Tausend Bücher, die ich las

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Ubertas

Mitglied
Kann sein. Ich weiß es nicht genau. Die Schulbücher möchte ich ausklammern. Was galt da mein Namenseintrag beim Zurückgeben am Schuljahresende? Einige Bücher gab ich gern zurück, besonders diejenigen, die im Unterricht nie Verwendung fanden. Ich rätselte oft darüber, warum man sie eigentlich ausgegeben hatte, wenn sie unaufgeschlagen, unter der Schulbank, ein Nischendasein genossen. Am provokativen Inhalt lag es nicht.
Mit Büchern aus Bibliotheken erging es mir ähnlich. Diese Ausleiheuphorie, das Heimschleppen der baldigen Bereicherung. Dann der Tag des Rückgabetermins und der kleine Stich ins Herz, nicht einmal die Hälfte davon aufgeklappt zu haben. Ich schob es auf die abgewetzten Buchrücken. Zeitmangel war nicht der Grund, das wusste ich. Also irgendwas. Ja, der muffige Geruch der bereits vielfach verlorenen Fingerabdrücke - das musste es sein, gewiss. Ich hatte sie also ausgeliehen, um neben ihnen, nicht über ihnen einzuschlafen. Wahrscheinlich, um Kleeblätter in ihnen zu pressen. Da erinnerte ich mich daran, wie ich Jahre zuvor die wenigen Mark Taschengeld aus meinem Geldbeutel zog, um in unserem Tante-Emma Laden die neueste Ausgabe des lustigen Taschenbuchs zu erstehen. Ein mehrfach befriedigender Augenblick. Zum einen erfüllte sich die Sehnsucht, die allerneuerste Ausgabe in den Händen zu halten. War doch der Kauf stets verbunden mit dem gleichzeitigen Erwerb einer Tafel Schokolade und somit den späteren Genussmomenten beim Umblättern ein wahrer Segen. Zum anderen verspürte ich eine heimliche Freude. Mich so sitzen zu sehen, ein Buch in den Händen haltend. Auch wenn ich mich mehr den Bildern widmete, der Mimik und Gestik der Figuren. Vieles war so gezeichnet, daß es beinahe ohne Text verständlich war. Trotzdem erwischte ich mich dabei, wie ich zurückblätterte. Der Inhalt der Sprechblasen war doch nicht so unerheblich, wie ich zunächst annahm und ich begann zu lesen.
 
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Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Ubertas,

vielen Dank für die schönen Erinnerungen, die du in mir geweckt hast.
Wie es bei mir anfing, kann ich gar nicht mehr genau sagen. Kann gut sein, dass es die Lurchi-Comics aus dem Schuhladen waren, auf die ich immer ganz wild war als Kind.
Nur in den Bibliotheken war es dann anders als bei dir. Meine Schätze habe ich auch immer alle gelesen und es war vor allem der Geruch, der mich fasziniert hat. Noch heute rieche ich an jedem neuen Buch, bevor ich anfange es zu lesen.

Liebe Grüße
Manfred
 

Rachel

Mitglied
Hei, liebe Ubertas.

Das sind gute Erinnerungen - Donald Duck ist ein gefühlter Held - immer müd, faul, pleite, aber... eigentlich isser Phantomias!

Du hast aufrichtig erzählt. Besonders gefällt mir der letzte Satz. Die Sache mit den Sprechblasen ... so ist das echt gewesen. Was einen zum Blättern brachte, stand anfangs in Sprechblasen. Vor Jahr und Tag schrieb ich eine erste Minigeschichte über solche Sprechblasen.

Grüße!
 

Ubertas

Mitglied
Lieber Manfred,
ich freue mich sehr, dass mein Text schöne Erinnerungen in dir erweckt hat. Der Gedanke zurück in die Zeiten der ersten Leseerfahrungen hatte mich beschäftigt. Es war wirklich so, man war, wie du schreibst, sprichwörtlich wild auf das Lesefutter! Es war faszinierend in die Welt der Bücher, damals oft mehr bebildert in Form von Comics, einzutauchen und es ist bis heute faszinierend geblieben. Ein Buch ist für mich mehr als ein Medium. Genauso wie Musik eröffnet das Lesen eine ganz individuelle Sinnerfahrung.
Die damalige Stadtbücherei, bei der ich Bücher entliehen hatte, erlebte ich als Verbannungsort für gedruckte Werke. Eine leidliche Bestandspflege sowie grobschlächtige Buchentleiher sorgten für zerfledderte Regalinhalte. Vielleicht habe ich unterbewusst auch deshalb oft mehr Bücher nach Hause geschleppt, um sie temporär von ihrem Schicksal zu entbinden. Ich habe Bücher immer sorgfältig behandelt und noch viele aus Kindheitstagen aufbewahrt. Ist ein Buch doch ein Schatz, in den Autoren ihre Gedanken legten. Ein Schatz, aus dem wir ihre mit unseren eigenen Gedanken herauslesen. Das mit dem am Buch riechen, mache ich auch. Genauso wie über den Einband streichen, die Konturen der Ränder befühlen. Ein gutes Buch ist ein Geschenk für mehr als einen Sinn.
Liebe Grüße zurück ubertas.
 

Ubertas

Mitglied
Liebe Rachel,
ich danke dir für deine schönen Zeilen. Ja. Donald Duck, Phantomias :)! In Herrn Düsentrieb hatte er zumindest einen Vertrauten.
Ich finde es sehr interessant, dass du über die Sprechblasen eine Geschichte verfasst hast. Die würde ich gerne lesen.

Den kleinen Kindern schenkt man ein Bilderbüchlein und ein erster Bezug zum Buch entsteht. In Comics ist es die Bild/ Sprechblasenkombination, die einen zum Betrachten und Lesen bringt und das Blättern nimmt seinen Lauf.

Liebe Grüße ubertas.
 

rubber sole

Mitglied
Hallo Ubertas,

schön, sich an die Anfänge des eignen Lesens zu erinnern, an das Erfolgserlebnis des ersten komplett selbst gelesenen Buchs. Bei mir: Käptn Konny und der Seeteufel, erschienen in der Reihe Schneiderbücher, glaube ich. Damit war der Bann gebrochen, es folgten Jugendbücher, Comics, Jerry Cotton und kurz darauf 'Seriöses', In der städtischen Leihbücherei war ich bald Stammkunde. Bücher zu lesen ist bei mir seitdem nicht mehr wegzudenken und vermutlich der Anstoß, eigene Texte zu verfassen.

Gruß von rubber sole
 

minimalist

Mitglied
Das ist schön. Warum denn nicht in Comics eintauchen? Der Eine verliert sich in Filmen, andere in Romanen, und mancher eben in Comics. Ich fand keinen Zugang zu ihnen, aber mein Bruder hatte eine stattliche Comics-Sammlung. Aber es mussten schon Donald und Dagobert sein, Fix & Foxi z.B. gingen gar nicht. Ob er allerdings zurückgeblättert und am Ende doch die Sprechblasen inhaliert hat, das weiß ich nicht. Diese Idee mit dem Zurückblättern gefällt mir aber bei deinem Text besonders gut.

LG
minimalist
 

Rachel

Mitglied
Ich finde es sehr interessant, dass du über die Sprechblasen eine Geschichte verfasst hast. Die würde ich gerne lesen.
Die Sprechblasen-Geschichte, okay; ich zeig sie mit einer gewissen Scheu. Sie bringt uns weg vom Bücher-Lesen-Thema:

Die W-Frage, die ich früher häufig ums Leben schlang, war - wann. Wann werde ich sterben? Will ich denn Tage runterzählen? Oder will ich nicht überrascht werden? (Nicht wie ein Verwandter, der von pudelgesund bis mausetot nur ein paar Minuten "Fahrt" im Krankenwagen hatte, sodass sein "Wo" zu einer bürokratisch-verkomplizierten Ortsbestimmung führte. Andere Blasen-Geschichte.)

Meine Gegen-Frage war:

Wann fängt das Leben bewusst an? Mit meiner Zustimmung? Ist es in irgendeiner Ordnung, dass keiner entscheiden kann, ob er überhaupt in dieses Leben treten will? Vielleicht weil ich mich - im Verhältnis dazu - jederzeit dagegen entscheiden kann?

Da sind natürlich irre Gegensätze konstruierbar. Und ohne Panzerknacker und Donald Duck, denke ich, sind solche Fragen nicht ernsthaft zu beantworten.

Liebe Ubertas, ich danke dir für deine Nachfrage und Interesse und freu` mich auf deine Gedanken. :)

LG, Rachel
 

Ubertas

Mitglied
Hallo rubber sole,
genauso erging es mir. Die erste Buchreihe, die ich komplett verschlang, war Försters Pucki von Magda Trott. Immer wartend und hoffend, daß die Zeiträume zwischen Ostern und Pfingsten, zwischen meinem Geburtstag und schließlich dem Heiligen Abend schnellstmöglich vergehen mögen. Bekam ich zu den Festen von meiner Nachbarin und bis heute tief in meinem Herzen verankerten Freundin, den nächsten Band geschenkt. Sie ist gut dreißig Jahre älter als ich. So lange ich mich erinnern kann, schenkte sie mir immer ein Buch und Süßigkeiten für die Naschkatze in mir. In den Jahren meiner Kindheit und Jugend war ich ihr eine Leihtochter, sie war mir eine Art große Schwester mit ganz eigenen Lebensansichten und Gedanken. Sie schenkte mir nicht wahllos irgendein Buch. Sie wählte auch selbst immer aus ihrer Überzeugung heraus. Das gefiel mir sehr. Egal wie seriös oder unseriös es dem Außen erscheinen mag, es ist der eigene Geschmack, die eigene Entscheidung, die zählt bei der Auswahl eines Buchs.
Du hast den Anstoß erwähnt, den braucht es gewiss. Du hast es so vortrefflich beschrieben, vom ersten Erfolgserlebnis und aus Faszination für das Lesen heraus selbst Texte zu verfassen. Eine wunderbare Entwicklung!
Ich danke dir fürs Lesen und finde deine eingebrachten Gedanken sehr schön .
Lieben Gruß ubertas.
 

Ubertas

Mitglied
Hallo @minimalist,
du hast etwas ganz wichtiges gesagt. Warum denn nicht in Comics eintauchen?
Das ist das schöne, jeder hat seine eigenen Vorstellungen von dem, was ihm gefällt. Was oft bei Comics vergessen wird neben den erzählten Geschichten, ist die oft sehr kunstvolle grafische Ausgestaltung. Daher finde ich in deiner warum denn nicht - Frage eine sehr freiheitsförderliche Einstellung. Es hilft nichts, jemanden zum Lesen eines bestimmten Genres zu drängen oder generell zum Lesen zu drängen. So nach dem Motto: das musst du gelesen haben! Viel wichtiger ist, individuell zu entscheiden, dann entsteht auch Freude und Begeisterung für Inhalte.
Ich danke dir für deine lieben Zeilen und die Sternvergebung :)
Lieben Gruß zurück ubertas
 

Ubertas

Mitglied
Liebe Rachel,
ich freue mich, dass du dich nicht gescheut hast!
Mit dem Bücher-Lesen-Thema beschäftigt sich deine Geschichte nicht. Aber siehe da - die Sprechblasen haben uns dort hingeführt. Die Auseinandersetzung mit diesen Fragen wird gern verdrängt. Halten sie einem doch die eigene Endlichkeit vor Augen. Das Wann und wo entscheiden zu können liegt, so glaube ich, nicht in unserer Hand. Es existiert zwar in manchen Köpfen die Vorstellung totaler Kontrolle. Menschen mit derartigen Ansichten lassen sich bereits zu Lebzeiten ein Mausoleum mit Fußbodenheizung errichten. Ob wir die Tage irgendwann herunterzählen werden, wir uns vorbereiten können oder ein tragisches Ereignis keine Wahl mehr dafür lässt - wir wissen es nicht. Deine Gegenfrage: wann fängt das Leben bewusst an? Gibt es eine Wahl zu leben oder zu sterben? Das sind Fragen, die wie du sagst, große Gegensätze konstruieren. Da stimme ich dir vollkommen zu. Ich denke, jeder hat an dieser Stelle eine ganz eigene Ansicht. Was deine Frage miteinschließt, erzeugt eine neue Frage: Wann sind wir uns des Lebens bewusst? Erkennen wir erst im Sterbebett unsere Versäumnisse? Sind es Versäumnisse?
Haben wir gelebt? Ich glaube, es gibt ein kleines, moderates Heilmittel im Leben. Solange uns der Tod nur begegnet, macht er uns auf grausamste Weise, in tiefstem Schmerz, bewusst, wie wichtig es ist, zu leben, uns und das Miteinander zu schätzen.
Das halte ich für die beste Entscheidung.
Ich finde es sehr mutig von dir, dass du es zulässt, diese Fragen zu hinterfragen. Es gibt viele Menschen, die das nicht zulassen können.
Ich danke dir für deine wunderbaren, tiefsinnigen Worte!
Liebe Grüße zurück ubertas.
 

petrasmiles

Mitglied
Liebe ubertas,

das war jetzt für mich sehr erhellend.
Vor langen Jahren habe ich immer etwas neidisch auf meinen großen Bruder geschaut, der vor Lachen brüllend Asterix und Obelix 'las' und wenn ich es dann anschaute, habe ich nicht einmal gelächelt.
So, wie Du zurückblättertest, um noch die Sprechblasen zu lesen, musste ich lernen, auch den Bildern Aufmerksamkeit zu schenken. Mir war immer klar, dass mein Bruder ein Augenmensch ist. Aber ich weiß bis heute nicht, wie man das nennt,was ich dann bin, die dem Wort folgt und das Bild vernachlässigt. Ich produziere in meinem Kopf die Bilder, die der Text entstehen lässt, aber die vorhandenen Bilder sagen mir meist wenig. Eine Ausnahme sind die Peanuts (wobei es da wohl eher die Filme sind, aber nicht nur) - und Calvin und Hobbes. Ich habe den Eindruck, dass beide Autoren Kinder lieben müssen.

Ja, die Büchereien. Ja, taschenweise geholt und allzuvieles ungelesen zurück gebracht.
Ob die Bücher wirklich schlechter gerochen haben als die von Manfreds Bücherei?
Oder ob nicht die Gesamtsituation, der Eindruck, dass jemand, der Bücher nicht liebt, sie anfasst und bewegt, Deinen Büchern ein graues Jäckchen angezogen haben? Wie lieb, dass Du sie in 'Erholung' nahmst ...

Ach ja, zu dem Thema fällt jedem etwas ein :)

Liebe Grüße
Petra
 

Ubertas

Mitglied
Liebe Petra,
ich danke dir für deine lieben Zeilen. Ja, so unterschiedlich sind wir. Da finde ich gerade das Asterix und Obelix Beispiel mit deinem Bruder sehr gut - wo sich der eine kringelt und du als Schwester ganz anders darüber dachtest. Die Fähigkeit, rein über den Text, die ganz eigenen Bilder im Kopf entstehen zu lassen, macht das Lesen aus. "Man führt sich den Text vor Augen" und aus dem inneren Blick, aus der eigenen Vorstellungskraft schöpfen sich die Worte zu Bildern, Gedanken und Gefühlen. Ich erfinde jetzt einfach mal ein neues Wort: du bist also ein Textaugenmensch.
Ich glaube, je besser ausgeprägt das innerliche Visualisieren eines Textes ist, um so leichter fällt es, diese Bildlichkeit wiederum im eigenen Wort wiederzugeben.
Im Straßenverkehr zum Beispiel funktionieren wir genau anders herum, die Piktogramme helfen, augenblicklich zu verstehen über das Bild. Klappt nicht immer bei jedem, aber ich stelle mir gerade lange Texttafeln zum Umblättern an Kreuzungen vor...
Hmm, was Manfreds Bücherei betrifft - ich wusste nichts von ihrer Existenz. Nachdem er aber schrieb, dass er an jedem neuen Buch riecht, bevor er anfängt, es zu lesen, bekräftigt es meine Überzeugung, dass er ein absoluter Buchliebhaber ist und keinen Verbannungsort für Bücher geschaffen hat .
Und du hast Recht, liebe Petra, zu diesem Thema fällt jedem etwas ein. Ich freue mich daher sehr, dass ich hier über die Kommentarfunktion auch ein bißchen an den Erinnerungen von dir und all den anderen teilhaben darf.
Das finde ich wunderschön!
Liebe Grüße zurück übertas
 
Zuletzt bearbeitet:
Liebe Ubertas,

deine anschauliche Beschreibung frühester Erfahrungen mit Büchern löste auch in mir die Suche nach Erinnerungen insoweit aus. Seltsam, ich finde nur wenige und sie haben meist nicht mit dem Materiellen zu tun. Stilisiere ich mich da als frühreifen abstrakten Geistesmenschen? Ach wo, ich werde die ersten Erfahrungen zumeist vergessen haben. Sicher gab es Kinderbücher, da waren Bände von J. Spyri und einer norwegischen Autorin. Ich weiß noch, dass ich sie immer wieder gelesen habe. Es ist nicht viel hängengeblieben, weder vom Inhalt noch vom Äußeren. Auch ich ging früh in die öffentliche Bibliothek und lieh aus. Das Äußere muss keinen Widerwillen in mir ausgelöst haben, doch mit der Auswahl dort vorhandener Kinderbücher war ich unzufrieden, ebenso mit den Lesebüchern, die am Schuljahrsbeginn gekauft wurden. Ich blätterte sogleich erwartungsvoll in ihnen und legte sie dann stets enttäuscht zurück. Unwillkürlich fühlte ich mich wohl von dem dort herrschenden traditionell-konservativen Bildungsideal gelangweilt. All das änderte sich mit Beginn der eigentlichen Jugendzeit vollkommen, das ist hier aber nicht Thema.

Wo bleibt das Positive, Herr Abendschön? Es befand sich in jenen Jahren im Büffet meiner Großeltern, einmal in Gestalt einer zehnbändigen Schillerausgabe (Halbleinen, fasste sich sympathisch an), an der ich bald herumknabberte, und zum anderen hinter einer kleinen Schranktür. Dort bewahrte mein Opa immer das aus der Gemeindebibliothek entliehene Buch auf, in dem er gerade las. Ich schmökerte mit, heimlich, denn Oma war dagegen. Wir lasen also beide in denselben Wochen "Buddenbrooks" und sprachen nie darüber. Von wegen, es sei wichtig, dass Erwachsene mit den Kindern über deren Lektüre reden. Ich war acht, verstand das meiste und was mich am meisten wundert, ich kam in der Ausleihefrist bis ans Romanende.

All das liest sich fast wie ein Kontrastprogramm zu deinen Erlebnissen. Ich bin mir übrigens gar nicht sicher, ob diese ganz frühen Begegnungen mit Büchern wirklich so große Bedeutung für die weitere Entwicklung haben, wie immer gesagt wird.

Liebe Grüße
Arno
 

petrasmiles

Mitglied
Ich bin mir übrigens gar nicht sicher, ob diese ganz frühen Begegnungen mit Büchern wirklich so große Bedeutung für die weitere Entwicklung haben, wie immer gesagt wird.
Da bin ich sehr sicher.
Natürlich gibt es die Fälle, bei denen die Kinderbücher von Kindern von Akademikern ungelesen einstauben und Kinder aus 'bildungsfernen Schichten' süchtig nach Lesestoff werden können, aber in der Regel ist es doch so, dass der Weg zum Buch über vorhandene Bücher und Vorbilder des Lesens entstehen. Ich kann nicht ein Kind vor dem Fernseher oder dem Gameboy 'parken' und dann erwarten, dass sie sich auf Buchgeschenke stürzen, wenn ich selbst nur vor dem Fernseher und Computer anzutreffen bin.
Das wird jetzt nicht weniger Küchentischpsychologie sein wie Deine Aussage, aber ich bin mir dennoch sicher.
Vielleicht äußert sich ja noch ein Fachmann, eine Fachfrau dazu :)

Liebe Grüße
Petra
 

Ubertas

Mitglied
Hallo ihr Lieben,
als erstes euch Beiden, lieber Arno, liebe Petra ein ganz großes Dankeschön für die geschriebenen Zeilen! Ich versuche jetzt einfach eure Gedankengänge zu verknüpfen. Allerdings wird es keine fachfräuliche Antwort, nachdem ich bereits im Vorfeld Manfred über Nacht zum Büchereibesitzer machte und meine scheinbar noch in den Kinderschuhen steckende "Leseerfahrung" über deine vorausgegangenen, zur Fehlinterpretation gar nicht tauglichen, sondern sehr klaren Worte gelegt habe. Ich hoffe, es hat den Intensivkommentarlesern den ein oder anderen ein Schmunzler beschert. Aber ich schweife ab!
Was du Arno so wunderbar aussprichst: Wo bleibt das Positive? Die Schilderung am Büffet beinhaltet einen großen Teil der Antwort, warum sich etwas zu einem Interesse erwächst. Dass zuvor das Angebot durch dich in Frage gestellt wurde, drückt aus, dass du sehr früh erkanntest, dass so mancher vorgeworfene "Brocken" gar nicht zu dir passt. Das halte ich für eine sehr gute Fähigkeit. Du beschreibst die Gesamtmenge der dir damals vorgelegten "bildungsidealen" Leseangebote nicht aus Sicht frühreifer Geistesmenscherfüllung. Du sagst einfach ehrlich: das war nichts für mich. Das, was du später im großelterlichen Büffetschrank zu fassen, zu lieben und zu bewundern lerntest, das Berühren des halbleinernen Einbands, die heimlich mit Opa geteilten Lesestunden trotz einer gewiss stets aufmerksamen Oma. Hier setzt meiner Meinung nach genau das Positive ein. Die Verbindung des Lesens (hier in unserem Kontext) mit einer schönen Erinnerung. Das ist ein Teil des Schlüssels, dessen Bart natürlich bei Verknüpfung schöner Erinnerungen mit negativen Grundvoraussetzungen auch andere Zacken annehmen kann. Die sich daraus öffnenden Türen führen nicht in denselben Raum. Dich hat er ihn einen sehr schönen Raum geführt. Und du hast Recht, elterliche Buchbesprechungen hinsichtlich der Lektüre ihrer Kinder..naja. Als gäbe es keinen eigenen Funken!
Liebe Petra, du hast etwas sehr Bedeutendes gesagt, das "Parken" des eigenen Kindes, das vorgelebte und weitergegebene Berieseln mit schlechten Inhalten. Ich halte es für ebenso schädlich und gefährlich wie das Gebaren der Nobelpreisträgererzeuger in spe. Ein kleines Mittelmaß reicht aus. Sei es das Vorlesen einer Geschichte. Die Phantasie eines Kindes ist aus sich selbst heraus nahe zu grenzenlos. Das Lesen zu fördern, ist richtig. Das wichtigste ist, die Zeit in der man sich frei mit sich selbst beschäftigt. Sie gibt die Möglichkeit, aus Erfahrenem und eigener Erfahrung im besten Fall gutes zu wählen.
Dir, lieber Arno ganz lieben Dank auch für deine Sterne und dir, liebe Petra für dein gutes, feines Weitersinnen! Ich halte übrigens gerade den Küchentisch für einen gemütlichen und sehr geeigneten Ablageort und Versammlungsplatz für gemeinsame Gedanken. :)
Liebe Grüße an Euch ubertas
 

petrasmiles

Mitglied
Liebe ubertas,

das hast Du schön verknüpft! Danke dafür. Und natürlich freue ich mich, dass Du meiner Idee des Vorbildes zugeneigt bist :)

Liebe Grüße
Petra
 

ikarus-1975

Mitglied
Hi Ubertas

Huch, jetzt musste ich erst einmal lange scrollen, um das Textfeld für Mitteilungen zu finden. ;-)
Ich kann mich den vorangegangenen Kommentatoren nur anschließen: der Text ist wunderbar geschrieben und lässt auch in mir Erinnerungen wachwerden. Die Gier, die heimatliche Bibliothek um so einige Bücher zu erleichtern, kenne ich auch. Ebenfalls, dass man dann doch NEBEN statt ÜBER ihnen eingeschlafen ist. Und ja, das erste Lustige Taschenbuch ... wann war das für mich? Wow, wie lang ist das her. Über ... lass mal zählen. Ein Kumpel hatte es mir ausgeliehen. Am nächsten Tag - es war ein Sonntag -, biss mich mein Meerschweinchen in den Zeigefinger der linken Hand. Und so, als wäre es gestern, sehe ich mich in der Notaufnahme neben meiner Mutter sitzen und in diesem LTB blättern. Abenteuer um Abenteuer ... Im Allgemeinen waren Comics - selbst das Mosaik - bei uns nicht gern gesehen. Es hieß, man lerne damit nicht das Lesen. Umso treffender finde ich deinen letzten Satz: "... und ich begann zu lesen!" Ich nämlich auch!

LG
ikarus
 

Ubertas

Mitglied
Hallo @ikarus-1975 ,
Danke für deine lieben Worte. Und danke für deine Gedanken. Mich hat es so gefreut, dass sich soviele liebe Menschen an dem Kommentarverlauf beteiligt haben. Jeder, jede Einzelne hatte dazu seine eigene Geschichte. Sie lesen zu dürfen ist etwas wertvolles.
Was mir auffällt, es gibt die phantastische Erinnerung, die Fähigkeit, alles aus seinen Erinnerungen hervorzuheben, zu besitzen, wie einen kleinen Wattewolkengrund,es ost ein Geschenk! Noch zu wissen, dass das bestimmt geliebte Meerschweinchen in den Zeigefinger der linken Hand biss, hat die Schönheit, die es braucht, um zu lesen und gelesen zu haben.
Lieben Gruß ubertas
 



 
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