Totensonntag

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TaugeniX

Mitglied
Ich verstehe die Aufregung um die Klicks nicht. Egal wie viel davon der Kollege @Ali bekommt, werden sie ja nicht aus unserer privaten Tasche und nicht aus "Steuermitteln" genommen.

Direkte Konkurrenz besteht nicht. Es ist ja kein Immobilienmarkt, wo sich der Käufer nur ein Grundstück kauft, - über meine Kanzlei oder eben vom Konkurrenten.

Hat @ Ali nur Glück? Hat er gerade die Tränendrüse oder Bartholin-Drüse der Leser getroffen? Ist sein Werk eine literarische Sternstunde?

Darüber kann man spekulieren bis man heiser wird an den Fingerkuppen und sich mit Haufen Kollegen verkracht. Aber muss das sein?

Seine Geschichten werden gerne gelesen, warum auch immer. Schaden kann es ja keinem von uns. Ob man sich in irgendeiner Weise an Kollegen Beispiel nehmen will, was seine Texte oder seine Art "Vermarktung" anbelangt, steht auch jedem von uns frei.

Die "@Ali-feindlich" gesinnten Kollegen sollten übrigens bedenken, dass die "Negativwerbung" eigentlich den gleichen Effekt hat wie die positive: zusätzliche Information, Repostings, Klicks usw. usw.
 
Hallo Maribu.
Ich finde die Geschichte ambitioniert, aber ein wenig blutleer. Etwas über ihr Empfinden, über kleine Unsicherheiten, über ihr Denken hätte der Geschichte mehr Reiz gegeben. Der Dialog kommt mir ein wenig zu flach daher. Man will sich ja einander annähern, aber es klingt eher wie ein Gespräch in einem Wartezimmer. Gut, man könnte sagen, die Figuren wollen beim ersten Treffen ihre Deckung nicht aufgeben, nicht zu persönlich werden. Der Geschichte hätte es allerdings gut getan.

Norbert
 
A

aligaga

Gast
Die "@Ali-feindlich" gesinnten Kollegen sollten übrigens bedenken, dass die "Negativwerbung" eigentlich den gleichen Effekt hat wie die positive: zusätzliche Information, Repostings, Klicks usw. usw.
Das ist, wie schon vor längerer Zeit direkt unter dem Klappentext der "Häuser am Fluss" festgestellt, deshalb kompletter Blödsinn, weil nichtangemeldete User weder das Pupanum einsehen noch die vielen Gehässigkeiten lesen können, die unter dem Signum Spontane Leseeindrücke oder freie Textassoziationen gepostet oder von der Forenleitung ausgeblendet werden.

Hinzu kommt, dass die Fortsetzungen der "Häuser am Fluss" im einzelnen kaum je Response bekommen, und wenn doch, dass die Zahl der Aufrufe der betreffenden Fortsetzung dann nicht wirklich signifikant höher wird. Ali glaubt nicht zuletzt deshalb, dass die meisten Aufrufe von außen kommen. Den Lesern "draußen im Lande" gehen die z. T. albernen Behauptungen der "@ali-sisters" doch komplett am Allerwertesten vorbei.

Neid und den daraus folgenden Hass, sagt @ali immer wieder aufs Neue, muss man sich sauer verdienen. Missgunst kommt nie von ungefähr; sie ist gleichsam ein im Dunkel stehender Seismograph des Erfolgs mit nach unten offener Skala. Dass dem so sei und dass diese Gesetzmäßigkeit etwa auch im Leistungssport gelte, wird in dem Roman wiederholt thematisiert. Es wird auch gezeigt, was für fatale Folgen das u. U. haben kann.

Köstlich, dass es tatsächlich Typen gibt, die glauben, der Erfolg eines inzwischen aus mehr als 80 Fortsetzungen bestehenden Feuilleton-Romans (>200.000 Wörter) fuße nicht auf Inhalt und Form des Werkes, sondern auf dem Dusel dessen, der ihn mal eben so hingekritzelt habe - und natürlich auch auf der Ignoranz der Leser, die sich lieber Dreck reinziehen statt eine gute Geschichte und eine gute Schreibe.

Wer das wirklich meint, glaubt @ali, hat keine große Ahnung vom Literaturbetrieb. Die Gunst des Publikums ist ebenso schwierig zu gewinnen und zu erhalten wie der Neid jener, die es nicht bekommen. Beides will stets bedient und gepflegt sein.

Das ist manchmal ganz schön stressig. Aber wenn es keinen Spaß machte, dann wäre @ali nicht hier.

Munter und vergnügt

aligaga
 

TaugeniX

Mitglied
@ Ali, wenn die "negative Werbung" Dir nichts nutzt, weil sie "von außen" nicht gelesen werden kann, dann schadet sie Dir auch nicht (aus dem gleichen Grund). Warum reagierst Du dann auf jede missgünstige Meldung? Es entwickeln sich doch seitenlange "Schlachten", die Du zwar nicht auslöst, aber nicht ohne Deine Beteiligung.

Wo es direkt um die "Materie" geht, verstehe ich die Auseinandersetzung mit der Kritik, aber davon gibt es ja nicht viel in diesen Schlachten.

Ich verstehe weder Dich noch die "Feinde".

Von Ignoranz der Leser würde ich niemals sprechen, - gerade bei so großen Leserzahlen kann man ruhig vom "Durchschnittsleser" sprechen, - ausgestattet mit einer eben durchschnittlichen Intelligenz und einem "Normalgeschmack". Das meine ich keines Falls negativ. Es ist wie mit Pop-Liedern, die es in die Hit-Paraden schaffen. Man muss sie nicht mögen, aber eine gute Treffsicherheit muss man den Autoren zugestehen, - egal welche Drüse sie getroffen haben. Hauptsache der Schuss sitzt.

Auf der anderen Seite kann man nicht behaupten, dass die Popularität ein absolutes Qualitätskriterium ist. Das "Festival für experimentelle Musik" wird niemals die gleiche Zuhörer- und Klickzahlen haben wie Song-Constest, aber es heißt nicht, dass es "schlechter" ist. Nicht mal, dass es "weniger erfolgreich" ist.
 

Ralph Ronneberger

Foren-Redakteur
Teammitglied
Sehr geehrter Herr Maribu,
sorry – ich habe diese bescheuerte Anrede (eigentlich duzt man sich ja auf der grünen Wiese) nur gewählt, weil es die Höflichkeit gebietet, auf gleiche Weise zu reagieren, wie es in der nachstehenden Anmerkung geschehen ist.

Sehr geehrter Herr Ronneberger,
ich wundere mich sehr, dass Sie als Redakteur für das Forum "Erzählungen" es nicht für notwendig erachten, "Ihren" Autor(innen) ein paar Worte der Kritik zukommen zu lassen!
Oder sind die Ll-Redakteure nur dazu da, die "Netiquette" zu überwachen, damit unliebsame Kommentare gelöscht oder zumindest ausgeblendet werden können?!
Freundlichen Gruß
Maribu
Wenn man mich auf so dringliche Art aus dem gerade begonnenen Winterschlaf reißt, komme ich natürlich nicht umhin, darüber ein paar klarstellende Worte zu verlieren. Vielleicht ist das ohnehin längst fällig.

Ich habe in diesem Jahr still und ganz allein (wohl ein Ausdruck altersgerechter Vereinsamung) mein 15-jähriges Lupen-Jubiläum gefeiert. Wer mich länger kennt, dürfte wissen, dass ich sowohl bei der Abgabe von Werke-Kommentaren als auch bei der Handhabung lupianischer Regelungs- und Eingreifinstrumente sehr zurückhaltend auftrete. Wenn ich aber mal meine Tastatur malträtiere, werden meine Ergüsse meist unerträglich lang. Bei einem meiner letzten – zugegeben sehr ausführlichen Kommentare – fragte mich eine Userin (sie war nicht einmal die Autorin des kritisierten Textes), ob ich zu viel Zeit hätte und mit dieser nichts Vernünftiges anzufangen wüsste, als so in die Details einzusteigen. Das hat mich natürlich enorm beflügelt. Doch das nur am Rande.

Ihre Frage bzw. Fragen richten sich auf zwei Punkte:

Erstens: Warum hält es der Redakteur nicht für nötig, ein paar Anmerkungen zu den in „seinem“ Teilforum veröffentlichten Texten zu machen?
Antwort: Er hält es für nötig, wenn er glaubt es sei nötig – oder wenn ein Text sein besonderes Interesse geweckt hat.
Eines möchte ich in diesem Zusammenhang klarstellen. Wenn ich einen Kommentar zu einem Werk abgebe, dann macht das nicht der Redakteur sondern der Leser in mir. Es ist nicht die Aufgabe eines Redakteurs unter jeden Text anzumerken, ob er die Geschichte für gelungen oder weniger gelungen hält. Das geht mit einem Klick auf den Wertungsknopf viel schneller. Hinter jeder Ziffer steht ja bekanntlich ein Mini-Text, mit dem man seinen Gesamteindruck durchaus knapp beschreiben kann. Längere Kommentare bleiben den Texten vorbehalten, die mich dazu heraus fordern. Ich glaube, da verhalte ich mich nicht anders als fast alle Lupinen auch.

Dann gibt es noch etwas, das mich davon abhält, mit in die Diskussionen einzusteigen. In der überwiegenden Mehrzahl der Kommentare geht es nämlich fast ausschließlich um den Inhalt des jeweiligen Textes. So auch bei ihrem „Totensonntag“, Herr Maribu.

Wenn der von mir sehr geschätzte Arno Abendschön schreibt:

Es ist Totensonntag, die beiden Personen sind ältere Semester mit ausgesprochen (klein-)bürgerlichen Lebensläufen. Als solche sind sie gut getroffen, gerade in ihrer Bravheit, Korrektheit usw. Eben das - pardon - leicht Vertrocknete an ihnen macht sie relativ lebensecht.
muss ich ihm einfach nur Recht geben. Bei dem angehenden Oldi-Pärchen handelt es sich wahrscheinlich um recht lebensechte Figuren – lebensecht ja, aber nicht lebendig. Da gibt es einen Unterschied.

Herr Maribu antwortet:
Danke, Arno, da kann ich etwas mit anfangen!
Ich stelle mir nun verwundert die Frage, was hat der Autor wirklich damit angefangen? Hat der Text etwa eine tiefgreifende Veränderung erfahren? Nö!

TaugeniX, vor deren literarischen Handwerk ich übrigens den Hut ziehe, schlussfolgert:

…könnte man diese Geschichte als leicht verwischtes grau-weiß Foto einer schlichten Herbstlandschaft sehen. So etwas kann durchaus beabsichtigt sein und kein technischer Mangel. Und es kann auch ein Kunstwerk sein. Auch eine verwischte schlichte Graphik kann ein Kunstwerk sein.
Womit wir erneut beim Inhalt und nicht beim Handwerk wären
.
Welche Inhalte ein Werk hat bzw. welche Probleme es behandelt, ist mir persönlich scheißegal. Nur einigermaßen gut geschrieben muss es sein. Unter „gut“ verstehe ich vor allem „mitreißend“. Reine Authentizität, auf die man sich zumindest teilweise bei Ihrem Text zurückziehen könnte, reicht meines Erachtens nicht aus. Konflikte sind das Salz in der Suppe. Die müssen ja nicht hochdramatisch sein, sondern dem Thema angemessen. Hier fehlen sie völlig.

Mit dem möglichst stilsicheren Umgang mit der Sprache beschäftigt man sich nach meinem Dafürhalten in der Lupe zu wenig. Häufig liest man sinngemäß als Rechtfertigung für einen Text, der einen wahrlich nicht vom Hocker reißt: „Das Thema ist doch wichtig oder sehr interessant, also kann mein Text gar nicht schlecht sein.“
Und wenn jemand daher kommt und am Inhalt herum krittelt, dann kann man als Autor schön dagegen halten, bis hin zu der Behauptung, der Leser hätte das Werk bzw. dessen Anliegen schlicht nicht verstanden. Falls es dann sowohl dem Autor als auch dem Kritiker gelingt, Gleichgesinnte als Verstärkung um sich scharen, dann entwickelt sich unter dem Text nicht selten eine heftige Diskussion, die zwar sehr interessant (mitunter auch amüsant) sein kann, aber den Autor keinen wirklichen Schritt weiter bringt. Häufig beschleicht mich dann der Gedanke: ‚Der Autor will ja gar nicht weiter kommen, weil er bereits überzeugt ist, gut zu sein.‘ Nee, Herr Maribu, da macht der Lupenleser Ronneberger nicht mit. Streithammel haben wir hier genug.

Ich bin der Auffassung, dass jeder Autor das Recht hat, sich sein Thema, über das er schreiben will, selbst auszusuchen und der Lupen-Öffentlichkeit vorzustellen. Da hat ihm niemand hereinzureden. Was den Inhalt angeht, so wären daher lediglich mangelhafte Recherche oder fehlende Nachvollziehbarkeit zu kritisieren. (Ausnahme bilden Texte, deren Inhalt die Forenregeln gröblich verletzen – aber die sind selten)
Mich interessiert an einem Text vorrangig das Handwerkliche. An Phantasie mangelt es den wenigsten Lupen-Autoren. Am Handwerk schon. Das sehe ich am Deutlichsten bei mir selbst. Und wird der Autor bezüglich mangelhaften Handwerks kritisiert, reagiert er in der Regel so richtig grätig. Harmlos ist es ja noch, wenn man auf ein paar Rechtschreib- und Grammatikfehlerchen hinweist. Da kommt vom Autor meist sogar ein artiges Dankeschön zurück. Wagt man sich aber ans Stilistische, wird es haarig. Da kann man sich Todfeinde schaffen. Ich weiß, wovon ich rede.
Es gibt aber auch ein paar Leute, die sich locker auf derartige Kritiken einlassen können. Doch den daraus entstehenden Gedankenaustausch findet man in Lupianien nur selten. Ich habe in den vielen Lupen-Jahren die Erfahrung gemacht, dass man über Ausdruck und Stil am fruchtbarsten mit den Autoren diskutieren kann, die hier mit zu den Besten zählen. Ich habe da eine Vermutung, warum das so ist. Die Leute, die ihr Handwerk recht gut beherrschen, die verdanken dieses Können vor allem dem Willen, sich zu verbessern und nicht zuletzt ihrer selbstkritischen Haltung.

So, Herr Maribu, jetzt wissen sie vielleicht, warum der Leser Ronneberger so selten kommentiert. Glauben sie mir, manchmal juckt es schon, einen Text unter haarsträubenden Mist oder sinnloses Geschwurbel einzuordnen. Mach ich aber nicht, denn dann müsste ich die Regeln der Netiquette gegen mich selbst anwenden.

Womit wir beim Redakteur Ronneberger und dessen Rechte und Pflichten wären. Das kann ich schneller abhandeln, denn das ist in den Forenregeln für alle nachlesbar. Hinzu kommt allerdings noch der berühmte Ermessensspielraum. Ihre Einlassung

Oder sind die Ll-Redakteure nur dazu da, die „Netiquette“ zu überwachen, damit unliebsame Kommentare gelöscht oder zumindest ausgeblendet werden können?!
erübrigt sich damit eigentlich. Trotzdem noch ein Wort zum Ermessensspielraum und dessen Ausnutzung. Ich weiß nicht, ob es Ihnen schon aufgefallen ist, dass ich die Regeln extrem großzügig auslege. Wenn hier manche wie die Kesselflicker übereinander herfallen, nehme ich das gelassen, denn das ist in erster Linie deren Bier. Es blamiere sich jeder selbst so gut er kann. Und genau diese Blamagen würde ich durch Ausblendung oder Löschung hier und da verhindern. Doch wozu? Warum soll ein Gast nicht auch mal über den Zaun eines Kindergartens blicken dürfen?
Wenn Sie mir beispielsweise schwarz auf grün all die Fälle nachweisen, in denen ich einen unliebsamen Kommentar (was immer das auch sein mag) gelöscht oder ausgeblendet habe, überweise ich Ihnen ohne nachzudenken wenigsten einen Euro pro Vorfall, wobei ich mir eine Bagatellgrenze von fünf Euro vorbehalte.
Ein wesentlicher Bestandteil des Schreibens ist die Recherche – daran sollten Sie auch bei Kommentaren oder sonstigen Einlassungen denken.

Apropos Geld. Da stellen Sie doch im Rahmen der Diskussion die durchaus berechtigte und mir etwas peinliche Frage:

Herr Ali Gaga,
werden Sie eigentlich dafür bezahlt, das Sprachrohr der Leselupe zu sein? Ihnen ist das passive Verhalten des Redakteurs natürlich ganz recht; sonst hätte Herr Ronneberger bestimmt nachgefragt, wie man bei 5.148 Mitgliedern auf 186.118 Aufrufe (Stand 27.11. 8:32) kommen kann?!
Ich fürchte, da steckt großstörchisches Insider-Wissen dahinter. Ja, ich gebe es zu: An der schwarzen Null, die meine jährliche Lupengage ausmacht, ist ali zu 30% beteiligt. Nun ist es heraus, und ich fürchte, ich muss vor den Untersuchungsausschuss.

So, das soll es zu den von Ihnen gestellten Fragen gewesen sein. Da ich mich in Vorbereitung dieser Zeilen auch mit Ihrem Text befasst habe, folgt nun noch die gewünschte Kritik. Meine Anmerkungen (blaue Schrift) mögen hier und da überzogen erscheinen. Nun ja, es ist Sache des Autors, ob er daraus etwas für sich ableiten mag. Und wenn er für sich denkt: „Was soll denn der ganze blau gekritzelte Mist?“, dann ist mir das auch völlig wurscht. Das Schöne für den Kritiker ist es doch, wenn er in fremden Texten vermeintliche (aber augenfällige) Schnitzer erkennt, die ihm beim eigenen Text wahrscheinlich nicht aufgefallen wären. Indem man Kritik übt, erntet man beim betroffenen Autor eben nicht nur wohlwollende Anerkennung oder komplette Ablehnung (dazwischen gibt es viele Nuancen), sondern lernt ständig dazu. Mein Rat an dieser Stelle – was nun kommt einfach nur so ernst nehmen, wie Sie es, Herr Maribu, selbst zulassen möchten.


Totensonntag

"Guten Tag Frau - Skoronnek!", sagte er, nachdem er sich im Vorbeigehen wegen ihres komplizierten Namens schnell noch auf der Inschrift vergewissert hatte. [blue](Finden Sie nicht auch, dass dieser Satz ne Zumutung ist? Entschlackt man ihn, bleibt übrig: „sagte er, nachdem er sich auf der Inschrift vergewissert hatte. Er vergewissert sich auf der Inschrift. Wie geht das? Rein sachlich habe ich da auch ein Problem, mir die Szene richtig vorzustellen. Wolters liest im Vorbeigehen die Inschrift. Er ist also fast schon an der Hütchen-Dame vorbei, als er sie grüßt. Dann heißt es, sie käme ihm entgegen. Eigentlich müsste sie doch hinterherlaufen oder wenigstens auf ihn zu kommen)
[/blue]
"Wir sind ja gewissermaßen Nachbarn und trotzdem [blue](wieso trotzdem? Das hieße ja, dass es ansonsten kein Zufall wäre, wenn sie sich treffen)[/blue] ist es ein Zufall, dass wir uns treffen."
Die Frau mit dem schwarzen Hut und im grauen [strike]geöffneten[/strike] [blue](was tut das zur Sache?) [/blue]Mantel, die dabei war, letzte verwehte Blätter aus dem Rasenstück heraus zu harken, blickte überrascht auf. "Ach Sie sind es, Herr Wolter!"
Sie ließ die Harke fallen, kam ihm entgegen und reichte ihm die Hand. "Nun kann ich mich endlich einmal bedanken! Drei-, viermal war ich im Sommer hier und jedes Mal, wenn ich befürchtet hatte, dass meine Blumen vertrocknet seien, leuchteten sie mir prall entgegen, weil sie ausreichend von Ihnen begossen worden waren." [blue](Ein Satz – vier Hilfsverben!)
[/blue]
Den Kranz um den Stein, den sonst ihre Blumen geziert hatten, hatte sie mit Heide bepflanzt und zusätzlich mit Tannenzweigen abgedeckt.
"Ich musste meine Blumen ja auch begießen", antwortete Herr Wolter, "und die zwei oder drei Kannen mehr..."
"Trotzdem!" Sie zeigte auf den Grabstein seiner Frau, der irgendwann ja auch seiner werden würde, "Sie sind ja auch nicht mehr der Jüngste!" [blue](Donnerwetter! Traut sie dem Mann nicht mal drei Kannen zu? Sieht er so hinfällig aus? Charmant!)
[/blue]
Herr Wolter lachte. "Bei einem Doppelgrab ist der Überlebende fast ein gläserner Mensch!" [blue](Büschen übertrieben – wie ich finde. Wenn jemand Geburtsdatum und Namen offenbart, wächst ihm noch keine gläserne Haut)
[/blue]
Frau Skoronnek griff wieder nach ihrer Harke, nahm die Blätter auf [strike]und[/strike] trug sie zum Kompostbehälter und fragte: "Kommen Sie mit zum Bus in Richtung Haupteingang?" [blue](Das erste „und“ könnte man auch durch ein Komma ersetzen – es handelt sich ja um eine Aufzählung von Handlungen)
[/blue]
"Ja", stimmte er zu und legte das Gesteck, das er noch in der Hand gehalten hatte, auf das Grab seiner Frau.
Auf dem Weg zur Haltestelle sagte er: "Bis zum Sommer hatte ich noch meinen Wagen. Nachdem ich vor einem Jahr wegen 'Grauen Stars' operiert worden war, musste mein linkes Auge wegen beginnender Netzhautablösung noch einmal behandelt werden. Danach fühlte ich mich unsicher im Straßenverkehr, [blue](Hier würde ein Punkt ganz gut hinpassen)[/blue]habe das Auto verkauft und meinen Führerschein abgegeben."
"Respekt!", lobte Frau Skoronnek. "Aber trösten Sie sich mit mir! [blue](Na die geht aber ran. Er soll sich nach dem Verlust des Autos mit ihr trösten! Ach nee – wahrscheinlich soll es ihn nur trösten, dass sie auch kein Auto mehr hat. Geteiltes Leid also. Warum steht es hier dann anders?)[/blue] Vor vier Jahren, nach dem Tode meines Mannes, musste ich mich auch von unserem Auto trennen, weil ich keinen Führerschein habe." [blue](Warum so umständlich? „Als mein Mann vor vier Jahren starb, musste ich…“ klänge in meinen Augen flüssiger[/blue]) Sie machte eine Pause. "Eigentlich sollte es schon ein halbes Jahr früher sein, denn als der Wagen wochenlang [strike]unbewegt[/strike] [blue](Steht ein Auto auch bewegt in der Garage? Das wäre mir neu[/blue]) in der Garage gestanden hatte, sagte mein Mann: 'Verkauf ihn doch! Er steht nur unnütz herum und rostet!
‚Kommt gar nicht infrage!‘, entrüstete ich mich. ‚Er hat uns nie im Stich gelassen. Und wenn du gesund bist, freust du dich, wenn du ihn wieder fahren kannst!' Er hat mich nur hoffnungsvoll angelächelt und nie wieder darüber gesprochen."
Herr Wolter ging schweigend an ihrer Seite. Ihm fiel nichts ein, was er darauf antworten konnte. [blue](Ich fürchte, dass wusste der Autor auch nicht. Schade – denn so bleiben Frau Skoronneks Worte unbeachtet in der Luft hängen. Warum dann überhaupt das Ganze? Reine Tränendrüsendrückerei?)
[/blue]
Obwohl die Busse an diesem Tag häufiger fuhren und sie [blue](die Busse?)[/blue] nur fünf Minuten an der Haltestelle warteten, waren sie überrascht, dass so viele Plätze besetzt waren. [blue](Erscheint mir nicht so richtig nachvollziehbar. Erstens: Fahren die Busse am Totensonntag wirklich öfter als beispielsweise an Wochentagen? Zweitens: Der Autor möchte darauf hinweisen, dass der Bus so voll ist, weil die Witwen alle zum Friedhof strömen bzw. von dort zurückkehren. Wolter und Co. steigen am Haupteingang des Friedhofs ein. Hm. Und warum sind bei Ankunft des Busses schon die meisten Plätze besetzt? Klappert der Bus alle Friedhöfe der Stadt ab?)[/blue]
In der Busmitte [blue](Erstens ist es für die Geschichte völlig wurscht, ob das Pärchen in der Busmitte, genau auf der Achse oder sonst wo einen Platz findet und zweitens halte ich „Busmitte“ für ein fürchterliches Wort)[/blue] fanden sie aber noch zwei Sitze nebeneinander. Herr Wolter blickte umher und sagte kopfschüttelnd: "Das ist ja erschreckend!"
"Was denn?", fragte Frau Skoronnek und sah sich ebenfalls um.
"Mir ist das auf der Hinfahrt schon aufgefallen. Alles Frauen! Nur da vorne sitzt ein Mann." [blue](Aha – wohl der Fahrer.)[/blue]
Sie grinste. "Hier wird die Statistik bestätigt! Heute kommen auch die Frauen, die das ganze Jahr über keine Zeit hatten, um mit einem Gesteck ihr Gewissen zu beruhigen!" [blue](Unglücklich ausgedrückt. Man bekommt den Eindruck, als würde die Tatsache, dass die Frauen, die ihr Gewissen beruhigen wollen, die Statistik bestätigen. Aber was hat schlechtes Gewissen mit Sterbestatistik zu tun? Ich verstehe zwar, dass Sie es so nicht gemeint haben, aber das Verstehen eines Textes ist die eine, der Spaß am gelungenem Stil die andere Seite.)
[/blue]
"Sie können ja ganz schön zynisch sein!", war er überrascht. "Da verliere ich ja fast den Mut, Sie zum Kaffee einzuladen. Oder werden Sie erwartet?"
"Mein Hansi erwartet mich!"
"Ihr Wellensittich hat bestimmt genug Futter im Käfig, so dass er nicht gleich verhungert."
Er lächelte.
"Im Bauer sitzt ein Kanarienvogel, der mich vermisst. Außerdem habe ich nur meine Fahrkarte und kein Geld eingesteckt!"
"Ich sprach von einer Einladung!"
"Wie komme ich dazu, mich von einem wildfremden Mann einladen zu lassen?!", entrüstete sie sich, aber ohne Überzeugungskraft.
"Wildfremd?", tat er empört. "Karl-Heinz Wolter, geboren am 29. Oktober, seit zwei Jahren verwitwet; das haben Sie bereits der Inschrift entnommen. Und ich habe mich offenbart: Kein Auto, keinen Führerschein, Sehfehler auf dem linken Auge. - Wieso [blue](„warum“ scheint ein Wort zu sein, das ausstirbt. Schade)[/blue] müssen Sie vor mir Angst haben?!" [blue](Na, weil er sich als Zyniker entpuppt hat. Wenn mir jemand suspekt ist, dann vergeht doch mein Unbehagen nicht, nur weil ich weiß wie alt dieser Jemand ist und welchem Familienstand er angehört. Ich weiß auch nicht, ob sich das bessern würde, wenn er mir seine Krankheiten aufzählt oder/und gesteht, dass er kein Auto besitzt)[/blue]
Frau Skoronnek hielt sich die Hand vor den Mund, um nicht laut zu lachen. "Tut das gut an so einem Tag! Ich habe es begriffen: Sie haben Ihr Schicksal ebenfalls angenommen! [blue](Reicht sein verhaltenes Anbaggern wirklich, um in ihr schlagartig diese Erkenntnis reifen zu lassen? Mir ist das bisher alles zu dünn)- [/blue]Kennen Sie denn ein Lokal in der Nähe des Bahnhofs?"
"Es gibt dort ebenso viele wie Blumengeschäfte. Die profitieren alle von der Nähe des Friedhofs." [blue](Wie jetzt? Die Lokale auch? Und kann man von Nähe zum Friedhof sprechen, wenn man den Bus benutzen muss? Dass die Beiden schlecht zu Fuß sind, stand ja hier noch nirgends)[/blue]
Am Ausgang [blue](was denn für ein Ausgang? – vom Bus – nö, kann nicht sein)[/blue] überquerten sie die Hauptstraße, und Herr Wolter führte sie zu einem Restaurant, das an der Kreuzung [blue](an der Kreuzung – sollte ich die als Leser kennen? Sie haben wahrscheinlich irgendein – wahrscheinlich sehr vertrautes – Stadtbild vor Augen. Aber der arme Leser weiß noch nicht einmal, in welcher Stadt sich die beiden herum treiben. Das muss er auch nicht. „Ausgang“, „Hauptstraße“ und „Kreuzung“ sind deshalb auch völlig überflüssig. Die Leutchen rammeln in eine Kneipe – das reicht. Pardon – sie rammeln natürlich nicht, und das gastliche Haus ist auch keine Kneipe, sondern ein Restaurant, wo sowohl Kaffee als auch Kuchen noch selbst hergestellt werden. Wichtig, dies zu wissen)[/blue] Vor dem Eingang war ein Schild aufgestellt: 'AB 15 UHR KAFFEE UND KUCHEN AUS EIGENER HERSTELLUNG'
Herr Wolter blickte auf seine Uhr und sagte: "Zwanzig nach drei, das passt gut!"
Sie nahmen an einem Zweiertisch Platz. Er war überzeugt, dass ihr graues, durch den [strike](von ihr getragenen)[/strike] ([blue]Wer, wenn nicht sie hat denn die Dohle auf der Birne gehabt?)[/blue] Hut angedrücktes Haar, früher brünett gewesen war[blue].(Eine Feststellung, bei der man Wolter für seinen Scharfblick beneiden kann. Aber was spielt das – jetzt noch – für eine Rolle[/blue]?) Ihre Haut war noch relativ glatt, die Wangen etwas gerötet. Ringe mit einem blauen Stein verdeckten [blue](„zierten“ fände ich hübscher. Zumal Ringe, mit oder ohne Stein, die Ohrläppchen nicht unbedingt verdecken – Das beobachte ich eigentlich nur bei Klipps und Steckern oder irre ich mich?[/blue]) ihre Ohrläppchen.
[blue](So, und nun kommt ein Perspektivwechsel, der mir nicht so gefällt. Aber das ist vielleicht auch Geschmackssache. Der Erzähler verlässt Herrn Wolters und schlüpft der Dame mit der glatten Haut unter die Haut)
[/blue]
Sie betrachtete ihn ebenfalls. Das Licht der Kerze, die der Kellner [strike]bei ihrer Bestellung[/strike] [blue](iss doch wurscht, bei welcher Gelegenheit… kann man sich doch denken) [/blue]angezündet hatte, spiegelte sich in den getönten Gläsern seiner Brille, so dass sie die Farbe seiner Augen nicht erkennen konnte. Er [blue]hatte[/blue] eine blasse Gesichtsfarbe und sein aschgraues Haar [blue]war[/blue] scheitellos gekämmt. Er [blue]war[/blue] sorgfältig rasiert, am Kinn entdeckte sie eine kleine Schnittwunde.
[blue](Was bei vielen Texten - so auch hier – auffällt, ist die zunehmende Häufung von Hilfsverben, wenn es um Beschreibungen von Personen oder Gegenständen geht.)
[/blue]Der Kellner stellte die Kännchen auf den Tisch, servierte Frau Skoronnek den Käsekuchen und schob die Nußtorte an Herrn Wolters Seite. [blue](Das macht eben den Unterschied: der glatthäutigen Frau wird serviert, dem alten Mann hingeschoben. Gut beobachtet!)
[/blue]
"Hm, schmeckt gut!", sagte sie. "Das war eine [blue]gute[/blue] Idee, gemeinsam Kaffee zu trinken! - Wie ist die Torte?"
"Ein bisschen zu süß! - Möchten Sie die Walnuss haben?"
Sie lachte. "Nein, danke!"
Nachdem sie eine Weile geschwiegen, den Kaffee und [red]den[/red] Kuchen [blue](Wenn es um den Kaffee geht, muss es auch um den Kuchen gehen. Gereicht hätte aber auch „Kaffee und Kuchen[/blue]“) genossen hatten, nahm sie eine Packung Zigaretten aus der Handtasche. Sie bot ihm eine an, aber er schüttelte den Kopf.
"Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen!" Sie zündete sich eine an und sagte schmunzelnd: "Ich weiß, dass das nicht gesund ist.“
Aber die drei oder vier Zigaretten, die ich am Tage rauche, schaden mir in meinem Alter bestimmt nicht mehr!" Sie nahm einen Schluck Kaffee und ergänzte: "Mein Mann war übrigens Nichtraucher und trotzdem musste er an Lungenkrebs sterben!"
Herr Wolter schenkte sich wortlos die zweite Tasse Kaffee ein und vermied es, sie anzusehen. [blue](Warum vermied er es? Das weiß nur der Autor. Warum sagt er es nicht? Ach ja! Der blöde Perspektivwechsel machts unmöglich)
[/blue]
"Haben Sie Kinder?" nahm sie den Faden wieder auf. [blue](Den reibungslosen und völlig emotionslosen Übergang vom Lungenkrebs zu den Sprösslingen finde ich toll)
[/blue]
"Ja und nein. Eine Tochter und zwei Enkelkinder. Aber die Ehe wurde geschieden. Die Kinder leben bei ihrem Vater in Frankfurt, und die Mutter ist als Flugbegleiterin sehr oft unterwegs."
Sie goss sich noch den Rest aus dem Kännchen in die Tasse und sagte: "Bei Ihnen ist es zwei Jahre her. Woran ist Ihre Frau gestorben? Auch an - an dieser furchtbaren Krankheit?"
Herr Wolter zögerte einen kurzen Moment. "Es hat mich wie ein Blitz aus heiterem Himmel [blue](ausgelutschte Phrase),[/blue] getroffen! Es war ein Unfall. Meine Frau wollte morgens mit dem Fahrrad zum Markt fahren. [strike]Kurz davor[/strike], [blue](Was wäre an der Geschichte anders, wenn es gleich vor der Haustür passiert wäre – nichts)[/blue] an der [blue](einer)[/blue] Kreuzung, ist es passiert. Die Ampel zeigte für sie grün, aber der Lkw ist trotzdem um die Ecke gefahren. [blue](Vom „um die Ecke fahren“ allein wird niemand umgekarrt. Der LKW müsste dann wohl eher neben ihr gewesen und rechts abgebogen sein – warum solch umständliche und trotzdem unpräzise Erklärungen?)[/blue] Der Fahrer hat meine Frau nicht gesehen." Herr Wolter schluckte. "Er sagte einfach, er hätte sie nicht gesehen!"
"Entschuldigung!", bat Frau Skoronnek betroffen. "Ich konnte nicht ahnen, dass es noch so tief sitzt!"
[blue](Woraus schlussfolgert das die Kanarienvogel-Freundin? Was sieht sie bei seinen Worten in seinem Gesicht? Welche Emotionen verrät er? Nix! Das bleibt genauso im Dunkeln, wie ihre völlig andere Einschätzung etwas weiter oben, wo sie feststellt, er hätte sein Schicksal angenommen.)[/blue]
Er trank seinen Kaffee aus und sagte: "Ich habe noch gar nicht nach Ihren Kindern gefragt."
Sie drückte ihre Zigarette aus. "Ich habe keine. Mein späterer Mann ist erst 1947 aus russischer Gefangenschaft zurückgekommen. Er war unterernährt und [blue]hatte[/blue] Erfrierungen an den Füßen. Ich [blue]war[/blue] damals Krankenschwester am Uni-Klinikum, wo wir uns kennengelernt [blue]haben[/blue]. Sein älterer Bruder [blue]war[/blue] an der Westfront gefallen, und sein Elternhaus war 1943 ebenso zerbombt worden wie meins." Sie schwieg einen Augenblick. "Wir heirateten im selben Jahr und mussten, wie viele, bei null anfangen. [strike]In dieser Verfassung und[/strike] [blue](Die Umstände mag ich ja gelten lassen, aber was ist mit „dieser Verfassung“ gemeint? Die körperlich-geistige? Die erfrorenen Füße? So etwas gab es damals in fast jeder Familie - auch Schlimmeres. Und trotzdem gehörten die 1947er zu einem - was die Geburtenrate angeht - durchaus normalen Jahrgang. Vor allem, wenn man bedenkt, dass Millionen potentieller Väter im Krieg gefallen waren. Ich hätte mir gewünscht, dass die Frau ihren Entschluss zur Kinderlosigkeit, genauer definiert)[/blue] unter diesen Umständen hielten wir es für unverantwortlich, Kinder in die Welt zu setzen."
Sie nahm den letzten Schluck aus der Tasse. Herr Wolter zögerte mit einer Antwort und gab dem Kellner ein Zeichen.
"Wir haben so viel voneinander erfahren. Wäre es unverschämt, wenn wir uns wiedertreffen? [blue](Die Frage stellt sich so nicht. Ein Treffen selbst birgt nichts Unverschämtes. Dieses „unverschämt“ bezieht sich viel mehr auf seine Frage. Das ist wohl von Ihnen auch so gemeint – nur sprachlich falsch ausgedrückt) [/blue]Oder rechtfertigt das nicht geradezu ein Wiedersehen?!"
"Ja, nächstes [blue](im nächsten)[/blue] Frühjahr auf dem Friedhof, um Stiefmütterchen zu pflanzen", antwortete sie lächelnd.
Herr Wolter blieb ernst und erwiderte: "Ich habe aber nicht mehr so viel Zeit! Jeder Tag ist kostbar! Denken Sie an den Bus, in dem außer mir nur noch ein [strike]anderer[/strike] Mann zwischen lauter Witwen saß!" [blue](Jetzt geht der Knabe aufs Ganze, will sie nicht loslassen. Aber warum? Einfach so? Was mag er an der Dame mit dem Hut, dem offenen Mantel und dem glatten Gesicht? Dass sie Witwe ist, ihr Auto verkauft hat, keine Kinder ihr Eigen nennen darf, ihr Kanarienvogel-Klischee pflegt und einen Schwager hatte, der an der Westfront gefallen ist? Sind das ausreichende Gründe? Mehr weiß er doch gar nicht von ihr. Vielleicht hat er bestimmte Signale von ihr empfangen, die sich aus dem Tonfall der Stimme, aus der Mimik oder aus der Körpersprache ableiten lassen. Vielleicht ist es auch nur ein Gefühl, dass sich ein Wiedersehen lohnen könnte. Wenn dem so ist – und anders geht es eigentlich gar nicht – dann ist Meister Wolter ein arger Heimlichtuer, denn die Leser lässt er diesbezüglich völlig im Dunkeln tappen)
[/blue]
Nachdem er die Rechnung bezahlt, hatte[blue](Hier fehlt ein „hatte“, aber das kam Ihnen wohl zu Recht etwas doof vor. Also – einfach weglassen? Dann stimmt die Grammatik nicht. Dabei wäre es so einfach, beispielsweise zu schreiben: „Nachdem er die Rechnung beglichen hatte, steckte er das Portemonnaie nicht gleich zurück, sondern fingerte eine Visitenkarte daraus hervor, die er mit einem verlegenem Lächeln überreichte.[oder so ähnlich]). [/blue]er das Portemonnaie in der Hand behalten und entnahm eine Visitenkarte, die er ihr reichte.
"Lachen Sie jetzt aber nicht! Es sind noch alte Firmenkarten. Als ich in den Ruhestand ging, habe ich den Rest mitgenommen. Meine Anschrift und die Telefonnummer stimmen immer noch. Nur die Firma ist inzwischen in Konkurs gegangen."
Sie lächelte. "Das wundert mich nicht! Sie hätten da nicht aufhören dürfen!"
Jetzt konnte Herr Wolter herzhaft lachen. Und sie sagte: "Jetzt, wo wir unseren Humor wieder gefunden haben, sollten wir gehen!" [blue](So ein Quatsch. Sie findet es an der Zeit zu gehen, nur weil man den Humor wiedergefunden zu haben glaubt? Er hat doch außerdem längst bezahlt. Damit ist klar, dass jetzt der Rückmarsch ansteht.)[/blue] Sie warf einen Blick auf die Visitenkarte und steckte sie in die Handtasche. "Wie kommen Sie nach Hause?"
"Entweder mit dem Bus hier von der Ecke oder mit der S-Bahn in Richtung Stadt."
"Ich fahre leider entgegengesetzt [blue](„in die entgegengesetzte Richtung“ wäre wohl auch gegangen)", [/blue]bedauerte Frau Skoronnek.
"Aber vergessen Sie den Bus und kommen Sie mit zum Bahnhof, dann haben wir heute schon einen gemeinsamen Weg!"
[blue](Der Schlusssatz klingt ziemlich bemüht. Da hätte der guten Frau auch etwas Hübscheres einfallen können. Aber was solls.)[/blue]

Uff – so viel wollte ich gar nicht schreiben, aber wenn ich einen Text erst mal kommentiere … Vielleicht verstehen Sie jetzt, dass dies auch ein Grund für mich ist, so selten meinen Senf hinzu zu geben. Mir gelingt es nur vereinzelt, kurz und knapp auf den Punkt zu kommen. Auch zur Handlung selbst würde ich wahrscheinlich viel zu viel schreiben. Ein anderer hat das zum Ausdruck gebracht, was weitgehend mit meiner Einschätzung übereinstimmt:

Der um die Witwe bemühte Galant behauptet im letzten Drittel der Geschichte allen Ernstes, nun, da man sich kennen gelernt habe, stünde einem nächsten Treffen nichts im Wege.
De facto sind die beiden aber nur ganz oberflächlich ins Gespräch gekommen; erfahren haben weder sie noch der Leser wirklich etwas - außer Signalements und banale Daten banaler Lebensläufe. Die Leutchen scheinen keinen Charakter zu haben, der sich irgendwie äußerte, und es findet sich nichts, was den Anspruch des Opis sinnfällig machte, um ein Wiedersehen zu bitten.
Warum man sich über eine derartige (in meinen Augen durchaus sachliche und rasch auf den Punkt gebrachte) Aussage, so aufregen kann und sich letztlich zu der Bemerkung hinreißen lässt

Bitte, erspar mir bei weiteren Texten deine Kommentare, da ich auf deinen dabei versprühenden Geifer verzichten kann.
verstehe ich nicht. Aber ich werde einen Teufel tun, mich einzumischen.

So, das soll es jetzt aber wirklich gewesen sein.

Mit freundlichen Grüßen
Ralph Ronneberger
 

Maribu

Mitglied
Hallo Ralph,

(du meinst ja, Ll-Leute duzen sich)

Zunächst vielen Dank, dass du dir so viel Mühe gemacht hast!
'Wie man in den Wald hineinruft, kommt das Echo zurück'!
Du hast gut gekontert!
Ich möchte aber nicht auf die zum Teil zutreffenden Anmerkungen
eingehen, habe mir aber das eingeprägt, was berechtigt ist oder stimmt. Ich werde es bei neuen Texten berücksichtigen oder anders machen.
Dieser Text steht nun mal so! "Werk des Monats" kann es nicht mehr werden; man kann aus Sch... keine Rosinen machen!

Vergessen habe ich den Friedhof Hamburg-Ohlsdorf zu nennen.
(Wer es nicht weiß, es ist der größte Parkfriedhof der Welt!)

Du hast bei ali gaga nur einen Teiltext erwähnt. Abgesehen davon,
hat er schon andere Autoren 'niedergemacht'. Deshalb lass ich
das mit dem "Geifer" stehen. - Aber da du ihn verteidigst, werdet ihr euch das Honorar wohl teilen. Ich bin nicht neidisch:
Die Hälfte von Nichts ist ja auch Nix!

Lieben Gruß
Maribu
 



 
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