soziale Randthemen sind leider nicht der Renner
Liebe Ingrid,
mit seiner Bemerkung hat Volkmar recht; aber das dürfte m.E nicht der eigentliche Grund dafür sein, warum nicht viele Leser geantwortet haben. Dein Gedicht ist Klage und Bitternis; aber es steht in der Rubrik „Schwarzer Humor“, und dorthin paßt es nicht. Es erinnert mich an Tucholsky:
„Mutter, wozu hast Du Deinen aufgezogen,
Hast Dich zwanzig Jahr' um ihn gequält?
Wozu ist er Dir in Deinen Arm geflogen,
Und Du hast ihm leise was erzählt?
Bis sie ihn Dir weggenommen haben
Für den Graben, Mutter, für den Graben!“
Wirklich schwarzen Humor hat z.B. Georg Kreisler geschrieben:
„Keiner spricht heut' mehr vom Lehrer Harald,
der ein Kind erwürgte und entfloh.
Denn das Kind war höchstens sieben Jahr' alt,
in dem Alter merkt man's noch nicht so. [...]
Selbst als uns're Blindenanstalt brannte,
dauerte die Heiterkeit nicht lang,
weil kein Mensch verbrannte, den man kannte,
und nicht einer aus dem Fenster sprang.
Alle Blinden blieben in den Betten
und benahmen sich dort sehr geschickt;
und man konnte schließlich alle retten,
nur ein Feuerwehrmann, der ist erstickt.“
Als Schwarzen Humor bezeichnet man „das mitunter zynische oder sarkastische, immer aber von moralischen Skrupeln freie, intellektuelle Scherzen über – der Konvention nach – Grauenhaftes und Schreckliches. Dabei stehen häufig soziale Tabuthemen wie Tod, Verbrechen, Grausamkeit oder Behinderung im Zentrum des Interesses.“
LG
Parsifal