Sehnsucht

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Kaetzchen

Mitglied
Sehnsucht ziehe flügelbreitend
Mit den Stürmen übers Meer
Sitz nicht fest auf leeren Tagen
Die gefesselt sind von Fragen
Stille Stunden wiegen schwer

Fliege Sehnsucht lichtbegleitend
Auf den Wellen meiner Zeit
Trage heißbegehrte Düfte
Süße Stimmen durch die Lüfte
Sei zur Suche nun bereit

Sehnsucht fange traumbereitend
Meine bangen Wünsche ein
Laß sie ziehen durch die Nächte
Und gib ihnen große Mächte
Das ich kurz kann bei dir sein
 

Schreibfan

Mitglied
Das ist ein schönes Gedicht. Haette sich vom thematischen Aufbau her auch als Sonett gut gemacht. Ich verstehe den Inhalt als Aufforderung, nicht in Sehnsucht und vllt alten Wunschbildern zu verharren, sondern manchmal Sehnsüchte und Wünsche zu modifizieren, um zum Ziel zu gelangen. Für die letzte Zeile schlage ich vor:
"Dann kann ich kurz bei dir sein".
So umgehst du die grammatikalische Umstellung.
Lg Schreibfan
 

anbas

Mitglied
Hallo Kaetzchen,

auch mir gefällt das Gedicht recht gut.

Alternativ zu dem Vorschlag von Schreibfan kann ich noch Folgendes anbieten:
Und gib ihnen große Mächte
- so kann ich dann/kurz bei dir sein
Etwas schwer tue ich mich mit den bangen Wünschen. Gibt es sorgenvolle Wünsche? Irgendwie passt das nicht, finde ich.
Meine tiefsten, schönsten, heißen ;), größten - vielleicht auch stillen - Wünsche ... all das würde aus meiner Sicht besser passen.

Liebe Grüße

Andreas
 

Kaetzchen

Mitglied
Sehnsucht ziehe flügelbreitend
Mit den Stürmen übers Meer
Sitz nicht fest auf leeren Tagen
Die gefesselt sind von Fragen
Stille Stunden wiegen schwer

Fliege Sehnsucht lichtbegleitend
Auf den Wellen meiner Zeit
Trage heißbegehrte Düfte
Süße Stimmen durch die Lüfte
Sei zur Suche nun bereit

Sehnsucht fange traumbereitend
Die geheimen Wünsche ein
Sie entfalten ihre Mächte
Ziehen lockend durch die Nächte
Lassen mich kurz bei dir sein
 

Kaetzchen

Mitglied
Hallo Schreibfan und Andreas.
Danke für eure Hinweise und Anregungen. Sie haben mich die letzte Strophe noch mal überdenken lassen. Hier nun die neue Form.
Liebe Grüße
Kaetzchen
 

Tula

Mitglied
Hallo Kaetzchen

Soweit ein schönes Gedjcht, aber doch sehr direkt und auch etwas schwülstig. Im Stil auf jeden Fall zeitlos, was nicht unbedingt verkehrt ist. Aber irgendein Jetzt-Zeit-Bezug täte dem Gedicht gut.

LG
Tula
 

Kaetzchen

Mitglied
Hallo Tula
Vielen Dank für deine Meinung.
Bei dem Berliner Maler Jonas Burgert (Siehe Internet) habe ich in einem Kurs gelernt, das Kunst zeitlos sein muß, damit sie zu allen Zeiten treffend ist.
Trotzdem habe ich mir über deine Worte Gedanken gemacht, finde aber im Moment keinen Zugang zu einer Änderung.
Ich schreibe erst das zweite Jahr und muß sicher noch viele Erfahrungen machen. Vielleicht kannst du mir da noch einen konstruktiven Tipp geben. Ich würde mich sehr freuen.
Liebe Grüße
Kaetzchen
 

Tula

Mitglied
Moin Kaetzchen

Danke für deine Rückmeldung. Das mit den Tipps wird schnell als 'oberschlau' empfunden, aber gut: versuchen, das allzu Konkrete zu vermeiden, natürlich der inhaltlichen Absicht entsprechend. Zum Beispiel ein Liebesgedicht schreiben, in dem das Wort liebe/Liebe nicht vorkommt.

LG
Tula
 

Kaetzchen

Mitglied
Danke Tula
Jetzt hast du in mir etwas geweckt, was ich schon irgendwie gefühlt habe. Ich dachte immer, man müßte für ein Gedicht mal eine, ich nenne es mal - grundlegende Metapher- finden.
Ich werde das Gedicht noch mal neu schreiben, ich habe nun einen Zugang.
Liebe Grüße
Kaetzchen
 

James Blond

Mitglied
heißbegehrte Düfte

Hmm ...

Trage heißbegehrte Düfte
Süße Stimmen durch die Lüfte
Sind das (un?)absichtliche Anleihen bei Mörike?

Frühling lässt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
(aus Mörike: Er ist's)

Für meinen Geschmack wird hier die Sehnsucht etwas zu sehr ausgemolken: Jede Strophe beginnt mit einem Appell an die Sehnsucht, insgesamt werden sechs Imperative (ziehe, sitz, fliege, trage, sei, fange) an sie herangetragen, das wirkt schon ein wenig manieriert (mariniert?).

Die grammatische Parallelität der Strophen verstärkt noch das Liedhafte, das mag hier durchaus gewollt sein: Keine Ode an die Freude, sondern ein Lied an die Sehnsucht.

Doch es verwundert, denn eigentlich ist es die Sehnsucht selbst, die Appelle und Wünsche ins Land (und übers Meer) sendet; hier wird die Botschafterin selbst zum Adressaten, der Appell an sie wirkt tautologisch: Sie soll das tun, was sie gewöhnlicher Weise stets tut: Wünsche und Verlangen wecken. So kreist hier die Sehnsucht als Appell ans Wünschen zu lange um sich selbst, um erst im letzten Vers zum eigentlichen Anliegen vorzudringen, das dann so lapidar prosaisch zugleich komisch wirkt: "Lassen mich kurz bei dir sein".

Einige Formulierungen grenzen ans Kitschige, z. B. "auf den Wellen fliegen", "heißbegehrte Düfte/ Süße Stimmen durch die Lüfte", andere sind etwas verunglückt: "Sie entfalten ihre Mächte".

Insgesamt überwiegt noch der Eindruck: konventionell, nett, aber auch nichtssagend und unverbindlich.

Was mich für das Gedicht einnimmt, ist der durchgängige Trochäus, der dem Eindringlichen sehr entspricht und die durchgehaltene Form mit dem außergewöhnlichen strophenübergreifenden Reimschema.

Mein Vorschlag wäre, nicht die Sehnsucht anzurufen, sondern sie aus dem LyIch sprechen zu lassen:


Sehnsucht flieht mich flügelbreitend
mit den Wolken übers Meer,
lässt mich in den leeren Tagen,
die gefesselt sind von Fragen
stiller Stunden, erdenschwer.

Flöge ich doch lichtbegleitend
über Wellen trüber Zeit,
riefen heißbegehrte Düfte,
süße Stimmen mich in Lüfte,
wär zum Aufbruch ich bereit.

Fangen endlich traumbereitend
mich geheime Wünsche ein,
spüre ich die dunklen Mächte
sternenloser Sehnsuchtsnächte:
Könnte ich nur bei dir sein.


Viel Erfolg bei der Überarbeitung!

Grüße
JB
 

Kaetzchen

Mitglied
Hallo James Blond

Vielen Dank für deine umfangreiche, tiefgründige Antwort!
Erst einmal: Der entstandene Bezug zu Mörike war nicht gewollt und ich habe ihn nicht bemerkt, weil ich gar nicht an den Frühling dachte, ist irgendwie so passiert.
Nun hast du mein Gedicht schon so gut umgearbeitet, dass es mir viel besser gefällt. Ich finde auch gut, dass du den Trochäus so gelassen hast, denn den möchte ich beibehalten.
Ich weiß nicht, ob mir nun noch etwas Besseres zu dem Thema einfällt, vielleicht versuche ich es lieber mit einem neuen Text. Auf jeden Fall habe ich heut viel gelernt und will im Auge behalten darauf zu achten, dass meine Gedichte eine allgemeingültige Aussage erhalten und nicht zu direkt werden.
Liebe Grüße
Kaetzchen
 
C

Christian Jyren

Gast
... tut mir leid ... aber bitte, bitte Kätzchen ... deine Fassung ist viel unmittelbarer, berührender, unverstellter ... du brauchst so eine perfekte Überarbeitung nicht ...
 

Kaetzchen

Mitglied
Hallo Christian
Danke für dein Mitgefühl. Ich werde nichts mehr an dem Gedicht ändern. Mir fällt dazu auch gar nichts anderes mehr ein,es sei denn, ich schreibe es ganz anders.
LG
Kaetzchen
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Wer ist denn dieser Schulterklopfer, der den ausgiebigen Kommentar von James Blond mit (äham) schlichten Worten abtut?

Und schon verbesserst Du nichts mehr?

Die Mörikekopierere in den Zeilen ist ziemlich peinlich.
 
C

Christian Jyren

Gast
Mondnein

... mal abgesehen von deinem despektierlichen Ton mir gegenüber

... sehe ich hier als einzige Parallele zu Mörike, dass sich Düfte auf Lüfte reimt. Und das soll einen Plagiatsvorwurf rechtfertigen ...? Ich finde das ziemlich unfair der Autorin gegenüber ... und entbehrt jeder sachlichen Grundlage.

Wir wissen doch. Die Menge der deutschen Reime sind begrenzt ... und es kommen immer dieselben vor ... der Kontext der Reime macht das eigenständige Werk ...
 

Kaetzchen

Mitglied
Sehnsucht ziehe flügelbreitend
Mit den Stürmen übers Meer
Sitz nicht fest auf leeren Tagen
Die gefesselt sind von Fragen
Stille Stunden wiegen schwer

Fliege Sehnsucht lichtbegleitend
Auf den Wellen meiner Zeit
Trage heißbegehrte Düfte
Süße Stimmen durch die Lüfte
Sei zur Suche nun bereit

Sehnsucht fange traumbereitend
Die geheimen Wünsche ein
Sie entfalten ihre Mächte
Ziehen lockend durch die Nächte
Lassen mich kurz bei dir sein

Neue Version:


Sehnsucht stürmt mich windergreifend,
segelt in mein rotes Meer-
peinigt mich an leeren Tagen,
die gefesselt sind von Fragen,
läßt mich schweigend antwortleer.

Flöge ich doch lichtbegleitend
auf den Schwingen -Jenerzeit,
denn da war ich unbefangen.
Jetzt gibt heftiges Verlangen
meinem Kummer das Geleit.

Fangen endlich traumbereitend
mich geheime Wünsche ein-
spüre ich der Liebe Mächte,
die mich wiegen durch die Nächte,
lassen mich nah bei dir sein.
 

Kaetzchen

Mitglied
Vielen Dank Alle, die mir Tips und Erklärungen zu meinem Gedicht gegeben haben.
Hier ist meine neue Version.
Kaetzchen
 

Kaetzchen

Mitglied
Sehnsucht ziehe flügelbreitend
Mit den Stürmen übers Meer
Sitz nicht fest auf leeren Tagen
Die gefesselt sind von Fragen
Stille Stunden wiegen schwer

Fliege Sehnsucht lichtbegleitend
Auf den Wellen meiner Zeit
Trage heißbegehrte Düfte
Süße Stimmen durch die Lüfte
Sei zur Suche nun bereit

Sehnsucht fange traumbereitend
Die geheimen Wünsche ein
Sie entfalten ihre Mächte
Ziehen lockend durch die Nächte
Lassen mich kurz bei dir sein

Neue Version:


Sehnsucht stürmt mich windergreifend,
segelt in mein rotes Meer-
peinigt mich an leeren Tagen,
die gefesselt sind von Fragen,
läßt mich schweigend antwortleer.

Flöge ich doch lichtbegleitend
auf den Schwingen -Jenerzeit,
denn da war ich unbefangen.
Jetzt gibt heftiges Verlangen
meinem Kummer das Geleit.

Fangen endlich traumbereitend
mich geheime Wünsche ein-
spüre ich der Liebe Mächte,
die mich tragen durch die Nächte,
lassen mich nah bei dir sein.
 



 
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