Schwarze Krähen

G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
"warten" ist etwas schwach, und zugleich zu anthropomorph, wenn die Krähen einen Zeithorizont haben, wo in die Zukunft vorausgeplant wird.

Ich denke, der Haiku-Clou liegt in der Antithese von "schwarz" und "lichtleuchtend".
 
G

Gelöschtes Mitglied 14278

Gast
Hallo mimikri,

sind Krähen nicht immer schwarz? Bedarf es dieser Erwähnung?
Findet man Krähen wirklich im Laub? Halten sie sich nicht viel lieber auf offenen Feldern und Wiesen auf? Und ist nicht schon Herbst, wenn das Laub leuchtet?

Du siehst, ich habe Probleme mit Deiner Darstellung. Aber vielleicht kannst Du mich aufklären, was Du gemeint hast.

Gruß, Ciconia
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Der Text lebt alleine von seinen Adjektiven. Streicht man die Adjektive in Zeile eins und zwei steht da :

Krähen
Im Laub
warten auf den Herbst
Ein Bild also, das zum einen nicht sonderlich stark ist, zum anderen wertet es, was die Krähen tun. Und das gehört nicht unbedingt ins Haiku. Allerdings muss man das auch nicht so streng sehen. Ich hätte mir ein originelleres Bild gewüscht. Die Assoziationskette: Krähe - Laub - Herbst ist mir einfach zu offensichtlich, sie überrascht mich nicht.

L.G
Patrick
 

mimikri

Mitglied
Hallole
Ich wollte den Moment beschreiben in dem einem klar wird, dass der Sommer zur Neige geht und der Herbst kommt.
Die Sonne stand schon in einem schrägen Winkel und leuchtete durch das Laub. Es war noch warm, doch schon herbstlich. Krähenvögel saßen auf Weidenästen und stiessen ihre bekannte Laute aus.
Vielleicht habe ich ja gewartet und das auf die Krähen projiziert.

Jedenfalls Danke für eure Kritik.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Man könnte meinen, eine antithetische Fügung wie "schwarz" und "lichtleuchtend" könnte abstrakt sein, konstruiert, um einen banal-klaren Begriffs-Gegensatz in die Imagination zu werfen. Zumal "lichtleuchtend" auch noch doppelt gemoppelt wird.

Aber der Natureindruck zur Jahreszeit, wenn er ein individuelles, nicht-typisches Ereignis geschehen läßt, ist kein Begriffsgegensatz, ist im Bild sinnlich, selbstgenügsam satt, gleichzeitig schlicht-karg. Das paßt hier schon.

Die grelle Schärfe der Antithese und das euphorische Leuchtelicht als Filmhintergrund - ist das nicht zu scharf geschnitten? Wie in einem japanischen Farbholzschnitt, flächig, künstlich, konturiert,

aber zugleich hellblühend. Und mit dreifacher Alliteration, das ist wieder eine andere Ästhetik als in japanischen Haikus. Die Farbe liegt in der Form, der Stilfigur, nicht im Bild. Da überkreuzt sich das Lalala Klangspiel mit grellen Naturfarbenschnitten. Ist schon interessant.

grusz, hansz
 



 
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