Tagebuch

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Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich verfolg den Verlauf deines Programms ganz gerne. Die Haiku sind näher an "richtigen" Gedichten dran. Das vorige war sehr Dada. Aber auch lustiger.

LG
Patrick
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Danke, Patrick. Ich habe einen Orakelgenerator zugefügt.



Orakelator 1.0


Orakel sagt:
o freund, wähle den wald oder den himmel oder das draußen!
das nebelmeer dröhnt scharf, sobald das schweigen blüht.
das nebelmeer sinkt sanft, solange das regenlicht schimmert.
das knistern funkelt klar, trotzdem der wellengang rollt.

Orakel sagt:
o freund, wähle den wald oder den himmel oder das draußen!
das schweigen schiebt laut, weil der schatten schimmert.
die liebe blüht lebendig, während das glanzlicht weint.
das flüstern rollt ruhig, nachdem der see schimmert.


Orakel sagt:
o freund, wähle den wald oder den himmel oder das draußen!
der glanz hüpft hoch, obwohl der streifen schwappt.
die hülle leuchtet sanft, indem der schwung kichert.
das summen schiebt klar, desto mehr der wind tanzt.
 
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Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
ORAKEL sagt:
o freund, lausche dem nebel und den sternen!
das eis wabert endlos, bevor die melodie donnert.
die bewegung neigt schwermütig, indem die mondin schneidet.

ORACLE says:
o friend, listen to the fog and the stars!
the whisper sleeps endless, because the melody dances.
the sparkle hovers free, after the shimmer twitches.

ОРАКУЛ говорит:
о друг, прислушайся к туману и звездам!
вечность светится мистически, потому что сумерки несется.
утренняя роса гремит живо, если утренний свет вращается.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
ORAKEL sagt:
o freund, lausche dem nebel und den sternen!
das pulsieren schimmert endlos, denn der ast fließt.
das licht schimmert geheimnisvoll, denn das bild wandert.

ORACLE says:
o friend, listen to the fog and the stars!
the eagle leaps free, before the twilight glides.
the voice radiates high, for the glow sleeps.

ОРАКУЛ говорит:
о друг, прислушайся к туману и звездам!
бриз шепчет мощно, чтобы тропинка швыряет.
камушек парит приглушённо, для покой кричит.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Im Prosabereich schafft das Programm die erste kurze Dada-Version:
Dada-Erzählung: Der wütende Schatten wimmert unter den träumenden Giraffen selbstvergessen. Der Regen rennt rückwärts. Das singende Fensterglas toastet auf dem schwankenden Horizont flatternd. Der Regen rennt rückwärts. Der Schrei des Koffers toastet in der schmelzenden Zeit schaumig. Ein Spiegel verschluckt das Echo. Der wütende Schatten wimmert im tanzenden Kühlschrank selbstvergessen. Die Stille kauft Schuhe. Das singende Fensterglas poltert auf dem schwankenden Horizont schaumig. Der Regen rennt rückwärts.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Dadamat spricht, erleuchtet vom Stein der Leisen:
Das singende Fensterglas explodiert über dem rauchenden Kaktus panisch. Das Feuer küsst die Leere. Die schreienden Tapeten brüllen im tanzenden Kühlschrank hoffnungsvoll. Ein Schatten lernt zu singen. Der Schrei des Koffers schleicht unter dem schweigenden Stuhl träumerisch. Die Sterne weben Geschichten. Die träumenden Giraffen leuchten unter dem schweigenden Stuhl schwindelerregend. Die Zeit jongliert die Ewigkeit. Die explodierende Kaffeetasse singt hinter dem weinenden Stern quirlig. Ein Schatten lernt zu singen.

Langsam nähert sich das Programm meinem von 1985, nur jetzt in Python statt Basic.

Sehr gut ist, dass Copilot und ChatGPT diese Sprache verstehen und mir deshalb beim Programmieren und der Fehlersuche helfen.

Das Programm beruht auf Wörtern, festen Wendungen, einer Beschreibungssprache für die zufällige Zuordnung von Wörtern und Wendungen und den Satzbau.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Beispiel. Das Programm sollte in Python lauffähig sein. Dazu muss aber die Formatierung angepasst werden. Dazu kann die Zitier-Funktion verwendet werden. Drücke "Zitieren", dann erscheint der formatierte Text.

import random

# Wörterbücher mit Subjekten (Singular/Plural) und Objekten
subjekte_singular = [
"Der lachende Vulkan", "Die explodierende Kaffeetasse", "Das singende Fensterglas",
"Die duftende Zeitmaschine", "Der Schrei des Koffers", "Das philosophische Kissen",
"Das melancholische Smartphone", "Die flatternde Glühbirne", "Der schläfrige Fächer",
"Das unsichtbare Flüstern",
# Alte, fast ausgestorbene Wörter
"Der welkende Lindwurm", "Der zürnende Drache", "Das alte Gemäuer", "Die verhangene Finsternis",
"Das müßige Antlitz", "Der kreischende Abakus", "Die irrende Schalmei", "Der flüsternde Unhold",
"Der brüllende Wanst", "Die schlummernde Düsternis"
]
subjekte_plural = [
"Die tanzenden Kartoffeln", "Die tobenden Marienkäfer", "Die schreienden Tapeten",
"Die flüsternden Regenschirme", "Die glühenden Sterne", "Die träumenden Giraffen",
"Die jubelnden Blätter", "Die summenden Melodien", "Die schmelzenden Worte",
"Die tänzelnden Federn",
# Alte, fast ausgestorbene Wörter
"Die schwelgenden Marsmenschen", "Die wankenden Gaukler", "Die hüpfenden Knilche",
"Die lästernden Kobolde", "Die wirbelnden Nebelschwingen", "Die tapferen Recken",
"Die rüstigen Baldachins", "Die jähen Steingeister", "Die flimmernden Irrlichter",
"Die schwatzenden Wirselkrauts"
]

objekte = [
"im tanzenden Kühlschrank", "neben der kichernden Schraube", "unter den träumenden Giraffen",
"in der schmelzenden Zeit", "über dem rauchenden Kaktus", "hinter dem weinenden Stern",
"auf dem lachenden Regenbogen", "neben dem singenden Windrad", "unter dem schweigenden Stuhl",
"auf dem purzelnden Eiswürfel",
# Alte, fast ausgestorbene Wendungen
"an des Himmels Zinne", "auf der wankenden Schwelle", "unter dem schweigenden Baldachin",
"im nebelgrauen Forst", "in der silbernen Finsternis", "bei des Mondes Antlitz",
"auf des Lindwurms Pfad", "über der glimmenden Furche", "an der zwielichtigen Lichtung",
"unter den tanzenden Schwingen"
]

# Tabellen für die Verben (Singular und Plural)
verben_singular = [
"zerspringt", "verdampft", "tanzt", "singt", "leuchtet", "wabert", "schwirrt",
"explodiert", "schleicht", "brüllt",
# Alte, fast ausgestorbene Verben
"dräut", "hallt", "schaudert", "schwindelt", "raunzt", "säuselt", "grollt", "lüftet",
"wittert", "haucht"
]
verben_plural = [
"zerspringen", "verdampfen", "tanzen", "singen", "leuchten", "wabern", "schwirren",
"explodieren", "schleichen", "brüllen",
# Alte, fast ausgestorbene Verben
"dräuen", "hallen", "schaudern", "schwindeln", "raunzen", "säuseln", "grollen", "lüften",
"wittern", "hauchen"
]

adverbien = [
"selbstvergessen", "schaumig", "panisch", "träumerisch", "quirlig", "flimmernd",
"hoffnungsvoll", "melodisch", "schwindelerregend", "hysterisch",
# Alte, fast ausgestorbene Wendungen
"ehrfurchtsvoll", "mutmaßlich", "redlich", "klammheimlich", "kümmerlich", "wankelmütig",
"brünstig", "wohlgefällig", "lautlos", "schicksalsträchtig"
]

gedankenfragmente = [
"Ein Schatten lernt zu singen.", "Das Nichts lacht laut.",
"Die Sterne weben Geschichten.", "Die Zeit jongliert die Ewigkeit.",
"Ein Tropfen küsst den Stein.", "Die Farbe hört auf zu existieren.",
"Der Baum atmet Träume.", "Das Licht sucht Farben.",
"Das Feuer küsst die Leere.", "Die Nacht kennt das Geheimnis.",
# Alte, fast ausgestorbene Wendungen
"Das Echo hallt im Nebel.", "Die Dämmerung säuselt schicksalhaft.",
"Ein Lindwurm grollt im Schatten.", "Das Schicksal raunt leise.",
"Die Nebel tanzen am Horizont.", "Das Mondlicht haucht Geheimnisse.",
"Ein Antlitz schwindelt in der Ewigkeit.", "Die Furche leuchtet im Wind.",
"Die Sterne wimmern lautlos.", "Ein Hauch lüftet die Dunkelheit."
]

# Generierung eines dadaistischen Satzes mit Singular/Plural-Anpassung
def dada_satz_generieren():
if random.choice([True, False]): # Zufällig Singular oder Plural auswählen
subjekt = random.choice(subjekte_singular)
verb = random.choice(verben_singular)
else:
subjekt = random.choice(subjekte_plural)
verb = random.choice(verben_plural)

objekt = random.choice(objekte)
adverb = random.choice(adverbien)
fragment = random.choice(gedankenfragmente)

satz = f"{subjekt} {verb} {objekt} {adverb}. {fragment}"
return satz

# Erstellung und Ausgabe der Dada-Erzählungen
print("***Dadamat spricht, erleuchtet vom Stein der Leisen:***")
dada_erzaehlungen = [dada_satz_generieren() for _ in range(5)]
for erzaehlung in dada_erzaehlungen:
print(erzaehlung)
 
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Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Erweiterter Wortschatz, Beispiel:

Dadamat spricht, erleuchtet vom Stein der Leisen:

Warum? Das singende Fensterglas wabert im schimmernden Zaubergarten unendlich!
Die mutigen Kobolde leuchten auf dem geheimen Pfad geheimnisvoll.
Die summenden Melodien verdunkeln beim Gruselwusel – magisch!
Die goldene Harfe ändert sich schwindelerregend in der flimmernden Nacht.
Die tänzelnden Federn verdampfen unter den träumenden Giraffen lebendig.

Dada statt Krieg
 
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Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich hätte nicht gedacht, mit dem Tagebuch solange durchzuhalten. Indbesondere mit der Fragmentform.

Zur Zeit mache ich eine uralte Technik zur Bildgestaltung: Naturselbstddruck. Man braucht dazu im Wesentlichen Papier, Motiv als Gegenstand und Farbe, gut ist ein Pinsel oder eine Farbrolle und ein Blatt papier zum Festhalten.

Man kann einen Druckblock nehmen, eine Druckerpresse und anderes.

Ich nehme ein Blatt und trage Farbe auf (zur Zeit Acryl).
Dann presse ich das Blatt auf ein Papier; damit es nicht verrutscht, lege ich ein anderes auf. Dann presse ich es an oder streiche es mit dem Handballen fest. Dabei wird die Farbe übertragen.
Ichnehme alles herunter und lasse das Bild trocknen.

Man kann alle Farben auf dem Blatt auftragen, ich mache aber mehrere Farbschichten und drucke sie nacheinander.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Willkommen zum Dada-Horoskop!
Hier ist dein heutiges Dadaskop:

Der rasende Käfer flüstert ein flatterndes Tuch hinter der Tür des Zufalls.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Willkommen zum Dada-Horoskop!
Hier ist dein heutiges Dadaskop:

Die schüchterne Sonne umschlingt eine funkelnde Blume bei einem traurigen Hut zwischen den Farben des Schweigens. Der hungrige Fisch verwandelt sich in die flüsternden Blätter an einer funkelnden Blume am Rand der Unendlichkeit.

Test 2:
Willkommen zum Dada-Horoskop!
Hier ist dein heutiges Dadaskop:

Die flüsternde Brücke zerbricht einen lachenden Spiegel an einer funkelnden Blume in den Wolken des Traums. Die träumenden Sterne verlieren einen bunten Ballon ohne einen traurigen Hut in den Tiefen eines verlorenen Ozeans. Die flüsternde Brücke verschlingt eine grüne Melodie bei einem traurigen Hut in einer Stadt ohne Namen
 
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Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Heute habe ich endlich alle Fehlerquellen beseitigt, die ich finden konnte.

Willkommen zum Dada-Horoskop!
Hier ist dein heutiges Dadaskop:
Das flimmernde Licht belegt eine fließende Ranke hinter der Tür des Zufalls.
Die verschwundenen Träume beleuchtet eine brennende Kerze im Schatten eines träumenden Elefanten.

---

Heute bekam ich eine sehr freundliche Antwort auf meinen Austritt bei den Grünen, das Bedauern ausdrückte. Ich drückte auch Bedauern aus.
Es ist nicht einfach, nach 35 Jahren auszutreten. Es war aber kein Kurzschluss, sondern die einzig verbliebene Möglichkeit nach dem Bundestagsbeschluss zur Verfassungsänderung, die unbegrenzte Rüstungskredite ermöglicht, aber alles andere vernachlässigt. Unendlich ist immer viel größer als Endlich. 500 Milliarden sind nichts gegen 500 Billionen, die nun erlaubt sind, wenn auch nur hypothetisch. Aber sie ermöglichen eine Megainflation ohne Einwirkung auf den Anteil der Rüstung. Die Grünen hätten das verhindern können. Aber sie folgten Merz. Frieden gibt's auf jedem Friedhof.
Ich erinnerte in meiner Antwort auch an Keine Gewalt, Frieden schaffen ohne Waffen und runde Tische.

Da ist mein Dada klein da dagegen.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Darf man noch Dystopien schreiben, Geschichten oder Gedichte, die Konsequenzen zeigen, Konsequenzen aus Tun oder Nichttun?
Ergebnisse, die schmerzhaft und endgültig sind?
Ich denke, man muss es tun.

Im Kleinen sind es 100km/h in einer 30km/h-Zone. ImGroßen sind es Kernwaffen, die wieder als Kriegstauglich betrachtet werden.
Es kann einem schauern.

Dystopien sind also wie Spiegel, die uns die Konsequenzen unseres Handelns oder Nicht-Handelns zeigen—oft brutal, oft schmerzhaft, aber immer notwendig. Sie zwingen uns, die Augen nicht vor den Abgründen zu verschließen, sondern uns mit ihnen auseinanderzusetzen.

In meinem Haiku:

Trümmer überall
manchmal hört man ein Knacken
es riecht etwas streng


ist keine Hoffnung mehr. Bilder, die niemand sieht, Düfte, die niemand wahrnimmt. Bewegungen, die Spannungen lösen, aber kein Leben zeigen.
ein Naturbild lebloser Natur.

Ein Resultat - noch hypothetisch - es reicht von der alltäglichen Verantwortungslosigkeit bis hin zu globalen Entscheidungen, die die Menschheit betreffen - es ist ein Spektrum, das alle betrifft.

Es zeigt nicht die schmerzhaften Vorgänge, nur die Verwandlung in einen dauerhaften Frieden, einen Friedhof endloser Freiheit.
 

petrasmiles

Mitglied
Dystopien sind also wie Spiegel, die uns die Konsequenzen unseres Handelns oder Nicht-Handelns zeigen—oft brutal, oft schmerzhaft, aber immer notwendig. Sie zwingen uns, die Augen nicht vor den Abgründen zu verschließen, sondern uns mit ihnen auseinanderzusetzen.
So habe ich das noch nie gesehen, waren für mich 'Schmuddelkinder', denen ich mich nie gewidmet habe - vielleicht, weil zuviel gewolter Tabubruch herauzuscheinen schien. Da werde ich noch einmal drüber nachdenken.
Danke für die Anregung!

Liebe Grüße
Petra
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich bekam heute die Bestätigung meines Austritts bei Bündnis 90/die Grünen.
Trotz des Austritts stimme ich noch mit den meisten grünen Sachen überein.
Für mich ist aber Frieden das Wichtigste. Und ich denke, den kann man nur durch Kooperation erreichen, nicht durch Drohungen und durch Unwahrheiten. Oder Halbwahrheiten. Oder die Zustimmung für unbegrenztes Aufrüsten im Grundgesetz.
Und: Gespräche darf man nicht abbrechen, nur weil sie schwierig sind.

Ich schreibe zur Zeit verstärkt Dada, weil Dada das Dilemma sehr klar zeigt.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
So habe ich das noch nie gesehen, waren für mich 'Schmuddelkinder', denen ich mich nie gewidmet habe - vielleicht, weil zuviel gewolter Tabubruch herauzuscheinen schien. Da werde ich noch einmal drüber nachdenken.
Danke für die Anregung!

Liebe Grüße
Petra
Danke, Petra. Ich habe das oft so gesehen. So habe ich besonders aus Dystopien gelernt, dass man die Konsequenzen seines Handelns beachten muss.Hier eine Liste mit einigen wesentlichen Werken:

  • Die Zeitmaschine (The Time Machine) (H.G. Wells, 1895)
  • Wir (Jewgeni Samjatin, 1920)
  • R.U.R. (Rossum's Universal Robots) (Karel Čapek, 1920)
  • Krakatit (Karel Čapek, 1922)
  • Krieg mit den Molchen (War with the Newts) (Karel Čapek, 1936)
  • Schöne neue Welt (Brave New World) (Aldous Huxley, 1932)
  • 1984 (George Orwell, 1949)
  • Fahrenheit 451 (Ray Bradbury, 1953)
  • Der futurologische Kongress (The Futurological Congress) (Stanisław Lem, 1971) – Eine satirische Dystopie, die die Manipulation der Realität durch Chemikalien und die Absurditäten moderner Gesellschaften beleuchtet.
  • Das kugeltranszendentale Vorhaben (Günther und Johanna Braun, ca. 1988)
  • Der geteilte Himmel (Christa Wolf, 1963)
  • Die neuen Leiden des jungen W. (Ulrich Plenzdorf, 1972)

Ich habe nur die eingefügt, die ich kenne. Und eine Reihe sehr bedeutender weggelassen. Und nach einigem Zögern habe ich auch Filme und Gedichte und Erzählungen weggelassen.

Es sind die, die auf mich den größten Eindruck machten, Wobei Christa Wolfs "Der geteilte Himmel" schon Realität beschrieb.
 

petrasmiles

Mitglied
Dann wäre es an der Zeit, sich diese noch einmal unter einem anderen Aspekt anzusehen. Die meisten - bis auf die tschechischen oder russischen - kenne ich sogar.
Aber sag mal, was ist denn an den 'neuen Leiden des jungen W.' dystopisch, oder am 'Geteilten Himmel'?

Liebe Grüße
Petra
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Aber sag mal, was ist denn an den 'neuen Leiden des jungen W.' dystopisch, oder am 'Geteilten Himmel'?
Es ist die Zerstörung der Seele. Es ist das Gegenteil einer Utopie. Es zeigt die Realität, sie ist das Gegenteil der Realität in der Zeitung. Denke ich.
Bei den tschechischen empfehle ich sehr: "Der Krieg mit den Molchen" von Capek. Es ist eine satirische Dystopie.
Regt sehr zum Nachdenken an, man kann aber auch schmunzeln.

Vielleicht ist mein Eindruck von Dystopien durch Qualität geprägt.

Die neuen Leiden des jungen W. wurde auch als Theaterstück gezeigt, in Dresden und vielen anderen Theatern. Aber Du hast recht, es ist keine typische Dystopie, denn es spielt in der Gegenwart. Es ähnelt etwas dem Film "American Beauty".

Beide (die neuen Leiden ... und der geteilte Himmel) zeigen die Kehrseite der DDR, aber ohne sie zu verdammen. Sie gehören sicher nicht zu klassischen Dystopien.
 

petrasmiles

Mitglied
Es ist die Zerstörung der Seele. Es ist das Gegenteil einer Utopie.
Ich habe mir den Plenzdorf gleich einmal gegriffen - danke für die Anregung!
Zuletzt las ich ihn in meinen frühen Zwanzigern - wir hatten ihn im Deutschunterricht am Abendgymnasium - und er erschien mir eher wie ein Buch übers Erwachsenwerden. Ich bin meinem ehemaligen Deutschlehrer sehr dankbar, dass er uns Abendschülern den wichtigsten Kanon der deutschen (und nicht nur) Literatur näher brachte. Wir haben den Text auch nicht als DDR-Literatur behandelt, sondern als Literatur - was es auch ist.
Die Einschränkungen, mit denen sich ein junger Mensch auseinandersetzen muss, die Vorbedingungen, die seine Entfaltung beeinträchtigen, sie sind nicht individuell, sondern gelten für alle Zeiten und Systeme. Gerade als Heranwachsender findet man immer jemandem, der einem sagt, wer man sein und was man tun soll - manchmal sucht man auch danach. (Die moderne Verweigerung, die mit der Delegimierung der/des Alten einhergeht, befördert nur die Einflussnahme von Werbebotschaften.)
Sie werden individuell in der persönlichen Geschichte, aber ich sehe den Rahmen, den die DDR gibt, nicht als dystopisch. Mir will auch scheinen, dass eine Dystopie reale oder fiktive Zustände übersteigert in die Zukunft spiegelt - wobei der Adressat natürlich die Gegenwart ist.
Im Gegenteil scheint mir der Text eine Gegenüberstellung der Realität mit der anderslautenden Utopie zu sein, also schon auch eine Spiegelung, aber eine in eine andere Richtung. Also wie Du schon sagst - nicht klassisch.
Aber das nur am Rande. Ich habe mich auch entschlossen, den Fänger im Roggen noch einmal zu lesen und dann ist der Geteilte Himmel dran und dann sehen wir weiter. (Vielleicht komme ich auch noch zu den Molchen - ist nur ein bisschen teuer noch, 25€ für ein Paperback erscheint mir zuviel). Ich habe noch einige Bücher von Christa Wolf, die ich noch nicht las ...
Aber heute erst einmal Plenzdorf.
Ein schönes Wochenende Dir!

Liebe Grüße
Petra
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Danke Petra, das freut mich sehr. Der Krieg mit den Molchen gibt es auch als Hörspiel.
Aber das Buch ist besser. Bitterböse Satire. Es war nie langweilig und ist völlig aktuell, knapp 100 Jahre nach Entstehung.
 



 
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