Schwarzer Humor

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Rote Socke

Gast
Liebe Ingrid,

mache Dir gar keine Gedanken darüber. Einfach so stehen lassen! Wem's gefällt, der wird sich schon melden, wem's nicht gefällt, der hat halt seine Gründe.
Generell werden die Schreibaufgaben nicht so oft besucht.
Anderseits, soziale Randthemen sind leider nicht der Renner. Ist halt so.

LG
Volkmar
 
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Parsifal

Gast
soziale Randthemen sind leider nicht der Renner
Liebe Ingrid,

mit seiner Bemerkung hat Volkmar recht; aber das dürfte m.E nicht der eigentliche Grund dafür sein, warum nicht viele Leser geantwortet haben. Dein Gedicht ist Klage und Bitternis; aber es steht in der Rubrik „Schwarzer Humor“, und dorthin paßt es nicht. Es erinnert mich an Tucholsky:

„Mutter, wozu hast Du Deinen aufgezogen,
Hast Dich zwanzig Jahr' um ihn gequält?
Wozu ist er Dir in Deinen Arm geflogen,
Und Du hast ihm leise was erzählt?
Bis sie ihn Dir weggenommen haben
Für den Graben, Mutter, für den Graben!“

Wirklich schwarzen Humor hat z.B. Georg Kreisler geschrieben:

„Keiner spricht heut' mehr vom Lehrer Harald,
der ein Kind erwürgte und entfloh.
Denn das Kind war höchstens sieben Jahr' alt,
in dem Alter merkt man's noch nicht so. [...]

Selbst als uns're Blindenanstalt brannte,
dauerte die Heiterkeit nicht lang,
weil kein Mensch verbrannte, den man kannte,
und nicht einer aus dem Fenster sprang.
Alle Blinden blieben in den Betten
und benahmen sich dort sehr geschickt;
und man konnte schließlich alle retten,
nur ein Feuerwehrmann, der ist erstickt.“

Als Schwarzen Humor bezeichnet man „das mitunter zynische oder sarkastische, immer aber von moralischen Skrupeln freie, intellektuelle Scherzen über – der Konvention nach – Grauenhaftes und Schreckliches. Dabei stehen häufig soziale Tabuthemen wie Tod, Verbrechen, Grausamkeit oder Behinderung im Zentrum des Interesses.“

LG
Parsifal
 
P

Parsifal

Gast
Liebe Ingrid,

Jonathan Swift, der ein Meister des Schwarzen Humors war, hat den Vorschlag gemacht, die Waisenkinder zu fangen und an Arme zu verfüttern (vielleicht finde ich den Text irgendwo in meinen Büchern wieder, dann werde ich ihn Dir schicken). Mit Harald Schmidt ist das so eine Sache: seine Satiren sind so oft mit blankem Ulk vermischt, daß der schlichte Zuschauer wohl alles für Ulk ansieht. Ein solches Thema wäre bei Hanns Dieter Hüsch oder Dieter Hildebrandt sicher besser aufgehoben. Allerdings ist dieses Denken nicht erst ein Kind unserer augenblicklichen Gegenwart. Ich entsinne mich, vor etwa 30 Jahren eine Pressenotiz gelesen zu haben, daß Abiturienten in Norddeutschland allen Ernstes vorgeschlagen haben, alte Menschen einfach „abzuspritzen“, um das gesparte Geld für Jugendliche auszugeben.

Ein solcher Artikel darf nur in einer Satirezeitschrift erscheinen; die wird von Neo-Nazis und anderen Wirrköpfen sowieso nicht gelesen. – Ist dieses Denken aber nicht das Resultat unserer Nachsicht gegenüber Perversitäten jeglicher Art? Elke Heidenreich schrieb einmal: „Was, Sie waren noch nicht im Fernsehen? Denken Sie mal nach: irgendeine Perversität haben Sie doch sicher auch!“ In den „Talkshows“ macht sich zum allgemeinen Gaudium Deutschlands Pack breit. „Der Abschaum der Menschheit, vom Belt bis zum Rhein – und das soll Deutschlands Zukunft sein?“

Mein Posting sollte keine Kritik an Deinem Gedicht sein; ich fand nur, daß es falsch plaziert war. Ob es mir gelingen wird, ein „schwarzes“ Gedicht daraus zu machen, kann ich nicht versprechen. Mich greift die allgemeine Verblödung zu sehr an, als daß ich mit „schwarzem Humor“ darüberstehen könnte.

Liebe Grüße

Parsifal
 
Parsifal

in meiner gestrigen Antwort an dich war ich unangemessen bissig dir gegenüber.

Ich hab in dein Profil geschaut und gesehen, du bist mein Jahrgang. Ich denke, du verstehst mich, wenn ich beiße und am herrschenden System rütteln möchte.

Dein Beitrag sollte für mich hilfreich sein, mir klar machen, was schwarzer Humor ist und dass meine Worte eben kein schwarzer Humor sind.

Ich streue Asche auf mein Haupt.

Lernen kann man nur durch Übung. Also werde ich mir deine Worte zu Herzen nehmen und in deinem vorgeschlagenen Sinne noch einmal am "Menschenschicksal" arbeiten, das Grauen, das mich beschleicht, herausarbeiten und es noch einmal versuchen.

Verzeih mir, es war nicht persönlich gemeint. Im Gegenteil, heut, nach einer Nacht Zeit, um darüber zu schlafen, hab ich die Hilfe, die du mir geben wolltest, erkannt.

LG
Ingrid
 
Danke,

du liebes Evchen, Parsifal machte mich allerdings darauf aufmerksam, dass diese Fassung kein "schwarzer Humor" ist. Nun bin ich dabei, das Gedicht vom Inhalt her wirklich schwarz zu machen. Ob es mir gelingt? Das weiß ich erst, wenn ich es probiert habe. Erst dann kann ich für mich selbst sagen, ob es mir auch gefällt.

Mit der hier eingestellten Fassung möcht ich schon nachdenklich machen. Deine Generation ist es doch, die es schwer hat und die darunter leiden muss, wenn die Staatskassen irgendwann leer sind, Arbeit nicht mehr zu bekommen ist. Deshalb rufe ich NEIN, so darf es nicht weitergehen.

Ganz lieb grüßt dich
Ingrid
 



 
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