Telefon wichtiger als Kinderwagen

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Telefon ist wichtiger als der Kinderwagen


Eine Frau mit Kinderwagen in der einen und Telefon in der anderen Hand, versuchte in den Bus zu steigen. Der Kinderwagen wäre, da sie ihn einhändig bewegte, fast umgekippt, während sie unvermindert lauthals in ihr Telefon brüllte. „Der könnte den Bus ja mal absenken“, motzte sie.
Abgesenkt hatte ich selbstverständlich. Pech für sie, dass sie in einen Bus stieg, der sich nur ein paar Zentimeter absenken ließ. Das ist von Fahrzeug zu Fahrzeug unterschiedlich.

Da sie ihre Lautstärke am Telefon aber auch nach einigen Haltestellen nicht reduzierte, bat ich sie per Sprechanlage höflich darum, dies bitte zu tun.
„Was geht Sie das an?“ kam da sehr barsch zurück.
Da sie auch danach die Lautstärke nicht drosselte, sah ich mich zu einer Antwort genötigt: „Ihre persönlichen Probleme, die Sie da zum Besten geben, sind hier nicht von Interesse. Reduzieren Sie bitte ihre Lautstärke oder beenden Sie das Gespräch. - Sofort!“

Das gab beinahe tosenden Applaus von den anwesenden Fahrgästen. Schließlich war der Bus recht gut gefüllt.
Es dauerte nicht einmal bis zur nächsten Haltestelle, da war Stille am Telefon.
 

onivido

Mitglied
Rainer Zufall, deine Reaktion als Fahrer kann ich gut verstehen. Wenn ich so ein Ungetuem von Bus lenken muesste, braeuchte ich volle Konzentration. Nicht kann ich die Reaktion der Fahrgaeste verstehen. Es ist doch amuesant zu hoeren, was die Dame alles zu sagen hat, sich die Antwort ihres Gespraechspartners vorzustellen und weiter ueber das Befinden und die Anliegen der Dame unterrichtet zu werden. Das ist gut gegen Langeweile.
Gruesse///Onivido
 
Hallo onivido,

ich fand den Applaus amüsant ;)
Die Konzentration brauche ich ebenso, nur dass es für mich inzwischen Routine ist. Ich hätte die Frau auch einfach an der nächsten Haltestelle rausschmeißen können - nein, so darf ich es nicht formulieren; ich hätte sie des Fahrzeugs verweisen können. Schließlich habe ich in "meinem" Bus das Hausrecht. Wer Anweisungen missachtet, muss aussteigen.
Langeweile habe ich fast nie. Aber solch ein Geplärre, denn nichts anderes war dieses Telefonat, nervt einfach nur.

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 
Hallo Rainer,

interessant und aus dem Leben, deine Erlebnisse.
Diese hier und die mit dem Dankesschreiben wegen des Anhaltens im Regen, haben ihren besonderen Charme, machen alles menschlich.
Das sind alles tolle Episoden. Schön, dass du sie mit uns teilst.

LG, Franklyn
 
Leider ein Massenphänomen. Es immer wieder kritisch aufzugreifen, hilft vielleicht. Ich hoffe, dass auch auf diesem Gebiet sich allmählich so etwas wie gutes = rücksichtsvolles Benehmen herausbildet und allgemein üblich wird.

Außerdem haben diese Abläufe noch einen wichtigen Aspekt. Die Kinder leiden oft darunter, dass ihre Mütter sich kaum noch um sie kümmern. Dies gilt besonders dann, wenn die Mutter stumm am Gerät hantiert und der Blickkontakt zum Kind stark reduziert ist. Viele Kinder versuchen dann, mit Quengeln oder Schreien Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. In hartnäckigen Fällen führt das auch nicht zum Erfolg. Solche Szenen der Vernachlässigung habe ich oft in der Öffentlichkeit beobachtet, gerade in Bus und Bahn.

Freundliche Grüße
Arno Abendschön
 
Hallo Franklyn,

ja, als Busfahrer erlebt man die abenteuerlichsten Dinge. Das ist das Leben live.

Hallo Arno,

es ist manchmal tatsächlich erschreckend, wie gleichgültig die Mütter mit ihren Kindern im Bus umgehen. Social Media ist doch viel wichtiger ...o_O Bloß nix verpassen. Wirklich traurig.

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 



 
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