Totgeschrieben - 11. Keller

xavia

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11. Keller

Emma untersucht den Keller

Die Landung im Kellerraum war kein Problem gewesen. Emma war das Klettern und Springen gewohnt und der Raum war gut aufgeräumt; es lag nichts am Boden, woran sie sich hätte wehtun können.
[ 5] Aber bald nach der Landung wurde ihr klar, dass sie vom Regen in die Traufe gekommen war: Die Kellertür war tatsächlich abgeschlossen und es gab keinen Schlüssel. Sicherlich hing der in irgendeiner Wohnung, unerreichbar für sie.
[ 5] Es war ein Fehler gewesen, in den von Mauern eingefassten Garten zu springen, das wusste sie inzwischen. Und es war ein weiterer Fehler gewesen, in einen Kellerraum zu springen, aus dem man nicht wieder herausklettern konnte. Ein schlimmerer Fehler, denn jetzt konnte sie nicht mehr gut um Hilfe rufen, es hörten sie höchstens noch die Leute aus dem Geisterhaus. Wenn da überhaupt Leute drin wohnten. So ein Mist.

Sie merkte, dass sie Angst bekam, kämpfte dagegen an. Sie musste jetzt ganz ruhig bleiben und vernünftig nachdenken. Keinen weiteren dummen Fehler machen. Nur noch immer das Richtige tun.
[ 5] Als erstes würde sie den Raum genau durchsuchen, ob es irgendwelche Gegenstände gab, die ihr helfen konnten. Dabei musste sie sich etwas einfallen lassen, um hier nicht zu verhungern und zu verdursten. Sie wusste, dass man eher verdurstete als verhungerte, aber der Hunger plagte sie im Moment am schlimmsten; immerhin hatte sie nach der Schule kein Mittagessen bekommen. Aber hier sah es überhaupt nicht nach Essen aus.
[ 5] Es gab Werkzeuge, sorgfältig an die Wand gehängt oder im Regal verstaut. Eine Werkbank lehnte zusammengeklappt an der Wand. Ein sehr stabiler Tisch stand da, mit einem Schraubstock dran. Sie kannte solche Dinge aus der Garage von Dennis' Vater. Der ließ sein Auto an der Straße stehen, damit seine Bastel-Geräte Platz hatten. Er zeigte seinem Sohn ganz viel, der kannte sich gut aus.
[ 5] Emma war nicht so eine Expertin, aber ein paar Dinge wusste sie auch. Zum Beispiel hatte sie schon mal mit einer Bohrmaschine Löcher in die Wand ihres Zimmers bohren dürfen, als sie ihr Regal aufgehängt haben. »Selbst ist die Frau!« hatte ihre Mutter gesagt.
[ 5] Ach, ihre Mutter! Die würde sich jetzt bestimmt schreckliche Sorgen machen! Wie sollte die nur gesund werden, wenn sie sich solche Sorgen machen musste? Emma sollte längst bei ihr sein.
[ 5] Nicht mal ihre Hausaufgaben hatte sie machen können. Und vielleicht brauchte sie die auch gar nicht, weil sie morgen, wenn die anderen zur Schule gingen, immer noch hier festsaß, hungernd, durstend …
[ 5] Es packte sie tiefe Verzweiflung und sie weinte. Weinte, bis keine Tränen mehr kamen. Dann saß sie eine Weile so da, beobachtete erstaunt, dass sie nach all dem Weinen und Schluchzen gar nicht zu atmen brauchte. ›Wenn ich hier jetzt einfach so sitze und aufhöre zu atmen, dann sterbe ich und viele Jahre später findet jemand mein Skelett hier im Keller‹, dachte sie.
[ 5] ›Nein, so will ich nicht sterben. Es gibt immer einen Ausweg!‹

Sie trocknete sich die Tränen mit dem Ärmel ab, atmete tief durch und machte sich daran, den Raum noch einmal genau zu durchsuchen. Dabei fand sie eine kleine Tür hinter dem Regal, ungefähr so breit wie eine Kühlschranktür und quadratisch. Sie war aus Holz und hatte am unteren Rand einen Griff, kein Schloss!
[ 5] Sie hatte die Tür übersehen, weil ein Pappkarton mit Kabelresten davorgestanden hatte. Jetzt stellte sie erfreut fest, dass das Regal an der Stelle gerade Raum genug ließ, um diese Tür aufzumachen. Sie schien wie eine Kofferraumtür zu funktionieren, ging also nicht zur Seite, sondern nach oben auf, sie konnte sie aufklappen, welche Freude!
[ 5] Emma blickte durch die Klappe in den total finsteren Nebenraum. – Was mochte darin sein? Ob der auch so aufgeräumt war wie dieser? Sie lauschte, ob es vielleicht Tiere darin gab, hörte aber nichts. Vielleicht hatte sie Glück und die Tür war nicht verschlossen. Sie beschloss, nach einem Lichtschalter zu suchen.
[ 5] Aber dieses Mal würde sie sich nicht den Rückweg verbauen; sie krabbelte zurück und fand im Regal ein Bündel alte Plastikfolie, wie man sie beim Tapezieren auf die Fußböden legte. Die hatte wohl jemand aufgehoben, um sie noch einmal zu benutzen. Emma klemmte das Bündel in die Klappe und schlüpfte hindurch in den dunklen Raum.

Vorsichtig tastete sie sich an der Wand entlang. Früher oder später würde sie auf diese Weise an der Tür ankommen und neben einer Kellertür befand sich immer der Lichtschalter.
[ 5] Komisch, dass kein Licht durch ein Fenster in den Raum kam. Sie musste einige Schränke oder Regale umrunden und einmal stand ein Sessel im Weg, durch den sie fast die Richtung verloren hätte, aber schließlich fand sie doch die Kellertür.
[ 5] »Lieber Gott, bitte lass diese Kellertür nicht zugeschlossen sein, dann will ich auch immer ohne zu Murren ins Bett gehen und ganz oft die Geschirrspülmaschine ausräumen, wenn sie mit dem Abwaschen fertig ist.« Das mit der Geschirrspülmaschine tat ihr, kaum dass sie es gesagt hatte, schon wieder leid, denn dazu hatte sie überhaupt keine Lust.
[ 5] In banger Erwartung drückte sie die Klinke. Abgeschlossen! Hätte sie das mit der Geschirrspülmaschine wohl doch lieber ernst meinen sollen.
[ 5] Wenigstens fand sie den Lichtschalter und der funktionierte auch: Das helle Licht blendete sie zuerst und dann sah sie, dass es mitten im Raum eine ziemlich große Klappe gab, die offen stand und über der ganz unordentlich ein noch größerer Teppich hing.
[ 5] Das Loch im Fußboden, das man anscheinend mit dieser Klappe verschließen konnte, führte in einen weiteren Raum, der recht wohnlich aussah. – Was sollte denn ein Wohnraum unter dem Keller? So ein Unsinn! Wer braucht denn sowas? Ein Glück, dass sie nicht im Dunkeln dort hineingefallen war, als sie den Raum umrundet hatte!
[ 5] Emma kniete sich an den Rand des Loches und spähte hinein. Der Raum schien groß zu sein, vielleicht ebenso groß wie der Kellerraum, in dem sie sich befand. Sie konnte nur den Teil überblicken, in den Licht aus dem oberen Raum fiel. So weit sie es erkennen konnte, gab es einen großen Tisch, Regale, ein Waschbecken, …
[ 5] Ein Waschbecken! Wasser! Sie würde nicht verdursten müssen! Zumindest nicht, wenn sie in diesen Raum hinunterkam. Es gab keine Treppe, aber an der Wand unter dem Kellerfenster hing eine Leiter. Und nun sah sie auch, wieso es in diesem Raum so dunkel gewesen war: An der Wand hing ein schwarzes Rollo, wahrscheinlich vor dem Fenster. – Ob sie die Leiter wohl von den Wandhaken herunterheben könnte?
[ 5] »Versuch macht kluch.« hätte Opa gesagt und es ausprobiert. Sie zog den alten Sessel zu der Leiter hin. Das bedeutete Schwerstarbeit, weil der Boden so rau und der Sessel so widerspenstig war, aber schließlich stand der Sessel unter der Leiter und sie kletterte hinauf. Die Sprungfedern des Sessels ächzten und sie stand auf schwankendem Boden. Eine sehr wackelige Angelegenheit. Sie stemmte sich von unten gegen die schwere Holzleiter: Die ließ sich heben und von dem einen Haken nehmen. Polternd fiel die Leiter herunter und Emma auch. Glücklicherweise hing die Leiter immer noch an der Wand fest und konnte ihr nichts tun. Emma kletterte wieder auf den Sessel und untersuchte den anderen Haken. Es würde gar nicht so schwer sein, die Leiter auch von diesem Haken zu nehmen, denn ein Ende stand ja schon auf dem Boden. Aber wenn sie sie dann von der Wand wegziehen würde, könnte die Leiter auf sie drauffallen. Emma überlegte. – Ja, sie hatte schon etwas gelernt bei diesem Abenteuer: Es war gut, vorher zu überlegen. Besser, als hinterher.
[ 5] Schließlich hatte sie sich einen Plan gemacht, wie sie die Leiter vom Haken holen und dann ganz schnell zur Seite weg vom Sessel herunterspringen wollte. Dazu musste sie den Sessel so drehen, dass seine Öffnung zur Seite ging und die Armlehne zur Wand. Dabei konnte eigentlich gar nichts schiefgehen. Allenfalls könnte die Leiter statt auf den Sessel direkt auf den Boden fallen, aber was machte das schon? Die sah stabil aus, die würde das schon aushalten.
[ 5] Beherzt setzte sie ihren Plan in die Tat um und wie befürchtet fiel die Leiter mit lautem Rumms auf den Boden zwischen Sessel und Wand, aber immerhin, ohne Emma zu verletzen, denn die hatte sich rechtzeitig durch einen Sprung vom Sessel in Sicherheit gebracht und konnte von dort aus tatsächlich zusehen, wie die Leiter fiel. – Ja, Emma war ganz schön schnell, wenn es drauf ankam!
[ 5] Nun brauchte sie die Leiter nur noch zum Loch zu ziehen, nachdem sie den Sessel weggeschoben hatte. Dann schob sie sie über das Loch und ließ sie hineinkippen, so, dass das untere Ende der Leiter am Tischbein stand und dort festklemmte. Emma prüfte, ob die Leiter sicher stand und kletterte hinunter.
[ 5] Erst mal etwas trinken. Dann weitersehen. Vielleicht gab es hier ja sogar etwas zu Essen? Sie nahm den Becher vom Tisch und füllte ihn mit Wasser. Ahhh, köstlich! Sie wusste gar nicht, dass Leitungswasser so gut schmecken konnte. Das lag wohl daran, dass sie so hart dafür hatte arbeiten müssen. Als sie gerade den zweiten Becher leertrank, hörte sie, wie die Kellertür aufgeschlossen wurde und freute sich: Nun würde alles gut werden! »Hallo? Ich bin hier unten! Ich wollte nur …«
[ 5] Grenzenloses Entsetzen packte Emma, als sie sah, dass die Leiter heraufgezogen wurde. Bevor sie noch begriff, was da passierte, wurde die Klappe zugeklappt und sie hörte, dass der Teppich darübergezogen wurde. – Nicht zu fassen! War sie denn in einem Gruselfilm gelandet? » Hilfe! Hilfe! Hiiilfeeee!« – Emma hatte ein dumpfes Gefühl in den Ohren. Es hörte sich an, als könne nicht mal der Mensch in dem Kellerraum, der ihre Leiter geklaut hatte, sie hören. Sie war wieder ganz allein, allein in völliger Dunkelheit. Dummerweise hatte sie sich nicht im Raum umgesehen, als sie noch die Gelegenheit dazu hatte. Dazu war sie zu durstig gewesen.
[ 5] Der Becher hatte auf einem Tisch gestanden. Den Tisch fand sie auch im Dunkeln leicht und setzte sich erst mal darauf. Besser als auf dem kalten Kellerfußboden saß sie hier allemal. Nach einer Weile ratlosen Grübelns rollte sie sich auf dem Tisch zusammen. Nur mal kurz ausruhen, dachte sie, weil ihr der Rücken an der Kellerwand ganz kalt wurde. Sie wollte im Liegen darüber nachdenken, was sie tun könnte. Bevor sie das noch tun konnte, schlief sie ein.
 

ahorn

Mitglied
Hallo Xavia,
Standartszene! Kind im Keller, kommt immer gut. Oft geschrieben aber trotzdem spannend.

Leider kam mir bis auf das letzte drittel deines Textes keine Spannung auf.

Im ersten Drittel steht sie nur herum, denkt, denkt und denkt. Keine Panik, keine Angst nicht einmal Neugier oder Abenteuerlust kann der Leser verspüren.

Im zweiten Drittel passiert endlich etwas, sie bewegt sich. Leider tauchen Logikfehler auf die den Genuss erneut trüben.

Erst zum Schluss erwacht dein literarisches Geschick, erst holprig, dann gekonnt. Ich kann mit Emma mitfühlen. Warum? Sie denkt nicht, sie handelt.
Was macht das Opfer eines Krimis aus? Es denkt nicht, wenn es dieses getan hätte, wäre es nicht in ihre Lage gekommen. Erst zum Schluss macht es sich Gedanken, sinniert.

Beschreibe wie im zweiten und dritten Teil die Räumlichkeiten, damit der Leser Abenteuer oder Grusel empfindet, die Motivation des Charakters erkennt, warum er etwas macht!


Die Landung im Kellerraum war kein Problem gewesen. Emma war das Klettern und Springen gewohnt und der Raum war gut aufgeräumt; es lag nichts am Boden, woran sie sich hätte wehtun (Kindergartensprache!) Können.
Emma landete unversehrt im Kellerraum.
Gut! Sie ist im Keller. Das sie Klettern und Springen gewöhnt schön, wie Essen oder Trinken. Beispiel!
Eine Beschreibung des Raumes mit allen Sinnen passend, dann ihre Schlussfolgerung:
Aber bald nach der Landung wurde ihr klar, dass sie vom Regen in die Traufe gekommen war:
Logisch.

Die Kellertür war tatsächlich abgeschlossen und es gab keinen Schlüssel. Sicherlich hing der in irgendeiner Wohnung, unerreichbar für sie.
Hatte sie etwas anders erwartet. Sie spring in einen ihr unbekannten Kellerraum und geht davon aus, dass sie ohne weitere Probleme weiterkommt. Ihr Röntgenblick teilt ihr mit, dass die Tür verschlossen – kein Rütteln, Klopfen oder Zerren?
Warum kommt sie darauf, dass der Schlüssel irgendwo hin. Vielleicht steckte er ja auf der anderen Seite im Schloss?

Es war ein Fehler gewesen, in den von Mauern eingefassten Garten zu springen, [Strike] das wusste sie inzwischen[/Strike].
Inhaltlich gedoppelt!


Und es war ein weiterer Fehler gewesen, in einen Kellerraum zu springen, aus dem man nicht wieder herausklettern konnte. Ein schlimmerer Fehler, denn jetzt konnte sie nicht mehr gut um Hilfe rufen, es hörten sie höchstens noch die Leute aus dem Geisterhaus. Wenn da überhaupt Leute drin wohnten. [Strike] So ein Mist[/Strike].
Ein weiterer Fehler, in einen Kellerraum zu springen, aus dem sie nicht fliehen konnte.
Um Hilfe rufen kann sie. Oder ist ihr Mund verbunden?
Jetzt konnte sie niemand mehr hören, wenn sie um Hilfe rief, außer die Leute aus dem Geisterhaus. »So ein Mist«, schluchzte sie.


Sie merkte, dass sie Angst bekam, kämpfte dagegen an. Sie musste jetzt ganz ruhig bleiben und vernünftig nachdenken. Keinen weiteren dummen Fehler machen. Nur noch immer das Richtige tun.
Sie kämpfte gegen die aufsteigende Angst an.

Das arme Kind steht da und denkt – cool und locker die Arme verschränkt. Hatte sie nicht gerade Angst. Sie kauert sich nicht hin, umschlingt nicht mit ihren zitternden Armen ihre weichen Knie? Sie springt nicht an der Wand hoch, obwohl sie gerne spring, um das Fenster zu erreichen?
Nein!

als erstes würde sie den Raum genau durchsuchen, ob es irgendwelche Gegenstände gab, die ihr helfen konnten.
Sie nimmt sich vor, den Raum zu durchsuchen, den Raum, der Raum gut aufgeräumt war, auf dem nichts am Boden lag.
Sie läuft nicht durch den Raum, stöbert, forscht oder sucht?
Nee, nee sie denkt ja!

Dabei musste sie sich etwas einfallen lassen, um hier nicht zu verhungern und zu verdursten. Sie wusste, dass man eher verdurstete als verhungerte, aber der Hunger plagte sie im Moment am schlimmsten; immerhin hatte sie nach der Schule kein Mittagessen bekommen.
Denn ihr Hauptproblem ist nicht zu hungern, dabei steht sie wie angewurzelt am Fleck! UND

Aber hier sah es überhaupt nicht nach Essen aus.
Klaro! Vom Sehen allein? Außerdem finden sich in anderen Kellern immer Nahrungsmittel. Wie kommt sie sonst darauf?

Es gab Werkzeuge, sorgfältig an die Wand gehängt oder im Regal verstaut. Eine Werkbank lehnte zusammengeklappt an der Wand. Ein sehr stabiler Tisch stand da, mit einem Schraubstock dran. Sie kannte solche Dinge aus der Garage von Dennis‘ Vater.
OK! Die Werkzeuge an der kann sie sehen, aber im Regal, höchstens erahnen. Wie hell ist es im Keller. In diesem muffigen Keller, in dem in den Ecken haarige Spinne ihr Gespinst gewebt haben. Denn sie steht weiterhin an ihrem Fleck!


Sie kannte solche Dinge aus der Garage von Dennis‘ Vater. Der ließ sein Auto an der Straße stehen, damit seine Bastel-Geräte Platz hatten. Er zeigte seinem Sohn ganz viel, der kannte sich gut aus.
Emma war nicht so eine Expertin, aber ein paar Dinge wusste sie auch. Zum Beispiel hatte sie schon mal mit einer Bohrmaschine Löcher in die Wand ihres Zimmers bohren dürfen, als sie ihr Regal aufgehängt haben. »Selbst ist die Frau!« hatte ihre Mutter gesagt.
Dafür denkt sie weiter.

Langsam würd es theatralisch. Das tapfere Mädchen mit der Angst, denkt weiter – dabei steht sie weiter hin an ihrem Fleck, unterhalb des Fensters.
Ach, ihre Mutter! Die würde sich jetzt bestimmt schreckliche Sorgen machen! Wie sollte die nur gesund werden, wenn sie sich solche Sorgen machen musste? Emma sollte längst bei ihr sein.
Nicht mal ihre Hausaufgaben hatte sie machen können. Und vielleicht brauchte sie die auch gar nicht, weil sie morgen, wenn die anderen zur Schule gingen, immer noch hier festsaß, hungernd, durstend …
Das arme Ding!

Aber nein! Das Ding wird zu einem Kind, es regt sich ein Gefühl.
Es packte sie tiefe Verzweiflung und sie weinte. Weinte, bis keine Tränen mehr kamen. Dann saß sie eine Weile so da, beobachtete erstaunt, dass sie nach all dem Weinen und Schluchzen gar nicht zu atmen brauchte. ›Wenn ich hier jetzt einfach so sitze und aufhöre zu atmen, dann sterbe ich und viele Jahre später findet jemand mein Skelett hier im Keller‹, dachte sie.
›Nein, so will ich nicht sterben. Es gibt immer einen Ausweg!‹
Bis keine Träne mehr kam – es ist verdurstet und hingesetzt hat es sich zwischenzeitlich!

Ihr Tatendurst erwacht!
Sie trocknete sich die Tränen mit dem Ärmel ab, atmete tief durch und machte sich daran, den Raum noch einmal genau zu durchsuchen.
Noch einmal durchsuchen, bis jetzt dachte sie nur daran, dieses zu tun!

Dabei fand sie eine kleine Tür hinter dem Regal, ungefähr so breit wie eine Kühlschranktür und quadratisch. Sie war aus Holz und hatte am unteren Rand einen Griff, kein Schloss!
Sie hatte die Tür übersehen, weil ein Pappkarton mit Kabelresten davorgestanden hatte. Jetzt stellte sie erfreut fest, dass das Regal an der Stelle gerade Raum genug ließ, um diese Tür aufzumachen. Sie schien wie eine Kofferraumtür zu funktionieren, ging also nicht zur Seite, sondern nach oben auf, sie konnte sie aufklappen, welche Freude!
Tja! Wie Gur ist es, wenn sie nicht nur schaut, sondern hingeht. Welche Freunde – gähn. Kann du nicht ein einziges Mal Gefühle zeigen, anstatt sie zu benennen.


Emma blickte durch die Klappe in den total finsteren Nebenraum. – Was mochte darin sein?
Sie hat wirklich Röntgenaugen. Sie vermark durch eine Klappe zu sehen. Oder meint sie die Klappe selber, dann ist die Frage nach dem Inhalt? Holz!



Ob der auch so aufgeräumt war wie dieser?
Ordentliches Kind, welche Mutter, welcher Vater wünscht sich nicht ein Spross, der in höchster Not ans Aufräumen denkt!

Sie lauschte, ob es vielleicht Tiere darin gab, hörte aber nichts.
Endlich sie macht etwas – sie lauscht!!!!

Sie beschloss, nach einem Lichtschalter zu suchen.
Och nein! Wieder nur ein Entschluss!

Aber dieses Mal würde sie sich nicht den Rückweg verbauen; sie krabbelte zurück und fand im Regal ein Bündel alte Plastikfolie, wie man sie beim Tapezieren auf die Fußböden legte.
Der Vergleich schön.
Sie krabbelt (Kleinkinder krabbeln – ältere kriechen) züruck? Von wo. Sie hockt – ich hoffe dieses, vor der Klappe.

Die hatte wohl jemand aufgehoben, um sie noch einmal zu benutzen.
Weg mit diesem Satz!! Es ist ein Keller. Viele Menschen lagern dort Gegenstände die sie irgendwann benutzten wollen.

Emma klemmte das Bündel in die Klappe und schlüpfte hindurch in den dunklen Raum.
In die Klappe kann sie nichts klemmen, höchstens ans Scharnier und durchschlüpfen schon gar nicht!

Vorsichtig tastete sie sich an der Wand entlang. Früher oder später würde sie auf diese Weise an der Tür ankommen und neben einer Kellertür befand sich immer der Lichtschalter.
Top!!!!!!!!! Das ist es. Naja, dass mit dem früher oder später zuviel gedenke wieder – es soll Räume geben die keine Tür. Vielleicht ist die Klappe der einzige Einlass zu dem Raum?

Komisch, dass kein Licht durch ein Fenster in den Raum kam. Sie musste einige Schränke oder Regale umrunden und einmal stand ein Sessel im Weg, durch den sie fast die Richtung verloren hätte, aber schließlich fand sie doch die Kellertür.
Der Raum ist derart dunkel, dass sie tasten muss. Ein Schrank, ein Regal in Finsternis ertasten, ja – einen Sessel?

»Lieber Gott, bitte lass diese Kellertür nicht zugeschlossen sein, dann will ich auch immer ohne zu Murren ins Bett gehen und ganz oft die Geschirrspülmaschine ausräumen, wenn sie mit dem Abwaschen fertig ist.« Das mit der Geschirrspülmaschine tat ihr, kaum dass sie es gesagt hatte, schon wieder leid, denn dazu hatte sie überhaupt keine Lust.
In banger Erwartung drückte sie die Klinke. Abgeschlossen! Hätte sie das mit der Geschirrspülmaschine wohl doch lieber ernst meinen sollen.
Theatralisch! Wie lieb Emma ist. Vor Kurzen hatte sie Angst zu verhungern und jetzt möchte sie ohne zu murren ins Bett. Aber Lob an die Autorin – sie drückt eine Klinke! Die bange Erwartung einwenig altbacken für ein Kind – naja!


Wenigstens fand sie den Lichtschalter und der funktionierte auch: Das helle Licht blendete sie zuerst und dann sah sie, dass es mitten im Raum eine ziemlich große Klappe gab, die offen stand und über der ganz unordentlich ein noch größerer Teppich hing.
Es wird besser! Auf »und der funktionierte auch« würde ich verzichten, wenn so ein Ding funktioniert, heißt es lange nicht, dass ein Licht aufgeht ;)
Eine Tatsache, die du im nächsten Satz schilderst. Aber Bitte! HELLES Licht!
Frage! Was ist eine ziemlich große Klappe?


Das Loch im Fußboden, das man anscheinend mit dieser Klappe verschließen konnte, führte in einen weiteren Raum, der recht wohnlich aussah
Erneut hast du ein Klappenproblem!
Entweder dort ist ein Loch oder nicht. Ein Umstand, den sie nicht weiß, da sie die Klappe nicht geöffnet! Trotzdem weiß sie bereits, dass dort ein wohnlicher Raum ist!

Ein Glück, dass sie nicht im Dunkeln dort hineingefallen war, als sie den Raum umrundet hatte!
Es lag ja eine Klappe drauf!

Emma kniete sich an den Rand des Loches und spähte hinein. Der Raum schien groß zu sein, vielleicht ebenso groß wie der Kellerraum, in dem sie sich befand. Sie konnte nur den Teil überblicken, in den Licht aus dem oberen Raum fiel. So weit sie es erkennen konnte, gab es einen großen Tisch, Regale, ein Waschbecken, …
Toll !!!! Sie tut etwas und beschreibt, was sie sieht super!! Langsam nimmt wird die Geschichte dynamisch.



Ein Waschbecken! Wasser! Sie würde nicht verdursten müssen! Zumindest nicht, wenn sie in diesen Raum hinunterkam. Es gab keine Treppe, aber an der Wand unter dem Kellerfenster hing eine Leiter. Und nun sah sie auch, wieso es in diesem Raum so dunkel gewesen war:
Wieder verdursten? Jedenfalls eine Motivation ihrerseits, um ins Loch zu springen.

An der Wand hing ein schwarzes Rollo, wahrscheinlich vor dem Fenster. – Ob sie die Leiter wohl von den Wandhaken herunterheben könnte?
Warum wahrscheinlich? Hast du nicht geschrieben, dass es das Fenster ist?

– Ob sie die Leiter wohl von den Wandhaken herunterheben könnte?
Wieder denkt sie – schade! Nebenbei: Vor dem Gedankenstrich ein Punkt – lies sich komisch! Ohne Punkt kämme es besser.

»Versuch macht kluch.« hätte Opa gesagt und es ausprobiert. Sie zog den alten Sessel zu der Leiter hin. Das bedeutete Schwerstarbeit, weil der Boden so rau und der Sessel so widerspenstig war, aber schließlich stand der Sessel unter der Leiter und sie kletterte hinauf. Die Sprungfedern des Sessels ächzten und sie stand auf schwankendem Boden. Eine sehr wackelige Angelegenheit.
Ich kann richtig mitfühlen. Würde das ‚aber‘ vor schließlich und die inhaltliche Doppelung ‚Eine sehr wackelige Angelegenheit‘ streichen.

Sie stemmte sich von unten gegen die schwere Holzleiter: Die ließ sich heben und von dem einen Haken nehmen.
Klar von unten! Wieder fällst du in deinen Trott: ‚Emma hob sie an, nahm sie vom Haken.‘



Polternd fiel die Leiter herunter und Emma auch. Glücklicherweise hing die Leiter immer noch an der Wand fest und konnte ihr nichts tun.
Entweder beide fallen oder einer hängt!
Polternd rutschte die Leiter ab und Emma schlug auf dem Boden auf. Die Leiter hatte sich an einem zweiten Haken verfangen, sonst wäre diese auf Emmas Schädel gelandet.

Emma kletterte wieder auf den Sessel und untersuchte den anderen Haken. Es würde gar nicht so schwer sein, die Leiter auch von diesem Haken zu nehmen, denn ein Ende stand ja schon auf dem Boden.
Das Mädchen stieg erneut auf den verschließenden braungrauen Sessel, untersuchte den Haken, sah zu Boden und stellte fest, dass sich die Leiter verkantet hatte.

Aber wenn sie sie dann von der Wand wegziehen würde, könnte die Leiter auf sie drauffallen.
Es bestand die Gefahr, dass beim Wegziehen die Leiter sie begrub.

Emma überlegte. – Ja, sie hatte schon etwas gelernt bei diesem Abenteuer: Es war gut, vorher zu überlegen. Besser, als hinterher.
Sie strich mit dem rechten Zeigefinger an ihrem Nasenflügel und rollte mit den Augen. Eins hatte sie bei ihrem Abenteuer gelernt. »Erst überlegen. Dann Handeln«, flüsterte sie.


schließlich hatte sie sich einen Plan gemacht, wie sie die Leiter vom Haken holen und dann ganz schnell zur Seite weg vom Sessel herunterspringen wollte.
Sie hatte einen Plan.


Dazu musste sie den Sessel so drehen, dass seine Öffnung zur Seite ging und die Armlehne zur Wand. Dabei konnte eigentlich gar nichts schiefgehen. Allenfalls könnte die Leiter statt auf den Sessel direkt auf den Boden fallen, aber was machte das schon? Die sah stabil aus, die würde das schon aushalten.
Sie sprang vom Sessel, drehte das Möbelstück derart, dass die Sitzfläche zur Seite wies (Schön wäre es, wenn der Autor zuvor im Text dort einen Gegenstand beschrieben hätte!) und die Armlehne zur Wand. Somit fiel die Leiter nicht auf das Möbel, sondern direkt zu Boden. Sie machte für Emma einen stabilen Eindruck. Eine Gefahr des Zerbrechen bestand für sie nicht. (Beseitigung von Konjunktiv und Passivsätzen!)



beherzt setzte sie ihren Plan in die Tat um und wie befürchtet fiel die Leiter mit lautem Rumms auf den Boden zwischen Sessel und Wand, aber immerhin, ohne Emma zu verletzen, denn die hatte sich rechtzeitig durch einen Sprung vom Sessel in Sicherheit gebracht und konnte von dort aus tatsächlich zusehen, wie die Leiter fiel. – Ja, Emma war ganz schön schnell, wenn es drauf ankam!
Beherzt setzte sie ihren Plan in die Tat um und wie befürchtet fiel die Leiter mit lautem Rumms auf den Boden zwischen Sessel und Wand, aber immerhin, ohne Emma zu verletzen, denn die hatte sich rechtzeitig durch einen Sprung vom Sessel in Sicherheit gebracht und konnte von dort aus tatsächlich zusehen, wie die Leiter fiel. – Ja, Emma war ganz schön schnell, wenn es drauf ankam!
Satz zu lang!
Wie sie gefürchtet hatte, sauste die Leiter von der Wand. Emma brachte sich mit einem grazilen Sprung in Sicherheit und beobachtete wie die Leiter zwischen Sessel und Wand hindurch krachend auf den Steinboden (Ein bisschen Abwechslung kann nicht schaden. Immer nur Boden ist langweilig ;)) aufschlug.

nun brauchte sie die Leiter nur noch zum Loch zu ziehen, nachdem sie den Sessel weggeschoben hatte. Dann schob sie sie über das Loch und ließ sie hineinkippen, so, dass das untere Ende der Leiter am Tischbein stand und dort festklemmte. Emma prüfte, ob die Leiter sicher stand und kletterte hinunter.
Sie klatschte in die Hände, schob den Sessel beiseite und zog die Leiter zum Loch. Vorsichtig schob sie diese, bis sie der Schwerkraft folgend sich ins Dunkel neigte. Sie passte auf, dass ihr Ende sich an einem Bein des Tisches verfing, den sie zuvor gesehen hatte. Sie rüttelte an der Leiter, prüfte mit einem Fuß die Standfestigkeit und kletterte herab.

Erst mal etwas trinken. Dann weitersehen. Vielleicht gab es hier ja sogar etwas zu Essen? Sie nahm den Becher vom Tisch und füllte ihn mit Wasser. Ahhh, köstlich! Sie wusste gar nicht, dass Leitungswasser so gut schmecken konnte. Das lag wohl daran, dass sie so hart dafür hatte arbeiten müssen.
Nicht den Becher (Da du ihn noch nicht definiert), sondern ein Becher.
Lächelnd schaute sie empor, dann schwang ihr Blick durch den Raum, bis sie auf dem Tisch einen Becher wahrnahm. Sie legte sich über ihre ausgetrockneten, rauen Lippen, ergriff den Becher und stürzte zum Wasserhahn. Köstlich! Sie wusste gar nicht, dass Leitungswasser so gut schmecken konnte.

als sie gerade den zweiten Becher leertrank, hörte sie, wie die Kellertür aufgeschlossen wurde und freute sich: Nun würde alles gut werden! »Hallo? Ich bin hier unten! Ich wollte nur …«
Das zweite Mal den Becher an den Lippen wie die Kellertür aufgeschlossen wurde. Sie warf das Gefäß beiseite, regte den Hals und rief: »Hallo? Ich bin hier unten! Ich wollte nur …«


Grenzenloses Entsetzen packte Emma, als sie sah, dass die Leiter heraufgezogen wurde.
Die Augen aufgerissen, beobachtete sie wie die Leiter nach oben verschwand. (Oder so ähnlich!)


Bevor sie noch begriff, was da passierte, wurde die Klappe zugeklappt und sie hörte, dass der Teppich darübergezogen wurde. – Nicht zu fassen!
Bevor sie begriff, was passierte, schlug die Klappe herab.

War sie denn in einem Gruselfilm gelandet? » Hilfe! Hilfe! Hiiilfeeee!« – Emma hatte ein dumpfes Gefühl in den Ohren. Es hörte sich an, als könne nicht mal der Mensch in dem Kellerraum, der ihre Leiter geklaut hatte, sie hören.
Starr und regungslos stand sie in der Finsternis, nur ihr Kinn fing an zu zittern. » Hilfe! Hilfe! Hiiilfeeee!«, wimmerte sie. Sie vernahm nur ihr eignendes Rufen, dumpf in ihren Ohren.

Sie war wieder ganz allein, allein in völliger Dunkelheit. Dummerweise hatte sie sich nicht im Raum umgesehen, als sie noch die Gelegenheit dazu hatte. Dazu war sie zu durstig gewesen.
Sie war allein, allein in völliger Dunkelheit. Dummerweise hatte sie sich nicht ausgiebig im Raum umgesehen, als sie die Gelegenheit dazu hatte. Dazu war sie zu durstig gewesen.


Der Becher hatte auf einem Tisch gestanden. Den Tisch fand sie auch im Dunkeln leicht und setzte sich erst mal darauf. Besser als auf dem kalten Kellerfußboden saß sie hier allemal.
Den Tisch fand sie im Dunkeln, setzte sich auf ihn. Besser dort als auf dem kalten Kellerfußboden.

Nach einer Weile ratlosen Grübelns rollte sie sich auf dem Tisch zusammen.
Sie legte ihre Hände an ihren Hinterkopf und lehnte den Rücken an die Kellerwand und grübelte.

Nur mal kurz ausruhen, dachte sie, weil ihr der Rücken an der Kellerwand ganz kalt wurde. Sie wollte im Liegen darüber nachdenken, was sie tun könnte. Bevor sie das noch tun konnte, schlief sie ein.
Zitternd vor Kälte rollte sie sich auf dem Tisch zusammen, dachte darüber nach, was sie tun könne. Sie schlief ein.

Xavia so oder ähnlich würde ich es schreiben. Naja jeder sieht es anders. Jedenfalls gebe ich dir den Tipp den Lageplan des Kellers noch einmal zu studieren. Besondere, auffällige Gegenstände zu platzieren, damit der Leser sich besser orientieren kann.

Wie immer mit einem Zwinkern
Ahorn
 

xavia

Mitglied
Hallo lieber Ahorn,

vor allem erst einmal ganz herzlichen Dank für deine ausführlichen Kommentare, ich freue mich sehr, einen so aktiven Leser zu haben!

Dann muss ich mich schuldig bekennen, deinen wiederholten Appell, die Personen handeln statt denken zu lassen, noch nicht ausreichend umgesetzt zu haben. Ich werde dieses Kapitel dahingehend gründlich überarbeiten.

Aber: An einigen Stellen muss ich mich doch verteidigen, vor allem bei den Klappen.

An manches, das dir als Erwachsenem selbstverständlich erscheint, denkt Emma, ein Kind, nun mal, zum Beispiel daran, wo wohl der Schlüssel sein könnte. Oder sie denkt über ihre Fehler nach, die sie immer wieder macht. So lernen Kinder doch.

Dass sie nicht um Hilfe rufen will, weil sie das peinlich findet, steht schon im Kapitel „Gefangen“. Im Geisterhaus hat sie noch einen weiteren Grund: Sie ist eingedrungen und will gar nicht entdeckt werden.

Was die Klappe zum Nebenraum angeht, die hat sie aufgeklappt, um hindurchzusehen, also kann sie nicht mehr vor der Klappe hocken und sie braucht auch keine Röntgenaugen:

Sie schien wie eine Kofferraumtür zu funktionieren, ging also nicht zur Seite, sondern nach oben auf, sie konnte sie aufklappen, welche Freude!
[ 5]Emma blickte durch die Klappe in den total finsteren Nebenraum.
Wenn ich schreibe

Emma blickte durch die Klappe in den total finsteren Nebenraum. – Was mochte darin sein?
dann bezieht sich der zweite Satz auf den Nebenraum, mit dem der erste endet und nicht auf die Klappe, also ist da kein „Holz“ drin.

Die hatte wohl jemand aufgehoben, um sie noch einmal zu benutzen.
Weg mit diesem Satz!! Es ist ein Keller. Viele Menschen lagern dort Gegenstände die sie irgendwann benutzten wollen.
Was für einen Erwachsenen selbstverständlich ist, kann für ein Kind einen Gedanken wert sein. Sie hat noch nicht so oft tapeziert wie du ;) – Ich schreibe doch aus ihrer Sicht. Möglicherweise gibt es bei ihr zu Hause überhaupt keinen Keller.

Du schreibst:
Ein Schrank, ein Regal in Finsternis ertasten, ja – einen Sessel?
Meinst du damit, dass man einen Sessel nicht ertasten kann?

Ein Lichtschalter, der funktioniert, sollte wohl einer sein, der Licht macht. So weit denkt ein Kind nicht, dass es sich allein in fremdem Keller überlegt, dass ein funktionierender Schalter mit nicht funktionierendem Stromkreis oder kaputter Lampe kein Licht macht. Sie wird doch nicht denken: „Oh, ein Lichtschalter! Welch ein Glück, nicht nur funktioniert der Schalter, er ist auch an einen Stromkreis angeschlossen und es gibt eine Lampe, die davon mit Strom versorgt wird und deren Glühfäden noch nicht durchgebrannt sind, sofern es noch eine alte Glühbirne ist, was ja in alten Kellern denkbar wäre.“

Mit der zweiten Klappe in der Mitte des zweiten Kellerraums muss ich wohl noch genauer werden. Ich dachte, das Bild wäre klar

Das helle Licht blendete sie zuerst und dann sah sie, dass es mitten im Raum eine ziemlich große Klappe gab, die offen stand und über der ganz unordentlich ein noch größerer Teppich hing.
[ 5]Das Loch im Fußboden, das man anscheinend mit dieser Klappe verschließen konnte, […]
„Ziemlich groß“ kann ich spezifizieren, aber wie ich das Offenstehen der Klappe deutlicher machen kann, sehe ich im Moment noch nicht. Werde darüber nachdenken.

Du schreibst, ich habe hier ein Klappenproblem und da sei ein Loch oder nicht. Aber da IST ein Loch und das steht doch auch da und wenn die Klappe offen steht, braucht sie sie nicht zu öffnen. Sobald Licht hineinfällt, sieht sie, was darin ist, wenn sie am Rand des Loches hockt. – Hier kann ich deine Kritik nicht nachvollziehen.

Zum Rollo: Was sie sieht, ist das Rollo, nicht das Fenster dahinter, denn sie hat KEINE Röntgenaugen. Aber da das Rollo an einer Stelle ist, an der sie ein Fenster vermutet, denkt (tschuldigung) sie, es sei wahrscheinlich ein Fenster dahinter.

Über das Herunternehmen der Leiter denke ich noch mal nach.

(Schön wäre es, wenn der Autor zuvor im Text dort einen Gegenstand beschrieben hätte!)
Hier verstehe ich dich nicht: Was für einen Gegenstand denn? Es geht darum, den Sessel den sie an die Wand geschoben hatte, zu drehen, damit der „Ausstieg“ seitlich ist.

Eine Gefahr des Zerbrechen bestand für sie nicht.
Klingt gut, klingt für mich aber nicht nach Emma. Ich versuche in diesem Kapitel, ein wenig so zu schreiben, wie Emma denkt und spricht. Sie macht sich Gedanken, die du dir wohl nicht machen würdest, aber so ist sie eben. Ich werde aber versuchen, sie mehr handeln zu lassen, auf jeden Fall. Und eine Spinne wird sie auch aufscheuchen.

So, nun bin ich aber mit meinen Einwänden am Ende, alles andere kann ich sehr gut nachvollziehen und werde es heute im Laufe des Tages überarbeiten.

LG Xavia.
 

ahorn

Mitglied
Hallo Xavia,

Zur Klappe. Welches Material ist egal, nur mir ist es nicht möglich durch eine Klappe - es sei denn sie ist durchsichtig - zu sehen. Ich schaue durch die Öffnung, die Klappe verschlossen hatte!

Grinsend
Ahorn
 

xavia

Mitglied
Lieber Ahorn,

beim Überarbeiten ist mir das dann auch aufgefallen. Du bist wirklich SEHR spitzfindig. – Ich liebe das!

LG Xavia.
 

xavia

Mitglied
11. Keller

Emma untersucht den Keller

Ein kühner Sprung und schon stand Emma im Keller. Freudig rannte sie quer durch den Raum zur Tür, drückte die Klinke, zog: Abgeschlossen! Der Schreck fuhr ihr in alle Glieder. »Das darf doch nicht wahr sein!« Sie drückte die Klinke noch einmal ganz fest herunter, rüttelte an der Tür, aber die rührte sich nicht, schien unbeeindruckt von Emmas Kraft. Wütend trat sie gegen die Tür. Bestimmt hing der Schlüssel in irgendeiner Wohnung an einem Schlüsselbrett, unerreichbar für sie. Selbst wenn er von draußen stecken würde, wäre ihre Situation nicht weniger hoffnungslos, denn vor der Tür verhinderte eine hohe Schwelle aus Beton, dass man etwas unter der Tür hindurchschieben konnte. Emma hatte in einem Film gesehen, dass man ein Blatt Papier durchschob, dann den Schlüssel von innen aus dem Schloss drückte und ihn mit dem Papier hereinzog. Unnützes Wissen. Filme waren eben nicht die Wirklichkeit.
[ 5] Verzweifelt lief Emma in dem kleinen Raum im Kreis herum. Da nichts herumlag, konnte sie das ungehindert tun, aber das half ihr auch nicht weiter. Es war ein Fehler gewesen, in den von Mauern eingefassten Garten zu springen. Ein weiterer Fehler, in einen Kellerraum zu springen, aus dem sie nicht wieder herausklettern konnte. Ein schlimmerer Fehler, denn jetzt konnte sie nicht mal mehr um Hilfe rufen, es hörten sie höchstens noch die Leute aus dem Geisterhaus. Wenn da überhaupt Leute drin wohnten. Vorher, im Garten, da hätte sie noch die ganze Nachbarschaft zusammenrufen können, ein ganz und gar peinlicher Gedanke, aber immerhin. Sie kämpfte gegen die aufsteigende Angst an. Jetzt kam es darauf an, einen kühlen Kopf zu bewahren und vernünftig nachzudenken. Keinen weiteren dummen Fehler machen. Nur noch immer das Richtige tun.
[ 5] Emma blieb in der Mitte des Raumes stehen und sah sich um. An der Wand rechts vom Fenster hingen Werkzeuge, ordentlich nach Sorte und Größe sortiert und es stand ein sehr stabiler Tisch dort, mit einem Schraubstock daran, wie auch Dennis' Vater einen hatte. Sie zog und zerrte an dem Tisch; er rührte sich nicht – viel zu schwer. An der linken Wand standen Regale. – Könnte sie eines davon ans Fenster schieben und wieder hinausklettern? Sie zog an dem kleinsten Regal; es war mit Eisenwinkeln an die Wand geschraubt. Sie untersuchte auch die anderen, ebenfalls festgeschraubt. Vielleicht würde sie eines abschrauben können, wenn ihr nichts besseres einfiel, aber es waren viele, große Schrauben, einige hoch oben an der Wand. Emma konnte mit einem Schraubenzieher umgehen, aber sie hatte nicht allzu viel Kraft. Zu Hause hatte sie schon mal mit einer geliehenen Bohrmaschine Löcher in die Wand ihres Zimmers bohren dürfen, als sie ihr Regal aufgehängt haben. »Selbst ist die Frau!« hatte ihre Mutter gesagt.
[ 5] Ach, ihre Mutter! Die würde sich jetzt bestimmt schreckliche Sorgen machen! Wie sollte die nur gesund werden, wenn sie sich solche Sorgen machen musste? Emma sollte längst bei ihr sein.
[ 5] Nicht mal ihre Hausaufgaben hatte sie machen können. Und vielleicht brauchte sie die auch gar nicht, weil sie morgen, wenn die anderen zur Schule gingen, immer noch hier festsaß, hungernd, durstend … Sie hatte jetzt schon Hunger: Kein Mittagessen nach der Schule! Und nichts zu trinken. Ihr fiel ein, dass man eher verdurstete als verhungerte, aber sie hatte vergessen, wie lange das jeweils dauerte. Vielleicht war sie längst tot, wenn man sie hier fand. Niedergeschlagen kletterte sie auf die dicke hölzerne Tischplatte, umfasste ihre Knie mit den Armen und legte den Kopf auf die Knie.
[ 5] Es packte sie tiefe Verzweiflung und sie weinte. Weinte, bis keine Tränen mehr kamen. Dann saß sie eine Weile so da, beobachtete erstaunt, dass sie nach all dem Weinen und Schluchzen gar nicht zu atmen brauchte. ›Wenn ich hier jetzt einfach so sitze und aufhöre zu atmen, dann sterbe ich und viele Jahre später findet jemand mein Skelett hier im Keller‹, dachte sie.
[ 5] ›Nein, so will ich nicht sterben. Es gibt immer einen Ausweg!‹

Sie trocknete sich die Tränen mit dem Ärmel ab, atmete tief durch und machte sich daran, den Raum genau zu durchsuchen. Dabei fand sie eine kleine Tür hinter dem Regal, ungefähr so breit wie eine Kühlschranktür und quadratisch. Sie war aus Holz und hatte am unteren Rand einen Griff, kein Schloss!
[ 5] Sie hatte die Tür hinter einem Pappkarton mit Kabelresten übersehen, mochte den Pappkarton zunächst nicht beiseite schieben aus Angst, eine Spinne aufzuscheuchen. Aber dieser Raum wirkte so sauber und aufgeräumt, hier schien es gar keine Spinnen zu geben. Jetzt stellte sie erfreut fest, dass das Regal an der Stelle gerade Raum genug ließ, um diese Tür zu öffnen. Sie schien wie eine Kofferraumtür zu funktionieren, ging also nicht zur Seite, sondern nach oben auf. Sie konnte sie aufklappen, welche Freude!
[ 5] Emma ging in die Hocke und blickte durch die Öffnung in den total finsteren Nebenraum. – Was mochte darin sein? Ob der auch so aufgeräumt war wie dieser? Sie lauschte, ob es vielleicht Tiere darin gab, hörte aber nichts. Vielleicht hatte sie Glück und die Tür dieses Raums war nicht abgeschlossen.
[ 5] Aber dieses Mal würde sie sich nicht den Rückweg verbauen. Bevor sie dort drinnen nach einem Lichtschalter suchen konnte, musste erst einmal die Klappe befestigt werden, damit sie auf jeden Fall wieder aufging. Sie klemmte ein Bündel alte Plastikfolie, das sie in einem der Regale gefunden hatte, so ein, dass die Klappe sich nicht ganz schließen konnte, nachdem sie in den dunklen Raum geschlüpft war.

Vorsichtig tastete Emma sich an der Wand entlang. Früher oder später würde sie auf diese Weise sicherlich an der Tür ankommen und neben einer Kellertür befand sich immer der Lichtschalter. Über die Möglichkeit, dass der Raum keine Tür hatte und die Klappe der einzige Zugang war, wollte sie lieber nicht nachdenken.
[ 5] Komisch, dass kein Licht durchs Fenster in den Raum kam. Sie musste einige Schränke oder Regale umrunden und einmal stand ein Sessel im Weg, durch den sie fast die Richtung verloren hätte, aber schließlich fand sie doch eine Kellertür.
[ 5] »Lieber Gott, bitte lass diese Kellertür nicht zugeschlossen sein, dann will ich auch immer ohne zu Murren ins Bett gehen und ganz oft die Geschirrspülmaschine ausräumen, wenn sie mit dem Abwaschen fertig ist.« Das mit der Geschirrspülmaschine tat ihr, kaum dass sie es gesagt hatte, schon wieder leid, denn dazu hatte sie überhaupt keine Lust.
[ 5] Hoffnungsvoll drückte sie die Klinke: abgeschlossen. Sie rüttelte und zerrte; wirklich abgeschlossen. Hätte sie das mit der Geschirrspülmaschine wohl doch lieber ernst meinen sollen.
[ 5] Wenigstens fand sie den Lichtschalter. Das helle Licht blendete sie zuerst und sie kniff die Augen zu. Nach einer Weile konnte sie sehen und dann sah sie, dass es mitten im Raum ein rechteckiges Loch gab, etwa so groß wie eine Tür. Die Tür oder Klappe oder wie immer man sowas nannte, das in den Fußboden hineinführte, war offen und es hing ganz unordentlich ein Teppich darüber. Wahrscheinlich konnte man diese Fußbodentür zumachen und dann mit dem Teppich verdecken.
[ 5] Emma kniete sich an den Rand des Loches und spähte hinein. Der Raum schien groß zu sein, vielleicht ebenso groß wie der Kellerraum, in dem sie sich befand. – Was sollte denn ein Wohnraum unter dem Keller? So ein Unsinn! Wer braucht denn sowas? Ein Glück, dass sie nicht im Dunkeln dort hineingefallen war, als sie den Raum umrundet hatte! Sie konnte nur den Teil überblicken, in den Licht aus dem oberen Raum fiel und in diesem Lichtschein erblickte sie nur eine Wand. Sie sah einen Stuhl und einengroßen Tisch, auf dem ein Becher stand, ein Waschbecken, …
[ 5] Ein Waschbecken! Wasser! Sie würde nicht verdursten müssen! Zumindest nicht, wenn sie in diesen Raum hinunterkam. Es gab keine Treppe und hinunterspringen würde sie gewiss nicht.
[ 5] Emma sah sich in dem Raum um, in dem sie sich befand und entdeckte den schäbigen ockergelb-gemusterten Sessel, den sie schon ertastet hatte, sowie eine Leiter, die an der Wand hing, an der eigentlich das Kellerfenster sein sollte. Nun verstand sie, warum es in diesem Raum so dunkel gewesen war: An der Wand hing ein schwarzes Rollo; wahrscheinlich verdeckte es das Fenster. – Ob sie die Leiter wohl von den beiden Wandhaken herunterheben könnte?
[ 5] »Versuch macht kluch.« hätte Opa gesagt und es ausprobiert. Sie versuchte, den alten Sessel unter die Leiter zu schieben. Er rührte sich nicht von der Stelle. Sie musste sich mit aller Kraft dagegenstemmen, um ihn über den rauen Boden zu schieben. Endlich stand er unter der Leiter und sie kletterte hinauf. Die Sprungfedern ächzten und sie stand auf der schwankenden Sitzfläche. Die Leiter war schwerer als sie aussah, Emma konnte sie nicht von den Haken heben. Aber vielleicht könnte sie sie von einem Haken heben und dann vom anderen? Mit Pech würde die Leiter sie erschlagen; der Sessel war nicht gerade eine gute Grundlage für eine schnelle Flucht. Aber so schnell gab sie nicht auf. Sie verdrehte die Augen angesichts der bevorstehenden Anstrengung, atmete tief durch und schob den Sessel unter das eine Ende der Leiter, so, dass sie sie gerade noch erreichen konnte. Dann stemmte sie sich von unten dagegen, wuchtete sie über den Haken und ließ sie fallen. Mit großem Getöse donnerte die Leiter auf den Boden, stelzte sogar ein wenig wie ein Gummiball und hing dann nur noch auf einem Haken. »Supi«, rief Emma erfreut aus, »nun brauche ich sie nur noch am anderen Ende …«
[ 5] Da sah sie die Bescherung: Das andere Ende der Leiter war nun viel zu hoch, um sie von dort aus hochzuheben. Sie musste sich also unter die Leiter trauen, um ihr den Rest zu geben. Beklommen betrachtete sie das große Gerät an der Wand. Dann fasste sie sich ein Herz, schob den Sessel etwas seitlich der Aufhängung unter die Leiter so, dass der Ausgang des Sessels von der Leiter wegführte und wuchtete sie von dem anderen Haken herunter. Dabei gab sie der Leiter einen Schubs in den Raum hinein, indem sie sich mit dem Rücken gegen die Wand stemmte und die polterte dann auch brav weit weg von Emma auf den Boden.
[ 5] »Puh, geschafft.« Emma ließ sich erschöpft in den Sessel sinken. Sie schwitzte ordentlich und brauchte nun wirklich dringend etwas zu trinken.
[ 5] Sie brauchte die Leiter nur noch zum Loch zu ziehen und hineinkippen zu lassen. Ein wenig musste sie noch manövrieren, damit die Leiter am Tischbein gebremst wurde und nicht ganz in das Loch hineinrutschte. Dann stand sie fest und Emma kletterte hinunter.
[ 5] Erst mal etwas trinken. Dann weitersehen. Vielleicht gab es hier ja sogar etwas zu essen? Sie nahm den Becher vom Tisch und füllte ihn mit Wasser. Ahhh, köstlich! Sie wusste gar nicht, dass Leitungswasser so gut schmecken konnte. Das lag wohl daran, dass sie so hart dafür hatte arbeiten müssen. Als sie gerade den zweiten Becher leertrank, hörte sie, wie die Kellertür aufgeschlossen wurde und freute sich: Nun würde alles gut werden! »Hallo? Ich bin hier unten! Ich wollte nur …«
[ 5] Grenzenloses Entsetzen packte Emma, als sie sah, dass die Leiter heraufgezogen wurde. Bevor sie noch begriff, was da passierte, wurde die Klappe zugeklappt und sie hörte, dass der Teppich darübergezogen wurde. – Nicht zu fassen! War sie denn in einem Gruselfilm gelandet? »Hilfe! Hilfe! Hiiilfeeee!« – Emma hatte ein dumpfes Gefühl in den Ohren. Es hörte sich an, als könne nicht mal der Mensch in dem Kellerraum, der ihre Leiter geklaut hatte, sie hören. Sie war wieder ganz allein, allein in völliger Dunkelheit. Solch eine Dunkelheit hatte sie im Leben noch nie gesehen. Es war vollkommen schwarz und vollkommen still. Es roch weniger nach Keller als oben in dem Raum, aber frisch war die Luft nicht, irgendwie alt. Und ein komischer Geruch, den sie nicht kannte, lag darin, vielleicht eine Chemikalie? Oder mehrere? Dummerweise hatte sie sich nicht im Raum umgesehen, als sie noch die Gelegenheit dazu hatte. Dazu war sie zu durstig gewesen.
[ 5] Der Becher hatte auf einem Tisch gestanden. Den fand sie auch im Dunkeln leicht und setzte sich erst mal darauf, besser als auf den kalten Kellerfußboden. Sie lehnte mit dem Rücken an der Wand starrte in die Dunkelheit. Als die Kälte von hinten in sie hineinkroch rollte sie sich auf dem Tisch zusammen. ›Nur mal kurz ausruhen‹, dachte sie, wollte im Liegen überlegen, was sie tun könnte, schlief aber sofort ein.
 

xavia

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11. Keller

Emma untersucht den Keller

Ein kühner Sprung und schon stand Emma im Keller. Freudig rannte sie quer durch den Raum zur Tür, drückte die Klinke, zog: Abgeschlossen! Der Schreck fuhr ihr in alle Glieder. »Das darf doch nicht wahr sein!« Sie drückte die Klinke noch einmal ganz fest herunter, rüttelte an der Tür, aber die rührte sich nicht, schien unbeeindruckt von Emmas Kraft. Wütend trat sie gegen die Tür. Bestimmt hing der Schlüssel in irgendeiner Wohnung an einem Schlüsselbrett, unerreichbar für sie. Selbst wenn er von draußen stecken würde, wäre ihre Situation nicht weniger hoffnungslos, denn vor der Tür verhinderte eine hohe Schwelle aus Beton, dass man etwas unter der Tür hindurchschieben konnte. Emma hatte in einem Film gesehen, dass man ein Blatt Papier durchschob, dann den Schlüssel von innen aus dem Schloss drückte und ihn mit dem Papier hereinzog. Unnützes Wissen. Filme waren eben nicht die Wirklichkeit.
[ 5] Verzweifelt lief Emma in dem kleinen Raum im Kreis herum. Da nichts herumlag, konnte sie das ungehindert tun, aber das half ihr auch nicht weiter. Es war ein Fehler gewesen, in den von Mauern eingefassten Garten zu springen. Ein weiterer Fehler, in einen Kellerraum zu springen, aus dem sie nicht wieder herausklettern konnte. Ein schlimmerer Fehler, denn jetzt konnte sie nicht mal mehr um Hilfe rufen, es hörten sie höchstens noch die Leute aus dem Geisterhaus. Wenn da überhaupt Leute drin wohnten. Vorher, im Garten, da hätte sie noch die ganze Nachbarschaft zusammenrufen können, ein ganz und gar peinlicher Gedanke, aber immerhin. Sie kämpfte gegen die aufsteigende Angst an. Jetzt kam es darauf an, einen kühlen Kopf zu bewahren und vernünftig nachzudenken. Keinen weiteren dummen Fehler machen. Nur noch immer das Richtige tun.
[ 5] Emma blieb in der Mitte des Raumes stehen und sah sich um. An der Wand rechts vom Fenster hingen Werkzeuge, ordentlich nach Sorte und Größe sortiert und es stand ein sehr stabiler Tisch dort, mit einem Schraubstock daran, wie auch Dennis' Vater einen hatte. Sie zog und zerrte an dem Tisch; er rührte sich nicht – viel zu schwer. An der linken Wand standen Regale. – Könnte sie eines davon ans Fenster schieben und wieder hinausklettern? Sie zog an dem kleinsten Regal; es war mit Eisenwinkeln an die Wand geschraubt. Sie untersuchte auch die anderen, ebenfalls festgeschraubt. Vielleicht würde sie eines abschrauben können, wenn ihr nichts besseres einfiel, aber es waren viele, große Schrauben, einige hoch oben an der Wand. Emma konnte mit einem Schraubenzieher umgehen, aber sie hatte nicht allzu viel Kraft. Zu Hause hatte sie schon mal mit einer geliehenen Bohrmaschine Löcher in die Wand ihres Zimmers bohren dürfen, als sie ihr Regal aufgehängt haben. »Selbst ist die Frau!« hatte ihre Mutter gesagt.
[ 5] Ach, ihre Mutter! Die würde sich jetzt bestimmt schreckliche Sorgen machen! Wie sollte die nur gesund werden, wenn sie sich solche Sorgen machen musste? Emma sollte längst bei ihr sein.
[ 5] Nicht mal ihre Hausaufgaben hatte sie machen können. Und vielleicht brauchte sie die auch gar nicht, weil sie morgen, wenn die anderen zur Schule gingen, immer noch hier festsaß, hungernd, durstend … Sie hatte jetzt schon Hunger: Kein Mittagessen nach der Schule! Und nichts zu trinken. Ihr fiel ein, dass man eher verdurstete als verhungerte, aber sie hatte vergessen, wie lange das jeweils dauerte. Vielleicht war sie längst tot, wenn man sie hier fand. Niedergeschlagen kletterte sie auf die dicke hölzerne Tischplatte, umfasste ihre Knie mit den Armen und legte den Kopf auf die Knie.
[ 5] Es packte sie tiefe Verzweiflung und sie weinte. Weinte, bis keine Tränen mehr kamen. Dann saß sie eine Weile so da, beobachtete erstaunt, dass sie nach all dem Weinen und Schluchzen gar nicht zu atmen brauchte. ›Wenn ich hier jetzt einfach so sitze und aufhöre zu atmen, dann sterbe ich und viele Jahre später findet jemand mein Skelett hier im Keller‹, dachte sie.
[ 5] ›Nein, so will ich nicht sterben. Es gibt immer einen Ausweg!‹

Sie trocknete sich die Tränen mit dem Ärmel ab, atmete tief durch und machte sich daran, den Raum genau zu durchsuchen. Dabei fand sie eine kleine Tür hinter dem Regal, ungefähr so breit wie eine Kühlschranktür und quadratisch. Sie war aus Holz und hatte am unteren Rand einen Griff, kein Schloss!
[ 5] Sie hatte die Tür hinter einem Pappkarton mit Kabelresten übersehen, mochte den Pappkarton zunächst nicht beiseite schieben aus Angst, eine Spinne aufzuscheuchen. Aber dieser Raum wirkte so sauber und aufgeräumt, hier schien es gar keine Spinnen zu geben. Jetzt stellte sie erfreut fest, dass das Regal an der Stelle gerade Raum genug ließ, um diese Tür zu öffnen. Sie schien wie eine Kofferraumtür zu funktionieren, ging also nicht zur Seite, sondern nach oben auf. Sie konnte sie aufklappen, welche Freude!
[ 5] Emma ging in die Hocke und blickte durch die Öffnung in den total finsteren Nebenraum. – Was mochte darin sein? Ob der auch so aufgeräumt war wie dieser? Sie lauschte, ob es vielleicht Tiere darin gab, hörte aber nichts. Vielleicht hatte sie Glück und die Tür dieses Raums war nicht abgeschlossen.
[ 5] Aber dieses Mal würde sie sich nicht den Rückweg verbauen. Bevor sie dort drinnen nach einem Lichtschalter suchen konnte, musste erst einmal die Klappe befestigt werden, damit sie auf jeden Fall wieder aufging. Sie klemmte ein Bündel alte Plastikfolie, das sie in einem der Regale gefunden hatte, so ein, dass die Klappe sich nicht ganz schließen konnte, nachdem sie in den dunklen Raum geschlüpft war.

Vorsichtig tastete Emma sich an der Wand entlang. Früher oder später würde sie auf diese Weise sicherlich an der Tür ankommen und neben einer Kellertür befand sich immer der Lichtschalter. Über die Möglichkeit, dass der Raum keine Tür hatte und die Klappe der einzige Zugang war, wollte sie lieber nicht nachdenken.
[ 5] Komisch, dass kein Licht durchs Fenster in den Raum kam. Sie musste einige Schränke oder Regale umrunden und einmal stand ein Sessel im Weg, durch den sie fast die Richtung verloren hätte, aber schließlich fand sie doch eine Kellertür.
[ 5] »Lieber Gott, bitte lass diese Kellertür nicht zugeschlossen sein, dann will ich auch immer ohne zu Murren ins Bett gehen und ganz oft die Geschirrspülmaschine ausräumen, wenn sie mit dem Abwaschen fertig ist.« Das mit der Geschirrspülmaschine tat ihr, kaum dass sie es gesagt hatte, schon wieder leid, denn dazu hatte sie überhaupt keine Lust.
[ 5] Hoffnungsvoll drückte sie die Klinke: abgeschlossen. Sie rüttelte und zerrte; wirklich abgeschlossen. Hätte sie das mit der Geschirrspülmaschine wohl doch lieber ernst meinen sollen.
[ 5] Wenigstens fand sie den Lichtschalter. Das helle Licht blendete sie zuerst und sie kniff die Augen zu. Nach einer Weile konnte sie sehen und dann sah sie, dass es mitten im Raum ein rechteckiges Loch gab, etwa so groß wie eine Tür. Die Tür oder Klappe oder wie immer man sowas nannte, das in den Fußboden hineinführte, war offen und es hing ganz unordentlich ein Teppich darüber. Wahrscheinlich konnte man diese Fußbodentür zumachen und dann mit dem Teppich verdecken.
[ 5] Emma kniete sich an den Rand des Loches und spähte hinein. Der Raum schien groß zu sein, vielleicht ebenso groß wie der Kellerraum, in dem sie sich befand. – Was sollte denn ein Wohnraum unter dem Keller? So ein Unsinn! Wer braucht denn sowas? Ein Glück, dass sie nicht im Dunkeln dort hineingefallen war, als sie den Raum umrundet hatte! Sie konnte nur den Teil überblicken, in den Licht aus dem oberen Raum fiel und in diesem Lichtschein erblickte sie nur eine Wand. Sie sah einen Stuhl und einengroßen Tisch, auf dem ein Becher stand, ein Waschbecken, …
[ 5] Ein Waschbecken! Wasser! Sie würde nicht verdursten müssen! Zumindest nicht, wenn sie in diesen Raum hinunterkam. Es gab keine Treppe und hinunterspringen würde sie gewiss nicht.
[ 5] Emma sah sich in dem Raum um, in dem sie sich befand und entdeckte den schäbigen ockergelb-gemusterten Sessel, den sie schon ertastet hatte, sowie eine Leiter, die an der Wand hing, an der eigentlich das Kellerfenster sein sollte. Nun verstand sie, warum es in diesem Raum so dunkel gewesen war: An der Wand hing ein schwarzes Rollo; wahrscheinlich verdeckte es das Fenster. – Ob sie die Leiter wohl von den beiden Wandhaken herunterheben könnte?
[ 5] »Versuch macht kluch.« hätte Opa gesagt und es ausprobiert. Sie versuchte, den alten Sessel unter die Leiter zu schieben. Er rührte sich nicht von der Stelle. Sie musste sich mit aller Kraft dagegenstemmen, um ihn über den rauen Boden zu schieben. Endlich stand er unter der Leiter und sie kletterte hinauf. Die Sprungfedern ächzten und sie stand auf der schwankenden Sitzfläche. Die Leiter war schwerer als sie aussah, Emma konnte sie nicht von den Haken heben. Aber vielleicht könnte sie sie von einem Haken heben und dann vom anderen? Mit Pech würde die Leiter sie erschlagen; der Sessel war nicht gerade eine gute Grundlage für eine schnelle Flucht. Aber so schnell gab sie nicht auf. Sie verdrehte die Augen angesichts der bevorstehenden Anstrengung, atmete tief durch und schob den Sessel unter das eine Ende der Leiter, so, dass sie sie gerade noch erreichen konnte. Dann stemmte sie sich von unten dagegen, wuchtete sie über den Haken und ließ sie fallen. Mit großem Getöse donnerte die Leiter auf den Boden, stelzte sogar ein wenig wie ein Gummiball und hing dann nur noch auf einem Haken. »Supi«, rief Emma erfreut aus, »nun brauche ich sie nur noch am anderen Ende …«
[ 5] Da sah sie die Bescherung: Das andere Ende der Leiter war nun viel zu hoch, um sie von dort aus hochzuheben. Sie musste sich also unter die Leiter trauen, um ihr den Rest zu geben. Beklommen betrachtete sie das große Gerät an der Wand. Dann fasste sie sich ein Herz, schob den Sessel etwas seitlich der Aufhängung unter die Leiter so, dass der Ausgang des Sessels von der Leiter wegführte und wuchtete sie von dem anderen Haken herunter. Dabei gab sie der Leiter einen Schubs in den Raum hinein, indem sie sich mit dem Rücken gegen die Wand stemmte und die polterte dann auch brav weit weg von Emma auf den Boden.
[ 5] »Puh, geschafft.« Emma ließ sich erschöpft in den Sessel sinken. Sie schwitzte ordentlich und brauchte nun wirklich dringend etwas zu trinken.
[ 5] Sie brauchte die Leiter nur noch zum Loch zu ziehen und hineinkippen zu lassen. Ein wenig musste sie noch manövrieren, damit die Leiter am Tischbein gebremst wurde und nicht ganz in das Loch hineinrutschte. Dann stand sie fest und Emma kletterte hinunter.
[ 5] Erst mal etwas trinken. Dann weitersehen. Vielleicht gab es hier ja sogar etwas zu essen? Sie nahm den Becher vom Tisch und füllte ihn mit Wasser. Ahhh, köstlich! Sie wusste gar nicht, dass Leitungswasser so gut schmecken konnte. Das lag wohl daran, dass sie so hart dafür hatte arbeiten müssen. Als sie gerade den zweiten Becher leertrank, hörte sie, wie die Kellertür aufgeschlossen wurde und freute sich: Nun würde alles gut werden! »Hallo? Ich bin hier unten! Ich wollte nur …«
[ 5] Grenzenloses Entsetzen packte Emma, als sie sah, dass die Leiter heraufgezogen wurde. Bevor sie noch begriff, was da passierte, wurde die Klappe zugeklappt und sie hörte, dass der Teppich darübergezogen wurde. – Nicht zu fassen! War sie denn in einem Gruselfilm gelandet? »Hilfe! Hilfe! Hiiilfeeee!« – Emma hatte ein dumpfes Gefühl in den Ohren. Es hörte sich an, als könne nicht mal der Mensch in dem Kellerraum, der ihre Leiter geklaut hatte, sie hören. Sie war wieder ganz allein, allein in völliger Dunkelheit. Solch eine Dunkelheit hatte sie im Leben noch nie gesehen. Es war vollkommen schwarz und vollkommen still. Es roch weniger nach Keller als oben in dem Raum, aber frisch war die Luft nicht, irgendwie alt. Und ein komischer Geruch, den sie nicht kannte, lag darin, vielleicht eine Chemikalie? Oder mehrere? Dummerweise hatte sie sich nicht im Raum umgesehen, als sie noch die Gelegenheit dazu hatte. Dazu war sie zu durstig gewesen.
[ 5] Der Becher hatte auf einem Tisch gestanden. Den fand sie auch im Dunkeln leicht und setzte sich erst mal darauf, besser als auf den kalten Kellerfußboden. Sie lehnte mit dem Rücken an der Wand starrte in die Dunkelheit. Als die Kälte von hinten in sie hineinkroch rollte sie sich auf dem Tisch zusammen. ›Nur mal kurz ausruhen‹, dachte sie, wollte im Liegen überlegen, was sie tun könnte, schlief aber sofort ein.

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xavia

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11. Keller

Emma untersucht den Keller

Ein kühner Sprung und schon stand Emma im Keller. Freudig rannte sie quer durch den Raum zur Tür, drückte die Klinke, zog: Abgeschlossen! Der Schreck fuhr ihr in alle Glieder. »Das darf doch nicht wahr sein!« Sie drückte die Klinke noch einmal ganz fest herunter, rüttelte an der Tür, aber die rührte sich nicht, schien unbeeindruckt von Emmas Kraft. Wütend trat sie gegen die Tür. Bestimmt hing der Schlüssel in irgendeiner Wohnung an einem Schlüsselbrett, unerreichbar für sie. Selbst wenn er von draußen stecken würde, wäre ihre Situation nicht weniger hoffnungslos, denn vor der Tür verhinderte eine hohe Schwelle aus Beton, dass man etwas unter der Tür hindurchschieben konnte. Emma hatte in einem Film gesehen, dass man ein Blatt Papier durchschob, dann den Schlüssel von innen aus dem Schloss drückte und ihn mit dem Papier hereinzog. Unnützes Wissen. Filme waren eben nicht die Wirklichkeit.
[ 5] Verzweifelt lief Emma in dem kleinen Raum im Kreis herum. Da nichts herumlag, konnte sie das ungehindert tun, aber das half ihr auch nicht weiter. Es war ein Fehler gewesen, in den von Mauern eingefassten Garten zu springen. Ein weiterer Fehler, in einen Kellerraum zu springen, aus dem sie nicht wieder herausklettern konnte. Ein schlimmerer Fehler, denn jetzt konnte sie nicht mal mehr um Hilfe rufen, es hörten sie höchstens noch die Leute aus dem Geisterhaus. Wenn da überhaupt Leute drin wohnten. Vorher, im Garten, da hätte sie noch die ganze Nachbarschaft zusammenrufen können, ein ganz und gar peinlicher Gedanke, aber immerhin. Sie kämpfte gegen die aufsteigende Angst an. Jetzt kam es darauf an, einen kühlen Kopf zu bewahren und vernünftig nachzudenken. Keinen weiteren dummen Fehler machen. Nur noch immer das Richtige tun.
[ 5] Emma blieb in der Mitte des Raumes stehen und sah sich um. An der Wand rechts vom Fenster hingen Werkzeuge, ordentlich nach Sorte und Größe sortiert und es stand ein sehr stabiler Tisch dort, mit einem Schraubstock daran, wie auch Dennis' Vater einen hatte. Sie zog und zerrte an dem Tisch; er rührte sich nicht – viel zu schwer. An der linken Wand standen Regale. – Könnte sie eines davon ans Fenster schieben und wieder hinausklettern? Sie zog an dem kleinsten Regal; es war mit Eisenwinkeln an die Wand geschraubt. Sie untersuchte auch die anderen, ebenfalls festgeschraubt. Vielleicht würde sie eines abschrauben können, wenn ihr nichts besseres einfiel, aber es waren viele, große Schrauben, einige hoch oben an der Wand. Emma konnte mit einem Schraubenzieher umgehen, aber sie hatte nicht allzu viel Kraft. Zu Hause hatte sie schon mal mit einer geliehenen Bohrmaschine Löcher in die Wand ihres Zimmers bohren dürfen, als sie ihr Regal aufgehängt haben. »Selbst ist die Frau!« hatte ihre Mutter gesagt.
[ 5] Ach, ihre Mutter! Die würde sich jetzt bestimmt schreckliche Sorgen machen! Wie sollte die nur gesund werden, wenn sie sich solche Sorgen machen musste? Emma sollte längst bei ihr sein.
[ 5] Nicht mal ihre Hausaufgaben hatte sie machen können. Und vielleicht brauchte sie die auch gar nicht, weil sie morgen, wenn die anderen zur Schule gingen, immer noch hier festsaß, hungernd, durstend … Sie hatte jetzt schon Hunger: Kein Mittagessen nach der Schule! Und nichts zu trinken. Ihr fiel ein, dass man eher verdurstete als verhungerte, aber sie hatte vergessen, wie lange das jeweils dauerte. Vielleicht war sie längst tot, wenn man sie hier fand. Niedergeschlagen kletterte sie auf die dicke hölzerne Tischplatte, umfasste ihre Knie mit den Armen und legte den Kopf auf die Knie.
[ 5] Es packte sie tiefe Verzweiflung und sie weinte. Weinte, bis keine Tränen mehr kamen. Dann saß sie eine Weile so da, beobachtete erstaunt, dass sie nach all dem Weinen und Schluchzen gar nicht zu atmen brauchte. ›Wenn ich hier jetzt einfach so sitze und aufhöre zu atmen, dann sterbe ich und viele Jahre später findet jemand mein Skelett hier im Keller‹, dachte sie.
[ 5] ›Nein, so will ich nicht sterben. Es gibt immer einen Ausweg!‹

Sie trocknete sich die Tränen mit dem Ärmel ab, atmete tief durch und machte sich daran, den Raum genau zu durchsuchen. Dabei fand sie eine kleine Tür hinter dem Regal, ungefähr so breit wie eine Kühlschranktür und quadratisch. Sie war aus Holz und hatte am unteren Rand einen Griff, kein Schloss!
[ 5] Sie hatte die Tür hinter einem Pappkarton mit Kabelresten übersehen, mochte den Pappkarton zunächst nicht beiseite schieben aus Angst, eine Spinne aufzuscheuchen. Aber dieser Raum wirkte so sauber und aufgeräumt, hier schien es gar keine Spinnen zu geben. Jetzt stellte sie erfreut fest, dass das Regal an der Stelle gerade Raum genug ließ, um diese Tür zu öffnen. Sie schien wie eine Kofferraumtür zu funktionieren, ging also nicht zur Seite, sondern nach oben auf. Sie konnte sie aufklappen, welche Freude!
[ 5] Emma ging in die Hocke und blickte durch die Öffnung in den total finsteren Nebenraum. – Was mochte darin sein? Ob der auch so aufgeräumt war wie dieser? Sie lauschte, ob es vielleicht Tiere darin gab, hörte aber nichts. Vielleicht hatte sie Glück und die Tür dieses Raums war nicht abgeschlossen.
[ 5] Aber dieses Mal würde sie sich nicht den Rückweg verbauen. Bevor sie dort drinnen nach einem Lichtschalter suchen konnte, musste erst einmal die Klappe befestigt werden, damit sie auf jeden Fall wieder aufging. Sie klemmte ein Bündel alte Plastikfolie, das sie in einem der Regale gefunden hatte, so ein, dass die Klappe sich nicht ganz schließen konnte, nachdem sie in den dunklen Raum geschlüpft war.

Vorsichtig tastete Emma sich an der Wand entlang. Früher oder später würde sie auf diese Weise sicherlich an der Tür ankommen und neben einer Kellertür befand sich immer der Lichtschalter. Über die Möglichkeit, dass der Raum keine Tür hatte und die Klappe der einzige Zugang war, wollte sie lieber nicht nachdenken.
[ 5] Komisch, dass kein Licht durchs Fenster in den Raum kam. Sie musste einige Schränke oder Regale umrunden und einmal stand ein Sessel im Weg, durch den sie fast die Richtung verloren hätte, aber schließlich fand sie doch eine Kellertür.
[ 5] »Lieber Gott, bitte lass diese Kellertür nicht zugeschlossen sein, dann will ich auch immer ohne zu Murren ins Bett gehen und ganz oft die Geschirrspülmaschine ausräumen, wenn sie mit dem Abwaschen fertig ist.« Das mit der Geschirrspülmaschine tat ihr, kaum dass sie es gesagt hatte, schon wieder leid, denn dazu hatte sie überhaupt keine Lust.
[ 5] Hoffnungsvoll drückte sie die Klinke: abgeschlossen. Sie rüttelte und zerrte; wirklich abgeschlossen. Hätte sie das mit der Geschirrspülmaschine wohl doch lieber ernst meinen sollen.
[ 5] Wenigstens fand sie den Lichtschalter. Das helle Licht blendete sie zuerst und sie kniff die Augen zu. Nach einer Weile konnte sie sehen und dann sah sie, dass es mitten im Raum ein rechteckiges Loch gab, etwa so groß wie eine Tür. Die Tür oder Klappe oder wie immer man sowas nannte, das in den Fußboden hineinführte, war offen und es hing ganz unordentlich ein Teppich darüber. Wahrscheinlich konnte man diese Fußbodentür zumachen und dann mit dem Teppich verdecken.
[ 5] Emma kniete sich an den Rand des Loches und spähte hinein. Der Raum schien groß zu sein, vielleicht ebenso groß wie der Kellerraum, in dem sie sich befand. – Was sollte denn ein Wohnraum unter dem Keller? So ein Unsinn! Wer braucht denn sowas? Ein Glück, dass sie nicht im Dunkeln dort hineingefallen war, als sie den Raum umrundet hatte! Sie konnte nur den Teil überblicken, in den Licht aus dem oberen Raum fiel und in diesem Lichtschein erblickte sie nur eine Wand. Sie sah einen Stuhl und einengroßen Tisch, auf dem ein Becher stand, ein Waschbecken, …
[ 5] Ein Waschbecken! Wasser! Sie würde nicht verdursten müssen! Zumindest nicht, wenn sie in diesen Raum hinunterkam. Es gab keine Treppe und hinunterspringen würde sie gewiss nicht.
[ 5] Emma sah sich in dem Raum um, in dem sie sich befand und entdeckte den schäbigen ockergelb-gemusterten Sessel, den sie schon ertastet hatte, sowie eine Leiter, die an der Wand hing, an der eigentlich das Kellerfenster sein sollte. Nun verstand sie, warum es in diesem Raum so dunkel gewesen war: An der Wand hing ein schwarzes Rollo; wahrscheinlich verdeckte es das Fenster. – Ob sie die Leiter wohl von den beiden Wandhaken herunterheben könnte?
[ 5] »Versuch macht kluch.« hätte Opa gesagt und es ausprobiert. Sie versuchte, den alten Sessel unter die Leiter zu schieben. Er rührte sich nicht von der Stelle. Sie musste sich mit aller Kraft dagegenstemmen, um ihn über den rauen Boden zu schieben. Endlich stand er unter der Leiter und sie kletterte hinauf. Die Sprungfedern ächzten und sie stand auf der schwankenden Sitzfläche. Die Leiter war schwerer als sie aussah, Emma konnte sie nicht von den Haken heben. Aber vielleicht könnte sie sie von einem Haken heben und dann vom anderen? Mit Pech würde die Leiter sie erschlagen; der Sessel war nicht gerade eine gute Grundlage für eine schnelle Flucht. Aber so schnell gab sie nicht auf. Sie verdrehte die Augen angesichts der bevorstehenden Anstrengung, atmete tief durch und schob den Sessel unter das eine Ende der Leiter, so, dass sie sie gerade noch erreichen konnte. Dann stemmte sie sich von unten dagegen, wuchtete sie über den Haken und ließ sie fallen. Mit großem Getöse donnerte die Leiter auf den Boden, stelzte sogar ein wenig wie ein Gummiball und hing dann nur noch auf einem Haken. »Supi«, rief Emma erfreut aus, »nun brauche ich sie nur noch am anderen Ende …«
[ 5] Da sah sie die Bescherung: Das andere Ende der Leiter war nun viel zu hoch, um sie von dort aus hochzuheben. Sie musste sich also unter die Leiter trauen, um ihr den Rest zu geben. Beklommen betrachtete sie das große Gerät an der Wand. Dann fasste sie sich ein Herz, schob den Sessel etwas seitlich der Aufhängung unter die Leiter so, dass der Ausgang des Sessels von der Leiter wegführte und wuchtete sie von dem anderen Haken herunter. Dabei gab sie der Leiter einen Schubs in den Raum hinein, indem sie sich mit dem Rücken gegen die Wand stemmte und die polterte dann auch brav weit weg von Emma auf den Boden.
[ 5] »Puh, geschafft.« Emma ließ sich erschöpft in den Sessel sinken. Sie schwitzte ordentlich und brauchte nun wirklich dringend etwas zu trinken.
[ 5] Sie brauchte die Leiter nur noch zum Loch zu ziehen und hineinkippen zu lassen. Ein wenig musste sie noch manövrieren, damit die Leiter am Tischbein gebremst wurde und nicht ganz in das Loch hineinrutschte. Dann stand sie fest und Emma kletterte hinunter.
[ 5] Erst mal etwas trinken. Dann weitersehen. Vielleicht gab es hier ja sogar etwas zu essen? Sie nahm den Becher vom Tisch und füllte ihn mit Wasser. Ahhh, köstlich! Sie wusste gar nicht, dass Leitungswasser so gut schmecken konnte. Das lag wohl daran, dass sie so hart dafür hatte arbeiten müssen. Als sie gerade den zweiten Becher leertrank, hörte sie, wie die Kellertür aufgeschlossen wurde und freute sich: Nun würde alles gut werden! »Hallo? Ich bin hier unten! Ich wollte nur …«
[ 5] Grenzenloses Entsetzen packte Emma, als sie sah, dass die Leiter heraufgezogen wurde. Bevor sie noch begriff, was da passierte, wurde die Klappe zugeklappt und sie hörte, dass der Teppich darübergezogen wurde. – Nicht zu fassen! War sie denn in einem Gruselfilm gelandet? »Hilfe! Hilfe! Hiiilfeeee!« – Emma hatte ein dumpfes Gefühl in den Ohren. Es hörte sich an, als könne nicht mal der Mensch in dem Kellerraum, der ihre Leiter geklaut hatte, sie hören. Sie war wieder ganz allein, allein in völliger Dunkelheit. Solch eine Dunkelheit hatte sie im Leben noch nie gesehen. Es war vollkommen schwarz und vollkommen still. Es roch weniger nach Keller als oben in dem Raum, aber frisch war die Luft nicht, irgendwie alt. Und ein komischer Geruch, den sie nicht kannte, lag darin, vielleicht eine Chemikalie? Oder mehrere? Dummerweise hatte sie sich nicht im Raum umgesehen, als sie noch die Gelegenheit dazu hatte. Dazu war sie zu durstig gewesen.
[ 5] Der Becher hatte auf einem Tisch gestanden. Den fand sie auch im Dunkeln leicht und setzte sich erst mal darauf, besser als auf den kalten Kellerfußboden. Sie lehnte mit dem Rücken an der Wand starrte in die Dunkelheit. Als die Kälte von hinten in sie hineinkroch rollte sie sich auf dem Tisch zusammen. ›Nur mal kurz ausruhen‹, dachte sie, wollte im Liegen überlegen, was sie tun könnte, schlief aber sofort ein.
 



 
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