Hallo Val,
Meiner Meinung nach, kann man sich jetzt nicht mehr über das fehlen von Bildern beklagen. Du hast ein sehr ausführliches Bild gemalt. In wie fern es jetzt der Autorin gefällt, weiss ich nicht, aber wenn ich dein Beispiel mit Kätzchens letzter Version vergleiche, dann gefällt mir deine besser. In Kätzchens letzter Version erscheinen mir Stellen, als seien sie zu schnell überarbeitet worden. Damit will ich natürlich nicht sagen, das die Autorin sich nicht Mühe geben wollte, aber vielleicht war die Idee noch nicht genug ausgereift. Dein Text hingegen wirkt kompakter, überzeugender.
Hier die Neufassung:
Es war einer von jenen Tagen, an dem der sandverhangene Himmel nur das Dach der Wüste preisgab, den Llullaillaco, um der kurzen Kolonne den Weg zu weisen. Hohe Würdenträger pilgerten den ansteigenden Pfad entlang und führten Kinder mit sich, zwei Mädchen und den siebenjährigen Jungen El Nino. (Wozu diese Details?)
Ihm (wer?) war kalt. Trotz seiner Tunika aus Lamawolle, zog er seinen Umhang, den er darüber trug, (klingt nicht so schön) fester zusammen. El Nino fürchtete sich vor dem Berg. Er hatte gehört, dass dieser sich manchmal in einen feuerspeienden Drachen verwandelte. Jetzt aber wirkte er wie ein riesiges Ungeheuer. Der Junge lief dicht hinter dem Priester, schutzsuchend vor dem Wind und dem Koloss vor ihnen. Er mußte an den Abschied von seinen Eltern denken, als man ihn holte. Mama war stolz auf ihn, -------> Val Sidal: Ihre Eltern sorgten sich nicht. Ihre Kinder wurden von den tapfersten Kriegern beschützt und von den weisen Sehern geführt.—( Klingt mächtiger, ist abgerundet.)
denn ein Auserwählter durfte wie ein Heiliger bei den Göttern wohnen. Sie umarmte ihn inniglich, aber dabei wurde sein Gesicht von ihren Tränen feucht. (Klingt nicht so gut)
El Nino wußte nicht mehr, wie lange sie liefen, doch irgendwann hatte man die Kinder in eine Steinkammer gesetzt. Durch Alkohol und Cocablätter sahen ihre Augen glasig aus. Eisige Kälte umhüllte sie, aber innerlich verspürten sie Wärme. Wie der Berg, dachte der Junge, eingefrorene Hitze. Er konnte seine Hände nicht mehr bewegen, sie waren ganz steif und er schaffte es auch nicht mehr, aufzustehen. Langsam schob sich Stück für Stück eine Steinplatte über ihr Grab (Die Zeile wirkt kalt) . Der Lichtschlitz wurde immer schmaler. Alle Augen starrten unverwandt darauf und als jeglIche Helligkeit verschwunden war, schrie El Nino auf und auch das kleinere Mädchen weinte laut. Später schliefen die Kinder ein. Für sie blieb die Zeit stehen, aber draußen ging das Leben weiter. Der Morgen erwachte unter einem gläsernen Himmel und der Sand hatte alle Spuren begraben, nur die Erinnerungen konnte er nicht verwehen. Durch den steinernen Schrein schwebte noch immer ein letztes Wort, welches El Nino sehnsuchtsvoll geflüstert hatte, kurz bevor dieTotenstille über die kleinen Körper kam: „Mama“. (Diese Stellen wirken für mich alle ein bisschen “haltlos” hineingepresst )
-----------> Val Sidal: In einer steinernen Kammer ließ man sie auf der Schwelle zur Halbwelt zurück. Tezcatlipoca belegte die kleinen Körper mit der Nachtkälte und bedeckte ihren Rausch mit Finsternis. Allmählich senkte sich Totenstille über den kleinen Körpern. Tezcatlipoca berauschte sich am Duft des weichenden Lebens und sendete den Weisen des Dorfes seine trügerischen Verheißungen und Versprechungen.
Also wenn ich solch ein Beispiel bekäme, würde ich einiges besser verstehen können (ich persönlich kann mit Erklärungen nicht viel anfangen – und brauche immer Beispiele, egal ob beim Texten, bei Musik, oder was immer). An Kätzchens Stelle, würde ich jetzt nichts mehr ändern, sondern alles eine Zeitlang sacken lassen. Danach gehen Verbesserungen meistens viel besser.
Dir Val, ganz lieben Dank, sowas nenne ich “Hilfe”/ “Textarbeit.” Ich wäre nicht in der Lage, so einen Text zu schreiben. Um so schöner dehalb, dass du es getan hast.
Mit Gruss, Ji