Liebe Wirena!
Erstes Problem: Gehört es wirklich unter "Ungereimtes"?
"Transformation" - der Titel weckt die Erwartung, hier würde eine Verwandlung aufgezeigt. Diese Erwartung wurde, so oft ich es bisher gelesen habe, enttäuscht.
Der Himmel im Herzen
hinter der Mauer
von Leid, Krieg, Hunger und Frust
schmückt Himmel mit Sternen
zur Freude nur.
wo nun? im Herzen oder hinter der Mauer der vier apokalyptischen Reiter? und wieso sind die eine Mauer?
und hinter dieser Mauer schmückt der Himmel - wen? die Himmel. Himmel schmückt die Himmel mit Sternen.
Das ist so wirr, daß es diesen [blue]Himmel-Himmel-Kurzschluß[/blue] bildet und insgesamt kaum etwas sagt, und das bißchen, das es sagt, ist nicht besonders originell: "Himmel schmückt (Himmel?) mit Sternen".
Und das "zur Freude nur". Bist Du sicher, daß der Himmel nur das Wohlbefinden eines Menschen im Auge hat, wenn die Sonnen in ihm geboren werden?
Der Spinne weben
einziger Zweck
zu fangen Tropfen von Tau
Diamanten funkelnd prangen
im lichtvollen Morgengrau.
Das "Weben" ist substantivierter Infinitiv, also Substantiv, und muß großgeschrieben werden (es sei denn, Du schreibst auf internationale Weise alles klein, was weder Name noch Geographiebegriff ist).
Es ist eine mythische Spinne, sie fängt nicht Insekten, sondern Tautropfen. Und sie verfolgt dabei Zwecke wie ein wollendes Individuum, d.h. nur einen "einzigen". Sie muß mythisch sein, eine Göttin.
Das "Morgengrau" klingt wie ein gezwungener Reim. Eigentlich funkeln im Morgengrau keine Tautropfen, die haben ihre prismatische Bleikristallwirkung erst, wenn die Sonne hindurchblitzt.
Bis kraftvoll die Sonne erinnert
das Eden nicht hier
Leid, Krieg, Hunger und Frust
gezüchtet durch Gier.
Ist es wirklich die Sonne, die daran erinnert, daß (alte Schreibweise, heute: "dass", aber auf keinen Fall "das") Eden nicht "hier" ist? Und auf welches "hier" verweist Du? Es gehört zu den Standardsprüchen der Jedermannstheologie, daß der Himmel im Hier-und-Jetzt liege. Wo denn sonst.
Oder im Sonnenlicht. D.h. die Sonne erinnert daran, daß der Garten hier ist. Wo denn sonst.
Aber Du zählst die Früchte eines anderen Gartens auf: Dort werden vier schlimme Finger an einer Hand abgezählt. Und sie seien durch "Gier" gezüchtet worden.
"Leid" könnte als Nichtbefriedigung aus Befriedigungsgier entstehen, ja.
"Krieg" kann durch verschiedene Arten von Gier verursacht sein, z.B. durch Rachegier, oder Gier nach der Frau, die ein trojanischer Prinz entführt hat, oder durch Gier nach Gerechtigkeit oder Gier nach Hilfe für diejenigen, die "Hilfe" gerufen haben. Letztere beide werden aber selten als "Gier" bezeichnet. Gerechtigkeitssinn und Hilfsbereitschaft haben mit triebgesteuerter Gier wenig gemeinsam.
"Hunger" entsteht weniger durch Gier, als daß er selbst eine ist. Die Gier nach Nahrung entsteht nicht aus einer (anderen) Gier, sondern aus dem Mangel an Nahrung.
"Frust" wird durch "Gier" "gezüchtet"? Aber wir hatten schon das ernste "Leid", im Vergleich damit sieht der Frust aus wie selbstmitleidige Langeweile.
Ich stehe etwas ratlos da, denn nichts hat sich tranformiert. Unbefriedigt, denn meine Gier nach guter Sprachmusik hat nur Frust gezüchtet.
grusz, hansz