Spuren

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Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
So suche ich ...

... den Geschmack der Kartoffeln
an geschäftigen Samstagen
die Margarinebrote im Nachbarhaus
am Badesee die Hollies
aus dem Radio

Damals wartete der Regen
noch geduldig

am Waldrand ...

... die Schreie der Mutter
aus dem Unterholz der Träume
waidwund gelebt
der Gnadenstoß kam nie ...

... den Duft der weißen Weste
am Kirschbaum hinterm Haus
 

ENachtigall

Mitglied
Hallo Franke,

sehr einprägsamen Spuren, die Du gefunden hast, Déja-Vu-Momente blitzen auf während des Lesens und doch sind es sehr eigene Bilder, die dem Gedicht Charakter geben.

... die Schreie der Mutter
aus dem Unterholz der Träume
waidwund gelebt
Nur an dieser Stelle gefiele mir statt der Weste die einfache Wäsche mehr, weil sie als Metapher für die unschuldig gefühlte Zeit stark genug ist und m.E. keiner Konnotation bedarf:

... den Duft der weißen Weste
am Kirschbaum hinterm Haus
Grüße von Elke
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Elke,

vielen Dank für die Beschäftigung mit meinem Gedicht.

Es ist dieses Mal ein sehr autobiographisch geprägter Text und die weiße Weste am Kirschbaum stellt ein eigenes Bild dar, das mir sehr wichtig ist. Ich möchte es daher so lassen.

Liebe Grüße
Manfred
 
M

mirami

Gast
hallo franke,

grandios! ich verbeuge mich...

DAS kann ich in jedem wort fühlen. ich liebe dieses gedicht.

wenn ich eine kritik hätte, dann wären es die vielen “ ...“,
die ich reduzieren, bzw. anders platzieren würde.

und einen, meines erachtens, wichtigen zeilensprung.
ich als „ außenstehende““ würde, deshalb, ausdrücklich in anfrührungsstrichen " objketiv gesehen", den zeilensprung weglassen, zwischen:

Damals wartete der Regen
noch geduldig

am Waldrand ...


und auch die “(...)“ dahinter. auch am anfang.“man“ schließt (der formhalber und rosinenkackerisch richtig, weil eine regel) niemals ein „punkt punkt punkt“ übergangslos an das andere an. (gilt im ganzen fürs gedicht).


des weiteren, würde ich das „der träume“ weglassen. dieses gedicht kommt ohne diesen hinweis aus, und gewinnt ohne diese eindeutige erklärung. sie nimmt etwas.


elke nachtigalls vorschlag finde ich gut. “weiße wäsche“ und “weiße weste“ ist für den verständigen leser kein unterschied. aber "weiße weste" ist so dermaßen eindeutig, dass einen, wenn man lange gedichte liest, diese metapher wie ein zaunphfal vor den kopf knallt und virbiert. ( .... gedichterliebhaber, die deiner gedichte wert sind, brauchen diese metapher nicht) aber es ist dein ding. wenn du es für notwendig hältst.... so was hat man manchmal als dichter, wenn man verstanden will.... ich kenne das durchaus... ;-)


franke, dein gedicht war mir ein genuss. von mir eine zehn.

lg
mirami

p.s. ich bitte vielmals um entschuldigung. wäre alles einfacher zu beschreiben gewesen. ich persönlich zitiere grundsätzlich gesamte texte hier nicht, weil man die kommentare nicht löschen nicht kann und somit die texte für anderes "verbrannt" und nicht mehr zu gebrauchen sind.
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo mirami,

danke für deine ausführliche Besprechung.

Bei den drei Punkten habe ich auch lange überlegt. Sie sollen verdeutlichen, wie die Bilder aus der Kindheit manchmal auf einen einstürzen, ungeordnet und spontan. Dabei genügt dann oft ein Bild wie "Waldrand", um daraus einen Horrortrip werden zu lassen. Deshalb steht es auch extra, um den Übergang zu verdeutlichen.
Bei den Träumen handelt es sich um die Träume der Mutter. Das lyr.ich musste sie nur mitleiden.
Bei der Weste habt ihr mich mittlerweile überzeugt, die Änderung werde ich gerne übernehmen, zumal sie meine Intention nicht verändert.

Liebe Grüße
Manfred
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
So suche ich ...

... den Geschmack der Kartoffeln
an geschäftigen Samstagen
die Margarinebrote im Nachbarhaus
am Badesee die Hollies
aus dem Radio

Damals wartete der Regen
noch geduldig

am Waldrand ...

... die Schreie der Mutter
aus dem Unterholz der Träume
waidwund gelebt
der Gnadenstoß kam nie ...

... den Duft der weißen Wäsche
am Kirschbaum hinterm Haus
 



 
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