Sonett, Ross und Reiter

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Walther

Mitglied
Sonett, Ross und Reiter


Da spricht man von Shakespeare und auch von von Platen,
Als würde man diesen das Wasser so reichen,
Als würde man – lyrisch - den beiden fast gleichen.
Man könnte jetzt schmunzeln und denken: Schwachmaten!,

Wenn einen nicht würde ein wenig beschleichen,
Dass die, die vom Pfade der Tugend geraten,
Wohl glauben, sie wären die Lyrikmagnaten
Und könnten vermessen, verplomben und eichen,

Was andere dichtend zu schreiben versuchen.
Dabei sind sie nur ziemlich kleine Eunuchen,
Die, nichts in der Hose, auf Dichterfürst machen.

Wär es nicht zum Weinen, dann wär es zum Lachen:
Am Ende, welch Glück, können Tote nichts lesen,
Und so wird es sein, als wär nie nichts gewesen!
 

HerbertH

Mitglied
Lieber Walther,

hier ziehst Du ja richtig vom Leder :).

Z1Q2 ist ein wenig schwierig vom Sinn her. "Man würde schmunzeln, wenn es einen nicht beschleichen würde, dass ..." so könnte man es lesen, aber so ganz überzeugt mich der Satz nicht.

Liebe Grüße

Herbert
 

Walther

Mitglied
hi herbert,

der satz hat m.e. durchaus sinn. im vorsatz vergleichen sie sich mit den großen. dem lyrich kommt da der gedanke (es beschleicht ihn), daß sie sogar meinen, die anderen, weil nun im rang unter ihnen "vermessen, verplomben und eichen" könnten.

vielleicht ist der satz ein wenig zu lang. und evtl. ist die inversion in s2v1 nicht der bringer, aber sinn hat das, was ich da schrieb. ;)

die frage ist, und da rätsele ich höchstselbst, wie bekomme ich das besser hin. da bin ich momentan auf der leitung stehend. aber ich hoffe, daß, wenn ich etwas mehr distanz zum text habe, mir die eingebung kommt. :)

danke und lieber gruß W.
 

Label

Mitglied
Lieber Walther
wie klänge das in deinen Ohren?

Nicht wenige werden Gedanken beschleichen
Dass die, die vom Pfade der Tugend geraten,
Wohl glauben, sie wären die Lyrikmagnaten
Und könnten vermessen, verplomben und eichen,

mir gefällt dein Resümee
und die fersenfüße sowieso
die Zeilenanfangsgrossschreibung nicht so, also alles wie immer

:)
Label
 

Walther

Mitglied
Sonett, Ross und Reiter


Da spricht man von Shakespeare und auch von von Platen,
Als würde man diesen das Wasser so reichen,
Als würde man – lyrisch - den beiden fast gleichen.
Man könnte jetzt schmunzeln und denken: Schwachmaten!

Im Innern tief nagt da ein leises Beschleichen,
Dass die, die vom Pfade der Tugend geraten,
Wohl glauben, sie wären die Lyrikmagnaten
Und könnten vermessen, verplomben und eichen,

Was andere dichtend zu schreiben versuchen.
Dabei sind sie nur ziemlich kleine Eunuchen,
Die, nichts in der Hose, auf Dichterfürst machen.

Wär es nicht zum Weinen, dann wär es zum Lachen:
Am Ende, welch Glück, können Tote nichts lesen,
Und so wird es sein, als wär nie nichts gewesen!
 

Walther

Mitglied
hi herbert,

oben habe ich jetzt eine lösung für den vers gefunden. ich hoffe, der paßt auch aus deiner sicht.

lg w.

hi label,

dein vorschlag ist super, ich habe ihn abgewandelt umgesetzt. ich hoffe, er übersteht deine kritischen blicke.

danke für deine positiven worte.

lg w.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Mich erinnert der Rhythmus sofort an das sehr schöne Lied vom Hausboot (Pretty Belinda).

Ich finde es sehr gelungen.
Es ist wieder ein "Klingendes", ein Klanggedicht.
Und ein Ohrwurm.
 
F

Fettauge

Gast
Hallo Walther,

wieder ein Sonett (kannst du auch was anderes?). Immer nur Gänsebraten kann einem mit der Zeit auch auf den Docht gehen.
Manchmal tut es Mutters Eintopf auch.

Du hast recht, in den Foren wird gesülzt. Aber nicht nur in den Foren, bei den Profis ist es keine Idee anders - alle wissen alles (oder vielmehr halb) von allen Dichtern, und wenn man was weiß, ist man selbst ein großer Dichter - ungefähr so wird gedacht. Man schmückt sich. Man demonstriert. Man macht andere runter: An denen da lässt man einfach keinen guten Faden!!! Wer ist der denn schon??? Jeder hat Angst um sein bisschen Renommee. Der Rundumschlag durch die Literatur hebt das Nichts enorm.

Aber als Selber-Autor bist du in einer doofen Situation, wenn du anderen Autoren so kommst. Da musst du selbst schon ein ganz Großer sein, um das dürfen zu dürfen. Insofern stehe ich deinem Gedicht etwas - rein inhaltlich - kritisch gegenüber.

Technisch hätte ich da noch ein paar Kleinigkeiten:

Quartett 1, Zeile 1, da hast du zweimal "von" geschrieben.

Zeile 2: Das "so" ist ein vermeidbares Füllsel.

Zeile 3: Wie gleicht man jemandem lyrisch?

Terzett 1: "dichtend zu schreiben" - dopfelt gemopfelt

Lieben Gruß
Fettauge
 

Walther

Mitglied
lb bernd,

der singsang des amphybrachis schien mir für dieses thema ein interessante, etwas kontrapunktische form des metrums. so als sei sich das lyrich nicht so ganz sicher mit seinen aussagen.

danke, daß dir die melodie gefällt. es tut gut, ein lob aus berufenem munde zu erhalten.

lg w.
 

Walther

Mitglied
lb fettauge,

danke für deinen kommentar. das ist ja eher eine rarität bei dir.

(1) "schon wieder ein sonett": richtig, stimmt auffallend. ob ich was anderes kann? ja: http://www.leselupe.de/lw/titel-nie-naeher-111736.htm das ist nur ein beispiel.

(2) doppel-von in s1: von platen heißt (genau)"so" und eben nicht platen.

(3) "so" ist ein füllwort. jein. hier ist es keines. denn es wird ja auf ein handeln verwiesen, daß "so" - in diesem falle im sinne von dadurch, damit - "das wasser gereicht werden könne".

(4) man kann dichtend "schreiben", "singen", "deklamieren". weitere beispiele gefällig?

zusammengefaßt: jemand deines formats kann selbst "kritik" besser und sorgfältiger als "so" (auch hier kein füllsel).

aber dennoch danke für deine sonstige bewertung und kommentierung des ganzen. :)

lg w.
 



 
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