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Wir sollten es ihnen gönnen und diese Tatsache akzeptieren, auch wenn wir alles anders gemacht hätten.
Yep, leben und leben lassen. Und sich auch auf das einlassen, was uns fremd ist. So sehe ich das auch.
Und Patrick sagt ganz richtig und wichtig:
Die Gleichung "gut=Verlag" ist leider Quatsch.
Das ist zwar gar nicht das eigentliche Thema dieser Diskussion, aber etwas, das oft sehr verbissen verfolgt wird und als "einzig wahres Markenzeichen für
Erfolg bzw. Qualität" gesehen wird. Tatsächlich ist es wohl wirklich meist eher so:
... mit dem passendem Studium, Kontakt, diesem einem Zufall, bei dem der Lektor einer großen Zeitschrift dein Gedicht gut fand und etwas unangenehmer Anbiederei an den zugleich abgehackten aber narrativen Stil des 21Jahrhunderts eine professionelle Autorin sein können.
Das Glück, im rechten Augenblick am rechten Fleck von der rechten Person erkannt und gefördert zu werden, ist doch letztlich bei fast allen Erfolgsgeschichten - egal ob im Business, künstlerischen Sparten oder anderen Karrieren - ein Faktor für den großen Erfolg. Das lässt sich leider nicht leugnen. Allein durch harte Arbeit und Hartnäckigkeit in dem, was man tut, schaffen es nur sehr sehr wenige an die ersehnte Spitze - und dort war dann eine andere glückliche Fügung mit im Spiel, wenn man genau hinsieht.
Unangenehme Anbiederei hab ich schon während meines Kunststudiums nicht über mich gebracht, als mich der Professor der Meisterklasse Malerei beinahe hat durchfallen lassen (was bedeutet hätte, ich hätte die letzten zwei Semester bis zum Studienabschluss noch die Uni wechseln müssen, hätte nicht ein anderer Professor sich für mich eingesetzt) - ihm gefiel nicht, was ich malte. Mir gefiel nicht, dass er Bilder gemalt nach seinem eigenen Stil und Rezept von seinen Studenten sehen wollte (also genaugenommen Kopien seiner eigenen Werke). Wir verbrachten die letzten zwei, drei Semester in eisigem Schweigen, aber letztlich hat es dann gereicht und ich wusste, ich war nicht die Malerin sondern eher die Graphikerin. Von daher hat es mich auch nicht persönlich getroffen. Dennoch habe ich mir als einen der obersten Leitsätze für meine Lehrtätigkeit mitgenommen, dass ich nie - wirklich niemals - so peinlich werden möchte, dass ich meinen eigenen Stil und meine ganz eigenen Anschauungen als die einzig richtigen von meinen Schülern vertreten, kopiert und gefeiert sehen möchte. Ferner von Kunst kann man sich eigentlich nicht bewegen, wenn man so denkt und agiert.
Aber genug abgeschwiffen....
....man vergisst einfach schnell, das hinter dem Bildschirm ein echter Mensch sitzt. Unter Umständen versaut man diesem eine ganze Woche und bekommt es nicht einmal mit. Ein bischen mehr Freude und weniger Verbissenheit an und in der Kritik, würde ich mir manchmal auch wünschen.
Dem kann ich nur vollinhaltlich zustimmen. Und die öfters bemühte Aussage, man würde ja nicht den Autor treffen mit harscher Kritik, sondern den Text, ist einfach Unsinn. Klar, sollte man - sachlich und respektvoll formulierte - Kritik schon aushalten und - wo es passt - auch annehmen können. Aber das, was ich zwischen den Bindestrichen formuliert habe, findet man eher selten. Leider.
Wir wollen aber auch diesen Aspekt zum Thema Textkritik hier nicht unter den Tisch fallen lassen:
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Da sprichst du ein interessantes Thema an: Warum wird das so ernst genommen? Weil Autoren eitel sind, denke ich und mit Kritik schlecht umgehen können.
Ich verstehe z. B. nicht, warum manche Hobby-Autoren so versessen darauf sind, ihre Werke in Buchform zu veröffentlichen. Wirklich davon leben kann wohl keiner, Geld verdienen kann also nicht der Grund sein. Was dann? Man möchte seinen Namen auf einem Cover lesen und sein Buch in der Buchhandlung sehen. Warum? Was hat man davon? Selbstbestätigung, nehme ich an, sprich: Befriedigung der Eitelkeit.
Hobby oder nicht - sich Selbstbestätigung holen und/oder einfach nur positives Echo will man doch eigentlich für alles, was man nicht ganz allein im stillen Kämmerlein tut, oder etwa nicht?
Ab wann es Eitelkeit wird - und ob die nur ausschließlich negativ zu sehen ist - , lässt sich auch nicht allgemeingültig festnageln.
Und ganz ohne diese Eitelkeit und vielleicht auch ein Quäntchen "Exhibitionismus", behaupte ich mal, gäbe es keine Kunst. In einem geschriebenen, gemalten oder anderweitig erzeugten Werk bringt der Urheber doch immer etwas zum Ausdruck.
Geht man der Bedeutung dieses Begriffs nach, steckt da das "von innen nach außen tragen" darin - ein Sich-Mitteilen oder Ausformulieren von etwas, das in einem steckt und ein Echo sucht.
Viktor Frankl sagte "Das ICH wird immer erst am DU". Heißt: wir brauchen Resonanz, um uns selbst in dem Echo unserer Außenwirkung fühlen und verorten zu können. Der - wirklich dumme - Spruch, dass in einer Kritik eines Texts/Kunstwerks doch niemals der Autor selbst angegriffen werden kann, wird von Personen gerne bemüht, die das gerne so hätten, um sich eben nicht um Befindlichkeiten anderer kümmern zu müssen (und dann ihre Kritiken so formulieren müssen, dass eine Begegnung auf gleicher Augenhöhe und mit Respekt passiert) . Das "Begreifen" eines Werks (und eine Rezension tut genau das; sie tastet ab, versucht für sich einzuordnen, zuzuordnen, was der eigene Erlebnishorizont mit dem Werk für einen Dialog entwickelt) kann man wortwörtlich nehmen. Und da steckt drin, dass der Urheber sich im Werk im wahrsten Sinne des Wortes angreifbar macht - im Sinne von berührbar, erfühlbar, aber eben auch verwundbar.
Daher wäre respektvolle Kritik etwas, das das Miteinander in Foren erheblich entschärfen würde. Oder auch das Hickhack in der Kunstwelt (dort sind ja bestenfalls gebildetere, aber nicht unbedingt klügere Rezensenten unterwegs) - das ist dort ja nicht anders. Und auch dort ist es so, dass, wenn einmal jemand in den Fokus einer größeren Mehrheit gerät, dieser auch weiterhin die meiste Aufmerksamkeit bekommt. Und daneben verblassen Künstler (oder Autoren), die auf ihre Art vielleicht etwas noch viel Bewegenderes oder Originelleres zu sagen/zeigen hätten. Womit wir wieder beim Ausgangspunkt des Themas wären.
Und das war jetzt auch lang genug.