Strandszene

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Kaetzchen

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Viele Spuren im Sand, doch niemand ist zu sehen. Es dämmert bereits. Ich schlendere ganz entspannt am Wellensaum entlang. Da bleiben meine Augen an einem dunklen Fleck hängen. Näher kommend erkenne ich eine Decke. Ein Damenkleid türmt auf einer ausgebeulten Herrenhose, umringt von Schuhen und Badesachen, einem BH und einem Handy. Wo sind die Besitzer? Beunruhigt suche ich die grauen Wellen und den Strand ab. Niemand ist zu sehen. Verzweifelt ringe ich um eine Entscheidung. Gehe ich einfach weiter, mit der Rechtfertigung, dass es mich nichts angeht? Mein Kopf erfindet dramatische Szenen. Ich rufe: „Ist hier Jemand?“ und ziehe mein Handy aus der Tasche, verärgert wegen dem verpatzten Abend. Ich wähle die Nummer der Polizei. Da tönt es aus den Dünen: „He, hau ab, lass unsere Sachen in Ruhe!“
 
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Kaetzchen

Mitglied
Hi Ji
Ich danke dir fürs aufmerksame Lesen und die Sterne. Manchmal liest man es x-mal durch und übersieht trotzdem was. Aber wenn es nichts Schlimmeres ist als ein vergessenes Wort, geht es ja noch.
Ich habe so eine Situation noch nicht erlebt, sie mir nur so ausgedacht und versucht mich hinein zu fühlen. Der Grundgedanke war, dass man sich viel zu oft Sorgen macht und am Ende war es unbegründet.
LG Kaetzchen
 

Ji Rina

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Hallo Kätzchen,
Hier bei uns ertrinken immer wieder Leute. Fast immer Touristen, besoffen, mit krassem Sonnenbrand und sich über die lauernden Gefahren nicht bewusst.
Aber das:

Der Grundgedanke war, dass man sich viel zu oft Sorgen macht und am Ende war es unbegründet.
LG Kaetzchen
stimmt auch sehr oft.. ;)
 

Kaetzchen

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Hi Ji
Da wirst du wohl am Meer wohnen, wenn bei euch so viele ertrinken. Ich bin zwar eine gute Schwimmerin, aber im Meer fühle ich mich unsicher, kenne mich nicht mit den Strömungen aus.
Noch einen schönen Restsonntag
LG Kaetzchen
 

Der Neue

Mitglied
Hallo Kaetzchen,

die Aussageabsicht kann ich sehr gut nachvollziehen. Was alles passieren oder passiert sein könnte! Kopfkino! Horrorszenarien!
Aber mir persönlich fehlt bei diesem Text etwas. Er ist sprachlich sehr nüchtern und verlässt sich ganz auf die Pointe bzw. die Auflösung. Die ist dafür aber meines Erachtens wiederum nicht stark genug.
Ich würde entweder den Text an die gesprochene Sprache annähern, so als würde man Freunden ein Erlebnis erzählen, oder aber die Gedanken des Erzählers als inneren Monolog viel weiter ausführen, das „Kopfkino“ dramatischer ausgestalten, sodass der Kontrast zum banalen Ende (nicht abwertend, sondern im Sinne von alltäglich, undramatisch) drastischer ausfällt.
Liebe Grüße
 

Kaetzchen

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Hallo Der Neue
Danke für deinen Hinweis.
Ja, irgendwie hatte ich auch das Gefühl, man könnte mehr daraus machen. Es könnte eine Erzählung werden, wenn man es mehr ausbauen würde. Ich werde mir den Text noch mal vornehmen.
Dir auch liebe Grüße
Kaetzchen
 

Lykill

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Hi Kätzchen,

danke! Du beschreibst sehr schön in fünfeinhalb Zeilen, wie man vom besorgten Mitmenschen zum potentiellen Dieb degradiert wird. Natürlich könnte man eine Erzählung daraus machen, aber hier geht es ja um Kurzprosa.

Liebe Grüße
Lykill
 

Kaetzchen

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Hi Lykill
Ich danke dir für deine aufbauenden Worte. Es ist richtig, ich wollte nur Kurzprosa schreiben.

Liebe Grüße auch dir
Kaetzchen
 

Kaetzchen

Mitglied
Hi Patrick
Freut mich, dass du dich doch noch mit meiner Geschichte anfreunden konntest. Mir ist so etwas noch nicht passiert, das war reine Phantasie. Aber ich bin auch selten mal am Meer, bin eher der Bergmensch. Da geschehen andere Geschichten, was mich grade auf die Idee bringt, darüber mal zu schreiben.
Vielen Dank
LG Kaetzchen
 

Val Sidal

Mitglied
Viele Spuren im Sand, doch niemand ist zu sehen. Es dämmert bereits. Ich schlendere ganz entspannt am Wellensaum entlang. –
Ein plattes Einstiegsbild (nach dem Motto: „So viel Sand und so wenig Förmchen“)
… doch niemand ist zu sehen. – naja, im Wüstensand wäre eine solche Beobachtung beunruhigend; am Sandstrand eine eher alldämmerliche. Durch umständliche Formulierungen wird der Text auch nicht poetisch. Text, zeig mir die Spuren, lass meine Füße ihre Gestalt fühlen – sind es Schritte, oder haben Kinder gebuddelt? Sag nicht, dass ich entspannt schlendere, sondern greif nach der Bewegung, die mich als Leser bewegt, einen entspannten Gang zu erkennen. Sag nicht, dass es dämmert, sondern lass mich an den Spuren, oder am Wellensaum erkennen, dass sie vom weichenden Licht der Abenddämmerung gestreichelt werden – es ist ja sonst niemand da ....
doch dann

Da bleiben meine Augen an einem dunklen Fleck hängen. Näher kommend erkenne ich eine Decke.
Das ist nun wirklich schlechtes Deutsch. Und es wird auch nicht mehr besser:
Ein Damenkleid türmt auf einer ausgebeulten Herrenhose, umringt von Schuhen und Badesachen, einem BH und einem Handy.
-
Man zeige mir ein türmendes Damenkleid … Nur die Zauberschuhe des „Kleinen Muck“ hätten türmen und was auch immer umringen können – BHs und Handys können auch in Märchen nichts umringen.

Ob in der Erzählsituation
Wo sind die Besitzer?
eine naheliegende Frage ist, mag dahin gestellt bleiben. Die Antwort ist Quatsch: Selbstverständlich sucht niemand die grauen Wellen und den Strand ab, nur um festzustellen, was bereits im ersten Satz so plump in den Erzählsand gerammt wurde:

... Niemand ist zu sehen.
- Okay – wenn es um die Entscheidung geht, einfach weiterzugehen, oder durch die unheimliche Entdeckung umgehauen, bis zur Flut im Sandstrand angewurzelt stehenzubleiben, dann ist das Ringen überflüssig. Welcher moralischen Instanz der Strandschlenderer eine Rechtfertigung schulden könnte, bleibt im Sand des Textes eingebuddelt – zur Steigerung der Spannung taugt sowas nicht.

Mein Kopf erfindet dramatische Szenen. Über Kopfkino zu sprechen, ohne den Film zu zeigen, verärgert den Leser. Ich rufe: „Ist hier Jemand?“ und ziehe mein Handy aus der Tasche, verärgert wegen dem verpatzten Abend. Ich wähle die Nummer der Polizei. Da tönt es aus den Dünen: „He, hau ab, lass unsere Sachen in Ruhe!“.
– sowas ist klassisches Double Trouble: Anschiss von der Polizei und Schimpfe aus den Dünen.

Fazit:
Der Text hat bestenfalls die Qualität einer Gedächtnisnotiz …
 
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Kaetzchen

Mitglied
Hallo Val Sidal,
Erst einmal möchte ich dir danken für die Beurteilung meines Textes. Über etwas mehr Freundlichkeit hätte ich mich gefreut, vielleicht eine Anrede oder einen Gruß.
Deine Kritik finde ich gut, so kann ich weiter an dem Text arbeiten und es lohnt sich darüber nachzudenken.
Sehr hilfreich finde ich die Stelle, in der du mir klar machst, dass man den Leser die Situation fühlen lassen muß, ihm nicht alles so direkt auf die Nase bindet, damit er die Möglichkeit hat, seine eigene Phantasie zu entfalten.
Deine Einschätzung spornt mich an, mich noch einmal eingehend mit dem Text zu beschäftigen und dein Fazit ernst zu nehmen.
Vielleicht schaffe ich es, aus meiner Gedächtnisnotiz doch noch eine Kurzprosa zu machen.
Mit freundlichen Gruß
Kaetzchen
 
G

Gelöschtes Mitglied 14278

Gast
Ich muss Val Sidal weitgehend recht geben.

Leider hat sich vor allem der Bereich Kurzprosa in letzter Zeit (bis auf wenige Ausnahmen wie z. B. Arno Abendschön oder Cellist) zu einer Sammelstelle für qualitativ schlechte Kürzesttexte entwickelt. Da ist den Sternewerfern eine lustige Begebenheit allemal mehr Wert als stilistische Feinarbeit. Und die wäre vor allem bei Kurztexten äußerst wichtig. Schade.
 

Kaetzchen

Mitglied
Danke Ciconia
für deine Meinung. Da sollten wir uns alle etwas mehr anstrengen. Ich hoffe, es lesen viele diese Diskussion hier.
Viele Grüße
Kaetzchen
 

Val Sidal

Mitglied
@Kaetzchen,

wenn ich etwas unter einen Text schreibe, dann sehe ich nur den Text — ich spreche ausschließlich über und von dem Text. Wenn ich mit dem Autor plaudern möchte, dann tue ich es per PN.

Die fast tausend Kommentare, die ich im Laufe der Jahre geschrieben habe zeigen, dass mein Ton nur von der Qualität des Textes abhängt. Bei einem gelungenen Text, kann ich überschwänglich loben.
Beste Grüße
valS
 



 
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