Spätlicht

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sufnus

Mitglied
Hey Ubertas! :)
Ganz lieben Dank! Freut mich sehr, wenn es gefallen hat.
Gerade fliegen mir eher etwas abgründig-eingedunkelte Ideen zu - vermutlich weil meine Alltagslaune relativ aufgehellt ist. Ich versuche mich aber gerade aktiv daran, die umschatteten Verse etwas Dur-töniger zu transformieren. Das hier geistert noch etwas unentschlossen durch die Dur- und Moll-Akkorde. ;)
LG!
S.
 

sufnus

Mitglied
Hey Klaus!
Na ich denke die Tradition inkommensurabler Lyrik reicht ja nicht nur sehr weit zurück (wahrscheinlich bis zum Anfang aller Lyrik überhaupt) sondern geht auch nach DADA schön munter weiter. Aber in einer lyrisch-ökologischen Nische als verspäteter Dadaist könnt ich persönlich es mir schon sehr gemütlich einrichten. :)
Danke also für Deinen schönen Kommentar!
LG!
S.
 

Ubertas

Mitglied
Ein adverbiales durant und moll verzaubern die Geister relativ aufgehellter Ausgangslaune.
Sehe gerade meine Dazwischenkrätschung. (Also alles in Klammern lesen)
Wiederholung zu Beitrag 1:
Ein wunderbares Gedicht!!!
 

sufnus

Mitglied
Hey!
Lieben Dank @Ubertas nochmal für das nachfassende Loben!
Desweiteren zeige ich mich im plusquampositivsten (jaja, das gibts gewiss!) Sinne schockverliebtheitsschokiert @schwarzer lavendel, womit ich mich nun ebenso hin wie weg meines Weges hinne. :)
LG!
S.
 

mondnein

Mitglied
jede Zeile ein Gedicht für sich, wie in surrealistischen Gedichten, wo schon jedes Wort für sich ein eigenes Sonnensystem oder einen Stern isoliert, der eben durch seine absolute Präsenz das Ganze an und für sich darstellt.
Aber natürlich kann die poetische Dekonstruktion noch viel tiefer greifen, in die Wortwurzeln und die Silben hinein. bis zu Jandls Klangspielen, Ist nur leider so selten geworden in der Lupe, daß es nach 100 Jahren Surrealismus im Abgrund des Vergessens verschwunden ist.

grusz, hansz
 

sufnus

Mitglied
Hey Hansz,
Dein Lob freut mich ganz besonders! Vielen Dank dafür! :) Das ist übrigens ein Gedicht, bei dessen Erstellung das "intuitive Schnellschussverfahren" versagt hat, will meinen, diese Zeilen sind nicht in inspirierter Trance innerhalb kürzester Zeit aus dem Unterbewussten geflutscht, sondern sind in einem monatelangen Dranherumfeileprozess nach und nach zur jetzigen Darreichungsform gelangt (womit der Werkprozess noch nicht notwendigerweise abgeschlossen sein muss ;) ).
Hier mal - falls es jemanden interessiert - zum Vergleich die Urfassung (alle einzelnen Zwischenschritte, es sind sicher hunderte, habe ich allerdings leider nicht dokumentiert):

Silberzeit

Wäscht der Südwind das Raureifwispern
vom schlafenden Hirten
ist der Lerchenschlag lange verweht
die Herde himmelweit zerstreut
und das Sternenlicht merklich gealtert

In den Garten in dem wir
unsere Namen ablegen wollen
stiehlt sich ein Nachtigallenton
im Haus der Kindheit wohnen fremde Menschen
durch unsere Stimmen wandert der Mond


Ein paar Formulierungen haben sich offensichtlich erhalten, aber vieles ist doch beim Rumwerkeln untern Tisch gefallen oder zu neuen Wendungen mutiert. :)

LG!

S.

P.S.:
Was Deine andere Anmerkungen angeht, lieber Hansz, so hängt der von Dir empfundene Mangel an (sprach-)analytisch sehr in die Tiefe gehender Lyrik in der LeLu vermutlich mit zweierlei zusammen: Erstens war solche Lyrik noch nie besonders "leichtgängig" und daher abseits von lyrischem "Fachpublikum" (was ist das?) auch nie soooo populär und zweitens ist ein Online-Format aufgrund seiner Reizdichte ein noch problematischeres Biotop für solche Lyrik, die eine längeratmige Vertiefung einfordert (und rechtfertigt).
Davon unabhängig ist es ja auch ein bisschen selbstwidersprüchlich, beinahe sogar verbrauchertäuschend, wenn für einen Text zunächst einmal das vermeintlich schnellschnabulierbare Häppchenformat eines Gedichts gewählt wird und dann dem leichtsinnig anbeißenden Rezipienten ein konditionsfordernder Kauprozess abverlangt wird. ;)
 

petrasmiles

Mitglied
Was Deine andere Anmerkungen angeht, lieber Hansz, so hängt der von Dir empfundene Mangel an (sprach-)analytisch sehr in die Tiefe gehender Lyrik in der LeLu vermutlich mit zweierlei zusammen: Erstens war solche Lyrik noch nie besonders "leichtgängig" und daher abseits von lyrischem "Fachpublikum" (was ist das?) auch nie soooo populär und zweitens ist ein Online-Format aufgrund seiner Reizdichte ein noch problematischeres Biotop für solche Lyrik, die eine längeratmige Vertiefung einfordert (und rechtfertigt).
Davon unabhängig ist es ja auch ein bisschen selbstwidersprüchlich, beinahe sogar verbrauchertäuschend, wenn für einen Text zunächst einmal das vermeintlich schnellschnabulierbare Häppchenformat eines Gedichts gewählt wird und dann dem leichtsinnig anbeißenden Rezipienten ein konditionsfordernder Kauprozess abverlangt wird. ;)
DAS! nenne ich mal auf den Punkt gebracht - und oute mich als Flachzange ;)
 

sufnus

Mitglied
Hey Petra!

Ich bin - wie es sich für das Klischee eines Gedichteschreibers gehört mit zwei linken Daumen voller Hände zur Welt gekommen, weshalb ich beim Hantieren mit Heimwerkzeug völlig anstrengungslos ungeheure Verwüstungen anzurichten imstande bin (die meisten anderen Lyriker*innen, die ich kenne, sind demgegenüber komischerweise ungeheuer patente Mitmenschen und augenscheinlich bereits mit Lötkolben, Schneidbrennern, Rohrzangen und anderem Foltergerät auf die Welt gekommen) - dies vorangeschickt sind Auslassungen meiner Wenigkeit über Werkzeug als gänzlich unstatthaft abzutun, aber dennoch habe ich mir sagen lassen, dass Flachzangen besonders nützliche Heimwerkhelfer sind.

Auf die Literaturtheorie übertragen ergibt sich, dass eingängige und leichtverständliche Gedichte durchaus höchst anerkennenswerte Vertreter ihrer Zunft darstellen können. Die ganze komische Literatur etwa muss zumindest so verständlich sein, dass Leser*innen einigermaßen auf Anhieb kapieren: Aha! Jetzt gibts was zu lachen. Aber auch erzählende Lyrik, Festtagsgedichte, alltagsphilosophische Gedichte sowie Ratgeber- und Ermutigungslyrik sollen dem Lesevölkchen gerne hinreichend zugewandt-durchschaubar entgegenkommen. Nicht zuletzt wäre auch bei Liebeslyrik, wenn sie beim Objekt des Gesanges gewünschte Schwingungungen induzieren soll, ein Mindestmaß an Kapierhaftigkeit ganz wünschenswert.

Anders als ich es oben gegenüber Hansz ironisch angedeutet habe, ist nun aber tatsächlisch die Lyrik aufgrund der ihr traditionell innewohnenden Verspieltheit, Subjektivität und gedanklichen Mehrkanaligkeit besonders berufen auch (aber eben nicht nur) die Grenzen der Leichtverständlichkeit zu überschreiten und dem Gehirn der Rezipierenden dadurch eine mehr oder weniger fordernde Lockerungsübung aufzuerlegen. Die Versenkung in ein solches Werk kann dann, Hansz hat diesen Aspekt hervorgehoben, auch helfen, den Detailblick des Lesenden immer stärker zu bündeln, bis am Ende womöglich jedes einzelne Wort, ja jede einzelne Silbe Anlass zu kontemplativer Betrachtung bieten kann. Eine Art lyrischer Meditation. :) Ist nicht jedermenschs Sache, muss ja auch nicht, kann aber seelisch-moralisch ungeheuer aufbauend sein. :) Und Spaß kanns auch noch machen. :)

LG!

S.
 

petrasmiles

Mitglied
Lieber Sufnus,

ich hoffe, Du hast verstanden, dass ich beides wirklich ernst gemeint habe - meinen Dank an Deine Klarstellung und mein Eingeständnis, manche Pfade der Entstofflichung (?) nicht beschreiten zu können, weil nicht zu wollen. Da war die 'Flachzange' eine selbstironische Umschreibung.
Mir sind gewisse Höhen zu hoch, aber ich leugne nicht, dass es anderen so geht, dass sie eine eigene Essenz erspüren können, die mir einfach verborgen bleibt. Ich kenne diese beglückenden Erfahrungen aus anderen Zusammenhängen, nicht unbedingt meditativ, aber ein sprechender Kosmos kann durchaus vorbeischauen. Mich zieht es woanders hin.
Es tut mir immer leid - weil ich so gerne mitspüre und kommentiere - wenn ich zu einem Gedicht nichts zu sagen weiß, weil es mir verschlossen bleibt. Manche mögen schon denken, ich würde sie ignorieren, aber an dieser Stelle möchte ich deutlich machen, dass ich nicht alle Nase lang Kommentare absetzen möchte der Art, ist bestimmt schön, aber ich verstehe es nicht. Wer soll da etwas von haben? Und hier noch mein ergänzendes Einverständnis: Es liegt an mir. Ich kann auch mit Dada nichts anfangen; näher als bis zu Bernd dringe ich da nicht vor.
Aber ich möchte betonen, dass ich durch meine Lektüren in der Leselupe schon viele außergewöhnliche Gedichte lesen durfte, mehr, als ich in meinem Leben zuvor gelesen habe, oder gelesen hätte.

Liebe Grüße
Petra
 

sufnus

Mitglied
Hey Petra!

Aber ja - gar kein Problem! Ich habe Dank & Ironie durchaus verstanden und meine weitschweifigen Obigkeiten sollen als völlig Sympathie-erfüllt gelesen werden. :)

Die Sprache unserer "Klugheitsdenke" basiert auf zu Sätzen verknüpften Wörtern und wenn wir daher einem Text begegnen, der sich formal ebenso dieses Mitteilungsinstruments bedient (im Gegensatz zu einem Gemälde oder einem Lied ohne Worte), so springt automatisch unser Verstehenwoll-Denkmotor an.

Bei der Begegnung etwa mit dem Gedicht, das in diesem Thread den Diskussions-Startpunkt markiert, sind dem Verstehenwollen aber (ggf. frustrierende) Grenzen gesetzt: Was hat der hier besungene Schlaf mit dem Südwind zu tun? Und wie zum Geier soll ein Schlaf ein Hirtenfragment sein? Überhaupt, was ist das denn für ein Wort: "Hirtenfragment"? Ist da ein unvorsichtiger Herdenhüter in ein Landminenfeld geraten? Das ist dann ein möglicher geeigneter Moment dieses Gedicht als lebenszeitstehlenden Unsinnstext beiseite zu legen.

Beim Anhören einer Melodie haben wir diesen Reflex üblicherweise nicht und in vielerlei Hinsicht ist die Lyrik aus der Kränkung entstanden, welche die Literatur durch die Musik erfährt, dass nämlich Letztere das Gefühlsleben der Zuhörenden auf direktem Wege zu erreichen vermag, während die meiste Literatur erst den umständlichen Weg über das Verstandenwerden nehmen muss. Kein Wunder als, dass die Lyrik, welche eben aus dieser Begrenzung auszubrechen versucht, bis heute ein Musikinstrument im Namen trägt, obwohl schon seit Jahrtausenden Gedichte geschrieben werden, ohne dass irgendwo eine Lyra für die schöne Begleitmusik sorgt.

Ich will aber niemanden dazu nötigen, erst den Verstand abzustellen, bevor er oder sie sich in ein Gedicht vertieft, weshalb ich es als eine sehr erfreuliche Eigenschaft von Lyrik empfinde, dass es eben durchaus (oben weiter ausgeführt) auch Gedichte gibt, die dem Verstand Nahrung bieten. :)

LG!

S.
 

petrasmiles

Mitglied
Lieber Sufnus,

das war eine Deiner schönsten Erklärungen!
Zugegeben, das wäre auch kürzer gegangen, aber dann hätte es solche wunderbaren Sätze nicht gegeben:
so springt automatisch unser Verstehenwoll-Denkmotor an.
So isses! Und in Folge habe ich wirklich das Gefühl, etwas verstanden zu haben.
Und ich komme zu dem Schluss: Der Verstand is wie er is, wenn er die 'Musik' nicht hört, weiß er es nicht und ist darum nur bedingt eine arme Fritte ;) , aber wer es hört, ist ein Lyralyriker.
Vielleicht sollte man manche Gedichte einfach nicht nüchtern genießen und dem Denkmotor was anderes zu Saufen geben.
Danke!

Liebe Grüße
Petra
 

sufnus

Mitglied
Oh... dasfreut mich sehr, liebe Petra, dass Du in meiner Insunreineschreibe fündig wurdest! :)
Mich machen manchmal Gedichte besoffen und dann muss ich mich bei einem schönen Wein wieder ausnüchtern... :D
LG!
S.
 

seefeldmaren

Mitglied
:) Guten Abend, Sufnus,

"moderne Romantik", insofern es die Neoromantik geben sollte, beförderte mich der Kindheitstransit tatsächlich zurück in meine Kindheit. Ein sehr schönes Wort, ebenso das Hirtenfragment. Dazu habe ich so viele Gedanken! Schwalben, ein Glas voller Milch, mit Freunden unter dem Kastanienbaum, nur einen lerchenschlaglang entfernt. Das Gedicht zeigt die Macht von Neologismen.

Ein wunderbares Gedicht, das sich einerseits wohlmundend lyrisch in meine Abendstimmung schleicht und andererseits nicht auf moderne Sprache verzichtet, aber gleichzeitig nicht der Popliteratur anheimfällt. So! Jetzt zettele ich die Sterne auch an, vielleicht sternweichstacheln sie zurück!

Mit freundlichen Grüßen!
 

sufnus

Mitglied
Hey Maren!
Vielen lieben Dank für Kommentar und Bestirnung! :) Dass meine Zeilen Dich so erreicht und Erinnerungs- und Gefühlbausteinchen Deiner Kindheit evoziert haben, freut mich ganz außerordentlich!
LG!
S.
 

fee_reloaded

Mitglied
Das ist übrigens ein Gedicht, bei dessen Erstellung das "intuitive Schnellschussverfahren" versagt hat, will meinen, diese Zeilen sind nicht in inspirierter Trance innerhalb kürzester Zeit aus dem Unterbewussten geflutscht, sondern sind in einem monatelangen Dranherumfeileprozess nach und nach zur jetzigen Darreichungsform gelangt
...und oft ist ja ein sehr langes Dranherumfeilen der Tod des ursprünglichen Gefühlsursprungs eines Gedichts, lieber sufnus,

hier jedoch hat es definitiv zu etwas viel Packenderem und Atmosphärischerem geführt. Ich bin ganz hin und weg.

Besonders beeindruckend finde ich, dass man dem Endprodukt das Feilen nicht in einem Maße anmerkt, wo es sich als zu "artifiziell" anfühlt (was ja oft der - durchaus auch gewollte - daraus resultierende Effekt ist...das erkennbare Gefeilte als manieristisches Stilmittel sozusagen), sondern tatsächlich als wahrhaft "gekonnt". So lese ich es zumindest.

Die Essenz der Gedanken hast du zu einem tiefgründigen, gehaltvollen Destillat verdichtet. Das öffnet dem Leser Horizonte weit über den einen himmelgrünen hinaus. Und dennoch ist der Blick auf das Wesentliche gerichtet. Das muss man erst mal so hinbekommen!
Für mich eins der er-lesenswertesten Gedichte der letzten Zeit! Danke dafür! Ich empfinde es tatsächlich exakt so:
dem Gehirn der Rezipierenden dadurch eine mehr oder weniger fordernde Lockerungsübung aufzuerlegen. Die Versenkung in ein solches Werk kann dann, ...auch helfen, den Detailblick des Lesenden immer stärker zu bündeln, bis am Ende womöglich jedes einzelne Wort, ja jede einzelne Silbe Anlass zu kontemplativer Betrachtung bieten kann. Eine Art lyrischer Meditation.
Schwerst beeindruckte liebe Grüße,
fee
 

sufnus

Mitglied
Hey Fee!
Für Deine Begeisterungsäußerung habe ich mich noch gar nicht bedankt - das sei nun hiermit aber wirklich nachgeholt!!!
Offenbar hat mich Dein allerhöchstes Lob erstmal in tiefer Erfreunis sprachlos gemacht... :)
Hach....!!!!*)
Ganz liebe Grüße!
S
.
*)so ein "Hach" qualifiziert eigentlich auch eher als vorsprachliche Äußerung, es bringt aber meine rotbackige Glückserfülltheit anbetrachts Deiner Komplimente ziemlich vollumfänglich zum Ausdruck.
 



 
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