Sommerabgesang

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Languedoc

Mitglied
Dieser Sommer welkt verfrüht.
Es bleibt kühl selbst im August.
Manche Knospe ist verblüht
unentfaltet – ein Verlust.

Im Frühjahr hätt' ich nützen müssen
meiner Jugendsäfte Kraft,
hätte sollen Lippen küssen
und tun, was nur die Jugend schafft.

Man bereut das Nicht-Getane,
obgleich dies nur ein Traumbild ist,
obgleich das Glück folgt keinem Plane,
und Lieb' sich nicht an Zielen misst.

Der Herbst ist da, der kam von selber,
bringt bestenfalls Geborgenheit
im Stall, wo frisch geborne Kälber
schon erahnen Frühlingszeit.
 
F

Fettauge

Gast
Hallo Languedoc,

ein Versuch auf den Wechsel von Sommer zu Herbst, ein bisschen steif noch, man merkt noch ein wenig das Suchen nach dem Reim, aber es ist in seiner Aussage schon ganz gut geworden.

Was nicht so richtig gut geworden ist, das ist stellenweise das Metrum, du würfelst Trochäen und Jamben noch durcheinander. Du beginnst dein Gedicht mit einem Trochäus, man erwartet also ein Trochäengedicht. Ich nenne dir mal die Zeilenanfänge, wo du in den Jambus gehst:

- Im Frühjahr
- und tun
- obgleich 2 x
- und Lieb
- der Herbst
- bringt bestenfalls
- im Stall

Was mir angenehm aufgefallen ist: Die Anapher (obgleich) in der dritten Strophe.

Ein Hinweis: In Strophe 2, Zeile 4, hast du eine Hebung zuviel.

Das Gedicht, wenn sie dir das wert ist, würde eine Überarbeitung vertragen.

Gruß, Fettauge
 

Languedoc

Mitglied
Liebe Fettauge,

Vielen Dank für die Begutachtung des Gedichtes.

Beim Verse bauen folge ich meinem "natürlichen" Taktgefühl, was offensichtlich nicht immer zu einem runden und richtigen Gedicht führt, metrisch gesehen. Die Theorie der Verslehre hilft mir nur bedingt, bessere Reime zu schaffen. Muss aber fairerweise sagen, dass ich mich in die Theorie noch nicht ernsthaft vertieft habe und deren Hilfe beim Gedichtverfassen noch nicht wirklich schätzen kann.

Ich kann z.B. nicht nachvollziehen, wo in Strophe 2, Zeile 4 eine Hebung zuviel ist:
"und tun, was nur die Jugend schafft."
xX xX xX xX (stimmt das so?)

Das hebt und senkt sich doch genauso wie z.B. Strophe 3, Zeile 4:
"und Lieb' sich nicht an Zielen misst."
xX xX xX xX

Oder nicht? Da stehe ich auf der Leitung.

Betreffs Wechsel von Jambus und Trochäus habe ich eine Frage: Warum muss ein Gedicht durchgehend in einem einzigen Versfuß gehalten werden? Gilt ein Wechsel zwischen Jambus und Trochäus nur als unschön, also Geschmacksfrage, oder ist er aus anderen Gründen verpönt?

Wenn ich das vorliegende Gedicht wie begonnen im Trochäus weiterführe, bedeutet das doch eine völlige Umarbeitung der jambischen Verszeilen. Dann kann ich gleich das Ganze von Grund auf neu aufsetzen.

Herzliche Grüsse
Languedoc
 



 
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