tapferes Mädchen (gelöscht)

H

Heidrun D.

Gast
Hallo Gernot,

jetzt würde es bei mir nicht mal mehr zu einer 4 langen.

Sei nicht verstimmt, aber du hast alles, was deine Kurzprosa liebenswert machte, eliminiert. Was übrig geblieben ist, erinnert mich an ein vertrocknetes Skelett.

Nix für ungut
Heidrun
 
S

suzah

Gast
hallo heidrun,
da bin ich mal nicht deiner meinung. es ist doch "kurzprosa", und der text brauch keine weiteren erklärungen.

liebe grüße suzah
 
S

suzah

Gast
hallo heidrun,
da bin ich mal nicht deiner meinung. es ist doch "kurzprosa", und der text braucht keine weiteren erklärungen.

liebe grüße suzah
 
hallo liebe Heidrun

ich hab lediglich mit bluefins hilfe versucht, aus einer kleinen Geschichte ein Stück anspruchsvollere Literatur zu schaffen, und ich denke, dass ist uns auch geglückt.
Es ist geradezu ein Ding der Unmöglichkeit, allen Geschmäckern gerecht zu werden, wie du sicherlich weißt, leider.

liebe grüße dir
gernot
 

Leise Wege

Mitglied
Hallo Gernot,

ich las hier... und konnte nicht viel damit anfangen, dann las ich die Kommentare, und dachte: schade, hier wird hingebogen! Sozusagen "auf biegen und brechen".

Ganz klar, man kann nicht jeden Geschmack treffen, braucht man auch nicht. Dennoch: Leider ist ein prosaisch gut bedachter Text hier in Bruchstücke zerfallen.

Vielleicht war die Ursprungsfassung noch nicht essenziell genug, aber jetzt ist es eher was Unfertiges, - den Leser auf Fährten geführt, die irgendwie im Sand verlaufen.

Ich finde den Grundgedanken toll, da kann man immer noch was draus machen.

Hoffende Grüße
Moni
 
H

Heidrun D.

Gast
Ganz meiner Meinung, Moni. -

Du kannst allein recht gut schreiben, Gernot. Die "Hilfe", die dir hier "zuteil" wird, geht weit über normale Textarbeit hinaus, verbiegt deinen Stil, verändert die Essenz des Textes und ist mürbe wie alter Keks.

Das Resultat von all dem für anspruchsvolle Literatur zu halten, finde ich mehr als gewagt. Und glaube mir: Ich kann einen guten Text von einem schlechten unterscheiden!

In Zukunft werde ich mich bei dir allerdings nicht mehr einmischen: Ich denke, dass ist in deinem Sinne. ;)

Dir alles Gute
und
weiterhin viel Spaß
Heidrun
 
B

bluefin

Gast
gute kurzprosa sollte imstande sein, etwas auszusagen, ohne lange zu plappern.

hier erfahren wir, dass ein kleines kind kummer hat, sich des usrspungs zunächst schämt und danach, ein bisschen größer geworden, zugeben kann, dass es sich verlassen fühlt.

ob es wirklich briefe den rinnstein hinabschickt oder auf andere weise verzweifelt auf zuwendung hofft, kann dahinstehen - auch, ob das lyrich, dem das kind am ende davon läuft, der vater ist oder nicht.

kurzprosa erfordert mitdenken und einfühlen. jemand sagte hier mal, man müsse nicht nur schreiben, sondern auch lesen können. für die, und wohl nur für die, ist ein solcher text eine fundgrube.

alle anderen huschen darüber hinweg und lassen das mädchen am straßenrand stehen.

lass dich nicht irre machen, lieber @gernot. als sergej prokofjew sein zweites klavierkonzert am 23. august 1913 im bahnhofssaal von pawlowsk uraufführte, kam es zu einem skandal, und im feuilleton der "petersburger zeitung" hieß es: "auf's podium tritt ein junger mann...er setzt sich an den flügel und beginnt, mal die tasten abzuwischen und mal zu probieren, welche höher und welche tiefer klingen, und das mit einem spitzen, trockenen anschlag. das publikum ist befremdet, einige sind erregt, andere stehen auf und stürzen zum ausgang: 'von solcher musik wird man irrsinnig!' der saal leert sich. mit einem erbarmungslos dissonierenden akkord der blechbläser bricht das klavierkonzert ab. von allen seiten sind rufe zu hören wie: 'zum teufel mit dieser futuristenmusik! wir wollen musik hören, die schön ist! so etwas können uns zu hause die katzen vormachen!'"

heute zählt prokofjews g-moll-klavierkonzert zu den bedeutendsten der neuen musik. und der schlussakkord ist mega-megageil. ich hör ihn noch immer...

so kann's gehen.

liebe grüße aus münchen

bluefin
 

FrankK

Mitglied
Hallo Gernot

Aufmerksam habe ich diese "Entwicklung" verfolgt.
Auch ich bin der Ansicht, dass dieses Stück von Dir durch die intensive Reduktion sehr stark an Substanz verloren hat.

Wenn ich mir vorstelle, diesen Text nun als erstes zu lesen, dann finde ich keinen direkten Bezug mehr zur ursprünglichen Aussage.

Sprachlich ist es enorm, Hut ab, gut gelungen.
Inhaltlich kann ich (persönlich) nicht mehr viel damit anfangen.

Die Erzähllogik leidet dummerweise unter zwei Fehlern:
Als ich das Mädchen wieder traf, war es zehn.
Zehn ... was?
Zehn Uhr Morgens / Zehn Uhr Abends?
Ich weiß, es sollte zehn "Jahre alt" sein. Dummerweise lässt sich dies nicht mehr deutlich erkennen. Zusätzlich erzeugt mir dieser verdichtete Stil ein flaues Gefühl im Magen:
Zwischen der ersten und der zweiten Begegnung sollen 6 Jahre liegen? Der LyrI erinnert sich daran, als wäre es gestern gewesen? Ist dem LyrI in der Zwischenzeit nichts anderes widerfahren?

Wie ich eines vor dem Gulli retten und [blue]ihm[/blue] zurückbringen wollte, lief [blue]es[/blue] fort.
Das Kind lief also bereits fort, als LyrI ein Schiffchen vor dem Gulli retten wollte?
Oder hatte LyrI das Schiffchen bereits gerettet und wollte es nur noch zurückbringen?

Der Stil ist so unpersönlich gehalten, dass es fast "Gefühlskalt" wirkt:
Das Mädchen bleibt eine neutrale Person (es --> sächlich), bei einem vierjährigen Kind kann ich es mir noch vorstellen.
(Das Kind <--> ihm, es)
Bei einem zehnjährigen Mädchen ist mir das zu viel emotionale Distanz.
(Das Mädchen <--> ihr, sie)
Siehe dazu auch das obige markierte Zitat.

Die Handlung ist jetzt (frei) interpretierbar geworden.
Hat das Mädchen vielleicht wirklich Zwiebeln geschnitten? Nirgendwo findet sich noch ein eindeutiger Verlusthinweis.
Von Kindesmissbrauch über Kinderarbeit bis hin zum unglücklichen Heiminsassen ist jetzt alles möglich.
Der Handlungsort könnte jetzt weltweit angesiedelt sein, die Charactere sind nur noch Schemen.

In diesem Sinne muss ich Suzah leider widersprechen:
es ist doch "kurzprosa", und der text brauch keine weiteren erklärungen.
Ja, es ist Kurzprosa. Aber deshalb hätte der ursprüngliche Text nicht verstümmelt werden müssen.
Hand aufs Herz, liebe Suzah, erkennst Du wirklich noch in der vorliegenden Version den Text vom Ursprung?
Ich nicht mehr. Egal, wie oft und wie aufmerksam ich ihn lese.


Tut mir wirklich leid, aber mir geht es so, wie auch Heidrun schrieb:
Das Resultat von all dem für anspruchsvolle Literatur zu halten, finde ich mehr als gewagt.
Der stilistische Erkennungswert für diese paar Zeilen Text ist hoch. Zu meinem Bedauern erkenne ich darin aber jemand Anderen wieder.

Ach ja, ich sehe gerade, ein anderer User hat noch vor mir geantwortet:
als sergej prokofjew sein zweites klavierkonzert am 23. august 1913 im bahnhofssaal ...
Sowas entlockt mir nur noch ein gequältes Grinsen.
Was, um alles in der Welt, hat das jetzt mit diesem Text zu tun? (Rethorische Frage, ich erwarte keine Antwort)
Mit einem schmunzeln im Gesicht könnte ich ja noch anfügen:
"Nun gut, analog dazu ... vielleicht findet dieser Stil ja in hundert Jahren seine Beachtung. Vielleicht."


Reichlich Kommentar für so wenig Text. Ich hoffe aber, Du nimmst es mir nicht Übel.
Schauen wir mal, wie es weitergeht.

Viele liebe und aufmunternde Grüße
Frank
 
hallo Moni

ich würde jetzt lügen, wenn ich sagen würde, dein und Heidruns Kommentar hätten mich nicht sehr nachdenklich gestimmt.

Aber diese Form des Textens habe ich gesucht und nun zum ersten Mal gefunden. Manche werden in diesem "Mehr" nur die Oberfläche betrachten, aber der Eine oder andere sieht in die Tiefe nach unten.

liebe Heidrun

In Zukunft werde ich mich bei dir allerdings nicht mehr einmischen: Ich denke, dass ist in deinem Sinne. ;)
Ich weiß den Sinn des Forums und darum bin ich hier, froh über jeden Kommentar, über jedes kleine Denken und über dich.

hallo bluefin

das war am 23. august 1913
heih cool, im Jahre 2106 wird man noch über unser stückerl sprechen, grins.

liebe grüße euch allen
gernot
 
hallo Frank

Zwecks Einfachkeit kopiere ich den Text hier rein:

Ich fragte ein vierjähriges Mädchen nach seinem bitterlichen Weinen und es antwortete: „Ich habe Zwiebeln geschnitten.“

Als ich das Mädchen wieder traf, war es zehn. Es weinte nicht mehr, aber in seinen Augen sah ich kein Glück. „Mein Papa ist auch gegangen“, sagte es. Es faltete Briefe zu Papierschiffchen und setzte sie in die Bordsteinrinne.

Wie ich eines vor dem Gulli retten und ihm zurückbringen wollte, lief es fort.

Als ich das Mädchen wieder traf, war es zehn.
Da zuvor schon das Alter des Mädchens erwähnt wird, ist es eine logische Schlussfogerung.
Das eine Vierjährige mit einem Messer Zwiebeln schneidet, wäre absurd. Also wird der Leser wissen, dass es eine Ausrede ist.

Zwischen der ersten und der zweiten Begegnung sollen 6 Jahre liegen? Der LyrI erinnert sich daran, als wäre es gestern gewesen? Ist dem LyrI in der Zwischenzeit nichts anderes widerfahren?
sicherlich, aber es hat mit dem Mädchen und der Geschichte nichts zu tun.

Das Kind lief also bereits fort, als LyrI ein Schiffchen vor dem Gulli retten wollte?
Oder hatte LyrI das Schiffchen bereits gerettet und wollte es nur noch zurückbringen?
Ich würde sagen, es ist ersichtlich, dass das Mädchen auf dieses Wollen reagierte, Interpretationen sind beide möglich.

Der Stil ist so unpersönlich gehalten, dass es fast "Gefühlskalt" wirkt:
Das Mädchen bleibt eine neutrale Person (es --> sächlich), bei einem vierjährigen Kind kann ich es mir noch vorstellen.
(Das Kind <--> ihm, es)
Bei einem zehnjährigen Mädchen ist mir das zu viel emotionale Distanz.
Obwohl der Lyrich mit dem Mädchen spricht, ist er doch nur ein stiller, fremder Betrachter.

Von Kindesmissbrauch über Kinderarbeit bis hin zum unglücklichen Heiminsassen ist jetzt alles möglich.
Nein, ist es nicht, darum das "auch", es wurde mit vier schon von jemandem verlassen und nicht missbraucht oder sonstwas.

Reichlich Kommentar für so wenig Text. Ich hoffe aber, Du nimmst es mir nicht Übel.
Schauen wir mal, wie es weitergeht.
eih, Frank, bin froh, dass du da warst.

liebe grüße
gernot
 
S

suzah

Gast
hallo lieber gernot,
ich kommentierte am 28. lediglich:

"als ich deine geschichte las, gab es schon diese kommentare. mir bleibt nur zu sagen, dass eure zusammenarbeit ein sehr gutes resultat gebracht hat.
einzig statt „wie“ würde ich „als“ sagen, „wie“ ist wohl in süddeutschland üblich?"

nach diesen vielen kommentaren komme ich jetzt wirklich nicht umhin, auch meine meinung zum ursprünglichen text zu sagen, und zwar in diesem falle so deutlich, wie auch die anderen kommentare.

"Sie war ein Mädchen, das oft bitter weinte. Das Mädchen war vielleicht vier, fünf Jahre alt, und als ich es fragte, warum es denn weinen würde, kam leise die Antwort: „Sie hätte gerade vorher Zwiebeln geschnitten.“

1. satz streichen (abgesehen davon, es heißt: bitterlich), denn im zweiten wird alles gesagt, allerdings ist ein verb: "antwortete" besser als die substantivierung. wie ein weinendes kind spricht, muss nicht erklärt werden, sie würde auch nur sagen, dass sie zwiebeln geschnitten hat und nicht "noch gerade vorher".

"Diese Antwort machte mich sehr nachdenklich. Sie musste unter Erwachsenen erfahren haben, dass man beim Zwiebeln Schneiden weinen musste, und das wurde ihr bei jedem Weinen zur Ausrede, weil sie sich vielleicht ihrer Gefühle schämte, oder Angst
hatte, ausgelacht zu werden. Ich wusste es nicht. Jedenfalls dachte das Mädchen, diese Ausrede würde die Erwachsenen zufriedenstellen und alles erklären. "

all dies ist eine überflüssige erklärung, denn der leser kann sich das denken. eine 4jährige schneidet keine zwiebeln und woher willst du wissen "bei jedem weinen".

"ich verlor die Kleine dann aus den Augen und traf sie erst Jahre später, als etwa Zehnjährige, wieder."

dass er sie aus den augen verlor, geht bereits daraus hervor, dass er sie erst mit 10 wiedertrifft. soll man nun sagen "er traf sie mit 10 (jahren) wieder oder "fast 6 jahre später traf er sie wieder?“

"Das Weinen war verschwunden, aber ich sah kein Glück in ihren Augen. Ich fragte sie, weshalb sie denn so traurig wäre, und das Mädchen antwortete: „Ihr Papa habe sie nun auch verlassen.“

wieder die substantivierung des verbs (verzeih, man nennt das auch beamtendeutsch), "fragte"/antwortete" überflüssig.
sie weinte nicht mehr, aber glücklich sah sie nicht aus.

„Bist du jetzt ganz alleine?“
„Ja, Oma und ich sind jetzt alleine, aber ich schreibe ihnen.“

wiederholung des frage/antwort-spiels. wem schreibt sie? das geht ja aus dem nächsten absatz hervor.“

"Das Mädchen faltete vollgeschriebene Blätter zu Papierschiffchen und setzte eines nach dem anderen in eine Pfütze. Die Schiffchen schipperten alsbald den Straßengra-
ben hinunter auf einen Gulli zu, indem sie verschwanden.
„Eines für Mama und eines für Papa“, sagte sie."
Sie ging davon, ohne noch etwas zu sagen,
und ich hab sie nie wieder gesehen."

ob die blätter voll oder halbbeschrieben sind ist belanglos, das kann der zuschauer auch an den gefalteten schiffchen nicht unbedingt erkennen.

sie setzte zu papierschiffchen gefaltete briefe in die bordsteinrinne und sagte: mein papa ist jetzt auch weg und lief davon.

wenn du sie wiedergesehen hättest, wäre die geschichte nicht hier zu ende.

es bleibt nun dir überlassen, daraus deine schlüsse zu ziehen.
liebe grüße aus dem heißen berlin, suzah
 
B

bluefin

Gast
coole replik, lieber @gernot!

sie zeigt, dass es dein text ist, und nicht der eines beliebigen anderen.

bluefin hat dir nicht gesagt, was du spielen sollt, sondern ein paar tips zu geben versucht, wie man wichtige phrasen betont und wie man unnötige weglässt. das war alles.

liebe grüße aus münchen...

...*bubbles*...
 

FrankK

Mitglied
Hallo Gernot
eih, Frank, bin froh, dass du da warst
Danke, bin auch froh, dass Du es so siehst. ;)

Aber diese Form des Textens habe ich gesucht und nun zum ersten Mal gefunden. Manche werden in diesem "Mehr" nur die Oberfläche betrachten, aber der Eine oder andere sieht in die Tiefe nach unten.
Damit lässt Du mich etwas nachdenklich zurück.
Ich möchte mich mal anzunähern versuchen:
Ein "in die Tiefe gehen" bedeutet für mich eine nähere Konzentration auf das innere, das Gefühlsleben, die Seele.
Meinetwegen auch die Essenz, wie Heidrun es nannte.
Das diese massive Reduktion des Textes nun stärker "in die Tiefe geht", sehe ich (ich persönlich, wohlgemerkt) nicht.
Wenn Du allerdings genau so Deine Texte verfassen möchtest ... gratulier ich.


Das eine Vierjährige mit einem Messer Zwiebeln schneidet, wäre absurd.
Wieso? Was ist so absurd daran, dass eine Vierjährige unter Aufsicht schon vorgeschälte Zwiebeln in kleine Ringe schneidet? Hat meine Nichte schon gemacht, als sie mit mir zusammen Bolognese gekocht hat.
Also wird der Leser wissen, dass es eine Ausrede ist.
Da ich andere Erfahrungen gemacht habe, erkenne ich das so nicht. An diesem Angelpunkt steht oder fällt der ganze restliche Text.

Ich fragte:
Zwischen der ersten und der zweiten Begegnung sollen 6 Jahre liegen?
...
Ist dem LyrI in der Zwischenzeit nichts anderes widerfahren?
Deine Antwort:
sicherlich, aber es hat mit dem Mädchen und der Geschichte nichts zu tun.
Mir ging es auch nicht um die Lebensgeschichte des LyrI. So stark komprimiert erweckt es in mir den Eindruck, als wären die Begegnungen mit dem Mädchen die herausragenden Ereignisse in diesen Jahren gewesen.

Nein, ist es nicht, darum das "auch", es wurde mit vier schon von jemandem verlassen und nicht missbraucht oder sonstwas.
Ich habe andere Erfahrungen mit dem "Zwiebelschneiden". Kann daher (in dieser Textversion) keinen "Verlust" bei einer vierjährigen erkennen, da Du nichts (mehr) darüber schreibst. Darauf hin steht das "Mein Papa ist auch gegangen" für mich irgendwie im Luftleeren Raum, kann vieles bedeuten. Natürlich kann es bedeuten, dass der Vater verstorben ist. Es kann aber auch vieles andere bedeuten. Damit gibt es auch viele andere mögliche Interpretationen für die "Traurigkeit" des Mädchens.

Nun, Deine Erklärungen zu meinem Kommentar "überzeugen" mich nicht wirklich. Du lieferst mir faktisch eine Anleitung, wie ich den Text zu interpretieren habe, ohne zu berücksichtigen, ob ich diesen Text überhaupt so interpretieren kann.
Da ich aber schon das Ursprungswerk gelesen hatte, wusste ich ziemlich genau, was Du mit diesen Zeilen auszudrücken versuchtest.
Ich versuchte mit meinem Kommentar, Dir einen Eindruck davon zu vermitteln, wie dieser Text (der reduzierte) auf mich wirkt, wenn ich den ersten Text noch nicht gekannt hätte.

Wie jemand anderes auch schrieb:
gute kurzprosa sollte imstande sein, etwas auszusagen, ohne lange zu plappern
Eine Lese-Anleitung sollte allerdings auch nicht nötig sein.


Und während ich diesen Kommentar noch schreibe ...
... hat die liebe Suzah noch ein paar Vorschläge gemacht
... und Dein "Co-Autor" (ich nenne ihn mal schelmisch so) hat sich auch gemeldet.


Vielleicht liegt es nur an meinem persönlichen Empfinden, dass ich mit solcherlei fast "kryptischen" Texten meine Probleme habe.

Ich bin mir ziemlich Sicher, irgendwann und irgendwo noch einmal andere (und anders gestrickte) Texte von Dir lesen zu dürfen. Ich freue mich schon.


Viele liebe und aufmunternde Grüße
Frank
 

Zeder

Administrator
Teammitglied
Hallo Gernot,

ich hätte ein paar Überarbeitungsvorschläge:

Ich fragte ein [blue]kleines[/blue] [strike]vierjähriges[/strike] Mädchen, warum es weint. [strike]nach seinem bitterlichen Weinen und [/strike][red]
Es [/red]antwortete: „Ich habe Zwiebeln geschnitten.“

[strike]Als ich das Mädchen wieder traf, war es zehn.[/strike]
Als ich [blue]es[/blue] [red]nach ein paar Wochen [/red]wieder traf, weinte es nicht mehr. [strike]Es weinte nicht mehr, aber in seinen Augen sah ich kein Glück[/strike].[/strike]
„Mein Papa ist auch gegangen“, sagte es.
Es faltete Briefe zu Papierschiffchen und setzte sie in die Bordsteinrinne.

[strike]Wie ich eines vor dem Gulli retten und ihm zurückbringen wollte, lief es fort.[/strike]

Einen wollte ich vor dem Gulli retten und ihm zurück bringen, aber es lief fort.

Grüße von Zeder
 
B

bluefin

Gast
ein "kleines mädchen" ist so schlimm wie "ein kleines kätzchen" (s. dort)...*shiver*...dem kind nicht nur beide eltern, sondern auch gleich noch die zeit weg zu nehmen, damit (nicht wirklich) fertig zu werden, ruinierte den gesamten literarischen ansatz; die formulierung "ein paar wochen später" ist so gefühllos, dass man bauchweh bekommt.
Einen wollte ich vor dem Gulli retten und ihm zurück bringen, aber es lief fort.
ist falscher bezug: es geht doch nicht um den rinnstein, sondern um die in papierschiffchen sublimierte sehnsucht. zudem, liebe @zeder, beraubst du das lyrich in deiner vorgeschlagenen version seiner persönlichen verantwortung: das kind läuft nicht weg, während der beobachter nach der botschsaft fischt, sondern weil er's tut. für mich ist das die schlüsselstelle des großartigen textes. wer die nicht rafft, weiß nicht, was das heißt: verlassen werden und verlassen sein. es geht hier auch um schuld. um nicht wieder gut zu machende.

@franks einwurf
Wieso? Was ist so absurd daran, dass eine Vierjährige unter Aufsicht schon vorgeschälte Zwiebeln in kleine Ringe schneidet? Hat meine Nichte schon gemacht, als sie mit mir zusammen Bolognese gekocht hat.
beweist, dass auch er völlig neben dem text steht: die kleine weint nicht, weil die zwiebeln in der welt sind, sondern weil es niemanden gibt, der ihm zeigte, wie man sie schneidet.

liebe grüße aus münchen

bluefin
 

FrankK

Mitglied
Sehr geehrter User des Nicknames @bluefin
die kleine weint nicht, weil die zwiebeln in der welt sind, sondern weil es niemanden gibt, der ihm zeigte, wie man sie schneidet.
Aha. Und wo bitteschön, steht das in dem Text?

Freundliche Grüße
Frank
 
B

bluefin

Gast
tipp, @frank: gedichte und kurzprosa grundsätzlich langsam und sorgfältig lesen, am besten mehrmals: manchmal ergibt sich aus den details ganzheitliches. man nennt es auch "kontext".

er erschließt sich für gewöhnlich nur dem, der sich darauf einlässt. wer nur hurtig auf waljagd ist, schießt am ziel vorbei.

liebe grüße aus münchen

bluefin
 
S

suzah

Gast
lieber frankk.
nur nebenbei:
"...mit mir zusammen Bolognese gekocht hat."
hierfür die zwiebeln besser fein hacken als in ringe schneiden."
freut mich, dass du auch pasta-fan bist.

liebe grüße suzah
 



 
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