Schuss in den Himmel

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08/15

Mitglied
Sitz im Flieger, Finger am Abzug.
Du hast abgedrückt.
Schmauchspuren an Deiner Bordkarte
verraten Dich.

Triebwerkslärm zerfetzt die Atmosphäre.
Kondensstreifen zeichnen den Schusskanal.
Das geflügelte Projektil durchlöchert
nicht nur den Himmel, auch jede Hoffnung.

Der Totalschaden noch unterwegs,
aber gewiss.
Wenn Du den Einschlag hörst, wird es zu spät sein,
aber unverkennbar gewaltig.

Der Klimacrash ist auf Kurs gebracht.
Was hast Du getan?
Erkläre es einem Kind,
ohne Dir oder ihm etwas vorzumachen.



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Copyright: Autor, 2022
 
Zuletzt bearbeitet:

Mimi

Mitglied
Erkläre es einem Kind.
Nun ja, 08/15, ich als Leserin, dieser fast schon hyperventilierenden, von apokalyptischer "Massenpanik" ergriffenen Zeilen, würde "einem Kind" erklären, dass es aus Umweltschutz-Aspekten auch nicht viel "grüner" ist alternativ zum Fliegen, die Straßen mit unzähligen Co2 ausstoßenden Lkw und Pkw vollzustopfen, wie es bereits jetzt schon der Fall ist ...

Ich habe beispielsweise, keine emissionsfreie Hochseeyacht einer Greta T. mit der ich über den Atlantik segeln könnte, um meine Familie zu besuchen, die über drei Kontinente verteilt lebt (und auch nicht die nötige Zeit dafür) ...

Menschen, die aus beruflichen Gründen auf das Fliegen angewiesen sind, (ich zähle mich zu dieser Gruppe) würden wahrscheinlich "einem Kind" sagen, dass sie sich als mündige und freie Personen, nicht vor den Karren einer scheinbar politisch und ideologisch motivierten Hysterie, in Form solcher Formulierungen :

Finger am Abzug.

Schmauchspuren an Deiner Bordkarte

zerfetzt die Atmosphäre.

Der Totalschaden
unverkennbar gewaltig.

Der Klimacrash ist auf Kurs gebracht.

spannen lassen wollen ...

Abgesehen davon, ich sehe jetzt keine
experimentellen "Elemente" in diesem Text.
 

08/15

Mitglied
Hallo Mimi,
danke fürs Lesen und schön, dass Dich der Text angesprochen hat.

Aber ich meinerseits war ganz ruhig und ideologiefrei beim Schreiben.

Und nicht auf die Straßen vor der Nase, sondern auf die Verquickung dieses sogenannten normalen menschlichen Handelns mit der faktischen Konsequenz globaler Dimension der vielen vielen tausend Flüge täglich, unbesteuert und pro Kopf so viel schädlicher, also multipel verantwortungslos, konzentriert.

Aber natürlich sind das System, die Anderen schuld.

Gruß!
 

petrasmiles

Mitglied
Liebe 08/15,

ich glaube, dass wir in diesem Forum mitunter häufig den Mond anheulen, weil die DInge sind wie sie sind und wir oft so wenig daran ändern können.
Das ist ja auch die Entlastungsfunktion des Schreibens.

Aber irgendwohin sollten unsere Texte schon führen.
Man kann sich der Komplexität auch in Umweltfragen nicht entziehen und ist an vielen Stellen des Systems Täter und Opfer zugleich.
Ja, man sollte inne halten - und auch das eigene Verhalten hinterfragen - aber Deine Antwort an Mimi empfinde ich als ziemlich impertinent.
Wenn jemand von sich aus sagt, meine Flüge sind unvermeidbar, dann ist das

Aber natürlich sind das System, die Anderen schuld.
eine Anmaßung.

Gibt es in Deinem Leben keine Sachzwänge? Bist Du so privilegiert, dass Du Dich immer wertekonform verhalten kannst? Oder bist Du einfach alimentiert und andere zahlen für Deine Lebensunterhaltskosten, damit Du Dich ganz auf Dich konzentrieren kannst, um all den Sündern den Spiegel vorzuhalten?
Dieser Weg - aus unversuchter Position heraus - andere derart vorzuführen, ist eine Einbahnstraße.

Es tut mir leid, wenn ich jetzt persönlich werden musste, aber Deine Antwort hat maßgeblich zum Verständnis Deines Impetus' beigetragen und die offenbarte Haltung hat Einfluss auf die Rezeption Deines Textes.

Liebe Grüße
Petra
 

08/15

Mitglied
Hallo petrasmiles,
ich möchte einige wichtige Punkte festhalten:

anders als Dein und das Kommentar Mimis versteht und ihr darin mich angreift, greife ich tatsächlich niemanden persönlich an!

Natürlich spricht das Gedicht ein Gegenüber an - ist aber ebenso ein innerer Monolog.
Wer sich davon angesprochen sieht, wozu ich mich selbst zähle, wird mit einer einfachen, aber harten Tatsache konfrontiert.
Das ist hier zentral Sinn der Sache und Recht der Kunst in ihrer Freiheit.

Das genannte Zitat ist natürlich frech und sarkastisch, aber wie gesagt, ich spreche von Positionen, greife nicht Personen an.

Klar, jeder ist bis zu einem gewissen Grad frei - zu denken, fühlen, meinen, handeln -, nimmt damit eine Position ein, unterliegt aber auch Zwängen, wie eben einer Wahrheit seines Tuns - einer Position, die gewählt wurde. Und die es dann auszuhalten, statt wegzureden gilt.

Gruß!
 

petrasmiles

Mitglied
Natürlich spricht das Gedicht ein Gegenüber an - ist aber ebenso ein innerer Monolog.
Wer sich davon angesprochen sieht, wozu ich mich selbst zähle, wird mit einer einfachen, aber harten Tatsache konfrontiert.
Hallo 08/15,

das kann ich unterschreiben und so hatte ich Deinen Text auch verstanden.
Mit dem von mir monierten Satz hast Du aber sehr wohl jemanden persönlich angesprochen, und ja, das war frech, und nein, das geht nicht als sarkastisch durch.
Klar, jeder ist bis zu einem gewissen Grad frei - zu denken, fühlen, meinen, handeln -, nimmt damit eine Position ein, unterliegt aber auch Zwängen, wie eben einer Wahrheit seines Tuns - einer Position, die gewählt wurde. Und die es dann auszuhalten, statt wegzureden gilt.
Auch darin gebe ich Dir recht, aber so, wie der Mensch gebaut ist, mag er das vielleicht in seinem Kämmerlein tun, aber das gibt niemanden das Recht, es ihm unter die Nase zu reiben, und das ist der Punkt, an dem Du persönlich wurdest.
Das ist der entscheidende Aspekt, an dem wir auseinander gehen.

Was gerade passiert mit uns hat vor allem strukturelle Gründe und wir müssen aufpassen, dass wir nicht versuchen, eine 'Schuld' auf der persönlichen Ebene zu verteilen. Wenn man versucht, alles was falsch läuft, auf der persönlichen Ebene zu 'lösen', kann man sich nur verrennen. Ich nehme mal das Beispiel 'Plastikmüll'. In den 90er Jahren wurde der Grüne Punkt entwickelt; ein System, das von Anfang an daran krankte, dass es nicht verpflichtend eingeführt wurde. In der Folge landete natürlich auch Plastik von Unternehmen in den gelben Säcken, die nicht Beiträge abführten und so geriet es mehrmals in finanzielle Engpässe, weil sie mehr Plastikmüll verwerten mussten, als sie eingenommen hatten - und der Steuerzahler musste einspringen. Aber über Jahre wurden die Leute angehalten, den gelben Sack zu nutzen - und es schien zum grünen Bewusstsein dazu zu gehören, ihn zu nutzen und andere darauf hinzuweisen, dass sie das doch gefälligst der Umwelt zu Liebe auch tun sollten. Jahre später taucht deutscher Plastikmüll an allen möglichen Enden der Welt auf - der aus den gelben Säcken, denn der andere wurde ja über den Hausmüll entsorgt und wird mittlerweile energierückgewinnend verbrannt!
Auf der persönlichen Ebene waren diejenigen Umweltsünder, die ihren Müll nicht trennten, aber das Problem war und ist strukturell: Auf Lobbydruck entstandene halbherzige Gesetze, dadurch mangelnde finanzielle Ausstattung, fehlende Kontrolle bei der Umsetzung der Verwertung.

Ich kann es verstehen, sich auch lyrisch mit dem Thema Umweltschutz auseinander zu setzen, aber das sollte uns nicht der Mühe entheben, Ursachenforschung zu betreiben und die Forderungen an der richtigen Adresse anzubringen. Das schlechte Gewissen ist kein guter Ratgeber, weil wir uns gegenseitig den erhobenen Finger zeigen und freiwilig 'divide et impera' spielen, ohne dass uns jemand dazu anhalten braucht.

Liebe Grüße
Petra
 

Mimi

Mitglied
Aber natürlich sind das System, die Anderen schuld.
"All good people agree,
And all good people say,
All nice people, like Us, are We,
And every one else is They."


(R. Kipling)

und ihr darin mich angreift,
Lies doch nochmal Kommentar #2.

Zur Gedächtnisauffrischung :
ich als Leserin, dieser fast schon hyperventilierenden, von apokalyptischer "Massenpanik" ergriffenen Zeilen, (...)

nicht vor den Karren einer scheinbar politisch und ideologisch motivierten Hysterie, in Form solcher Formulierungen :
(...)
Um Deine Person geht's doch in meinem Kommentar überhaupt nicht ...
Erkläre Du mal lieber Deinen Lesern, wie man einen Text "persönlich angreifen" kann ...?
 



 
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