Trunkenes Wort (gelöscht)

T

Thys

Gast
*** Abschlussbericht ***

Das Thema wurde diskutiert. Einigung wurde gefunden.
Braten fällt aus ohhhhhhh... Blümchen bleiben leben ahhhhhh
 

R. Herder

Mitglied
Also ist dieser Text tatsächlich ernst gemeint?
Schade. Ich dacht du wolltst und verarschen.
Dafür hätt er nämlich gereicht.
 

Franzi

Mitglied
@ Thys: Das ist ja noch schlimmer ... dann lieber Hasenbraten .... bin kein Blümchen ... (dichter ... ) ... glaube ich .... zumindest ... :D
@ Rene: An wen richtet sich dein Beitrag, an den Gedichteurheber oder an einen der Kommentatoren ?
LG, Franzi
 

Ellen

Mitglied
Trunkenes Wort

Also zuerst einmal Hallo :)

Dann so wie ich den Text verstehe fängt er also
mit dem Wort Morgen an (etwas Schlaftrunken?,könnte ich mir vorstellen,durch deinen Titel). Wenn dem so ist, ist das andere also eine Folge von Beobachtungen die dem ersten Wort nachfolgen und alles was sich zeigt trägt wieder ein Wort einen Namen, ein Benennen.

Mir gefällt es.

[blue]auf die kleinen Atemzüge,
die rennend um Ecken biegen.[/blue]

mag ich sehr diesen Ausdruck (Menschen unterwegs vielleicht zur Arbeit oder Schule)
 

Kohlibri

Mitglied
Mit Freude bemerke ich hier lyrisches Potenzial und jede Menge bunte und zielgerichtete Kreativität. Es ist schön jetzt mal wieder dazu stoßen zu können.

Meine Biographie will jetzt nicht zwangsläufig etwas damit zu tun haben, was meine Hände verbrochen haben...da war ja schließlich dieser Foucault, aber den wollen wir erstmal weiter schlummern lassen.

Ich versteinere meine Miene
rutsch mir den Buckel
hinunter:

Jetzt bin ich
bereit


Mein Wort ist mein Haustier.
Wie schreibt Musil im “Mann ohne Eigenschaften”:
"Worte springen wie die Affen von Baum zu Baum, aber in dem dunklen Bereich, wo man wurzelt, entbehrt man ihrer freundlichen Vermittlung."

Ich könnte es mit der Angst zu tun bekommen - mein Haustier eine wilde Bestie?
Wer wen an der Leine spazieren führt - etwas für die Welt der Unklärbarkeiten.

Paul De Man schreibt in den “Allegories of Reading”:
“Das Selbst kann als Selbst nur bestehen, wenn es
sich in den Text verschiebt, der es negiert.”

Lesen heißt ignorieren, heißt übergehen, heißt verfremden und nicht verstehen. Lesen aber könnte auch bedeuten den Rockzipfel des Himmels anfassen, im Geiste Mozarts Hände bewegen oder in Dürrers Fingerspitze an Michelangelo denken oder von Rembrandt beleuchtet werden... Lektüre sollte uns ansaugen und durchwirbeln, durch uns selbst begleiten, uns verstehen lehren, uns verstellen lernen, durch zukünftige und vergangene Leben scheuchen, in Abgründe schupsen und dann wieder mit den Händen des Wissens aus dem Sumpf ziehen

Ich bin weiter sehr ernsthaft, “graule das Kleinhirn zwecks Bestrebung” (Pastior), murmele ein wenig Celan in mich hinein und in die Außenwelt.
Der Text weigert sich doch im Dienste der Wirklichkeit zu stehen und die Rolle zu spielen, die ihm seit Aristoteles zugedacht wird: Dichtung ist nicht Mimesis, keine Repräsentation; sie ist Realität, Poetische Realität freilich.

Kramt eure Ausgaben des “Meridian” hervor, rennt schreiend in Buchläden, Bibliotheken und leset:

“Vielleicht - ich frage nur -, vielleicht geht die Dichtung, wie die Kunst, mit einem
selbstvergessenen Ich zu jenem Unheimlichen und Fremden, und setzt sich - doch wo?
doch an welchem Ort? doch womit? doch als was? - wieder frei?”

Celan betont: das Gedicht hat “seinen Grund in sich selbst”.

So,
um jetzt noch den Bezug zu einem Monty Python-Sketch herzustellen...denn wer Pathos liebt verdient die Konsequenzen.
Ein weiterer Ausspruch Celans:

“Ich stehe auf einer andern Raum- und Zeitebene als mein Leser; er kann mich nur
‘entfernt’ verstehen, er kann mich nicht in den Griff bekommen, immer greift er nur die
Gitterstäbe zwischen uns: Und dieser durchs Gitter ‘freigegebene Blick’,
dieses ‘entfernte Verstehen’ ist schon versöhnlich, ist schon Gewinn, Trost, vielleicht
Hoffnung. Keiner ist ‘wie’ der andere; und darum soll er vielleicht den andern studieren,
sei’s auch durchs Gitter hindurch. Dieses Studium ist mein ‘spirituelles’ Dichten, wenn
Sie so wollen.” (Paul Celan)

Ja, einmal Sprachgitter und zurück in die Zukunft,
schwimmt doch freihändig durch das trunkene Meer
oder fahrt umher mit dem “bateau ivre”

Ich bin nur ein armer Schreibender, der sich selbst viel zu ernst nimmt,
ständig daran verschluckt.
Was sag ich denn gegen Mallarmé:

“Ja, in der Tat, die Literatur
existiert und, wenn Sie wollen,
als das einzige - unter Ausschluß
von allem anderen.”


Ja, Schmetterling und Eichhörnchen
mögen den Pansen des hauseigenen
Schäferhundes ebenso gerne wie die
Dunkelheit sich im Licht verliert

Große Astrologen voll auf Dro
genial wie sich hier die Gestirne
die Kante geben.

“Le Ciel est mort” (Mallarmé)

Bitte seid so gut, ich meine
hier soll ja niemand mit dem
Zaunpfahl erschlagen werden
und lasst das Ganze nicht zum
“Fluß ohne Ufer” werden
es sei denn aufgrund des
“Fluß ohne Ufer”



Schlaftrunkene Grüße
y “yo no soy yo.
Soy este” (Jiménez)

Kohlibri
 
T

Thys

Gast
Wow... jetzt find ich den Text toll.
Und so viele Zitate. Das haut mich um :)
 
T

Thys

Gast
*lach* Sowas machst Du? Hmmm... Bringst Du mir mal so einen roten Flitzer vorbei, bevor Du ihn demolierst. Möchte so ein Teil auch mal fahren :)
 

Franzi

Mitglied
Ich finde es geil, dass einem jetzt hier mal so richtig die Literatur um die Ohren gehauen wird (Kohlibri, hast du zufällig einen Gedichtband von Celan, den du mir ausleihen kannst??), und dass man jetzt hier echt was lernen kann! Ich freue mich auf weiteren intellektuellen Austausch, auch wenn ich glaube, dass dieser bei so viel Belesenheit sehr einseitig bleiben wird :eek:
Der Text gewinnt enorm dazu ...
LG, Franzi
 

Kohlibri

Mitglied
Ich hätte da jetzt "Die Gedichte" (in einem Band)
und die Tübinger Ausgabe im Angebot....viel zu lesen.
Wie wäre es mit einer von mir erstellten Celan-Anthologie
(ist erst ein paar Monate alt)?
 

R. Herder

Mitglied
Oh - mein - Gott.

Oh -- mein -- Gott!

Ich weiß nicht, ob lachen, ob weinen.
Wohl lachen, denn: sie wollte - offensichtlich - uns doch bloß veräppeln. Kohlibri, fallen dir auf die schnelle noch ein paar Namen ein, die so gar nichts mit deinem lallenden Wortapparat zu tun haben wollen?
Wenn der Dichter sich gleich seine eigene Theorie besorgt, ists um ihn geschehen. Céline und Bukowski haben das gewusst. Verdammt! Jetzt fallen mir auch schon ritterliche Namen aus dem Maul. Ist Namedropping gar ansteckend?
 

R. Herder

Mitglied
Ich war grad im Garten, Unkraut zupfen, und kann deshalb mit Fug und Recht behaupten: ja, gibt es. Nämlich Unkrautzupfen.
 

Ellen

Mitglied
Trunkenes Wort

[blue]Ich bin weiter sehr ernsthaft, “graule das Kleinhirn zwecks Bestrebung” (Pastior), murmele ein wenig [/blue]

:D gefällt mir auch
 

mori

Mitglied
Hmmm.....

ich schmunzele mal mit euch, will gar keine Interpretaton im Detail. Es gibt wortakrobatische Texte, die ich einfach nur einatmen möchte und schlucken, unzerkaut...

äh...was ich sagen wollte:
Gefällt mir !!! (Nur die Straßenlaterne kann ich nicht unterbringen).

Liebe Grüße

Annette
 



 
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