Sektenausstieg (alkaeisch)

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G

Gelöschtes Mitglied 20513

Gast
Naja, Soljanka, tiefschwarz hell gibt es ja wohl nicht. Oder doch? Du zumindest schließt anscheinend diese Möglichkeit nicht aus, weshalb du dich doppelt absicherst. Sicher, eine Petitesse. Aber sie fiel mir auf.

Gruß, blackout
 
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lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Bitte nutzt, so schwer es auch fällt, private Kanäle zur privaten Kommunikation. Oder geht zu meiner Friseurin, die braucht nach mir immer jemanden zum Reden.
 

Tula

Mitglied
Hallo Soljanka

Die Wiederholung der Schwärze ist ja Absicht, dem Inhalt entsprechend. Als tautologischen Konstrukt und die Idee der Seele verarbeitend ginge auch "finster" oder "düster", oder als Kombination "Finsterseele" oder ähnliches. 'Gefärbt' ist nicht unbedingt der beste Begriff, weil es beinhaltet, dass du oder jemand es bewusst gefärbt hast. Ginge 'getränkt'? Ironisch-gruselig.

Aber davon abgesehen, des Pudels schwarzer Kern steckt in der auffallend originellen Wärmespiegelung. Der Physiker schüttelt hier den Kopf, aber es trifft durchaus den Nagel auf denselbigen: dem ganzen Geschwafel ums Licht steht das grundsätzliche Prinzip des menschlichen Wärmeaustauschs entgegen. Wer welche (Wärme) ausstrahlt, bekommt sie auch irgendwie zurück. Ein ganz schlichter Weg zu Glück und seelischer Erleuchtung, den leider nicht alle finden, auch nicht als Leser deines Gedichts.

Im Titel: ein Tippfehler? (alkalisch ?) - ist mir nicht aufgegangen

Mich gern lesend aufgewärmt

LG
Tula
 
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G

Gelöschtes Mitglied 20513

Gast
Soljanka, tut mir leid, ich bleibe dabei, dass "tiefschwarz" jedem Leser bereits erklärt, dass es ziemlich dunkel ist, auch wenn du diese "Erklärung" für die Silbenzahl brauchst. Und wenn ich dich darauf hinweise, wäre ein Dank angebracht. Im übrigen halte ich das rein technisch für keine besonders gut gemachten alkäischen Strophen, die Silbenzahl ist zwar eingehalten, die Zäsuren aber sind etwas fraglich.

Gruß, blackout
 
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Soljanka

Mitglied
Hallo Tula,

Danke dir für dein wohlwollendes Lesen, Kommentieren und Bewerten.
"tiefschwarz düster getränktes Seelenleben" gefällt mir, würde ich glatt so übernehmen.
Mein erster Versuch mit der alkaeischen Strophenform, aber ich muss mir das wohl noch mal genauer anschauen.

Liebe Grüße von Soljanka
 

Soljanka

Mitglied
Blackout, Worte sind nicht nur zum Erklären oder zur Vermittlung von Informationen da. Sprache ist immer auch Appell und Ausdruck.
Das mit den Zäsuren war mir entgangen. Meinen hochherzigsten, allerliebenswürdigsten Dank für den Hinweis.
Gruß von Soljanka
 

Tula

Mitglied
Hallo Soljanka
Gerade im Hölderlin-Jahr ist das durchaus lobenswert :)
Das Problem mit den antiken Formen ist meistens der Leser, so wie ich, weil er diese nicht ausreichend kennt bzw. sie sich nicht wirklich "verinnerlicht" hat, so dass das Lesen auch "Freude" macht. Zumindest ging es mir selbst erst vor wenigen Wochen so, als ich einen aufrichtigen Versuch unternahm, mich dem gepriesenen Hölderlin lesend zu nähern. Am Ende mit wenig Begeisterung meinerseits, es war einfach kein wirkliches "Vergnügen".

Nach einer anderen Lektüre - der listenreiche Odysseus - versuchte ich es mal mit Hexametern. Auch als 'moderne Variante' einer "Irrfahrt" der Speise durch den Verdauungstrakt :) und dann mit dem Besuch einer römischen Ruine "Conimbriga".
In einem anderen Forum erschienen dann die wahren Kenner und machten mich auf einige Details aufmerksam. Wo ich Zäsuren glaubte, waren diese nicht eindeutig genug. Nicht nur, dass die antiken Versmaße sich dem deutschen Sprachfluss nicht anpassen wollen (Biester!), es gibt auch nicht wenige Wörter, die man im Deutschen je nach Region und auch Kontext verschieden betont. Nimm das unscheinbare "da-bei". Im jambischen Gedicht fällt das nicht auf, der Leser passt sich intuitiv-automatisch dem Fluss und Rhythmus an. Bei den 'höheren Formen' ist das nicht so, jeder Leser betont bestimmte Dinge auf seine Weise, der Kenner stört sich dann schnell an den Unebenheiten, wo der Autor gar keine wahrnimmt.

Das Gedicht selbst hat inhaltlich die Ode-Form nicht notwendig. Als Freude am Spaß des Experimentierens ist das natürlich egal, ich mag es, ohne dabei an eine Ode zu denken.

LG
Tula
 

Soljanka

Mitglied
Hallo Tula,

Die Odyssee der Speise durch den Verdauungstrakt?! Herrlich. Kann man das hier lesen?

Ich bin, was Odenstrophen angeht, auch Anfängerin. Deshalb bin ich auch dankbar für Feedback. Vielleicht nicht immer sofort, weil Kritik auch erst Mal verdaut werden will. Aber insgesamt schon. Kommt eben auch auf den Ton an.

Ich habe das bei Wikipedia noch mal nachgelesen. Wenn ich das richtig verstanden habe, ist für diese Form die Wellenbewegung charakteristisch, und die ist nach meinem Empfinden bei meinem Gedicht durchaus vorhanden.

Hallo auch Mondnein,

vielleicht magst du als Kenner was dazu sagen? Welche Rolle spielen die Zäsuren?

Gruß von Soljanka
 
G

Gelöschtes Mitglied 20370

Gast
Diese eigentümliche "Schwarz"-Debatte ... wir wissen ja inzwischen, wer sowas vom Zaune bricht.

Hier liegt ein großartiges Gedicht vor, zweistrophig - was ich nicht ohne Grund anmerke: Achtzeiler gehören zum Schwersten, was uns die Lyrik abfordert - technisch und inhaltlich. Soljanka hat die Prüfung mit Bravour bestanden! Und dann noch diese nonchalante Schlussszene - fabelhaft!

Liebe Soljanka, denk' dir einen sechsten Stern dazu!
Schönen Gruß von
Dyrk
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Es ist wohl als Gag gedacht, liebe Soljanka,

daß Dein alkäisches Strophenpaar nicht bei den Festen Formen, sondern hier im Unreimen untergekommen ist.
Ich habe überlegt, durchgespielt und in meinen Horazausgaben nachgeschaut, ob in alkäischen Strophen die dritten und vierten Verszeilen mit einer betonten Länge enden können. Ich kenne nur Beispiele mit unbetontem Ende, die vorletzte Silbe schlägt den Haupttakt im abschließenden Trochäus.
flumina constiterint acuto
Xxx Xxx X x Xx

Dem gemäß könnte man die beiden Schlußzeilen so lesen:

híer, wo wir wóhnen, in úns'rer WéGe?

spíegeln, nicht Lícht, das die Augen só schmerzt.

Aber mit Zäsuren hat es nichts zu tun. Nur aklepiadeische Verse (Horaz 1,1,1 ff) haben so eine Mittelzäsur, wie sie vom Pentameter bekannt ist. Sapphische und alkäische Strophen brauchen keine Zäsurenunterteilung. Wofür auch? Es stoßen bei ihnen ja keine Betonten so aneinander, daß man einen kleinen blackout oder Sekundenschlaf einbauen muß, um wieder im Silbensinn singen zu können. Nein, diese Bewußtseinslücke brauchst nicht zum Genuß hochprozentiger alkäischer Getränke.

grusz, hansz
 

Soljanka

Mitglied
Nein, Mondnein, kein Gag, nur ein Versehen, wie auch das Versmaß, das ich mir wohl falsch abgeschrieben habe.
Aber so Stelle ich mir konstruktive Kritik vor. Thanks a Lot.

Wie wäre es mit

"hier, wo ich dir gegenüber stehe?"

"spiegeln, nicht Licht, das im Auge weh tut." ?

Gruß von Soljanka
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Ja, so wird die Metrik stimmig.
Obwohl es schade wäre, wenn die "WG" rausfiele.
 

revilo

Mitglied
Grüß Dich, ich musste das alkädingsda erst ein mal guuuhgeln....ich bin halt kein Germanist, sondern nur ein einfacher Schreiber, der hier aber gerne seine Wissenslücken füllt.....was mir hier nicht gefällt, ist die Symbiose zwischen alt und neu.....die WG finde ich daher ein wenig deplaziert... und das hmmm liest sich so, als mache ein Graukopp (so einer wie ich) plötzlich auf jugendlich, trüge hautenge Jeans und forderte 20 jährige Mädelz in der Disse zum Tanz auf......vielleicht sind meine Gedanken nicht so profund wie die meiner Vorschreiber.....aber es ist extrem schwierig, alten Plunder mit stylischen Möbeln zu kombinieren.....das kann klappen, muss aber nicht.....LG revilo
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Aber ist die alkäische Rede nicht so etwas wie ein Ausriß aus einem Dialog? So lese ich es jedenfalls spontan, - ein Ausschnitt aus einem emotionalen Vorwurfs- und Argument-Wechsel, wobei mir nur ambivalent bleibt, ob die Meisterin die abtrünnige Schülerin bepredigt, oder ob die Aussteigerin eine fromme Mitbewohnerin ihrer Wohngemeinschaft zusammenfaltet, oder ob es der Wechsel zwischen beiden Rollen ist, sorum oder andersrum.
 



 
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