Schwarzwälder Kirsche

4,40 Stern(e) 5 Bewertungen

Blue Sky

Mitglied
Wie herbeigezaubert erschien sie plötzlich an diesem warmen Spätsommernachmittag neben mir.
»Grüß Gott, hat’s g’schmeckt?«, hörte ich und schoss aus dem Stuhl, wobei sich eine Hand auf meine Schulter legte und mir sanft Einhalt gebot. Herzklopfen, von einer Sekunde auf die nächste. Eine gefühlte Ewigkeit starrte ich mein Gegenüber ungläubig, um Worte bemüht an, und fand mich in traumhaften haselnussbraunen Augen wieder. Dazu ein unwiderstehliches Lächeln, das zusammen mit dem frech baumelnden Pferdeschwanz auf der Stelle Erinnerungen weckte. Sie schaute mich an, als würde sie meinen: Na, erkennst du mich wieder? Bei jedem anderen hätte ich überlegen müssen, aber niemals bei ... -
»Elissa! Wie lange ist es her? Zwanzig Jahre …? Du siehst toll aus! Du hast mich grade echt umgehauen.« Ihr Lachen darauf tat es wieder.
»Habe ich bemerkt! Dass wir uns wiedersehen und dann hier … Wahnsinn, ich freue mich! Was machst du denn hier? Wie komme ich zu der Ehre?«
»Oh, ich bin dienstlich unterwegs, muss einen Kunden treffen. Dabei habe ich dieses Café hier gesehen und bin auf eine Tasse ... ein Stück Schwarzwälder Kirsch rein. Wenn man schon mal da ist ... Die Torten sahen so unwiderstehlich aus in der Theke und sie schmecken zum Niederknien, dazu der Kaffee ... ein Träumchen. Ein echter Geheimtipp, dieser Laden! Und du, was …?«
»Darf ich mich vorstellen? Ich bin deine Gastgeberin, mir gehört dieser Geheimtipp. Die Torten habe ich gebacken.«
»Wahnsinnig gut! Genau wie du … wunderbar wie früher ... diese Sahne, diese Kirschen ..., ich kann’s nicht Glauben, meine Gedanken waren eben noch … « Im Handumdrehen hatte Elissa mich in die Schulzeit zurückversetzt:
Es war ihr Geburtstag, sie trug eines ihrer hübschen Blumenkleider, so eines wie dieses, welches sie auch heute umschmeichelte. Stolz schnitt sie am Lehrerpult eine Torte auf. Ihre Mutter stand daneben und hob die Hände: »Ich durfte nur beim Tragen helfen!«
Elissa schob mir ein Stück davon auf den Teller, dabei hatte ich nur Augen für ihre schmunzelnden kirschroten Lippen, genau wie jetzt.
Ein Schlag mit dem Turnbeutel traf mich. Mein Kumpel Uwe rannte hinter mir vorbei, während der Gong bereits die Pause beendete und rief: »Komm schon, Fußball jetzt! Vergiss sie Mann! Viel höhere Liga als du!« Ohne abgebissen zu haben, wanderte mein Pausenbrot zurück in die Dose. Elissa spielte mit Freundinnen Gummitwist und der Pferdeschwanz flog nur so. Ihre fröhlich freche, alles umarmende Art zog jeden in den Bann … Ganz genauso wie jetzt auch.
Oft hatte ich sie stundenlang auf einem Klassenfoto betrachtet. Ein selbst gebastelter Filterrahmen zeigte mir nur ihr Gesicht. Deutlich war nun wieder vor meinen Augen, warum. Damals war sie der Schwarm so vieler Jungs. Deswegen hatte Uwe sicher recht gehabt und ich nicht den kleinsten Hauch einer Chance, bei ihr zu landen. Davon war ich überzeugt. Aber die Hoffnung aufgegeben hatte ich nie.

Aus dem Nichts war da plötzlich dieser Silberstreif am Horizont und die Sonne schien für mich doppelt warm.
»Du führst das Café allein?«
»Mit der Hilfe von zwei Freunden, ja.«
Genau wie damals. Die Freiheit war schon immer ihr höchstes Gut. Ich hätte mich gern länger mit ihr unterhalten und dabei von ihrem Leben erfahren. Leider drückte der nächste Termin. Es blieb mir keine Wahl, als mich für den Moment zu verabschieden, aber nicht, ohne mich mit ihr für den kommenden Tag im Café zu verabreden. Fürs Büro würde sich dann schon eine Erklärung finden.
»Schade, dass ich dich nicht früher gesehen habe!«, klang sie ruhig und begann, das Geschirr zusammenzustellen. Das dringende Bedürfnis, sie zum Abschied in die Arme zu nehmen, war kaum auszuhalten. »Dann bis morgen«, hörte ich, und ihre Hand strich meinen Oberarm hinunter.
»Ja, bis morgen, kann es kaum erwarten.«
Sie gab mein Handgelenk zögernd frei. Hunderte Hummeln brummten in meiner Magengrube umher, als ich zum Auto ging.
Während ich auf die Ausfahrt des Parkplatzes zusteuerte, versuchte ich, meine Präsentation durchzugehen. Es gelang mir nicht. Als der Fahrer hinter mir wie ein Blöder zu hupen begann, merkte ich, dass ich fest auf der Bremse stand. Ich hob die Hand zur Entschuldigung, meinte damit auch meinen Kunden, der warten würde und alle anderen auf der Welt, außer Elissa.
Sie bemerkte mich am ersten Schirm vor ihrem Café ankommen und eilte mir entgegen. Für mich sah es so aus, als würde sie schweben.
Da war nur noch sie. Ihr Lächeln ging mir tief unter die Haut. »Komm, da lang«, sagte sie. Wir zogen langsam um den Häuserblock bis zu den Weinbergen. Ich redete auch sonst oft und viel, wenn der Tag lang war, aber noch nie so viel wie mit ihr heute. Sie erzählte mir von sich und was in der Zwischenzeit passiert war. Ihre Stimme flatterte, als sie mir von dem Unglück berichtete und dass ihre Ehe danach zerbrochen war. Die fantastische Aussicht über die Gegend bemerkte ich nur nebenbei. Ein Stück weiter im hohen Gras einer Wiese bot sich ein weiches Plätzchen. Umgeben von Kornblumen und Klatschmohn lagen wir nebeneinander und schauten in den Himmel. Eine Lerche schien ihr Lied nur uns zu widmen und der Duft von frisch gemähtem Gras zog von irgendwo zu uns herüber. Die Silhouette ihres Körpers erschien mir wie die Inspiration für die traumhafte Landschaft um uns herum.
Das Pinselchen einer geknickten Schafgarbe kitzelte an ihrer Wange. Sie kicherte und drehte sich zu mir. Unsere Blicke trafen sich, und ich verlor mich einmal mehr in ihren tiefen braunen Augen. Langsam schob sie eine Hand zu mir herüber, die ich streichelte und zurückhaltend küsste. Ihr Atem wurde schneller, so nah bei mir, dass sich wohlig warme Schauer über meinen Körper ergossen. Mit meiner Nasenspitze streifte ich die Haut ihrer Wange, bis sich unsere Lippen sacht berührten.
Eine Gruppe Radfahrer ließ uns mit Geklingel aufschrecken, gleich darauf schmunzelten wir uns an. Ihre Augen funkelten, als sie zu einer nahe gelegenen Feldscheune nickte. »Weißt du noch? Damals, die Pause im Strohlager während unseres Klassenausfluges aufs Land? Wir lagen schon einmal dicht nebeneinander. Da wäre ich gern mit dir etwas länger liegen geblieben.« Auch wenn ich mich irgendwann an nichts mehr erinnern sollte; das wäre das Letzte, was ich je vergessen würde.
Der Weg zur Scheune war von Weidezäunen durchkreuzt, aber mit einem kurzen Umweg kamen wir schnell bei dem alten Bretterverschlag an.
Die verschlossene Schlupftür war kein Hindernis, denn ein Flügel vom großen Einfahrtstor knarzte kurz, als ich ihn aus seiner Verriegelung drückte. Wie zwei Einbrecher in der Nacht umschauend, grinsten wir einander spitzbübisch an. Wie ich es mir immer gewünscht hatte, schlang Elissa die Arme um mich, und ich trug sie durch einen engen Spalt hinein in den halbdunklen Raum. Ballen aus frischem duftendem Heu waren eine Couch. Unsere Lippen suchten und fanden sich zu einem Kuss, der noch zauberhafter schmeckte als ihr süßes Gebäck.
Zwei Augenpaare blinkten aus einem dunklen Winkel. Ein Schleiereulenpärchen beobachtete uns und gerade als Elissa flüsterte: »Schau mal da!«, drehten sie ihre Köpfe synchron nach hinten. Wir versuchten, das Lachen darüber mit den Händen zu dämpfen. Mit einem Mal wurde es ganz still. Elissa sah mir tief in die Augen und öffnete zaghaft die obersten Knöpfe meines Hemdes. Mit zitternden Händen schob ich ihr Kleid von den Schultern und zog behutsam das Bustier hoch. Ihre Haut, so warm, so weich. Zärtlich glitten meine Finger über ihre Brust. Ihre Hände strichen sanft über meinen Rücken, dabei öffneten sich die restlichen Knöpfe meines Hemdes knackend und unsere Lippen streiften sich hitzig. »Ich habe so oft an dich gedacht«, hauchte sie mir ins Ohr. »Ich habe nie wieder jemanden getroffen, der mich so aufwühlt wie du«, flüsterte ich zurück.
Ich zog sie auf meinen Schoß, küsste sie, liebkoste ihre Brustwarzen mit den Lippen, bevor ich meine Zunge um sie tanzen ließ. Beim sanften Saugen presste sie mich fester an sich. Ich streifte den Schlüpfer über ihren Po. Sie ließ sich zur Seite fallen, dann lag sie da, auf dem Heupodest, über das sie ihr Kleid geworfen hatte. Nur im Himmel kann ein solch atemberaubendes Bild entstehen, dachte ich, als sie ihr Knie umfasste, es sacht an sich zog und ihren Schoss öffnete. Die Lippen ihrer Vulva luden mich ein, von ihnen zu kosten. Allein ihr Fuß, der mir entgegengestreckt war, ließ einen Traum wahr werden. Nichts hätte mich davon abbringen können, den Weg meiner Küsse auf ihm zu beginnen, während ich ihre wunderschöne Verlockung nicht aus den Augen verlor. Ich küsste mich ihre Beine hinauf, ihr Becken bewegte sich sacht vor und zurück. Die Wärme ihres Schoßes berauschte mich. Meine Lippen streiften durch das seichte Tal zwischen Vulva und ihren Schenkeln. Sie erzitterte und ich ließ meinen Mund kosend hinauf auf den Venushügel und wieder hinunter wandern. Mit der Zungenspitze fuhr ich über das zarte Fleisch ihrer weiblichen Verführung. Elissa seufzte wohlig. Ihr Kopf sackte in den Nacken, und der Anblick ihrer Brüste, wie sie sich mit ihrem Atem hoben und senkten, fesselte mich. Sacht drückte Elissa mir ihren Unterleib entgegen. Meine Zunge fand den empfindlichsten Punkt, umspielte ihre erregte Perle und ließ sie sanft flattern. Leises Wimmern und erregte Atemzüge wuchsen an zu heftigem Stöhnen. Mit jedem Eintauchen in die heiße Enge spürte ich ihr Verlangen nach mehr. Bei jedem Auftauchen streifte ich ihren Kitzler fester. Ihre Hände fuhren in meinen Nacken und über den Schopf. Sie tasteten, forderten mich aufwärts. Küssend folgte ich ihrem Körper hinauf. Mein Glied fand dabei den Weg in das warme Paradies. Wir verschmolzen miteinander. Ein Hauch von Salz auf ihrer Haut, Finger in meinen Rücken gedrückt, Küsse brennend auf meiner Brust. Immer fester zog sie mich an sich.
»Ich möchte nach oben«, hauchte sie außer Atem. Es brauchte nur eine kleine Drehung mit ihr in meinem Arm und sie schwebte. Nicht die kürzeste Trennung sollte geschehen. Ihr Körper bebte. Mit den Fingerspitzen fuhr ich ihren Rücken auf und ab, massierte, erkundete, ertastete sie. Aus allen Gliedern stemmte ich mich mit ihr in die Höhe, in innigen Bewegungen, schwerelos verwoben. Hitze stieg in mir ins Unermessliche. Feuchte Haut, heißer Atem, fest umschlungen. In einer rauschenden Ekstase wurde ich mit ihr fortgerissen und in den Himmel gehoben.
Seufzend und nach Luft ringend schmiegte sie sich an mich. Ich hielt sie fest wie in meinen Träumen. Erschöpft lachend schmiegten wir unsere Lippen immer wieder aneinander. Nie zuvor hatte ich in schönere Augen gesehen.
Das nahende Tuckern eines Treckers ließ uns aufschrecken und unsere Sachen eilig zusammenraffen. Wir versteckten uns leise kichernd im losen Heu hinter einigen neu gepressten Ballen, hielten einander den Mund zu. Käme der Fahrer vor das Tor, würde er sofort bemerken, dass jemand in der Scheune war; wir hatten den Spalt auch offen stehen gelassen. Er stellte aber nur einen Heuwender unter das Schleppdach am Schuppen und fuhr wieder. Wir drückten uns aus der Scheune, genauso wie wir hereingekommen waren. Draußen empfing uns die Weichheit der Wiese; die ersten Sterne funkelten bereits am Himmel. Für jeden von ihnen wollten wir uns einen Wunsch anvertrauen.
Ein kühler Wind, gefolgt von dunklen Wolken und Donnergrollen, kam auf. Erste Tropfen fielen. Lachend flüchteten wir. Querfeldein über die Wiese, einen Hang hinunter bis in ihr Café kuschelte sich Elissa in meine Arme. Ihren Rollstuhl ließen wir vor der Scheune erst einmal stehen.

Die Frage, ob wir überfallen worden wären, bejahten wir lachend. Die zahlreichen Anrufe in Abwesenheit und E-Mails auf meinem Telefon beantwortete ich dagegen nicht mehr. Die Sterne, die mich leiten, leuchten seither in einer ganz anderen Konstellation.
 
Zuletzt bearbeitet:

aliceg

Mitglied
Blue Sky, Wow!

Dein Anfangswort 'wie herbeigezaubert' passt gleich einmal zur liebevollen Schilderung der köstlichen Kaffeejause
- und dann zur gehaltvollen Schilderung der Liebesbegegnung.

Die Schluss-Szene toppt mit Unerwartetem. Ob das neu erwachte Glück der Beiden eine einmalige
Begegnung ist, bleibt offen. Bei dir leuchten zunächst die Sterne, und von mir gibt's fünf davon!

Eine Kleinigkeit noch: "Fanden sich" (unsere Blicke, Lippen usw.) kommt für eine Kurzgeschichte meiner Meinung nach
mit 4mal etwas zu oft vor. Du findest doch sicher Varianten!

lg aliceg
 

Blue Sky

Mitglied
Dein Anfangswort 'wie herbeigezaubert' passt gleich einmal zur liebevollen Schilderung der köstlichen Kaffeejause
- und dann zur gehaltvollen Schilderung der Liebesbegegnung.
Ach aliceg! Wenn ich es doch nur könnte!

Eine Kleinigkeit noch: "Fanden sich" (unsere Blicke, Lippen usw.) kommt für eine Kurzgeschichte meiner Meinung nach
mit 4mal etwas zu oft vor. Du findest doch sicher Varianten!
Ich war bestimmt in dem Modus:
Sie suchten sich über Jahre, aber wussten es nicht,
fanden sich und glaubten es nicht,
kamen sich näher aber damit nicht klar,
dass die Suche zu Ende war ...

Ich werde schauen, was ich mit den Doppelungen machen kann.

Vielen lieben Dank fürs aufmerksame Lesen, deine Worte und den Hi-five Sternenglanz!

LG
BS
 
Hallo Blue Sky,

eine wundervolle Geschichte. Und das Stelldichein in der Scheune hast Du mit sehr wohlgewählten Worten zu einem kleinen Kunstwerk erhoben.

Da ist ein 's' zu viel: Wir versuchten, dass Lachen darüber mit den Händen zu dämpfen.
Mein Glied fand dabei den Weg in das warme Paradies. Also, bis dahin hatte er sich nur seines Hemdes entledigt.
... wir hatten den Spalt auch offen stehen gelassen.
Ihren Rollstuhl ließen wir vor der Scheune ... Das war der Hammer. Der Satz ...als sie mir von dem Unglück berichtete ... deutete etwas an, ohne konkret zu werden. ... als sie ihr Knie umfasste, es sacht an sich zog ... ließ etwas erahnen, doch Querfeldein über die Wiese, einen Hang hinunter bis in ihr Café kuschelte sich Elissa in meine Arme. ließ mich nicht glauben, dass sie gar nicht selbständig laufen könne. Habe ich einen deutlicheren Hint überlesen?

Liebe Grüße,
 

Blue Sky

Mitglied
eine wundervolle Geschichte. Und das Stelldichein in der Scheune hast Du mit sehr wohlgewählten Worten zu einem kleinen Kunstwerk erhoben.
Hi-five klatscht es auch von dir Reiner! Vielen Dank dafür für die Worte ebenfalls ein fettes Dankeschön!:)

Da ist ein 's' zu viel:
Dass ist wohl noch ein Überbleibsel aus einer anderen Formulierung. :rolleyes:

Habe ich einen deutlicheren Hint überlesen?
Deutliche Hinweise gibt es im Verlauf garnicht. Alles bleibt nur angedeutet, so wie es zwar für Leser überraschend ist, aber für die beiden Liebenden keine Rolle spielt.

LG
BS
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Blue Sky,

was für eine Geschichte! Für mich zu harmonisch, um plausibel zu sein.

Und der neue Liebhaber hat echte Muckis: Er trägt sie von der Scheune bis ins Café. Und muss natürlich später noch den Rollstuhl holen. Oder trägt er sie wieder bis zu ihm und schiebt dann beide zurück?

Also das ist alles zu schön um wahr zu sein.

Gruß DS
 

Blue Sky

Mitglied
Hallo Blue Sky,

was für eine Geschichte! Für mich zu harmonisch, um plausibel zu sein.

Und der neue Liebhaber hat echte Muckis: Er trägt sie von der Scheune bis ins Café. Und muss natürlich später noch den Rollstuhl holen. Oder trägt er sie wieder bis zu ihm und schiebt dann beide zurück?

Also das ist alles zu schön um wahr zu sein.
Vielen Dank DocSchneider fürs Lesen und kommentieren aus deiner Warte.

LG
BS
 

Blue Sky

Mitglied
DocSneider!

Für mich zu harmonisch, um plausibel zu sein.
Also das ist alles zu schön um wahr zu sein.
Vielleicht ja, vielleicht auch nein; man weiß es nicht genau ....
Welche Disharmonie hättest du dir denn gewünscht?

der neue Liebhaber hat echte Muckis
;)

Und muss natürlich später noch den Rollstuhl holen.
Wat solln se denn mit nem Rollstuhl? Sie haben doch nu erst mal sich ...:D

LG
BS
 

aliceg

Mitglied
Hi, ihr lieben schreibenden Leseratten,
jetzt kamen Fragen auf:

Muss eine Geschichte wahr sein? Nein!
Muss eine Geschichte glaubwürdig sein? Nicht unbedingt - sonst gäbe es ja weder Märchen
noch Sci-Fi.
Könnte eine unglaubwürdige Geschichte doch wahr sein? Ja! Wie das Leben so spielt!

Am wichtigsten ist für die Geschichte jedoch, dass sie nicht langweilt.
Sie sollte flott erzählt sein und eventuell überraschende Elemente aufweisen, um das Publikum zu
(unter)halten.

Und das ist meiner Meinung nach Blue Sky hier gelungen. Deshalb mein Rating.

Hätte ich jedoch die Story, nachdem ich die Schluss-Szene kannte, ein zweites Mal und zwar mit dem Filter 'Wahrscheinlichkeit' gelesen, hätten mich auch folgende Zeilen stutzig machen müssen:
hörte ich und schoss aus dem Stuhl, wobei sich eine Hand auf meine Schulter legte und mir sanft Einhalt gebot.
ist er wirklich in die Höhe geschossen, und kann sie, obwohl im Rollstuhl, ihm die Hand auf die Schulter legen?
Dem Auge eines Sherlock Holmes dürften die wenigsten Geschichten standhalten, meint mit

lg aliceg
 
Hallo Blue Sky,

oh, verdammt. aliceg hat vollkommen recht. Warum sollte er aus dem Stuhl schießen, wenn sie im Rollstuhl neben ihm steht? Das müsstest Du vielleicht ein wenig umformulieren. Vielleicht so:

»Grüß Gott, hat’s g’schmeckt?«, hörte ich, wollte schon aufspringen, spürte im gleichen Augenblick jedoch eine Hand auf meiner Schulter, die mir sanft Einhalt gebot.

Liebe Grüße,
 

Blue Sky

Mitglied
Hi aliceg! Hi Rainer Zufall!

Ihr glaubt es vielleicht nicht, aber ich finde es grade sehr schön und erfrischend, eure konstruktiven Einwände zu erfahren.

ist er wirklich in die Höhe geschossen, und kann sie, obwohl im Rollstuhl, ihm die Hand auf die Schulter legen?
oh, verdammt. aliceg hat vollkommen recht. Warum sollte er aus dem Stuhl schießen, wenn sie im Rollstuhl neben ihm steht?
Bevor ich da aber etwas umformuliere, lasst mich meine Sicht darauf kurz veranschaulichen, denn der Satz ist schon recht ausformuliert.
Also geht man davon aus, dass der "Tortenliebhaber" nicht das berühmte HB-Männchen ist und er auch keinen Raketenrucksack anhatt, kann es sich bei der Beschreibung des Hochschießens als Icherzähler nur um seine Sinnesempfindung handeln.
Wie ich meine beobachtet zu haben, ist vor allem bei den männlichen Vertretern unserer Spezies das Erheben zur Begrüßung eines für ihn VIPs sehr umgänglich.
Was steht da nun genau?
:"hörte ich und schoss aus dem Stuhl, wobei sich eine Hand auf meine Schulter legte und mir sanft Einhalt gebot"
in Wirklichkeit versucht er überrascht aufzustehen, weil er die Stimme seiner "Even more important Person" erkennt. Dabei, also während dessen, hält sie ihn mit der Hand auf der Schulter zurück. Sie hat ihn schließlich erkannt, und möglicherweise mit seiner Reaktion gerechnet ...
Da darf auch jeder Leser für sich selbst interpretieren! ;)


Muss eine Geschichte glaubwürdig sein? Nicht unbedingt - sonst gäbe es ja weder Märchen
noch Sci-Fi.
aliceg!
Ich sehe das sehr sehr ähnlich, und über diese Antwort hatte ich auch nachgedacht, aber für mich wieder wegradiert, weil ich dagegen mit einer banalen Totschlagargumentation rechnete, die dann kommen könnte; die Geschichte steht aber nicht im Märchen oder Sci-Fi-Forum ...! Was dann wieder zu einer unnützen Grundsatzdiskussion führen könnte.:rolleyes:

Deshalb vielen Dank für die Darstellung deiner Meinung!

LG
BS
 
Hallo Blue Sky,

ja, okay. Deiner Erklärung kann ich folgen. Das 'schoss aus dem Stuhl' ist jedoch eine sehr abrupte Bewegung, die der Leser da erwartet, so von der Wortwahl, finde ich. Dass es eine rein emotionale Reaktion seiner Sinne ist, kann dem Leser da allerdings noch nicht klar sein. Er kennt das Ende noch nicht. Aber wir sind ja alle in die Falle getappt, haben es, nachdem wir das Ende kannten, nicht erneut reflektiert. Oder zumindest erst nach einem erneuten Anschubser von anderer Seite.
Demnach muss es so verstanden werden: Sie legte ihm bereits die Hand auf die Schulter, während sie ihn ansprach, weil sie mit einer derart emotionalen Reaktion rechnete, hinderte ihn damit am Aufstehen.
Okay. Kann man gelten lassen.
Solche Formulierungsfallen kenne ich bei mir ebenfalls. Ich schreibe, was ich denke, wie ich eine Szene vor mir sehe. Aber der Leser versteht nicht, was ich mir gedacht hatte.
Die üppige Beleuchtung hat Deine Geschichte dennoch verdient.

Liebe Grüße,
 

aliceg

Mitglied
Solche Formulierungsfallen kenne ich bei mir ebenfalls. Ich schreibe, was ich denke, wie ich eine Szene vor mir sehe. Aber der Leser versteht nicht, was ich mir gedacht hatte.
ging mir schon ähnlich!
Okay, okay, bin ja auch nicht unbelehrbar.
Aber manchmal bräuchte man für unterschiedlich auslegbare Textstellen fast schon eine 'Gebrauchsanweisung'
oder man sollte mehr zwischen den Zeilen lesen können.
In Romanen blätterte ich auch manchmal zurück, wenn mir etwas unklar war, konnte aber nicht so wie hier mit dem Autor Kontakt aufnehmen.
Man kann es auch so sehen: diese Story hat's in sich, liest sich so leicht, ist aber keineswegs eine leichte Kost!

Das allein schon verdient den Extra-Orden 'Stimmt sehr nachdenklich!':rolleyes:
lg aliceg
 
Zuletzt bearbeitet:

aliceg

Mitglied
Ich hab da was zu maunzen:
Wie ich meine beobachtet zu haben, ist vor allem bei den männlichen Vertretern unserer Spezies das Erheben zur Begrüßung eines für ihn VIPs sehr umgänglich.
Ja, wie die Höflichkeit gebietet, erhebt sich eine männliche Person bei der Begrüßung einer hinzukommenden weiblichen.
Dies gilt aber nicht bei Dienstleistungspersonal im Gastrogewerbe, mögen sie noch so befreundet sein.
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Vielleicht ja, vielleicht auch nein; man weiß es nicht genau ....
Welche Disharmonie hättest du dir denn gewünscht?

Hallo Blue Sky,

nun, die beiden sehen sich nach sehr langer Zeit wieder, erleben die perfekte Liebesnacht (-tag) im Heu, verstehen sich dermaßen gut, dass mir als Leser fast schlecht wird. :)

Also ein bisschen Pfeffer fände ich nicht schlecht: Er tut sich vielleicht schwer damit - im wahrsten Sinne des Wortes - mit einer auf einen Rollstuhl angewiesenen Frau Sex zu haben. Ist ja offenbar auch für ihn das erste Mal. Oder ...

Wat solln se denn mit nem Rollstuhl? Sie haben doch nu erst mal sich .
Ja, bis sie ihn dann braucht!

Es ist nur mein Eindruck des Textes. Natürlich müssen Texte nicht wahr sein, um gut zu sein. Umgekehrt wirken wahre Geschichten erfunden. Oder Texte werden von Autoren als genial eingestuft, weil sie eben genau so passiert sind ! Ah, aber werden sie eventuell schlecht geschrieben, das nützt dann keinem etwas.


"»Grüß Gott, hat’s g’schmeckt?«, hörte ich und schoss aus dem Stuhl, wobei sich eine Hand auf meine Schulter legte und mir sanft Einhalt gebot."

Diese Stelle finde ich übrigens ganz gelungen. Er war m.E. noch nicht ganz auf dem Stuhl hochgeschossen, so dass sie seine Schulter noch erreichen konnte.

Danach setzte sein Verstand einfach aus und er ist wieder - 15, 16? Da musste ich echt lachen.

Jaha, ich verstehe das. Aber wie gesagt - ein bisschen mehr Schärfe, irgendeine Disharmonie würde mir mehr gefallen.

Gruß DS
 

Blue Sky

Mitglied
Hi aliceg! Hi Rainer!

manchmal bräuchte man für unterschiedlich auslegbare Textstellen fast schon eine 'Gebrauchsanweisung'
Da sind unterschiedliche Wahrnehmung, Erwartungen und Interessen im Spiel. Eine Bunte summende, duftende Blumenwiese ist für den einen romantisch und für den anderen eine abstoßende Einöde. Was nützt da eine Anweisung, wenn man gar nicht gebrauchen möchte.

Das 'schoss aus dem Stuhl' ist jedoch eine sehr abrupte Bewegung, die der Leser da erwartet, so von der Wortwahl,
Hab mal den Papierkorb auf den Kopf gedreht und meine allererste Formulierung der Szene gefunden; ...hörte ich und war sofort dran aufzuspringen, als sich eine Hand ...
Die finde ich auch nicht schlecht und überlege sie einzusetzen. Möglich, dass man mit der Textarbeit nicht nur am Verbessern ist.:oops:


Ich hab da was zu maunzen:
Dabei komme ich aber noch nicht ins Schnurren!:p
Wenn die Bedienung in einem Lokal erscheint, steht man üblicherweise nicht auf, klar, obwohl, bei manchen kann man schon an Flucht denken, andere möchte man gleich mitbestellen ...:D
In dieser Passage der Geschichte war ihm aber noch nicht bekannt, dass sie die Bedingung oder die Chefin ist.

Vielen lieben Dank noch mal für eure Beschäftigung mit meinem Text!

LG
BS
 
Zuletzt bearbeitet:

Blue Sky

Mitglied
Hi DocSchneider!

Also ein bisschen Pfeffer fände ich nicht schlecht:
ein bisschen mehr Schärfe, irgendeine Disharmonie würde mir mehr gefallen.
Ich denke, ich weiß, was du meinst, es findet sich kein wirklicher Konflikt und keine äußere Spannung im Ablauf. Es soll aber auch kein Actionblockbuster sein.
Für mich ist hier die Hauptsache, dass Handeln der beiden und wie der Umgang miteinander, gerade weil es leider nicht normal erscheint und damit vielleicht unglaublich ist.
Deswegen ist es zwar schade, dass ich deine Erwartung mit dieser Geschichte nicht erfüllen konnte, ist aber hier und so auch nicht meine Absicht gewesen.

Natürlich müssen Texte nicht wahr sein
Zu der Glaubwürdigkeit einer Geschichte möchte ich nur sagen, dass was für den einen vielleicht absurd Erscheinende für einen anderen das wahre Leben bedeuten kann.

LG
BS
 



 
Oben Unten