„Wir haben keine Zeit, aber zähl ordentlich!“ Hebel-Dieter neben dem Professor auf der Rückbank und Struppi auf dem Fahrersitz starrten auf die Hände des Professors als wollten sie jeden Schein verschlingen. Druckfrische Banknoten-Bündel mit Banderole und gebrauchte Scheine. Professor fächerte die Scheine durch, ruhig und konzentriert. Banknote für Banknote sahen sie sich reicher werden. Jedes Knistern wurde leise mitgezählt.
Hebel-Dieter hatte von der Bankangestellten nur Scheine verlangt, mit Münzen wollten sie sich nicht belasten.
„Achtzehntausenddreihundert“, Struppi schnalzte mit der Zunge. „Das sind für jeden …“ Er sah von einem zum andern als wäre der Streich nur ihm gelungen. „Für jeden mehr als sechstausend!“ Die weißen, schmalen Hände mit den sauberen Fingernägeln hielten inne, Professor legte den Kopf schräg und sah lächelnd über die Brille. „Sechstausendeinhundert. Mathe fünf, Religion eins.“ Hebel-Dieter lachte.
„Jetzt unterbrich mich nicht wieder. Bei den einzelnen Scheinen muss ich Acht geben. Außerdem dürfen wir hier nicht stundenlang sitzen bleiben.“ Professor zählte weiter.
„Zwanzigtausendundhundertsechzig.“ Das Trio lehnte sich zurück. Professor rechnete auf einem Zettel, die beiden sahen staunend zu. „Genau sechstausendsiebenhundertzwanzig. Der Zettel kommt auch in den Sack. Dann gibt es später keinen Zoff.“ Er schaufelte alles zurück in den Einkaufsbeutel.
„Da bin ich mit zwei Taschen in die Bank. Bei dem Bisschen hätte eine gelangt!“
„Nun seid doch zufrieden!“ mahnte Professor. „Ich frage mich stattdessen, wie wir aus diesem Sumpf wieder heraus kommen.“
„Das kommt davon, wenn man sich auf die Technik verlässt“, jammerte Struppi. „Die Flucht mit dem Navi war keine gute Idee.“
„Mit dem Navigationsgerät.“ Professor konnte das Belehren nicht lassen.
„Und die Hose mit der Beißzange anziehen!“
„Keine unnötigen Diskussionen!“ mahnte Professor. „Wie kommen wir hier raus? Wir wissen nicht wo wir sind und stecken in einem Schlammloch fest.“
„In einer Suhle!“ Retourkutsche von Struppi. „Im Schlamm habe ich Spuren von Schwarzwild gesehen.“
„Das sind doch Wildsäue.“ Hebel-Dieter spähte ängstlich durchs Seitenfenster in den Wald.
Ihr Auto war bis zum Bodenblech im Morast versunken. Glück im Unglück, dass sie noch die Türen öffnen konnten. Sie stiegen aus, balancierten über Äste am Boden und sahen um sich wie scheue Rehe, die aus der Deckung treten. „Wir haben einen Batzen Geld, dürfen aber nicht einmal ein Taxi oder einen Abschleppdienst bestellen.“
„Mir war schon als Kind unheimlich im Wald“, gestand Hebel-Dieter. „Hinter jedem Baum kann jemand stehen.“ Die anderen sahen sich fragend an. Er war es doch, groß und kräftig, der mir nichts dir nichts mit Strumpfmaske und Plastikpistole in die Bank marschiert war.
„Struppi, du kennst dich aus im Dschungel. Sei du unser Pfadfinder!“ Struppi war mal in der Jugendgruppe eines Naturschutzvereins, bis er durch Cannabis und dann auch härtere Sachen auf die schiefe Bahn geraten war. Er schlug vor, nach Sonnenstand in eine Richtung zu gehen, was die andren zwei vernünftig fanden. Lauschend und um sich sehend huschten sie durch den Wald, der hin und wieder so dicht wurde, dass sie sich durchs Gestrüpp kämpfen mussten.
„Sieh dir das an, Maronen!“ Naturbursche Struppi vergaß beim Anblick der braunen Kappen den Zweck ihrer Odyssee. Begeistert kniete er nieder.
„Verdammt noch mal, wir sind auf der Flucht, nicht beim Pilze sammeln!“ Hebel-Dieter, dem Brombeer-Ranken rote Streifen auf die Arme geritzt hatten, wollte raus aus dem Dunkel. Aber Struppi hatte schon einige Pilze geerntet und in den zweiten Sack gesteckt. Der zweite war auch zu etwas gut.
„Nicht schlecht!“ meinte Professor und strich sich Tannennadeln aus den grauen Haaren. „Sammeln wir also Pilze. Es gibt kaum eine bessere Tarnung für uns, als wenn wir in aller Gemütsruhe Pilze sammeln.“
Hebel-Dieter gab sich geschlagen, sammelte keine Pilze, tat aber immerhin so und lief gebückt durch den Forst.
Nach einigen Minuten eifrigen Sammelns oder So-tun-als-ob, der Beutel war fast voll, ein Knistern im Unterholz. „Nein“ stöhnte Hebel-Dieter und ergriff Struppis Arm. Auch Professor blieb erschrocken stehen, dann sahen sie aber gebannt zu, wie eine Reihe Frischlinge aus dem Gesträuch wühlte und munter hin und her hüpfend näher kam. „Die tragen unsere zukünftige Kluft“, scherzte Professor beim Anblick der gestreiften Borstenkinder.
„Weg hier!“ schrie Struppi. Fast zu spät. Eine Wildsau schoss auf das Trio zu. Struppi schnappte die Beutel und die drei rannten wie um ihr Leben, hinter ihnen nicht nur eine, sondern jetzt drei Sauen, für jeden Gauner eine. Den Sauen folgten aber auch die Frischlinge, und weil die Muttertiere ihre Kleinen auch weiterhin verteidigen wollten, nahm die wilde Jagd kein Ende.
Das Trio war weit durch den Wald gehetzt, am Ende seiner Kräfte, die schnaubenden Sauen ihnen immer noch dicht auf den Fersen, als dem Professor die rettende Idee kam.
„Wirf ihnen die Pilze hin!“ rief er außer Atem.
Struppi schleuderte den Beutel über seine Schulter hinter sich. Das wütende Grunzen blieb tatsächlich zurück. Anscheinend fand die Rotte den Genuss der Pilze nun vordringlicher als die Verteidigung ihrer Kinderschar. Trotzdem rannten die Verfolgten weiter in der Angst, dass die Ungeheuer von den Pilzen ablassen könnten.
Am Rand einer Lichtung ein Hochsitz, den die drei hastig erklommen. Die Kanzel war nicht verschlossen und bot soeben Platz für sie auf der Bank. Hier oben fühlten sie sich endlich sicher vor menschlicher und tierischer Verfolgung.
Professor putzte die beschlagene Brille. „Gut gemacht!“ Er schlug Struppi, dessen Haare nach der schweißtreibenden Flucht noch wirrer am Kopf hingen als sonst, auf die Schulter. „Vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt!“ Hebel-Dieter, etwas füllig, hatte am meisten gelitten und ihm fehlte die Luft, um etwas zu sagen, starrte aber gierig auf den Beutel in Struppis Hand.
Endlich konnten sie den Zaster teilen.
Struppi öffnete den Beutel.
„Mahlzeit!“ brüllte Hebel-Dieter, und Professor musste sich ein Lachen verkneifen. „Gnade uns, guter Geist, dass kein giftiger dabei ist!“
Hebel-Dieter hatte von der Bankangestellten nur Scheine verlangt, mit Münzen wollten sie sich nicht belasten.
„Achtzehntausenddreihundert“, Struppi schnalzte mit der Zunge. „Das sind für jeden …“ Er sah von einem zum andern als wäre der Streich nur ihm gelungen. „Für jeden mehr als sechstausend!“ Die weißen, schmalen Hände mit den sauberen Fingernägeln hielten inne, Professor legte den Kopf schräg und sah lächelnd über die Brille. „Sechstausendeinhundert. Mathe fünf, Religion eins.“ Hebel-Dieter lachte.
„Jetzt unterbrich mich nicht wieder. Bei den einzelnen Scheinen muss ich Acht geben. Außerdem dürfen wir hier nicht stundenlang sitzen bleiben.“ Professor zählte weiter.
„Zwanzigtausendundhundertsechzig.“ Das Trio lehnte sich zurück. Professor rechnete auf einem Zettel, die beiden sahen staunend zu. „Genau sechstausendsiebenhundertzwanzig. Der Zettel kommt auch in den Sack. Dann gibt es später keinen Zoff.“ Er schaufelte alles zurück in den Einkaufsbeutel.
„Da bin ich mit zwei Taschen in die Bank. Bei dem Bisschen hätte eine gelangt!“
„Nun seid doch zufrieden!“ mahnte Professor. „Ich frage mich stattdessen, wie wir aus diesem Sumpf wieder heraus kommen.“
„Das kommt davon, wenn man sich auf die Technik verlässt“, jammerte Struppi. „Die Flucht mit dem Navi war keine gute Idee.“
„Mit dem Navigationsgerät.“ Professor konnte das Belehren nicht lassen.
„Und die Hose mit der Beißzange anziehen!“
„Keine unnötigen Diskussionen!“ mahnte Professor. „Wie kommen wir hier raus? Wir wissen nicht wo wir sind und stecken in einem Schlammloch fest.“
„In einer Suhle!“ Retourkutsche von Struppi. „Im Schlamm habe ich Spuren von Schwarzwild gesehen.“
„Das sind doch Wildsäue.“ Hebel-Dieter spähte ängstlich durchs Seitenfenster in den Wald.
Ihr Auto war bis zum Bodenblech im Morast versunken. Glück im Unglück, dass sie noch die Türen öffnen konnten. Sie stiegen aus, balancierten über Äste am Boden und sahen um sich wie scheue Rehe, die aus der Deckung treten. „Wir haben einen Batzen Geld, dürfen aber nicht einmal ein Taxi oder einen Abschleppdienst bestellen.“
„Mir war schon als Kind unheimlich im Wald“, gestand Hebel-Dieter. „Hinter jedem Baum kann jemand stehen.“ Die anderen sahen sich fragend an. Er war es doch, groß und kräftig, der mir nichts dir nichts mit Strumpfmaske und Plastikpistole in die Bank marschiert war.
„Struppi, du kennst dich aus im Dschungel. Sei du unser Pfadfinder!“ Struppi war mal in der Jugendgruppe eines Naturschutzvereins, bis er durch Cannabis und dann auch härtere Sachen auf die schiefe Bahn geraten war. Er schlug vor, nach Sonnenstand in eine Richtung zu gehen, was die andren zwei vernünftig fanden. Lauschend und um sich sehend huschten sie durch den Wald, der hin und wieder so dicht wurde, dass sie sich durchs Gestrüpp kämpfen mussten.
„Sieh dir das an, Maronen!“ Naturbursche Struppi vergaß beim Anblick der braunen Kappen den Zweck ihrer Odyssee. Begeistert kniete er nieder.
„Verdammt noch mal, wir sind auf der Flucht, nicht beim Pilze sammeln!“ Hebel-Dieter, dem Brombeer-Ranken rote Streifen auf die Arme geritzt hatten, wollte raus aus dem Dunkel. Aber Struppi hatte schon einige Pilze geerntet und in den zweiten Sack gesteckt. Der zweite war auch zu etwas gut.
„Nicht schlecht!“ meinte Professor und strich sich Tannennadeln aus den grauen Haaren. „Sammeln wir also Pilze. Es gibt kaum eine bessere Tarnung für uns, als wenn wir in aller Gemütsruhe Pilze sammeln.“
Hebel-Dieter gab sich geschlagen, sammelte keine Pilze, tat aber immerhin so und lief gebückt durch den Forst.
Nach einigen Minuten eifrigen Sammelns oder So-tun-als-ob, der Beutel war fast voll, ein Knistern im Unterholz. „Nein“ stöhnte Hebel-Dieter und ergriff Struppis Arm. Auch Professor blieb erschrocken stehen, dann sahen sie aber gebannt zu, wie eine Reihe Frischlinge aus dem Gesträuch wühlte und munter hin und her hüpfend näher kam. „Die tragen unsere zukünftige Kluft“, scherzte Professor beim Anblick der gestreiften Borstenkinder.
„Weg hier!“ schrie Struppi. Fast zu spät. Eine Wildsau schoss auf das Trio zu. Struppi schnappte die Beutel und die drei rannten wie um ihr Leben, hinter ihnen nicht nur eine, sondern jetzt drei Sauen, für jeden Gauner eine. Den Sauen folgten aber auch die Frischlinge, und weil die Muttertiere ihre Kleinen auch weiterhin verteidigen wollten, nahm die wilde Jagd kein Ende.
Das Trio war weit durch den Wald gehetzt, am Ende seiner Kräfte, die schnaubenden Sauen ihnen immer noch dicht auf den Fersen, als dem Professor die rettende Idee kam.
„Wirf ihnen die Pilze hin!“ rief er außer Atem.
Struppi schleuderte den Beutel über seine Schulter hinter sich. Das wütende Grunzen blieb tatsächlich zurück. Anscheinend fand die Rotte den Genuss der Pilze nun vordringlicher als die Verteidigung ihrer Kinderschar. Trotzdem rannten die Verfolgten weiter in der Angst, dass die Ungeheuer von den Pilzen ablassen könnten.
Am Rand einer Lichtung ein Hochsitz, den die drei hastig erklommen. Die Kanzel war nicht verschlossen und bot soeben Platz für sie auf der Bank. Hier oben fühlten sie sich endlich sicher vor menschlicher und tierischer Verfolgung.
Professor putzte die beschlagene Brille. „Gut gemacht!“ Er schlug Struppi, dessen Haare nach der schweißtreibenden Flucht noch wirrer am Kopf hingen als sonst, auf die Schulter. „Vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt!“ Hebel-Dieter, etwas füllig, hatte am meisten gelitten und ihm fehlte die Luft, um etwas zu sagen, starrte aber gierig auf den Beutel in Struppis Hand.
Endlich konnten sie den Zaster teilen.
Struppi öffnete den Beutel.
„Mahlzeit!“ brüllte Hebel-Dieter, und Professor musste sich ein Lachen verkneifen. „Gnade uns, guter Geist, dass kein giftiger dabei ist!“