Sehnsucht nach dem F (Haiku)

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G

Gelöschtes Mitglied 20370

Gast
Man muss es leider sagen (es ist nicht böse gemeint): Der Text ist gründlich missglückt! Drei Verse, die keinerlei Beziehung zueinander entwickeln! Und dass im ersten auch noch eines der berühmtesten Frühlingsgedichte bemüht/angedeutet wird, verschlimmert das Ganze noch!

Kann man nicht über den wunderschönen Eisvogel schreiben? Mir fällt gerade was ein (nur so als Idee):


getaut
der Eisvogel schüttelt sich
und den ersten Fang



Es grüßt
Dyrk
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Hier stimme ich mit Dyrk völlig überein. Ich erkenne weder Lyrisches noch Haiku-Ähnliches. Drei sich fremde Zeilen suchen verzweifelt nach Orientierung in ihrem Haiku-Raum (du nanntest deinen Text ja so).

In der Tat ein guter Vorschlag, DOs´ Text. Als erste Zeile gefiele mir "Tauwetter" besser, aber das ist Geschmacksache. Und dir, fürchte ich, völlig schnuppe ... :-(
 
G

Gelöschtes Mitglied 20370

Gast
Tauwetter

...ist das bessere entrée für den Haikuvorschlag.
Nun läge doch ein schönes jap. Kurzgedicht vor!

Gruß (auch dich, Cellist)
von
Dyrk
 

sekers

Mitglied
zerzaust

Liebe alle,

es scheint, der Text gehört zu den nicht ganz so gut bewerteten.

bin ungeachtet für jede Kritik dankbar.

das Herauspicken des Hauptdarstellers und sein Recycling in einem Textier-Workshop, dessen Ergebnis signifikant weniger Beziehung zu dem Ursprungstext hat als die gescholtenen Verse zueinander, scheint mir despektierlich.

ungeachtet

Lieber Gruß
s
 
G

Gelöschtes Mitglied 20370

Gast
Hauptdarsteller?

Du hast in deinem Text ohne innere Linie gleich mehrere:

den Frühling, das Blau, den Eisvogel und den Mai! Was ist daran respektlos, wenn man sich einen herausnimmt und um ihn herum ein neues Haiku schreibt...sozusagen als freundliches Angebot?! (Das du natürlich jederzeit ablehnen kannst)! Dass aber dein Text entflochten (fast hätte ich gesagt:entrümpelt) werden muss, liegt doch auf der Hand. Überfrachtungen, wie du sie leider hier anbietest, mögen Haiku gar nicht!

Nichts für ungut

Dyrk
 

sekers

Mitglied
Textarbeit

Umdeutung des Fs:

Frühling lässt sein Blau
und grün gewirktes Buntes.
Duldet kein Weißes.


Umdeutung des Vs:

Ein spiegelnder See.
Ein bibbernder Eisvogel.
Der Spiegel zerbricht.


Umdeutung des Ms:

Pfingstrosen knospen.
Warme Strahlen, kreuz und quer.
Komm, lieber Mai, mach.
 
G

Gelöschtes Mitglied 20370

Gast
Hallo sekers,

bitte tu mir/uns den Gefallen und entspanne mal!
Warum jetzt schon wieder diese tonnenschweren Bedeutungstexte? Und dann erneut Mörike - langsam wird's ärgerlich! Schreibe einfache (aber nicht banale!) Texte, Haiku sind keine aphoristisch-philosophischen Abhandlungen auf Poesie-Ebene!
Du hast ja selbst die Natur ausgesucht, na bitte, dann mach was draus!
Hier ad-hoc-Einfälle von mir (die nicht perfekt sein können, weil sich Haiku nicht so einfach aus dem Ärmel schütteln lassen; sie könnten aber Ansporn sein...):

Frühling
abends nach Hause
so viel weiße Blüten

im Bach ein Gründling
dann noch einer
der Eisvogel putzt sich erst

Überall Knospen!
Diesmal überraschen sie ihn,
den Mai!



Es gibt übrigens hinreichend gute - und preiswerte! - Haikuliteratur, lies dich da mal rein.


Es grüßt
Dyrk
 

sekers

Mitglied
Textarbeit, bedeutungsleicht, wie gewünscht

Kein Mörike! (und auch kein Goethe)

Frühling lässt das Blau.
Dazu Passendes, rosa.
Brigitte Woman.


Kein Eisvogel! (obwohl, er scheint zu inspirieren)

Spieglein an der Wand
Die schönste Jahreszeit ist
Und der Spiegel bricht


die Sehnsucht bleibt! (und auch die Versatzstücke)

Pfingstrosen! Knospet!
Weiß, was soll es bedeuten,
der Mai, wenn er kommt.
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hi seekers

Ich habe wirklich keine Ahnung von dem Haiku und ehrlich gesagt, weiß ich langsam auch nicht mehr, wie zur Hölle ich die bekommen soll, wenn jeder ein anderes Bild davon hat und die unumstößliche Meinung, alle anderen seien Deppen, die nichts vom Haiku verstanden haben. Darum ist Dyrks Rat einfach mal due Originalen Haiku, der ganz Großen in diesem Bereich zu lesen, super! Tut man das, wird jedem sofort klar, dass du hier das genaue Gegenteil (immer noch!) vom Haiku machst, deine Zeilen sind in ihren Einzelnen Komponenten und Satzbauen derart "verschachtelt" und (immer noch) überfrachtet, dass ich das Gesamtgebäude einfach nicht als Ganzes sehen kann. Das hat einfach keine Stringenz, wie soll ich denn so viele "extravagante" Bilder zu einem knappen, klaren beschriebenem Moment zusammenfügen? Und was soll ich dann dahinter sehen? Es ist zu komplex, als das ich das Gefühl habe, du schriebest über einen wirklichen erlebten Moment, hinter dem ich mehr sehen kann, als ihn selbst.

Entrümpeln, immer mehr entrümpeln!!
Bei so kurzen Teilen, geht es jetzt wohl auch nicht darum, sprachlich originell mit "extravaganz" zu punkten, das kannst du besser in einem Sonett machen.

Wie gesagt, so lese ich deine Teile hier. Das hat nicht den Anspruch irgendwie "Haiku-Wissenschaftliche" Kritik zu sein, bloß die eines Lesers...


L.G
Patrick
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Hallo Patrick,

du triffst den Nagel auf den Kopf!
 
G

Gelöschtes Mitglied 20370

Gast
Hallo noch mal in die Runde,

dass ich hier Textangebote gemacht habe, wirkt vielleicht ein wenig oberlehrerhaft - das will ich auf keinen Fall! Wollte nur anstoßen, inspirieren...mehr nicht! Jeder möge seine eigenen Ideen haben und sie auf seine Weise sprachlich umsetzen!

Schöne Grüße
Dyrk
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Hallo DOS,

das kam zumindest bei mir auch so an.

LG
Cellist
 

sekers

Mitglied
von Goethe, Killerargumenten und unwohlen Gefühlen

Hallo Patrick Schuler,

Danke für Deine Antwort.

1) es irrt der Mensch, solang er strebt. Ich habe die Moderation gebeten, das Wort 'Haiku' im Titel zu streichen und durch 5-7-5 zu ersetzen. Das heißt, ich behaupte nicht länger, dass es sich bei meinem Text um ein Haiku handelt, und hoffe, das ist in Deinem und aller Sinne.

2) Lernen kommt vom Imitieren her, und natürlich ist es ein Königsweg, die 'ganz Großen in diesem Bereich zu lesen'. Allerdings besteht schon auch die Gefahr, wenn man das auch so macht, in der Imitation stecken zu bleiben. Will man das nicht, muss man die Grenzen wohl verlegen oder andere Wege gehen. Was in Fall der F-Sehnsucht wohl nicht ganz gelungen, aber siehe dazu 1). Es ist aber nicht so, falls das die Befürchtung, dass ich noch keine Haikus oder über deren Regeln gelesen hätte. Ich habe mir nur wahrscheinlich etwas anderes dazu gedacht als Du Dir.

3) Auf der Wikipedia-Haiku Seite steht der schöne Satz von Donald Keene, 'sie [die Menschen] versuchen dann, ihre Gefühle durch Bilder auszudrücken, die sie dem entnehmen, was sie sehen und hören.' Ich sehe, dass die Bilder, die ich versucht habe, nicht ankamen, bzw. glaube, dass sie wegen des das ist kein Haiku Reflexes überhaupt keine Chance hatten.


Lieber Gruß

sekers
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Hallo sekers,

Ich sehe, dass die Bilder, die ich versucht habe, nicht ankamen, bzw. glaube, dass sie wegen des das ist kein Haiku Reflexes überhaupt keine Chance hatten.
deine erste Erkenntnis ist sicherlich richtig. Der Text ist nicht angekommen. Deine zweite Vermutung bezweifle ich allerdings. Es ist hier völlig egal, ob du ihn als Haiku hier einstellst oder "nur" als lyrischen Text. Ich kann nur für mich sprechen, aber ich als Leser kann mit dem Text nichts anfangen, weil ich aus den drei Zeilen weder schlau werde noch etwas wirklich Lyrisches erkennen kann. Es sind für mich drei Zeilen, die zusammengenommen einfach keinen lyrischen Text ergeben, der mir etwas sagt oder gibt.

Da du ja bisher keinerlei Alternativen eingestellt hast, bleibe ich auch bei meiner Wertung zum Text.

LG
Cellist
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Frühling lässt sein Blau
ein bibbernder Eisvogel
komm, lieber Mai, mach
Das ist, dear sekers,

ein köstliches Vers-Atz-Stück, Ver-Satz-Stück, und natürlich kein Haiku, sondern "nur" ein 5-7-5er, aber ein pointiert zen-karger Koan-Wurf.

Wenn der Mörike zu heilig ist, als daß man ihn in so einem Spaß zitieren darf, dann muß er erst recht ran ans Werk, rein ins Werg. Zumal das Band frech durchgeschnitten ist wie bei der Eröffnung einer Autobahn.
Dem entsprechend hätte ich lakonisch geschrieben: "komm, lieber Mai, und", aber da die Betonung im Mozartlied auf dem "mache" liegt, wobei die erste Silbe beim heiligen Amadée dann noch durch vier Takte gedehnt breitgeschunkelt wird - "und maaaache" - ist es hier gut pointiert.

Es tritt dem Oberlehrer gegens Schienbein. Muß mal sein.
Ich finde es ausgezeichnet.

grusz, hansz
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Ich habe auf Mondneins "10" und seinen Kommentar geantwortet, denn ich hatte mich gewundert, dass er einem Haiku, das er nicht für ein solches hält, trotzdem 10 Punkte gibt.

Allerdings habe ich erst danach gesehen, dass sekers seinen Text gar nicht mehr "Haiku" nennen möchte. Wieso wird dann trotz seiner Bitte von der Moderation der Titel nicht geändert? Das wäre schon wichtig für die Leser.

Unter den geänderten Voraussetzungen ist mir die Wertung "10" von Mondnein nicht mehr wichtig und ich habe darum meinen obigen Kommentar gelöscht.

LG
Cellist
 

sekers

Mitglied
Dann Blümlein alle,

Hallo Mondnein,

ich glaube beobachtet zu haben, das Umgangsformtechnische jetzt im Betreff, dass man hier - auf der grünen Wiese - zu Lande nicht einfach danke sagt, man schränkt oft mit einem Für ein, zum einen das quid pro quo Prinzip umkehrend, zum anderen Textarbeit markierend.

dem gemäß sage ich

Danke

- für Deinen erfrischenden wie wohlwollenden Anderblick auf die dem p.t. Publikum zugemutete Zusammenstoppelung abgezählter Silben und

- für das mir Heraushelfen aus den so unkommentiert wie inquisadistisch hereingebrochenen, roten Zahlen.

Und gefreut habe ich mich, und es hat auch beruhigt, dass Du den Mozart trotzdem er so brutal ("-5") abgeschnitten, trotzdem noch vernommen.

und Humor finde ich ausgesprochen: gut. wahrscheinlich, weil er mir so abgeht.

Lieber Gruß
g
 



 
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