ihr esther zu, "halt mich mal." aber bevor miriam noch zugreifen konnte, plumpste sie auf den boden, denn der spalt wurde immer breiter. "wer ist hier betrunken, du oder ich?" lallte miriam auf schwankenden beinen, "ich komm zu dir." noch ehe sie sich bücken konnte, rutschte der boden unter ihren füßen weg, esther schwamm auf dem rücken liegend wie auf einer gewaltigen woge nach unten, nur dass diese woge aus steinen und trümmern bestand. miriam wurde mitgezogen und ritt mit der flasche in der hand auf einem balken abwärts. so landeten beide am fuße des hügels mit dreck und staub überzogen direkt vor henry, der fassungslos zusah, wie diese lawine aus steinen und sand sein auto verschüttete. der musiker hatte sich in großen sprüngen retten können und stand traumverloren im gras und pustete den staub von seiner querflöte."

@suzah
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
aber

dieser staub war so schwer, dass er sich nicht einfach so wegpusten ließ. nein, er rieselte auf den musiker und wie das nun mal mit zauberstaub ist, drang er in ihn ein. tage später fühlte der flötist sich sehr zerrissen und nach ein paar wochen war er eine gespaltene persönlichkeit.
 

Ofterdingen

Mitglied
Hallo ihr alle,

Bin begeistert, wie viel Kreativität und wie viele gute Ideen hier bereits zusammengekommen sind. Versprochen: auch ich werde mir demnächst einige Gedanken dazu machen. Jetzt gerade geht es nicht, weil ich umgezogen bin, noch keinen eigenen Internet-Anschluss habe und - nur ungern - in Internet-Cafés herumsitze, wo meist im gleichen Raum Leute wie die Irrsinnigen in Telefone brüllen oder direkt neben mir ununterbrochen Musik hören, laut vor sich hin rotzen oder sich sonst lautstark betätigen. Da rufe ich meist nur meine Emails ab, werfe einen schnellen Blick in die Leselupe und flüchte dann gleich wieder. Für nächste Woche wurde mir der eigene Anschluss versprochen.

Bis dann und mit lG,

Ofterdingen
 

Rhea_Gift

Mitglied
So sagte zumindest sein Psychater. Miriam und Esther stritten noch, ob das denn sein könne, während Henry verzweifelt versuchte, sie zu beruhigen - denn jetzt, wo alles in Schutt und Asche lag, war Streiten nicht gerade konstruktiv. Schonend mühte er sich auch, sie auf die Bergwerksintrige hinzuweisen, doch die Mädels glotzten nur dumm und lachten ihn aus:
"In unserem Unterbau ist alles supi, hör auf, dumm zu Faseln - ich sage dir, das ist ne Vernunfts-Immobilien-Intrige, ein neuer Überbau soll uns aufgestülpt werden - haste das immer noch nicht kapiert??"
"Mensch Mädels", fluchte Henry unwillig, "hört doch mal hin, wenn der Psych was sagt - er sprach von Verschüttetem, das geheime Truppen aus den Tiefen zu buddeln beginnen, ohne dass ihrs merkt - aber wenn DAS erst mal an die Luft kommt - prost Mahlzeit!! DARAUF ist nun unser Augenmerk zu richten!"
Der Flötist schaltete sich ein:
"Ähm, also - wenn ich auch mal was sagen dürfte - haltet den Rand!! Hier geht's um mich!! MEIN Haus ist zusammengstürzt, während ihr fröhlich Party gemacht habt - danke auch!"
Der Psychater fragte: "Mit wem sprechen Sie gerade? Das klingt ja nach einer ganzen Gruppe..." und kritzelte in sein Notizbuch.
"Wie meinen?"
"Schon einmal etwas von Multipler Persönlichkeitsspaltung gehört?"
"Äh... neeee..."
"Nun, wie es aussieht, sind Sie nicht nur gespalten, sondern multiple gespalten..."
"Ich bin nicht gespalten, die blöden Weiber haben mein Haus zertrümmert, verstehen Sie das nicht??"
"Sie müssen doch zugeben, dass hier niemand ist außer uns beiden..."
"Was, wieso? Sehen Sie sie nicht? Die tanzen doch da im Staub auf den Steinen meines geliebten Heims!"
"Halluziniert...", murmelt der Psychater.
"Wie?"
"Nichts, nichts... sagen Sie - war es nicht eigentlich Esthers Heim?"
"Hah, das behauptet meine Liebste gern - der kleine Hausbesetzer... ach, aber ich liebe sie - daher verzeih ich ihr das gern... es ist ja schon lange UNSER Haus..."
"Dependent... erfundene Freundin...", murmelt der Psychater.
"Wie?"
"Haben Sie etwas, dass ganz IHNEN gehört?" kommt prompt die Gegenfrage.
"Äh... naja... meine Flöte... an die lass ich sie nicht ran..."
"Flöte, ahaaaa.... wie läuft es denn sexuell zwischen Ihnen?"
(Gott, jetzt frag ich schon nach eingebildetem Sexualleben - das kann noch heiter werden - denkt der Psychater)
"Na, das ist aber seeehr persönlich..."
"Ich weiß - aber es geht ja auch hier um ihre Person - also bitte, antworten Sie - es bleibt alles Gesagte in diesem Raum, haben Sie Vertrauen... also?"
"Nun...", antwortete Henry -
"Hey!", schaltete sich der Flötist ein, "er hat MICH gefragt!"
"Also bitte, wer legt Esther denn flach, du oder ich?? Spuck also keine Flötentöne, denn hier bin ich jetzt eindeutig gefragt!"
Der Psychater runzelte die Stirn und kritzelte eifrig ins Büchlein.
"Nun - äh - Henry, nicht wahr?"
Henry nickte.
"Dann erzählen Sie mal..."

@ Rhea_Gift
 

Ofterdingen

Mitglied
@ Ofterdingen

„Nein, jetzt erzähle erst ich“, sagte Esther, zum Psychiater gewandt. „Es stimmt zwar, dass Henry schon seit Jahren um mich herumschleicht wie die Katze um den Fleischtopf, aber ich habe ihm jedes Mal auf die Finger geklopft, wenn er die Hand nach mir ausstreckte. Und er wäre gern Mister Wichtig, der große Geschäftsmann, aber auch das phantasiert er sich zusammen. Da drüben muss man nur ein bisschen Staub wegblasen, dann sieht man sein Auto: Es ist ein uralter Fiat Panda, und ich frage Sie: Fährt ein Mister Wichtig in so einer Kiste herum? Er arbeitet als kleiner Angestellter des Amts für Zaunkontrolle, und er war wie immer unterwegs, um die Maschenweite der neu aufgestellten Drahtzäune nachzumessen, als er in unsere Geschichte mit hineingeriet. Miriam und ich lachen schon lange über ihn: Bevor wir aus dem Haus gingen, spielte „Jethro“, wie wir ihn nennen, unsere Lieblingsmusik, wir tranken Sekt, machten uns über Henry lustig und Miriam schrieb einen witzigen Text über ihn. Ich sage Ihnen, der Typ ist irre, der sieht sich wirklich so. Zeig doch mal, Miriam!“

Miriam zog ein kleines Heft aus ihrer Gesäßtasche und der Psychiater las: „Henry schnaufte die kleine Anhöhe hinauf und wischte sich von Zeit zu Zeit mit dem Ärmel über sein Gesicht. Heute muss er es ihr sagen, heute. Aber er muss es vorsichtig machen, sehr vorsichtig,…“ – „Hm“, machte der Arzt, als er fertig war. „Wem gehört das Haus nun eigentlich?“

„Natürlich Miriams Eltern.“ – „Und wo sind die?“ – „Noch im Haus, denn nur der Mittelteil ist herabgerutscht. Ihr Vater hat sich in seinem Zimmer eingeschlossen und spielt mit seiner Modelleisenbahn, und die Mutter sitzt jenseits vom Riss in der Küche und zerrupft ihre teuren schwarzen Dessous.“ – „Und beide kümmern sich nicht um den Riss?“ – „Die haben wahrscheinlich noch gar nichts gemerkt, und jetzt muss sich mal wieder Miriam um alles kümmern.“
 

Ofterdingen

Mitglied
Hallo Heidrun,

Die Telekom hat ihr Versprechen bisher nicht gehalten, ich bin immer noch ohne eigenen Zugang zum http://www. Trotz ungeliebtem Internet-Café werde ich jedoch einen Beitrag posten.

„Wäre es nicht einfacher, Ofterdingen lieferte eine kurze Hintergrundstory (oder ein Motiv) und die teilnehmenden Autoren übernähmen jeweils einen Protagonisten und dessen spezifischen Charakter? Den könnten sie kurz vorstellen und nach und nach prägnant ausarbeiten (in eigenen Threads).“

Es ist selbstverständlich möglich, zweigleisig zu fahren: dass man das Patchwork fortsetzt UND eigene Threads ausarbeitet. Da du mich gefragt hast, hier ein paar skizzenhafte Anmerkungen, wie Personen und Handlung gestaltet werden könnten (könnten, nicht müssen):

Miriam (19) ist behütet aufgewachsen und hat sich stets gefügt, was darauf hinauslief, dass sie regelmäßig Opfer brachte und der erwünschten Rolle gerecht zu werden suchte. Sie ist jedoch gleichzeitig ein hübsches und recht selbstbewusstes Mädchen und intelligent genug, um zu merken, dass der Riss tiefer geht als nur durch die Hauswand. Sie wird so darauf gestoßen, über verschiedene Dinge nachzudenken. Mit dem Schulabschluss beginnt für sie ein neuer Lebensabschnitt, eine neue Orientierung wird notwendig.

Ihre kleinbürgerlichen Eltern haben sich bisher im Wesentlichen mit einem akzeptablen bis gefälligen äußeren Anschein begnügt und nicht bemerkt, dass sie sich selber verloren und ihnen ihre Kinder allmählich entglitten sind, Miriam weniger dramatisch als ihr Bruder Erwin, ein geldgieriger, skrupelloser Egoist, der seine Schwester und auch seine Eltern tyrannisiert.

Esther, Miriams Freundin, studiert Verhaltensforschung und ist oft in einem Max-Planck-Institut draußen vor der Stadt, wo sie Schimpansen beobachtet. Dadurch geprägt, hat sie eine nüchterne und illusionslose Art, Menschen einzuschätzen, manche ihrer Gedanken sind jedoch leicht esoterisch gefärbt.

Die beiden Maurer, die geholt werden, um den Riss zu flicken, sind Freunde von Erwin, zwei versoffene Taugenichtse und Tagediebe, die sich, abgesehen von den drei F (Fressen und Saufen, Ficken, Fernsehen), eigentlich für nichts wirklich interessieren.

Als Personal reicht das eigentlich; aber natürlich sind ein paar weitere Figuren denkbar, die jedoch vielleicht besser nicht die Szene beherrschen sollten. Über das Erscheinen des Psychiaters bin ich nicht unbedingt glücklich, aber nun ist er schon mal da. Eigentlich finde ich es wirkungsvoller, wenn das „Normale“ als irre erscheint und das Irre als normal, ohne dass man da immer gleich einen Psychiater dranhängt.

Die Handlung würde ich als Parabel anlegen, in der durch das Eintreten des „Unfassbaren“ eine innere Entwicklung der Charaktere in Gang gesetzt wird, jedenfalls innerhalb der Familie, entweder bei mehreren ihrer Mitglieder oder zumindest bei Miriam. Erzählt wird im Wesentlichen aus der deren Sicht (aber nicht Ich-Erzähler) mit sehr zurückhaltend verwendeten auktorialen Elementen.
 
S

suzah

Gast
hallo ofterdingen,
gute idee!
ich versuche mal weiter zu spinnen:

„aber im moment ist miriam wohl nicht unbedingt in einer verfassung, das notwendige in die wege zu leiten, ich werde ihr wohl helfen müssen, schließlich bin ich ihre freundin, und um diese beiden“, dabei deutete esther auf den flötenspieler und auf henry, "kümmern sie sich am besten!“, wandte sie sich an den psychiater.
dann packte sie miriam am arm und schleppte sie mit sich zum hauseingang auf der anderen seite. die treppe in den 1. stock schien intakt und so gelangten sie unbemerkt in miriams zimmer. miriam ließ sich auf das bett fallen und lachte: „diese blödmänner haben wir abgehängt!“ „so, beeilung miriam, du gehst erst mal unter die dusche und ich mach uns einen espresso“.
in der küche traf sie miriams bruder, der den kühlschrank nach eßbarem inspizierte. „hi, erwin, gut dass ich dich treffe, du wolltest doch immer den mittelteil des hauses nach deinem geschmack umgestalten. ich hab vor kurzem den architekten weidemann kennengelernt, du weißt doch, der das kulturforum entworfen hat, ich hab ihm von dir erzählt, er würde das gern übernehmen. hier ist seine telefonummer.“ erwin guckte überrascht: „das hätte ich dir gar nicht zugetraut, esther, aber super!“ „ja, und schau mal gleich mit deinem vater den mitteltrakt nochmal an, es eilt, der weidemann fliegt morgen nach london“, grinste sie verschmitzt.
nachdem miriam wieder einigermaßen fit war, packte sie auf esthers rat schnell die wichtigsten sachen in einen rucksack und eine reisetasche, dann schlichen die beiden freundinnen aus dem haus, um sich bei esther einzuquartieren.
der psychiater saß mit dem flötenspieler und henry auf einem
holzbalken und redete noch immer auf die beiden ein. auf henrys auto, das inzwischen ziemlich freigeräumt war, achtete niemand. esther schob mit einer schnellen handbewegung den letzten schutt von der kühlerhaube, miriam warf ihren rucksack und tasche hinein und startete den motor.
„nun, die kiste läuft ja wenigstens noch“, freute sich esther, „gut, dass der trottel den zündschlüssel stecken ließ.“

lg suzah
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
geduld,

liebe suzah, wird schon noch werden. die ideen wachsen schließlich nicht auf der wiese.
kichernd grüßt
 
D

Dominik Klama

Gast
Was bisher geschah:

@ofterdingen
An einem der heißesten Tage des letzten Sommers geschah das Unfassbare: Das Haus, in dem Miriam, von Urlauben und gelegentlichen Übernachtungen bei Freundinnen oder Freunden abgesehen, schon fast neunzehn Jahre lang ununterbrochen gewohnt hatte, dieses Haus war eines Tages mitten durchgerissen. Miriam entdeckte es morgens beim Aufwachen, weil ihr im Bett Staub ins Gesicht wehte. Sie stand gleich auf und fuhr zu ihrer Freundin Esther, der sie davon erzählte, und als diese mitkam, um das Unglück in Augenschein zu nehmen, sah das Haus zwar noch aus wie ein einziges, aber beim Näherkommen entdeckten die beiden Mädchen, dass der Riss so breit war, dass Wespen aus und ein flogen und dass die zwei schräg auseinander gerissenen Haushälften fast schon fremd nebeneinander standen.
@Spaetschreiber
„Nun also auch bei dir“, sagte Esther. Miriam nickte: „Ich bin die Letzte.“ „Hast du schon ein Angebot?“, fragte die Freundin aus jenem Nachbarort, dem das alles vielleicht noch bevorstand. „Natürlich“, murmelte Miriam abwesend und steckte ihre Hand durch den Spalt. „Wirst du drauf eingehen?“ „Weiß nicht“, sagte sie. „Vielleicht.“
Das Telefon funktionierte noch und ein Anruf rüttelte gerade am Hörer. Henry war dran und erkundigte sich nach dem letzten Stand der Dinge. Sie müsse sofort das Haus verlassen, schrie er. Miriam legte einfach auf. Wie sie ihn kannte, würde er nach zwanzig Minuten sowieso auftauchen. Henry, der ewige Feigling, parkte sein Auto zweihundert Meter entfernt, drüben bei Weynhold. Weynholds hatten alles schon hinter sich. Schon von Weitem brüllte er sich die Seele aus dem Leib, blieb aber stehen in sicherem Abstand. Die beiden jungen Frauen, deren Hände jetzt durch den Riss passten, winkten ihn heran.
@Heidrun D.
Falls es sich um Winken tatsächlich handelte. Vor allem die gestreckten Mittelfinger an den reizenden Mädchenhänden fielen Henry störend ins Auge. Allmählich wurde er leiser.
Esther und Miriam konnten der bizarren Situation offenbar auch gute Seiten abgewinnen. Einen Sims, den der Riss hatten stehen lassen, funktionierten sie anscheinend zu einer formschönen Steinbar um und stellten dort wohl auch schon kalte Getränke bereit.
Dann war da plötzlich auch noch dieser aufdringliche Musiker, ein Unikum aus der Nachbarschaft, das, stets auf einem dürren Bein balancierend, das Dorf mit angegammelten Hits von Jethro Tull zu malträtieren pflegte. Trotz den spitzen Schuhen und dem bunten Röckchen, das er heute wieder trug, zitterte die Querflöte in seinen Händen nicht einen Augenblick. Miriam und Esther tranken und lachten und klatschen in die Hände, als sei Classic Rock ihr erklärtes Lieblingsgenre. Naturgemäß, erkannte Henry und sagte es sich jetzt mit kalter Entschiedenheit, naturgemäß kann dieser fröhliche Volksauflauf im Angesicht so einer Menschheitskatastrophe nicht von wirklicher Dauer sein.
@Spaetschreiber
Von Zeit zu Zeit das Gesicht am Ärmel abwischend schnaufte er die Anhöhe hinauf. Heute musste er es sagen, heute. Aber man musste behutsam vorgehen, äußerst behutsam. Schließlich ging es um Millionen. Den Bericht des Deutschen Regionalverbands Seismisches Netz konnte man nicht länger fernhalten von der Öffentlichkeit. Wenn diese Esther mitkriegen würde, wie die Sache stand, alle Fakten endlich kennen würde, hätte sie ausreichend Stoff, das Sommerloch bei ihrem Revolverblatt zu stopfen.
Vor zehn Jahren war die ganze Sache schon einmal aufgekocht, es hatte Henry nicht wenig Mühe gekostet, die Wogen wieder zu glätten und aus dem Fokus der Medienlandschaft zu bringen. Das Konsortium, das die alten Bergwerke verwaltete, vertraute ihm jetzt. Zwei Millionen Bestechungsgeld hatte er den wichtigsten Meinungsmachern zugeschoben, meist in Form von Sachleistungen wie Nutten. Dass aber ausgerechnet Miriam, vielleicht ein wenig jung für ihn, aber der Traum seiner schlaflosen Nächte, nun auch noch drankam, die Letzte in der Reihe der Hausbewohner und Grundstücksbesitzer, lag ihm wie ein Stein auf der schwarzen Seele. Heute muss sie den Kaufvertrag unterschreiben, heute, dachte er schwitzend und den Mädchen möglichst unbeschwert zunickend.
Aber dann diese blöde Esther, diese Praktikantin vom Boulevardblatt in Köln. Die hatte ihm gerade gefehlt. Die konnte die Klappe nicht halten, schon wegen dem erhofften Karriereeinstieg nicht.
Details, Kaufsummen, Vertragsklauseln dürften niemals an die Öffentlichkeit dringen. Er wusste es selbst, war aber unmissverständlich gewarnt worden. In den Nachbarorten würden sich die Entschädigungen vervierfachen. Es ging auch um sein Geld, um seine Provision.
Ein Blick genügte und ihm standen die Haare zu Berge. Der Riss im Haus war inzwischen weit über zwanzig Zentimeter breit und die holde Weiblichkeit hatte nichts anderes zu tun, als ihm zur Begrüßung eine leere Flasche Sekt vor die Füße zu kegeln. Die betranken sich ja. Okay, dachte er, vielleicht macht es die Sache auch leichter. Aus dem Radio brüllte ein Engländer „Too old to rock’n’roll too young to die“ und dazu trillerte der Querflötblödheini sich eins. Wenn der wüsste.
@Rhea_Gift
„Guck mal“, lachte Esther, „wie Henry wieder schnauft!“ „Ja“, kicherte Miriam, „das unfreiwillige Unheil kommt. Das ist doch nicht normal. Ich hab irgendwie das Gefühl, das ist kein Zufall. Nur: Wie kriegen die das hin, die Häuser zerplatzen zu lassen? Da steckt doch irgendeine Immobilienfirma dahinter. Du, ich will hier weg. Wie mach ich das dem Henry nur klar?“
Esther hickste. „Hmpf, klingt mir zu sehr nach Verschwörung. Ist sicher nur ne Störung im Boden oder so was. Das Mauerwerk ist halt grob. Er ja auch.“ Und sie schüttete sich aus vor Lachen, verschluckte sich und begann schrecklich zu husten.
„Ist ne verdammt große Störung. Müsste das nicht in deiner Zeitung stehen, wenn’s so wäre?“, kicherte Miriam.
„Stimmt.“ Esther nickte.
„Weißt du, was ich glaube?“, nuschelte Miriam träge von der schwirrenden Hitze.
„Nö, sag!“
„Das ist’n Traum. Oder ich lieg auf ner Freud-Couch unter Hypnose und sehe mein Ich-Haus gespalten. Um mich rum immer nur Wespen, summ summ, tu dies, tu das. All die emsigen Einflüsterer. Das ist genau der Grund, warum der Henry seit fünf Minuten um uns rumzappelt, aber keinen anständigen Satz rausbekommt. Er summt, er ist ne Wespe. Du etwa auch?“
„Euer Haus ist hin, da gibt’s kein Vorbeigucken“, mahnte Esther lakonisch. „Summ, summ, summ!“, lachte Miriam erst richtig los. „Na, du bist also die Wogenglättung. Dich gibt’s gar nicht. Du bist ne Stimme in meinem Kopf. Wie wohl tuend, endlich klar zu sehen.“ Esther starrte sie an.
„Miriam, du trinkst jetzt nichts mehr. Trinkt man den Sekt von seinen Eltern weg, wenn das Haus der Familie in Flammen steht? Ich mein, im Staub versinkt. Oder zumindest entzwei gerissen wird.“
„Haha, damit hast du dich verraten!“ Miriam stierte Esther böse an. „Mama! Ja, genau. Mama! Mama, Mama!“, lallte sie mit der Stimme einer Vierjährigen.
Esther wollte etwas sagen, aber da waren wirklich viele Wespen um sie.
@suzah
Und es waren nicht nur Wespen, die herausflogen aus dem klaffenden Spalt. „Iih, Mäuse!“ schrie Esther, zog die Beine hoch und stemmte ihre Sohlen gegen die der Steinbar gegenüber liegende, nun gut fünfzig Zentimeter weggerückte Bruchkante. Miriam lachte schrill. Eine vielköpfige Mäusefamilie verließ tiefer unten das sinkende Schiff und die Mauer bewegte sich.
„Wer ist hier betrunken, du oder ich?“, lallte Miriam auf ihren schwankenden Beinen. „Hilfe, ich rutsche! Halt mich mal!“ Unter ihren Füßen rutschte der Boden weg.
Aber Esther war eine Stimme in ihrem Kopf, eine Wespe im Gemäuer, summ summ, eine Wogenglätterin genau wie ihre Mutter. Halten konnte die nichts, wenn man zu Boden plumpste. Der Spalt wurde immer breiter, der Riss in ihrem Leben tiefer. „Jetzt haben wir richtig Platz zum Feiern!“, schrie sie hysterisch vor Freude, da, plumm!, pack! klatschte sie auf den unter ihr sich alleine zu helfen suchenden Henry, rammte ihm die Sektflasche, aber es war jetzt nur noch der Hals davon, eine schwankende Mauer hatte sie geköpft, versehentlich in den wabbeligen Unterleib. Henry, der sie eher spöttisch als verletzt zu betrachten schien und kein Wort sagte, immer noch nicht, fiel mit dem Kopf nach hinten und kam wie ein Bobschlitten, auf dem sie nun lag, ins Rutschen und in rasende Fahrt hinein. Das Glas in ihrer Hand war voller Blut, das wurde immer mehr. Sie wusste nicht, war es ihres, war es seines. Miriam schwamm, auf Henrys Bauch liegend, wie auf einer gewaltigen Woge nach unten.
Sie wurde mitgezogen und ritt, während sie sich an dieses Stück Flasche krallte wie an einen Lebensrettungsnippel, auf Henry und auf all dem Dreck, dieser Explosion aus Steinen und Sand, wie auf einer Lawine den Hügel abwärts, wo alles, Miriam, der gepfählte Henry und diese ganze Schmutzflut alsbald Henrys Auto unter sich begrub und zerdrückte.
Der Musikclown stand traumverloren im Gras und pustete den Staub von seiner gleißenden Flöte.“
@flammarion
Aber dieser Staub war der Staub des Morgens, war der zauberhaft heimliche Staub aus ihrem Bett. So schwer, so eindringend! Einfach wegpusten ließ sich so etwas nicht mehr. Schon fühlte der Flötist sich andeutungsweise zerrissen, nein, sehr zerrissen, zerrissen wie das Haus, das von oben auf dem Hügel hämisch herabgrinste aus einem toten, schimmelstinkenden Maul. Schon sah sie, das war ja eine gespaltene Persönlichkeit, dieser harmlose Kinderschreck im langen Mantel. Auf jeden Fall, sie wusste das einfach, würde er in nur ein paar Wochen noch diese total gespaltene Persönlichkeit unausweichlich sein, ein weiteres Psychowrack in dieser von Rhine-Brown ausgeschlachteten Landschaft.
@ Rhea_Gift
Jetzt, wo alles in Schutt und Asche lag, war Streiten natürlich nicht gerade konstruktiv. So sagte es zumindest der Psychiater aus Jülich, Esther kannte ihn von einem Zeitungstermin, der plötzlich, still in sich hineinlächelnd, hinter einer schrägen Hausecke hervorgekommen und den Hügel hinab auf den Fötenvirtuosen zugegangen war. Esther stand wie eine tränenerstickte Waise zwischen den hohlen Zähnen des irgendwie schon beinah gefräßig aussehenden Hauses, mit dem auch Miriams Kindheit nun wohl endgültig zerbrochen war. Sie schien nichts mehr wahrzunehmen, was um sie her vor sich ging.
Henry, den die Schlittenfahrt eher in einen Taumel der Lust als in die Nähe des Todes versetzt zu haben schien, versuchte sich zu beruhigen und die Krawatte wieder richtig zu binden. Schonend mühte er sich auch, Miriam endlich auf die Bergwerksintrige hinzuweisen, behutsam, wenn das jetzt überhaupt noch ginge.
Miriam glotzte nur dumm und lachte nun auch schon wieder ebenso dumm aus vollem Hals. „In unserem Unterbau ist alles supi. Hör auf zu faseln! Haste das immer noch nicht kapiert? Ein neuer Überbau soll uns übergestülpt werden. Ich sage dir, das ist ne Vernunftsimmobilienintrige.“
„Mensch Mädel“, quengelte unwillig der Rattenfänger in seinem rot-grün-roten Röckchen. „Hör doch mal hin, wenn der Psych was sagt! Er sprach von Verschüttetem, das geheime Truppen aus der Tiefen buddeln. Wenn das erst mal an die Luft kommt: Prost Mahlzeit!
„Darauf ist unser Augenmerk nun zu richten!“, krakeelte Esther, die sich von der Steinbar nicht lösen zu können schien, tatsächlich hielt sie auch schon wieder eine Sektflöte in der Hand, nippte jetzt davon, von oben, vom zerrissenen Haus herunter, in die Runde hinein. „Mein Blatt wird alles, aber auch alles brutalst möglich aufklären. Darauf gebe ich euch mein Ehrenwort.“
Der Ian Anderson schaltete sich ein: „Ähm, also. Wenn ich auch mal was sagen dürfte: Haltet den Rand! Hier geht's um mich!“ Das Letzte schrie er mit einer Kraft, die man seinem zierlichen Leib nicht zugetraut hätte. „Mein Haus ist zusammengestürzt, während ihr Party gemacht habt. Danke, vielen, vielen Dank auch!“
Der Psychiater fragte: „Mit wem sprechen Sie jetzt gerade? Das klang ja nach einer ganzen Gruppe.“ Sofort schrieb er sich etwas in einem Notizbuch auf.
„Wie meinen?“
„Schon mal was gehört von multipler Persönlichkeitsstruktur?“
„Äh, nee.“
„Nun, wie es aussieht, sind Sie nicht nur gespalten in zwei Personen, sondern multipel.“
„Ich bin nicht gespalten. Die zwei Weiber haben mein Haus kaputt gemacht! Verstehen Sie das nicht? Oder wollen Sie nicht?“
„Sie werden zugeben, dass außer uns beiden niemand hier ist.“
„Was? Sehen Sie doch hin! Die Eine tanzt in den Trümmern meines Heims. Die Andre wälzt sich im Dreck mit dem Fetten!
„Halluziniert“, notierte der Psychiater.
„Wie?“
„Sagen Sie, war es nicht eigentlich das Heim von der jungen Dame, die Sie da unten tatsächlich zutreffend erkannt haben, wie ich konstatiere, beziehungsweise gehört es nicht überhaupt deren Eltern?“
„Hah! Das behauptet sie gern. Meine kleine Hausbesetzerin. Wissen Sie, ich fasse es schon lange als unser gemeinsames Haus auf, in dem unsere Kinder mal groß werden. Ach, ich liebe sie höchst wahrscheinlich wie ich noch nie geliebt habe im Leben. Ich kann ihr auch das noch verzeihen, nehme ich an. Aber, was soll denn nun werden? Das Haus muss doch gerichtet werden!“
„Dependent, imaginierte Freundin“, schrieb der Psychiater.
„Wie?“
„Haben Sie etwas, das ganz Ihnen gehört und nur Ihnen allein?“
„Na ja. Meine Flöte. Aber, an die lass ich Sie nicht ran.“
„Flöte, aha. Das kann ja heiter werden. Haben Sie fest umrissene Vorstellungen, was das Sexualleben angeht mit der künftigen Mutter ihrer Kinder?“
„Na, das ist jetzt aber persönlich!“
„Haben Sie Vertrauen! Alles Gesagte bleibt hier in diesem Buch.“
„Nun...“ Henry, schwitzend in seinem zerrissenen Anzug, blutend und mit Erde verklebt von den Augenwinkeln bis zu den Wildlederschuhen, hatte sich aufgerappelt, herangeschlichen, eine Weile verstört zugehört und zögerte nun nicht, sich einzumischen in das Beratungsgespräch, dessen Abzahlungsmodalitäten auch noch gar nicht erörtert worden waren.
„Hey!“, schnarrte der Querflötist, „mich hat er gefragt, Henry!“
„Sexualleben, du und Miriam! Spuck keine Flötentöne! Hast du nicht gesehen, wie sie sich mir gerade eben hingegeben hat, obwohl alle Welt zusehen konnte?“
Der Psychiater runzelte die Stirn und kritzelte ins Büchlein. „Nun, äh, Henry, nicht wahr?“ Henry nickte.
[Über das Erscheinen des Psychiaters war er nicht unbedingt glücklich. Aber nun war er schon mal da. Eigentlich fand er wirkungsvoller, wenn das Normale irre erschien und das Irre normal. Einen Psychiater hätte man da gar nicht immer gleich dranhängen brauchen.]
„Dann erzählen Sie mal.“
@ Ofterdingen
„Nein, jetzt erzähle erst ich“, sagte Miriam, die alles heil überstanden hatte und auch wesentlich reiner und jungfräulicher wirkte als Henry mit ihrem „Pink!“-T-Shirt und mit dem goldenen Gürtelgeflecht unterhalb ihres frei liegenden Bauchnabelpiercings. „Es stimmt zwar, dass Henry seit zehn Jahren um mich herumschleicht wie die Katze um den Fleischtopf, aber ich habe ihm immer auf die Finger geklopft, wenn er sie ausstreckte.“
„Nicht, dass Sie jetzt was Falsches denken“, ging Henry dazwischen, „ich bin ihr Firmpate, ich habe mich immer um das Mädel gekümmert, seit ihre Eltern sie vernachlässigen.“
„Und er wär gern Mister Wichtig. Der große Geschäftsmann, der Strohmann für die Bosse, denen hier die Gegend gehört. Da drüben sieht man sein Auto, was von seinem Auto noch übrig ist. Das war mal ein uralter Fiat Panda. Fährt Mister Wichtig in so einer Kiste?“
„Miriam, du hast einen Schock“, sagte Henry, aber niemand achtete auf ihn.
„Er arbeitet als kleiner Angestellter im Amt für Zaunkontrolle. Er war bestimmt wieder unterwegs, um die Maschenweite der neuen Tagebauzäune nachzumessen, als er in diese Geschichte mit reingeriet. Esther und ich lachen schon über ihn. Vorhin lagen wir zusammen im Bett, weil sie heute hier übernachtet hat, weil wir gestern so gefeiert haben, weil so ein großer Tag war in unserem Leben, weil ich mich gestern Abend verlobt habe, weil ich diesen Jungen kenne, den meine Eltern nicht sehen wollen.
[Miriam (19) war behütet aufgewachsen und hatte sich stets gefügt, was darauf hinauslief, dass sie oft Opfer brachte und der erwünschten Rolle gerecht zu werden suchte. Sie war jedoch ein gleichzeitig hübsches und recht selbstbewusstes Mädchen, intelligent genug, um zu merken, dass der Riss tiefer ging als nur durch die Hauswand. Mit ihm wurde sie aber darauf gestoßen, nachzudenken über verschiedene Dinge. Mit dem Schulabschluss und ihrem Freund, einem geheimnisvollen androgynen Ausländer, würde für sie ein neuer Lebensabschnitt beginnen und wahrscheinlich auch eine Art von neuer Orientierung notwendig werden.]
Wir lagen sogar zu dritt in meinem Zimmer, aber Costa muss immer weg, bevor es hell wird. Wir hatten noch den Kühler mit der angebrochenen Flasche von heut Nacht im Eisschrank. Das sollte unser Sektfrühstück werden, von Esther und mir. Wir liegen also da, noch im Halbschlaf und es weht so eine merkwürdiges Lüftchen und es rieselt und ich höre, wie Jethro, so nennen wir ihn, unser Lied spielt, „Atem der Lokomotive“, ein Klassiker. Ich schlag also die Augen auf. Da ist das Haus entzwei und ich seh durch den Spalt, wie Henry kommt und schwitzt und so diese spitzigen Zähne, die er hat, bleckt. Ich sage Ihnen, der Typ ist irre! Esther hat sogar einen kleinen Zehnzeiler über ihn geschrieben. Passen Sie auf!“
[Esther, Miriams Freundin, arbeitete in der Redaktion von „Presto!“, einer der bestverkaufenden Boulevardzeitungen Deutschlands, beim Kölner Schneekoppe-Verlag angesiedelt, der sich auch stark im Internet engagierte, um den Kontakt zur kaufkräftigen jungen Medienverbrauchergruppe nicht zu verlieren. Miriam, ihre Mutter stammte aus Rumänien, ihr Vater verkaufte Curry-Wurst, wollte irgendwann mal ein nach ihr benanntes TV-Format haben, egal um welchen Preis. Vorerst war sie aber nicht mehr als eine ausgebeutete Dreimonatspraktikantin, ansonsten arbeitslos nach miserablem Abitur. Deswegen behauptete sie gerne, sie würde Verhaltensforschung studieren und im Max-Planck-Institut in Bergheim mit Schimpansen arbeiten. In Wahrheit hatte sie diese seit frühester Kindheit im Kölner Zoo beobachtet und sich so eine nüchterne, illusionslose Art, Menschen einzuschätzen, angeeignet, die sie im Journalismus vielleicht nach oben bringen konnte. Dennoch war sie auch stark esoterisch eingefärbt, heimlich auch etwas lesbisch und in Miriam einigermaßen verschossen.]
Miriam zog einen Block aus der Gesäßtasche und las dem Psychiater vor: „Henry schnauft die Anhöhe hinauf und wischt sich von Zeit zu Zeit den Schweiß aus den Augen. Heute muss er es ihr sagen, heute. Aber er muss es sehr behutsam machen. Sie ist noch ein halbes Kind. Leider unter dem Einfluss dieser knallharten Investigativjournalistin von Kölns meist gelesener Zeitung. Mit den üblichen Lügen schwacher Männer kommt er dieses Mal nicht durch, Henry weiß das.“
„Hm“, machte der Arzt. „Und wem gehört nun eigentlich das Haus?“
„Natürlich Miriams Eltern.“
„Und wo sind die?“
„Noch im Haus!“ Miriam schaute sie der Reihe nach an, als hätte sie es mit Zurückgebliebenen zu tun. „Ist doch nur das kleine Teil da in der Mitte zur Hölle gefahren. Die Hälften rechts und links sind ja supi intakt. Sieht man doch! Mein Vater hat sich in seinem Zimmer eingeschlossen und spielt mit der Modelleisenbahn.“
„Modelleisenbahn, eigenes Vaterzimmer“, schrieb der Seelendoktor ins Heft.
[Ihre kleinbürgerlichen Eltern hatten sich im Wesentlichen bisher mit einem akzeptablen bis gefälligen äußeren Anschein begnügt und nicht bemerkt, dass sie sich selber verloren hatten und ihnen ihre Kinder allmählich entglitten waren. Miriam weniger dramatisch als ihr Bruder Erwin, ein geldgieriger, skrupelloser Egoist, der seine Schwester und seine Eltern tyrannisierte.]
„Und Mama ist in der anderen Seite und rupft ihre schwarzen Dessous.“
„Und beide kümmern sich nicht um den Riss?“ Die Männer kapierten wieder mal gar nichts. Der Psychoonkel, Henry, der Geiger, also früher war er mal Okko, der Geiger gewesen, alle starrten sie an wie ein kleines Kind, das Hilfe brauchte.
„Die haben wahrscheinlich noch gar nichts gemerkt. Aber Esther kümmert sich schon um sie. Oder ich, obwohl ich noch sauer von gestern Abend bin auf meine beiden Erzeuger.“
@suzah
„Aber im Moment ist Esther wohl nicht in einer Verfassung, das Notwendige in die Wege zu leiten. Ich werde ihr wohl helfen müssen. Schließlich bin ich ihre Freundin. Und um diese beiden“, dabei deutete Esther auf Jethro und Henry, „kümmern Sie sich am besten mal!“, wandte sie sich an den Psychiater.
Dann packte sie Esther am Arm und schleppte sie mit sich zum Hauseingang. Die Treppe zum ersten Stock schien intakt. So gelangten sie unbemerkt ins Gästezimmer. Esther ließ sich aufs Bett fallen und lachte. „Die Blödmänner haben wir abgehängt!“ „Beeilung Esther, du gehst erst mal unter die Dusche und schrubbst dir den merkwürdigen Staub ab. Klebt richtig fest an dir. Ich mach uns einen Espresso. Komm in die Küche! Zieh dir was hier ausm Schrank an! Alte Sachen von meinen Eltern. Ist ja nicht für lang.“
In der Küche traf sie Erwin, ihren Bruder, der den Kühlschrank nach Essbarem durchwühlte. „Hoi, Erwin, gut dass ich dich treffe! Du wolltest den Mittelteil vom Haus doch immer schon umgestalten. Ich hab vor kurzem den Architekten Weidemann kennen gelernt. Der das Kulturforum entworfen hat, der Pritzker-Preisträger. Ich hab ihm von dir erzählt. Er interessiert sich für dein Projekt. Hier ist seine Nummer.“ Erwin guckte überrascht. „Hätte ich dir gar nicht zugetraut, Bitch. Super!“ „Und schau, ob du den Paps in die Gänge kriegst. Unser Haus steht offen in den Himmel hinein. Und Paps dreht am Trafo! Der Weidemann fliegt morgen nach London. Könntet ihn heut noch anrufen“, grinste sie verschmitzt.
Der Psychiater saß mit Jethro, der Flöte, und Henry auf einem Holzbalken und redete immer noch. Auf Henrys Auto achtete niemand. Aber es war ja auch nur noch ein Haufen Schutt. Henry würde irgendwann auch dieser Tatsache ins Gesicht sehen müssen.
Miriam griff durch die Kühlhaube hinein in die Trümmer, der Schlüssel steckte noch, war aber abgebrochen. „Die Kiste ist hinüber“, sagte sie. „Du schläfst heute noch mal hier. Costa kommt so gegen halb eins, hat er gesagt.“
 
D

Dominik Klama

Gast
Die schwarzen Männer

@Dominik_Klama
„Miri?“ Esther schien sich nicht recht zu trauen.
„Weißt du eigentlich, was deine Eltern für komisches Zeug in dem Schrank haben? Und dann diese viele schwarze Unterwäsche. Die Hälfte davon in extremer Übergröße. Wer trägt das denn? Deine Mutter doch nicht!“
Miriam strich ihr mit der Hand zärtlich über die Backe. „Ach, Esther“, sagte sie versonnen. „Du kannst dir nicht vorstellen, was in diesem Haus für komische Sachen passiert sind, als ich ein Kind war. Aber jetzt ist alles gut. Jetzt gehen wir hier weg. Costa holt mich hier raus. Und du natürlich. Na? Was meinst Du?“ Sie deutete einen Kuss auf Esthers Lippen mehr an, als sie ihn wirklich gab. Esther fuhr verwirrt zurück.
„Aber wir können das Haus doch nicht den Männern überlassen“, stammelte Esther. „Du weißt doch, was dein Bruder für komische Freunde hat. [Die beiden Maurer, die vielleicht bald schon geholt werden würden, um den Riss zu flicken, waren Freunde von Erwin, zwei versoffene Taugenichtse und Tagediebe, die sich, abgesehen von den drei Fs Fressen, Ficken, Fernsehen, eigentlich für nichts interessierten.] Weißt du was? Wenn sich niemand findet, machen wir beide das eben allein. Falls du mit meiner Qualität zufrieden bist natürlich. Ich habe schon mal vor Jahren so etwas gemacht.“
„Ich weiß aber, dass es schwer wird mit der Skelettierung.“
„Willst du jemanden ausbeinen oder was, Miri?“
„Die Skelettierung vom Haus, das hat doch ein statisches Skelett. Costa kann uns vielleicht helfen. Der kennt sich gut aus in allem.“
„Miri, sei mir nicht bös, aber Costa kennt sich womöglich etwas zu gut aus in allem, weißt du das? Heute Morgen, bevor er weg ist, hat er mir gesagt, ich soll gut auf seine schlanke Rose Acht geben, aber sie nicht brechen. Und dann so etwas: Seele, bist du nun erwacht? Ich wusste nicht, was das heißen soll. Es wird einen Sprung geben, einen Sprung, sagt er. Aber nur die Männer und ihre Autos werden zu Schaden kommen, sagt er. Und lächelt so komisch. Ich konnt dir das nicht erzählen, ich dachte, er schnappt über oder hat was genommen.“
„Das ist Käse, meine Liebe!“, lachte Miriam. „Ich muss so lachen, denn ein Riss im Haus ist einfach inspirierend. Aber Costa hat damit nichts zu tun. Das kommt von Rhine-Brown oder von den Immobilienvernünftigen.“
„Er hat ja Hände wie wir Mädchen“, sagte Esther, „der kann uns bei den Skeletten bestimmt auch nicht helfen. Eher schon dein beschränkter Bruder. Oder kommt jetzt so was wie: Die Geister die ich rief?“
Genau in diesem Moment kam Erich ins Zimmer gestürzt, rot vor Zorn. „Da kramt doch wieder jeder für sich selbst herum! Und hier sind die, die eventuell das Ganze nur als puren Spaß betrachten. Ich kenne einige Endlosstorys, aber was mir dein Weidemann grad aufs Handy gelabert hat, ist der Gipfel. Sagt, er stellt sich das Haus als Open Forum vor. Für die Energien des Himmels. Ist ja nicht alltäglich, dass ein Haus sich zerteilt. Wir sollten es auf lassen nach oben, nur die Bruchkanten verglasen. Am Ende bestimmt ein dolles Ding. Laber, laber... Miriam! Weißt du, was das kostet? Könnte auch sein, dass Weynhold und die Mods irgendwann wegen dem verschwendeten Platz insistieren.“
„Du, mein Lieber, bist natürlich der Chef und musst alles besser wissen“, sagte Miriam. „Und was weißt du besser?“
„Ich weiß zum Beispiel, dass du heute Nachmittag auf diesem fetten Grabscher, diesem Onkel Henry rumgeschaukelt hast wie auf einem Wasserbett, heut Nacht in deinem Bett aber ganz jemand anderes gelegen hat.“
„Man soll keine Dummheit zweimal begehen, die Auswahl ist schließlich groß genug. Manchmal lässt es sich dann nicht vermeiden, dass man Anstoß erregt.“
„Versprochen. auch ich werde mir demnächst einige Gedanken machen“, blaffte Erwin, „und dann mit feinen Pointen hier noch mal aufgaloppieren. Aber jetzt müssen wir unseren Alten dazu bringen, dass er anfängt, mit mir zusammen paar Stützen einzuklemmen, sonst bricht hier das Haus zusammen, noch bevor der Kasper die Gretel heiratet.“
„Das Skelett“, sagte Esther mit betontem Grufti-Pathos.
Er sah sie erstaunt an. „Das war wohl nix. Ihr wisst ja; die Ideen wachsen schließlich nicht auf der Wiese. Da schwärt schon lange was im Untergrund. Das kommt jetzt hoch. Ich bessere noch eine Kleinigkeit nach an dem Haus, damit es heute noch hält. Okay? Hab ich eure Zustimmung? Aber im Endeffekt sind wir geliefert. Wir müssen weg hier.“
„Nicht böse sein! Brüderlein!“, spottete Miriam. „Wird schon noch werden.“
„Sind euch zwei eigentlich schon mal die Typen mit den schwarzen Audis aufgefallen, ja“, fragte er. „Die überhaupt nur Schwarz am Leib haben. Und schwarze RayBans und Ferngläser. Und schwarz lackierte Fingernägel. Habt ihr so einen hier schon mal gesehen? Ich nämlich.“
„Inzwischen hab ich auch ein wenig Herzklopfen, ob wir das alles hinkriegen, Miri“, sagte Esther. „So komische Männer in schwarzen Autos sind in letzter Zeit wirklich oft hier durchgekommen. Haben mich nach dem Weg gefragt, wenn ich zu dir geradelt bin.“
„Und der Chef vom Ganzen ist ein gewisser Costa, ein ganz junger Spund mit eingefallenen Wangen und einem Stock mit Knauf in der Hand.“
„Nein!“, fuhr Miriam auf.
„Und sie zittert, und sie lacht allen Himmelssternen zu, wenn sie von ihm hört. Das ist von Hermann Hesse, dem Pritzker-Preisträger. Ich hab auch Bildung, Schwesterlein!“
Über der fetten schwarzen Erde, die in großen Schollen frisch aufgeworfen war von den Pflügen, stieg nachtklamme Feuchtigkeit empor. Die roten Signallichter der benachbarten Kühltürme erkannte man noch einwandfrei, aber unten, ganz dicht über Äckern, auf denen Zehntausende von schwarzen Vögeln nun ihr abendliches Würmermahl begannen, wurden die weißen Schleier zu einem undurchdringlichen Leichentuch des Nicht-mehr-Seins.
Die Mutter kam herein. Sie hatte ihre gesamte Leibwäsche zu Stringtangas zerfleddert, was sie ihren beiden Kindern jetzt vorführen wollte. Der Vater kam herein: „Kriegt man heut eigentlich irgendwann noch mal was zu essen? Erwin, wirf ein Schnitzel in die Friteuse! Deine Schwester hat ja einen Gast, um den sie sich zuerst kümmern muss.“
„Ich kann heut nicht kochen“, maulte Erwin. „Ich hab mir die Rührhand verstaucht und auch das Frittierfett ist braun und ranzig.“
„Nur ein mittelmäßiger Literat ist immer in Höchstform“, klärte ihn der Vater auf, ein emeritierter Englischpauker.
„Und wisst ihr, heute Abend kommt noch ein weiterer Gast“, rief Miriam ganz aufgedreht, überlaut und mit geradezu schreckverzerrtem Gesicht.
„So. Wer denn?“, fragte die Mutter, giftig wie gewöhnlich.
 

nachtvogel

Mitglied
Ich hoffe, dass ich hier jetzt mit meinem Vorschlag für die Fortsetzung Deines Anfangs richtig bin. LG Nachtvogel


An einem der heißesten Tage des letzten Sommers geschah das Unfassbare: Das Haus, in dem Miriam, von Urlauben und gelegentlichen Übernachtungen bei Freundinnen oder Freunden abgesehen, schon fast neunzehn Jahre lang ununterbrochen gewohnt hatte, dieses Haus war eines Tages mitten
durchgerissen. Miriam entdeckte es morgens beim Aufwachen, weil ihr im Bett Staub ins Gesicht wehte. Sie stand gleich auf und fuhr zu ihrer Freundin Esther, der sie davon erzählte, und als diese mitkam, um das Unglück in Augenschein zu nehmen, sah das Haus zwar noch aus wie ein einziges, aber beim Näherkommen entdeckten die beiden Mädchen doch, dass der Riss so breit war, dass Wespen aus und einflogen und dass die zwei schräg auseinander gerissenen Haushälften fast schon fremd nebeneinander standen.


„Das ist ein klarer Fall von Vernachlässigung.“ sagte Esther nach einem ersten Rundblick. „Aber nein!“, entrüstet sah Miriam die Freundin an, die jetzt breitbeinig und mit verschränkten Armen dastand. „Meine Eltern haben erst letztes Jahr mehr als 10.000 Euro in Reparaturmaßnahmen gesteckt.!“ „Das meine ich nicht.“, gelassen wehrte Esther ab. „Ich spreche von seelischer Vernachlässigung. Wann habt ihr zum Beispiel dem Haus das letzte Mal gesagt, wie gerne ihr in ihm wohnt?“ „Das meinst du nicht im Ernst?“ Miriam schaute ziemlich ungläubig auf die Sprecherin, die immer noch selbstbewusst vor ihr stand. „Doch! Meine Großmutter hat mir manchmal von der sensiblen Natur ihres Hauses erzählt. Immer wenn ich bei ihr an der See war und nachts nicht schlafen konnte, weil die Fensterläden so klapperten und ich Angst hatte, dass dies die Meerhexe oder einfach nur Diebe und Räuber seien, die versuchten, bei uns einzusteigen, dann beruhigte sie mich. „Weißt du, mein Kind,“, pflegte sie zu sagen, „das ist nur das alte Haus, das sich beim Wind wegen schlechter Behandlung beklagt. Vielleicht ist das Haus so empfindlich, weil ich gestern mit dem Kamin geschimpft habe, da er schon wieder schlecht zieht. Es kann aber auch die Treppe sein, der ich vorgeworfen habe, dass sie für meine alten Beine zu steil sei. Ja, und nun klappert das Haus dem Wind eins vor – und dies umso mehr, je älter es wird.“
„Wo warst du eigentlich die letzten 8 Wochen?“ Miriam wechselte scheinbar das Thema, sah aber die Freundin mit leicht aufgerissenen Augen an. In ihrer Stimme schwang unüberhörbar Mitleid mit. „Ach, das habe ich Dir noch nicht gesagt? Ich war in einem Haus, in dem lauter Genies, du weißt schon, ungewöhnlich kluge Menschen wohnen, jeder nur für ein paar Wochen allerdings. Wir haben dort unser Wissen ausgetauscht, uns besprochen … Dort wäre ich unter Meinesgleichen, hat Dr. Wolff, mein Arzt gesagt. Vielleicht ziehe ich demnächst etwas länger dahin.“„Komm, ich bringe Dich wieder nach Hause.“ Miriam zog die Kranke zu ihrem Auto, die angefangen hatte, leise zu flüstern.: "Armes Haus. Keiner spricht mit dir, genauso wie keiner mit mir.“

Wochen später besuchte Miriam Esther in dem großen hohen Gebäude, in dem es nur Menschen gab, die als Vordenker für große Ideen und für großartige Visionen aufgefallen waren. "Ja, hier wird sich Esther wohlfühlen.“, dachte Miriam bevor sie ihrer Freundin die ganze wahre Geschichte von der Teilung ihres Hauses erzählte: Beim Aufreißen der Asphaltdecke ihrer Straße wären große Hohlräume unter der Straßendecke entdeckt worden. Wahrscheinlich gäbe es auch solche Löcher unter dem einen oder anderen Gebäude. „In so ein Loch unter unserem Haus kann etwas Erde hinein gerutscht und dadurch eine Haushälfte etwas tiefer gesackt sein.“ Miriam versuchte Esther zu überzeugen. „Wegen der Spannungen zwischen den zwei Haushälften kann es anschließend dann zu diesem Riss gekommen sein.“ Miriam glaubte an diese Erklärung, das verriet ihre Stimme und die Mimik ihres Gesichts.
Jetzt sah Esther ihre Besucherin nachdenklich an. Trauer schwang in ihrer Stimme mit als sie leise fragte: „Das ist nicht dein Ernst, Miriam?“
 

Ofterdingen

Mitglied
Zwischenbemerkung:

Ein Amerikaner sagte mal, die Intelligenz einer Gruppe sei der Intelligenzquotient des Dümmsten geteilt durch die Anzahl der Gruppenmitglieder. Diese lose Meinung bestätigt sich hier nicht. Intelligenz und Phantasie sind da, Kooperationswille eigentlich auch, und wenn manches ein wenig knirscht, dann ist das eben wie im wirklichen Leben. Mir hat es übrigens (Und dies ist keine Anbiederei!) sehr gefallen, Dominik, wie du überall Rädchen und andere Metallteile aufgesammelt, alles geölt und hübsch zusammengefügt hast.

Wie wäre es, Nachtvogel, wenn du unter „Schreibaufgabe“ deinen eigenen Ordner (Thread) mit dem Titel „Der Riss“ aufmachst? Du rollst ja hier die Geschichte von Anfang an neu auf und ich würde gern lesen, wie du sie fortsetzt (und da bin ich mit Sicherheit nicht der Einzige). Es wäre jedenfalls schade, wenn dein Beitrag einfach so abbräche und irgendwie unterginge. Denk mal darüber nach!

Mit Grüßen aus dem kühlen und verregneten Italien,

Ofterdingen
 
S

suzah

Gast
hallo ofterdingen,
weiter schreiben nach dem von dir vorgegebenen anfang ist aber etwas völlig anderes als wenn man die geschichte "weiter spinnen" muss nach dem jeweils letzten eintrag, der vielleicht dem ganzen eine völlig andere wendung gab als man selber gedacht hätte und man nun eine lösung finden muss, irgendwie einen anschluß zu finden.

lg suzah
 

nachtvogel

Mitglied
Schreibaufgabe

Hallo Ofterdingen, danke für Deinen Vorschlag. Nach einiger Überlegungszeit möchte ich folgendes machen: Meinen Text herauszunehmen ist offensichtlich nicht mehr möglich. Ihn neu als Schreibaufgabe einzubringen, halte ich jedoch nicht für sinnvoll, wenn nur ich an ihm weiter
bastel. Ich werde schauen, ob ich ihn zu einem Ende bringe oder auch nicht. Mein Schreiben hängt davon ab, ob mich diesbezüglich die Muse küsst oder ich ungeküsst bleibe.

Deinen Anfangstext fand ich so anregend, dass ich spontan meinen "Senf" dazu gegeben habe, also ein Kompliment an Deine Erzählkunst, denn so soll es natürlich sein: Jeder geschriebene Satz soll im Bestfall den Leser weiter zum nächsten Satz tragen/ziehen/locken. In diesem Fall hat mich Dein Text zum Weiterschreiben verlockt. Für mich war das ein Novum, denn im Normalfall bin ich nur für das Aufschreiben meiner eigenen erlebten, kuriosen, merkwürdigen oder einfach nur alltäglichen Erlebnisse gut.
Danke. LG Nachtvogel
 
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