So viel Licht

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juliawa

Mitglied
Es ist 10 Uhr morgens am Faschingstag. Ich bin vom Vorglühen bereits ziemlich betrunken, auf nüchternen Magen geht das immer schnell. Nur nochmal kurz hoch, meinen Schlüssel holen. Er liegt direkt auf meinem Schreibtisch. Der Tisch, das Regal, das Bett, absolut Alles ist lichtdurchflutet. Mein Zimmer befindet sich auf der Südseite des Hauses und hat große Fenster. Um diese Tageszeit sind die Lichtverhältnisse in diesem kleinen Raum einfach umwerfend. Ich lege mich auf mein frisch gemachtes Bett. Es riecht nach Mamas Weichspüler. Ich werde sentimental. Bald werde ich dieses Licht nicht mehr einfach so bekommen. Nie mehr im Liegen. So helle Zimmer sind selten, außerdem zu teuer für mich. In Zukunft werde ich dieses Licht woanders suchen müssen. Auf offenen Plätzen. Oder an Steilhängen.
Die angenehme Wärme auf meinem Körper macht mich müde, ich schlafe für einen kurzen Moment ein.
Ich träume, dass ich tausende Stufen zu einer Aussichtsplattform hinaufhasten muss. Der Anblick des Tals, kurz vor dem Sonnenuntergang, wenn sich die letzten Strahlen in den Stuttgarter Kessel ergießen, soll dort manchmal großartig sein. Das muss ich unbedingt sehen. Aber es wird schon spät. Ich hab schon Seitenstechen und das Atmen fällt mir unglaublich schwer. Dabei sind es noch so viele Stufen.
Ich wache auf und stelle überrascht fest, dass mir eine einzelne Träne über die Wange gelaufen ist. Ich greife mir meinen Schlüssel und renne die Treppe hinunter.
"Tschau Mama", rufe ich und überlege ob ich noch "hab dich lieb" hinzufügen soll, aber das würde sich komisch anhören. Untypisch.
"Also bis morgen", sage ich stattdessen und schlage die Tür hinter mir zu.
 
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Ji Rina

Mitglied
Einen schönen guten Morgen,

Ein Zimmer mit viel Licht. Bald wird man das Licht in diesem Zimmer, nicht länger geniessen können. Ein Traum: Man will noch die letzten Sonnenstrahlen sehen. Eine Träne läuft. Man greift nach seinem Schlüssel, sagt Ciao Mama, und verlässt das Haus….

Ich verstehe nicht, worum es hier geht…

Gruss, Ji
 

juliawa

Mitglied
Hi Ji,

es geht darum, dass die Protagonistin bald von zu Hause ausziehen muss, bzw. im Allgemeinen dass ihre Kindheit sich dem Ende zuneigt

Liebe Grüße,
juliawa
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo juliawa,

dass auf deine Protagonistin eine Veränderung zukommt, die ihr Angst macht, konnte ich aus deinem Text herauslesen.

Ich träume, dass ich tausende Stufen zu einer Aussichtsplattform hinaufhasten muss. Der Anblick des Tals, kurz vor dem Sonnenuntergang, wenn sich die letzten Strahlen in den Stuttgarter Kessel ergießen, soll dort manchmal großartig sein. Ich will das unbedingt sehen. Aber ich bin spät dran. Ich hab schon Seitenstechen und das Atmen fällt mir unglaublich schwer. Dabei sind es noch so viele Stufen.
Diese Traumsequenz stellt die Angst dar und ist eine starke Stelle in deinem Text.

"Tschau Mama", rufe ich. Ich überlege ob ich "hab dich lieb" hinzufügen soll, aber das wäre nicht ich.
"Also bis morgen", sage ich stattdessen und schlage die Tür hinter mir zu.
Der Schluss gefällt mir gut. Die Wirklichkeit holt die Protagonistin wieder ein und das Verlassen des Hauses ist fast eine Flucht.

Gerne gelesen!

Liebe Grüße
Manfred
 

Ji Rina

Mitglied
Hallo Juliawa,
Danke für die Erklärung :), ich dachte einfach, da käme noch was.
Mir gibt der Text leider nichts, ich denken, da hätte man noch mehr herausholen können, da ein Ausziehen von Zuhause
mit sehr viel mehr verbunden ist, als das Licht in den Zimmern (was ja nicht metaphorisch gemeint war) Interessant für
mich wäre auch eine Verdeutlichung dieses Satzes gewesen:
"Tschau Mama", rufe ich. Ich überlege ob ich "hab dich lieb" hinzufügen soll, aber das wäre nicht ich.
Für mich mehr ein Tagebucheintrag.
Egal, Nur meine Meinung.
Einen sonnigen Sonntag wünscht,
Ji
 

revilo

Mitglied
Hallo Juliawa,
Danke für die Erklärung :), ich dachte einfach, da käme noch was.
Mir gibt der Text leider nichts, ich denken, da hätte man noch mehr herausholen können, da ein Ausziehen von Zuhause
mit sehr viel mehr verbunden ist, als das Licht in den Zimmern (was ja nicht metaphorisch gemeint war) Interessant für
mich wäre auch eine Verdeutlichung dieses Satzes gewesen:


Für mich mehr ein Tagebucheintrag.
Egal, Nur meine Meinung.
Einen sonnigen Sonntag wünscht,
Ji
Egal , mich hat die Geschichte sehr angerührt , weil meine Kinder in sehr kurzer Reihenfolge von zu Hause ausgezogen sind. Und Papa revilo vermisst sie sehr , freut sich aber , dass es ihnen gut geht ..
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo juliawa,

hier ein kleiner Fehler: hinauf hasten



19 x ich…nur in dieser kleinen Geschichte



Vielleicht so:



Es ist 10 Uhr morgens am Faschingstag. Bin vom Vorglühen bereits ziemlich betrunken, auf nüchternen Magen geht das immer schnell. Erst noch mal kurz hoch, meinen Schlüssel holen. Er liegt direkt auf meinem Schreibtisch. Der Tisch, das Regal, das Bett, absolut alles ist lichtdurchflutet. Mein Zimmer befindet sich auf der Südseite des Hauses und hat große Fenster. Um diese Tageszeit sind die Lichtverhältnisse in diesem kleinen Raum einfach umwerfend. Ich lege mich auf mein frisch gemachtes Bett. Es riecht nach Mamas Weichspüler. Der Geruch macht mich sentimental. Bald werde ich dieses Licht nicht mehr einfach so bekommen. Nie mehr im Liegen. Das ist gar nicht metaphorisch gemeint. So helle Zimmer sind selten, außerdem zu teuer für mich. In Zukunft werde ich dieses Licht woanders suchen müssen. Auf offenen Plätzen. Oder an Steilhängen.
Die angenehme Wärme auf meinem Körper macht mich müde, ich schlafe für einen kurzen Moment ein.
Träume, dass ich tausende Stufen zu einer Aussichtsplattform hinauf hasten muss. Der Anblick des Tals, kurz vor dem Sonnenuntergang, wenn sich die letzten Strahlen in den Stuttgarter Kessel ergießen, soll dort manchmal großartig sein. Ich will das unbedingt sehen, bin aber schon spät dran. Meine Seite sticht und das Atmen fällt mir unglaublich schwer. Dabei sind es noch so viele Stufen.
Ich wache auf und stelle überrascht fest, dass mir eine einzelne Träne über die Wange gelaufen ist. Schnell greife ich mir meinen Schlüssel und renne die Treppe hinunter.
"Tschau Mama", rufe ich und überlege ob ich "hab dich lieb" hinzufügen soll, aber das wäre nicht ich.
"Also bis morgen"!

LG Otto
 
Zuletzt bearbeitet:

juliawa

Mitglied
Hallo revilo,
es freut mich sehr, dass dir die Geschichte zusagt ! Ich denke für die Eltern ist ein Auszug meist noch etwas härter als für die Kinder.
Franke. freut mich dass es dir gefallen hat. Ich habe glaube ich unbewusst deinen Titel geklaut ("so viel Anfang"). Das ist mir erst im Nachhinein aufgefallen.
Ji Rina, ich hätte wohl nicht schreiben sollen, dass ich das Licht nicht als Metapher meine, weil im Grunde ist es natürlich schon eine (aber nicht nur!). Zu der Stelle die du zitiert hast: Wenn so explizite Gefühlsbekundungen in einer Familie nicht gängig sind, dann würde es sich komisch anfühlen, plötzlich damit anzufangen. Daher das etwas Hilflose "Also bis morgen"
Otto Lenk, hab deinen Beitrag grade erst gelesen, als ich meinen Kommentar schon abgeschickt hatte. Ja das mit den vielen "ich" ist mir auch aufgefallen. Vielleicht versuche ich irgendwann das zu verbessern
Schönen Sonntag wünsche ich euch Allen.
 

Ji Rina

Mitglied
Ji Rina, ich hätte wohl nicht schreiben sollen, dass ich das Licht nicht als Metapher meine,
Ja, das kann sein.

Zu der Stelle die du zitiert hast: Wenn so explizite Gefühlsbekundungen in einer Familie nicht gängig sind, dann würde es sich komisch anfühlen, plötzlich damit anzufangen. Daher das etwas Hilflose "Also bis morgen"
Ja, das hast du recht. ich bin im Text nich drauf gekommen. Auch die Sentimentaliät beim Weichspüler der Mama,hat mich durcheinander gebracht.
Lieben Gruss, Ji

Egal , mich hat die Geschichte sehr angerührt , weil meine Kinder in sehr kurzer Reihenfolge von zu Hause ausgezogen sind. Und Papa revilo vermisst sie sehr , freut sich aber , dass es ihnen gut geht ..
Ja. Wir alle sind mal von Zuhause weggezogen...Und Papa Revilo scheint ein guter Papa zu sein! ;)
 

revilo

Mitglied
Ja, das kann sein.



Ja, das hast du recht. ich bin im Text nich drauf gekommen. Auch die Sentimentaliät beim Weichspüler der Mama,hat mich durcheinander gebracht.
Lieben Gruss, Ji



Ja. Wir alle sind mal von Zuhause weggezogen...Und Papa Revilo scheint ein guter Papa zu sein! ;)
Ich liebe meine beiden Racker über alles ! Revilo ist furchtbar stolz auf sie ! Danke
 

juliawa

Mitglied
Hallo juliawa,

das ist mir zu wenig für einen Text, der eine Bearbeitung verdient hätte (siehe Bewertung).

LG Otto
Hallo Otto Lenk,

ok dann ändere ich es in: ich werde es auf jeden Fall irgendwann verbessern.

Stand 18:50 Uhr: Verbesserung vorgenommen. Fürs Erste :D

Liebe Grüße
juliawa
 
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Bald werde ich dieses Licht nicht mehr einfach so bekommen. Nie mehr im Liegen. So helle Zimmer sind selten, außerdem zu teuer für mich. In Zukunft werde ich dieses Licht woanders suchen müssen. Auf offenen Plätzen. Oder an Steilhängen.
Mega Stelle die ich 1-zu-1 fühle. Auszug von Zuhause und plötzlich ist man einer derjenigen die sich kein Tageslicht leisten können. In meiner Stadt stehen die fettesten Häuser auch da wo die Sonne als letztes verschwindet und man selbst lebt in einem 10 qm Zimmer in einer 8 wg mit Wohnzimmer und Bädern ohne Fenster. ( Realtalk!) Als junger Mensch im Urbanen Leben ist nämlich Licht und Platz einfach Luxus. Falls das eine Geschichte mit aktuellem Bezug war kann ich dir aber versichern : nirgendwo ist man glücklicher und freier!
 



 
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