Hallo Ralf Langer,
dein Gedicht gefällt mir sehr gut, es hat etwas an sich, das sowohl Melancholie als auch Weisheit vereint.
Besonders gut gefällt mir, dass du es schaffst, zwei zeitliche Perspektiven aufzuwerfen. Zum einen die gesamte Lebenszeit ("spät im Sein"), zum anderen das konkrete Jahr ("spät im Jahre"). Damit zeichnest du in meinen Augen das Bild einer (heute wohl verlorengegangenen) Zyklenhaftigkeit des Lebens, die sich im Kleinen jedes Jahr, im Großen aber im gesamten Leben ausdrückt.
Das Jahreszeitliche kommt zudem noch einmal in Strophe 3 detaillierter vor, sodass der Text sehr kohärent wirkt. Nur die letzte Strophe fällt für mich ein bisschen ab, was an den letzten beiden Versen liegt. In meinen Augen liegt das daran, dass du in Strophe 1 Präsens verwendest, in Strophe 4 aber Präsens und Präteritum, wobei die Vergangenheitsform genau das erklärt, was du in den Strophen zuvor durch die Posie bereits so wunderbar ausgedrückt hast. "Du suchtest das Wahre" ist doch jene Aussage, die durch dein Gedicht schwingt, weshalb erklärst du das am Ende des Poems noch einmal? Ich finde, hier geht der Zauber ein wenig verloren.
"Einpacken" wirkt zudem noch etwas floskelhaft, dadurch erleidet das Gedicht beinahe eine ironische Veralberung, die ihm meiner Meinung nach nicht gebührt.
Demnach würde ich die letzten beiden Zeilen also wieder ins Präsens setzen und nach Möglichkeit einen anderen Inhalt finden. Vielleicht könnte die erste Strophe gar nochmal in Gänze wiederholt werden...
Noch zwei Mal Rechtschreibung:
1. Da waren Stunden im geliebten [red]B[/red]lau
2. Spät [red]i[/red]m Jahre
Sehr gern gelesen!
Viele Grüße
Frodomir