Totentanz

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rotkehlchen

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Todestanz

Im Kellerraum war es warm, und es roch unangenehm nach Heizöl. Gerade schoss wieder ein heißer Strahl wummernd in die Brennkammer ein; in dem kleinen runden Guckloch flimmerte es rötlich.
Die Frau machte Licht und schloss die Tür. Er blickte sich um. Sein Blick glitt über den Blechschrank mit dem dicken Vorhängeschloss, über die Werkbank mit dem Stuhl davor; über das Gewirr der Heizungsrohre, über die Umwälzpumpen, die roten Ausgleichsbehälter, die grauen Zähler. Der Heizungskeller erinnerte ihn an den Maschinenraum des historischen Raddampfers 'Kaiser Wilhelm', den er vor Jahren besichtigt hatte. Doch dort hatte er in den Rohren, Ölnippeln, Manometern, Ventilen eine gewisse Ordnung erkannt: Es war die Ordnung, die nötig war, den Antrieb der mächtigen Dampfkolben zu gewährleisten. Diese Ordnung war auf einen bestimmten, erkennbaren Zweck ausgerichtet, es war eine zielgerichtete Ordnung, und sie hatte ihn erfreut, denn er war ein zielstrebiger Mensch. Doch hier lag der Zweck der Maschinerie außerhalb des Raums: Die Beheizung des Altstadtquartiers 'Wischkuhlenhof', und eine Ordnung in diesem Röhrengewirr war deshalb für ihn nicht ohne weiteres erkennbar.
Er drehte sich zu der Frau um und fragte: „Um welches Ventil handelt es sich denn nun?“
„Um das da, rechts unten auf dem Zuleitungsrohr zu Ihren Geschäftsräumen“, erwiderte sie. „Es leckt.“
Eine gute Weile betrachtete er das Ventil. Dann sagte er: „Ich sehe nichts!“
„Dann schauen Sie doch mal genau hin!“
Etwas unsicher beugte er sich vor, dabei stützte er sich mit der Hand an einem Regal ab.
„Sehen Sie die feuchte Stelle?“, fragte die Frau. Sie war hinter ihn getreten.
„Natürlich sehe ich sie, ich bin doch nicht blind!“ Sein Tonfall war ziemlich arrogant. „Und wegen dieser Petitesse bemühen Sie mich her?“ Er seufzte. Schon seit Tagen fühle er sich unwohl und schlapp, wie von langer Krankheit geschwächt. „Was habe ich damit zu tun? Holen Sie gefälligst einen Klempner!“
Der Stoß traf ihn völlig unvorbereitet. Sein Körper schnellte vor, mit der Stirn stieß er schmerzhaft an etwas Hartes, und schon kniete die Frau über ihm. Sie bog seine Arme auf den Rücken und band ihm die Hände zusammen.
„Sind Sie wahnsinnig geworden!“ rief er, nachdem die Schrecksekunde vorbei war, „was fällt Ihnen ein? Hören Sie sofort auf damit! Sie – Sie...“ Er versuchte, die Frau abzuschütteln, aber es ging nicht. Sie war zu schwer. Sein geschwächter Körper fand noch nicht einmal die Kraft, den Kopf zu heben. Er fühlte, wie warmes Blut aus der Stirnwunde ins Auge lief.
„Halt´s Maul und die Beine still“, sagte die Frau böse. Mit dem braunen Packband verschnürte sie seine Füße, erhob sich, drehte ihn um, richtete ihn halb auf und band ihn an einem dicken Heizungsrohr fest. Breitbeinig stellte sie sich vor ihn hin und sah ihn gehässig an. Sie war groß, kräftig, kantig und besaß Muskeln wie ein Mann. Mit einer unwilligen Handbewegung strich sie sich eine Strähne ihrer langen blonden Haare aus dem Gesicht.
„Machen Sie mich sofort los!“ brüllte er. Mit aller Kraft bäumte er sich auf. Doch die Fesseln hielten.
Statt zu antworten, öffnete die Frau den Blechschrank neben der Werkbank, nahm einen ölverschmierten Lappen heraus, beugte sich zu ihm hinunter und wischte ihm das Blut aus dem Gesicht. Dabei sagte sie: „Du bist ein Schwein und siehst aus wie ein Schwein.“
„Wenn Sie mich nicht sofort losbinden, schreie ich!“ Doch er wusste, dass Schreien sinnlos war.
Sie lachte. Es klang roh und gemein. „Nur zu! Hier kannst du schreien, so viel wie du Lust und Laune hast! Der Raum hier hat kein Fenster, und die Brandschutztür hält dicht! Und sollte dich trotzdem jemand hören, denkt er, irgendwo greint ein Säugling.“
„Was wollen Sie?“, fragte er, „wollen sie Geld?“
Die Frau krempelte den rechten Ärmel ihres Overalls hoch und hielt ihm ihren nackten Unterarm vor die Nase. „Sag, wie das aussieht!“
Er schwieg.
„Sag, wie das aussieht!“ Ihr Ton wurde drohend.
Er schwieg.
„Du sollst sagen, wie das aussieht!“ schrie sie. Da er immer noch nichts sagte, versetzte sie ihm einen heftigen Tritt in die Seite. „Sag es!“, schrie sie, „sag, wie das aussieht!“
„Es sieht nicht gut aus“, murmelte er endlich angewidert.
„Es sieht nicht gut aus!“, grölte sie. In gespielter Enttäuschung rang sie die Hände und blickte zur Decke. „Er sagt, es sieht nicht gut aus! T, t, t... Mehr fällt dir dazu nicht ein?“ Mit kaltem Blick betrachtete sie sein Gesicht, über das schon wieder Blut gesickert war. „Es sieht scheiße aus!“, schrie sie, „sag: Es sieht scheiße aus!“
Wieder schnellte der Stiefel vor. Es war ein großer, fester Stiefel, wie ihn Monteure tragen.
„Es... sieht... scheiße aus“, flüsterte er schwach.
„Lauter!“
„ES SIEHT SCHEISSE AUS!“
„Na siehst du! Es geht doch!“ Sie ließ den Ärmel wieder herunter. „So sehe ich am ganzen Körper aus“, sagte sie seltsam ruhig. „Seit ich denken kann, laufe ich hochgeschlossen herum wie ein Eskimo.“ Ihre Stimme klang jetzt sachlich. „Natürlich, niemand würde etwas sagen, wenn er das sieht – schließlich wissen wir ja, was sich gehört“, sie lachte hämisch, „ – aber die Blicke! Die Blicke lügen nicht!... Weißt du, welchen Menschen solche Blicke zugeworfen werden? Na, wird´s bald? Du weißt es nicht?“ Ihr Blick bohrte sich in sein Gesicht. „Na gut, dann sag ich´s dir: Den Aussätzigen, den Leprösen, den hoffnungslosen Fällen!“ Ihre Stimme war jetzt wieder laut und scharf. „Weißt du überhaupt, was Aussatz bedeutet? Nein? Mann, was weißt du in deinem Scheißhirn eigentlich? Von Tuten und blasen keine Ahnung! Doch, vom Blasen wohl, du Schwein! Hör zu! Aussatz bedeutet ausgesetzt sein aus der menschlichen Gemeinschaft! Ausgesetzt heißt ausgestoßen!“ Die letzten Worte waren schon wieder gebrüllt.
Dann, ruhiger: „Du hast natürlich keine Ahnung, wie man sich da fühlt. Natürlich. Wie denn auch. Schließlich bist du ein schöner Mann. Ein Schönling, wie man auch sagt. Allerdings: Jetzt siehst du aus, als müsstest du kotzen, hahaha! Na ja, du hattest ganz andere Sorgen. Und du warst nie einsam. Immer waren irgendwelche Leute um dich herum. Zum Beispiel deine Lustknaben. Also, wie fühlt man sich, wenn man ausgesetzt ist?“
„Man... man fühlt sich alleingelassen“, stöhnte er, bevor der Stiefel vorschnellte.
„So, meinst du! Man fühlt sich alleingelassen.“ Plötzlich schrie sie: „Mann, was redest du da für ´nen Quatsch! Du hast doch nichts als Scheiße im Hirn! Alleingelassen! Pah... Ich werde dir sagen, wie man sich fühlt! Man fühlt sich wie ein weggeworfener Säugling in einer stinkenden Mülltonne!“
Sie zog sich den Stuhl, der vor der Werkbank stand, heran, drehte die Lehne zu ihrem Gefangenen und setzte sich breitbeinig vor ihm hin. Aufmerksam betrachtete sie sein Gesicht. „Du hast schon mal besser ausgesehen, mein schöner Junge“, sagte sie hämisch grinsend, „heute siehst du wie ein an die Wand geschissenes Karnickel aus. Bist du krank?“
Er zerrte wie wild an seinen Fesseln. „Binden Sie mich sofort los!.“
Sie lachte. „Warum sollte ich?“
Eine Weile herrschte Stille. Der Brenner war verstummt, nur das leichte Knacken der Rohre, dem Knistern trocknendes Holzes gleich, was zu vernehmen. Die Frau sagte mit seltsam ruhiger Stimme: „Und dann fiel mir wie aus heiterem Himmel der Jorin in die Arme. Plötzlich wusste ich was Leben heißt! Endlich! Ich lebte! Jorin nahm mich, wie ich war, mit aller Flecken, Ecken und Kanten. Es war herrlich... Natürlich wusste ich, dass es nicht von Dauer sein konnte. Er war schließlich über zwanzig Jahre jünger. Nun, was auf dieser Welt ist schon von Dauer... Und ich stelle keine Ansprüche an das Glück... Aber ein paar Jahre mehr hätten es schon sein können... Doch dann kamst du, mein schöner, smarter Knabe, und nahmst ihn mir weg.“
Sie sprang auf. Der Stuhl flog krachend in eine Ecke. Angewidert betrachtete sie das zitternde Häufchen Elend, das da vor ihr auf dem kalten Betonboden hockte. Sie sah die hohe schmale Stirn, die scharf geschnittene Nase, die sorgfältig rasierten Wangen, die Piercings in den Ohrläppchen... Hass überschwemmte ihr krankes Hirn, bohrender, schmerzender, magenzersetzender Hass.
„Dafür wirst du sterben.“
„Was soll das?“ rief er mit der ganzen Kraft, die ihm noch geblieben war. Dann ruhiger: „Lassen Sie uns doch vernünftig miteinander reden. Ich bin nicht unbemittelt. Ich mache Ihnen – “
„Hör´ auf zu winseln! Du widerst mich an!“
„Wenn Sie mich frei lassen, verspreche ich, dass ich von allem dem hier eisern schweigen werde! Ich gebe Ihnen mein Wort als Ehrenmann!“
Sie schlug die Hände über dem Kopf zusammen. „Du und Ehrenmann! hahaha! Da lachen ja die Hühner! Gut, nehmen wir einmal an, ich ließe dich laufen. So zum Spaß nehmen wir das mal an. Was geschieht dann, na? Du rennst schnurstracks zur nächsten Polizeidienststelle – vorausgesetzt, du kämst noch bis dahin – und plapperst alles haarklein aus. Und weißt du was? Das wäre mir völlig egal! Du kannst dir nicht vorstellen, wie egal mir das wäre! Scheißegal ist noch zu schwach ausgedrückt! Und weißt du warum -“
„Sie sind doch wahnsinnig! Ich fordere Sie auf: Lassen Sie mich frei!“
„So, du forderst! Na dann... Weißt du was? Du bist nicht nur eine Schwein, sondern auch noch dazu ein Riesenarschloch. Du hast anscheinend überhaupt keine Ahnung, wie es um dich steht. Auch wenn ich dich tatsächlich frei ließe, es würde dir nichts bringen. Kein Arzt könnte dir noch helfen. Deine Leber ist nämlich seit drei Tagen dabei, sich in eine formlose Masse zu verwandeln. Der Mensch kann zwar ohne Liebe, aber nicht ohne Leber leben, hahaha! Dabei wüsste ich im Moment nicht einmal zu sagen, was für mich schlimmer wäre, ein Leben ohne Liebe oder ein Leben ohne Leber... Nein, das mit dem Freilassen kannst du vergessen. Außerdem habe ich noch einiges mit dir vor – als Leiche! Nun scheu doch nicht gleich! Keine Angst, ich werde dich nicht einfrieren oder zerstückeln oder einbetonieren und eine schnöde Garage über deinem Grab errichten. Nein, nein, solche Begräbnisse sind mir zu einfallslos. Da kannst du ganz beruhigt sein... Nein, es wird etwas sein, woran du noch lange... Haha, da hätte ich beinahe einen Witz gemacht! Aber Witze sind natürlich jetzt das Letzte, wonach dein Herz verlangt... Weißt du, ich werde dich so herrichten, dass man noch lange von dir spricht... Wisst ihr noch? werden die Leute sagen, damals, als dieser... Na, wie hieß er denn noch gleich... Na, ist auch egal, Namen sind doch nur Schall und Rauch... Aber als man seine Leiche fand, da stand er in allen Zeitungen, werden die Leute sagen ... Sogar in der Nordschau zeigten sie ihn... Und wenn sich auch keiner mehr an deine lächerliche Figur erinnert, wirst du noch Jahrzehnte, vielleicht sogar Jahrhunderte in den Archiven der Kriminalpolizei herumgeistern... Als Toter, der vor einem Altar in der Kirche kniet! Raffiniert, was? Du bist dann sozusagen begrenzt unsterblich, haha!“ Sie schien sich über ihr hirnloses Geschwätz zu amüsieren.
Sie trat näher an ihn heran und schnüffelte. „Kann es sein, dass du die Hosen voll hast? Es stinkt – nein, du stinkst! Mann, ich wusste gar nicht, dass du so empfindsam bist! Nicht schlecht, Herr Specht! Gestank passt besser zu dir als Rosenduft!“
Wieder versuchte er, die Fesseln zu sprengen. Doch es gibt nichts, was fester hält als schnödes, braunes Klebeband.
Der Mann war jetzt am Ende seiner Kräfte. „Warum tun Sie das?“, kam es kaum hörbar. „Reicht es nicht, dass Sie schon den Jorin auf dem Gewissen haben?“
„Den Jorin?“ schrie sie, und wieder schnellte der Stiefel vor, „der Jorin geht dich einen Scheißdreck an! Und wage nicht noch einmal, diesen Namen in deinen dreckigen Mund zu nehmen!“ Sie blickte sich nach dem Stuhl um, zog ihn heran und setzte sich. Sie betrachtete den Mann, wie man eine Kakerlake betrachtet, die in der Suppe schwimmt. „Na, wie gefällt dir das? Wie gefällt dir deine Zukunft als toter Mann, he? Wie? Du sagst nichts? Kann man denn mit dir überhaupt nicht vernünftig reden? Eigentlich schade. Ich hatte dich für cleverer gehalten.“ Ein irres Lächeln überzog ihr großes grobes Gesicht. „Weißt du was? Wenn man mit dir nicht reden kann, dann singen wir eben! Ja, das ist die Lösung! Wir singen! Wir lassen ein Lied erschallen! Ein lustig Lied, ein lustig Lied...“ Einen Moment hielt sie inne, anscheinend um nachzudenken. Dann sagte sie: „Wie wär´s denn hiermit:

Die Nachtigall singt auf der Eiche,
das Schwein frisst aus dem Trog.
Und morgen bin ich eine Leiche,
Weil ich den Jorin an mich zog.“

Sie stand wieder auf und fuchtelte begeistert mit den Händen in der Luft herum. „Ja, das ist gut! Es trifft den Nagel auf den Kopf! Also los! Du singst jetzt: Die Nachtigall singt auf der Eiche... Die Melodie kannst du dir aussuchen. Nobel von mir, nicht wahr?“ Ein Fußtritt, dann noch einer, und noch einer. „Du kannst nicht? Du willst nicht! Na gut, dann –“
„Die Nachtigall sitzt auf der Leiche … Das Schwein... frisst...“
„Herrgottnochmal! Nicht einmal einen läppischen Vers kann sich der Kerl merken... Es heißt: Die Nachtigall singt auf der Eiche, das Schwein frisst aus dem Trog! Noch mal von vorne!“
Der Mann schwieg.
„Na gut, dann sing´ ich eben alleine!“
Sie krümmte ein Knie, zog den Fuß an, streckte die Hände zur Decke und begann, sich in alberner Weise in den Hüften zu biegen und sich zu drehen. Dabei grölte sie mit entsetzlich misstönender Stimme:

„Die Nachtigall singt auf der Eiche,
das Schwein frisst aus dem Trog.
Und morgen bin ich eine Leiche,
weil ich den Jorin an mich zog.“

Sie blieb stehen. „Weißt du, was ich hier gerade gemacht habe?“, fragte sie etwas außer Atem. „Getanzt habe ich! Getanzt! Ich habe unseren Totentanz getanzt. Deinen und meinen! Ja! Denn nach dir werde auch ich sterben. Und das ist auch gut so! Hörst du nicht auch das Totengeklapper? Wie es klappert und knackt und klappert und knackt und klappert und knackt.“
Sie ist wahnsinnig, dachte er verzweifelt, vollständig wahnsinnig. Das ist das Ende... Mit Wahnsinnigen kann man nicht verhandeln...
Sein Kopf sank auf die Brust.
Und sie fing wieder an:

„Die Nachtigall singt auf der Eiche,
das Schwein frisst... aus... dem...“

Sie bemerkte jetzt, dass der Mann weinte, und sie verstummte. Dem Blechschrank entnahm sie eine dunkelgrüne flache Flasche, drehte den Schraubverschluss ab und hielt sie ihm an den Mund. „Hier, trink das! Das wird dich aufmuntern! Man ist schließlich kein Unmensch!“
Seine Lippen waren zwei schmale Striche.
„Mann, nun hab dich nicht so! Das ist ein harmloser Magenbitter! Oder hast du Angst, ich will dich vergiften?“ Sie lachte dröhnend. „Nur zu deiner Beruhigung: Du bist bereits vergiftet! Seit drei Tagen schon! Oder warum wohl, glaubst du, fühlst du dich seit gestern so kotzelend?... Na gut, wie du willst! Wer nicht will, der hat schon, wie meine Oma immer sagte.“
Sie schraubte die Flasche wieder zu und stellte sie zurück in den Schrank. „Dabei würde dir der Alkohol nur gut tun. Sehr gut sogar! Alkohol verstärkt nämlich die Wirkung des Gifts, und was folgt daraus? Denk doch mal logisch! Richtig! Der gute Alkohol verkürzt somit deine Leidenszeit. Denn deine letzten Stunden werden fürchterlich sein. Du wirst dich in Krämpfen winden wie ein Aal, dem man das Rückgrat zertrümmert hat. Am liebsten würdest du deine gesamten dreckigen Innereien auskotzen. Doch dann – ich denke so in drei bis vier Stunden – wird der Brei deiner Scheißleber dein Gehirn überschwemmen und allmählich dein Bewusstsein auslöschen. Und irgendwann im Morgengrauen wird deine Seele – solltest du überhaupt so etwas wie eine Seele haben – in deinen scheiß Kinderschänderhimmel auffahren.“
„Nein! Ich bin kein Kinderschänder! Glauben Sie mir! Männer unter achtzehn habe ich nie angerührt!“
Es war der Schrei der gequälten Kreatur, jenseits alle Lüge.
„Na gut, ich glaube dir! Aber es bessert nichts.“
„Ich will noch nicht sterben, bitte!“
„Wer will das schon!“
Sie hatte sich wieder gesetzt und betrachtete ihr Opfer angewidert.
„Musst du wohl, mein schöner Verführer, musst du wohl, so leid es mir tut... Mein Vater war genau so ein Dreckskerl wie du... Ein Hurenbock wie er im Buche steht, nur vom anderen Ufer. Aber er hatte Grundsätze. Zum Beispiel den: Auge um Auge, Zahn um Zahn... Du hast mich getötet, also töte ich dich!“
Sie schnitt einen Streifen von dem Packband ab und verklebte ihm den Mund. „Für alle Fälle! Man weiß ja nie“, murmelte sie. „Überall gibt es Ohren... Durch das dicke Zuluftrohr könnte man dich hören.“ Sie ging zur Tür und knipste das Licht aus. „So, ich lasse dich jetzt allein. Morgen früh komme ich wieder und hole dich.“
Er hörte, wie sie das Schloss zweimal verriegelte. Eine Weile lag er wie betäubt da.
Dann fühlte er, wie der Schmerz seine Eingeweide hochkroch.
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo rotkehlchen, herzlich Willkommen in der Leselupe!

Schön, dass Du den Weg zu uns gefunden hast. Wir sind gespannt auf Deine weiteren Werke und freuen uns auf einen konstruktiven Austausch mit Dir.

Um Dir den Einstieg zu erleichtern, haben wir im 'Forum Lupanum' (unsere Plauderecke) einen Beitrag eingestellt, der sich in besonderem Maße an neue Mitglieder richtet. http://www.leselupe.de/lw/titel-Leitfaden-fuer-neue-Mitglieder-119339.htm

Ganz besonders wollen wir Dir auch die Seite mit den häufig gestellten Fragen ans Herz legen. http://www.leselupe.de/lw/service.php?action=faq

Hammergeschichte!


Viele Grüße von DocSchneider

Redakteur in diesem Forum
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Das ist ohne Zweifel routiniert geschrieben. Aber ich habe nach dem ersten Drittel etwa angefangen, nur noch über den Text zu fliegen, um rauszufinden, worum es überhaupt geht. Es ist mir nicht wirklich gelungen. Ich weiß jetzt zwar, dass die Frau ein schweres Leben hat(te) und den Mann aus Hass/Rache vergiftet hat, was irgendwas damit zu tun hat, dass der Mann mit (sehr) jungen Kerlen Sex hat(te). Ich weiß aber nicht, was für ein (optisches) Problem die Frau hat (das scheint aber wichtig dafür zu sein, warum Jorin so wichtig war), was mit Jorin eigentlich passiert ist (also was genau sie dem Mann vorwirft) oder was sie mit der Leiche vorhat (auch das scheint wichtig zu sein, denn sie betont es ausgiebig). Das Ganze hat auch weniger mit einem Totentanz als vielmehr mit dem hysterischen Wutrauslassen von jemand Verrohtem zu tun.
 
Ich weiß aber nicht, was für ein (optisches) Problem die Frau hat (das scheint aber wichtig dafür zu sein, warum Jorin so wichtig war),
Das habe ich mich beim Lesen auch gefragt. Spannend geschrieben, doch fehlt einiges an Auflösung der vielen Rätsel.

LG SilberneDelfine
 



 
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